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17.06.2020 | cool bob meint : ein Binsenkommentar von diesem SZ-Cornelius, da kann ich nur zustimmen! |
17.06.2020 | crsp meint : binsenwahrheiten als Kommentar ausgeben, wie billig! |
17.06.2020 | Fehlsch Uss meint : Ein Kommentar, der einen Sachverhalt, ein Fehlverhalten, einen Vorgang, eine Haltung auf den Punkt bringt, ist wie ein Schuss ins Schwarze. Ein Kommentar, der das nicht leistet, der womöglich abschweift, der nebulös bleibt, ist ein Fehlschuss, weil er letztlich niemandem weh tut, niemanden betrifft und somit keinen Impuls zur Klärung, gar zu einer Veränderung bietet. So einen Kommentar-Fehlschuss leistet sich Stefan Cornelius in der Dienstagausgabe der SZ. Es geht darum, dass Verantwortliche der ARD drauf und dran waren, ungefiltert und nicht kenntlich gemacht chinesische Staatspropaganda in einer Dokumentation auszustrahlen; sicher einer der kapitalsten Fehler, den ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der zu Belebung und Erhalt der Demokratie erfunden worden ist, machen kann und der durch nichts zu entschuldigen ist; der keine Quantité négligeable ist; der darauf hindeutet, dass die Verantwortlichen bei der ARD sich ihrer fundamentalen Aufgabe nicht bewusst und somit fehlbesetzt sind und nicht weiter ihre Funktionen ausfüllen dürfen. Es geht also um demokratisch essentielle Verantwortung an Positionen eines durch eine Zwangsgebühr finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks, es geht um ein Handeln wider die Interessen der Institution. Aber der SZ-Kommentar dazu ist überschrieben „Bilder lügen doch“, also mit einer Binsenweisheit zumindest heute in Zeiten von Fotoshop und Green Screen, aber auch schon viel länger gibt es das Thema der optischen Täuschung, der Fata Morgana und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen werden schon mal Schweissflecken einer prominenten Politikerin wegretuschiert; also alles andere als ungewöhnlich. Und dass Staaten zu allen Mitteln greifen, um das Bild von sich unter Kontrolle zu halten, ist nun auch grad nichts Neues, nicht in Deutschland mit der Olmypiade in Berlin von 1938, nicht in Russland mit den Potemkinschen Dörfern. Auch diesbezüglich schlingert der Cornelius-Kommentar in Allgemeinplätzen, statt dass er sich die Verantwortlichen vornimmt, die mit Zwangsgebührengeldern - auch von demokratisch gesinnten Mitbürgern! - chinesische Staatspropaganda kaufen und diese nicht als solche kenntlich machen; ein Verbrechen am Gedanken der Demokratie. Pikant am Kommentar ist vor allem: es war die SZ selber, die schon vor einer Woche auf den heraufziehenden Skandal aufmerksam gemacht hat und es war wieder Lea Deuber, die am vorgesehenen Sendedatum, am Montag, nachgelegt hat in einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übriglässt und die vermutlich ausschlaggebend gewesen sein dürfte, dass der SWR als die verantwortliche Sendeanstalt noch am Montag Vormittag entschieden hat, die Sendung abzusetzen; allerdings, das wäre einen weiteren, heftigen Kommentar wert, unter peinlichen Ausflüchten. Da die SZ bekanntlich am Tropf des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes hängt, versuchte Stefan Cornelius mit seinem Kommentar wohl ein Entschärfungs- und Ablenkungsmanöver; was als Fehlschuss rüberkommt. Wobei die Diktatur-Doublage perfekt wäre, wenn der Inseratenkunde BR der SZ drohen würde, weniger oder kleinere Annoncen oder gar keine mehr zu schalten, wenn die SZ weiter so kritisch über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk schreibt. |
16.06.2020 | Bestimmungswechsel meint : Anfangs war sie verpönt, die Zwangsmaske, zu offensichtlich ward die Vorschrift als politische Disziplinierungsmassnahme wahrgenommen; kam sie doch erst, als die Pandemie bereits am Abflauen war. Wenig überzeugend auch, als viele Politiker selbst sich nicht an die Maskenvorschrift halten. Inzwischen hat sich das Verhältnis zur Maskenbevormundung geändert. Lustigerweise konträr in der Stadt und auf dem Land. In der Stadt ist die Maske inzwischen zum schicken, coolen Accessoire geworden. Der Städter zelebriert die Maske geradezu als urban. Er trägt sie lässig. Und wenn er sie nicht vorm Mund hat, dann wie eine Auszeichnung am Arm oder am Jackett oder um den Hals oder wie eine Trophäe in der Hand. Noch nicht gesichtet wurden Masken, die wie Sonnenbrillen auf die Stirn geschoben werden. Eine starke Strömung in der Haltung zur Zwangsmaske ist auch diejenige, die das Vermummungsverbot auf die Schippe nimmt und es als ausdrücklich stark herausstellt, eine Maske, die fast das ganze Gesicht bedeckt und nur noch einen Spalt für die Augen freilässt; ein ironischer Hinweis auf die Burkadiskussion, das ist das Non-Plus-Ultra an Sophisticated. Inzwischen gilt es als unschick, in der Stadt ohne sichtbare Maske herumzulaufen. Wobei ein modischer Wettbewerb zwischen den verschiedensten Maskenmodellen und -stoffen in Gang gekommen ist. In der Stadt gilt das Tragen von Maske als Beweis von Eleganz. Auf dem Land hingegen ist der Maskenzwang verpönt. Man hält sich ungern daran. Von der Stadt aus besehen hat das etwas Ländlich-Einfältiges im besten Sinne aller möglichen Vorurteile. Wer in der Politik kaum Maske trägt wie die Kanzlerin beispielsweise, wirkt inzwischen wie eine Landpomeranze. Die urbane Maske dagegen ist dabei, zum Statussymbol zu avancieren; sie kann sogar zum Luxusgut werden. Es hat eine Umwertung der Zwangsmaske stattgefunden; sie hat sich zum Lifestyle-Element gemausert – sie ist dem Diktat der Politik entfleucht und hast sich selbständig, unabhängig gemacht – die Zunge, die sie der Politik rausstreckt, die sieht man unter der Maske nicht. |
15.06.2020 | Die Schneise meint : „Die Schneise“ könnte ein prägendes Element von Münchner Fussgängerzonen (abgekürzt: FuZos) genannt werden. Es ist dies ein mindestens zehn Meter breites Niemandsland, auf dem sich nichts befinden darf, weder Stuhl, noch Bank, noch Baum noch Topf, kurz: nichts, was zum Verweilen und Innehalten einlädt. Es ist dieser Streifen, der frei bleiben muss, einerseits für die erhofften Shopper-Massen, vor allem aber für die Sicherheitsanforderungen der Feuerwehr. Denn die hat oft zu tun, muss mit einem Löschzug anrücken, da moderne Sicherungssysteme so empfindlich sind, dass sie andauernd zu Fehlalarmen neigen, wie im Gebäudekomplex mit dem REWE und dem MIO-Hotel im neuen FuZo-Stück der Sendlinger Strasse zwischen Sendlinger Tor und Hackenstrasse. Hier zieht sich diese Sicherheitsschneise vom Sendlinger Tor herkommend erst rechts und beim Knicks in der Mitte wechselt sie die Strassenseite und geht links weiter an der Asamkirche vorbei. Das Stück Strasse, was die Schneise rechts, resp. links übrig lässt, das könnte der Relax-Streifen oder nach modernem Pup-up-Sprech „Cool“-Streifen genannt werden. Dieser Cool-Streifen ist zuständig für die Aufenthaltsqualität im FuZo-Stück, was immer das bedeuten mag. Hier hat die Stadt, es soll ja auch ein Schön-Streifen sein, dankenswerter Weise 8 prachtvoll bestückte Blumentöpfe und zwei Töpfe mit herrlichem Buschwerk aufgestellt und um diese herum waren je zehn Stühle angekettet; davon wurden allerdings kürzlich je 8 wieder entfernt; obwohl doch diese Sitzanordnung der Ruhesuchenden mit dem Rücken zu einander wenig Risiko für Infektionsansteckungsketten bietet. Ferner stehen im „Cool-Streifen“ 6 Bäume, 5 davon neu gepflanzt. Um vier davon sind Sitzelemente, mit dem Rücken zum Baum kreisförmig verbunden und am Boden verschraubt, bei den beiden Bäumen an den beiden Enden des Strassenstückes sind es je 12 Sitze und bei den beiden mittleren Installationen je 8. Merkwürdigerweise fehlen bei diesen die vier Sitze, die zur Schneise gewandt sind (und diese somit zum Laufsteg machen könnten). Im Cool-Streifen ist ferner ein Miniwasserspender mit Trinkwasser fest aufgebaut worden. Zwischen Relax-Streifen und Schneise zieht sich eine Linie von Strassenlaternen und auch eine Wasserablaufrinne mit gelegentlichen Abfluss-Schächten. Neben jeder zweiten Laterne steht ein voluminöser Mülleimer mit breiter Zigarettenausdrückumrandung. Zudem befinden sich in diesem Strassenstück ein Briefkasten der Post sowie über ein halbes Dutzend stummer Zeitungskästen. An Mitleid und Barmherzigkeit appellieren regelmässig einige wenige Stammbettlerinnen und -bettler. Der Spielraum zu einer ansprechenderen Gestaltung des Relax-Streifens dürfte minimal sein, da die Feuerwehr ja auch zu den Häusern dahinter Zugang haben muss im Fall der Fälle. Aber es gibt noch Spielraum! Denn die Aufenthaltsqualität im Cool-Streifen, die von allen Seiten gefordert wird, ist aktuell, speziell nach Entfernung von 80 Sitzgelegenheiten, als bescheiden zu bezeichnen und sicher nicht den Anforderungen an eine wohnliche Stadt, an eine liebenswerte Stadt, an eine freundliche Stadt genügend. Insofern wäre es im Sinne einer lebenswerten Stadt wünschenswert, dass die Stadt auf den Antrag der Stadtratsfraktion von ödp und Freien Wählern für eine „coole“ Sendlinger Strasse mit Aktion und nicht mit einer abschlägigen Antwort reagieren würde. |
14.06.2020 | Kuh - h - uhl meint : Dem einen sein Uhl ist dem anderen sein Kuhl, sein Cool, seine „Coole Strasse“. Zu einer solchen soll jetzt die FuZo Sendlinger Strasse auf Initiative der ödp und der Freien Wähler „in diesem Sommer temporär“ aufgewertet werden. Unter „cooler Strasse“ verstehen die Initianten, das teilen sie in einem Schreiben an den Münchner OB Dieter Reiter mit, „Die Fussgängerzone mit Elementen, die der Abkühlung der Umgebungstemperatur dienen (Bepflanzungen, Beschattungsmassnahmen, Brunnen, Wasserspiele etc.), auszustatten. Um die Aufenthaltsqualität weiter zu steigern, sollten zusätzliche Sitzgelegenheiten geschaffen werden“. In die Planungen sollen „der Bezirksausschuss und örtliche Gewerbetreibende, Gastronomen, Vereine und Kunst- und Kulturschaffende“ einbezogen werden. Und hier hakt es schon mal. Die Initiatoren machen den gleichen Fehler wie die Stadt bei ihrer Planung für die FuZo, 30 Jahre lang hat das Gewerbe davon geredet und dabei völlig übersehen, dass allein in dem Strassenstück zwischen Sendlinger Tor und Hackenstrasse um die 320 Haushalte und somit jede Menge Anwohner leben, viele mit dem Schlafzimmer zur Sendlinger Strasse hinaus. Dieser Planungspfusch hat zu einer mehrjährigen Verzögerung und einer immensen Verkomplizierung des Verfahrens geführt, mit dem Resultat, dass immerhin 6 neue Bäume gepflanzt, einige Blumenkübel und ein Miniwasserspender aufgestellt wurden sowie schätzungsweise über hundert Sitzgelegenheiten. Der weitere Planungsfehler der Stadt, nämlich die Bächliidee, die zuerst belacht, dann von manchen Seiten ernsthaft ventiliert wurde, mit leichtfertigen Ausreden zu verwerfen, dürfte wohl zu der vorliegenden Initiative der Stadträte Hans-Peter Mehling, Tobias Ruff und Dirk Höpner geführt haben; denn im Sommer heizt sich die Strasse mit dem nigelnagelneuen Belag enorm auf. Die Initiative trifft auch insofern einen wunden Punkt, als die Stadt eben, während OB Dieter Reiter mit Bierwerbung in Form von Fotos einer Brauereieröffnung (reizvoll: Bier als enthemmendes und also Coronaansteckungsketten förderndes Produkt) beschäftigt war, durch die Stadtgärtner je 8 von zehn Sitzgelegenheiten, die um die Blumentöpfe befestigt waren, wieder hat entfernen lassen, insgesamt 80 Stück, damit die Aufenthaltsqualität dieses FuZo-Stückes auf Kaufinger Strassen-Niveau zurechtstutzend. Was die Gastronomie betrifft, so sollten die Initianten sich bewusst machen, dass der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel im ständigen Kampf sich befindet mit dem Wunsch der Wirte, die Freischankflächen auszuweiten. Was die Anzahl Sitzgelegenheiten betrifft, könnte die Stadt sich vornehmen, nicht mehr Freischanksitzplätze zu genehmigen als öffentliche Sitzgelegenheiten angeboten sind. Die Initiatoren täten gut daran, sich bewusst zu machen, dass die Strasse mit den vielen Haushalten auch eine Wohnstrasse ist, dass also jede Entwicklung zu vermeiden wäre, die dazu führte, dass aus dem Strassenstück eine Partymeile würde, eine Entwicklung die am Gärtnerplatz immer wieder zu Ärger führt. |
13.06.2020 | Flunkerz Ahlen meint : Flunkerzahlen werden oft in die Welt gesetzt. Und sie verpuffen im Nirgendwo. Wenn aber „Wissenschaftler“ Zahlen flunkern, dann ist es wissenschaftlich und verdient hinausposaunt zu werden. So eben geschehen mit den Zahlen von über 3 Millionen oder auch nur einer halbe Million. So viele Menschen nämlich, hat ein Text behauptet, der in den Medien verbreitet worden ist, wären wohl an Corona gestorben, wenn die Bundesregierung nicht diese rigiden, wirtschaftszerstörerischen Massnahmen ergriffen hätte, wenn sie nicht diesen Lockdown verordnet hätte, der ein kracherter Knockdown von Wirtschaft und Gesellschaftsleben war, der eh schon einsame Menschen in Alten- und Pflegeheimen noch mehr vereinsamen liess, der das ganze Kulturleben zum Erliegen gebracht hat. Hört, hört, ist man versucht zu raunen, hört, hört, es hätte viel schlimmer kommen können, hört, hört, sagen die Zahlen, wie gut waren doch diese brutalen Massnahmen; versucht gar nicht erst Bundesregierung oder Landesregierungen oder die sie beratenden Virologen zu kritisieren – Mundhaltzahlen. Bloss, wie kommen diese Zahlen, die Zahlen der Nichttoten, zu Stande? Es scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, solche Zahlen auch nur annähernd zuverlässig zu errechnen, es sind Konjunktivzahlen, Flunkerzahlen, vermutlich reine Flunkerzahlen, denn kein Mensch weiss, wie das Virus getobt hätte, wenn die Massnahmen nicht ergriffen worden wären. Kein Mensch weiss aber auch, ob es nicht vielleicht genügt hätte, nur Massenveranstaltungen, die viel heisse Nähe vieler aufgeheizter Menschen hervorbringen, abzusagen. Vielleicht wären nicht mehr Menschen Opfer geworden, wenn Kinos, Theater und Konzerte ungestört weitergelaufen wären, wenn die Gastronomie weiter geöffnet hätte, wenn die Schulen weiter geöffnet geblieben wären, vielleicht mit Konzepten, wie sie jetzt beim Abebben der Pandemie von den Hygienebürokraten vorgeschrieben werden. Wer gibt denn solche „wissenschaftlichen“ Konjunktiv-Untersuchungen in Auftrag? Vermutlich steckt die Regierung dahinter, die angesichts der sich erst allmählich krass abzeichnenden Folgen ihrer Antiviruspolitik, schon mal versucht, Kritik zuvorzukommen, Kiritker präventiv zum Schweigen zu bringen. Denn diese Folgen werden noch deutlich gravierender werden. Darauf deuten die wilden Pendelbewegungen von Börsen und Kursentwicklungen bei Währungen hin, die Finanzmärkte, die irritiert scheinen wie selten zu vor. Weil so ein Sommertag wie gestern bedeutet noch keine Hausse, erst recht nicht angesichts der Serie von Regentagen, die professionelle Prognostiker, wie die Meteorologen – und keiner Todeszahlenflunkerer! - ankündigen. Die Flunkerzahlen der verhinderten Coronatode dürften eher eine pseudowissenschaftliche Nebelkerze sein im Interesse der Regierenden und ihrer Berater, die schwere Wolken am wirtschaftlichen Horizont heraufziehen sehen, womöglich gesellschaftliche Verwerfungen; die die Coronapolitik noch stärker ins Kreuzfeuer stellen werden. Nur sind Flunkerzahlen kaum das geeignete Mittel für eine solche, gebotene Auseinandersetzung. |
12.06.2020 | Pos Ten meint : Müssen wir immer überall unseren Senf posten in den Weiten des Netzes? Gibt es dort irgendjemanden, der auf weiteren Senf wartet? Oder gibt es nur Klickzähler, die nicht eine Gegenmeinung, sondern nur die Anzahl Klicks zählen, die, ob durch Menschen oder Bots, egal, generiert werden? Gibt es irgendwo im Netz eine ernsthafte Auseinandersetzung grundsätzlich demokratischer Art? Oder gibt es nur den Wettbewerb, wer die meisten Follower als Rattenfänger mit seiner Schlamei bezirzen und hinter sich einreihen kann? Geht es nur um das physische Gewicht solcher Zahlen? Können wir nicht als „schweigende“ Mehrheit auf Senfabgabe im Netz verzichten, wie auch auf Senfaufnahme? Je lauter und gehässiger einer ins Netz schreit, ist er desto gewichtiger? Sicher, wo ich eine Position mit Texten besetze, da kann nicht gleichzeitig ein anderer sein – allerdings relativiert sich das angesichts der unendlichen Weiten im Netz. Die Angst vor der Morallosigkeit und der Perfidie des Netzes und der Ruf nach Regulierung. Es gibt Leute, die wollen aus den Zwangsgebührengeldern für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Plattform für irgendwas einrichten, so genau wofür, das geht meist in pseudowissenschaftlichem Kompliziert-Sprech unter. Sie wollen damit Qualitätsjournalismus fördern. Dabei ist der doch längst im Netz, jener der entsprechenden Zeitungen, jener der entsprechenden Rundfunkredaktionen. Es ist nicht nachvollziehbar, was sie damit bezwecken. Wollen sie den Zugang kontrollierend bündeln? Wollen sie ein bürgerliches Bollwerk im Netz errichten, eine Festung wie einsten Quasr al Heir in der syrischen Wüste? Und wer unterscheidet, was der Unterschied zwischen Qualitätsjournalismus und Hetze, Ideologie, Fakenews ist? Die Pusher der Idee solcher Medienplattformen täten gut daran, sich dafür einer Sprache zu bedienen, die auch ein Normalsterblicher vesteht, sonst geraten sie selbst in Ideologie- oder Geheimwissenschaftsverdacht. Dazu könnte hilfreich sein, sich auf die Gründungsgedanken des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes zu besinnen und der Gründungssituation. Die war geprägt durch die Katastrophe und die Menschheitsverbrechen im Zweiten Weltkrieg, ausgelöst durch die Deutschen. So etwas sollte nie wieder passieren, nie wieder aus Deutschland kommen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk war gedacht als Feuerwehr, wenn es irgendwo undemokratisch zu brennen anfängt, wenn Populismus der Demokratiekultur zur Gefahr wird. Das ist längst passiert, trotz inzwischen sehr teuer gewordener Feuerwehr. Das mag auch mit dem Netz zu tun haben; insofern ist es schon sinnig, zu überlegen, wie dem im Netz begegnet werden kann, wie die privatistische Netzöffentlichkeit demokratisch zur Raison gebracht werden kann. Ob dazu allerdings die Idee einer Medienplattform hilfreich ist – das ist leider den Texten von deren Erfindern und Promotern nicht zu entnehmen. Und es kann ja nicht darauf hinauslaufen, dass diese Medienplattform im Netz eine Monopolstellung zugewiesen bekommt, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk in den Anfangsjahren in der Öffentlichkeit hatte, bis die privaten Konkurrenten, speziell beim Fernsehen, aufkamen und damit einen deprimierenden Niveausenkungswettbewerb in Gang gesetzt haben, die mit den Ruf des öffentlich-rechtichen Rundfunkes und seiner steten Forderung nach mehr Geld, ruiniert haben. Das Netz eröffnet unedlich viele Möglichkeiten. Der Mensch hat seine Netzkultur noch nicht gefunden. Das kulturell-politische Establishment hat noch keine Antwort auf die grenzenlose Freiheit des Netzes gefunden; es sieht seine Felle davon schwimmen. Dabei ist das bürgerliche Gesetz hier genauso gültig; Hetze, Beleidigung, Rufschädigung, Diskriminierung, Hass etc. haben auch hier keinen rechtsfreien Raum in dieser undendlich weiten öffentlich-nichtöffentlichen Öffentlichkeit. |
11.06.2020 | SZAF meint : Es gibt ja FAS, WAMS, BAMS – das sind alles Sonntagszeitungen, Namensmischungen aus Zeitungstiteln zusammengeknautscht mit „am Sonntag“ oder eben ...amS, Amsel ik hör Dir. Die SZ allerdings konnte sich nicht zu einer Sonntagszeitung SZAMS durchringen (hört sich einfach nicht gut an) oder die Finanzen haben es nicht hergegeben, es müssen ja nicht alle immer dasselbe tun, wir brauchen nicht die mediale Herde im Lande der Heuler. Aber was Spezielles sollte es schon sein; hat sie auch die SZ, hat sie sich auch ausgesonnen in ihrem Hultschineroberstübchen, sie hat jetzt eben nicht die AMSel, sondern den AF, den Affen aus dem Hut gezaubert, jetzt heisst die Ausgabe SZ AM FEIERTAG, kurz SZAF. Vielleicht gibt es das ja schon lange, aber ist erst jetzt aufgefallen? Kleiner Corona-Gag, wobei der Gag der ist, dass er sich mit dem Titel schon erschöpft, ansonsten ist die Ausgabe wie halt so eine Ausgabe ist, die den Mittwoch und den Donnerstag bedienen muss. Erfreulich, dass nach langer Kulturpause jetzt wieder SZ-extra mit den Veranstaltungen dabei ist, deutlich mägerer zwar also vorher, coronagerupft. Dass über das Schreiben als solches, als Prozess geschrieben wird, ist eher selten in einer Tageszeitung, ist jetzt auch nicht SZAF-bedingt, sondern zu finden in einem Geburtstagsinterview von Willi Winkler mit Theo Sommer (alte Herren unter sich). Der spricht von der Faszination des Schreibens, wenn man am Anfang eines Textes nicht wisse, was am Schluss herauskommt. Was nun mit einem Text über das neue Kürzel SZAF, wie, wenn der Schreiber sich damit in eine Sackgasse hineinmanövriert, wenn aus der Zitrone einfach nichts mehr herauszupressen ist? Kein Problem, wenn es ein Schreiber ist, der über Zeit verfügt, SZ AM FEIERTAG. Am Wenigerweiher. Am Einlass. Am Aubinger Feld. SZ am Aubinger Feld. Am Birkicht. SZ am Birkicht. Am Gscheidhaferl. SZ am Gscheidhaferl. Am Feuerbächl. SZ am Feuerbächli. Knie. Kosttor. Lüßl. Lilienberg. Am Anschlag. SZ am Anschlag. Am Rande des. An der Schnappatmung. Am Tropf des BR. Früher gabs noch die Abendblätter, SZaA, SZ am Abend. SZ am Coronalimit. Am Amselfeld. SZ in der Hofstatt. SZ am A des Bundespräsidialamtes. SZ am Gängelband von? Gängelung zahlt sich nie aus oder nur als kurzfristiger Vorteil aber mit der Hypothek von Rufschädigung und Glaubwürdigkeitsverlust. In harten Zeiten von Corona ist Verbandelung eine schlimme Fessel, Entfesselung tut not, wird existentiell fürs Zeitungswesen. Entfesselte SZ? Eine Schwalbe, die noch keinen Frühling macht: Lea Deuber überführt den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk des Kaufs von chinesischer Propaganda, einer Corona-Dokumentation des chinesischen Propagandaministeriums. Dafür sollen wir noch Zwangsgebühren entrichten? Ein veritabler Skandal. Kein Votum für eine Erhöhung der Zwangsgebühr. Was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrifft, kommt die SZ sonst überwiegend in argen Fesseln daher. Der Rundfunk tut sich und ihr – und damit der Demokratie - mit den täglichen Annoncen keinen Gefallen. So schlimm manche Verfilzungen sein mögen, an deren Entfilzung könnte man ja arbeiten, noch schlimmer wäre es, wenn es keine SZ mehr gäbe, auch keine AM FEIERTAG, keine SZAF. |
10.06.2020 | die zahlen die zahlen meint : die zahlen die zahlen himmelhoch jauchzend zu tode betrübt die zahlen die zahlen sie blähen sich auf wenn es um rettungspakete umd rettungsschirme geht da kennt die gelddruckerei kein ende und dann tauchen sie auf aus dem coronanebel die neuen geschäftszahlen die absatzeinbruchszahlen die roten zahlen die tiefroten zahlen und im gegensatz dazu spinnen die börsen manche aktien steigen in den himmel wie die tesla und in deutschland bricht der autoabsatz ein der export bricht ein nachdem schon ganze erwerbszweige lahm liegen wo soll da erhohlung herkommen die schnellen förderungen nach ausbruch der epidemie lindern zwar verhindern aber nicht den aufprall es wird ein aufprall die industriegesellschaft wird mehr als nur blaue flecken davontragen sie wird noch lange zehren von corona sie wird die lust auf autos und auf reisen verlieren sie wird von frischgedrucktem geld ab presse sich ernähren wer will noch geld ausgeben wenn keiner mehr eines verdient wenn es nichts mehr zu verdienen nichts mehr zu verkaufen nichts mehr zu exportieren gibt wohin denn in morsche drittstaaten die alle von der coronaepidemie noch mehr gebeutelt sind als wir die kaum noch auf die füsse kommen die millionen von menschen am rand des hungers sehen wo sollen die konsumenten unserer hochentwickelten produkte herkommen jedes land kann beliebig geld drucken irgendwann wird solches geld unattraktiv irgendwann laufen künstlich am leben gehaltene volkswirtschaften sich tot schau schon mal nach libanon nach syrien was der krieg nicht kaputt gemacht hat das macht jetzt das fehlende geld immerhin hat die hiesige gelddruckerei offenbar den vorteil dass sie die effekte der coronakatastrophe verzögert dass der mensch sich an schocknachrichten gewöhnt dass er wie ein tourist durch rotezahlennachrichten krabbelt wen wird es als nächsten erwischen wer geht als nächstes in insolvenz wo gibt es demnächst ein imperium als schnäppchen wo werden sich die nächsten phönixe aus der coronaasche erheben wie weit fallen wir vom lebensstandard betrachtet zurück nur zwei jahre drei jahre vier jahre fünf sechs oder sieben oder gar zehn und elf also bis zurück zur finanzkrise aber es ging uns doch damals schon verdammt gut wenn man sich das mal überlegt wie gut es uns schon vor zehn jahren ging und wie überdreht alles in den letzten zehn jahren mit dem aufschwung nach der finanzkrise geworden ist wie die währungspekulationen blühen dollar rauf dollar runter euro rauf euro runter da stehste nur noch mit grossen augen wie vor einem kaleidoskop und bewunderst die ständig neu sich bildenden zahlen und farbentürme und lallst wie im rausch die zahlen die zahlen die unendlichen zahlen |
09.06.2020 | Verl Ogen meint : Verlogener Gesundheitsminister. Jetzt, wo die Epidemie am Abklingen ist, jetzt wo Lockerungen der rigiden Massnahmen noch und nöcher stattfinden, jetzt, wo die Ansteckungsgefahr kleiner wird, jetzt, wo die Menschen zu Tausenden und Zehntausenden auf grossen Plätzen zusammenströmen, um gegen Rassismus zu demonstrieren, jetzt zeigt dieser Gesundheitsminister sich „besorgt“ wegen allfälliger Infektionen, weil die Menschen den Mindestabstand nicht einhalten würden. Der geneigte Leser kann da nur schallend laut herauslachen ob dieser Heuchelei, dieser Abwesenheit jeglicher Glaubwürdigkeit des Gesundheitsministers. War doch er es selbst – als die Epidemie noch voll am Grassieren war – der sich einen Scheiss um Abstandsvorschriften kümmerte. Nicht nur, dass er sich bei einer Besichtigung mit einem Pulk von Menschen dicht wie die Sardinen (und nicht locker wie bei einer Grossdemo im Freien) in einen engen, schlecht belüfteten Lift gezwängt hat und eitel genug war, sich dabei auch noch fotografieren zu lassen – die Signalwirkung dieses Bildes ist verheerend. Statt sich zu entschuldigen, reagiert der Gesundheitsminister höchst schnoddrig auf das Ertapptwerden. Und so einer will besorgt sein, wenn andere Leute Ähnliches tun, nur viel, viel weniger risikoreich? Zudem ist zu erwarten, dass dieser Gesundheitsminister noch viel öfter ohne Abstand in Pulks unterwegs war, schliesslich musste die Liftfahrt auch in die andere Richtung wieder gehen und nicht nur das. Nur hat halt keiner fotografiert, oder zumindest hat keiner es online gestellt. Es dürfte kaum im Pflichtenheft eines Gesundheitsministers stehen, sich besorgt zu zeigen über Verhaltensweisen, um die er sich selbst einen Deut schert und dass er dafür auch noch bezahlt wird. So viel zur Glaubwürdigkeit der Corona-Politik der Bunderegierung. Da punktet der bayerische Ministerpräsident – man muss kein Freund von ihm sein – doch deutlich besser mit seinem häufig zu sehenden Mundschutz in den bayerischen Nationalfarben, den er stolz trägt. Die Bundeskanzlerin dagegen scheint die reinste Phobie vor Mundschutz zu haben, nicht nur, dass der eine Virenschleuder sei und sorglos mache; sie selbst scheint den Mundschutz abgrundtief zu verabscheuen und, da sie eine mächtige Frau ist, die auch mal demokratische Wahlen wie in Thüringen einfach wiederholen lassen kann, wenn ihr deren Zustandekommen nicht passt, hat sie wohl den Fotografen aufgetragen, keine Bilder von ihr mit Mundschutz zu veröffentlichen, falls es solche überhaupt gibt. Aber vielleicht hat sie ja auch ein Attest; Adressen von Ärzten, die solche verschreiben, seien im Moment heiß begehrt. Aber sie sollte das dann bittschön öffentlich machen; erzählt doch der Mundschutz, dass vor dem Virus alle gleich sind. Es sieht einfach komisch aus, wenn die vermutlich mächtigste Frau der Welt ihren Untertanen Mundschutz vorschreibt, sich selbst aber weigert, sich darin ablichten zu lassen. Es müssen nicht die bayerischen Farben sein, die sie vor dem Mund öffentlich zur Schau stellt. Es könnte ein Doggengebiss drauf gemalt oder gestickt sein, um dem Hund vom Russen Angst einzujagen – und dem Russen selber auch (und dem Amerikaner dazu) – und überhaupt allen Despoten dieser Welt, dem Chinesen, dem Ägypter, dem Türken, dem Israeli, dem Nordkoreaner ... Das Kanzleramt hat ne Hotline für Vorschläge eingerichtet. Der Sieger darf die Kanzlerin einmal ohne Mundschutz abbusseln. |
08.06.2020 | Schmüddel Wedda meint : Schmüddel Wedda, Schmuddel Wetter, Schafskälte und Nachrichtenmampf. Es regnet und regnet und regnet und bringt die Schlagzeilen durcheinander. Hart umkämpft ist das Siegerpodest der Nachrichten. Alle versuchen das Virus vom Thron zu stossen. Manche hoffen auf eine zweite Welle, weil sich darauf nachrichtlich so toll surfen lässt; aber die Zweitwellenpropheten sind frustriert, weil trotz Lockerungen die Infektionszahlen nicht steigen. Ein totes Kind, ein lange totes Kind, ermordet, hat die Topposition erorbert. Verdrängt Rassismus, Antirassimus, Demos und Plünderungen vom Podest. Flugzeuge versuchen wieder abzuheben mit milliardenlastigen Staatshilfen wie Klumpfüssen. Aus dem Dax werden die Flugzeuge von Immobilien verdrängt – Zeichen der Zeit, nicht mehr abheben. Politspitzen erfinden Geldsegen wie die Goldmarie. Und es regnet und regnet Milliardenpakete, Billionenanleihenkäufe: Traumland. Das Geld stürzt sich wie Heuschreckenschwärme auf Aktien und Immobilien, Börsenrallys im grössten Schmuddelwetter. Ist die Welt noch so, wie sie anfangs Jahr war? Es scheint, ja, nur noch wahnsinniger. Corona wirkt nach wie ein böser Traum. War da was? Sind wir noch das Land der Autobauer? Die kommen ein bisschen unter die Räder, dummerweise just wegen ihrer jahrelang erfolgreichen Lobbyarbeit, die sie den Weg des geringsten Widerstandes und des bequemen Erfolgspfades hat gehen lassen, worauf sie den Anschluss an die moderne Welt verpasst und das mit Manipulationen und Betrügereien zu kompensieren versucht haben. Ende auch der Bussi-Bussi-Gesellschaft. Die Abstandsgesellschaft, die Distanzgesellschaft ist jetzt angesagt, ist jetzt in, ist das Pop-up-Modell des menschlichen Umgangs. Die Tracing-Gesellschaft. Jeder muss getrackt werden können. Wir warten auf den Tag, an dem eine Ansteckungskette über die Infos, die Restaurantgäste hinterlassen haben, nachvollzogen und unterbrochen werden kann, wir warten auf den Tag, an dem sich diese Hygien-Bürokraten-Schikane-Erfindung als nützlich und tauglich erweist. Immerhin, sie ist ein effizientes Instrument, uns vom Kaffeehaus- und vom Restaurant- (und auch vom Flohmarkt!)besuch abzuhalten und insofern tatsächlich präventiv. Wie denn die Kultur des Zuhausebleibens der Gesellschaft viel ersparen wird: Tourismus, Gastronomie, Kino, Theater, Fussball, Messen, Jahrmärkte, Kirchen, Almhütten und Konzerte. Der Mensch, das sesshafte Wesen. Kant ist nie über Königsberg hinausgekommen. In den Demos entlädt sich vermutlich jede Menge Frust über diese heraufziehende neue Gesellschaft, die Diktatur der Hygiene-Bürokraten, der Gesundheitsminister und Virologen. Eine etwas sterile Gesellschaft. Braucht die überhaupt noch News, Schlagzeilen, Skandale - Blutdruckmessgeräte? Wird es eine beruhigte Gesellschaft, in der keiner mehr sagen kann, er könne den anderen nicht riechen, weil keiner dem anderen mehr so nahe kommt? Eine Gesellschaft reduzierten Menschseins, auch anspruchsreduziert; der Blick in die Welt nur noch über den Rechner hinein in eine Phantomgesellschaft, der Blick aus Platons Höhle? Entmaterialisierung einer Geselleschaft, die konsequenterweise auch keinen Streit mehr braucht, begriffstheoretisch: eine idealisierte Gesellschaft; eine philosophische Gesellschaft mit Wohnsitz am Philosophenweg? |
07.06.2020 | Das Körnchen meint : Die Geschichte vom Körnchen, das sich zum Körnchen fügt, und das in Samuel Becketts Endspiel, den Zenon weiterführend, zum Haufen, zum enormen Haufen wird, hat nichts von seiner Aktualität eingebüsst. Eins kommt zum anderen und plötzlich haben wir den Haufen, den ernormen Haufen, der eine ganz andere Qualität hat als das einzelne Körnchen, Gewalt, Macht, Umsturz- und Explosionszpotential, den Beckett weiterformuliert. So zu beobachten in den USA mit der fortdauernden Diskriminierung von Schwarzen durch weisse Polizisten. Da reicht ein Einzelfall wie der von George Floyd, da reichen 8 Minuten und 46 Sekunden weisses Knie auf schwarzem Hals, um die Explosion, die Zustandsveränderung einer weitläufigen Gegenwart auszulösen; ein Einzelfall, der, wenn er denn Einzelfall bliebe, kaum über die regionale Berichterstattung hinaus Beachtung finden würde. Wenn es aber schon, und das über Jahre hinweg, Berge von ähnlichen Vorfällen gegeben hat, so mag dieser Einzelfall, dieses eine Körnchen, genau das fehlende Mü zur radikalen Qualitätsänderung, zur enormen Wirkungserweiterung führen mit weltweiten Folgen wie Demonstrationen, Plünderungen, Verhärtung der Law and Order-Position, Erschütterung der Demokratie. Ein solches Körnchen könnten auch die 86 Cent sein, um die die monatliche Rundfunkzwangsgebühr in Deutschland angehoben werden soll. Was sind schon 86 Cent, so eine Erhöhung sei doch vertretbar, meint ein beamteter Sekundärintellektueller aus Köln. Dem dürfte nicht bewusst sein, dass ein Flaschensammler, um diesen Betrag zusammenzubekommen, ein Dutzend Bierflaschen suchen, finden und zurückgeben muss. 86 Cent mögen für viele nicht viel sein, mag sein, aber es geht ja nicht nur um 86 Cent, die fügen sich zu einem Haufen von bereits Euro 17.50. Schon dieser Betrag stösst bei Millionen von Bürgern auf Unmut, Unverständnis und Ablehnung, auch, weil diese Zwangsgebühr unabhängig vom Haushaltseinkommen ist; es ist aber eine Haushaltszwangsgebühr. Egal, ob ein Haushalt ein Milliardeneinkommen hat oder das eines Berufsakademikers oder das eines Solokünstlers, dem vielleicht gerade mal 300 Euro im Monat nach Abzug der Fixkosten bleiben. Steuertechnisch gesehen ist diese Gebühr eine Strafsteuer für einkommensschwache Haushalte, denn sie bezahlen einen umgekehrt proportionalen Steuersatz: je kleiner das Haushaltseinkommen, desto höher der Steuersatz. Insofern wird mit jeder Erhöhung dieser Zwangsgebühr ihre Ungerechtigkeit vergrössert. Mit jeder Erhöhung müssen sich die einkommensschwachen Haushalte – und es gibt Millionen davon jenseits der Befreiungsgrenze der Grundsicherung – mehr anstrengen, um die Gebühr aufzubringen – während ihr Einkommen womöglich stagniert, gar weniger wird. Die höheren Einkommen bemerken das nicht mal. Insofern ist es höchst riskant, die Erhöhung der Zwangsgebühr als Peanuts abzutun, weil es für Millionen Haushalte eben keine Peanuts sind. Das Körnchen fügt sich zu den bereits vorhandenen Körnchen, die Erhöhung der Rundfunkzwangsgebühr zu den vorangegangenen Erhöhungen. Der Haufen wird grösser und grösser, unaufhaltsam, bis eines Tags die Qualität der anscheinenden Harmlosigkeit umschlagen kann, unfassbar umschlagen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk schadet so mit seinem Anspruchsdenken sich selber und damit seiner ureigensten und edlen Aufgabe, Hefe im Teig der Demokratie zu sein. Es sollte sein elementarstes Interesse sein, sich für eine demokratisch faire Finanzierung einzusetzen, statt mit festgefahrenem Pfründendenken den Haufen derjenigen, die ihn ablehnen, stetig zu vergrössern. |
06.06.2020 | Textver Hau meint : Textverhau auf der Medienseite der SZ vom Freitag unter der fetten Überschrift „Fortschritt und Rückstoß“. Da weiss man erst mal gar nicht, um was es geht, um ein Thema aus der Mechanik? Der Satz darunter, der wohl den Inhalt angeben soll, lautet: „Kulturplattform in Sachsen-Anhalt: Gibt die ARD die Rundfunkfreiheit preis, wenn sie gerade jetzt endlich ernst macht mit mehr Präsenz im Osten? Über einen bizarren und nicht ganz einfachen Streit.“ Der Text von Anika Blatz, der vierspaltig folgt, ist eine wahre Fundgrube aus direkten Zitaten von mehreren Playern zu dem Thema, die sich der Leser zur Quintessenz des Textes selber zusammenpuzzeln muss. Worum geht es? Um die von den Ministerpräsidenten bereits abgesegnete Erhöhung der Rundfunkzwangsgebühr um 86 Cent monatlich. Ein heikles Thema, zugegeben, besonders für die SZ, die bis heute nicht die Ungerechtigkeit der Haushaltszwangsgebühr kapiert hat, dass diese eine Steuer zu Lasten einkommensschwacher Haushalte ist. Das ist mit ein Grund, warum das Thema ein heisses Eisen ist, und weshalb offenbar die SZ versucht, es maximal wie möglich zu verschwurbeln, denn sie selbst hängt am Tropf des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes, der, dank Zwangsgebühr, täglich Werbung in der Zeitung schaltet; eine Ausgabe der Anstalten, die durch den Grundauftrag kaum gedeckt sein dürfte. Aber ist das wirklich Grund genug, deshalb ein Thema so zu verschlieren, den journalistischen Klarheitsanspruch aufzugeben? Herauszulesen aus dem Salat ist, dass Sachsen-Anhalt sich bei der Abstimmung der Ministerpräsidenten enthalten hat. Der Grund dafür scheint, was soll daran 'bizarr' oder 'nicht einfach' sein: dass das Land die vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk geplante „Kulturplattform“ in Sachsen-Anhalt angesiedelt haben möchte und dass es die Zustimmung zur Zwangsgebührenerhöhung davon abhängig macht, dass die Körperlichkeit dieser Gemeinschaftsaufgabe in Halle angesiedelt wird. Das ist dem Textverhau mit etwas puzzeln eindeutig zu entnehmen, das ist ganz klar ein Deal. Und alles drum herum ist Geschwurbele. Warum kann man das nicht so direkt sagen? Immerhin zitiert Blatz viele Mitspieler und Mitschwurbler wörtlich, woraus zweifelsfrei ersichtlich wird, dass es sich um einen Deal handelt. So ein Deal aber ist den Rundfunkanstalten nicht erlaubt. Wo also ist hier die Kompliziertheit? Quintessenz des Blatz-Textes: DEAL – ZUSTIMMUNG VON SACHSEN-ANHALT ZUR ZWANGSGEBÜHRENERHÖHUNG NUR GEGEN ANSIEDLUNG DER KULTURPLATTORM IN SACHSEN-ANHALT. So müsste die Überschrift lauten und dann wüsste der SZ-Leser mehr; so aber, mit diesem Blatz-Verschwurbeltext, weiss er weniger, wird in Unklarheit gehüllt. Der Blatz-Text will auch die Erhöhung der Rundfunkzwangsgebühr kleinreden, indem er einen Herrn Karl Eberhard Hain zitiert, vorgeblich Direktor des Instituts für Medien und Kommunikationsrecht der Universität Köln: „Eine Erhöhung um 86 Cent monatlich ist auch in Corona-Zeiten durchaus vertretbar – nicht zuletzt unter Berücksichtigung der Befreiungsmöglichkeiten“. Herr Direktor Karl Eberhard Hain scheint in einem wohlausgestatteten Elfenbeinturm zu leben, bei dem 17 oder 18 oder 19, sicher auch 20 Euro im Monat Peanuts sind, die gibt er schnell mal für eine feine Zigarre aus; besser täte er es für einen Lüfter einsetzen, der seiner offenbar verstaubten Amtsstube Frischluft zuführt, damit er die verklebten Augen öffnen kann, für das, was im Lande vor sich geht, dass für Millionen Menschen 17 oder 18 Euro monatlich überhaupt keine Peanuts sind, Millionen Menschen, die aus irgend einem Grund nicht HartzIV oder Grundsicherung beziehen und also nicht befreit werden können, die aber unterm Strich teils weniger zum Leben haben. Herr Direktor: Sie sind gut bezahlt an der Uni. Schauen Sie sich um, bevor Sie billigen, unwissenschaftlichen Blah in die Luft hinausprusten. |
05.06.2020 | Reiters Riesenhornochserei meint : Zeit der Lockerungen. Etwas langsamer in Bayern. Weil Bayern ja noch Bierfeste gefeiert hat zu höhren Ehren eines Ministerpräsidenten, als solcherlei längst nirgendwo mehr ging. Dann der harte Kurs in Bayern, weil das Land am meisten betroffen war und der Ministerpräsident sich profilieren wollte – was aber auch nicht mehr genützt hat als in anderen Bundesländern. Jetzt Lockerungern. Der Münchner OB Reiter voran. Feiert die Eröffnung einer Bierbrauerei werbewirksam mit einer Flasche Bier zum Trinken auffordernd, ohne Maske und bei einem Anlass, bei dem er bestimmt den Mindestabstand nicht einhalten kann. Alkohol. Wir wissen: Alkoholgenuss enthemmt, gerade Alkohol ist ein gefürchteter Förderer der Corona-Infektion (Ischgl, Bierfeste etc.), denn Alkohol macht die Gefühle frei, drängt die Menschen näher zueinander, entwickelt Paradiese für die Tröpfcheninfektion, im Bierzelt, in der Bar, in der Kneipe. Alkohol ist der Feind des Abstandsgebotes. Reiter als Promoter des Feindes des Abstandsgebotes gross in den Zeitungen. Das ist die eine Seite. Die Seite der Bonzen, die sich alles gönnen und leisten zu können glauben. Die andere Seite ist die der Gartenbauabteilung von diesem Reiter. Sie zieht jetzt die Schrauben erst richtig an. Jetzt, wo die Lockerungen in Gang kommen, schaltet sie auf harte Gangart. Jetzt fängt diese Abteilung an, Stühle aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Und zwar just da, wo sie von sich aus schon einen besonderen Schutz vor Ansteckung bieten, nämlich bei diesen Sitzen, die um die Blumentöpfe Rücken an Rücken im Kreis angeordnet sind. Hier kann schon von der Sitzanordnung her kein Mensch dem anderen direkt ins Gesicht sprechen. Hier kann gefahrlos auf jedem Stuhl einer sitzen und die Ansteckungsgefahr ist kleiner, als wenn ein Reiter ohne Maske eine Rede hält und Bier promotet. Bisher waren um einen solchen städtischen Blumentopf herum zehn dieser Sitzgelegenheiten angebracht. Jetzt, in der Zeit der Lockerung und wo der OB ausdrücklich per Bild zum Alkoholgenuss auffordert, also zur Enthemmung und damit zur Ausweitung der Infektionskette, kommt die Gartenbauabteilung und montiert pro Topf acht von zehn Sitzen weg, so geschehen diese Woche in dem neuen FuZo-Teil der Sendlinger Strasse. Das sieht jetzt einfach nur noch armselig aus, jämmerlich; jetzt wo die Kontaktverbote aufgehoben sind, dürfen per Order von Alkohol-Mufti Reiter nicht mal mehr zwei Leute, die zum Beispiel zusammenwohnen, nebeneinander sitzen, weil das gar nicht mehr geht. Wenn schon, dann nur Rücken an Rücken mit einem Blumentopf von weit über einem Meter Durchmesser zwischen sich. OB Reiter, der Alkoholpromoter, lässt das Social Distancing, um das er sich selbst einen Scheiss kümmert, wie Fotos von seinen sämtlichen Terminen, die er wahrnimmt, feststellen lassen, für das niedrige Volk, für das Fussvolk durchs Gartenbauamt festschreiben, die Aufenthaltsqualität in seiner Stadt beschneiden, jetzt, wo die Geschäfte eh schon kämpfen. Leute, nehmt Eure Klappsessel mit auf Euren Stadtspaziergang und hockt Euch zu den Blumentöpfen! |
04.06.2020 | Street Words CLXV meint : Ich hab das alles durchgemacht, deswegen sag' ich wie es ist, weisst du. Wer „so“ sagt, hat keine Lust mehr. Oh, fuck, ich hab keine Euros mehr. Neulich ist sie da doch so ausgeflippt. Stimmt schon, die sind ja alle gleich schnell. Mach die Qualle und den Wal. Nein, wenn ich nicht das Richtige im Magen hab, dann geht’s mir richtig schlecht. Der hat ja seine Freundin geheiratet letztes Jahr. Früher hat das irgendwie öfter geklappt, dass wir zu Viert essen waren. Ja, bei uns ist so ein hübscher Laden, der so alles. Ich hab auch gar keinen Bock, nach Hause zu gehen. Du, im Mai bin i 19 Jahre dabei. Ein unscheinbar zurückhaltendes Mädel, die hat gewonnen.Und rechts und links daon die Spundwände. Und jetzt weiss es die ganze Klasse. Wo ist denn da ein Hochzeitsauto? Ich glaub, die Reihe ist zu klein für uns. I bin Rentnerin, i geh a bissl arbeiten, noch ist zu wenig. Genau, da hab ich keinen Bock. Aber der Franjo, der war total geduldig. Wenn die ganzen Familienmitglieder kommen. Mir ist sie einfach zu überheblich. That's dangerous, actually. Oh, Louis, du stinkst. Die suchen einen Parkplatz, obwohl keiner da ist. Das meiste ist eine Vetternwirtschaft. Wow, das find ich irgendwie sexy. Und jetzt wachsen meine Kräuter so langsam. Ja, das ärgert mich trotzdem. Also das ist der schlimmste Platz in ganz München. Ich hab die Aufgaben gemacht, ja Bruder, ich weiss nicht. Das ist ne ganz tolle Idee auch. Ich glaube schon, dass wir jetzt ein super Verhältnis hatten mit dem davor. Barbarossa was at war and when you are at war, you always need money. Das ist schon richtig, aber auch sehr verwirrend, da denk ich manchmal: Hallo! Und ich muss auf meinen Ton achten bei Dir. Mei o mei, Giuseppe! Schau an, schau an. Und wenn Sie jetzt hier runterlaufen, diese bunten Steine, ein Denkmal. Haben wir den Schlüssel nicht richtig reinbekommen und haben das ganze Haus wachgeklingelt. |
03.06.2020 | Megaburner XLVIII meint : Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich sofort das Lesen auf. Wir empfehlen himmelblau leuchtendes Gelb. Seilunterstützte Dienstleistungen. Wir fordern: keine Abschiebungen nach Afghanistan. Leere Pitza-Verpackung in die schwarze Tonne geben. Wir beziehen unser Fleisch von der ökologischen Metzgerei Landfrau. Schutz Beratung Prävention kreativer Kindertanz zeitgenössischer Tanz. Liebe deine Stadt. Attention au courant. Werde Teil und teile. Hilfe Bitte Habe 3 Kinder. Prohibido el Paso. Respektive die Weltverbesserung im Rückwärtskonjunktiv. Bitte bei Abwesenheit das Paket beim Metzger Heise um die Ecke abgeben. Hast Du Probleme in Mathe, Deutsch oder Englisch? Bitte die Mülltonnen nicht auf die Induktionsschleife stellen. Next Shave May 19, 2 pm. Le loup perdu. Radlkoordinator. Quellwassertransformator. Es tut uns leid, momentan haben wir keine Toiletten. Make Nussbaumpark gschmeidig again. Bitte Bohnen in die Behälter geben und nicht daneben schütten. Kummas eini, dann kennas rausschaung. Abverkauf wegen Sortimentswechsel. Make-up Workshop gratis. Boxschule Knoch. Ab sofort gesucht: deutschsprachiges Zimmermädchen. Wir können Karriere – wachsen Sie mit uns. Essen und Trinken verboten. So süss war Haarentfernung noch nie. Our Alma Mater. Drei Flüsse - Zwei Löwen - Ein Bier. Liebe Müllmänner, bitte macht die Tore beidseitig auf. Der Augsburger Kaufmann Johannes Heinrich Herwart brachte die Tulpen nach Europa. Haus des Stiftens – Treffpunkt für Engagement. Der Klang unserer Stadt. Für Adleraugenherogirl von Hochwasserboy. This Bus runs on Natural Gas or Bio Gas. Heute Tiroler Wurst für den Hund. „Karlo K.“. Anarchistische Strassenzeitung. |
02.06.2020 | Zerl Egen meint : Zerlegen die USA gerade sich selbst? Ein winselnder Präsident im Bunker, holt mich hier raus. Über 40 Millionen Arbeitslose, das ist mehr als die Gesamtbevölkerung Kanadas oder Polens. Rassenunruhen, die wie ein Buschfeuer bei heftigem Wind sich ausbreiten. Mehr Tote durch Corona als in sämtlichen Invasionskriegen der USA zusammen, mehr Corona-Infizierte als nirgendwo sonst. Ein Präsident, der selbst in Twitter inzwischen der Lüge überführt wird. Und dagegen der Raketenstart eines visionären Geschäftsmannes. Das Geschäft trotzt den Krisen? Läuft China mit seinen Supermachtambitionen gerade gegen die Wand? Billionen schwächelnder Kredite in massiv coronageschädigten Ländern, Kredite, die China wohl abschreiben kann, die ganze Expansionstrategie mittels Geld für die Katz? Läuft China gegen die Wand mit seiner Corona-Hypothek und seiner Knute in Hongkong? Steht Europa mit seinen geplanten Multimilliarden, die sie am Finanzmarkt aufnehmen wollen, da, wo Amerika zu Zeiten von Alexander Hamilton (über den haben die sogar ein Musical gemacht!, über einen Finanzminister!) gestanden hat, an der Schwelle zum Grossstaat, mit dem Euro gar an der Schwelle zur neuen Weltleitwährung? Im Schatten dieser lauten Entwicklungen mausert sich Israel klammheimlich und gegen jedes Völkerrecht zum neuen Giganten in Nahost mit den kontinuierlichen Annektionen unter einem gerichtsmassigen Präsidenten und baut das Apartheid-System weiter aus unterm Schutzschirm der sich gerade zerlegenden USA. 'Rising' Afrika hingegen dürfte durch die Folgen von Coronapolitik und der Heuschreckenplagen deutlich zurückfallen. Lateinamerika versemmelt es sich selbst mit seinen zahllosen Verwerfungen. Russland schwächelt unter einem schwächelnden Präsidenten, dito die Türkei. Indien verzappelt sich in neuem Nationalismus und verzehrt sich gegen Corona. Und die asiatischen Tigerstaaten sind längst nicht mehr, was sie einmal waren; sie sind jedenfalls kein Fall für eine neue Show. Australiens Kraft verdunstet angesichts der Brände und im Kampf gegen Corona. Trotz alle dem juckt und zuckt die Globalisierung allerorten; so wie in modernen Hollywood-Filmen Transformationen mit Computertricks dargestellt werden, wie aus Pünktchen und Pixels neue Wesen entstehen, so formt sich vielleicht bereits auf Schleichwegen im Internet und in den Hirnen vieler unternehmerischer Menschen eine neue Globalkultur, ein Globalgeschäft, das jeden lächerlichen Politpopanz weit hinter sich lässt und ziemlich unwichtig aussehen lässt, zu verführerisch sind die kandierten, globalisierten Früchte. |
01.06.2020 | Klostosslegende meint : Ein aufmerksamer Zeitgenosse konnte endlich klären, weshalb die deutsche Anticoronapolitik auf purem Irrationalismus und Panikmache fusst. Das kam so. Im Anblick der heraufziehenden Pandemie hat offenbar die Bundesregierung den Bürgern empfohlen, Notvorräte für etwa zehn Tage oder zwei Wochen anzulegen. Das ist eine Aufforderung wie ein Blitz aus heiterem Himmel, so etwas hat es vielleicht noch nach dem Krieg gegeben. Das war der erste gezielte Schlag ins Genick der Wohlstandsgesellschaft. Daraufhin fingen die Leute, von der Regierung mit dem Ansinnen in Panik versetzt, das Hamstern an. Das war der nächste Irrationalismus. Die Folge: leergeräumte Regale, kein Klopapier mehr. Das beheizte die Hamsterei und wurde als Beweis (im Sinne einer selffulfilling prophecy) genommen, dass tatsächlich eine Notlage herrsche, die Angst macht. Auf diesen fatalen Schlag hat der Wohlstandsmensch Unmengen endogener Morphine ausgestossen, hat sich schmerzunempfindlich gemacht für das, was folgen sollte: die systematische Destruktion demokratischer Grundrechte und einer blühenden Wirtschaft. Die Menschen waren durch die Klopapiermangelerfahrung handzahm geworden, liessen sich widerstandslos alles bieten. Auf den anfänglichen Irrationalismus der Panikmache mit den Notvorräten folgten weitere Irrationalismen, die noch angereichert wurden durch die Hahnenkämpfe von Möchtegern-Kanzlerkandidaten. Heute wird klar, dass die Anticoronapolitik der Bundesregierung nicht die intelligenteste war. Letztere These wird untermauert durch eine Analyse des Grünen Habeck vom Wochenende. Der anfängliche Irrationalismus zieht sich durch die ganze Anticoronapolitik dieser Bundesregierung bis hin zu täglich neuen, oft wenig nachvollziehbaren bis absurden Hygiene-Vorschriften im Rahmen des „Hochfahrens“ von Demokratie und Wirtschaft. Das Zerstörerische der deutschen Anticoronapolitik hat fast etwas Mutwilliges. Und das wird ja von mehreren Seiten kritisiert: statt Aufklärung über Corona, seine Ansteckungswege, auch Klärung der Relativität der Gefahr angesichts konkreter Infektionszahlen in Bezug auf über 80 Millionen Bewohner, setzt die Bundesregierung auf Irrationalismus. Das machte zwar das Volk willig, aber trägt herzlich wenig zum Verständnis der Ansteckungswege bei; ja es befördert Angst und Misstrauen unter den Menschen, lässt Diskriminierung und Ausgrenzung aufleben. Und warum wurden die Masken, wenn sie denn so nützlich sind, was immer noch umstritten ist, nicht gleich von Anfang an vorgeschrieben, sondern erst nachdem die Pandemie ihren Höhepunkt bereits hinter sich hatte? Die FAS vom Pfingstwochenende berichtet von Südkorea, das offensichtlich eine klügere Anticoronastrategie gefahren hat. Irrationalismus im Quadrat ist, was jetzt die Münchner Stadtgärtnerei offenbar angefangen hat in der neuen FuZO kurz vorm Sendlinger Tor: da wo bislang zehn Sitzgelegenheiten um einen Blumenkübel angeleint waren, sind es jetzt nur noch zwei – mit weitem Abstand Rücken an Rücken; sieht armselig aus und dürfte kaum dazu beitragen, dass es weniger Corona-Ansteckungen gibt. Aber das fällt dem OB nicht auf, der lässt sich lieber in einer Limousine durch die FuZo kutschieren, weil er arbeiten und Termine wahrnehmen muss – sollte das nicht Teil seiner Arbeit sein, München einladend ausschauen zu lassen, Aufenthaltsqualität zu garantieren und den Tourismus wieder anzukurbeln? |
31.05.2020 | Ang Leichung meint : Noch haben wir bei dem Versuch der Angleichung nicht den chinesischen Demokratielevel erreicht. Aber wir sind auf bestem Wege: bei der Corona-Bekämpfung hat auch Deutschland sich für die autoritäre Variante mit harschem Vorschriftenbürokratismus entschieden. Noch reichen wir nicht an die Chinesen heran, was die rigorose Härte bei der Durchsetzung der Vorschriften betrifft; noch haben wir uns vieles erspart, wie die Kanzlerin meint, noch sind bei uns demokratische Restzuckungen zu beobachten. Noch gibt es die gerade auf niedrigem Level noch vernehmbare Stimme der einst stolzen, freien Presse, die sich Kritik traut. Aber auch sie ist wirtschaftlich arg gebeutelt. Immerhin konnte sie – wenn nicht Anwälte das erledigten – krasse Auswüchse des Hygiene-Bürokratismus an den Pranger stellen. Erinnerlich ist das Bild des älteren Herren, der allein auf einer Bank am Viktualienmarkt Zeitung liest und von einer halben Hundertschaft von Polizisten aufgefordert wird, das Sitzen und die Lektüre zu beenden unter Strafandrohung. Daraufhin hat die bayerische Staatsregierung die Auslegung der Vorschriften nachjustiert. Solches wäre wohl in China schwer denkbar. Oder die blumigen Worte des Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten von Bayern über die unkomplizierte Soforthilfe für Künstler, die durch die Coronamassnahmen praktisch mit einem Berufsverbot belegt worden sind, ihnen hat die Münchner Presse die Stimme geliehen, besonders den leer ausgegangen Soloselbständigen, und die Versprechungen des Ministerpräsidenten als blosse Worthülsen enttarnt. Auch das wäre in China wohl kaum denkbar. Trotzdem: wir sind auf dem Weg; weshalb Deutschland auch Kreide schluckt angesichts der Entwicklungen in Hongkong. Freiheit ist nicht unser Bier. Auf gutem chinesischem Weg ist auch der Münchner OB, der als Politbonze privilegiert durch die geplante FuZo Dienerstrasse chauffiert werden möchte; er könne dadurch mehr arbeiten und mehr Termine wahrnehmen, so die Begründung – als ob solches nicht auch für jeden anderen Sterblichen Gültigkeit hat. Man erinnert sich an den Wortlaut der FuZo-Verordnung: selbst wenn ein FuZo-Anwohner mit einem dreifach gebrochenen Fuss zum Arzt muss, darf die Taxe erst in die FuZo einfahren, wenn der Patient sich vorher beim KVR eine Sondergenehmigung besorgt hat; zumindest ist bis heute den Anwohnern nichts Gegenteiliges mitgeteilt worden. Aber der OB darf, auch ohne gebrochenen Fuss. Wenig zu China fehlt auch auf dem Marienplatz; weil, wenn der Tourismus wieder anzieht, werden zu Glockenspielzeiten Hunderte von Menschen sich dicht an dicht vor dem Rathaus drängeln. Das geht natürlich aus Seuchenschutzgründen gar nicht. Denn wenn der Reiter seinen Gegner mit der Lanze niedersticht, und die Menge entzückt und erstaunt ein „Ahh“ ausstösst, entladen sich damit wahre Tröpfchenexplosionen, der Marienplatz als hundertfacher Infektionsherd; entweder muss die Stadt das Glockenspiel abstellen, wenn es ihr mit der Infektionsprävention ernst ist, oder sie muss auf dem Marienplatz lauter Kreise malen, in denen sich je genau ein Glockenspieltourist hineinstellen darf; mehr geht nicht. China, wir kommen, wir packen das! Gemeinsam sind wir stark im Kampf gegen die Demokratie. |
30.05.2020 | HygieneChaotenBürokraten meint : Der oberste Hygienebürokrat im Lande, der Gesundheitsminister, ist unglaubwürdig, weil er als schlechtes Beispiel vorangeht und den von ihm geforderten Mindestabstand nicht einhält. Verwunderlich, dass den anderen in Regierung und Partei das wurscht ist und keine Rücktrittsforderungen laut werden, denn auch der GesundheitsBürokratenFisch stinkt vom Kopf her; das strahlt auf Regierung und Partei ab. Wie denn auch, wenn bekannt ist, dass die Kanzlerin persönlich Masken und Mundschutz hasst und ablehnt, ja diese als Virenschleudern empfindet, dass ihr Masken absolut zuwider sind. Derweil sich der Bayerische Guignol im CoronaUmfragehoch sonnenkönighaft suhlt, der liebt die Masken und die Maskeraden, der blüht richtig auf unter wechselnden Masken, Spass muss sein bei all der HygieneChaotenBürokratenMisere. Im Alltag ist es nicht so lustig. Den schnellen Kaffee dürfen Sie draussen trinken, drinnen müssen wir leider Ihre Daten aufnehmen. Wer macht das schon wegen einem Espresso und einem Croissant. Bürokratischer Stimmungskiller sondergleichen ohne jeden Fahndungserfolg im Falle eines Falles, denn wer schreibt da schon seinen richtigen Namen und die richtige Telefonnummer. Mega viel vergebliche Arbeit für die Virusinspektoren lauert im Infektionsfall. Irgendwann muss sich die Menschheit fragen, schneller Kaffee, Filme drehen, Lebenslust oder Diktat der Bürokraten mit der Angst vorm Virus. Lang kann das nicht mehr gut gehen. Die HygieneChaotenBürokraten versuchen, noch den letzten Rest an Kultur zu killen mit absurden Vorschriften, die keinerlei Rücksicht auf die individuellen Begebenheiten nehmen, offenbar zu schlecht informiert über die gängigsten Infektionswege. Bescheuert ist es, fixe Besucherzahlen für Kinos oder Theater festzulegen. Den Theater- und Kinoleitern nicht ein Fünkchen Verstand zuzutrauen, dass sie nach den Grundaxiomen von Abstand und Lüftung selbst ihre Kinos und Theater fit machen. Vorschrifterei statt Augenmass. Sich verselbständigt habender Hygienebürokratismus. Übervorschrifterei. Andauernd muss die Justiz deshalb nachjustieren. Wäre es nicht viel gscheiter, grosse Aufklärungskampagnen zu starten; was auch hiesse, dringendst zu forschen; dass der Mensch selber entscheiden kann, wieviel Risiko er eingeht; statt sich von absurden HygieneBürokratenVorschriften sinnlos gängeln zu lassen. Corona hat zuallererst bei vielen den gesunden Menschenverstand vertrieben. Die Leute lernen heute schnell, das hat sich gezeigt. Und sie halten sich die anderen auch vom Leibe, wenn es ihnen zu eng wird. Warum nicht Maskenempfehlung statt Maskenzwang? Denn der Zwang ruft unweigerlich bei solchen, die gegen Masken allergisch sind, Abwehrreaktionen hervor, die kontraproduktiv wirken. Aber bei Zwang kann der Staat Bussgelder kassieren. Nur wird das die klamme Staatskasse nicht retten. Zur Durchbrechung der Ansteckungskette tragen Bussgelder wohl kaum was bei. Aber da der oberste Hygienebürokrat sich selbst nicht an die Abstandsregeln hält, wie soll die irgendwer im Lande ernst nehmen. So verselbständigt sich eine Bestrafungsabsurdität, die mit Ansteckungsvorbeugung nichts zu tun hat. |
29.05.2020 | Miesess Piel meint : Mieses Spiel. Vorm heimischen Publikum spielen unsere Spitzenpolitiker die Heilsbringer und Coronapäpste, geben sich besorgt um Volkes Gesundheit und hintenrum heizen sie Konflikte an mit klammheimlichen Waffenexportgenehmigungen. Jetzt gerade wieder, die Kanzlerin zuvörderst – und der Coronazampano aus Bayern, der doch sonst überall seinen Rüssel reinhängt, widerspricht nicht, will nicht Friedenspolitiker sein - für Hunderte von Millionen in Länder, die in Kriege involviert sind und auch zündeln, Türkei, Emirate, Kuweit. Rekordausfuhren in 2019 und jetzt schon wieder neue Genehmigungen. Leck mi doch am A. Was nützt es, wenn Deutschland Despoten mit Waffenlieferungen unterstützt? Das bringt kein Glück. Man sieht es in Libyen. Wie im Irak wurde das Land nach dem Ende des Diktators zum Schlachtfeld, wird es immer mehr, weil die internationale Rüstungsindustrie Übungsplätze braucht für moderne Waffensysteme, Drohnen. Das Land auf dem Weg zur endgültigen Verwüstung. Die von dem russischen Zündler unterstützten Söldnertruppen aus dem bereits kaputten Irak und Syrien ziehen weiter, schlagen sich im Wüstenstaat am Mittelmeer die Köpfe ein, befeuern den Wettbewerb. Und Deutschland tut mies im Hintegrund mit; veranstaltet alibimässig eine Konferenz, aber keiner der Kriegstreiber in Libyen muss ernsthaft Konsequenzen befürchten. Europa wird seine geballte Wirtschaftsmacht garantiert nicht einsetzen, um die bekannten Kriegstreiber und Kriegsgänger zur Raison zu bringen, solange es für Europa und Deutschland mit Rüstungsgeschäften Geld zu verdienen gibt. Was hilft es, einen unbeschnittenen Diktator in der Türkei mit Rüstungslieferungen zu unterstützen; eines Tages ist seine Zeit vorbei und dann bricht auch das Land, das jetzt zwangszusammengehalten wird, auseinander, weil es die demokratische Auseinandersetzung verlernt hat. Warum kuschen unsere Demokratien immer wieder vor autokratischen Machthabern, wie auch vor dem Chinesen, wo doch das Demokratie-Modell das nachhaltigste Gesellschaftssystem ist, in welchem Spannungen mittels demokratischer (immer auch schmerzhafter) Kompromisse erträglich gemacht, gar gelöst und nicht mit Zwang unterdrückt werden. Demokratie muss nie einen Mundschutz tragen, wenn es um die Freiheit, um die demokratischen Werte geht, Demokratie muss Stirn zeigen und keine falsche Ehrfurcht vor Despoten, diesen gar Empfänge mit allen militärischen Ehren bereiten, huch, huch. Stattdessen sollten unsere Demokratien das wirtschaftliche Desaster der Folgen der Corona-Politik als demokratische Frischzellenkur nutzen – jetzt haben wir ja eh nichts mehr zu verlieren, da kann man wenigstens demokratische Positionen laut und deutlich einfordern, auch von Wirtschaftsgiganten wie China. Der Kuscher schadet sich selbst am meisten. |
28.05.2020 | gordor meint : allenfalls is kunst systemrelevant in diktatorisch-absolutistischen systemem |
28.05.2020 | System Rele Vant meint : Kunst sei sytemrelevant, behaupten manche – um an Geld zu kommen. Kunst ist jedoch keineswegs systemrelevant. Kunst mag futuristisch, hedonistisch, fatalistisch, dadaistisch, grotesk, grössenwahnsinnig oder Mauerblümchen sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag therapeutisch, hermeneutisch, hermaphroditisch, apolitisch, taktisch, syntaktisch, prophylaktisch, utopisch, semiotisch, hypnotisch, eklektisch oder revolutionär sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag didaktisch, apodiktisch, dialektisch, postmodern, altväterlich sein - Kunst ist nicht systemrelevant. Kunst mag marxistisch, platonisch, teutonisch, allegorisch, metaphorisch, akrobatisch, zirzensisch oder forensisch sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag Dekor, Nippes, Wandbehang, Kitsch, Krempel, Hope, Dope oder Nope, Bluff, Luxus, Ohrenschmalz oder Nutzgegenstand, organisch, nachhaltig, verschwenderisch, spartanisch sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag euphorisch, allegorisch, gross, mittelmässig, fake, copy, Imitat oder Korrelat sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag augenöffnend, verblendend, verführerisch, bezirzend, umgarnend, abstossend, ekelhaft, an die Nieren gehend, unerträglich, süss oder süffig sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag hölzern, bleiern, steinern, papieren, luftig, durchlüftet-durchlüftend, miefig, abgestanden, blasphemisch, kathartisch oder wegweisend sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag anthropozentrisch, gigantisch, clownesk, anbiedernd, aufregend, abtörnend, aufwühlend, beruhigend, meditativ sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag vielseitig, einseitig, lang oder kurz, hybrid, dystopisch, abseitig, konservativ, innovativ, spekulativ, gradlinig, krumm, intransingent sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag poetisch, religiös, obszön, schnoddrig, apathisch, kolonial, indigen, schmutzig, affig sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag transzendental, obskur, magisch, nervös, nihilistisch, konstruktivistisch, allegorisch, cool oder taff sein - Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag hyperventilierend, phosphorizierend, illuminierend, verdunkelnd, munkelnd, beschwörend, verstörend sein - Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag trügerisch, lügnerisch, arrogant, imposant, globalistisch, autistisch, lautmalerisch, schmerzend für Aug, Ohr und Seele sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag saturiert, restauriert, hungrig, gierig, stoisch, metamorphotisch, euklydisch, sokratisch, kurzlebig oder untötbar sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag mechanistisch, rhythmisch, kreativ, stupid, visionär oder doktrinär sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag familiär, urban, regional, kontinental, territorial, progressiv, regressiv, nachhaltig, probiotisch oder vegan sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag altruistisch, fundamentalistisch, egoistisch, organisch, haptisch, theatralisch, ahnungsvoll, kalkuliert, divers, pervers, kontrovers oder impulsiv sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag grau, rot, gelb, blau, grün, schwarz oder weiss, stachlig, widerlich, sanft, masslos, hart, gefällig oder degeneriert sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag trostreich, sandig, trendig, porös, undurchlässig, anpasserisch, widerborstig, wasserabweisend oder fluid sein, schmelzend, sich verlaufend, flauschig oder Plüsch – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag vielschichtig, komplex, postmodern, naiv, rauschhaft, nüchtern, Cocolores oder mit viel Trara sein – Kunst ist nie systemrelevant. Kunst mag teuer, exklusiv, interaktiv, Massenware, subventioniert, extravagant, elegant, profitabel, blamabel, retrospektiv, praktikabel, Eintagsfliege oder Dauerbrenner, begehbar, anschaubar, prolohaft, luzide, dröge oder erratisch sein – Kunst ist nie systemrelevant – Kunst ist nie systemrelevant – Kunst ist nie systemrelevant – Kunst ist nie systemrelevant – Kunst ist nie systemrelevant. |
27.05.2020 | Noch Ein Tag Corona II meint : Coronaschnürze und Coronaschnieren. Mundschutz statt Händeschütteln. Grimmige Mundschutzparade. Tropf, Tropf, Tröpfchen, die Guten ins Kröpfchen, die Schlechten ins Mundschürzchen. Spur der Tröpfchen. Tröpfchenwegweiser. Tröpchenweis statt naseweis. Der Einmeterfuffzig-Gast, der Rest ist Trinkgeld. Corona, Corona, was kostet die Welt. Das Goldene Zeitalter der Märchenerzähler und der Märchenerfinder. Vorsichtiger Optimismus spriesst halbzeits aus Ifo-Institutsakten. Vielleicht hat die Welt sich doch nicht so vergaloppiert, wie wir Pessimisten es uns drastisch ausmalten. Gluten- und tröpfchenfreie Zukunft. Alles besser nachher. Einbruch mit Aufbruch ohne Beispiel. Herr Hinkebein hat linkerhand die Kronenzeitung eingeklemmt, jetzt holt er noch die Bild. Und wenn der ganze Zirkus vorbei ist, stopfen wir unsere Coronapolitiker aus und stellen sie in gläsernen Vitrinen im Völkerkundemuseum zur Schau. Jawohl, Herr Trittbrettfahrer, „Mondo Corona“ ist ein drittklassiger Splatterfilm. Kettensägemassacker bei Infektions- und Versorgungsketten. Bald findet wieder zusammen, was nie zusammen gehört hat. Ganz old school. Sichern Sie sich zeitig Ihren Platz an der neuen Sonne. Haben Sie gedient? Wo Corona gemäht hat, machen sich jetzt unkontrolliert Freischankflächen breit. Wir fordern stattdessen Sandbänke und Liegestühle. Evaluation der Coronapolitik ein halbes Jahr nach dem Lockdown. Präzise Beschreibung des Corona-Syndroms. Rabulistik. Einmeterfuffzig ist kein Zuckerschlecken. Können Sie mir bittschön kurz Einmeterfuffzig ausleihen? Wie viele Einmeterfuffzig passen auf eine Kuhhaut? Wie viele Coronatröpfchen passen auf Einmeterfuffzig. Jetzt im Angebot der kultige Einmeterfuffzig, der in jede Handtasche passt. Dieser mehrfach verwendbare Einmeterfuffzig hilft in jeder Lebenslage, ist abwaschbar, bügelfrei, virenabweisend und hautfreundlich, mit Herzchen- oder Corönchenmotiv lieferbar und kann auch Winke-Winke und Kusshändchen machen. Neue Sichtungen von Coronagurus und Coronagnomen auf Balkonen. Was redst denn so gscheit daher, Haferl, noch nie einem Coron begegnet? Was führst Di so auf, CORONIKER? |
26.05.2020 | Noch Ein Coronatag meint : Und noch ein Coronatag. Wieder heisst es Mundschutz statt Händeschütteln. Schnurzarbeit statt Kurzarbeit. Intimität 1,5. Wie mit diesem Abstand Kinder zeugen? Intimtät mit Einmeterfuffzig Abstand. Wie Liebesszenen im Film drehen? Dominik Graf und Caroline Linke entwickeln in der MontagsSZ, wohl eher unbewusst, das Drehbuch zu einer ultraabsurden Komödie: Drehen in Coronazeiten. Das ist ausbaufähig. Es dürfte der teuerste Film aller Zeiten werden. Wegen der Hygienevorschriften. Erst schon mal 20 Leute vom Kernteam zwei Wochen in Quarantäne schicken. Ha, ha, bei 16 oder 17 Drehtagen für einen Tatort. Dann kommt zuerst das Team von der Ausstattung und richtet das Set her. Auch die sollten vorher zwei Wochen in Quarantäne. Sie dürfen keinerlei Kontakt zum übrigen Team haben. Dann verschwinden die Ausstatter. Es folgt das Licht. Die leuchten ein. Nach zwei Wochen Quarantäne und verschwinden vom Set. Dann erst kommt das Kernteam mit den Schauspielern aus den zwei Wochen Quarantäne zurück. Jetzt stellt die Regie fest, dass bei der Ausstattung etwas nicht stimmt. Team und Darsteller müssen das Set verlassen. Ohne Kontakt zum Ausstattungsteam, das sich in sicherem Abstand bereit hält. Die nehmen die Korrektur vor und verschwinden wieder. Jetzt kommt wieder das Kernteam und die Darstelller. Nun muss beim Licht nachgebessert werden. Team zieht sich wieder zurück. Lichtteam taucht auf, zieht sich zurück; Team wieder ans Set. Und so weiter. Bei jeder kleinen Änderung müssen alle das Set verlassen und das zuständige Gewerk ranlassen. Zwischendrin soll eine Hygienetruppe noch das ganze Set desinfizieren. Es wird eine göttliche Komödie werden, eine echte Coronakomödie über einen Film, der nie zustande kommt, weil das Drehen faktisch nicht mehr möglich ist vor lauter Hygienevorschriften. Da bleibt nur noch die Forderung nach einem staatlichen Rettungsschirm für jenes deutsche Kino, dessen meisten Filme eh keinen interessieren; ob so ein Rettungsschirm viel Rückhalt beim Publikum findet? Vielleicht ist das Virus gerade dabei, das nicht allzu renommierte deutsche, subventionierte Kino zu Grabe zu tragen – der Aufschrei im Lande dürfte sich in Grenzen halten und die erfolgreichen Komödienproduzenten werden auch ohne Rettungsschirm wieder arbeiten. Sowieso: die SZ hat am Wochenende schon vorgesorgt mit dem Hinweis auf das Lemke-Modell. Hier wird das Abstandsgebot locker angegangen, wie der SZ-Journalist zu berichten wusste; Lemke wird seine Drehs wohl kaum versichern lassen, da er mit geringen Investitionen arbeitet – und also wird keine Versicherung auf dem Einhalten von Hygieneregeln an den Sets bestehen. Setzt nicht auch die Liebe, dieses Urkinothema, sich allzugern über Konventionen und abstrakte Hygienevorschriften hinweg? Auch ohne Corona-Rettungsschirm wird das deutsche Kino nicht aussterben. |
25.05.2020 | Frau Grügrü meint : Frau Monika Grütters ist die deutsche Kulturstaatsministerin und als solche auch zuständig dafür, dass der deutsche Filmpreis der dümmste Filmpreis der Welt ist. Sie buttert diesem reinen Innungspreis 3 Millionen Euro Steuergelder zu und der tut dann so, als ob er ein Staatspreis sei. Dabei verzichtet der Staat auf jeden Einfluss, damit auch auf jede Diskussion und somit auch auf gesellschaftliche Relevanz des Preises, der somit zur pervertierten Oscar-Kopie verkommt. Das hat zur Folge, dass der deutsche Filmpreis über die Branche hinaus bedeutungslos ist, das zeigt auch das geringe öffentliche Interesse an der Ausstrahlung der Verleihungszeremonie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Da die öffentlich-rechtlichen Sender wegen der geforderten Zwangsgebührenerhöhung ins Gerede kommen, hat die Kulturstaatsministerin sich bemüssigt gefühlt, sich für deren Beibehaltung und auch für die Erhöhung der Haushaltszwangsgebühr auszusprechen. Die Begründung ist hinkend: die Corona-Krise zeige, wie wichtig die öffentlich-rechtlichen Sender mit ihrer Berichterstattung seien. Da ist bestimmt ein Kernchen Wahrheit drin; allerdings übersieht die Kulturstaatsministerin, was die Sender sonst noch an Ballast mitschleppen, der nichts mit Nachrichten und politischer Berichterstattung zu tun hat. Diese verschlingt vielleicht, Pi mal über den Daumen gepeilt, 10 Prozent des Budgets. Der Rest sind unsägliche Talkshows, Personality-Werbung, Hunderte von Millionen für die Übertragung korrupter Sportereiggnisse, lässig verzichtbare Fernsehspiele und -serien, die allesamt privatwirtschaftlich organisiert werden könnten, sowie überirdische Pensionslasten, die längst aus der Finanzierung herausgenommen werden sollten. Ok, bei Euro 1.79 pro Monat wäre die Ungerechtigkeit des Finanzierungsmodells à la Professor Superschlau-Undemokratisch Kirchhof deutlich weniger ungerecht zu Lasten einkommensschwacher Haushalte verteilt. All das erwähnt die Kulturstaatsministerin nicht. Sie sollte eher anfangen, die Filmbranche auf kräftige Kürzungen ihrer komfortablen Subventionen einzuschwören als Folge der massiven Coronapolitik-Schulden. Die SZ hat am Wochenende schon mal den David Steinitz mit dem Klaus Lemke durch Schwabing spazieren und sich unterhalten lassen; Lemke ist ein bekannter und notorischer Subventionsverächter und -verspotter, der trotzdem einen Film nach dem anderen produziert. Will heissen, die SZ macht darauf aufmerksam, dass der Staat seelenruhig bei den Filmsubventionen sparen kann bei künftigen Sparhaushalten und dass das deutsche Kino deswegen lange nicht aussterben würde, im Gegenteil, das könnte ihm befreiende Impulse verschaffen und es vom negativen Einfluss weisungsgebundener Fernsehredakteure entbinden. Den deutschen Filmpreis könnte man auch gleich auf einen ehrlichen Boden stellten: ihn als das ausweisen was er ist: ein Innungspreis, bei dem der Staat nichts verloren hat, auch nicht als blind-doofer Geldgeber. |
24.05.2020 | München Den Münchnern meint : Jetzt ist München ganz bei sich. Keine Touristenströme durchfluten es. Gerade mal ein Touristenrinnsal, an einer Hand abzuzählen, findet sich um elf Uhr auf dem Marienplatz fürs Glockenspiel ein. Welch Unterschied zu der sonst vielhundertköpfigen Menge, die einen Ruf des Erstaunens ausstösst, wenn der Ritter hoch oben im Rathausturm seinen Gegner mit der Lanze niedersticht. Jetzt eilen und hasten die Münchner über den Platz, beachten weder Glockenspiel noch Rathausturm noch die frischen Wiesenblumen in den Kistchen noch die teils schlaffen, teils leicht sich bewegenden Flaggen der Europastaaten, so dem Platz, da sie ihn nicht beachten, jeglichen Vibe (sprich Weib) nehmend, ihn bedeutungslos machend. Nicht mal Sitzgelegenheiten gibt es ausser bei den Freischankflächen, kaum einer, der Selfies schiesst. Im beyond hoch überm Marienplatz lüften sie die Suiten. München gehört jetzt ganz den Münchnern. Sie bauen sich ihre Stadt weiter zurecht. Eine Disco wurde eben zur Corona-Test-Station (mit oder ohne Anmeldung) umfunktioniert. Die neue Koalition im Rathaus hat flugs angefangen, neue und breitere Fahrradstreifen auf Parkplätze zu pinseln, obwohl es keine Zulassungszahlen für neue Fahrräder gibt, jedoch über Autos – und die steigen. Daher: weniger Parkplätze für mehr Autos, mehr Fahrradstreifen; vermutlich sind die vielen Autoneuzulassungen sowieso nur Sprinter für Hotels, Limousinen für ViP-Shuttles, Taxi- oder Uberfahrer – aber die stehen eh alle still so wie die Flugzeuge im Erdinger Moos; im Moos nix los. München ist so ruhig ohne Fluglärm über der Stadt, München scheint akustisch einzig zu bestehen aus Kirchenglocken, Martinshörnern und Polizeisirenen (diese gegen Anticoronademos). So werden neue temporäre FuZos eingerichtet, nur über den Sommer, wie es heisst, über einen Sommer. So nehmen die Münchner ihre City in Beschlag, sitzen dicht gedrängt schon wieder in den Schwabinger Kaffees, shoppen in der FuZO, als sei nichts gewesen, als gehe es jetzt nach Corona nahtlos weiter mit dem globalisierten Turbokapitalismus. Da werden die sich eines nicht allzu fernen Tages noch die Augen reiben, wenn es einfach nicht mehr so kommt, wie es vor kurzem noch war, da mag der Bundespräsident in der ehemals „Münchner Zeitung“ genannten SZ noch so sehr deren Lesern Zuversicht für die Zukunft predigen; die Begründung dafür schöpft er aus dem Hinweis, dass er vor einem Jahr – auf Staatskosten selbstverständlich – Bürger und Bürgerinnen zu einer Kaffeerunde in seine „Schloss“ genannte Residenz, die die Bürger und Bürgerinnen des Landes ihm temporär und amtsgebunden zur Verfügung stellen, eingeladen habe; Logik eines Staatsoberhauptes – muss ja keiner nachvollziehen können; die so gepredigte Zuversicht lässt eher auf Verzweiflung schliessen. Sicher ist nur, dass einer in Bayern den übel beleumdeten Obergrenzenbegriff bemüht in merkwürdigem Zusammenhang und offen lässt, bei wem er damit punkten möchte. Zuerst den coronapolitikgeschädigten Bürgern das Blaue vom Himmel versprechen und diese Versprechungen dann mit dem Obergrenzenbegriff wieder kassieren. Und die Soloselbständigen soll der Teufel holen. |
23.05.2020 | We Are Europeans meint : WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Polen sind Europäer. Italiener sind Europäer. Griechen sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Kroaten sind Europäer. Franzosen sind Europäer. Zyprioten sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Malteken sind Europäer. Portugiesen sind Europäer. Iren sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Dänen sind Europäer. Spanier sind Europäer. Österreicher sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Holländer sind Europäer. Letten sind Europäer. Finnen sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Schweden sind Europäer. Ungarn sind Europäer. Esten sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Luxemburger sind Europäer. Slowaken sind Europäer. Litauer sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Rumänen sind Europäer. Slowenen sind Europäer. Belgier sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. Tschechen sind Europäer. Ungarn sind Europäer. Bulgaren sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. Deutsche sind Europäer. WE ARE EUROPEANS. WE ARE FRIENDS. WE ARE FAMILY. WE PAY THE BILL. |
22.05.2020 | Vaddadag meint : Vaddadag. Die berühmte Performerin Maddina Abramowitch ist es satt vorm leeren Nationaltheater resonanzlos zu üben. Sie bespasst am Vaddadag mit mannigfachen Performances das neue Stück Sendinger Strasse FuZo, um die attraktive Aufenthaltsqualität zu exploiten. Sie stellt sich als unangemeldete Ein-Personen-Demo vor Starbucks mit einem Schild: Vaddadag is Muddadag is Maddinadag. Sie isst eine gelbe Tulpe aus einem der Blumentöpfe und hält die Luft an. Sie nimmt auf einem der Stühle ein Sonnenbad von 17 bis 17.15 Uhr – ohne Einreiben von Sonnencreme. Sie schreitet auf drei Meter hohen Stelzen durch das Strassenstück. Ihr Rock bildet einen Baldachin. Darunter fährt auf einem Minielektroroller würdig eine als Queen verkleidete, dressierte Maus. Maddina tanzt einen Pole-Dance um die drei Damenräder, die um den bunt bestrickten Baumstamm vor Haus Nr. 45 arrondiert sind. Maddina sitzt auf einem Stuhl mit dem Rücken zu den Blumen, zählt die Passanten (am Vaddadag gerade mal 40 pro 5 Minuten). Maddina sitzt auf einem Stuhl, nummeriert die Flaschensammler, fertigt Skizzen von Figur und Gang an und gibt ihnen Namen. Maddina verschenkt in Wegwerfbechern Wasser aus dem neu installierten Wasserspender und guckt den Beglückten tief und lang in die Augen – bis das Wasser verdunstet ist. Maddina signiert die Becher. Maddina setzt sich im Schneidersitz spiegelbildlich der schwarz gekleideten Stammbettlerin gegenüber und verzieht keine Miene. Maddina betrachtet die Fassade der Asamkirche und murmelt ununterbrochen: Fassade, Fassade, Fassade. Maddina sitzt vor der Asamkirche und hält Zwiesprache mit dem jungen Fassbinder, der hier vergeblich auf das Erscheinen der Mutter Gottes im oberen westlichen Rundfenster gewartet hat. Maddina knabbert mit einem dritten Gebiss am Fake-Felsen neben dem Portal der Asamkirche; dann opfert sie eben gesammelte Zigarettenkippen. Maddina legt ihren Body als Gebetsteppich fürs Fastenbrechen flach auf die neuen Steine vor der Treppe zur Asamkirche. Maddina tanzt barfuss auf den neuen Bodenplatten vor der Asamkriche nach dem Rhythmus von 'Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm'. Maddina sitzt wieder in einem Blumentopfstuhl, wahrt den Abstand, pantomimisiert mit blossen Händen den Mund- und Nasenschutz, studiert die Flaneure und trifft die essentielle Unterscheidung zwischen Paaren und Passanten. Maddina hält den Radlern ein Schild hin: Mitfahrgelegenheit gesucht. Maddina schiesst mit einem Luftgewehr eine Taube vom Dach der Asamkirche und verzehrt sie unverzüglich und roh. Martina reitet im Damensitz auf einem Rappen durch die Sendlinger Strasse, trägt eine goldene Standarte mit Jeanne d' Arc-Motiv und summt: I bin a Münchner Kindl. Maddina hat einen Geistesblitz, der von Donner begleitet wird. Maddina steigt auf den höchsten der neugepflanzten hohen Bäume, dass der Wipfel sich biegt, bis er den Boden berührt; Maddina widmet diesen Triumphbogen: CORONA. Maddina notiert sich Wort- und Sprachfetzen von Vorbeigehenden, die sie in grossen Lettern an die Rückwand der Staatsoper projizieren wird. Maddina will nach Hause und versucht mit einer App ein stehengelassenes MVG Leihradl loszueisen. Das gelingt nicht. Drum, wenn sie nicht gestorben ist, performt sie heute noch. |