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25.11.2017 

Schnulzen Schulz meint : Ahm. Das war das wohl am Wahlabend ein Schulz-Schluss, ein Kurzschluss vom Schulz aus elementarer, tiefster Enttäuschung schon über die ersten Hochrechnungen. Folge einer SekundenPanikAttacke. Verständlich, da hängt der Schulz sich montelang rein und dann das. Alles umensunscht, umenschulzschnulz. Dann diese Enttäuschung, diese Abwatschung der Grossen Koalition. Aber es war keine Abwahl. Das haben die ersten Hochrechnungen bis zum amtlichen Endresultat nie hergegeben. Diesen Begriff, den der Schulz zur Begründung für sein Folgehandeln unnötiger- und irrigerweise in die Welt gesetzt hat, war eine missliche Fehlinterpretation des Wahlergebnisses. Die Grosse Koalition wurde überhaupt nicht abgewählt. Sie wurde abgestraft, abgewatscht, schlecht zensiert, zurechtgestutzt, aber die rechnerische Mehrheit im Parlament ist ihr zweifelsfrei erhalten geblieben; einwandfrei als Wählerauftrag zu interpretieren. Aber man muss sich in die Seele dieses Mannes hineinversetzen, um zu verstehen, warum er im Bruchteil einer Sekunde der Wahrheit so irrational gehandelt hat, sich verhaspelt und wegen seiner aktuell herausragenden Postion in der Bundespolitik, diese an den Rand einer Krise oder gar zu Neuwahlen getrieben hat mit seiner Regierungsverweigerungshaltung. Auch ihm war sehr wohl bewusst, wie er in den Wahlkkampf-Ring gestiegen ist, gegen wen er da antritt, wie schwer es ein Mann gegen diese ultracoole Bundeskanzlerin hat. Ihm kann nicht verborgen geblieben sein, wie diese Frau einen Mann nach dem anderen aus ihrem Boot gekippt hat, wie sie einen Vorgänger von Schulz nach dem anderen im Wahlkampf k.o. hat zu Boden gehen lassen, wie einer nach dem anderen zerbröselt worden ist. Das gäbe inzwischen Material für eine eindrucksvolle Ahnengalerie der von dieser Frau niedergestreckten Gegner, innerparteilich wie koalitionspolitisch, eine Galerie der Merkelopfer, sämtliche Bundestagskandidaten der SPD, immer ärger zerrupft, Berge von Politleichen im Keller dieser Frau. Das grenzt schon an griechische Mytholgie, was hier abgeht. Dann kommt Anfang 2017 dieser Hoffnungsträger aus der EU und aus Würselen. Und siehe da, er entfacht erste Strohfeuer für sich, er boomt in Umfragen, er gewinnt innere Stärke, Selbstvertrauen, dass er der erste Mann sein würde, der diese Frau besiegt. Und dann der Wahlabend, 18.00 Uhr, ein Desaster für die SPD. Alles viel schlimmer als in den unzverlässigen Umfragen ermittelt. Das hält der stärkste Mann nicht aus. Da greift er in der Panik des Nicht-Wahrhaben-Wollens, dass er nun das nächste in einer langen Reihe von Merkel-Opfern sei, zur Ultima Ratio einer Primadonna: da mache ich nicht mit, wenn die Merkel wieder die Glanzrolle hat, dann reagiere ich nicht mit (obwohl ich mich doch um Regierungsverantwortung beworben habe und sie auch haben könnte), aber mit der Frau nicht, mit der nicht. Womit er nur die Legende von der Unbesiegbarkeit dieser Frau weiter zementiert.

24.11.2017 

A Day In Munich meint : A day in Munich. So vui Laid a. Leid? Na, a Lait hoid. Ah. Zurückbleim bitte. Der Zug fährt ab. Bei so vui Lait, da gibt’s sicher was zum Hoin. Stadtluft macht frei, ei, ei, ei, sagen sich die Mietpreise – und steigen in den Himmel. Da, wo der Loisl is. Der gfraid si gwiss. Köpfchen in das Wasser, Mietpreis in die Höh, wie die Entchen im Hesseloher See. Please follow me. No Change here, no public toilet. Drive Uber and Airbnb. Geiz is goil. The Offbräuhouse is over there, behind the corner. You will have to ask. München macht die City platt für die Touris, für die Tourimassen, wieder neue Rekorde, Platz da. Bordsteine raus, Taxen raus, Busse raus, Mobilitätseingeschränkte raus. Kein Bordstein darf höher sein als die Frauenkirche. Kein Mann höher als eine Frau. Sie, die Kirche als das Mass aller Dinge. Doppelt getürmt hält besser. Munich, now Weihnachtsmarkcity, ephemere Urbanism, Stadt in der Stadt auf Zeit, betonpollergesichert wegen die Anschläg. Über den Christbaum am Marienplatz muss gewettert werden bei allem Wettter. Eine Allwettertanne aus dem Allwettertannental. Entweder hängen die Zweige oder sie stehen, beides is dem Münchner Grantler ned recht. Aber die Äpfel, die holen sich die Münchner im Apple-Store hinterm Glühweinstandl und tunken sie in heisser Schockolade. Stored Food. Der November-Föhn bringt alles durcheinander. Glühwein und Brühwurst gehen eine Koalition ein. Die zeigen es denen in Berlin. Wia hoassd der glei wieda? Gestern hats noch in der Zeitung gestanden. Kaufen, kaufen, kaufen, sie laufen in den Kaufrausch die Massen, als wäre gestern übermorgen und schon verloren. Lassen Sie Ihr Geld in München liegen, hier liegt es gut. Geben sie den Bettlern was ab, zeigen Sie Herz in der Geldhauptstadt mit Herz. Geben Sie den Bettlern was, den armen Kreaturen, die Sie daran erinnern, dass auch in Mingha, der Hautpstadt der Geldbewegung, der Reichtum ungleich verteilt ist, auf Erden wia-r-in Mega Mingha. Chill, chill, in der Schillerstrasse, right, right and then left. Il primo o segundo. Ultima Ration. Söderbaumtraumallee. Plötzlich überall Blaulicht. Ölspur. Ölspur? Ölpest? Shisha. Nur das Söderbäumchen wächst über die Frauenkirche hinaus in den Himmel, erleuchtet von einer Batterie von Glühweinglühwürmchen. Manche wollen heute einen auf Black-Friday machen, morgen dann Black Sabbat und Prost schon mal fürn Montag, Black-Koalition oder Black-Söder-Day.

23.11.2017 

Sie Bröckelt Und Bröselt meint : Sie bröckelt und bröselt, sie rieselt, die Solidarität. Jeder für sich und jeder gegen jeden und alle auf Kosten der anderen. Sie bröckelt und bröselt, die Solidarität. Kein Zusammenhalt mehr im Lande. Sie bröckelt und bröselt, die Solidarität im Lande. Keine Einheit mehr. Keine Gemeinsamkeiten. Nichts ist mehr wie es einmal war, als das Land gemeinsam aufgebaut wurde. Jetzt geht es nur noch um die Stücke vom Kuchen. Jeder will das grössere haben. Sie bröckelt und bröselt, die Solidarität. Kein Mitgefühl, keinen Respekt mehr vor anderen. Nur Shitstorms und gehässige Bashings. Der Mensch wird dem Menschen zum Wolf. Cave lupus. Sie bröckelt und bröselt, die Solidarität. Rücksicht und Mitleid sind tabu, sind unerwünscht, werden schulterzuckend ignoriert. Es bröckelt und bröselt die Solidarittät. Der Wettbewerb der Stärkeren zählt. Immer härtere Bandagen am Arbeitsplatz. Immer miesere Stimmungen. Keine Freundlichkeit. Keine Fröhlichkeit. Nur Profit. Profit. Profit. Wettbewerb über alles. Es bröckelt und bröselt die Solidarität. Kein Gemeinschaftsgefühl, nur Partikulärinteressen, keine verbindenen Werte, nur Business-Sprech. Sie bröckelt und bröselt, die Solidarität. Nur wer schneller ist und weniger Lohn nimmt, kann überleben, nur wer sich Schlaf, Ruhetag und Urlaub raubt, kann mithalten, kann vorne dabei mitmischen. Es bröckelt und bröselt die Solidarität. Egoismus, Egomanie und Karrierismus feiern Urständ. Sie sind die Werte aller Werte. Sie sind die Glaubenskathedralen des gewinnmaximierenden Kapitalismus. Denk ich an Deutschland in 2017 und 2018, bin ich um meine Ruhe gebracht. Es bröckelt und bröselt die Solidarität. Darum gibt es jetzt gratis für alle Solidaritätsbröselknödel in lauwarmer Salzlake. Schmeckt so lecker, so lecker wie fifazertifizierter Rasen. Leise rieselt die Solidarität. Mir wird ganz feierlich zumute bei ihrem Grabgang.

22.11.2017 

bröckel bröckel meint : Das Scheitern der Regierungsbildung in Berlin ist garantiert nicht irgend ein mathematischer Zufall, es ist ein Symptom für ein stetes Bröckeln des inneren Zusammenhaltes im Lande. Vielleicht geht es ja nochmal gut. Aber vieles geht nicht mehr gut. Vieles ward so noch nicht gesehen in diesem Lande. Der Hass, mit dem in Internetforen die noch amtierende Kanzlerin überschüttet wird. Es gab in der Bundesrepublik oft umstrittene, angefeindete Politiker, Franz Josef Strauss, aber es ist nicht erinnerlich, dass über ihn solcher Hass ausgeschüttet wurde. Es gab viele Politiker, an denen rieben sich die Bürger, die sorgten für Auseinandersetzungen und Anfeindungen, es waren aber profilierte Persönlichkeiten, standen für das Land. Heute scheint sich dieses Land mehr und mehr zu zersplittern. Die Gebiete, in denen der Staat keinen Zugriff mehr hat im Ruhrgebiet und in Berlin werden mehr. Das hat nicht einmal direkt mit der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin zu tun. Halbstarkes Vandalentum ist ein Phänomen, was immer vorkommt. Aber inzwischen scheint es auch hier Exzesse zu geben, wenn junge Typen Obdachlose anzünden, schwache Menschen U-Bahntreppen runter oder gar vor die U-Bahn stossen. Dass Rettungskräfte bespuckt oder behindert werden. Oder, neueste Schlagzeile der Bildzeitung, dass Jugendliche Taxifahrer anpöbeln, gar auf die Taxis raufspringen und enormen Sachschaden anrichten. Es fehlt in diesem Lande an moralischen Autoritäten. Kein Wunder, wenn einer Bundespräsdent wird, und sich den Job vor aller Augen praktisch selbst angelt, der einen Bundesbürger hat im amerikanischen Folterknast schmoren lassen, obwohl er ihn hätte rausholen können und sich dabei nicht mal einen Finger schmutzig gemacht hätte – und der sich bis heute bei ihm nicht entschuldigt hat. Nicht gerade ein vorbildlicher Bürger. Wenn solche Feigheit sich an die Spitze drängt. Der Fisch und auch der Staat stinken vom Kopf her. Zumindest sind das ernstzunehmende Symptome für eine auseinanderbrechende Gesellschaft. Auch dass keiner, aber es gibt ja keine intellektuell-politischen Autoritäten, laut auszusprechen wagt, dass die Finanzierung des bald 9-Milliarden-Topfes des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes ein Unding und antidemokratisch sei zu Lasten einkommensschwacher Haushalte, die damit korrupte Sportorganisationen und Showmillionäre finanzieren müssen und überfette Rundfunkpensionäre noch fetter machen, während andere an den Medikamenten sparen müssen. Und das in einem Lande, das immer reicher wird, während gleichzeitig immer mehr Menschen arm werden, der Altersarmut zusteuern und immer mehr Kinder, die in Armut aufwachsen, reduzierte Bildungschancen und Zukunftsaussichten haben. Es bröckelt und bröckelt und bröckelt in diesem Lande; und es bröckelt und bröckelt der innere Zusammenhalt.

21.11.2017 

Gesch Eitert meint : Gescheitert, Deutschland gescheitert, die Regierungskoalitionssondierungen gescheitert. Keine Regierung gefunden. Politiker, nicht zum Regieren gewählt. Das Volk hat Sondierer gewählt. Treten sie jetzt wieder ab? Machen die es wie die Theresa May: Neuwahl um doppelt eins aufs Dach zu kriegen? Sind die demokratischen Parteien nach den Jahren unter der Käseglocke einer grossen Koalition nicht mehr kompromissfähig, nicht mehr demokratiefähig? Was hat dabei die grosse Koalition verbockt? Wer wird der lachende Dritte bei einer allfälligen Neuwahl sein? Jetzt gibt’s schon wieder jede Menge Umfragen. Und es gibt immer noch Leute, die Umfragen für bare Münze nehmen. Kommt jetzt Unruhe nach der langen Erfolgskurve im Lande auf; zeigt es sich, dass die Spaltung im Lande viel grösser ist als angenommen? Eitert, scheitert das Land? Sind nur noch Kurzsichtpolitiker und Karrieristen am Werk? Haben die allesamt den Blick aufs Wohl des ganzen Landes verloren? Muss es jetzt mal ordentlich knirschen in dem mit viel Sozialgeld nicht genügend geölten Gebälk? Muss ein Teil des Landes zusammenkrachen, müssen Dinge explodieren? Hat das Volk nur Taktierer gewählt? Müssen wir uns jetzt warm anziehen? Werden Dinge passieren, die in den letzten Jahren undenkbar schienen? Ist es aus mit dem vermeintlichen Frieden im Land? Wurde unter der grossen Koalition zu viel unter den Teppich gekehrt? Ist es nicht ein Alarmsignal, wenn ein Land immer reicher wird, kaum mehr gehen kann vor Wohlstand, aber eine immer breitere Schicht in diesem Land immer ärmer wird, sich immer weniger leisten kann? Da stimmt doch einiges längst nicht mehr in so einem Land. Keiner weiss, welches Unruhepotential sich unter der Obefläche bereithält und das von einem Tag zum anderen wie eine Lawine mit einem kleinen Schnipser losgetreten werden könnte. Weil Politik und Administration sich mit frisierten Statistiken weiszumachen versuchen, dass alles bestens sei im Lande. Wie viele Leute doch Arbeit hätten, wie wenige Arbeitslose es gäbe. Aber welch indiskutabler Art inzwischen Millionen von Jobs sind, die auch praktisch nichts zu einer Altersvorsorge leisten können, davon ist in der Öffentlichkeit nicht die Rede. Eitert Deutschland? Eiert Deutschland. Übernimmt Unversöhnichkeit die Macht?

20.11.2017 

Kulturtipp meint : Weihnachtstipp, Geschenktipp, Hörtipp. UNZEIT von sunnseitn records. Hört sich eh gut an. Dafür steht die bairisch-oberösterreichische Schmelze, wie es auf dem feinen Cover heisst. Hier verschmelzen die PASSAUER SAUDIANDLN mit den österreichischen WIADAWÖ. Barbara Dorsch an der Geige, dem Kazoo und mit Gesang, Gerlinde Feicht an der Ziehharmonika, am Kazoo, mit Gesang und der Trittbrettmaschine (wann gibt es die schon auf CD!) mit der improvisierten Wirtshausmusik von „wiadawö!“ mit Gotthard Wagner an der Geige und mit Gesang, Mischa Niemann an der Steirischen und mit Gesang und Andreas Luger am Schlagwerk. Hört sich gut an. Zum Gesamtkunstwerk gehört das geschmackvolle Design des Covers, gehört die geistige Fundierung mit einem Plädoyer für den „Freigeist eines flanierenden, entdeckenden und ungebändigten Musikantentums“, wie es auf dem Cover heisst. UNZEIT sei „ein Statement zu allerlei Unbill, die der Mensch sich und der Erde antut“. Hört sich gut an. Es gibt Vertonungen eines Textes von Stefan Rutz (DES INTERESSIAD MI NED), hört sich gut an, von Texten von Hans Blädel, Karl Krieg, Gerhard Ruiss, Gotthelf Gollner, Rudolf Hendlmeier, Franz Ringseis und auch Traditionelles. Hört sich gut an. Nie ist eine bessere Zeit als jetzt für UNZEIT! Hört sich gut an, sind immerhin 23 Titel. Hört sich gut an, denn die Musik wurde grundsätzlich live eingespielt. Hört sich gut an, weils a guad ausschaugt und weil des Sounddesign vom Andreas Luger ist und die graphische Gestaltung vom atelier-durst. Hört sich gut an, weil die PASSAUER SAUDIANDLN und WIADWÖ sich seit langem gut anhören. Hört sich gut an, und weil sichs gut anhört gibt’s auch keine Ausrede und kein Argument dagegen. Ein Muss für jeden, dessen Ohren noch nicht abgestumpft sind. Weil sichs gut anhört.

19.11.2017 

Pantalla Latina IV meint : Letzter Tag der 9. Ausgabe der Pantalla Latina in St. Gallen. Das Programm fängt um 13.00 Uhr an mit dem Animationsfilm EL LIBRO DE LILA von Marcela Rincon Gonzalez aus Kolumbien an. Die Animationsfigur Lila sucht ihren Leser Ramon und hofft von ihm, mehr über sich selber zu erfahren. Es geht weiter ums 14.45 Uhr mit NADIE NOS MIRA von Julia Solomonoff aus Argentinien. Der argentinische Schauspieler Nico will sein Glück in New York versuchen, aber das Typecasting macht ihm Probleme. Um 17.00 Uhr folgt GABRIEL Y LA MONTANA von Fellipe Barbosa aus Brasilien. Gabriel will vor dem Studium die Welt entdecken und landet schliesslich in Malawi. Zum Abschluss gibt’s um 20.15 Uhr den Film SANTA Y ANDRÉS von Carlos Lechuga aus Kuba. Ein Film aus der Revolutionszeit, der eine Bäuerin und einen schwulen Schriftsteller zusammenbringt. Das Rahmenprogramm sieht um 15.00 Uhr im Kulturbüro MÄRCHENGESCHICHTEN UND LIEDER AUFR SPANISCH bei freiem Eintritt vor, eine Legende aus präkolumbianischer Zeit ist für die ganz Kleinen gedacht. Um 19.30 wird bei freiem Eintritt im Rex I der Kurzfilm-Publikumspreis verliehen.

18.11.2017 

Pantalla Latina III meint : Heute startet das Programm um 15.00 Uhr, 16.45 und 18.30 mit einer Wiederholung der drei Blocks des Kurzfilmwettbewerbes. Das Langfilmprogramm fängt um 15.15 Uhr an mit LOS MODERNOS von Mauro Sarser und Marcela Matta aus Uruguay; drei Paare komodödiantisch betrachtet im Konflikt zwischen dem Ausleben sexueller Freiheit und dem damit verbundenen Risiko der Elternschaft. Um 18.00 Uhr folgen LAS CINÉPHILOS von Maria Alvarez aus Argentinien. Sie portätiert eingefleischte und passionierte Kinogänger in Spanien, Argentinien und Uruguay. Maria Àlvarez ist anwesend. Um 20.00 Uhr ist LA NOVIA DEL DESIERTO von Cecilia Atan und Valeria Pivato aus Argentinien und Chile angesagt. Teresa, die Jahrzehnte bei einer Familie als Haushaltshilfe gearbeitet hat, steht plötzlich mit dem Verlust des Jobs und ihrer familiären Lebensroutine vor dem Nichts. Zum Abschluss folgt heute um 21.45 Uhr LA REGION SALVAJE von Amat Escalante aus Mexiko. Eine geheimnisvolle Verónica bringt das sorgfältig austarierte Leben von Alejandra, Angel und ihren Kindern durcheinander. Das Rahmenprogramm startet heute um 17.00 Uhr im Raum für Literatur an der St. Leonhardstrasse 40 und bei freiem Eintritt mit Manuel Girons LECTURAS LATINOAMERICANAS, einer Lesung mit Videoprojektion. Der Autor wird aus seinen Kurzgeschichten vorlesen und einen Videofilm über Kuba zeigen.

17.11.2017 

Pantalla Latina II meint : Im Hauptprogramm heute um 16 Uhr JEFFREY, ein Film von Yanillis Perez aus der Dominikanischen Republik über den Traum eines Ghettokids von einer Karriere als Reggeaton-Sänger. Um 18.30 Uhr folgt EL FUTUR PERFECTO von Nele Wohlatz aus Argentinien, eine Komödie über die Integrationsversuche einer Chinesin in Lateinamerika. Um 20.00 Uhr geht Lisette Orozco aus Chile dunklen Stellen in ihrer Familie in der Diktaturzeit nach. Die Regisseurin wird anwesend sein. Im Rahmenprogramm gibt es bei freiem Eintritt im Palace, direkt neben dem Festivalkino, um 19.00 Uhr den Dokumentarfilm HOJAS SUELTAS des Schweizer Regisseurs René Lechleiter über Frauen in Bolivien, die gegen die Militärdiktaturen der 1970er und 80er Jahre gekämpft haben. Um 22 Uhr folgt ebenfalls im Palace und ebenfalls bei freiem Eintritt das Konzert PAISAJES DEL SUR.

16.11.2017 

Pantalla Latina meint : Heuer geht die 9. Auflage des lateinamerikanischen Filmfestivals in der Ostschweiz-Metropole St. Gallen an den Start. Das Festival dauert noch bis zum Sonntag, 19. November und findet statt im freundlichen Kino Rex Studio. Website: pantallalatina.ch. Heute gibt es um 16.00 Uhr NINAS ARANA von Guillermo Helo aus Chile. Ghettokids steigen in die Villen von Reichen ein und geniessen die Räumlichkeiten. Um 18.00, 19.45 und 21.30 folgen die drei Kurzfilmblocks. Sie zeigen Filme von Ricardo Castro (er ist Gast des Festivals), Alonso Ruizpalacios und Leon Fernandez aus Mexiko, Juan Pablo Zaramella, Roberto Porta, Pablo Polledri und Mariano Cocolo aus Argentinien, Claudia Muniz aus Kuba, Jurek Jablonicky aus Honduras (er ist ebenfalls Gast des Festivals), Carlos Gomez Salamanca aus Kolumbien, Joe Houlberg aus Ecuador, Maria Gracia Saavedra aus Venezuala, Jesus Reyes y Andres Porras aus Kolumbien, Mauricio Corco Espinoza aus Chile. Das Kurzfilmprogramm ist mit einem Publikumswettbewerb verbunden, das einen Film als Besten auswählt. Der Preis wird am Sonntag, dem 19. November übergeben. Er ist mit 500 Schweizer Franken dotiert. Am Blumenbergplatz, zwei Häuser neben dem Kino, hat während des Festivals die Pantalla Bar geöffnet mit Köstlichkeiten flüssiger wie konsistenter Art aus Lateinamerika. Heute Donnerstag kommen sie aus Ecuador, am Freitag aus Argentinien, am Samstag aus Mexio und am Sonntag ist Peru dran.

15.11.2017 

Evropaize Armize meint : Hallo, kannst du mir mal auf Lettisch sagen: in Deckung, geh in Deckung? Kannst Du es bitte noch auf Maltesisch und Estisch übersetzen, ja ist egal, wenn auch über den Umweg Bulgarisch. Achtung Feuer, bitte sofort auf Griechisch und Rumänisch translaten. Ist hier irgendwo ein Franzose, der Englisch spricht? Der Finne hat nicht verstanden, der läuft jetzt direkt dem Russen in die Arme, seinen slowenischen Dolmetscher hats schon erwischt. Was sollen wir für einen Holländer in den Tod rennen, chodverdechelen. Ich hab den Belgier leider nicht verstanden, der hat so wild und aufgeregt rumgefuchtelt und wie ich aufgestanden bin, um ihn mit Gesten zu fragen, was los sei, sind mir Kugeln um die Ohren geflogen. Spricht einer Dänisch? Flämisch? Nö, Norwegisch hilft gar nichts. Katalanisch? Der Pole hat den Tschechen missverstanden und in die eigene Reihe gefeuert. Und der Alsacien versteht die Älfte von Deutsch und die andere Älfte von Fransösisch, mica-male. Mei, wenn der Ire nicht mal den Engländer versteht oder den Schotten, wie sollen die mit dem Slowaken in den Krieg ziehen. Eine europäische Arme, das ist Vielvölkersprech, da lachen und gackern die Hühner und den Verteidigungsministern und -ministerinnen wird ganz blümerant. Bloss weil wieder einer einen Waffendeal machen will, soll jetzt eine europäische Armee gegründet werden. Am besten für Taubstumme, die können sich wenigstens mit Gesten verständigen. Einspruch: dabei gibt es enorme regionale Unterschiede. Wie soll ein Provenzale mit einem Sizilianer einen Erkundungsauftrag ausführen, wie ein Litauer mit einem Portugiesen, ein Schwede mit einem Flamen, ein Ungar mit einem Zyprioten? Und wo setzen wir den korsischen Korsar ein? Vor Kroatien? Das wird eine lustige Armee aus Dutzenden von Sprachen. Jedem Soldaten seinen eigenen Simultandolmetscher an die Seite! Damit die Befehlskette nicht zack zack si si oui oui ok ok yea aye yes sim sim giá jo jo tak tak igen igen da da, hm, nun, bis alle Sprachen eines Befehls mal durch sind, da kann ein halber Tag vergehen. Das wird eine friedliche Armee, weil sie sich selbst nicht versteht. Oder es wird eine Armee, die sich mit sich selber keilt, wegen Verständigungsproblemen. Sollte sich wenigstens darauf verständigen, keinerlei Aktivitäten ausserhalb des Europaraumes zu starten. Reine Verteidigungsarmee, die die sprachliche Vielfalt verteidigt und schützt. Beste Waffe: Dolmetscher. Eine Armee von Dolmetschern. Das wird lustig beim Aufmarsch, beim Defilee, wenn jeder Befehl hintereinander in 28 oder wie viel Sprachen ausgesprochen werden muss. Denn ein Soldat, der einen Befehl in einer fremden Sprache empfängt, der muss sich vorkommen wie ein Söldner. Eine Armee soll doch die Heimat verteidigen. Durch nichts ist Heimat mehr charakterisiert als durch die Sprache. Eine Europäische Armee ist ein Spukschloss im Hirn von Träumern oder von Rüstungslobbyisten und Bürokratieaufblähern. Etwas Vernünftiges kann es nicht sein. Die Hierarchie und Befehlskette einer europäischen Armee ist so solide wie der Turmbau zu Babel.

14.11.2017 

Ephemere Stadtplanung meint : Ephemere Stadtplanung meint Stadtplanung auf Zeit, das ist das Thema der entsprechenden Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München. Aber ist nicht jegliche Stadtplanung nur eine Planung auf Zeit? Es heisst zwar, Rom sei die ewige Stadt; aber sie ward weder in einem Tag geplant noch in einem Tag erbaut. Es heisst auch, Damaskus sei die älteste durchgehend bewohnte Stadt der Welt. Aber ist sie für die Ewigkeit gemacht? Was ist mit München? Entwickelt sich gerade rapide. Was heisst: entwickelt sich? Ist das eine geplante Entwicklung? Wird München nicht viel mehr überrannt von den Läuften der Zeit? Was wird aus München, wenn die Dritte Startbahn kommt? Keiner hat darauf eine Antwort. Nur der dummideologische Satz: Wachstum. Längst handelt es sich um ein überdehntes, planloses Wachstum. Planlos muss die Innenstadt radikal für Fussgänger planiert werden. Die das planen checken nicht den Effekt: dass auf die planierten Ebenen die Touristenmassen schwappen werden. Stadtplanung? Die vertüdelt sich im Verlegen von Leitungen und Fernwärmerohren, was ja ein guter Zweck ist. Es gibt keinen Stadtplan in München. Keinen Zukunftsplan. Es gibt nur Flickwerk. Rücksichtlos werden Anwohner vertrieben. Es gibt keinen Plan, München lebenswerter zu machen, Restlebenswert zu erhalten. München wird ungastlich. Was sind die Folgen der dritten Startbahn? Keiner kann es sagen oder keiner will es laut sagen? Die macht doch München noch attraktiver. Wäre ja ok, wenn München einen Plan hätte, mit diesem Ansturm umzugehen. Hat es aber nicht. Das zeigen die stündlich steigenden Mietpreise. München hat keinen Plan, weil es glaubt, es sei eine Stadt für immer. Für das Oktoberfest hat es einen Plan, sogar einen Festungsplan inzwischen, für die Weihnachtsmärkte hat es einen Plan, für die Wochenmärkte hat es einen Plan. Für Details hat München immer einen Plan, von wieviel Uhr bis wieviel Uhr die Radfahrer in der Fuzo fahren dürfen, da ist München ganz genau; wie viele Sekunden die Ampeln für die Fussgänger grün sein dürfen, damit die Blechlawine möglichst ungehindert bis ins Herz der Stadt vorstösst; darum werden neue Parkhäuser geplant, am Rindermarkt, aber die Stadt hat keine Ahnung, wohin sie sich entwickelt. München hat keine Stadtplanung, keine Zukunftsplanung. München wird überrannt vom Ansturm. München ist dabei, seine Lebensqualität zu verlieren. Aber auch dieses München ist nur ein München auf Zeit.

13.11.2017 

Kulturgänger XXIV meint : Anregende Ausstellungen in der Pinakothek der Moderne in München. DOES PERMANENCE MATTER? EPHEMERAL URBANISM und anschliessend oder auf dem Weg dahin THEA DJORDAZE INVENTUR SGSM. Städte auf Zeit, ist vielleicht der Titel der ersten Ausstellung zu übersetzen. Das umfasst den kleinen, samstäglichen Bauernmarkt direkt hinter der Pinakothek in München über den Hadsch, die Pilgerreise nach Mekka, den Karneval in Rio, den kolumbianischen Qoyllur Rit'i, das Flüchtlinglager Dadaab, das es seit 25 Jahren gibt, den Burning Man in den USA oder die Touristenattraktion Els Castellers de la Mercé in Spanien bis hin zum alle zwölf Jahre stattfindenden Kumbh Mela in Indien mit 30 Millionen Pilgern. Millionen Menschen unterwegs, aus religiösen Gründen, beruflich, aus Feiergründen, aus Tourismusgründen oder aus Fluchtgründen. Gibt es überhaupt noch Menschen, die ihr ganzes Leben an einem Ort verbringen? Da fallen einem zuerst die Menschen im Gaza-Streifen ein oder in nordkoreanischen Gefangenenlagern, die da auf die Welt kommen und nichts anderes kennen. Diese kommen nicht vor in der Ausstellung. Mobilität ist Freiheit. Sicher, so ein weltweites Thema ist mit einer einzigen Ausstellung nicht zu bewältigen. Zirkusse sind Städte auf Zeit. Alphütten sind für die Sennen Wohnorte auf Zeit. Campingsiedlungen sind Wohnorte auf Zeit. Datschen auf dem Land sind Wohnorte auf Zeit. Reichere Menschen haben Wohnungen in verschiedenen Städten, das sind Wohnorte auf Zeit. Wohnmobile können Wohnorte auf Zeit sein. Früher auf dem Bauernhof wanderten die Generationen von Haupthaus in den Austrag. Heute werden die Alten und Einkommensschwachen aus den Boomstädten vertrieben wegen der horrend steigenden Mieten. München wird in den Innenstadt planiert, um die Touristenschwemme aufnehmen zu können, die sich noch verstärken wird mit dem Bau der 3. Startbahn des Flughafens. Immer mehr Hotels werden in der Innenstadt gebaut, Wohnraum auf Zeit verdrängt die festen Bewohner. Mobilität, ein riesiges Thema, ephemere Städte, ein riesiges Thema. Thea Djordjadze geht es gemütlicher an als die Ausstellungsmacher Rahul Mehrotra und Felipe Vera mit ihrer infointensiven Ausstellung. Die Georgierin hat mit viel Geschmack einem Gang eine besondere Innenausstattung verpasst. Diese ist mit eine Text auch begründet. Die Begründung selbst ist ein literarisches Kunstwerk. Die vielleicht 20 Zentimeter tiefen Räume hinter Fenstern, die in die Wand eingelassen sind, weit über 1 Dutzend an der Zahl, hat sie mit dunklen Stoffen ausgepolstert und das Glas davor mit zartem weissem Pinselstrich teils mehr teils weniger verschliert. So verbreitet dieser Gang vor allem eine Stimmung; eine Stimmung, als ob man durch uraltes Gemäuer schreite vielleicht auf einen Sarkophag-Raum zu; verblüffend wie die Wirkung von vernacularer Architektur, wie vergessen und übersehen von der Menschheit. Während die zwei Räume, die folgen, auch diese mit hochtheoretischem, kunstvoll gesetztem Text begründet, mehr den Eindruck von sensationell designten Warte- oder Verhandlungsräumen erwecken mit den schräg an die Wand gelehnten Glasscheiben, den wenigen kleinen Zeichnungen drin – sie sollen einen Dialog mit Ausstellungsstücken der Sammlung herstellen. Räume mit nordsaharischer Atmosphäre durch die geknüpften Wollteppiche, die teils über die Gevierte von niedrigen Sitzbänken gelegt sind, die wie kleine Gartenmäuerchen den Kommunikationsraum per Rahmen definieren. Jedenfalls sind solche Räume sowohl in einer ständigen urbanen Behausung denkbar genauso wie in einer ephemeren, zum Beispiel einer Messe.

12.11.2017 

Scha W Ache meint : Sch w ach. Schwach. Die Schwachen. Die Schwachen eines Landes. Wie geht ein Land mit seinen Schwachen um. „Die Stärke eines Volkes misst sich am Wohl des Schwachen.“ Das ist ein Satz aus der Präambel der Schweizer Verfassung (aktuell zitiert von Heribert Prantl in seinem Essay über das Teilen anlässlich des Martinstags in der Wochenendausgabe der SZ). Wie stark ist demnach Deutschland, das deutsche Volk? Das Land unternimmt viel für Schwache. Zweifellos. Es gibt enorme Anstrengungen für die Integration von Behinderten, von Flüchtlingen, Pflege ist ein grosses Thema, es gibt breitgefächterte Weiterbildungs- und Umschulungsangebote, es gibt HartzIV und die Grundsicherung, wobei diese beiden zusehends problematischer werden, da sie zum Führen eines menschenwürdigen Lebens nicht ausreichen. Und es gibt die rapide anschwellende Gruppe der von Altersarmut Betroffenen. Besonders mies für diese ist, dass sie von Jahr zu Jahr, je älter ein Mensch wird, desto mehr bluten müssen. Diese inhumane Entwicklung wird angetrieben und beschleunigt durch den Kontrast zwischen Mietgesetzgebung und Rentengesetzgebung; die Steigerung der Mieten kann mit der Steigerung der Renten nie und nimmer mithalten; die Mieten fressen immer mehr von der Rente weg, so dass den Alten immer weniger bleibt, je älter sie werden. Gesellschaftlich geduldetes und offenbar gewolltes Abserbeln. Oel ins Feuer dieser verheerenden Entwicklung, die zu verstehen gibt, dass altes Leben für diese Gesellschaft unwertes Leben ist (zu diesem Begriff gab es im Lande schon schauderhafte Gesetze), giesst Mario Draghi mit seiner Geldentwertungspolitik, die vielen Menschen, die umsichtig ihr Alter geplant hatten mit konsequenten Sparbemühungen, jetzt die Frucht dieser Anstrengung mit der Nullzinspolitik vernichtet, das Geld indirekt dem Staat zuspült, der damit liederlich umgeht. Das sind widerliche Entwicklungen, die die Personen an der Spitze des Staates unvorteilhaft dastehen lassen, die ihnen fundamentale Humanitätsdefizite attestieren. Effiziente Gegenmassnahmen der Regierung sondierenden Parteien sind nicht zu erkennen; keiner traut sich an die Wurzel des Übels zu gehen. Einen Text, der Relevanz zu diesem Thema hat, liefert Hans-Jochen Vogel ebenfalls in der Wochenendausgabe der SZ „Die verdrängte Herausforderung. Eine Reform des Bodenrechts könnte die soziale Kluft in Deutschland verringern, doch die Politik handelt nicht. Die Folge sind teure Grundstücke und hohe Mieten“. Diesen Text verwurstelt die SZ allerdings in den München-Teil. Sie hält das Thema wohl nicht für gesamtgesellschaftlich und gesamtpolitisch wichtig – sie tut dem Senior den Gefallen – eine recht herablassende Haltung.

11.11.2017 

Macht Der Zeitungen meint : Die Zeitungen kämpfen ums Überleben; die Werbefritzen wanden ab ins Internet, in die sozialen Netzwerke, wo sie viel mehr über die Kunden wissen. Aber Zeitungen sind keine sozialen Netzwerke und haben deshalb Mühe, im Internet Geld zu verdienen. Die Zeitungen sind verunsichert durch das Schwinden ihrer Einahmen. Die machen eine Krise durch. Vielleicht haben sie dadurch vergessen, welche Macht sie haben können, könnten. Oder sie sind aus ihrem Dornröschenschlaf, der sie ihre ureigen Aufgabe in den Hintergrund hat drängen lassen, aufgewacht. Mit investigativem Journalismus haben die SZ und eine Reihe weiterer Blätter in Kooperation auch mit Rundfunkanstalten, staatlich subventionierten, Aufsehen erregt, mit den Panama Leaks oder jetzt mit den Paradise Papers. Wobei das auch etwas mit einem Volkssport zu tun hat: jagt den Steuerhinterzieher. Eine Ausweitung der Aktivität einer Zeitung hat in der Freitagausgabe der SZ Chefredakteur Wolfgang Krach mit einem offenen Brief an Jim Cook, den Chef von Apple, gewagt unter der Oberfrage: „Ihr Verständnis von Demokratie?“. Krach konfrontiert Cook mit dem Widerspruch, dass er, Cook, öffentlich von moralischer Verantwortung seiner Firma blaffe, dass diese aber andererseits gar nicht vorteilhaft mit Schreiben in den Paradise Papers auftauche, die Hinweise geben, dass Apple hintenrum sich vor dieser moralischen Verantwortung drücken wolle. Man darf gespannt sein auf die offene und transparante Antwort von Tom Cook. Oder wird es bald schon ganzseitige Anzeigen von Apple in der SZ setzen, wie neulich überraschenderweis von Facebook? Die Zeitungen haben wohl immer noch mehr Macht, als sie sich selbst zutrauen. Sie könnten weit mehr wagen. Sie könnten die Spitzen der Republik, zum Beispiel den überversorgten Mutflüsterer von Bundespräsidenten fragen, was er davon halte, wie hier im Land mit den Alten umgesprungen werde, dass immer mehr Alte von Jahr zu Jahr ärmer werden, weil die Renten durch widersprüchliche Gesetzgebungen ein Ausbluten der Menschen im Alter vorsieht, die nicht Bundespräsident oder Kabinettsmitglieder oder Parlamentarier oder Rundfunkangestellte gewesen sind oder sonstwie dick verdient haben, dass sie sich genügend Polster haben auf die Seite legen können. In diesem Zusammenhang könnte die Frage gestellt werden, ob er nicht auch der Ansicht sei, dass das Gesetz zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes ein Unrechtsgesetz sei, da es mit zum Ausbluten einkommensschwacher Haushalte beitrage, mithin ein Umverteilungsmotor sei, der die gesellschaftliche Spaltung fördert, der die Reichen übermässig entlastet bei der Finanzierung dieses demokratischen Gemeinschaftswerkes? Die Zeitungen haben immer noch mehr Macht, als sie selbst glauben. Sie müssen sie nur einsetzen. Sie können mehr bewirken, als sie sich aktuell zutrauen. Sie haben sich viel zu lange wohlig unter die Decke der Mächtigen gekuschelt.

10.11.2017 

G. v. P. meint : Immer mehr Rentner haben von Jahr zu Jahr weniger zum Leben; eine humane Gesellschaft dürfte das nicht zulassen. Jamaika hat keinen Respekt vor dem Alter.

10.11.2017 

Es Sieht Nicht So Aus meint : Es sieht nicht so aus, als ob eine künftige Jamaika-Regierung eines der gravierendsten Zukunftsprobleme auch nur ansatzweise ernsthaft zu lösen versucht: die Welle der Altersarmut, die auf uns zuschwappt. Da wird zwar bildlich gesprochen der eine oder andere Sandsack in Stellung gebracht, aber die ändern nichts daran: dass durch widersprüchliche Gesetzgebungen, sowie die ökonomischen Entwicklungen, das Problem der Altersarmut an Brutalität gewinnt. Dass – aus verschiedenen Gründen – immer mehr Leute im Alter kein menschenwürdiges Leben mehr führen können, sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können wegen der Diskrepanz zwischen der Mietgesetzgebung, die die Mieten in horrende Höhen treiben lässt und der Rentengesetzgebung, die im Vergleich zu den Mieten nur minimal steigen, so dass es den Alten, je älter sie werden, immer beschissener geht, dass immer mehr auf das entwürdigende Grundsicherungsniveau zurückfallen. An diesem strukturell gesetzgeberischen Widerspruch, an dieser letztlich grundgesetzverachtenden widersprüchlichen Gesetzgebung scheint keiner der Agierenden der zu bildenden neuen Regierung etwas ändern zu wollen. So rollt sie auf uns zu die Altersarmutslawine, ungebremst, lebe lustig in der Jugend und gehe erbärmlich zugrunde im Alter. Wer im Leben schon wenig verdient, kann auch nichts zurücklegen fürs Alter. Und wer sich im Leben schon satt bedient, wie die Rundfunk- und Staatsangestellten, die können dann im Alter vor Pensionen kaum gehen und sehen das Problem der anderen nicht, finden ihre Pension, für die sie womöglich nicht einen Cent selber aufgebracht haben, verdient. Aber in Jamaika lebt man in den Tag hinein. Jamaika ist Rap und Lebensfreud aber sicher nicht Altersvorsorge.

09.11.2017 

Geld Vor Gesundheit meint : Einmal mehr hebelt die Autoindustire, allen voran der hochkriminelle VWKonzern, das Gesundheitsinteresse der Bevölkerung und die Demokratie in Brüssel aus mit super bezahlten Lobbyistendeppen, die für Geld alles machen, Lobbyistennutten muss wohl gesagt werden, die für Geld und nicht für das Gemeinwohl, sondern sogar gegen dieses arbeiten. Weil die Autoindustrie auf schöne Milliardengewinne verzichten müsste, wenn sie sich an längst verabredete und angepeilte Abgasnormen hielt. Sie kann das Tricksen nicht lassen. Und Brüssel zeigt einmal mehr, wie korrumpierbar es ist. Aber das merken die Leute im flachen Land ja nicht, dass ein paar grosse Player Brüssel in der Hand haben, dass sie da durchsetzen können, was sie wollen. Das Volk ist ja so dumm. Solange es seinen fahrbaren Untersatz hat, sein kleines motorisiertes Schneckenhaus, so lange kann man es übers Ohr hauen und reinlegen und betrügen. Klar, die kriminelle Energie, die die Autoindustrie mit ihren Messegerätemanipulationen an den Tag gelegt hat, die muss sich jetzt andere Wege bahnen. Dem Demokratiegedanken ist das nicht förderlich. Wenn so in aller Öffentlichkeit nachzuvollziehen ist, wie Firmen Gesetze machen und der Gesetzgeber in Brüssel zur Strohpuppe degradiert wird. Keine vertrauensbildende Massnahme für den europäischen Gedanken. Es scheint so, dass der allein dazu gut sei, die Gewinne der Konzerne zu erleichtern und zu erhöhen. Somit wirkt auch der Brüsseler Apparat, der irre überbezahlt ist und mit irren Privilegien ausgestattet ist, für den kleinen Mann zusehends als krimineller Haufen, der egoistisch nur an sich denkt und wenn er von irgendwoher ein Zückerchen kriegen kann, süchtig darnach greift. Die Bodenhaftung haben die längst verloren. Brüsseler Luxusblase. Kennt irgendwer einen Europapolitiker in seiner Nähe und falls ja, weiss man, was dieser oder diese tut? Der bayerische Exministerpräsident Stoiber wollte dort ehrenamtlich ausmisten. Die Aktion ist irgendwann stillschweigend begraben worden. Und nun wuchern die Lobbytentakeln mehr und sichtbarer denn je. Denn die heilige Kuh Autoindustrie sieht sich in Gefahr und kämpft wie ein vom Sumpf Verschlungenwerdender mit allen Mitteln dagegen und ohngeachtet dessen, dass es in aller Öffentlichkeit passiert, kauft sich Gesetze nach ihrem Gusto für ein Trinkgeld (im Vergleich zu den dadurch erzielbaren Gewinnen). So geh denn zugrunde, Europagedanke. Schaffe Misstrauen. Bringe dich in Misskredit. Und sammle Stimmen für die AfD.

08.11.2017 

Demokratienörgler meint : Kaum geht die Abstimmung über ein Bürgerbegehren nicht nach ihrem Gusto aus, muss die SZ – in ihrem Namen Kassian Stroh gestern Dienstag auf der Meinungsseite – an der Demokratie rumnörgeln. Stroh stellt wegen dem Entscheid für das Abschalten des Heizkraftwerkes Nord in Unterföhring gleich das Instrument des Berügerentscheides in Frage. Üblich für solche Demokratienörgler ist, wie auch hier wieder belegt, dass darauf hingewiesen wird, dass es ja nur 118 513 Bürger einer 1,5 Millionen-Stadt gewesen seien, dass also nur 17, 8 Prozent der Bürger ihr Bürgerrecht wahrgenommen hätten und dass also nur ein bisschen mehr als die Hälfte von 17,8 Prozent für das Abschalten des Heizkraftwerkes gewesen sei. Und deshalb sei das Instrument des Bürgerentscheides problematisch. Noch komme hinzu, dass das letzte Wort in der Sache die Bundesnetzagentur habe. Wenn die das Kraftwerk für systemrelevant erklärt, sei der Bürgerentscheid eh wirkungslos. Da fragt man sich schon, warum die SZ nicht vor dem Entscheid laut und deutlich auf dieses Manko hingewiesen hat oder warum sie, die wie die Paradise Papers zeigen, doch so recherchefreundlich ist, hier nicht auch vorbeugend nachgefragt hat, um den Bürgern allenfalls zum Vornherein zu sagen, dass ihr Entscheid womöglich nichts wert sei. Auch wäre es für eine demokratisch denkende Zeitung bestimmt sinnig gewesen, das Thema im Vorfeld so zu bringen, dass sich mehr Bürger dafür interessiert hätten. Ist nicht passiert. Weil die SZ mal wieder aus Angst gehandelt hat, aus Angst, das Verlangen nach Abstellen könnte erfolgreich sein. Drum wurde das Thema klein behandelt. Denn es hat sich eben niemand so richig aus der Deckung getraut, der für den Weiterbetrieb war. Weil so einer für Luftverschmutzung ist. Also wird die Chose mal wieder auf dem Rücken der Demokratie ausgetragen. Weil die Deutschen nicht demokratiefähig genug sind. Drum müssen sie im Untertanenstatus gehalten werden. So denkt die SZ. Aber wozu haben wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, den die SZ doch mit allen Mitteln erhalten will und über den sie genau so ängstlich schreibt und keine Grundsatzdiskussion aufkommen lassen will, weil sie direkt abhängig ist davon. Aber dann sollte sie wenigstens monieren, dass wenn schon Zwangsfunk, dass dieser aktiver demokratiefördernd zu sein habe. Das Gros der Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks passt nun grad nicht gerade in diese Kategorie. Das Gros der Produktionen ist ein Demokratieeinschläfermittel. Den Zuschauer vorm Bildschirm zum Eindösen bringen. Oder zum Abschalten. Den Öffentlich-Rechtlichen sterben massiv die Zuschauer weg. Nachwuchs ist nicht in Sicht. Das wäre ein weites Feld für Demokratiebesorgte wie die SZ. Aber wahrscheinlich ist sie eben nur scheinheilig demokratiebesorgt. Und will eher weniger Demokratie statt demokratisches Denken mit offenen Diskussionen zu beleben und zu fördern. Endlich laut zu sagen, dass das Gesetz zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes ein Unrechtsgesetz ist, das die Last dieses 8-Milliarden-Pots zur Finanzierung des grossen Gemeinschaftswerkes antidemokratisch zu Lasten der einkommensschwachen Haushalte verteilt, und dass die Reichen auch dabei die grösste Entlastung haben.

07.11.2017 

Und Wieder meint : Und wieder wollen wir heute ein Bisschen, so ein ganz kleines Bisschen das Klima schützen. Am besten fangen wir an, indem wir erst mal davon reden und eine Konferenz veranstalten. Und dann müssen wir sicher sein, was die Gründe für den Klimawandel sind. Es ist nicht gesagt, dass es die Verbrennungsmotoren, die Kohleheizkraftwerke, die Betonherstellung oder der Methanausstoss der industriellen Landwirtschaft ist. Das sind Hypothesen. Es könnten interstellare Einflüsse sein oder es hat gar mit einer Weltallerwärmung zu tun, woher wollen wir das wissen. Aber falls wir doch der Überzeugung sind, dass die Erderwärmung mit all ihren katastrophalen aber auch schönen Folgen menschengemacht ist, dann ist es vielleicht ratsam, erst mal den Zeigefinger in Richtung möglicher Verursacher zu strecken; wichtig dabei: Verursacher sind immer die anderen, man selber ist es nie. Das muss das oberste Prinzip des Klimaschutzes sein. Die ersten, die es trifft, sind die Fidschi-Inseln. Was gehen uns die Fischi-Inseln an. Die Menschheit hat schon mehrfach gezeigt, dass sie Katastrophen meistern kann, menschengemachte Katstrophen, die Pest, die Siphilis, Aids, Kinderlähmung, das Waldsterben, die Gewässerverschmutzung und auch die Luftverschmutzung, wenn da auch noch Spielraum bleibt. Dummerweise hat sich stattdessen der Feinstaub eingeschlichen. Die Menschheit ist doch sehr agil. Im Gefahrenaufbauschen, aber auch im Gefahrenkleinreden, im Gefahrenerfinden wie im Gefahrenbegegnen. Es gibt immer wieder Alarmismus. Aber es gibt auch wieder Entwarnungen. Seit Fukushima ist kein grösserer Atomunfall mehr passiert. Also sollen wieder Atomkraftwerke gebaut werden, denn die seien so klimafreundlich. Aber das traumhafte Menschenleben ist leider nicht emissionsfrei: er will geheizte Wohnung, geheizten Swimmingpool, geheiztes Büro. Er will mittels motorisierten Antriebs zur Arbeit, zur Freizeit, zum Vergnügen. Fliegen ist nach wie vor ein erhebendes Erlebnis, ein alter Menschheitstraum. Reisen und fremde Städte kennenlernen. Eine Milliarde Chinesen wollen die Welt entdecken. Eine Milliarde Indier stecken in den Startlöchern. Dann kommt Afrika und will die Welt bereisen: als Tourist und nicht mehr als Flüchtling. Und der alte Kontinent und die Neue Welt denken nicht daran, weniger zu reisen. Rätselhaft, wer bei diesen Megaentwicklen, die in einem atemberaubenden Tempo vorwärts gehen, noch irgendwie das Klima schützen will. Wäre doch einfacher, die Bewohner der Fischi-Inseln auszufliegen. Die Weltwirtschaft ist wieder stärker am Wachsen, wie soll da das Klima geschützt werden? Mehr Wachstum heissst doch automatisch: mehr Umweltzerstörung. Und mehr Wachstum ist der modernen Welt oberstes Credo.

06.11.2017 

Schmuddel Grusel meint : Schmuddelgruselwetter. Novemberlich. So gruselig wie die Menschheit. Sie könnte es so schön haben auf dem Planeten. Sie könnte es so paradiesisch haben. Aber sie will es nicht. Sie zerstört es sich. Die Menschen machen sich alles kaputt. Immerhin stellen sie das Kohlekraftwerk in Unterföhring ab. Nicht gleich. Ein paar Jahre soll es noch zur Zerstörung des Planeten beitragen. Aber nicht so viele Jahre wie geplant. Halbherzige Zerstörung des Planeten. Ein Stück weit noch. Denn den Planeten zu schützen und bewahren, das kostet. Jetzt haben aber die Stadtwerke Geld zur Zerstörung des Planeten investiert in jenem Kraftwerk in Unterföhring. Und davon wollen sie Rendite haben. Jetzt gibt es eine Renditekürzung bei den Stadtwerken. Wahrscheinlich werden sie Preiserhöhungen mit dem Abstellen des Heizkraftwerkes begründen. Sie werden den Stimmbürger dafür bestrafen, dass er den Planeten ein kleines Stück weit schützen will. Wobei es dem Stimmbürger ganz so wichtig auch wieder nicht ist mit dem Schutz des Planeten. Er ist ja mit dem Auto zur Abstimmung gefahren und wenn es jenen 60 Prozent, die jetzt immerhin mit Verzug und ein bisschen was für den Schutz des Planeten tun wollen, richtig ernst wäre und sie nur noch den ÖPNV benutzen würden, dann wäre es wohl deutlich leerer auf den Münchner Strassen. Das wäre ja eine interessante Nachfrage, wie sich die Stimmen für das Abstellen des Kohlekraftwerkes auf Autofahrer und ÖPNV (öffentlicher personen nah verkehr) verteilt; ob tatsächlich nur ÖPNV-Nutzer, die kein Auto haben, dafür gestimmt haben. Immerhin wird so – rein theoretisch – München ab dem Jahr 2022 eine etwas sauberere Luft mit etwas weniger Kohlendioxid haben. Wobei das überhaupt nicht sicher ist. Denn der OB habe gemeint, der Stadtrat könne sich auch über den Beschluss hinwegsetzen. Das ist der OB, der gerade die Innenstadt mit Fuzo-Pflasterungen platt macht, ihr damit Struktur und Orientierung nimmt, sie planiert für den sich ausbreitenden Massentourismus. Wenigstens bekommt auch der etwas vom Kohlendioxid in der Luft ab. Auch wenn das auf den Fotos nicht sichtbar wird. So ein Fitzelchen aus der schmuddeligen Menschheitsgeschichte und so gruselig wie's Novemberwetter.

05.11.2017 

Handy Words XXV meint : Da war ein Loch in der Tüte. Ist ja so. Weil ich die zugeschlossen hab, weil er besoffen war. Man merkt, hier sind sie noch nicht so alt geworden, die Medizin war noch nicht so weit. Johnny, Johnny! Einfach machen und dann wieder loslassen. Habts ihr noch andere Gummibärchen oder nur die eine Sorte? Trotzdem hab i nach dem Aufstehen ned glei Hunger. Und mein Bruder hat 800 Mitarbeiter. Dann haben sie gesagt, nee, si wollen lieber bei ihren Freunden bleiben. Ach so, wir haben noch nichts ausgemacht, von da her wusst ichs noch nicht. Nein, ich wills nur wissen, nein, ich hab keine Zeit, ich bin unterwegs. Dann fahr ich jetzt mit dem Fahrrad zum Biergarten. Ich bin losgefahren und lass mir jetzt Zeit und bin dann in 20 Minuten. Und heute morgen hat er gesagt, er kann uns dorthin fahren. Ich möchte auch nicht die haben, wo der Akku immer leer ist. Boxen habe ich keine dabei, muss ich nochmal anrufen. Eigentlich würde bei mir nur Sinn machen: vorher. Hab ich sie dann gefragt, wo sie nicht arbeiten wil. Die lange krank war. Ja, ich lauf jetzt draussen rum. Dass wir uns einigen müssen, müssen wir uns halt einigen. Mit einem anderen Projekt, was vielleicht nicht stattfindet. Schon mal die Leute kennenlernen wollte. Ach, dann geht ihr gar nicht in Urlaub oder so. Ich hab das gar nicht so in Erinnerung, dass da so Spannung zwischen Euch war, Wahnsinn. Ach so, nee, ich war noch im Parkhaus. Aber du hast zumindest schon mal Interesse an dieser Sache. Guck mal, ganz ehrlich, ich misch mich da null ein, echt nicht. Wir sitzen in der Tram und kommen nach Hause. Das Gespräch war gut. Nee, ich kann jetzt gar nicht, ich kann auch bis Ende Juli nicht. Hab ich gesagt, hab ich ja das letzte Mal gesagt, das war mit beidseitigem Einverständnis. Aber zur Zeit hab ich eigentlich nur gesessen und gewartet. Ich sitz schon da, ich wollt nur sagen, ich hab Dein Handy draussen klingeln hören, ich sitz in der letzten Reihe.

04.11.2017 

Bel Us Tigt meint : Also, ähm, ich fühlte mich eher belustigt. Ich fühlte mich in keiner Weise belästigt. Mei, wie die so gekommen ist, wie die sich hergrichtet hat, wie die mich angschaut hat, dieses künstliche Blond im Haar, das war schon ein Augenfang, dieses Knie, das so neckisch schaute, diese Hüfte, diese Lippen, die so ein bisschen aufgeblasen schienen, dieses erotische Stupsnäschen, das ihr irgend ein Schneider hergerichtet hat, mei, wie die gschaut hat, ob ich das alles auch wahrnehme, ob ich realisiere was für ein Sonderpüppchen ich vor mir habe, dieses Rouge auf den Wangen, diese künstlichen, prallschwarzen Wimpern, und les ongles, si bleu, pardieu, quelle merveille de femme, sacre de printemps de Botticelli ist nichts dagegen, und wie sie ihren Busen wiegte, wie Ballons die Bobbeln, und ich sollte den Moralaposteln zufolge so tun, als sehe ich das alles nichts, aber Püppchen liess nicht locker, schlenkerte die Pobacke links und die Pobacke rechts und dieser dünne, enge, kurze Rock, und die leicht gestraffen Wangen, Barbie wäre neidisch geworden, aber ich belästigte Püppchen nicht, ich bin sauber, ich habe mich belustigt, ich habe Püppchen auflaufen lassen, das hat ihr gar nicht gepasst, sie hat noch wilder mit den Liddeckeln zu trommeln angefangen, sie hat sogar ihr Zünglein leicht rausgestreckt, ganz schön anmacherisch, aber ich habe immer noch nicht reagiert, und sie ist immer wilder geworden, hat angefangen Gerüchte über versuchte Vergewaltigung zu streuen, einmal ist ihr sogar, ist ihrem Zünglein der Fauxpas unterlaufen, dass sie von entgangener Vergewaltigung und fehlender Belästigung gesprochen hat, als ob sie ein Recht drauf habe, Püppchen stolperte in ihren High-Heels und ihren beinverschlankenden Strümpfen so ungeschickt durch den Raum, dass man sie stützen musste und dann endlich hatte sie den Beweis für die Belästigung, Püppchen war schon schnuggelig, wie es sich hergerichtet hatte, aber wie sie auf die nicht erhaltene Belästigung reagierte, das war gar nicht schön, das hat sie schlecht vertragen, dass ich mich über ihre Bemühungen belustigt habe ... aber grosszügig habe ich verzichtet, sie der vollzogenen Belustigung zu bezichtigen.

03.11.2017 

Verf Ührt meint : Mei, was ist das jetzt für ein Gejaule und eine Hetzjagd in den Medien, nicht zu fassen, wie viele honorable Hollywood-Figuren verführt und begrabscht worden sind und keiner hat sich gewehrt, jeder hat das Spiel mitgemacht und keiner sagt jetzt, dass es vielleicht auch ein bisschen Spass gemacht hat und sich ausbezahlt hat, nein, es ist ganz schlimm mit einem berühmten Menschen ein bisschen mehr oder weniger intim gewesen zu sein und es sich gefallen lassen zu haben, jetzt spriessen die Bekenntniss aus dem herbstlichen Waldboden wie die Pilze in feuchten Gebieten, Zeit der Moralisten wie in der McCarthy-Ära, der Verdacht entsteht schon, dass jetzt viele vernachlässigte und nicht allzu erfolgreiche Herbstzeitlosen von der Wetterlage profitieren wollen, um mal wieder wahrgenommen zu werden, Verführung, igitt, so was gibt es doch nicht, so was hat doch nichts mit Hollywood zu tun, Hollywood macht sein Geschäft nicht mit strahlenden, erotischen Leinwandfiguren, die ihre Reize deutlich zeigen oder sichtbar verstecken, um sie noch reizvoller zu machen, Verführung braucht immer eine Schwellenüberschreitung oder dann ein klipp und klares Nein, damit klipp und klar von Vergewaltigung wider Willen gesprochen werden kann, das ist aber wohl der seltenste Fall, welche Actrice lässt nicht den lüsternen Blick eines Chefs oder Direktors an den herausgestellten Kurven oder umgeschnitzten Wangen wohlig und siegesgewiss über sich ergehen, oder sind die, die sich jetzt so aufplustern alle im Tschador zum Casting gegangen, wer ein bisschen was zu bieten hat, der versteckt das nicht, wenn er eine Rolle haben will, der muss sich attraktiv machen, verstehen die, die sich jetzt alle als Opfer melden unter Verführung und Erotik, dass der erste Schritt per Standardformular zu passieren habe, hallo Frau Süss, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie beim Casting von oben bis unten mustere, wenn meine Augen länger an ihren Haaren, Augen, Kurven, Po hängen bleiben oder werden sich die so Angeschriebenen auch gleich wieder melden, dass sie sich allein durch das Anfrageformular missbraucht fühlen, ja wofür wollen sie denn ihre Körper zu Markte tragen, wofür, wenn sie so empfindlich reagieren, oder will Hollywood künftig seine Filmschönheiten nur noch in Ganzkörperverühllung auf die Leinwand bringen, es ist doch so, dass das Geschrei in den Medien verdächtig sich der Moral des IS und der öffentlichen Leugnung der Verführungsmechanik nähert, und eine öffentliche Hinrichtung ist es allemal, aber womit will Hollywood denn sein Geschäft machen, wenn nicht mit der Verführung, die es selber aus dem Effeff kennt, womit, womit, mit Sachthemen wie dem Whistleblowing, und die sollen nichts mit Kränkung, Verführung durch Position zu tun haben, ist Erotik nicht das Mittel, den Menschen aus seiner Isolation herauszureissen, sind nicht deswegen das Kino und seine Abkömmlinge in den modernen Medien so erfolgreich - der ganze Bohei um die aktuellen Verführer scheint arg scheinheilig. Wir haben diese doch bis vor kurzen kritiklos verehrt. Oder geht es letztlich nur darum, mal wieder eine Sau durchs Dorf zu jagen, halloweenisch?

02.11.2017 

Dieter Reiters FuzoRigorismus meint : Dieter Reiters FuzoRigorismus hat eine neues Opfer gefordert. Und die Zeitung schreibt auch drüber. Zumindest die tz: „Kranke strandet in der Innenstadt“. Der Titel sagt schon alles: die Innenstadt ist kein Ort mehr für Kranke. Hier wird selektioniert. Nach Dieter Reiters FuzoRigorismus. Nach diesem haben Mobilitätseingeschränkte und Kranke hier nichts zu suchen. Die Frau musste mit Lähmungserscheinugen zum Arzt. Aber Dieter Reiters FuzoRigorismus hat die Weinstrasse, in der die Arztpraxis liegt, zur Fuzo erklärt. Immerhin habe ein Taxifahrer sich bereit erklärt, die Frau hinzufahren, aber er riskiere grossen Ärger (wegen Dieter Reiters FuzoRigorismus). Weiter die tz: „Der Supergau kommt nach der Arztbehandlung.“ Kein Taxler wollte das Paar in der Arztpraxis abholen. Wieso? Richtig: weil nämlich wegen Dieter Reiters FuzoRigorismus die Fuzo für Taxler verboten ist. Und einen Sanka zu rufen schien abwegig, denn die Frau schwebte ja nicht in Lebensgefahr. Dann: „Mit riesigen Schmerzen sitzt sie so über eine Stunde lang vor der Arztpraxis. Bis die Polizei vorbeikommt – und sofort reagierte“. Zwei Beamte seien ins Tal gelaufen und hätten einem Taxler die Erlaubnis erteilt, die Frau abzuholen. Das sind die Folgen von Dieter Reiters FuzoRigorismus. Er diskriminiert Mobilitätseingeschränkte, Kranke und Alte und will die Fuzo davon säubern. Damit die Arztpraxen wegziehen, damit die Kranken wegziehen, damit die Mobilitätseingeschränkten wegziehen. Damit Strassen und Plätze frei werden für die Touristenmassen, denn mit der dritten Startbahn werden es ihrer noch mehr. Aber man soll nicht alles schlecht reden: in Dieter Reiters FuzoRigorismus steht ausdrücklich nicht drin, dass hier nur noch gesunde Arier erwünscht seien; jeder, der Geld hat und nicht mobilitätseingeschränkt ist, ist willkommen. Gastfreundliches München, Weltstadt ehemals mit Herz.

01.11.2017 

Auf Der Parkbank meint : Schön, hier in der Sonne zu sitzen. Viel Kraft hat sie ja nicht mehr. Aber besser als im Schatten. Bis hierher schaff ich es gerade noch mit meinen zwei Krücken und der Handtasche. Wenn die einem nur nicht entrissen wird. Aber hier geht es noch. Hier sind doch ziemlich Leute am hellichten Tag. Also 90 werde ich wohl nicht. Vielleicht noch zehn Jahre. Es wird sowieso immer weniger. Das bisschen, was die Rente steigt, kann nicht mithalten. Alle drei Jahre Mieterhöhung, saftig. Fürs Bankkonto muss ich jetzt auch zahlen. Isarcard. Strom. Die Rundfunkgebühr. Dabei hab ich kein Fernsehen. Internet sowieso nicht. Eine Unverschämtheit ist das. Mir müssen 50 Euro pro Woche reichen. Die können sich das gar nicht vorstellen, die Herren da oben. Die verkaufen ihre Mutter für eine Stimme. Die denken nicht an die Alten. Auf den Marienplatz kann ich auch nicht mehr gehen. Zu gefährlich. Keine Taxen mehr. Keine Busse. Alles flach. Jetzt wirst nur noch angerempelt und schier umgerempelt von den Massen, die er so anzieht. Verkehrte Städtplanung. Nichts Urbanes mehr hat der Marienplatz. Und Radfahrer kommen jetzt von überall her. Halten sich eh nicht ans Verbot. Vorher wusste man noch, wo aufpassen. Jetzt ist der Marienplatz für mich wie verboten. Das wollen die Stadtväter, die wollen hier keine alten Leute mehr sehen. Die Stühle haben sie auch weg. Wir sind nur noch Schmutz und Dreck. Nichts wert. Aber ich hab den richtigen die Stimme gegeben. Die halten uns für Härtefälle. Ziemlich viele Härtefälle inzwischen. Und wenn es Neuwahlen gibt, dann werden es noch mehr. Aber die stellen sich dumm. Denen sind wir sowas von wurscht. Es bleibt immer weniger. Im Restaurant essen geht schon lange nicht mehr. Aber das können die sich gar nicht vorstellen. Die Restaurants, die sind ja voll. Ich muss auch nicht jeden Tag kochen. Muss nicht sein. Man kann auch ne Scheibe Brot essen. Und von den 50 Euro pro Woche muss ich auch noch die Rundfunkgebühr abziehen. Und der OB Reiter, der hasst den Anblick von alten Weibern mit Krückstöcken auf dem Marienplatz, drum vertreibt er sie mit seiner totalitären Fussgängerzonenpolitik. Jetzt ist die Sonne gleich weg. An den Füssen wird’s schon kalt.

31.10.2017 

Die Haube meint : Sie ignoriert uns. Sie interessiert sich nicht für links und rechts und was sonst um sie herum passiert. Sie steht ungerührt da im Werksviertel hinterm Ostbahnhof. Wie von einem anderen Planeten. Vom Planeten Klassik hier gelandet. Die Tonhaube. Die Tontaubenhaube. Die Tongaube. Wie ein Stück „vernacular architecture“, von dem niemand weiss, von wem es stammt. Als habe es schon ewig hier gestanden. Dabei ist es erst ein Modell, was in den Zeitungen abgebildet worden ist als Siegerin des Archtikturwettbewerbes für eine neue Konzerthalle in München. Und es gab verführerische Konkurrenz. Anbiederndere Architektur. Gefälligere Architektur. Eitlere Architektur. Es ist der Jury hoch anzurechnen, dass sie sich für diese Haube entschieden hat, die wie ein Gebrauchsartikel, wie ein Teehafen- oder Kaffepotwärmer als Klassikwarmhalter in der Gegend steht. Wie ein Musik-Hangar. Für sich sein. Für sich stehen. Keine Konzessionen machen. Seinen Platz behaupten. Nichts Schnuckeliges. Keine Voralpenidylle. Niemanden anlächeln. Seinen Zweck erfüllen und doch nicht wie ein Zweckbau aussehen. Ein Bau, der auf nichts empört oder beleidigt reagieren wird. Der da ist und da sein wird. Und seine Funktion erfüllt, der Musik ein Dach über dem Kopf und einen Hallraum zu geben. Ohne als funktionale Architektur schon wieder kleingeredet werden zu können. Und vor allem: kein Design-Schmarren. Das ist die Kunst. Ein Augenmerk. Ein Denkmerk. Die Gebäude drum herum, die werden sich umsehen. Stört aber die Musikhaube nicht, überhaupt nicht. Sie ist nicht anfällig gegen Alltag und Kleinkram. Sie bleibt da stehen wie ein Pinguin in der Antarktis, der ein Ei ausbrütet. Stoisch. Kein Wetter kann ihn davon abhalten. Die Hube brütet Musik aus. Bietet ihr Schutz. Eine Schutzhaube. Keine Pickelhaube. Ganz unmünchnerisch unaufgeregt. Die PFANNI-HAUBE.

30.10.2017 

stacey meint : am Marienplatz kippt München

30.10.2017 

Sepp meint : München leitet unter Nachdruck die Entwicklung ein, die andere Städte längst und unter Schmerzen versuchen zu korrigieren.

30.10.2017 

Markusplatzsyndrom meint : Das Markusplatzsydrom breitet sich aus. Es ist das Syndrom, was in Venedig auf dem Markusplatz vor Jahrzehnten anfing. Der Markusplatz wurde freigeschaufelt vom Verkehr. Plattgemacht war er schon immer. Wer ihn füllte, das waren Touristenhorden. Und Tauben. Die Touristenhorden breiteten sich immer mehr aus. Bis sie die Stadt zu erdrücken und zu ersticken drohen, das urbane Leben killen, die Stadteinwohner reissaus nehmen. Die Münchner, nicht auf den Kopf gefallen, wollen das auch. Also verbannen sie den Verkehr totalitär vom Marienplatz, lassen nur noch Fussgänger drauf, machen den Marienplatz platt. Und siehe da, es funktioniert wie in Venedig. Die entstehenden Flächen werden von Touristenhorden gefüllt. Es ist wie eine Sturmflut. Unaufhaltsam. Immer mehr Hotels werden in ganz München und gerade auch in der City gebaut. Immer mehr werden die Bewohner verdrängt. Es gibt keine Fahrspuren mehr, keine Taxen mehr, keine Busse mehr auf dem Marienplatz, keine Orientierung mehr und für die Alten dadurch keine Sicherheit mehr. Die Alten, die Gebrechlichen, die Mobilitäteingeschränkten werden rausgedrängt. Sind nicht mehr willkommen, sind nicht erwünscht. Zahlkräftige Massen sollen her. Es gibt nur noch Massen, Menschenmassen, Touristenmassen. Und die Radfahrer sind jetzt noch gefährlicher, da sie von überallherkommen. Denn sie fahren trotzdem, auch wenn es von 9 bis 21 Uhr ein Verbot gibt. Die totalitäre Regelungswut der Münchner Behörden führt zu mehr Chaos und mehr Unsicherheit, ist dabei das Münchnerische zu killen. Ein Wildwestplatz of the Fittest. Das Markusplatzsyndrom schlägt voll durch. Der Marienplatz ist nicht mehr die gute Stube der Stadt, ist nicht mehr das Herz der Stadt. München. Die Stadt mit dem plattgemachten Herzen. Aber die steigenden Tourismuszahlen sind ja so schön, selbst wenn wir dabei zugrunde gehen. Und damit sich die Entwicklung fortsetzt und verstärkt, benötigen wir auch ganz dringend eine dritte Startbahn. Weil dann noch mehr Geld in die Stadt geschwemmt wird und sie es sich leisten kann, die Dreckschleuder von Kohlekraftwerk in Unterföhring schnellstmöglich abzustellen.