Mitteilungen 2791 - 2820 von 9468   Einträge erfassen

13.01.2018 

ortel meint : ....Und die Medien behandeln die Dämmstoffe wie Stahlträger ...

13.01.2018 

unk meint : das demokratische haus ist in der Statik gefährdet, die GroKo will mit Dämmstoffen arbeiten und der Bundespräsident spricht ihr Mut zu.

13.01.2018 

roland meint : SPD verteidigt die Zweiklassenmedizin - wie peinlich!

13.01.2018 

zwischenrufer meint : HARAKIRI-SPD

13.01.2018 

Paul K. meint : Richtig: mit dieser Sondierung zementiert die SPD die Zweiklassenmedizin!

13.01.2018 

Versond Ondierer meint : Versondondierer. Onduliert. Sondierer. Zu mutlosen Kompromissen gekommen. Weil man in der Demokratie Kompromisse schliessen müsse. Gedrängt von einem mutlosen Bundespräsidenten. Die SPD hat bereits verloren. Hat einen von einem mutlosen Bundespräsidenten zum Wortbrecher gemachten Mann an der Spitze. Der erteilt mit den Kompromissen eine klare Zusage für den Fortbestand der Zweiklassenmedizin im Lande, gibt die Bürgerversicherung gleich an Zahlung. Die Sondierer sind ja alle bestimmt auch privat versichert. Mutlose Kompormisse allüberall, die den Bürger teuer zu stehen kommen; teuer nicht nur geldlich, teuer auch dadurch, dass diese Kompromisse, die die SPD wohl endgültig in die Bedeutungslosigkeit versinken lässt, nicht einen wirksamen Hebel gegen die verflixte Mechanik der fortschreitenden Drift zwischen Arm und Reich im Lande enthält (jede Prozenterhöhung einer Entlöhnung oder der Kosten für eine Leistung treibt den Spalt fort), eine Drift, die mit wachsender Wirtschaftsdynamik noch an Drastik gewinnt. Nicht ein wirksamer Hebel dagegen ist in Sicht. Nur da und dort bescheidene Abferderungsversuche. Oder mutlose Absichtserklärungen, die das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Kein Mittel gegen die sich ausbreitende Altersarmut, die sich aus der Diskrepanz zwischen Rentenerhöhungsgesetzen und Mietpreiserhöhungsgesetzen ergibt. Parallel dazu verlangt, so war es gestern in der AZ zu lesen, mit grosser Selbstverständlichkeit der Intendant des BR und gleichzeitig ARD-Vorsitzend Ulrich Wilhelm einen Inflationsausgleich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sprich eine Erhöhung des Zwangsbeitrags um einige Euro. Auch dieses Gesetz zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes treibt einen Keil in die Gesellschaft, da es die einkommensschwachen Haushalte weit überporportional belastet und die Reichen und auch die Sondierer in Berlin massiv entlastet. So löblich Wilhelms Idee einer gemeinsamen digitalen Plattform gegen die Dominanz der vorhandenen Suchmaschinen ist, macht er auch auf ein weiteres gravierendes Problem im Zusammenhang mit der Rundfunkzwangsfinanzierung aufmerksam. Er macht den Betrag der Erhöhung auch davon abhängig, wie gross die Zahl „säumiger“ wie er sie nennt, Zahler ist. Die muss in die Millionen gehen. Und der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat bis jetzt, so sehr und schnell er immer und über alles mit Umfragen zu haben ist, noch nicht untersucht, woran das liegt, dass Millionen von Haushalten die Zwangsgebühr nicht bezahlen, sogar den Gerichtsvollzieher oder gar Gefängnis in Kauf nehmen. Ob sie einfach nicht bezahlen können oder bewusst nicht wollen, weil sie keine Rundfunkteilnehmer sind. Ob ihnen der Babybrei oder die Windeln fürs Kind wichtiger sind, als mit der Rundfunkzwangsgebühr korrupte Sportveranstaltungen, öde Showmillionäre und denkfaule Rundfunkräte zu finanzieren. Das zu ergründen, da kommen die öffentlich-rechtlichen Sender ihrer Informationspflicht sträflich nicht nach. Das dürfte sich in einer Zunahme der Zahlungsverweigerer sowie bei Neuwahlen in einer Stärkung jener Partei niederschlagen, die die undemokratische Finanzierung des Gemeinschaftswerkes öffentlich-rechtlicher Rundfunk mit der Forderung nach dessen Radikalabschaffung kritisiert.

12.01.2018 

Street Words CXLIX meint : Aber ehrlich gesagt, tu ich mich a bissl schwer, das mit ner neuen Farbe zu kombinieren. Dass er sich Gedanken gemacht hat, das ist ja krass. Wenigstens hab ich gelacht, verstehst. Alle Aggressione abbaue, alle Aggressione abbaue. Abteilung 3 und Abteilung 8, die haben riesige Keller. Kein Kommentar, dass es besser geht oder Danke. Geben Sie mir ein Gourmet-Brot bitte, aber geschnitten, etwas breitere Scheiben. Wenn die dumme, inkompetente Verrätersau sich so verhält. Ich frage mich, wie ich das gechafft habe. Wir haben gemeint, es kommen nicht so viele Leute so früh. Und die Ausfahrt ist da vorn? War nur der Aussenspiegel, war nur der Spiegel. Du hast Glück, du hast ne Frau, die kochen kann. Das kenn ich, hab ich alles auch schon hinter mir. Nicht schmieren, was kann man alternativ machen? Wen habt Ihr angesprochen an Investoren? Mit allem und scharf. Sind die aus dem Bodensee oder vom Bodensee? Also ich hab die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Wieso fahren wir die jetzt besuchen eigentlich? So, draussen schebbert die Natur vorbei. Charles, fix und fertig. Blabla fucking fuck you. Einen deutschen Schlager, den müssen Sie drauf haben. In einer Stunde geht’s los. Also da ist man dann das Enfant terrible. Und dieses Passive und warten, dass was von oben kommt, das passiert nicht. Ich hol dich in der Apotheke ab, ok. Schau, der arme Mann, der lebt auf der Strasse. Genau, dann legen wir das so fest. Also bei mir funktioniert er mittlerweise perfekt. Der war auch schwul, ja. In der Sonne hocken, ein Zigarettchen in Ruhe rauchen? Die Taxifahrer werden immer bleeder. Hast du was glesen oder hast du was geträumt? I hab ja nur gfragt, weil Sie mal gsagt haben, wenn i Si mal sig. Jetzt hab ich ne heisse Schockolade. Ich hab ne Grippe. Wo war denn das, wo wir in dem Keller waren, wo dieser Transverstit? Wir haben da einen grossen BMW gesehen. Du bist der allererste, der den Film anschauen darf, der läuft noch nicht im Kino.

11.01.2018 

Ni Ete meint : Niete, Niete, was bin ich für eine Niete. Jetzt habe ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Hinterzimmertricks mir diesen schönen Job im Schloss Bellevue ergattert, allein das schon ein diplomatisches Meisterstück. Aber keiner will mir das anerkennen. Die wollen hier gar keinen Diplomaten. Und jetzt das, jetzt ist es bereits soweit, dass die mich in führenden Leitmedien verspotten, mich in der SZ wahlweise einen Scherzkeks nennen oder mit dem Krampus vergleichen, welch tiefer Fall für eine so hohe Ambition. Weh mir. Ich bin hier falsch in dem Job. Statt dafür zu sorgen, dass das Land endlich eine handlungsfähige Regierung erhält, habe ich dazu beigetragen, dass sich das immer weiter hinauszögert, indem ich den Schulz zum Wortbruch überredet habe. Das sind halt die mir geläufigen Verhaltensweisen. Weh mir. Ich bin hier vollkommen falsch. Aber die sind alle so leicht manipulierbar hier im Lande. Die wussten doch, dass ich eine feige Nuss bin, das haben sie alle doch öffentlich und schriftlich und aktenmässig, wie ich den Mitbürger Kurnaz in Guantanamo habe schmoren lassen und mich bis heute nicht entschuldigt habe dafür. Es hätte eines kurzen Briefes von mir an die amerikanische Regierung bedurft, gar eines einzigen Telefonates und der Mann und Bundesbürger wäre sofort aus der Folter befreit worden. Es hätte für mich keinerlei negative Folgen gehabt. Aber sowas kriege ich nicht hin. Mut ist ein Fremdwort für mich, das ich zwar gerne in den Mund nehme. Aber Mut entspricht nicht meinem Charakter. Ich bin so wie ich bin. Weh mir, wie konnte ich so eine Niete werden. Aber die sind alle so manipulierbar, gerade auch die Presse, ich habe sie immer dazugebracht, Kreide zu schlucken, weil die ja nicht unempfänglich für Schmeicheleien und gewisse Gesten sind. Weh mir, was bin ich für eine Niete. Ich könnte eine grosse und wichtige Diskussion im Lande anstossen, es würde nur eines Wortes von mir brauchen, um dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein wichtiges Stück Legitimation zurückzugeben. Ich müsste nur darauf hinweisen, dass die Finanzierung dieses demokratisch wichtigen Gemeinschaftswerkes nach dem Modell von jenem Professor nicht fair ist, dass dieser bald Zehn-Milliarden-Topf einseitig zu Lasten der Einkommensschwachen finanziert wird mittels einer Unrechtssteuer, die als ein Umverteilungsfaktor wirkt. Es bedürfte nur eines Wortes von mir. Aber wir sind hier ein Land von Feiglingen. Und deshalb wird es nicht so weit kommen. Deshalb habe ich es auch an diese Position geschafft. Deshalb bin ich auch das richtige Aushängeschild für dieses Land, dem der Zusammenhalt zusehends abhanden kommt, in welchem die staatliche Autorität täglich schwindet, das Anpöblen von staatlichen oder anderen Ordnungsorganen immer drastischere Ausmasse annimmt. Und ich trage das meine zu diesem Zerfallsprozess bei, bin ein Symbol dafür, allein, wie ich mir diesen Job unter den Nagel gerissen habe. Oh weh mir, ich Aushängeschild von Niete für ein Land von Nieten.

10.01.2018 

Ans Tand meint : Anstand – respektive dessen Abwesenheit -, das ist wohl der Oberbegriff, unter den die aktuellen Debatten, Solidaritätsbekunden, Me-Too-Bewegungen, Hexenjagden zu subsumieren sind. Sexual Harrassment ist nur eine kleine Parzelle aus dem Bereich – weitherum notleidenden - Anstandes. Das heisst, wenn ein Mensch einen anderen Menschen erotisch anmacht und der andere Mensch klar sagt, nein, dann hat der Anmacher oder die Anmacherin das bittschön zu lassen. Das ist doch der minimste Anstand, den man erwarten kann. Keinen Menschen gegen seinen Willen zu etwas zwingen. Das hat mit Respekt zu tun. Allerdings auch mit Selbstrespekt, wenn man angeflirtet und angemacht wird, bei Missfallen klar und deutlich nein zu sagen, auch wenn eine Entschädigung beruflicher Art winkt. Gut, dass wenigstens dieser kleine Bereich aus der weiten Welt des Anstandes jetzt mal beackert wird. Wenn die Film-Diven zu einer Preisverleihung aus Solidarität alle in Schwarz erscheinen. Hoffentlich halten sie die Solidarität durch. Allerdings kehrt dadurch noch lange nicht der Anstand bei der Menschheit ein. Mobbing ist alltäglich und gehört in den Bereich Unanstand. Sein Wort brechen gehört dazu. Einen Menschen für einen 8-Stunden-Tag bezahlen, aber neun Stunden Arbeit von ihm verlangen, gehört zum Unanstand. Den Mitarbeiter am Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub zu belästigen ist Unanstand. Einem Menschen falsche Versprechungen machen, um ihn zu einer Unterschrift zu kriegen, und es dann nicht halten, das ist nicht anständig. Den Menschen zu belügen mit dreister Werbung gehört dazu, unerwünscht Menschen anzurufen. Bei der Regierung lobbyieren, um ein Gesetz zu den eigenen Gunsten zu erreichen, das ist nicht anständig, aber gang und gäbe. Zu schweigen vom Krieg, Waffen zu liefern an Länder, die in Konflikte verwickelt sind, das ist unanständig. Das Klimaziel wieder vor sich herschieben, das ist unanständig. Aber die Bundesrepublik tut es. Über jemanden schlecht reden, das ist nicht anständig. Die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes zu Lasten der Einkommensschwachen, das ist nicht nur unanständig, das unterminiert die Demokratie und den Demokratiegedanken, also das Steuerprinzip, dass jeder nach seinen eigenen Kräften zum Gesamtwohl und zu den grossen Gemeinschaftswerken beitragen soll. Die Aufspaltung der Gesundheitsvorsorge in private und Ersatzkassen schafft eine Zweiklassengesellschaft und ist nicht anständig. Von der Politik ist es nicht anständig, solches zu wissen, es aber nicht zu behandeln. Vieles, was unanständig ist, ist sogar in Gesetzeform gegossen. Anstand ist ein kostbares Gut, was heutzutage fast nichts mehr wert ist. Andere zu übervorteilen, auszubooten, schlecht zu machen, gehört vielerorts zum guten Ton. Der Aufruhr wegen sexueller Belästigung ist nur ein kleiner Kampfplatz des Anstandes.

09.01.2018 

Randnotiz meint : Es war eine Randnotiz in den Zeitungen, eine Meldung, die weggeschummelt werden sollte, niemand sollte erschreckt werden. Sie war ja auch zu dreist. Die Vorsitzende der ARD-Anstalten fordert eine Zwangsgebührenerhöhung. Im Rahmen der Inflation. Ein konkrete Zahl hat sie wohlweislich nicht genannt. Über den Zeitraum von vier oder fünf Jahren hinweg ergibt sich schnell eine Erhöhung von zehn Prozent. Will heissen, der Topf des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes dürfte bald von jetzt an die 9 Milliarden im Jahr auf 10 Milliarden anschwellen, wenn es nach dem Willen der Anstalten geht. Die Erhöhung dürfte die Haushaltszwangsgebühr auf 20 und mehr Euro monatlich pro Haushalt steigen lassen, egal ob ein Haushalt 200 oder 200 Millionen Euro im Monat zur Verfügung hat. Das heisst: der Ungerechtigkeitsfaktor bei der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes dürfte nochmal massiv zulegen und somit der Umverteilungseffekt dieser Unrechtssteuer, die zu Lasten einkommensschwacher Haushalte geht. Dreist ist die Erhöhungsforderung nicht nur deswegen (wobei der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Sinne des Selbsterhaltes gut daran täte, Bewusstsein für das Unrecht in der Struktur seiner Finanzierung zu schaffen, denn diese gibt weitherum verbreiteter Bereitschaft zu Hass gegen Staat und Lügenfunk Futter). Dreist ist die Forderung auch vor dem Hintergrund, dass die Politik den öffentlich-rechtlichen Rundfunk längst zur Sparbemühungen angehalten hat. Es gibt ja tolle Intendantengehälter, die problemlos deutlich gekürzt werden könnten. Nicht der Hauch einer Idee davon kursiert bei den Sparbemühungen. Dreist ist die Forderung vor allem auch vor dem Hintergrund des drastischen Verfalls der Verbindlichkeit und Legitimation breiter Teile des Programms, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk bietet und vor dem rasanten Zuschauerschwund. Ein Blick in die Schweiz genügt, um zu sehen, wie weit dieser Rundfunk sich von den Bürgern entfernt hat. Dort hat die Mehrheit der inländischen Stimmberechtigten vor knapp zwei Jahren bereits der Zwangsfinanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes eine Abfuhr erteilt; gerettet haben damals die Vorlage die Stimmen der Auslandschweizer. Dieser Blick über die Grenzen sollte hier zu denken geben, wenn es um die Forderung nach Erhöhung der antidemokratischen Zwangsgebühr geht.

08.01.2018 

Es Kann Gelingen meint : ES KANN GELINGEN. Mit diesem Kanzlerinnenzitat zu den Sondierungsgesprächen titelnd charakterisiert die SZ heute die Lage in diesem unserem Lande. ES kann gelingen. Ein einfacher Satz, nicht mal ein Konditionalsatz, der inhaltlich aber ein solcher ist und der viel Spiel- und Interpretationsraum lässt. Es kann gelingen, muss aber nicht. Das ES wird zum wichtisten Hauptakteur. Das ES entscheidet, wie ES weiter geht in diesem Lande. Die Verantwortung auf ein ES abgeschoben. Verzagtes Verhandeln. Das Ruder aus der Hand gegeben. Schauen wohin ES die Bundesrepublik treibt. ES ist ein geheimnisvoller Akteur. ES ist ein Träger von Möglichkeiten, von Hoffnungen. ES kann aber auch furchtbar daneben gehen. Wer ist dieses ES? Ist diesem ES die Lage im Lande klar? Dieser dramatisch erodierende Autoritätsverlust des Staates, der sich immer häufiger in direkter, aggressiver Verhaltensweise seinen oder seinen vermeintlichen Organen gegenüber entlädt. Immer öfter werden Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter, Ordnungskräfte bespuckt, mit Gegenständen beworfen, physisch angegriffen. Der Staat verliert dramatisch an Glaubwürdigkeit. Aber vielleicht wird ES ES schon richten. Oder vielleicht lebt dieses ES in einer abgehobenen Politblase. Das ES ist vielleicht das tiefe Need einiger an den Sondierungsverhandlungen beteiligter Politiker nach einem schönen Pöstchen in Berlin. Vielleicht ist damit der Horizont dieses unheimlichen ES schon umrissen, das jetzt offenbar bestimmen wird, wie ES weitergehen soll mit der angeschlagenen, weidwunden GroKO und damit mit dem von täglich eklatanterer Spaltung betroffenen Land. Dieses ES scheint bereits die Herrschaft übernommen zu haben, wo jetzt doch Mut, klare Analysen und unegoistisches Handeln im Sinne des Gesamtwohls des boomenden Landes gefordert wären. Angst und Verunsicherung bei den angeschlagen wieder regieren Sollenden sitzen offenbar tief. Angst und das ES sind erfahrungsgemäss keine guten Ratgeber. ES kann gelingen. ES kann aber auch grauenhaft daneben gehen. Vergessen wir nicht, die Eigentumsverteilung im Lande ist so krass ungleich wie zuletzt 1913. Das hat dort keine gelingenden Folgen gehabt, auch wenn die Menschheit in ihrer Zerstörfähigkeit heute weiter und raffinierter ausgestattet ist als damals. ES kann gelingen. Muss aber nicht. ES wird ein höchst fragiles Gebilde, das von einem Windhauch zum Einsturz gebracht werden kann. Der Optimismus von ES KANN GELINGEN steht auf streicholzdünnen Beinchen oder wie auf denjenigen eines Fohlens aus der Umgebung von Fukushima, wie in FURUSATO – WUNDE HEIMAT ab 8. März im Kino zu sehen sein wird.

07.01.2018 

Lustige Regisseure meint : Gegen Ende des eben zu Ende gegangenen Jahres hat eine knappe Hunderschaft namhafter deutscher Filmregisseure einen Brief an die Kulturstaatsministerin publik gemacht, der offenbar schon im Frühjahr 2017 abgschickt worden ist. Darin fordern die Filmregisseure Transparenz bei der anstehenden Besetzung des freiwerdenden Postens des Berlinale-Chefs. Sie sind unzufrieden mit dem aktuellen Inhaber, der hervorragende Besucherzahlen vorweisen kann bei gleichzeitigem Renommee-Schwund dieses einzigen A-Festivals in Deutschland. Wobei er sich mehr als sein Vorgänger um das deutsche Kino bemüht und vielen deutschen Filme die Chance auf Wettwebewerbsteilnahme gegeben hat, die sie wohl nie sonst in einem A-Festival erhalten hätten. Auch wenn uns das nicht bewusst war, ist schon mal gut zu hören, dass wir in aller Heimlichkeit so viele namhafte Filmemacher haben. Und, Transparenz zu fordern – die Regisseure erhoffen sich davon eine profiliertere Berlinale, die Diskurs über Film ermöglichen soll – sind sie gerade die richtigen. Die meisten von ihnen dürften dem Innungsverein Deutsche Filmakademie e.V. angehören. Dieser private Verein ermittelt nach einem geheimen Verfahren die Träger des deutschen Filmpreises, der so tut, als sei er ein Staatspreis – eine missgeburtige Konstrution. Wenn es den Regisseuren also ernst wäre mit ihrer Forderung nach Transparenz und Diskurs über Film, sollten sie mit Transparenz-Forderungen gleich bei sich selbst anfangen, nämlich beim intransparenten Verfahren zu Ermittlung der Träger des Deutschen Filmpreises, wofür sie mit zuständig sind. Die Hoheit über den deutschen Filmpreis hat sich dieser Innungs-Verein selbst unter den Nagel gerissen und verteilt so die drei Millionen Euro Preisgeld völlig intransparent. Es gibt nicht eine Phase im Verfahren, in der eine Jury eine Begründung für die Kür dieses oder jenes Filmes vertreten müsste und somit eine öffentliche Diskussion über Film in Gang setzen könnte. Es handelt sich um das höchste Filmpreisgeld weltweit. Das verteilen die Filmemacher klammheimlich unter sich. Komisch ist das schon, dass die Regisseure, da wo sie mitbestimmen können, keine Transparenz fordern. Die sind halt lustig, diese namhaften Regisseure. Und nicht nur der Filmpreis wird geheim ermittelt, auch die Aufnahme neuer Mitglieder in die Akademie erfolgt nach einem intransparenten und nicht veröffentlichten Verfahren (seit Mitte 2017 immerhin nur noch auf Empfehlung); auch bei dieser Akademie scheint es sich inzwischen, wie die Regisseure es der Berlinale vorwerfen, um eine auf aufgeblähte Massenveranstaltung zu handeln. Diese Akademie will über 1900 namenhafte Vertreter der kreativen Bereiche beim Film als Mitglieder haben - wo kommen die bloss alle her? Quantität vor Qualität offenbar auch bei der Filmakademie, nicht nur bei der Berlinale, aber der Berlinale werfen sie es vor. Es ist immer leichter, an anderen die Welt verbessern zu wollen als an sich selber. So bleibt einem generell die Erfolglosigkeit der eigenen Bemühung garantiert und das Jammern im subventionsübersättigten Filmbiotop ebenso. Die sind lustig, diese Regisseure.

06.01.2018 

Ein Sanftes Geräusch meint : Ein sanftes Geräusch weckte mich. Eine süsse, lichte Klangwolke, ganz von ferne, wie Kirchenglockengeläut, dem die Schwere genommen wurde und das auf Luftikissen gebettet ist, näherte sich. Als ob die Heiligen Drei Könige im Anflug wären. Versprach Frieden und Hoffnung und Glück. - Und entpuppte sich beim Näherkommen als ganz ordinäre Strassenkehrmaschine. Auch gut, denk ich mir, kleine Saubermaus, macht wie die elektrische Zahnbürste Rückstände weg, Zigarettenstummel aus den Pflasterritzen und damit auch die Speichelrückstände der unanständigen Mitbürger, die die Kippen einfach auf den Gehweg droppen. Die die Strasse für einen Aschenbecher halten. Zigarettenkippen statt Gold, Weihrauch und Myrrhe. Auch gut, denke ich, auch Kippen sind in Gottes Schöpfung und Vielfalt vorgesehen. Warum anfang Jahr gleich so moralisch sein. Es wird eh noch übel kommen. Denn die Menschen sind nicht frei. Die Entscheider und Sondierer sind nicht frei. Sie sind atemlos in einem Hamsterrad gefangen, das angetrieben wird von Umfragezahlen und Lobbyisten und Gewinnerwartungen, Quartalszahlen, Positionsverteidigungen und Unnachgiebigkeit, Borniertheit, Ängstlichkeit. Die Entscheider sind nicht frei. Sie sind Getriebene. Sie sind eingesponnen in ein Netz widersprüchlicher Interessen. Sie sind nicht frei von Umfragen, Stimmungen, Parteibasis, Parteiräson, Taktik, Internetstorms, handfesten nateriellen Interessen, dem Blick auf den nächsten Wahltermin. Die Entscheider und Sondierer sind vor lauter Anforderungen an sie, vor lauter Zerren an ihren Rockzipfeln überhaupt nicht mehr in der Lage, das Gesamtwohl des Landes auch nur ins Auge zu fassen oder gar zu beschreiben, dass in diesem Land immer mehr Fundamentales aus den Fugen gerät, was es zu zerreissen droht und was alle noch so ehrlich gemeinten Detailbemühungen zunichte macht, zur Farce verkommen lässt. Da wäre so eine kleine Kehrmaschine, die diese Hindernisse weggräumte mehr wert als alles Gold und Myrrhe und Weihrauch der Heiligen Drei Könige.

05.01.2018 

Mit Dem Spachtel meint : Mit dem Spachtel wollen die Koalitionssondierer den Tanker Deutschland, der mit voller Kraft ohne Ziel Kurs hält, funktionsfähig halten. Da eine Delle ausputzen und dort eine andere. Da eine Rücksicht auf eine Klientel und dort eine andere. Und vor allem die ängstlichen Blicke, ob es für die eigene Position gut ist oder nicht, ob nicht beim Spachteln ein Stück weisse Tünche auf den sauberen Anzug fallen könnte. Feige, sind sie, ängstlich, lavieren, die Koalitionssondierer. Dabei wäre es höchste Zeit für eine Generalsanierung des Tankers. Und das bei voller Fahrt. Trockendeck liegt nicht drin. Kurs halten, das ist das wenigste, da weiss eh keiner wohin es geht. Dass es aber den Tanker zu zerreissen droht, wenn er nicht demnächst generalüberholt wird, das pfeifen die Möven vom Deck und kacken es runter. Dass HarztIV- und Grundsicherung grundsätzlich erneuert werden müssen, das ergab neulich ein Bericht in der SZ mit dem Befund, dass diese sich zu einem Bürokratenmonstern entwickelt hätten, wie es nur in Deutschland möglich ist. Dass die Versicherung des Gesundheitswesens grundsätzlich neu organisiert werden muss, weg vom Zweiklassensystem und hin zu einer Bürgerversicherung, das machte gestern Werner Martens mit seinem Leitartikel in der SZ mehr als deutlich, zu welchen Auswüchsen die Überversorgung der Privatpatienten führe, zu welcher Benachteilung der Ersatzkassenpatienten; aber auch er strich gleich die Segel, indem er konstatierte, „solange die meisten Entscheider in Wirtschaft, Medizin und Politik selbst privat versichert sind“ würden sie kein Interesse daran zeigen, so dass die unsolidarischen und verkommenen Strukturen wohl fortbestehen werden. Da sollten sich die Herren und Damen Koalitionssondierer gleich persönlich angesprochen fühlen. Auf Alarmstufe rot steht auch das Mietpreisproblem und die Immobilienblase. Wer Interesse an einem weiteren, noch einigermassen friedlichen Nebeneinander im Lande hat (allein die Tatsache, dass immer öfter Polizei und Rettungskräfte physischen Angriffen ausgesetzt sind, ist ein alarmierendes Symptom), sollte auch hier dringend grundsätzliche Strukturreformen in Angriff nehmen, ebenso im Hinblick auf das Paradox zwischen Mietgesetzgebung und Rentenanpassungsgesetzgebung, die in rasendem Tempo die Altersarmut sich ausbreiten lässt, die immer mehr Rentnern immer weniger in der Haushaltskasse lässt. Aber nein, die Herren in Berlin leben in einer Parallelgesellschaft (auch zu diesem Thema gab es in der SZ diese Woche ein interessantes und überzeugendes Interview mit einer Wissenschaftlerin). Doch diese Herren und Damen in Berlin treten mit Scheuklappen und verzagt mit dem Spachtel in die Sondierungsverhandlungen. Mut zu einer nüchternen Analyse des Zustandes des Landes jenseits der wirtschaftlichen Boomzahlen haben sie nicht und also auch nicht den Mut zu sagen: Parteiprogramme hin oder her; mit dem Spachtel kommen wir so nicht weiter. Sie bangen halt, ach, das ist ja auch verständlich, um ihre Pöstchen. Und die Möven kacken fröhlich aufs Gemeinwohl, das dabei verkommt.

04.01.2018 

Das Jahr meint : Das Jahr begrüssen. Das Jahr umfangen. Das Jahr anschieben. Das Jahr anreissen. Das Jahr in die Gänge bringen. Auf das Jahr hoffen. Das Jahr mit guten Vorsätzen pflastern. Dem Jahr Positives abgewinnen. Dem Jahr die Schuld in die Schuhe schieben. Das Jahr kaum erwarten können. Alles auf das Jahr setzen. Das Jahr verdrängen. Das Jahr nutzen. Das Jahr verstreichen lassen. Dem Jahr zuschauen, wie es vorbeizieht. Dem Jahr Bedeutung zuschreiben. Das Jahr vor dem Ende loben. Das Jahr auslassen. Dem Jahr entgehen. Dem Jahr nachtrauern. Das Jahr sich ausmalen. Dem Jahr hinterherhinken. Auf das Jahr setzen. Vor dem Jahr Angst haben. Sich auf das Jahr freuen. Auf das Jahr schimpfen. Das Jahr verfluchen. Das Jahr verwünschen. Das Jahr segnen. Das Jahr loben. Das Jahr kritisieren. Das Jahr rechtfertigen. Das Jahr in Schutz nehmen. Das Jahr anklagen. Das Jahr verjuxen. Das Jahr vertrödeln. Das Jahr begreifen. Das Jahr aufteilen. Das Jahr einteilen. Das Jahr noch erleben. Das Jahr abwarten. Das Jahr links liegen lassen. Das Jahr umfahren. Das Jahr umschiffen. Das Jahr durchplanen. Dem Jahr einen Dachschaden zuschreiben. Das Jahr vertrödeln. Das Jahr nicht durchblicken. Das Jahr durcheilen. Das Jahr verpfeifen. Das Jahr abarbeiten. Das Jahr schönreden. Dem Jahr erliegen. Das Jahr überschätzen. Dem Jahr schmeicheln. Das Jahr umkreisen. Das Jahr schleifen lassen. Das Jahr kontaminieren. Das Jahr zügeln. Das Jahr halbieren. Das Jahr vierteilen. Das Jahr statistisch erfassen. Das Jahr rekonstruieren. Das Jahr durchtrainieren. Das Jahr abstrahieren. Das Jahr konzentrieren. Das Jahr reduzieren. Das Jahr durchhalten. Das Jahr geniessen. Unter dem Jahr leiden. Das Jahr überstehen. Das Jahr wichtig nehmen. Das Jahr vollstopfen. Das Jahr fehleinschätzen. Das Jahr plündern. Das Jahr warnen. Das Jahr vernachlässigen. Das Jahr ignorieren. Das Jahr in der Luft zerreissen. Das Jahr düpieren. Das Jahr honorieren. Das Jahr gutheissen. Das Jahr proklamieren. Vom Jahr sich verführen lassen. Dem Jahr auf die Pelle rücken. Dem Jahr mit Anstand begegnen. Das Jahr abblitzen lassen. Das Jahr durch den Kakao ziehen. Dem Jahr zeigen, wo' s lang geht. Das Jahr verniedlichen. Das Jahr umsäuseln. Das Jahr umgarnen. Das Jahr forcieren. Das Jahr torpedieren. Das Jahr lindern. Das Jahr verplappern. Das Jahr verjoggen. Das Jahr aufplustern. Das Jahr austricksen. Das Jahr optimieren. Das Jahr in trockene Tücher bringen. Das Jahr versauen. Das Jahr verdauen. Das Jahr verdörren lassen. Das Jahr verknüpfen. Am Jahr rummäkeln. Das Jahr besiegen. Das Jahr überleben. Dem Jahr Konter geben. Das Jahr bejahten. Dem Jahr trotzen. Das Jahr bereinigen. Das Jahr Jahr sein lassen.

03.01.2018 

Der Riss meint : Ein Riss geht durch das Land. Der Riss vergrössert sich täglich. Es gibt einen beachtlichen und steigenden Billiglohnsektor mit Menschen, die sich keine Alterssicherung leisten können. Es gibt die Zweiklassenmedizin (das heisst, es gibt wieder vermehrt Menschen mit ausgefallenen Zähnen, kein guter Befund für den sozialen Zustand in einem Land). Es gibt den Immobilienmarkt mit den explodierenden Mietpreisen, so dass immer mehr Menschen auch vom Mittelstand angemessenen Wohnraum sich nicht mehr leisten können. Es gibt die Menschen, die von der Draghi-Politik profitieren, die Aktien besitzen und Immobilien und sich selbst Luxus-Immobilien leisten können und es gibt jene Menschen, auch das eine beachtliche Quantität, deren Spargroschen für diese Entwicklung aufgefressen werden und die in die Altersarmut abrutschen. Es gibt die Rentner, auch dies eine beachtliche Zahl, denen von Monat zu Monat weniger von ihrer Rente zum Leben übrig bleibt. Der Riss im Land wird täglich katastrophaler. Aber die Kanzlerin wird zitiert, sie habe gesagt, es gebe Leute, die einen Riss im Lande sehen. Sie selbst sieht ihn nicht. Oder will ihn nicht sehen. Obwohl doch die Bundestagswahl diesen Riss eindeutig im zersplitterten Wahlresultat spiegelte. Weshalb Deutschland auch jetzt, Monate später noch keine neue Regierung hat. Weil wichtige Entscheider, Männer, Angst vor einer neuen Koalition mit dieser Kanzlerin haben. Weil die Erfahrung lehrte, dass sie davon nicht profitieren würden. Offenbar hat auch das Land nicht profitiert, obwohl die Wirtschaftszahlen boomhaft rauschhaft gut sind. Aber sie stehen auch für die Kehrseite, für den Riss im Land. Gegen diesen hat offenbar niemand ein überzeugendes Kittmittel. Weil der Riss möglicherweise bereits viel zu gross und zu tief ist, das Vertrauen in diese Politik längst erschüttert. Denn selbst wer einen Arbeitsplatz hat, gar einen unbefristeten, ist nicht gefeit gegen immer massiveren Stress dorten. Auch solches schafft kein Vertrauen in die Politik. Und einmal mehr muss angeführt werden, ein Element, was den Riss vertieft, ist die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes, der just den demokratischen Zusammenhalt fördern sollte, also rissverhindernd wirken sollte. Das tut er längst nicht mehr. Sein Finanzierungsmodell mittels Hauhaltsgebühr kassiert die Einkommensschwachen drastisch ab, verschont die Reichen, je reicher sie sind, desto mehr. So treibt auch dieser öffentlich-rechtliche Rundfunk einen weiteren Keil in die Gesellschaft, obwohl er doch das Gegenteil bewirken sollte. Aber ihm bleiben immer mehr die Zuseher und Hörer weg. Zu vielfältig sind die Informations- und Unterhaltungsmöglichkeiten inzwischen im Netz. Dass Spitzenpolitiker solche Dinge nicht sehen, nicht sehen wollen, vertieft weiter das Misstrauen in sie und somit den Riss in der Gesellschaft. Hier wachsen Voraussetzungen für mögliche, unangekündigte, eruptive Prozesse, die die Politik dann nur noch schwer, wenn überhaupt, kontrollieren wird können.

02.01.2018 

Zus Ammen H. Alt II meint : Spitzenpolitiker, die mangelnden bis (richtigerweise) gravierend erodierenden sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft anmahnen, könnten ihre Forderung verbindlich empirisch fundieren, wenn sie einen sozialen Tag im Jahr einlegten, den sie ganz an der untersten Basis dieser Gesellschaft verbringen. Und zwar unerkannt (Maskenbildner können da sehr viel leisten) und ohne Tross und grossen Sicherheitsaufwand. Sie sollten einen Tag mit einem Langzeitarbeitslosen und dessen Behördengängen verbringen, einen Tag mit einem Menschen, der zur Tafel geht, mit einem Menschen aus dem Billiglohnsektor, der bei einem Subunternehmer zwar offiziell den Mindestlohn erhält, der aber 14 statt 8 Stunden für den Lohn von 8 Stunden schuftet, sie sollten einen Tag lang mit einem Paketzusteller unterwegs sein. Sie sollten einen Tag mit einem Gefängniswärter der untersten Stufe verbringen, einen Tag in einem Asylheim, einen Tag in einem Pflegeheim oder in einem Altenheim ohne Privatpatienten. Sollten einen Tag mit einem Streetworker verbringen oder mit einem Sozialarbeiter, auch mit einem Streifenpolizisten oder mit einem Flaschensammler. Spitzenpolitiker sollten einen Tag im Jahr ihr Land, das sie in Sonntags- und Parlamentsreden schön reden, von unten kennenlernen, unerkannt und ohne PR-Ausbeute. Klar, sie werden tausend Gründe finden, warum sie es eigentlich gerne tun würden und die Idee gut finden, warum das aber aus praktischen Gründen nicht geht. Weil sie ja soo prominent sind. Weil sie ja so unentbehrlich und unersetzlich sind wie Gott, der die Welt doch auch sich selbst überlässt. Sie werden tausend fade Ausreden erfinden, warum sie das nicht tun können, warum sie die wahren Gründe für die Spaltung der Gesellschaft nicht näher eruieren können. Weil nämlich vielleicht ihr selbstgefälliges Selbstbild leiden könnte, in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, weil ihre tollen Statistik- und Zahlengebäude an einem einzigen Schicksal, das sie unverstellt kennenlernen, zusammenbrechen könnten. Sie machen zwar mit viel Brimborium und PR-Ausbeute Besuche in Heimen und Schulen und Asylheimen und in Fabriken und in Gefängnissen. Nur sind diese Besuche lange geplant. Und die Orte werden schöner hergerichtet für den Staatsbesuch, werden frisch gestrichen, mit Blumen geschmückt, die Arbeiter ziehen ihre dreckigen Gewänder aus, kommen frisch geduscht und gewaschen, machen bereitwillig mit bei der Beschönigung der Umstände. Spitzenpolitiker, die den mangelnden Zusammenhalt im Lande monieren, geben zwar zu verstehen, dass sie ein gewisses Magengrummeln angesichts der politischen Lage im Lande, der Entwurzelung der Traditionsparteien haben, dass sie aber sich selber nicht dafür nicht mitverantwortlich sehen. Sonst könnten sie ja selbst etwas zu mehr Solidarität beitragen, zum Beispiel eine faire Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der zusehends in eine Legitimationskrise hineinrutscht, anmahnen, für die Abschaffung der gegenwärtig undemokratisch- unsolidarischen Finanzierung plädieren (dabei ist das nur einer von vielen Entsolidarisierern!). Tun sie aber nicht. Weil sie offenbar nicht begreifen, was vor sich geht im Lande. Weil sie den Draht zu Ganz Unten verloren haben.

01.01.2018 

Zus Ammen H. Alt meint : Die Multiplikatoren der Neujahrsanpsrache der Bundeskanzlerin verbreiteten, die Kanzlerin habe den gesellschaftlichen Zusammenhalt angemahnt und es sei von einem Riss in der Gesellschaft die Rede, den sie selbst so offenbar nicht sehen will. Sie lebt ja noch abgeschirmter von der anderen, von der nach unten abgespalteten Seite der Gesellschaft, die sich nach Alternativen in der Politik sehnt. Und sie wird mit jeder Tariferhöhung von Lohn und Diäten – ein kleines Sandkorn in der Rissbewegung – noch weiter nach oben katapultiert. Riss in jene, die teilhaben am Erfolg der Modernisierung von Wirtschaft und Technologie und jene, die ganz unten landen im Billiglohnsektor. Metropolis ist wieder voll da. Ein Beispiel zur Illustration: der Postbote. Der war, solange die Post ein staatlicher Betriebe war, mit all seinen Auswüchsen, ein Kommunikator. Er kannte seine Kunden, er konnte sich ein Häuschen leisten, er stellte die Briefe zuverlässig zu, auch wenn in der Adresse die Hausnummer nicht ganz stimmte. Er war Symbol des Zusammenhalts. Heute ist das privatisiert. Die Zusteller wechseln wie andere das Unterhemd wechseln. Stimmt die Hausnummer nicht ganz, wird zurückgesandt oder zwei Briefe peppen aneinander, auch der vom Nachbarn, oder so viele Briefe wie selten werden gar nicht zugestellt. Die Zusammenhaltsfigur ist weggefallen. In dieser Welt, in der der Kapitalismus sich als erster wie ein Adler auf das IT-Ding gestürzt hat und es sich schnappt, gilt der physische Arbeiter nichts mehr, der physische Leistungsträger wird zum Trottel (das kann jeder Depp), der landet im Niedriglohnsektor. Und die Politik hinkt weit hinter den Entwicklungen her und bejammert den auseinanderbrechenden Zusammenhalt. So bewiesen in der Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin.

31.12.2017 

Kaum Zu Erwarten meint : Es ist kaum zu erwarten, dass die vielen guten Vorsätze, die die Menschen für 2018 sich vornehmen, den Lauf der Welt verändern oder gar positiv beeinflussen werden. Es ist kaum zu erwarten, dass Menschen durch die Vorsätze bessere Menschen werden. Es ist kaum zu erwarten, dass die Politiker in Berlin, die jetzt zaudern, eine Regierung zu bilden, mutig werden und Ängste überwinden. Vielleicht raucht der eine beim Zaudern jetzt nicht mehr und der andere bleibt zögerlich mit ein paar Kilo Speck weniger. Es ist kaum zu erwarten, dass einer der vielen Verbrecher unter den Staatslenkern plötzlich eine friedliche Politik macht. Vielleicht verkauft der eine oder andere seine chronischen Untaten etwas besser. Ok, wir sind hier 2017 nochmal einigermassen glimpflich davon gekommen. Die Immobilienblase ist nicht geplatzt. Es ist zu erwarten, dass sie sich weiter ausdehnt, solange Draghi seinen Euro aufbläst. Und nach ihm die Sintflut. Der hochtourige Wirtschaftsprozess setzt seinen sozialen Schleudergang weiter fort: immer mehr Arme, immer mehr Reiche. Das Klima spielt immer verrückter. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk verliert zusehends an öffentlicher Verbindlichkeit, kämpft noch stärker mit Legitimationsproblemen, besonders, wenn er, um zu sparen, die Gebühren noch weiter erhöhen will, wodurch seine Finanzierung noch undemokratischer, noch ungerechter, noch unfairer wird. Die Politik wird, wenn nicht schon 2018 ein grosser Knall in der Finanz- oder Immobilienwelt folgt, sich weiter ausruhen auf den guten Zahlen, wird zukunftswichtige Investitionen in Bildung und Pflege von Verkehrswegen und Infrastruktur nicht tätigen. Je mehr heute Abend gefeiert wird, desto weniger dürfte sich ändern. Nicht zu erwarten, dass die gesellschaftliche Stresssituation, die mit dem wirtschaftlichen Boom einhergeht und sich verstärkt, abebben wird, dass sie bessere Menschen hervorbringt mit ihrem Diktat des Wettbewerbes. München wird zwar weiter behaupten, es wolle eine lebenswerte Stadt sein, macht sich selbst aber mit seiner rigiden Fussgängerzonenverordnung kaputt: breite Monokultureinkaufsschneisen machen alles platt, diskriminieren Mobilitätseingeschränkte, eliminieren die Ladenvielfalt, vertreiben die Anwohner dazu; München wirft seine City den grossen Filialisten und Brands zum Frass vor. Das deutsche Kino wird wohl wieder ein oder zwei inländische Hits landen, aber im übrigen weiterhin bedeutungslos bleiben, da ihm in seinem Subventionshunger jeglicher Mut abhanden gekommen ist. Immerhin seien jetzt schon die schnellen Züge zwischen Berlin und München in der Regel pünktlich – aber noch ist unklar, ob dadurch Berlin mehr Einfluss auf München oder München mehr Einfluss auf Berlin bekommt oder ob überhaupt nur noch Einheitsbrei statt Allerlei, wodurch sich letztendlich die Fahrt von selbst erübrigt.

30.12.2017 

Öffentliches Gut meint : „Öffentliches Gut“, das sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk, mit diesem Begriff will Ulrich Wilhelm, der Intendant des BR im gestrigen Interview auf der Medienseite der SZ mit Claudia Tieschky, dem zunehmenden Legitimationsdruck des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes begegnen. Allerdings unterlässt es Frau Tieschky – einmal mehr – ihn zu fragen, ob denn so ein öffentliches Gut nicht wie andere öffentliche Güter nach dem Steuerprinzip finanziert werden sollte, nämlich dass die Finanzkräftigen viel für dieses öffentliche Gut bezahlen und die Finanzschwachen wenig bis gar nichts. Im Moment gilt ja das Beitragsmodell nach Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof, nach welchem einkommensschwache Haushalte einen viel grösseren Prozentsatz ihres Einkommens für den Rundfunkbeitrag aufbringen müssen, während einkommensstarke Haushalte dadurch kaum bis überhaupt nicht spürbar belastet werden. Zur Zeit wird dieser öffentlich-rechtliche Rundfunk nach einer Unrechtssteuer finanziert und wirkt als ein Umverteilungsmotor im Lande, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich so gross ist, wie seit über 100 Jahren nicht mehr. Die damalige GEZ mag bei ihrer Einführung in der jungen Bundesrepublik sinnig gewesen sein. Beim breiten Aufkommen von Radio und vor allem Fernsehen in der Zeit des Wirtschaftswunders und beim noch jungen öffentlich-rechtlichen Rundfunk konnte sich, wer sich einen Fernseher leisten konnte, bestimmt auch die damals wohl viel bescheidener Rundfunkgebühr leisten. Denn der Wohlstand breitete sich aus und erreichte immer mehr Schichten. „Wohlstand für alle“ war die Devise von Ludwig Erhard. Da mag eine geräteabhängige Gebühr plausibel gewesen sein. Heute allerdings driftet der Wohlstand im Lande eklatant auseinander, die armen Schichten am unteren Ende wachsen parallel zu den reichen Schichten am oberen Ende. Und nicht jeder Arme will sich der Diktatur der HartzIV- und Grundsicherungsmonsterbürokratie unterwerfen; aber nur das würde ihn befreien vom Beitragszwang. Wenn der Rundfunk wirklich ein öffentliches Gut sein, bleiben oder wieder werden sollte, so gehört dazu unabdingbar, so der demokratische Gedanke darin weiterhin gelten soll, eine gerechte Finanzierung dieses öffentlichen Gutes. Für die Politiker eine unangenehme Entscheidung. Eine von vielen anderen, warum sie sich wohl so zieren in Berlin, überhaupt eine Regierung zu bilden. Dabei wächst die soziale Drift im Lande täglich und in rasendem Tempo. Und was macht der Rundfunk? Er jubelt sich seine Weihnachtssendung mit Helene Fischer hoch, 20 Prozent Marktanteil, um die 5 Millionen Zuschauer. Öffentliches Gut? Bei über 80 Millionen Einwohnern? Oder er macht eine Jubelsendung für ein Museumsstück aus besseren Zeiten, für Dieter Thomas Heck. Nur sterben dessen Fans leider gerade in Massen weg. Neue dürften kaum dazugekommen sein. Wenn der Rundfunk ein öffentliches Gut werden will, so sollte ihm vielleicht etwas anderes einfallen.

29.12.2017 

Kulturgänger XXV meint : Im verwinkelten Geviert zwischen Münchner Luxus- und Hochkulturmeile Maximilianstrasse und dem volks- und touristennäheren Hofbräuhaus findet sich seit einiger Zeit das Hofspielhaus, früher hätte man gesagt: ein Kellertheater. Eine Brettelbühne, zwar nicht mit Bretteln, aber mit wenig Quadratmeter grossen, nicht allzu hohen Podesten. Dahinzufinden im Gassengewirr und dann innerhalb der Räumlichkeit hinunter auf einen der dicht gedrängten Sitzplätze ist schon ein Abenteuer für sich. Aber erstaunlich, wie sich eine Zuschauermenge gang gut selbst organisiert und schon lange vor Aufführungsbeginn erwartungsvoll dasitzt und ganz genau die artistischen Platzerlang-Versuche der später Ankommenden beobachtet. Und manche brauchen bis die Lichter ausgehen noch Handykontakt zur Aussenwelt. Gegeben wurde gestern DINNER FOR ONE mit Herrn Gottfried und Frau Bärbel. Unter der Glatzenperücke und den buschigen Augenbrauen von Herrn Gottfried versteckte sich Veronika von Quast, sie legte den Diener als sehr in die Jahre gekommenes und auf unsicherem Gestell sich bewegendes, nach Schnauf ringendes Faktotum komödiantisch an. Hinter dem Namen Bärbel und unter einer Augenweide von stoffverbrauchendem, buntem Kostüm und Haar-Blumen-Schmuck war Barbara Dorsch die sich bequem bedienen lassende Herrin bei ihrem jährlichen Dinner für vier Gäste. Frau von Quast gab dem (Diener)Affen Zucker, so dass öfter die Dekoration in Gefahr geriet, bis gar ein Kerzenleuchter und eine Etagere mit einem Dutzend Orangen zu Boden gingen. Das ist das, was den Reiz des Brettls oder des Podestels im Gegensatz zum Staatstheater ausmacht, dass solche Dinge passieren und der Zuschauer bangt, dass der Diener jetzt nicht nur seine Gefechte mit dem kleinen Elchteppich (statt eines Tigerkopfteppichs) auszustehen hat, sondern auch noch mit herumrollenden Orangen in Clinch geraten könnte. Aber da waren Frau Bärbels vier Gäste davor, jeder in seiner eigenen, dialekt- und volksfreundlichen Aussprache. Frau von Quast schüttete ein Füllhorn bekannter Tricks in solchen Situationen und mit steigendem Alkoholpegel (dank häufigem Zuprosten mit der Gastgeberin) über den auf zwei Quadratmetern imaginierten riesigen Rittersaal. Gastgeberin Bärbel genoss es wohlig ebenso wie das Publikum. Da das Stück nicht allzu lang ist, gaben die beiden Damen nach einer Pause eine Zugabe aus Liedern und Gedichten. Frau Dorsch jetzt mit gelber Perücke am Piano, der schöne Rücken entzückte ebenso wie die geschmeidigen Pianotöne, begleitete Frau von Quast, die selbst im lasziv-engen Schwarzen mit durchsichtiger Stickereibluse ganz klar das Thema sinnenfreudiger Liebe definierte. Von Liebe und Glück, von Sehnsucht und Lüge, von Abschied und gar von Witwen und Tod sang sie bekannte Lieder unangestrengt und facettenreich. Diese Mischung aus Lebens- und Entertainmenterfahrung bereitete so ein schönes, in Ansätzen melancholisches Flair von Zeitlosigkeit und Vertrautheit über das andächtig lauschende Etablissement. Eigentlich sollte Münchens Altstadt voll sein mit solchen Keller-, Brettl-, Hinterhoftheatern. Das wäre lebendige Kultur statt der aktuell zu beobachtenden Inflation von Dessousläden beispielsweise in der Sendlinger Strasse, wie an der kürzlichen Bürgerversammlung bemängelt.

28.12.2017 

LESETIPP V meint : Zwar nicht die heilige, aber immerhin die dreissigste „Schrift“ (nach „Verfahren“, „Kurs“, „Stoff“, „Lieferung“, „Schnitt“, „Übung“, „Zeichen“, „Stufe“, „Strang“, „Fügung“, Welle“ und gegen 20 weiteren Subdivisionen der Edition) von SigiGötz-ENTERTAINMENT erlebte gestern Abend im Stadtcafé München seinen Launch oder seinen Release. Spätestens mit dem hochkarätigen, erstklassig geschriebenen und redigierten DER NEUE KANON DES NEUEN DEUTSCHEN FILMS verlässt SigiGötz-ENTERTAINMENT definitiv die Ecke der skurrilen Liebhaberei von Rand- und Weicherscheinungen des deutschen Kinos und pflanzt mächtig und standardwerkmäßig einen Blick von Gewicht auf das deutschsprachige Kino beginnend bei Richard Oswalds WIEN, DU STADT DER LIEDER von 1931 und endend bei Peter Kerns KNUTSCHEN, KUSCHELN, JUBILIEREN von 1998. „ - und das wars mit dem deutschen Kino“ ist der letzte, schön zweideutig zu lesende Satz. Dieser Kanon aus 99 Filmen (verkürzt um den Überhang von einem Film des letzten Kanons) offenbart eine vielfältige, hochspannende Kinolandschaft, wie sie die offizielle Filmgeschichtsschreibung so ziemlich ausblendet und die anzuschauen es unbedingt wert ist, gerade in der Jetzt-Zeit des subventionsübersättigten Einheitsbreis, der vielleicht auch erst aus Distanz wieder Perlen entdecken lässt, die im Moment achtlos am Wegrand liegenbleiben, denn SigiGötz-ENTERTAINMENT meint „Fortsetzung vorerst nicht möglich“, was echt schade ist. Dieses Print-Kleinod, dessen frühe Ausgaben inzwischen von Liebhabern gesucht sind, erscheint mit einem lauschig-erfrischenden Titelbild von erotischer Attraktion, mit einem Kommentar von Prof. Reinhold Rürup zum neuen Kanon, mit Beiträgen zu Dominik Grafs Fahnder-Folgen, zum verstorbenen Lukas Ammann, zu einem Buch über Fritz Benscher, zu Polo Hofer, mit neuen GLAMOUR-HITS, einem SGE-Aktionsinterview, Hinweisen auf Medienerzeugnisse und SGE-Restgeflüster. Für die Kostbarkeit, Haltbarkeit und damit zuverlässige Wertsteigerung des Booklets sorgt Herausgeber Ulrich Mannes; Chefredaktion: Stefan Ertl und Ulrich Mannes. Ständige Mitarbeiter sind: Rainer Knepperges, Hans Schifferle, Benedikt Eppenberger (SGE-Büro Zürich), Christoph Huber (SGE-Büro Wien) weitere Mitarbeiter: Lukas Foerster, Clemens Klopfenstein, Oliver Nöding, Michael Müller; Photographer-at-Large: Bernhard Wildegger. Erhältlich ist diese Print-Preziose im Internet über sigigoetz-entertainment.de oder über Ulrich Mannes, Lipowskystrasse 19, 81373 München, Tel. 089 725 66 80.

27.12.2017 

Keine Poesie Im Aufschwung meint : Der Aufschwung bleibt. Die Themen bleiben. Dabei ist kein Platz für Poesie. Die weltweiten Konflikte und die massive Steigerung der Waffenproduktion und des Waffenhandels halten an. Kein Frieden, noch nicht mal eine Perspektive, in Nahost auch. Keine Poesie darin. Die boomende Weltwirtschaft und die damit einhergehende boomende Weltkilimaveränderung halten an. Keine Poesie darin. Der Boom der Brüsseler Bürokratie und die damit einhergehende Brüsseler Absetzbewegung halten an. Keine Poesie darin. Der Draghi-Boom des Gelddruckens und die damit einhergehende Enteignung der Sparer halten an. Keine Poesie darin. Der Boom der deutschen Wirtschaft und der damit einhergehende Boom der Spaltung der Gesellschaft, die damit einhergehende Stärkung der gesellschaftlichen Fliehkräfte und das daraus resultierende Wachstum des Monstrums Armutsverwaltung halten an. Keine Poesie darin. Die neurotische Angst von Partei- und Bundestagspolitikern vor einer Regierungsbildung stärkt die gesellschaftlichen Fliehkräfte und den Vertrauensverlust in die Politik. Keine Poesie darin. Der Umverteilungsfaktor des unfairen Rundfunkzwangsbeitrags zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vergrössert die gesellschaftlichen Gräben und nährt antidemokratisches Gedankengut. Keine Poesie darin. Kein Aufschwung des deutschen Kinos, das in seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit durch Subventionsabhängigkeit verharrt. Keine Poesie darin. Kein Aufschwung des deutschen Kinos dank Selbstmarginalisierung durch den Deutschen Filmpreis: eines reinen Innungspreises, der sich grosskotzig wie ein Staatspreis aufführt. Keine Poesie darin. Weiter im Aufschwung: die Diskrimierung Mobilitätseingeschränkter durch die Mobilitätsphobie der Münchner Fussgängerzonenplaner. Keine Poesie darin. Aufschwung der Altersarmut durch die Diskrepanz zwischen Mietgesetzgebung und Rentenanpassungsgesetzgebung. Keine Poesie darin. Der Schweizer Kinofilm „Papa Moll“ als Steilvorlage und schlagendes Argument für ein JA zur No-Billag-Inititative. Keine Poesie darin.

26.12.2017 

Handy Words XXVI meint : Online selbstverständlich, wir machen alles online. Aber wir machen das nicht mehr, weil wir die Rohre verstecken müssen. Hallo, Thomas, hallo, Thomas, hji! Ja, haben Sie grad Zeit? Jetzt hier im Laden geht’s drunter und drüber. Im Moment ist es, ich weiss nicht, wie es bei Euch beiden ist, noch nicht so ganz klar. Ich hab keine Gedanken und deswegen ich weiss nicht, was ich machen soll. Mei, wir müssen einfach mal realistisch sein. Ich würde dir morgen nochmal Bescheid sagen, ich bin heut Abend in Nürnberg. In dem Augenblick, wo er das Geld gekriegt hat, wars schon wieder weg. Wir haben 1'100 Umsatz gemacht statt 1'500! Is Ihr Kollege schon dort? Checkst du das überhaupt? Und deutsch bekomme ich nur die halbe Klasse. Also das ist überhaupt kein Thema. So ne alte von früher, so ne echte. Ist nicht so besonders schöne Foto, bist du alt geworden oder was. So wie immer, aber mit ein paar Minuten Verspätung. Dann glaub ich dir jetzt mal. Pech gehabt, na ja. It is like 50 meters away from my door. Wie alt schätzt du mich? Ich habe schon tausendmal angerufen. Ok, was soll ich dann machen? Ich hab heute Gespräche gehabt, Roman, so weit geht’s gar nicht. Ich bin jetzt hier am Stachus und komm jetzt nach Hause. Jetzt ham wir da einen schönen Lift eingebaut. Mama, ich muss mich kurz fassen. Ich war vorm Planet Sport, als ich dich gesehen habe. That's fucking news, no time for this! Steilvorlage. Also noch in der Stadt. Natürlich, ja. Ich bin oben am Empfang, da holt uns die Frau Fischer ab. Nach Mallorca und des mit dem Mietwagen, der auch wieder günstig ist, hat noch geklappt. Dass man sagen kann, das Thema ist vorbei, wir hatten einen Maximalbetrag. Was mir viel lieber gewesen wäre.

25.12.2017 

FROHES FEST meint : FROHES FEST. Seid nett zueinander. FROHES FEST. Versucht, anständig zu sein. FROHES FEST. Anstand zahlt sich aus. FROHES FEST. Mit Anstand geht alles schneller. FROHES FEST. Mit Anstand geht alles leichter. FROHES FEST. Anstand ist die Investition. FROHES FEST. Anstand verhindert Missverständnisse. FROHES FEST. Seht das Gute im Menschen. FROHES FEST. Schaut Euch in die Augen. FROHES FEST. Seid ehrlich miteinander. FROHES FEST. Nehmt nicht immer alles persönlich. FROHES FEST. Viel Unglück entsteht aus Missverständnissen. FROHES FEST. Drum immer lieber erst mal nachfragen. FROHES FEST. Nicht gleich ausrasten. FROHES FEST. Nicht panisch reagieren, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. FROHES FEST. Euch ist ein Heiland geboren. FROHES FEST. Das sollte endlich was bewirken auf der Welt. FROHES FEST. Nach 2000 Jahren Christentum sollte es doch allmählich friedlicher werden auf Erden. FROHES FEST. Und lobet alle den Herren. FROHES FEST. Der Gott denkt sich schon was dabei. FROHES FEST. Und die Kinderlein kommen noch ganz von alleine. FROHES FEST. Ist denn das ganze Christentum bloss leere Predigerei? FROHES FEST. Singet und frohlocket über die schöne Welt mit den 60 Millionen Flüchtlingen. FROHES FEST. Der Herrgott hat noch ganz schön zu tun hiernieden. FROHES FEST. So waffenstarrend war die Welt noch nie. FROHES FEST. Auch über die Feiertage wächst die Zerreisspannung im Lande und wächst. FROHES FEST. Immerhin bekommen manche eine Weihnachtsgratifikation. FROHES FEST. Die Weihnachtsgans denkt anders. FROHES FEST. Die Ungleichheit im Lande wächst stündlich. FROHES FEST. Der Stress an den Arbeitsplätzen wächst. FROHES FEST. Hartz IV „hat sich zu einem Bürokratenmonster entwickelt, das es in dieser Form nur in Deutschland gibt.“ (SZ, Wirtschaft, Weihnachten 2017, Thomas Öchsner). FROHES FEST. Die Bürokraten wünschen sich noch mehr Bürokratie - und bekommen sie. FROHES FEST. Lasst Euch von niemandem mehr niedermachen. FROHES FEST. Der Hammer kommt jetzt gleich. FROHES FEST. Und pass auf! FROHES FEST. Vielleicht findet Ihr irgendwo noch ein paar Krümel. FROHES FEST. Der smarteste Münchner Taxifahrer stammt aus Nigeria. FROHES FEST. Ist eh schon bald wieder vorbei, sei froh, es überstanden zu haben, deshalb heisst es auch: FROHES FEST.

24.12.2017 

Schleimspur meint : Im Enddarm des Flugzeuges des Bundespräsidenten dürfen Journalisten mitfliegen. Das hinterlässt eine Schleimspur. Eine solche ist zu besichtigen auf der ersten Seite der Weihnachts-SZ. Nico Fried dreht und windet sich, um darin nicht vollends auszurutschen. Die Sache scheint die zu sein: Dieser Bundespräsident ist bekanntlich charakterlich für das Amt nicht geeignet, das belegt hin- und ausreichend allein der Fall Kurnaz; dabei hat der aktuelle Bundespräsident noch im Amte des Aussenministers einen Bundesbürger wissentlich im amerikanischen Folterknast schmoren lassen; es hätte eines Anrufes oder eines Briefes bedurft, um den Bundesbürger von seinen Qualen zu erlösen. Herr Steinmeier hat das unterlassen und sich bis heute nicht entschuldigt dafür. Das ist ein erheblicher Charaktermangel. Und ein Mensch ändert seinen Charakter nicht, schon gar nicht durch ein Amt, das er sich noch mit Winkelzügen gemäss seinem Charakter mit Hintenrumaktivitäten unter den Nagel gerissen hat. Dass das ein mutloser Bundespräsident ist - kurios, wenn sein Programm ist, den Menschen Mut zuzusprechen - schlägt sich in der Presse nieder. Die war bislang weder begeistert noch enthusiastisch noch sonstwie irgendwie bemerkenswert, bestenfalls höflich. Darunter leiden Leute mit dem Charakter dieses Bundespräsidenten besonders. Er unternimmt etwas dagegen. Er versammelt die ihm genehme Presse also im Enddarm seines Flugzeuges und erzählt ihnen, dass er aus seiner Weihnachtsansprache eine ganz bedeutende Rede machen werde; es gehe um die Bildung einer Regierung. Und Stenomamsell Fried von der SZ schreibt eifrig mit und publiziert, übernimmt den Herold-Part zur Ankündigung von des Feiglings, oh Pardon, der Bundespräsidenten Neuen Kleidern. Und nach Weihnachten wird in der SZ zu lesen sein, welche bedeutende Rede dieser Bundespräsident gehalten habe (weil sonst Schluss ist mit dem Sein als Flugzeugenddarmflora!) und der Bundespräsident es endlich von der Presse bestätigt bekommt, dass er ein wichtiger sei, der wichtige Reden halte. Dabei war die einzige Wirkung des bisherigen Eingreifens des Bundespräsidenten in das Problem der Regierungsbildung diejenige, dass das alles noch viel länger dauert, dass die feigen Parteioberen bei der SPD mit Verfahrenstricks die Sache noch mehr in die Länge und in die Ungewissheit ziehen und dass dadurch der Frust im Lande wächst und Neuwahlen ein deutlich diffuseres Ergebnis zeitigen dürften als Spiegel eines Landes, das stündlich - sonderbarerweise just durch den Wirtschaftsboom - sich in Richtung Zerreisspannung dehnt. In solchen Momenten bräuchte es mutige, beherzte Politiker, mit vernehmbar artikulierten Worten. Die kommen garantiert nicht aus dem Palazzo eines Bundespräsidenten, der sich mit Tricks seine eigene, kleine Ruhmeswelt zusammenschustern möchte und der es nie gelernt hat, die Dinge so zu beschreiben wie sie sind, der nicht fähig ist, zu sagen, was Sache ist.

23.12.2017 

Absolut Unfair meint : Die Finanzierung des demokratischen Gemeinschaftswerkes öffentlich-rechtlicher Rundfunk mittels Haushaltszwangsgebühr ist absolut unfair und einer der Spaltpilze der Gesellschaft, womit der Sinn dieser demokratischen gedachten Einrichtung in ihr Gegenteil verkehrt wird und ihr ein zusätzliches, elementares Legitimationsproblem verschafft. Noch dazu will der ÖRR seine Zwangsgebühr bald wieder anheben, von jetzt 17.50 Euro auf 20 Euro. Um die Sparbemühungen zu finanzieren. Diese Haushaltzwangsgebühr war die Erfindung von Professor Superschlau Undemokratisch Professor Paul Kirchhof, der ein Verfassungsrechtler sei. Mit dieser Erfindung allerdings schadet er der Verfassung. Es kann nicht im Sinne der Verfasssung sein, dass einkommensschwache Haushalte sich wegen der Zwangsgebühr keine Zeitung mehr leisten können, sich das Geld vom Mund absparen müssen, auf Kulturteilhabe verzichten müssen oder Medikamentenzuzahlungen sich nicht mehr leisten können, bloss weil die Sender gnadenlos ihr Geld über den sogenannten Beitragsservice eintreiben und Leute endgültig in den wirtschaftlichen Ruin oder gar ins Gefängnis treiben, wenn sie die „Gebühr“ von 17.50 monatlich nicht eintreiben können. Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof lebt in einer Einkommensklasse von bestimmt 5-stelliger Tausenderzahl monatlich und der kann sich nicht vorstellen, dass 17.50 Euro für Hundertausende von Haushalten ein Problem darstellen (4 Millionen Haushalte schulden die „Gebühr“). Auch scheint dem Verfassungsrechtler nicht recht klar zu sein, dass er seine superschlaue, antidemokratische Erfindung auf Bitten und Betteln der Ministerpräsidenten für ein sicher stolzes Honorar von mehr als 17.50 Euro gemacht hat, weil die ihren Job nicht richtig gemacht haben, indem sie den Rundfunk nicht rechtzeitig an die Kandare genomen und somit enorme Pfründen-Auswüchse ermöglicht haben. Eigentlich hätte Kirchhof, wenn er Charakter hätte, sich weigern müssen, und den Ministerpräsidenten sagen sollen, macht erst mal Euern Job richtig. Hat Kirchhof aber nicht, denn es lockte ein schönes Honorar! Dies sollen die einkommensschwachen Schichten nun ausbaden mit einem Finanzierungsmodell, das einem Unrechtsgesetz entspringt, einer antidemokratischen Steuer, die die einkommensschwachen Schichten weit überproportional belastet und die einkommensstarken Schichten weit überproportional entlastet. Das Drama weitet sich aus, indem offenbar in diesem ganzen Land mit über 80 Millionen Einwohnern und vielen Gelehrten und Intellektuellen und Gebildeten nicht einer sich findet, der fähig wäre, diesen Unrechtszustand öffentlich zu formulieren (arme Rentner müssen von ihrer mickrigen Rente Geld abzwacken, um korrupte Olympische Spiele oder Fifa-Veranstaltungen zu finanzieren, um Showmillionäre zu unterstützen, um weit überdimensional versorgte Rundfunkrentner noch reicher zu machen: Arme müssen von Gesetzes wegen Reiche reicher machen und selber noch ärmer werden, jawohl Herr Superschlau Kirchhof, das nennen sie Verfassungsrecht?). Armes Land mit solchen Verfassungsrechtlern!

22.12.2017 

Paradoxer Boom II meint : Die Auswirkungen des anhaltenden, ja sich verstärkenden wirtschaftlich-monetären Booms auf das Land werden täglich paradoxer, täglich krasser. Dieser Boom produziert eine ganze Menge Gewinnler, dazu gehören dank ihrer prozentualen Diätenerhöhungen die Bundestagsmitglieder, sie sind eindeutig Boomgewinnler. Auf der anderen Seite produziert der Boom täglich, stündlich mehr Verlierer. Menschen, die sich keine Tageszeitung mehr leisten können, die sich den Rundfunkzwangsbeitrag nicht mehr leisten können, Menschen, die Flaschen sammeln müssen, Menschen, die sich die Krankenversicherung und den Arztbesuch nicht mehr leisten können, Menschen, die ihre Wohnung verlieren, Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind, Menschen, bei denen die kleinste Anschaffung das wirtschaftliche Überleben gefährdet. Dieser Boom produziert täglich mehr Gabenempfangsbedürftige, lässt Promis zur Weihnachtszeit zu Klatschspalten-Wohltätern werden. Dieser Boom wird immer mehr zur Katastrophe für den Zusammenhalt im Lande und damit für die Demokratie. Und was machen die da oben in Berlin? Auf Zutun eines mutlosen Bundespräsidenten lavieren die Parteien mutlos am Zustandekommen einer Regierung herum, doktern herum, vertrödeln Zeit, verschanzen sich schisserig hinter Verfahrensprozeduren, vergessen ihre Wahlprogramme oder schmeissen sie gleich ganz um, statt um Gerechtigkeit will es der SPD jetzt plötzlich um Europa gehen. Die Verhältnisse im Lande werden derweil immer extremer, täglich, stündlich. Aber die in Berlin haben ja Zeit, sie gehören dank ihrer prozentualen Diätenerhöhngen zu den Boomgewinnlern. Was interessieren uns da die Vorgänge auf dem Unterdeck. Dieser Boom betäubt die Regierenden, lässt sie mit dem Geldüberfluss ihre ureigene Aufgabe, für Frieden und Demokratie und Gerechtigkeit im Lande zu sorgen, vergessen. Sie sie geblendet von den enormen Geldhaufen. Sie schieben ihre gelegentlich als unangenehm empfundene Aufgabe beiseite, Entscheidungen treffen zu müssen für eine gerechtere Verteilung der Güter, sich einsetzen zu müssen gegen privilegierte Partikularinteressen, beispielsweise für eine Bürgerversicherung. Die Titanic fährt volle Kraft voraus, legt angesichts des Booms noch einen Gang zu, denn der Fahrtwind auf dem Oberdeck ist zu berauschend, da kann uns ein Eisberg, den man kaum sieht, nichts anhaben.

21.12.2017 

Manipulativ Entstellend meint : Es ist der AZ zwar hoch anzurechnen, dass sie überhaupt über die anstehende Schweizer Volksabstimmung über die Abschaffung des Rundfunkzwangsbeitrages schreibt, auch der Titel „Die Schweiz stimmt über den Rundfunkbeitrag ab“ ist halbwegs stimmig, aber schon nicht ganz, dieser Titel lässt offen, ob nur über die Höhe oder so, wie es tatsächlich ist, radikal über die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes abgestimmt wird. Das ist insofern bereits eine entstellende Manipulation. Der Artikel von Christiane Oelrich, der in der gestrigen Mittwochausgabe erschienen ist, tut so, als sei das eine harmlose Sache, als sei halbwegs gesichert, dass der Rundfunkbeitrag und damit der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Schweiz erhalten bleibt. Er erwähnt, dass jetzt die heisse Phase der Kampfes beginne. Unter den Tisch fällt, dass in der Schweiz schon seit Wochen die Wogen hoch gehen, dass keineswegs gesichert ist, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Schweiz überhaupt erhalten bleibt, dass die Leute vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Schweiz dermaßen in Panik geraten, dass selbst vernünftige Schweizer inzwischen überlegen, die Initiative anzunehmen, also für die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes zu stimmen. Auch unerwähnt bleibt, dass es schon vor gut einem Jahr eine Abstimmung gegeben hat, damals ging es über die Einführung einer geräteunabhängigen Haushaltzwangsgebühr, und dass die Mehrheit der Schweizer dagegen war und dass nur der Anteil der Auslandschweizer die Abstimmung in ein Ja gewendet hat. Der Artikel von Christiane Oelrich ist mehr ein PR-Artikel für Jean-Michel Cina, den Präsidenten der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft und dessen Argumente zum Erhalt der Zwangsfinanzierung. Der Artikel wirkt so, als möchte die AZ zwar informieren, aber auf gar keinen Fall schlafende Hunde in Deutschland wecken. So wie es am selben Tag die SZ auf ihrer Medienseite tut. Claudia Tieschky interviewt Karola Wille, die abtretende ARD-Vorsitzende die, wie manche es sehen, ein Reförmchen des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes angestossen hat. Dass die Finanzierung dieses 9-Milliarden schweren Gemeinschaftswerkes unfair ist, kein Wort davon, dass diese Haushhaltszwangsgebühr ein Umverteilungsfaktor im Lande ist, der die Kluft zwischen Arm und Reich beschleunigt, kein Wort davon. Dass dieses Finanzierungsmodell ein Faktor ist, der der AfD Stimmen zu treibt, weil sie als einzige das Problem thematisiert und dass dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland die Zuschauer und Zuhörer wegsterben, wird immerhin als Randnotiz behandelt. Falls Frau Tieschky und mit ihr der SZ , am Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes gelegen sein sollte, sollten sie dringend eine Diskussion über eine faire Finanzierung anstossen, sollte Frau Tieschky oder die SZ künftig in Interviews zum Thema konsequent die Frage stellen, was die Meinung zu dieser undemokratischen Finanzierungsweis im Sinne einer umgekehrt proportionalen Steuer ist, indem das Modell nach Professor Paul Kirchhof einen Haushalt desto stärker belastet, je schwächer er ist und desto stärker entlastet, je stärker er ist, eine unsolidarische Finanzierung des grossen Gemeinschaftswerkes. Wenn das Thema weiter unter den Tisch gekehrt wird, droht ihm nämlich auch hier über kurz oder lang ein ähnliches Schicksal wie in der Schweiz, dass das Kind womöglich mit dem Bade ausgeschüttet wird, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk ganz abgeschafft wird, wie es jetzt die Eidgenossen am kommenden 4. März vielleicht beschliessen werden.

20.12.2017 

Paradoxer Boom meint : Dieser Boom trägt den Spaltpilz in sich. Dieser Boom trägt den Kern zum eigenen Niedergang in sich. Es ist von einem wirtschaftlichen Boom die Rede. Nicht von einem geistigen Boom. Nicht von einem Aufblühen der geistig-kulturellen Welt. Diese nistet – auch dank dem Boom – ein Nischendasein, ausser da, wo sie zu Erhöhung des gesellschaftlichen Glanzes missbraucht wird (Oper), in wohlsubventionierten, chlorierten Teichen (Film, Theater, Jazz, Malerei, Tanz). Die Rede ist vom wirtschaftlichen Boom, vom Wachstum, was allseits so gelobt wird, weil es die Staatskassen, da hilft ein Draghi dumbzuverlässig weiter mit, prall füllt, der Staatssäckel zum Bersten voll, weil der Boom viele Gewinner produziert, denn irgendwer muss die massenhaft spriessenden Luxuswohnungen sich leisten können, die Luxuslimousinen sich leisten können, die Luxussresorts und -reisen sich leisten können. Der Boom kennt viele Gewinner. Aber er ist ein gefährlicher Boom. Er produziert noch schneller und noch unkontrollierbarer immer mehr Verlierer. Doch die auf der Gewinnerseite wollen das nicht wahrhaben. Das sind auch die Parlamentarier mit ihren Einkommen in fünfstelliger Tausernderhöhe, die dank prozentualer Steigerungen sie zu überproportionalen Gewinnern macht. Für sie ist der Boom also doppelt angenehm. Für die eigenen Einkommen, über die sie nicht gerne sprechen als auch für die Staatsaufgaben und die Staatsausgaben, da können sie grosszügig auf HartzIV oder die Grundsicherung einen oder gar 5 Euro draufsatteln und kommen sich toll vor. Nur löst das das Spaltproblem nicht. Denn der Unterschied zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Die Armen müssen zwar nicht direkt verhungern, sind aber von der Teilhabe am öffentlichen, gesellschaftlichen Leben weitestgehend ausgeschlossen. Das ist dann zwar ein toller Society-Bericht, wenn Promis Obdachlosen zu Weihnachten einen Braten servieren. Doch wirkt das nur noch grotesk, wenn alle so tun, als sei diese Spaltung der Gesellschaft ein Naturgesetz. Ist es nicht. Sie ist von Menschen gemacht. Und also nur von Menschen zu korrigieren. Doch dazu fehlt es wohl an der geistigen Kultur. Obwohl es gerade auch von einigen Millionären Äusserungen gibt, die beispielsweise die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens befürworten. So positiv die neuesten Prognosen über das Wachstum sind, wieder zwei Prozent nächstes Jahr, so skeptisch sollten sie betrachtet werden, sollte die Frage gestellt werden: wer sind die Profiteure dieses Wachstums und noch deutlicher sollte die Frage gestellt werden: und wieviele neue Verlierer produziert es?