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03.03.2017 

Der Brutale OB Dieter Reiter meint : OB Dieter Reiter hat heute Freitag Mittag in der Schmidtstrasse über das Kreisverwaltungsreferat den voluminösen Firmenwagen eines Handwerkers aus dem Hackenviertel, der Sondergenehmigung für die Fussgängerzone sichtbar hinter der Frontscheibe platziert hat, abschleppen lassen. Aus einer Strasse, die leer ist, in der nichts nach Fussgängerzone aussieht. Bloss das Schild steht am Anfang. Dieter Reiter hat damit gezeigt, wer hier Herr im Hause ist. Er hat ein Exempel statuiert. Obwohl der Wagen an der Stelle keinen Menschen gestört hat. Eine unangemessene Massnahme. Dasselbe passierte einer alten Frau, die durch die menschenleere Schmidtstrasse mit dem Fahrrad gefahren ist. Dieter Reiter hat der alten Frau durch die Verkehrskontrolle ein Verkehrsbusse aufbrummen lassen. Dieter Reiter hat damit gezeigt, wer Herr im Haus ist. Dieter Reiter hat gezeigt, dass in seiner Stadt Law and Order gilt. Dass es hier keine Rücksichten gibt. Dass er gewillt ist, die absurde Fussgängerzonenvorschrift mit allen Mitteln durchzusetzen. So ein OB passt nicht nach München. Der gehört kein zweites Mal gewählt.

03.03.2017 

Urban Rabauken meint : Die Urbanauten stürzen sich jetzt wie die Heuschrecken auf das Verkehrsversuchsstück Sendlinger Strasse, wollen es von allem, was nicht Fussgänger ist, kahlfressen. Grad feinfühlig sind sie nicht. Sie interessiert nicht der Anwohner, der mit dreifach gebrochenem Fuss bis zum Ende der Fuzo humpeln muss, weil die Taxe nicht reinfahren darf. Diese wenig sensiblen Urbanauten wollen jetzt mit einem per e-mail verbreiteten Aufruf Zünglein an der Waage spielen zum definitiven Fussgängerzonenentscheid, der im Juni im Stadtrat ansteht. Sie spüren wohl, dass etwas faul ist bei der Evaluation durch das „Studio Stadt Region“. Letzte Woche wurden die Resultate bei einer Öffentlichkeitsveranstaltung im Stadtmuseum vorgestellt. Bei der Schlussabstimmung mit grünen, blauen und roten Karten gab es zwar eine einfache Mehrheit von Grün (dafür), aber einen merklichen Anteil Blau (unentschieden) und ebenso einen nicht zu übersehenden Anteil Rot (nicht zu akzeptieren). Das kann nicht weggewischt werden. Den Urbanauten dürfte auch aufgefallen sein, dass diese Evaluation auf wackligen Flüssen steht, auf zwei Fehler ist schon in der Versammlung hingewiesen worden. Und wichtige Nutzer sind gar nicht befragt worden. Ferner wird in der Bewertung offenbar kein Unterschied gemacht in der Gewichtung der Antworten, ob sie von Anwohnern, die Tag und Nacht hier leben, kommen oder von Passanten, die gerade einmal sich hierher verirren. Vielleicht ist den Urbanauten aufgefallen, dass die Paketzusteller, die eine immer wichtigere Rollen im modernen Leben von Privaten wie Geschäftsleuten spielen, gar nicht befragt worden sind. Vielleicht ist ihnen aufgefallen, dass Radfahrer, die durch das Verkehrsversuchsstück gefahren sind, zwar mit Belehrungen oder mit Bussgeldern abgestraft wurden, dass sie aber keinen Eingang in die Befragung gefunden haben, warum sie beispielsweise trotz Alternative „Oberanger“ die Fuzo benutzen. Vielleicht ist den Urbanauten klar geworden, dass es keine Befragung von Taxifahrern gegeben hat, die immer wieder vor dem Problem stehen, Anwohner, Mobilitätseingeschränkte, Patienten von Arztpraxen zu befördern, die einen Dialysepatienten nicht einfach auf der Strasse stehen lassen können. Nicht befragt worden sind auch die Mobilitätseingeschränkten, die jetzt der Strasse fernbleiben, weil sie der Sondergenehmigungsaufwand abschreckt. Eine höchst mangelhafte Evaluation, die den Stadträten zur Entscheidung vorgelegt werden wird. Das spüren die Urbaunauten wohl und wollen deshalb auf Kosten von Anwohnern, Handwerkern, Arztpatienten, Mobilitäteeingeschränkten Stimmung für eine rigorose, inhumane Fussgängerzone machen. Ihnen wäre zu empfehlen, bevor sie weiter Rabbatz machen für etwas, worüber sie sich wohl nicht genügend informiert haben, sich mit Jan Gehl, dem berühmten dänischen Stadtplaner auseinanderzusetzen und sich zu vergegenwärtigen, dass in diesem Strassenstück allein 260 Haushalte sind, die durch die Fussgängerzonenvorschrift 12 Stunden täglich von den Errungenschaften des motorisierten Verkehrs ausgesperrt werden. Sie sollten sich vielleicht klar machen, dass es mehr Möglichkeiten eines qualitativ hochstehenden urbanen Lebens gibt, als nur die Autos auszusperren und einen Fussgängerradikalismus zu predigen. In diese Richtung sollten sie sich mal kundig machen. Dann würden sie ihrem Namen eher gerecht werden. So aber sind sie bloss Urban Rabauken.

02.03.2017 

Schmüddel Wätta meint : Schmuddelwetter. Es geht um Freiheitsabbau. Freiheitsabbau bei der Wiesen durch Einzäunung. Hat sich nicht bewährt. Der Besucher werden deutlich weniger. Freiheitsabbauprojekt beim MVG. Künftig muss jeder Bürger ein Smartphone haben. Was die mit diesen Firmen wieder tricksen im Hintergrund. Monopolkapitalitisch. Schauts Euch ab heut im Kino „Der junge Karl Marx“ an, um hier das Bewusstsein wieder zu schärfen. Immer kapitalistischer. Wer künftig kein Smartphon hat, kann nicht mehr beim MVG fahren. Es soll alles über dieses technische Überwachungsgerät kontrolliert und abgerechnet werden. Urkapitalistisch. Die Freiheit, einfach einzusteigen und auszusteigen und von der Tram zum Bus, zur U-Bahn, zur S-Bahn zu wechseln, entfällt, das Generalticket entfällt. Nur noch Einzelabrechnugen, jede Fahrt, alles kontrollierbar, genaue Bewegungsprofile erstellbar. Das Gefühl der Freiheit: weg. Der Zwang zum Smartphon, aufoktroyiert vom MVG. Und wer ein kleines Budget hat, wird seine Fahrten deutlich reduzieren. Eindeutig geplanter Freiheitsabbau durch den MVG. In allem müssen die Kapitalisten ihre Finger drin haben und jeden gefahrenen Meter abrechnen. Freiheitsabbau. Das Gefühl, mobil zu seinem in einem ansprechend grossen Stadtgebiet, wird einem geraubt, wenn nach gefahrenen Metern abgebucht wird. Zum Nachteil der unteren Schichten, die mit ihrem Haushaltsbudget genau rechnen müssen. Für die ist so eine Isar-Card heute wie ein Stück Freiheit. Wenn jeder Meter einzeln zu bezahlen ist, wird derjenige, der rechnen muss, sich auch jeden einzelnen Meter überlegen. Freiheitsabbau durch den MVG. Die Kunden den Technologiekonzernen zum Frass vorwerfen. Denn die Freiheit hat er heute schon, nach Fahrten zu bezahlen mit Streifenkarten oder mit Einzelfahrkarte oder mit Smartphone (die Freiheit soll ja auch sein). Aber die Alternative, zu einem Fixpreis, der nicht nur für den Kunden, sondern auch für den MVG kalkulierbare Kosten respektive Einnahmen bringt, fällt dann weg. Das scheint sich der MVG in seinem Smartphon-Rausch wenig überlegt zu haben, dass die Abos für Berechenbarkeit stehen. Freiheitsabbau schon etabliert bei der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes mit der Haushaltszwangsgebühr unsolidarisch zu Lasten der einkommensschwachen Haushalte. Brutal kapitalistisch nach Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof. Zwangsabgabe, ob einer den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nutzt oder nicht. Freiheitsabbau, Schmüddelwettä allerorten. Schaut Euch „Der Junge Karl Marx“ im Kino an und denkt mal wieder nach über den immer grassierenderen Kapitalismus. Ein Beispiel ist die Ausbeutung der Paketzusteller. Die Stadt denkt nicht daran, denen legale Plätze zum Abstellen ihrer Lieferwagen zur Verfügung zu stellen. So stehen diese nicht besonders gut bezahlten Zuliferer noch ständig unter dem Damoklesschwert von Bussgeldern, sind der Willkür oder dem guten Willen der Verkehrskontrolleure ausgeliefert. Der Kapitalismus zeigt immer überall mehr seine Pranken. Die Sendlinger Strasse soll zur unwohnlichen Fussgängerzone werden, in der für die Geschäfte eine Passanten- und Gewinnmaximierung möglich wird, auf dem Rücken von Anwohnern, Arztpraxen, Mobilitätseingeschränkten, das belegen Methode und Bewertung der Evaluation. Kapitalismus-Schmüddel-Wätta!

01.03.2017 

Wilde Zeiten meint : Was sind das für wilde Zeiten. Da werden alte Leute in ihrem Haus von Einbrechern bestialisch ermordet. Da bringt einer seiner Oma um, Beziehungstat, und fährt dann wie wild durch die Gegend und gezielt in zwei Polizisten rein, die er tötet. Ein anderer fährt in einer anderen Stadt gezielt in Leute auf dem Gehsteig. Andere klingeln Sturm bei alten Leuten, überrumpeln sie und erzählen von einem Wasserschaden und sie müssten im Bad Dusche und Wasserhähne laufen lassen, derweil räumt ein Kumpel des Alarmisten die Wohnung aus. In der Stadt wird ein junger Bursche von anderen überfallen. Was ist los in unserer Zeit. Und in Amerika will ein wild gewordener Präsident jene Armee massiv aufrüsten, die mit ihrem Krieg gegen den Terror den Terror erst recht zum Erblühen gebracht hat und der eine Schneise der Verwüstung und ziviler Opfer hinterlassen hat und täglich weitere hinterlässt. Was sind das für wilde, barbarische Zeiten. Und das ist ja nur ein winziger Ausschnitt aus Meldungen in wenigen Tagen. Sind die Mauern der Zivilisation am Einstürzen? Und irgendwo in Asien wird ein deutscher Holidaymaker geköpft. Doch der Rüstungswettstreit geht hochtouriger denn je weiter. Deutschland macht mit, will das gar nicht erst thematisieren. Krieg ist das Ende der Zivilisation. Merkwürdig, dass vorgeblich zivilisierte Staaten massenhaft die Instrumente zur Erledigung just dieser Zivilisation, die sie als Errungenschaft preisen, herstellen und sich noch brüsten mit den Exporterfolgen. Im Grunde genommen braucht sich keiner wundern über die Brutalisierung in unserer Gesellschaft. So besehen wirken alle Politiker, die hier an der Macht sind, scheinheilig. Sprechen schöne Worte, betteln um das Vertrauen der Bürger und mit der Brutalisierung haben sie nichts am Hut. Sie genehmigen nur, aber das passiert ja in geheimen Gremien, immer mehr Waffenexporte; sie unterstützen den absurden amerikanischen „Krieg“ gegen den Terror. Kein Politiker traut sich laut zu sagen, dass dieser Krieg absurd ist und nur immer noch mehr Krieg und Brutalität in die Welt bringt. Nein, die Medien verbreiten Fotos der Kriegsministerin in schicken Anzügen, als ob Krieg was Feines und eine kulturelle Errungenschaft sei. Und die Politiker schwatzen von sozialer Gerechtigkeit, nachdem sie nach Jahren an der Regierung, die Gerechtigkeit aus dem Lot gebracht haben. Ihr absoluter Massstab sind sowieso nur noch die Umfragen. Auf denen tanzen sie wie der Teufel am Spiess. Nicht Demokratie ist ihr Paramter. Die Umfragen. Von denen sie doch inzwischen wissen, wie daneben die liegen. Und die Medien machen ebenso ihr billiges Geschäft mit den Umfragen. Kasino-Verhalten. Dass es im Lande ungerechter und brutaler geworden ist durch diese grosse Koalition. Kein Wort nirgends. Und die Verlierer sollen bittschön still halten. Es geht um Umfragen! Um Umfragen! Die Regierung hat mit der Brutalisierung unserer Gesellschaft nichts zu tun. Europa hat mit der Brutalisierung unserer Gesellschaft nichts zu tun. Es geht um Umfragen. Es geht um Umfragen. Um Umfragen. Da habt Ihr Wähler gefälligst hinzuschauen, die Medien halten sie Euch vor die Nase. Die sollen Euch ablenken von Eurer beschissenen Situation, von Eurer wehrlosen Situation der zunehmenden Zahl Durchgeknallter gegenüber. Der Tanz auf den Umfragen ist showwirksamer und lustiger als sich wirklich für mehr Gerechtigkeit in unserer vor Reichtum schier platzenden Gesellschaft einzusetzen; denn dafür müssten sich die Politiker mit Pfründen und Besitzstandswahrungsansprüchen anlegen. Igitt! Lasst die Finger davon. Postulat: zu untersuchen wäre, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Feigheit der Spitzenpolitiker und der zunehmenden Bruatlisierung unserer Gesellschaft und wenn ja, wie dieser Zusammenhang beschaffen wäre.

28.02.2017 

LESETIPP III meint : In Zeiten seines Schwundes wird Print kostbarer, erst recht, wenn es sich um exklusive, kleine Auflagen handelt, die mit bewundernswerter Sorgfalt und bibliophiler Hingabe ediert werden, wenn das Cover-Girl Hedi Jobe in engem schwarzem Dress, mit weissen Perlenketten und schwarzer Perücke und schräger Sekretärinnen-Brille, Zigarette in der Hand, den Leser kritisch mustert, ob er auch in der Lage sei, die Einzigartigkeit der bunten Installation von Plakatwand, vor der sie posiert, zu erkennen. Empfohlen sei hier Sigi Götz Entertainment, Die neunundzwazigste Beute (Bestelladresse sigigoetz-entertainment.de oder über den Verleger Ulrich Mannes Lipowskystrasse 19, 81373 München, Tel. 089 725 66 80). Wieder bringen die hochfokussierten Sigi-Goetz-Autoren Vergessenes, Verschwundenes, Rares, Seltsames, lange Unbeachtetes aus dem Sigi-Goetz-Entertainment- und Glamour-Kosmos, diesmal als „Beute“, an den Tag. Benedikt Eppenberg besucht und interviewt den Schweizer Bruno Spoerri, der dieses Jahr 82 Jahre alt wird und der die Musik zum Edgar-Wallace-Rip-Off DER WÜRGER VOM TOWER komponiert hat. Sepp Knarrengeier glänzt mit eine Glosse aus Köln, die sich um ein mögliches Pantheon der besten Filmregisseure aller Zeiten kondensiert. Hans Schifferle brilliert mit „sechs Anmerkungen zu Kurt Nachmanns Chef d'OEuvre DIE NACKTE GRÄFIN. Christoph Huber wühlt sich in Original-Unterlagen, die das Münchner Institut für Zeitgeschichte für einen Film zum Thema der SS-Einrichtung 'Lebensborn' zur Verfügung stellt. Stefan Ertl präsentiert einen weiteren Teil der SGE-Glamour-Bibliothek. Der rasende Chefreporter von SGE, Henry John Kaiser, der vorgibt 29 zu sein, dabei ist er sicher viel jünger!, hat Covergirl Hedi Jobe gleich nach dem Shooting für eine Unterhaltung abgefangen. Da es sich um die erste Nummer des Jahres handelt, sind wieder die Listen Top Ten 2016 und High Five 2016 dabei. Ferner gibt es einen Doppelnachruf auf Sieghardt Rupp & Ann Smyrner und einen Einzelnachruf auf Jaki Liebezeit (Kraut-Kino-Musik aus dem Orbit). Sigi Götz Entertainment, ein immer heller leuchtendes Licht am sich verdüsternden Printhimmel.

27.02.2017 

Fragen Zur Befragung meint : Fragen, die sich im Zusammenhang mit den umfangreichen Befragungen zur Evaluation des Verkehrsversuches Sendlinger Strasse als Fussgängerzone stellen. Sind die Paketzusteller, die inzwischen unentbehrliche Akteure sowohl für Anwohner als auch für Geschäfte geworden sind, befragt worden, ob sie im Sinne des Mottos des Präsentationsabends, dass alle sich wohl fühlen sollen, mit diesem Verkehrsversuch leben und sich arrangieren können? Sind Radfahrer befragt worden, die trotz des Verbotes, diesen öffentlichen Raum nutzen, ihn befahren? Sind sie befragt worden, warum sie trotz Verbotes durch die Sendlinger Strasse fahren und warum sie nicht die Alternative Oberanger benutzen? Denn auch die Radfahrer gehören zu wichtigen Akteuren in diesem Bereich, sobald das Wetter milder wird, sind es schnell mal 100 bis 120 an der Zahl pro Stunde (die viel geringere Zahl in den Auswertungen ist darauf zurückzuführen, dass lediglich die Verkehrskontrolle nach der Anzahl geahndeter Verstösse befragt worden ist). Sind diese nicht geahndeten Radfahrer befragt worden? Sind Senioren zu ihrem Sicherheitsgefühl befragt worden, wenn weit und breit kein Auto, nicht mal eine Taxe zu sehen ist? Sind Mobilitätseingschränkte befragt worden, die wegen dem Verkehrsversuch die Sendlinger Strasse nicht mehr benutzen? Sind explizit Patienten von Arztpraxen befragt worden, ob sie den Arzt wegen der Zugangsprobleme zu wechseln gedenken? Und schliesslich eine Frage zur Evaluation selbst. Ist sichergestellt, damit nicht die Masse der einfachen Mehrheit Minderheiten überrennt, dass zum Beispiel die Anwohnerprobleme, es handelt sich um 260 direkt betroffene Haushalte (laut Info am Abend der Präsentation der Befragungsergebnisse), höher gewichtet werden als die Aussagen einmaliger Passanten? Denn es sind immerhin 260 Haushalte, die für 12 Stunden täglich von den Vorteilen motorisierter Mobilität ausgesperrt oder mit komplizierten Zugangsauflagen versehen werden. Bei so vielen Bewohnern darf wohl guten Gewissens von einer Wohn- und Geschäftsstrasse gesprochen werden. Ist dieses Charakteristikum der Sendlinger Strasse als massgeblich für die Bewertung der Evaluation vorgesehen?

26.02.2017 

Keine Friedensbewegung meint : In den frühen 80ern gab es in Deutschland eine enorme Friedensbewegung gegen die atomare Aufrüstung, gegen die Stationierung der Pershings. Die Bewegung war so stark, dass ein anspruchsvolles Theaterstück von Jean Giraudoux „Der Krieg in Troja findet nicht statt“ in der Inszenierung eines Kai Braak auf der berühmten Treppe von Schwäbisch Hall zum Sommerhit werden konnte. Am Ende der Vorstellung schwenkten alle violette Tücher. Auch ein Kirchentag war umweht von diesen. Und ein heisser Krieg war weit und breit keiner. Es war noch die Zeit des Kalten Krieges. Heute sind die Kriege näher gerückt. In den 90ern der kriegerische Zerfall Jugoslawiens. Dann kam 9/11. Der Krieg gegen den Terror begann. Keine Friedensbewegung. Weit und breit keine Friedensbewegung. Wobei Deutschland seit Hitler zum ersten Mal wieder, ohne dass es angegriffen worden wäre, in einem fremden Land mit der Armee einmarschiert ist, weil dort Deutschland geschützt werden musste, wie erwachsene, gebildete Leute, Minister und dergleichen, allen Ernstes erzählt und die Hofmedien der Regierung wortwörtlich weiterverbreitet haben. Und keine Friedensbewegung weit und breit, denn Deutschland musste dringend am Hindukusch verteidigt werden musste, musste das vorbeugende Töten wieder lernen. Und da das keinen Frieden brachte, zogen die Deutschen und die Amis und weitere Konsorten wieder weitgehend ab aus Afghanistan. Hinterliessen ein Desasterland, aus dem die Menschen in Massen flohen. Und keine Friedenbewegung weit und breit. Stattdessen später ein flüchtiger Hauch von Willkommenskultur. Begrüssungen und Beschenkungen von Flüchtlingen am Bahnhof. Denn noch mehr Kriege sind und noch näher ausgebrochen. Im Irak tobte ein grauenhafter Krieg, den die Deutschen passiv unterstützten mit Überflug- und Landerechten für die Amis. Deutschland duldete ihn und keine Friedensbewegung weit und breit. Dann Syrien. Jetzt fängt der Türke an, Minderheiten zu unterdrücken und die Demokratie in Richtung Diktatur zu verschieben. In der Ukraine wird getötet und gemordet. Und keine Friedensbewegung weit und breit. Die deutsche Kriegsministerin schickt derweil immer mehr Soldaten nach Afrika. Und keine Friedensbewegung weit und breit. Die Deutschen sind mit dem Lutherjahr beschäftigt. Die deutsche Kriegsministerin rüstet die Armee auf, Kanzlerin und Finanzchef machen Milliarden für die Aufrüstung locker. Und keine Friedensbewegung weit und breit. Der neue Ami-Präsident will atomar aufrüsten. Und keine Friedensbewegung weit und breit. Keine Friedensbewegung. 18 Kriege und 400 Konflikte weltweit im letzten Jahr laut Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung. An immer mehr Orten wollen die Deutschen mittun, sie müssen mehr Verantwortung übernehmen haben die Kriegsministerin und, der Aussenminister und der Bundespräsident verzapft. Und keine Friedensbewegung weit und breit. Keine Friedensbewegung mehr. Immer mehr Kriegsbewegungen. Immer neue Rekorde an Waffenherstellung und Rüstungsexporten. Und keine Friedensbewegung weit und breit. Den Friedensbewegungen ist die Puste ausgegangen. Die Friedensbewegungen haben sich verkrochen. Oder sie sind anderen – flüchtigen - Bewegungen gewichen. Hallo, ist da wer?

25.02.2017 

Wie Aus Heiterem Himmel meint : Plötzlich ist es da, ist er da, ist sie da. Plötzlich ist das eine Sandkorn gefallen. Plötzlich hat der eine Wassertropfen seine Funktion mit der immensen Wirkung erfüllt, hat das Fass oder den Stausee zum Überlaufen gebracht. Wie aus heiterem Himmel ist die Veränderung da, ist das Alte weg, das Neue angekommen. Gespürt hatten sie es, gefühlt auch, das Nicht-wahr-haben-wollen ist ein anderes. Nur ein Tropfen. Nur ein Körnchen. Stimmungen hin oder her. Die neue Zahl. Die neue Haltung. Die Veränderung. Keiner hat sie kommen sehen. Zu viel Bohai immer. Dabei wäre es, Konjunktiv, abzusehen gewesen. Aber diese Körnchen sind so klein, so unscheinbar. Von der Akkumulation des Unscheinbaren. Von der Akkumulation des Vernachlässigten. Zugegeben, die Gefahr, verkehrtrum in den Begriff hineinzuschlüpfen, besteht akut. Die Versuchung ist auch zu gross. Wobei die Körnchen gegen die Richtig-Falsch-Parität wie immun sind. Den Körnchen selbst lässt sich keine Schuld in die Schuhe schieben. Sie gehen unbeirrt. Sie sind unanfällig sowohl gegen Statistiken, gegen Parolen also auch gegen jegliche Art der Vernünftelei. Sie halten den Begriff Vorurteil für eine Macke der Menschen. Sind schon gar nicht verführbar von Glibber. Unerforscht ist ihr Verhältnis zum Thema Erinnerungskultur, sowieso Gedächtnis. Heisses Eisen. Fairly often misinterpreted. Die erhoffen sich einen Aufschwung. Aber doch nicht die Körnchen. Die schauen nichts links, nicht rechts. Und sind doch im Ganzen. Heute würde man sagen connected, vernetzt 4.0. Und doch nur die alte Leier. So neu ist das alles nicht. Auch wenn es so plötzlich scheint, so wie aus dem Nichts gekommen. War doch alles schon da. Ist alles immer schon da. Auch das ist nur ein, ja, ein Riesengetue, eine aufgemotzte Kumuluswolke, die glaubt, sich die Körnchen nutzbar zu machen. Schein, Schein, alles nur Schein. Zur Fütterung sind sie alle wieder da, da ist Verlass drauf, da, ja richtig, wie auf die Körnchen. Das ist allerdings merkwürdig. Gerade hier die Verhaltensparallele. Sollte das zu denken geben? Denken? Da zieht sich einem doch alles zusammen. Es ist modischer, dieses an Zahlung zu geben. Vollautomatisiert. Ein bisschen Genickstarre, ein bisschen Fingerkuppentippen. Das wars. Und doch ist die Überraschung gross, wenn die Veränderung kommt. Dann hats keiner erwartet. Und waren doch alle so seriös. Und dann das. Wie aus heiterem Himmel. Platons Plankton. Erkenntnisfuhrwerker. Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern. Auch die See, das sind nur Tröpfchen. Aber obs die Körnchen so mit der Demokratie haben? Nichts genaueres weiss die Wissenschaft nicht.

24.02.2017 

Vors Chlag meint : Nach der Infoveranstaltung der Stadt gestern Abend im Saal des Stadtmuseums zum Zwischenstand der Evaluation des Verkehrsversuches Sendlinger Strasse und da einerseits eine Tendenz eher hin zu schönschreibender denn zu kritischer Bewertung festzustellen war, andererseits jede Menge ungelöster Probleme deutlich wurden, bietet sich folgender Vorschlag an: Verlängerung des Verkehrsversuchs nach der Jahresfrist um ein weiteres Jahr und zwar unter Einbeziehung des ganzen Hackenviertels als einer innerstädtisch verkehrsberuhigten Zone, in der nur noch Parkplätze für Anwohner ausgewiesen werden plus Behindertenparkplätze und Standplätze für Taxen. Ferner wäre es sinnig, im bisherigen Verkehrsversuchsgebiet dringend notwendige Modifikationen der Vorschriften hinsichtlich häufig monierter, immer noch ungelöster Probleme, vorzunehmen: I) Ausschilderung der Fussgängerzone als das, was sie faktisch ist und nicht als das, wie die Verkehrsplaner sie sich wünschen: als einer Fussgängervortrittszone, in der ganztägig mit Radfahrern zu rechnen ist (wenn nicht gerade die Verkehrskontrolleure unterwegs sind) und auch mit Autos, um unfreundliche Konflikte zwischen Selbstjustizbürgern und Autofahrern mit Sondergenehmigung zu vermeiden. II) Es muss eine rechtssichere Lösung für Zubringer und Abholer von Anwohnern gefunden werden, besonders im Falle plötzlicher Mobilitätseinschränkung wie gebrochener Fuss beispielsweise; es kann nicht sein, dass eine Taxe sich weigert, einen Menschen mit gebrochenen Fuss an der Haustür abzuholen, bloss weil diese im Fussgängerzonenbereich sich befindet; wie überhaupt das Thema Mobilitätseingeschränkte nicht gelöst ist. III) Auch für die Schmidtstrasse gibt es bis jetzt keine befriedigende Lösung; aktuell entwickelt sie sich zu einer illegalen Luxusparkmeile. IV) Thema Handwerker, die für eine dringende Reparatur in die Wohnung kommen müssen. V) Vollkommen ungelöst ist das Problem der Paketzusteller, denn Geschäfte wie Anwohner greifen immer mehr auf diese Dienste zurück (und da ist es kein Grund, nichts zu unternehmen, bloss weil es woanders auch nicht besser sei); es muss eine alle Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden werden; es kann ja nicht sein, dass die Paketzusteller ihre Lieferautos mangels legaler Möglichkeiten immer nur im Halte- und Parkverbot, gar auf dem Radweg am Oberanger oder quer zur Sendlinger Strasse abstellen und ständig um ihr Leben rennen, ausgebeutet wie im Frühkapitalismus, weil sie die Bussgelder womöglich selber bezahlen müssen. Ausgehend von den ausgiebig erhobenen Erfahrungen mit dem Versuch, wäre es sinnig, ein fortschrittliches innerstädtisches Konzept des öffentlichen Raumes weiterzuentwickeln, das trotz Gentrifizierung aus dem gesamten Hackenviertel ein lebenswertes Bijoux macht. Das dümmste, was die Stadt jetzt tun könnte, wäre, die Evaluation so zu lesen: unterm Strich überwiegen die positiven Einschätzungen, also wird die Fussgängerzone ohne Modifikationen festgezurrt; das wäre nach dem enormen Erhebungsaufwand und dem Engagement vieler Beteiligter und Betroffener ein rechter Schildbürgerstreich und eine Erhebungs-Ressourcenverschwendung sondergleichen und würde der gestern an die Wand projizierten Frage „Wie wird die Sendlinger Strasse zum Wohlfühlort für alle?“ nicht gerecht.

23.02.2017 

Stadt Gibt City Auf meint : „Stadt gibt City auf“, so titelt heute die TZ. Das meint, die Stadt unter OB Dieter Reiter wirft die City den Investoren zum Frass vor: Luxussanierungen aller Orten; das sei je eh schon weitgehend passiert. Dann ist ja eh wurst, was mit der City passiert. Wozu dann noch die Veranstaltung heute abend im Filmmuseum, wo die Stadtplaner den Verkehrsversuch Sendlinger Strasse „evaluieren“ wollen? Da gibt’s dann nichts mehr zu evaluieren. Denn die radikale Fussgängerzone ist im Sinne der Investoren, der die Stadt die City zum Frass vorwirft. Massen von Käufern sollen sich durch freigräumte Strassen schieben, sollen in einen tumben Kaufrausch versetzt werden. Da ist keine Evaluation mehr vonnöten. Da ist eh klar, wie die auszusehen hat. Unangenehm, dass eine Versammlung überhaupt vorgeschoben werden muss. Schade auch um die Aktion der Stadtratfraktion von Grünen und Rosa Liste, die ein Verkehrskonzept für die City fordern. Wozu noch, wenn das Gebiet den Immobiliengeiern überlassen wird. Vielleicht hat der Liebe Gott ja ein Einsehen und lässt, wie ein fernes Donnergrollen kündigt es sich an, die Immobilienblase platzen. Dann kämen ein paar Immobilienruinen als Strassenmöblierung in Frage. Vorbeugend könnte man sich trotzdem schon mal ein paar Gedanken für eine Verkehrskonzept für die City machen. Grundlegend und sicher einsichtig wäre: keine Parkplätze mehr im öffentlichen Raum von Strassen und Plätzen für Autofahrer, die genauso gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sich in die City begeben können; für sie sollte gelten: Parkhaus oder gar nichts. Denn was mindert die Qualität einer Innenstadt mehr als zugeparkte Strassenränder und ein Dauerstrom von Autos, die Parkplätze suchen. Da wäre viel gewonnen. Wo keine Parkplätze sind (für Anwohner sollten allerdings locker gestreut einige Parkplätze reserviert bleiben), da auch kein Parksuchverkehr. Natürlich auch keine Durchgangsschleichwege wie vom Oberanger zur Sonnenstrasse. Dann kann man sich überlegen, wie den gewonnenen Raum nutzen. Sitzgelegenheiten müssen her und zwar solche ohne Konsumzwang. Grünzeug, vielleicht da und dort ein Brunnen, ein Bächle. Dank dem gewonnen Raum wäre Aufenthaltsqualität garantiert und es könnten trotzdem eine beschränkte Anzahl von Autos passieren, Anlieferer, Abholer, Taxen, solche für Behinderte, Mobilitätseingeschränkte. Das müsste doch ohne bürokratische Verfahren machbar sein. Auch für die Radfahrer wäre Platz genug. Oberstes Gebot in so einer von Parkplätzen und Durchgangsverkehr befreiten Zone wäre der absolute Vorrang der Fussgänger. Und wenn ab und an ein Auto quert oder da oder dort eines abgestellt wird, so stört das die Atmosphäre überhaupt nicht, sondern belebt sogar. Die Massenveranstaltung Kaufinger-Strasse ist eine Ausnahme und kann nicht als generelles Vorbild für eine lebenswerte Innenstadt dienen. Wenn schon die Reichen sich in den Luxusimmobilien verschanzen, sollte umso mehr gelten: Strassen und Plätze für das Volk!

22.02.2017 

Baust Ellen meint : Münchens City wird zu einer einzigen Grossbaustelle: Baubeginn Zweite Stammstrecke am Hauptbahnhof und am Marienhof, Baubeginn Umbau U-Bahn-Station Sendlinger-Tor und Baubeginn Tiefgarage Thomas-Wimmer-Ring, alles Vorhaben, die Jahre dauern werden. Die Baustelle am Sendlinger Tor mit ihren Implikationen führte schon im Bezirksausschuss Altstadt zur Eruierung, ob für diese Zeit der Fussgängerzonen-Versuch Sendlinger Strasse nicht flexibel gehandhabt werden könne, es sei der Begriff des „Shared Space“ gefallen (wozu allerdings die rechtlichen Grundlagen fehlten, sei eingewendet worden; dann muss man die halt schaffen). Jetzt hat die Stadtratsfraktion „Die Grünen Rosa Liste“ einen Antrag an OB Dieter Reiter gestellt, doch die Baustellensituation für ein Neues Verkehrskonzept für die Altstadt zu nutzen: „jetzt die Chancen durch die innerstädtische Kaskade von Grossbaustellen nutzen“ heisst es im Titel. Dem kann man sich nur anschliessen. Baustellenchaos kreativ nutzen. Sich auf Jan Gel, den dänischen Städtplanermeister besinnen. Zum Beispiel die Altstadt prinzipiell von Parkplätzen ausdünnen; nur noch welche für die Anwohner markieren. Die Altstadt als eine generelle „Fussgänger-Vorrang“-Zone auszeichnen. Wobei Radfahrer, Rikschas, Anwohner mit Autos, Taxen, Mobilitätseingeschränkte, Zubringer, Abholer ohne bürokratische Schikanen und mit angemessener Rücksicht auf die Fussgänger die Zone jederzeit auch nutzen dürfen. Es sollten vielleicht Abstellplätze für die Paketlieferdienste freigehalten werden, damit die nicht ständig wie um ihr Leben rennen müssen, aus Angst vor einer Parkbusse und weil das Problem zur Zeit nicht gelöst ist. Die Anlieferungen für die Geschäfte könnten sicher auch flexibler gehandhabt werden. Es geht um einen Versuch. Das Baustellen-Chaos bietet eine einmalige Chance. Gleichzeitig sollte die Stadt ruhig eine weitergehende Möblierung mit Sitzgelegenheiten und Grünzeug ins Auge fassen, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Es dürfte auch kaum zu erwarten sein, dass sich die anderen Parteien Versuchen widersetzen werden, der Münchner-Altstadt als Ganzes wieder zu einer deutlich höheren Lebensqualität zu verhelfen. Was die reine Fussgängerzonenideologie, wie sie beispielhaft und radikal in der Kaufinger Strasse praktiziert wird, betrifft, so ist anzumerken, dass in der Sendlinger Strasse nur in wenigen Stunden im Jahr an den besonders attraktiven Einkaufstagen so ein Gedränge herrscht wie normalerweise in der Kaufinger (Der Merkur hat neulich so ein Bild veröffentlicht, was fälschlicherweise den Eindruck erweckt, dem sei das ganze Jahr so. Weit daneben!). Dabei ist festzustellen, dass in solchen Situationen Radler und Autos das Gebiet, so es irgend geht, meiden. Also: Mut zum Versuch, Ihr Stadträte, auf geht’s!

21.02.2017 

Schul Zenda meint : Mit Schulzenda sei die Agenda Schulz bezeichnet. Die Agenda von Noch-Strohfeuer Schulz, der damit zum Dauerleuchtfeuer und zum Wahlsieger im Herbst werden möchte. Es zeichnet sich ab, dass Schulz mit seiner Agenda die Agenda 2010 von Schröder in wesentlichen Teilen zurückbauen möchte. Innovativ kann das Konzept beiliebe nicht bezeichnet werden. Eher retrograd. Als allgemein unstrittige Erkenntnis schält sich immer mehr heraus, dass die Schröder-Agenda entscheidend für den irren wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik in der letzten Dekade beigetragen hat, ihn überhaupt erst möglich gemacht hat, so dass das Land in der Globalisierung bestehen konnte. Als ebenso unstrittige Erkenntnis gilt, dass der Preis dafür derjenige der sich weitenden Schere zwischen Arm und Reich ist, dass sich ein gesellschaftlicher Bodensatz in der Preisklasse HartzIV bildet, der zu schwer einschätzenden Gärvorgängen führt. Der andere Preis für die Entwicklung wird im Zusammenhang mit der Agenda 2010 weniger erwähnt: das immer rauer und brutaler werdende Klima in vielen Firmen und Betrieben, so dass beispielsweise das Thema Mail-Abstinenz am Wochenende und am Feierabend virulent wird und auch das Thema Burnout. Ein Indiz dafür liefert ein kleiner Film „From Business to Being“, der schon drei Wochen jetzt allein in München im Metropol-Kino läuft und dort auch weiterhin auf dem Programm steht. Hier geht es um die mögliche Reparatur von Schäden, die der Globalisierungsdruck an Menschen hinterlässt, die einen Job, sogar einen gutbezahlten, haben. Ein Thema, was im Zusammenhang mit der Agenda 2010 keine Erwähnung findet. Das dürfte die Achilles-Ferse auch in der Schulzenda sein. Sie will zwar die Menschen, die den Job verlieren, länger im Arbeitslosengeld halten und die Menschen, die einen Job haben, vor befristeten Arbeitsverträgen schützen. Damit erhöht sie einerseits die Sozialkosten und andererseits behindert sie die Wettbewerbsfähigkeit. Nicht gerade hellsichtige, zukunftsfähige Ideen sind das. Und sie lassen die Thematik der durch den Wettbewerb ausgelaugten Menschen, die gut bezahlte Jobs haben, aussen vor. Wobei es keine Untersuchungen darüber geben dürfte, wie weit solche gestressten Menschen bei Wahlen zum politischen Risiko für die etablierten Parteien werden können. So besehen wirkt die Schulzagenda stumpf und schwerfällig, perspektivlos. Wenn Schulz wirklich eine soziale Erleichterung, ein Krümel mehr Gerechtigkeit in der auseinanderriftenden Gesellschaft realisieren möchte, dann muss er das Thema Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aufs Tablett heben. Denn das aktuelle Modell ist ein sozialer Auseinandertreiber. Es belastet schwache Haushalte, die nicht schwach genug für HartzIV oder die Grundsicherung sind, übermässig. Diese müssen mit Kultur- und Konsumverzicht sich die Zwangsgebühr absparen, um damit Rundfunkmillionäre, fette Rundfunkpensionäre, korrupte Sportorganisationen zu finanzieren. Ein eklatanter Rechtsbruch aus der Perspektive demokratischen Denkens. Wenn einer dafür kein Gespür hat, dann ist ihm nicht viel zuzutrauen, dann mag er sich mit seiner Schulzenda ein paar Stimmen holen, gerechter und fit für die Zukunft wird das Land dadurch nicht.

20.02.2017 

Nichts Gewusst meint : Die Kanzlerin hat nichts gewusst. Sie hat es aus den Medien erfahren. Dass die Amis sie ausspionieren. Und umgekehrt, dass ihre Leute die Amis und weiss nicht wen ausspionieren. Die Kanzlerin wäscht ihre Hände in Unschuld. Sie ist von ihren Leuten reingelegt worden. Ihre Leute haben sie hintergangen. Sie haben sie über wichtige Dinge nicht informiert. Faktisch bedeutet das, dass sie ihren Laden nicht im Griff hat. Aber hat denn im Untersuchungsausschus, in dem sie letzte Woche aussagen musste, jemand gefragt, ob das Konsequenzen gehabt hat, personelle Konsequenzen? Musste irgend jemand ihrer untreuen Mitarbieter den Hut nehmen, ist irgend jemand versetzt worden? Denn Ausspionieren unter Freunden geht gar nicht. Meint die Kanzlerin. Ist irgendwo was zu lesen gewesen, dass dicke Luft herrsche im Kanzleramt, dass die Kanzlerin sauer sei, dass man sie nicht eingeweiht habe? Steht sie, wenn sie keine Aktion unternimmt gegen Mitarbeiter, die ihr Wissen vorenthalten, nicht ziemlich unfähig da? Ist es nicht viel eher so gelaufen, dass sie natürlich bestens informiert war mindestens darüber, was ihre Dienste treiben. In abhörsicheren Räumen selbstverständlich. Und unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Wir wissen hier etwas, was Sie offiziel nie wissen dürfen. Sie hält nur Wort hinsichtlich eines Staatsgeheimnisses. Dumm dass es aufgeflogen ist. Wenn sie zugeben würde, irgend was gewusst zu haben, so müsste sie sofort abdanken. Denn Abhören unter Freund geht gar nicht. Also hat sie sich der Staatsraison unterworfen und wie verabredet gesagt, dass sie nichts gewusst habe, was ja offiziell auch der Fall ist. So kann sie ihr Gewissen beruhigen, dass sie im Interesse des Staates gehandelt und ein Staatsgeheimnis treulich bewahrt habe. Dass es gegen keine ihrer Mitarbeiter Sanktionen gegeben hat, kann einzig als Beweis für ihr Wissen gelesen werden, dafür, dass sie mit diesen unter einer (geglaubt abhörsicheren) Decke steckt. Im übrigen hat sie durch die Behauptung ihres Nichtwissens erst mal ihren Kopf gerettet. Jeder andere würde in so einer Situation genau so handeln. Weil nachzuweisen ist es ja nicht. Es sei denn, einer der Mitarbeiter würde plaudern, würde unter Eid aussagen, er hätte der Kanzlerin in einem abhörsicheren Raum unterm Siegel der Verschwiegenheit was ausgeplaudert. Schön blöd wär der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin. Das würde ihn selbst den Job und womöglich sogar Versorgungsansprüche kosten. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass diese dicht halten. Und sonst stünde Behauptung gegen Behauptung, denn es gibt schlauerweise Wissen und Geheimnisse, die werden vorsichtshalber nicht als Memos festgehalten. Sonst wäre ja der Geheimnischarakter nicht mehr zu garantieren in Zeiten der easy Whistleblowerei. Von einem Geheimnis, das man nur hinter vorgehaltener Hand erfährt, darf man ruhig behaupten, man kenne es nicht. Machen die VW-Leute ja auch nicht anders.

19.02.2017 

Suppenhuhn III meint : Grob geschätzt wird die deutsche Filmproduktion mit etwa 1,1 Milliarden Euro durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk plus etwa insgesamt 400 Millionen Euro direkter staatlicher Filmförderung subventioniert, macht 1,5 Milliarden Subvention. Nach der Politikerleier, wonach jeder Euro Filmsubvention einen wirtschaftlichen Schubeffekt von bis zu 5 oder 6 Euro bringe, wäre dieser auf 7,5 – 9 Milliarden zu beziffern. Niemand aber fragt, was denn die Produkte dieser Förderung, diese 200 oder 300 Filme, die jährlich in Deutschland produziert werden, direkt an Einnahmen generieren. Bringen sie im Inland an den Kinokassen denn wenigsten 1,5 Milliarden ein? Höchst fragwürdig. Bringen sie durch Export in alle Welt wenigstens 1,5 Milliarden ein? Höchst fragwürdig. Kino made in Germany hat weltweit keinen besonderen Ruf, nicht so wie die Automobile. Das Gros dieser Film wird nach der Produktion keinen beachtlichen Wirtschaftsfaktor mehr spielen. Es dürfte nicht annähernd so viel einspielen, dass das Steueraufkommen daraus die erbrachten Subventionen aufwiegen. Das Gros dieser Filme wird sang- und klanglos nach ein paar Auftritten im Kino, allenfalls auf einigen Festivals und Versendung irgendwo im TV-Meer spurlos entsorgt werden. Ist solche Förderung sinnvoll? Für Produkte, die zwar während ihrer Herstellung einige Folgeinvestitionen generieren, wie die Politiker hoch und heilig immer wieder beteuern, die aber nach ihrer Fertigstellung keinen Mehrwert mehr erbringen, der sich merklich in Steueraufkommen niederschlägt? Das scheint die Krux dieser Filmförderung zu sein: dass sie die Suppenhühner fördert, die Mutlosen. Mutlose Filmemacher aber machen keine attraktiven Filme. Unattraktive Filme verkaufen sich schlecht bis gar nicht. So sind aber ein überwiegender Teil der geförderten deutschen Filme, bis auf ein paar Komödienspezialitäten und vielleicht Kinderfilme – die alle ganz gut ohne Förderung auskommen könnten. Es dominiert die Suppenhuhnhaftigkeit. Bringt keinen Ertrag, keinen weiteren Ertrag. Hier sind die Subventionen sozusagen verlorene Subventionen. Sie beleben nicht die Kinokultur, tragen nicht zu einer lebendigen, diskursiven, aufregenden Filmkultur bei, die Emotion, Reibung, Echo erzeugt, die die Geister beschäftigt. Sie dämpfen die Filmkultur, vertreiben ihr den Eigenwillen, die pointierte Behauptung, die schonungslose Beobachtung, die prickelnde Erotik. Sie tragen zur Uniformierung, zur Gleichschaltung der Kinoproduktion bei, die noch dazu vom Fernsehen mittels der sozial unausgewogenen Zwangsgebührengelder zum öden Themenfilm vermurkst wird, den man bestenfalls im Schulunterricht verwenden kann. Die Filmsubvention in Deutschland wirkt nicht als Aktivierungsenergie, sondern als Dämpfungsmittel, als Tranquilizer. Sie pumpt ein in sich geschlossenes Biotop mit sonderbaren Subventionsblüten auf, das niemandem Rechenschaft schuldig ist ausser dem Subventionsgeber, das in keinem Wettbewerb bestehen muss, das nur aus formalen Gründen einen Kinoauftritt von einigen Vorstellungen haben muss, um an noch mehr Geld zu kommen. Die Subvention treibt dem Kino den Kinogeist aus und wundert sich, dass das Kinoland so gar nicht zum Erblühen kommen will. Und wenn es mal einen Ausreisser gibt wie Toni Erdamnn, dann sind plötzlich alle Toni Erdmann, so wie wir einsten Papst waren. Die schönste Symbolkraft des Deutschen Kinos von 2016 hat eine Szene im publikumsmässig erfolgreichen „Willkommen bei den Hartmanns“, einer herzerwärmenden Feelgoodflüchtlingsschnulze: Senta Berger kniet vor einer Hecke, hält eine tote Maus in beiden Händen und wirft einen traurigen Blick in Richtung Veranda, wo die Kamera steht. Da gehört der Text drunter: schaut her, der Deutsche Film ist doch gar kein Suppenhuhn!

18.02.2017 

Suppenhuhn II meint : Subvention macht mutlos, richtig. Sie fördert im Filmbereich eine Kultur der Verzagtheit. Richtig und unbestritten ist selbstverständlich auch, dass die Subvention tatsächlich zur Ermöglichung der Herstellung von Filmen beiträgt und dass das zweifellos ein Faktor im wirtschaftlichen Kreislauf spielt und einen Multiplikatoreffekt nicht genau zu eruierender Grösse hat; richtig ist ebenso, dass es an vergleichenden Untersuchungen fehlt, in welchen Bereichen Subventionen in dieser Hinsicht die grösste Wirkung haben; es gibt keinen definitiven Beweis, dass Subventionen in die Filmindustrie sinnig seien. Zweifelsfrei ist ebenfalls, dass die Subvention einen Apparat zwischen den Staat und den Subventionsempfänger baut, denn die Gelder müssen ja geordnet fliessen, können nur über bürokratische Verfahren dem Staat gegenüber rechtfertigt werden. Somit ist der Subventionsnachfrager, also der Filmemacher, mit Funktionären konfrontiert, die aufgrund von Formalitäten das Subventionsgeld zum Fliessen bringen oder auch nicht. Denn die Regularien sehen keine Jurys vor wie bei Archtiekturwettbewerben. Es wird also nicht eine Auswahl der Besten gefördert, sondern derjenige, der am Konformsten zu den Vergabekriterien den Antrag ausfüllt, der bekommt sein Stück vom Kuchen. Womit die Schere im Kopf des Antragstellers bereits entstanden ist. Statt auf das angepeilte Kunstwerk wendet sich der Blick auf den Zapfhahn der Subvention. Das ist vor allem für weniger radiakle Künstler kein Problem. Dann wird das Projekt halt so gestaltet, dass es dem Subventionsgeber genehm ist. Allein die Existenz der Subvention sortiert schon die Radikalen, die nur die Kunst im Sinne haben aus, die denken nicht daran, sich bürokratischen Verfahren auszuliefern. Das ist der durch ihre Schaffung bereits selektierende Einfluss der Subvention. Das wird zum gravierenden Problem, je nach Kunstphilosophie. Was soll Kunst? Was soll Filmkunst? Soll sie primär für die subventionsvergebenden Funktionäre da sein? Oder soll sie ein gesamtgesellschaftliches Ferment sein, kritisch, wahrheitssuchend, mutig, ohne falschen Rücksichtsnahmen, dem Gefühl von Gerechtigkeit vertrauend, sich nicht verbiegen lassend, faktisch ur-demokratisch davon ausgehend, dass alle Menschen vor Gott und dem Gesetz gleich sind und dass alle Menschen Anrecht auf Gefühle und auf Artikulation haben? Oder soll sie Konzessionen an Subventionsfunktionärs Möchte-Gern-Heile-und-Schönwelt machen, Unangenehmes aussen vor lassen, politisch nicht Opportunes weglassen? Man könnte auch fragen, warum ist die Filmkultur in Deutschland so müde, so wenig spritzig, so nicht namhaft, warum werden in Deutschland jedes Jahr Dutzende von aufwändigen, millionenteuren Filmen praktisch für die Tonne produziert, die sich kein Mensch im Kino anschauen will, weil sie einfach nicht gut genug sind dafür? Ist das nicht ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden, der just aufgrund der Subvention entsteht? Ist das sinnig, eine Industrie hoch zu subventionieren, die Güter en masse produziert, die alle nach floppendem Kinostart noch im Fernsehen spät mit wenigen Zuschauern versendet werden, und die dann sofort auf der Ramschhalde landen? Das sollte man den Subventionsverteidigern auch mal ernsthaft zu bedenken geben. Es wäre ja zu verteidigen, wenn die Masse der Nieten-Filme kompensiert würde durch jährlich ein bis zwei Dutzend Hits, die noch dazu Exportschlager werden und ungleichviel mehr Geld in die Kassen spülen als die ganze Filmsubvention ausmacht. Aber dem ist ja nicht so. Suppenhuhn, Suppenhuhn, was willst Du tun?

17.02.2017 

E. L. meint : Subventionen machen mutlos.

17.02.2017 

Supfenti On meint : Supfenti On. Supfen Zion. Supfenzion. Supfention. Suppenvention. Subvention. Subvention. Suppenhuhn. Suppenhuhn. Mach die Subvention an. Anlässlich der Berlinale ging eine Meldung durch die Medien, dass die Filmsubventionen in Deutschland erhöht werden sollen. Gleichzeitig habe das deutsche Wirtschaftsministerium eine Studie zur Filmindustrie verfasst, die von der wundersamen Multipolikatorwirkung dieser Filmförderungen schwärmt. Dies nimmt Christoph Eisenring in der NZZ zum Anlass für einen filmsubventionskritischen Text, NZZ vom 16. Febraur 2017. In Deutschland wird immer noch die Leier vom Mulitiplikatoreffekt von Filmförderungen wiederholt, dass ein Euro Filmförderung ein Mehrfaches an Wirtschaftsschöpfung erzeuge. Vorab weist Eisenring auf die filmfördernden US-Staaten, die Lehrgeld bezahlt hätten, und dass sie herausgefunden haben, dass nur ein kleiner Teil der Förderung wieder als Steuereinnahmen dem Staate zugute käme. Den deutschen Argumenten hält er entgegen, dass wenn das mit dem Multiplikatoreffekt stimme, warum man dann nicht noch viel mehr Geld in die Filmförderung stecke, wenn denn stimme, was Kirsten Niehuus von der Filmförderung (Medienboard) Berlin-Brandenburg erklärt, dass pro Förder-Euro fünf Euro in die Region zurückfliessen. Dann bringt Eisenring einen Einwand, der in diesem Zusammenhang selten vorgetragen wird, „dass jeder Euro für den Film der Wirtschaft anderswo entzogen wird und dort genauso einen 'negativen Multiplikatoreffekt' in Gang setzt“. Denn Subventionen würden durch Steuern finanziert und dass damit dem wettbewerbsfähigen Teil der Wirtschaft Geld entzogen wird, der an einen anderen Teil weitergeht. „Ressourcen werden umverteilt, und zwar von den Steuerzahlern zu wenigen aus der Filmindustrie“. Und dann kommt noch ein rarer Hinweis, der in diesem Zusammenhang kaum je vorgebracht wird, dass nämlich Subventionen Subventionsjäger hervorbringen. Das meint wohl Leute, die eben nur einen Film machen, weil es Subventionen gibt. Hier kann weiter gesponnen werden, hier wird es wirklich elementar: dass es ja Menschen sind, die diese Subventonen verteilen, dass der Subventionsjäger sich nach diesen Menschen, diesen Funktionären und ihren Regularien richtet, um ja an das Subventionsgeld zu gelangen; mithin sind das Mechanismen, die mit Filmkultur wenig zu tun haben müssen. Es sind also ausgerchnet nichtkünstlerische Fähigkeiten, die durch ein Subventionssystem gefördert werden, es ist vorauseilender Gehorsam, denn die Subventionsgeber müssen ihre Geldgeschenke ja dem Staat gegenüber rechtfertigen. Subventionskunst muss also a priori schon mal staatsfreundliche Kunst sein. Hier wird die Frage akut, wieso der deutsche Film international so bedeutungslos ist bei diesen Hunderten von Millionen Subvention, die ihm angediehen werden lassen. Ob der Schuss der Subvention nicht hinten hinaus geht und nur ein sich selbst genügendes Biotop mittelmässiger Künstler ernährt und fördert, die darüber hinaus kaum von Bedeutung sind. Das wird unterstrichen durch die Institution des Deutschen Filmpreises, der innerhalb von diesem Biotop nach undurchsichtigen Kriterien vergeben wird, sich aber als Staatspreis geriert. Wobei noch hinzuzufügen wäre, dass ein Teil der Subventionen blind vergeben wird, 10 Prozent des Budgets erhält, wer in Deutschland produziert, womit wir wieder beim einsten verachteten „Stupid German Money“ angelangt sind, was vor allem amerikanischen Blockbustern, die nach Subventionsjägerart sich ihren Koproduktionsstandort aussuchen, zugute kommt. Amerika zuerst!

16.02.2017 

Bizarrer Witz meint : Am Fusse des alten Peter in München regt sich eine Frau über die Bettler entlang der Heilig-Geist-Kirche auf. Bevor sich die Wege trennen, muss sie noch einen Witz los werden, ganz dringend: Die Ehefrau gesteht ihrem langjährigen Gatten, sie sei farbenblind, worauf er ihr beichtet, er sei nicht aus Jena, sondern aus Ghana. Auch der amerikanische Präsident ist so ein bizarrer Witz. Er will „Amerika zuerst“, hinterlässt dadurch in Mexiko ein Investitionsvakuum, dort heisst es jetzt: „Germany First“, Siemens wird Milliarden investieren. Trump will enger mit Putin zusammenarbeiten – und fordert als Freundschaftspreis gleich die Herausgabe der Krim; ebenfalls mit Netanjahu und fordert als Freundschaftspreis Zurückhaltung beim vermaledeiten Siedlungsbau. Inzwischen ist Obamacare beliebter als Trump, der Arbeitsplätze schaffen will; denn Obamacare hat Tausende von amerikanischen Arbeitsplätzen geschaffen. Ein bizarrer Witz sind auch die Münchner Stadtplaner: wollen unbedingt der Sendlinger Strasse das Kaufinger-Strassen-Fussgängerzonen-Korsett überstülpen, was hinten und vorne nicht passt. Fuzo ist nicht gleich Fuzo. Ein bizarrer Witz ist auch die Sicherheitskonferenz, die in München an die Startlöcher geht: für die eigene Sicherheit können die Sicherheitsspezialisten nicht sorgen, dafür werden Tausenderschaften hochgerüsteter Polizei herangekarrt. Und jedes Jahr besteht dieselbe eklatante Sicherheitslücke, über welche ein Typ wie einsten Georg Elser rechtzeitig eine nicht zu entdeckende Bombe platzieren könnte, die gleich einige Dutzend Staatsoberhäupter mit einem Blast aus der Weltgeschichte ins Jenseits befördern würde. Odysseus, Odysseus, wir loben dein trojanisches Pferd. Sicherheit, Sicherheit an der Wand, wer ist der Sicherste im ganzen Land? Kein bizarrer Witz, sondern ausnahmesweise ein ernsthaft guter Vorschlag ist aus der Deutschen Filmakademie zu lesen, die sonst ja bekannt ist für den bizarren Witz der Ausmarchung des dümmsten Filmpreises auf dem Globus: nachdem sie jahrelang auf Masse gemacht hat, die Akademie, im Glauben, die Anzahl Mitglieder würde für ihre Qualität sprechen, hat sie jetzt entschieden, dass neue Mitglieder nur noch auf Empfehlung von Akademie-Mitglieder aufgenommen werden sollen. Hoffentlich wird das auch öffentlich gemacht, wer auf wessen Vorschlag reinkommt, Transparenz statt Bizarrerie. Die ramassierten Altlasten werden sie so nicht los. Bizarrer Witz in der Newsfolge: ein Tesla-Fahrer hat einen bewusstlosen Fahrer auf der Autobahn ausgebremst und so Schlimmeres verhindert. So die erste Nachrichtenlage. In den weiteren Auflagen der Nachricht ist der Begriff Tesla verschwunden. Ist ja auch peinlich für das Autoland Deutschland, wenn ein Tesla zum Helden wird, während die BMWs, Audis und Mercedes' nur verwundert zuschauen oder vorbeibrausen. Ein bizarrer Witz in den obersten Besitzerkreisen von VW: jetzt beschmeissen die sich mit Dreck, schlagen um sich wie streitende Kinder im Sandkasten, sind dabei, ihre Sandburgen zu zerstören. Bizarrer Tatort-Witz: warum ist der Til Schweiger Tatort so teuer, obwohl er nicht besser ist als andere? Auch ein bizarrer, schlechter Witz ist die Finanzierung des gigantischen Gemeinschaftswerkes öffentlich-rechtlicher Rundfunk mit seinem über 8-Milliarden-Budget mittels Haushaltszwangsgebührensystem, was zur Umverteilung des Reichtums im Lande beiträgt, was die Schwachen schröpft und die ganzen Eliten finden das vollkommen ok, bizarr, auch von SPD-Strahlemann und Strohfeuerrakete Schulz, der so einen auf gerecht macht, ist dazu nichts zu hören, auch das ist ein bizarrer Witz.

15.02.2017 

Street Words CXLVI meint : Wir gehen da was Essen in der Mittagspause von der Julia halt. Ich bin gespannt, mein Junge fährt dann nächste Woche nach Berlin von der Schule aus. Ich habs wirklich vergessen, das tut mir auch leid. He is a hunter now? Warum Alkohol eigentlich? Also ich habe auch noch gar nichts gemacht für die Uni. Er had mi mid am ganz böse Blick angschaugt. Fassungen sind im Gang Nummer zwölf, aber nur komplett. I mecht jezd scho weniger arbeitn. Aber in Mönchengladbach haben sie jetzt ja verloren, das ist ganz schlecht. Und was bedeutet das für den Umgang weiterhin – jetzt Freunde? Das ist vor allem sinnfrei, dass die Wohnung leersteht, wenn sie in Herrsching ist. Mia schaun amoi, ob mia des auf die Reihe kriagn. Ihr habt Lokale, da waren wir noch nie im Leben. Und denkt darüber nach, wie kann er seine Seele retten. Dass wir gemeinsam diesen Weg gegangen sind. Optisch macht der Kasten absolut mehr her. Dann hol'n ma da die DVD. Der Marco ist mein Freund, also mein Pate. Bei diesem Typ Mensch hast Du alles, was dran gewesen ist. Ja, das ist der Geist der Zukunft. Weisst du woher der Senf kommt? Ich weiss nicht, was es ist, aber klebrig ist es nicht. Ich hab dem auch erklärt, wer ich bin, wer wir sind, hat der auch verstanden. Der will dann wieder krank sein, wenn er furt ist. Ja, steht auf meiner Liste. Ich bin hier so gefährlich in Arbeitsnähe. Ich will aber nicht so weit laufen. Ihr dürft alles reimen, was sich reimt, egal ob es schmutzig ist oder weniger schmutzig ist. So scheisse, da langweilst dich den ganzen Tag kaputt. Hat er seit neuestem angefangen „pup“ zu sagen, um es ab zukürzen. Das sind wir überhaupt nicht gewöhnt. Das ist doch ganz normal, das ist deine Schuld. Wir haken immer ab, wer schon da war, damit wir nicht zweimal rausgehen. Ich bin erst sauer geworden, weil bloss so Dinger verteilen. Ich bin ein Trottel. Sie sind der schlauste, alle drängen sich in die ersten zwei Wagen. I schau nur, ob das scho Schimmel ansetzt. Aber das ist jetzt verboten, diese Süssigkeiten an der Kasse, das ist gesetzlich geregelt.

14.02.2017 

Welcome Back meint : Willkommen zuhause Ihr Winterflüchtigen. Etwas früh für Zugvögel. Noch ist es nachts eisig. Ob Ihr was verpasst habt? Ob es was Neues gibt? Nicht die Spur. Alles beim Alten. Die Katze hat gejungt, das ist das Aufregendste. Sonst nichts von Belang im Lande. Die Leute sind fleissig und ernähren sich redlich und unter Preisgabe ihrer Gesundheit. Nur die Politikkreise geraten im Hinblick auf die anstehenden Wahlen immer mehr in Irrationalismus vor dem Hintergrund des ungewissen Währungsproblemes und des Ausländerproblemes. Jüngster Ausdruck dieser zunehmenden Irrationalität politischen Handelns ist die Wahl eines Mutsprechheinis auf eine Polsterposition und sie glauben tatsächlich sie hätten damit einen effizienten Gespensterjäger gegen die Geister, die sie selbst riefen, zum Einsatz gebracht. Aus dem Satz „Wir schaffen das“ ist der mehrdeutige Satz „Wir schaffen das aus“ geworden und alle zotteln ohne zu murren, fast alle, hinterher und finden es gut, auch alle jene, die vor etwas mehr als einem Jahr noch als Ausdruck der Willkommenskultur zu den Bahnhöfen gerannt sind. Eine irrationale Wende. Noch gespenstischer wabert das Währungsproblem, weil so schwer zu fassen, in den Gemütern. Zu vergleichen mit dem kalifornischen Stausee, der überzulaufen droht, weil auch seine Notabflüsse nicht funktionieren. Keiner weiss, ob dem Draghi sein Geldaufgebläse wie so ein Stausee wirkt, irgendwann reicht ein Tropfen um die ganze Blase zum Platzen zu bringen. Irrationalismus-Input in Reinkultur, weil keiner weiss, wie voll dieser Euro-See ist, wie dicht die Dämme sind und ob es überhaupt noch einen Notablauf gibt, denn Draghi hat all sein Pulver längst verschossen. Er pfeift aus dem letzten Loch sozusagen. Und das Loch wird noch letztiger hinsichtlich einer geschlossener operierenden Opec, die die Inflation zum Galoppieren bringt. Gegen den Irrationalismus gibt es dieser Tage das erste grosse Einzäunfest in München, die Siko, hier werden die Leute eingezäunt, die behaupten, für die Sicherheit global und regional zuständig zu sein. Bevor dann im Herbst das zweite grosse Münchner Einzäunfest kommt, bei dem das Volk, man weiss nicht vor wem, vor der Politik vielleicht?, eingezäunt wird zwecks Bierkonsums. Mit Zäunen gegen den Irrationalismus, auf das Rezept fallen doch Machtguignols immer wieder rein. Welcome Back zuhause. Es ist alles, wie es war, nur noch ein bisschen schlimmer. Weil, wie soll irgendwer was lernen, wie soll die Gesellschaft humaner werden und sich entwickeln, wenn rundherum der Irrationalismus und die German Angst ihr Unwesen treiben?

13.02.2017 

Man Kennt Sich meint : Man kennt sich. Man freut sich. Man begrüsst sich. Ach, auch wieder im Lande? Schönes Wochenende gehabt? Nichts von Bedeutung, wir waren Skifahren, haben gut gegessen, auf dem Rückweg ein bisschen Stau, aber ging noch. Angenehm. Wir waren mal wieder im Theater, die Freundin meiner Frau, die hat ein Abo, aber die konnte nicht. Wir sind dann in der Pause wieder raus und nach Hause. Oh, wir waren mal wieder im Kino, kommt selten vor, da wo sie so hupfen und tanzen, war ganz nett. Jetzt können wir da mal wieder mitreden. Mei, wir waren bei Nachbars eingeladen. Die haben einen Runden gefeiert. Ihre Tochter heiratet im Herbst. Die sind ganz aus dem Häuschen, die Eltern, die waren in Burma neulich, das kommt jetzt auf den Radar, nicht mehr terra incognita aber noch kein Ballermann. Und Ihr? Alles im grünen Bereich. Gibts was Neues? Nö, eigentlich nicht. Wir haben gefaulenzt und die Katze hat eine Maus gebracht. Die ist ganz stolz drauf. Und die, wie heissen sie noch, die, weisst schon? Ach so, ja die sind ja beide jetzt in Rente. Die wollten mit einem Camper eine Weltreise machen. Aber nach ein paar Wochen oder Monaten zieht es sie immer wieder zurück in die heimatlichen Gefilde. Wir haben beschlossen unseren Balkon bei der Frühjahrspflanzung mit viel Moos anzureichern, das würde die Luft so gut filtern. Das müsst ihr dann mal anschauen kommen. Es ist schon ruhig, jetzt, wo der Sohn auch weg ist. Und die, ihr wisst doch, die die immer, hm. Ach so, ja die wollen wieder in die Stadt ziehen. Die Hüftoperationen bei ihr sind nicht so gut verlaufen. Die Ärzte haben da wohl gepfuscht. Vorher war sie immer so lustig und unterhaltsam. Jetzt kämpft sie chronisch mit Schmerzen. Und was gibt es bei Euch Neues? Ha, ha, wir wollten gestern mal wieder Tatort schauen, aber schon nach 5 Minuten sind wir beide selig hinweggedämmert. So ein verlässliches Programm hat auch sein Gutes. Mir fallen die Augendeckel schon bei der Erkennungsmelodie zu. Wir sollten mal wieder zusammen ein Barbecue organisieren, jetzt ist natürlich noch zu früh. Weil ich kenn da einen Hof, da kommt das Fleisch garantiert von glücklichen Tieren, die kennen sie und schlachten selber, da ist das Fleisch nicht von industriellen Stresssymptomen lätschert. Wir wollen ja auch jetzt ein Hochbeet bauen. Aber wir könnten auch mal wieder eine Bergwanderung anpeilen, alle zusammen, so im Spätsommer vielleicht. Ja, das wär ulkig. So jung kommen wir nicht wieder zusammen, ha, ha. Immerhin sind die Bayern jetzt wieder fett an der Tabellenspitze. So gehört es sich. Wir werden bald Grosseltern. Oh, wie süss. Die haben sich aber ganz schön Zeit gelassen. Ja, die Jugend. Aber wir waren ja auch mal jung. Ach was, ich fühl mich noch wie dreissig. Wie ein junger Stier. Ja, ja, wie ein junger Stier, der ständig den Blutdruck misst und die Cholesterinwerte kontrolliert. Du bist albern. Wenigstens habt ihr euern goldigen Humor bewahrt. Gut, dann wollen wir mal.

12.02.2017 

DiskursMuffelDorf meint : Deutschland ist ein DiskursMuffelDorf. Nur ja keine offene Diskussion über relevante Themen führen. Jeder wuselt lieber im Dunkeln, wurschtelt, knorzt sich voran, tastet seinen Vorteil ab, leise, unbemerkt. Diskurs könnte wie Durchzug wirken. Man könnte sich erkälten dabei, sich verkühlen. Ein offenes Wort könnte die Bürger aufschrecken. Deutschland ist ein DiskursMuffelDorf. Das DiskursMuffeltum herrscht im verzagten DikskursMuffelDorf. Deshalb wählt es heute einen neuen Bundespräsidenten. Der wird dem DiskursMuffelDorf eine neue, mutige Diskurs-Kultur einhauchen. Er wird den Mutlosen und Diskursunlustigen im Lande Mut zureden. Er wird sie zu beherztem Handeln ermuntern. Er wird wie jeder Moralist auf andere zeigen, um von sich selber abzulenken. Er wird für eine neue, offene Gesprächskultur im Lande sorgen. Er wird heisse Themen anpacken, die bei den DiskursMuffel-Eliten tabuisiert sind, die sie erschrecken. Er wird darauf hinweisen, dass die Finanzierung des riesigen Gemeinschaftswerkes öffentlich-rechtlicher Rundfunk auf sozial schwachen Füssen steht, unsolidarisch zu Lasten der Schwachen geht und ein wirtschaftlicher Umverteilfaktor ist von finanziell schwachen Haushalten zu Haushalten mit überfetten Rundfunkpensionen beispielsweise oder zu Fussballmillionären oder zugunsten korrupter Sportverbände wie IOC oder FIFA. Der neue Mutmacher des Landes wird darauf hinweisen, dass der Deutsche Filmpreis der dümmste Filmpreis unter der Sonne ist, da er sich als ein staatlicher Filmpreis gebärdet, aber faktisch von einer kleinen Interessengruppe potentieller Profiteure entschieden wird, die die mit dem Preis verbundenen Millionen unter sich aufteilen und ja keine Diskussion darüber wollen. Dieser Mutmacherpräsident wird seine Stimme erheben gegen widersprüchliche Gesetzgebungen, die dazu führen, dass vor allem Alte und Rentner mit bescheidenen Renten aus ihren verwurzelten Gebieten aus den Städten hinauskatapultiert werden, weil die Rentenerhöhungsgesetze nicht mit den Mieterhöhungsgesetzen mithalten können oder mit den steigenden Gesundheitskostengesetzen. Dieser Mutmacherpräsident wird zur einer neuen Offenheit des Diskurses im Lande beitragen. Er wird sagen, dass wer kritisiert wird, nicht gleich beleidigt reagieren soll, wie es beispielsweise im Bereich des Kinos der Fall ist; er wird darauf hinweisen, dass Filmkritik und Filmsubventionskultur im Widerspruch zu einander stehen, dass hier viel mehr Mut nötig ist, um dem deutschen Film wieder zu Gewicht zu verhelfen, der trotz Hunderten von Millionen Euro Förderung und Subvention einfach nicht recht gedeihen will. Der neue Mutmacherpräsident wird sich energisch dafür verwenden, dass künftig die Wahl des Bundespräsidenten keine Parteibonzenhinterzimmerangelegenheit mehr sein wird, bei der ein einziger Interessent den Job für sich praktisch im Allgeingang durchboxen kann. Weil keine Offenheit herrscht im Lande. Weil unser Dorf Deutschland beherrscht wird von der DiskursMuffelei. Dagegen wählen heute die Frauen und Männer der Bundesversammlung einen neuen Mutmacher. Damit frischer Wind ins Land kommt, das beherrscht ist von Politikern und Meinungsmachern, die nur mit der Verteidigung und Besitzstandswahrung und dem Erhaschen eigener Vorteile beschäftigt sind. Mut, Leute, Mut! Mut tut not und gut. Heute wählt das DiskursMuffelDorf den Mut.

11.02.2017 

Adrian meint : Wow, wow, wow! Habe ich auch gelesen, diesen Braun-Artikel, so was von schmierig!

11.02.2017 

Stefan Brauns Speichelleckertext meint : Stefan Brauns Speichelleckertext zur morgen anstehenden Bundespräsidentenwahl und dem von ihm gewünschten Kandidaten in der gestrigen SZ auf Seite 2 wirkt so, als wolle Braun sich in Steinmeiers Enddarm einschmiegen, damit er nachher, wenn er Bundespräsident ist, auch auf die vielen schönen Reisen mitfahren darf. Wetten, die beiden haben sich schon darüber unterhalten! Geschichtsklitterung in aller Öffentlichkeit: Bei Kurnaz sei Steinmeier hart geblieben. Was meint Stefan Braun damit und meint er das positiv? Dass Steinmeier Kurnaz nicht aus Guantanamo rausgeholt hat, obwohl die USA ihn nicht mehr für verdächtig hielten und ihn auch rausgerückt hätten (siehe FAS vom letzten Sonntag)? Was heisst hier hart geblieben? Soll das gar auf Charakter und Widerstand hindeuten, dass Steinmeier es für richtig hielt, einen nicht des Terrors verdächtigen Bundesbürger weiter der Folter ausgeliefert zu lassen? Ist das die Meinung der SZ, Folter gegen Nichtverdächtige ist gut? Dann verschwurbelt Braun die Begriffe Macht und Mensch. Ist ein Aussenminister nur Mensch, wenn er der Ehefrau eine Niere spendet? Das ist ja schön und gut. Aber muss er nicht auch als Aussenminister Mensch bleiben, besonders als Aussenminister eines Landes, das Folter als menschenrechtswidrig verurteilt? Ferner tut Braun so, als sei die Idee, Steinmeier zum Bundespräsidenten zu machen nicht auf dessen Mist gewachsen. Er soll säuerlich reagiert haben, schreibt Braun, wie Steinmeiers Name das erste Mal an die Öffentlichkeit gespült wurde. Ist es denn für Steinmeier keine Ehre, dass er mit sowas in Verbindung gebracht wird? Oder ist die Säuerlichkeit nicht viel mehr darauf zurückzuführen, dass er seinen eigenen Vorschlag hinter den Kulissen mit aller Macht eingefädelt und vorangetrieben hat und dass er säuerlich reagiert hat, weil ihm der Zeitpunkt des Vorschlags nicht in seinen Zeitplan gepasst hat, weil er seinen Plan für gefährdet hielt, wenn das zu früh publik würde? Einer, der säuerlich auf so einen Vorschlag reagiert, sollte ihn nicht akzeptieren. Ein Überraschter, nicht Eingeweihter würde sicher nicht säuerlich reagieren. Geschchtsklitterung also auf offener Bühne von Stefan Braun in der SchmierenZeitung. Womit er mit dem Argument der Härte gegen Kurnaz allen Gegnern von Steinmeier als Kandidat recht gibt. Denn es ist unerträglich, einen Mensch der politisch so gehandelt hat, der einem unschuldigen Mitbürger gegenüber die Härte menschenrechtsverletzender Folter bewusst länger angedeihen lässt, wobei er dieser mit einem Fingerschnippen hätte ein Ende setzen können - und hat es nicht getan, zum Bundespräsidenten zu machen. Da haben Vorgänger vor ihm den Job wegen demokratisch weniger gravierender Vergehen verloren, Wulff, weil er sich hat einladen lassen, oder noch extremer Horst Köhler, weil er die Wahrheit über den Einsatz in Afghanistan ausgeplaudert hat. Was beweist, dass von diesem Amt keiner eine Wahrheit hören will. Die ganze Republik erinnert in dieser Beziehung an jenes Bauerndorf, in welchen ein neu gewählter Pfarrer sich am liebsten in seinem Studierzimmer biblischen Studien widmete und zuverlässig seine Sonntagspredigt hielt, worauf ein Bauer meinte, das sei ihnen am liebsten, einer, der ihnen nicht ins Gehege kommt. So wird sich denn am Sonntag die Bundesrepublik ihren neuen, scheinheiligen Dorfpaffen wählen, Hauptsache es gibt ihn und er tritt für Fototermine an, somit bleibt die Kirche im Dorf und überhaupt alles beim Alten. Und Stefan Braun von der SchmierenZeitung darf garantiert mit auf die Reisen mit dem Airbus „Konrad Adenauer“. Eine Hand wäscht im Diskursmuffeldorf die andere und schreibt sich die Geschichte nach ihrem Gusto schön.

10.02.2017 

Hoppla Di Popanz meint : Am Sonntag ist es endlich soweit. Da heben sie in heuchlerischem Ernst ihren Feigling auf den Thron, verpassen der Republik das für sie passende Signal: Feigheit, Feigheit über alles. Denn es ist eben nicht eine lässige Sünde, einen Menschen wissentlich im amerikanischen Folterlager schmoren lassen, es ist keine Petitesse für einen Demokraten, einen Menschen ungesetzlichem Leid ausgesetzt zu sehen und was tun zu können in der Funktion als Aussenminister und es nicht zu tun. Aus Feigheit es nicht zu tun. Das ist nicht ein Gentlemans-Delikt wie Steuernsparen oder bei Rot über die Ampel fahren oder Bonusmeilen privat nutzen (oder sich in ein Hotel einladen lassen, worüber der Vorvorgänger schon gestürzt ist). Das ist ein fundamental charakterliches Problem, als demokratischer Funktionär in einer wichtigen demokratischen Funktion, einen Menschen wissentlich im Elend darben lassen und die Mittel zu haben, ihn zu retten und es nicht zu tun. Das ist wie einem Ertrinkenden zuschauen am Rande eines Gewässer und mit verschränkten Armen neben einer Rettungsstange stehen, statt sie darzureichen. Und zwar nicht als Privatmann, sondern als Repräsentationsfigur einer Demokratie, der die Menschenrechte wichtig sind, weil in ihrem Lande selbst die scheusslichsten Verbrechen begangen worden sind. Das ist keine Jugendsünde, in so einem Falle nicht zu handeln. Das ist pure Feigheit. Und diese Feigheit will die Bundesversammlung am Sonntag mit einem fett-schönen Posten belohnen. Feigheit ist nicht ein Fehler, den man eben mal macht. Feigheit ist ein Herzens- und ein Charaktermakel, der für so eine herausragende Position in einer Demokratie und mit einem so hohen moralischen Anspruch absolut unggeignet ist. Aber die Versammlung am Sonntag wird den Makel ausblenden, will ihn vergessen. Darin hat die Republik auch viel Übung. Fehler macht jeder Mensch. Die muss man verzeihen können. Aber einen Menschen wissentlich und amtlich der Folter überlassen, das ist nicht ein Fehler, der mal so eben passiert, das ist Ausdruck einer Charaktereigenschaft. Feigheit heisst sie. Insofern wird es sehr lustig werden, wenn dieselbe feige Person auf dem neuen Posten von Mut reden wird. Feiglings Mutreden werden auf uns zukommen, zuhauf. Wir werden sie nicht mehr hören können. Weil sie aus jenem Munde so unglaubwürdig wirken, weil sie typische, verlogene, moralistische Sonntagsreden sein werden. Andererseits: wir wollen die Knobelspiele der Parteibosse nicht stören, wir möchten nur, da bald Ostern ist: Friede, Freude, Eierkuchen; denn die Auseinandersetzungskultur liegt eh darnieder in diesem unserem sich auf solche Weise wertlos machenden Lande.

09.02.2017 

Lass Sie Halt meint : Lass sie halt da oben rumwursteln. Lass sie den Superfeigling suchen und wählen und ihn anders nennen. Sie brauchen diese Spiele. Zur Selbstvergewisserung. Sie haben sowieso wenige Paramter als Massgabe für ihr Handeln: vor allem Meinungsumfragen, die sie zum Teil im Sinne der Selbstbestätigung selbst in Auftrag geben. Vor allem geht es darum, im Sattel zu bleiben. Existenzen als Rodeoreiter. Das ist das was zählt, da kann die Demokratie drum herum auch mal in Mitleidenschaft gezogen werden, Hauptsache oben bleiben und sich noch ein Pöstchen für nachher sichern. Und dann verzapfen, so steht es im Kreideschluckbericht der SZ über den Kandidatenbesuch in München, von Verunsicherung in der Bevölkerung reden und überhaupt nicht merken, dass just solche Spiele, solches Schachmattsetzen der Demokratie mit Hinterzimmer-Entscheiden für die Position der Bundespräsidenten das Vertrauen unterminiert. Weil die da oben machen eh, was sie wollen. Die leben in einer abgeschotteten Welt. Und dann verzapfen sie ganz erstaunt und überrascht, es sei etwas „ins Rutschen gekommen“ in den sozialen Medien und er wolle, „dass wir ausbrechen aus dem Dauergespräch von Gleichgesinnten unter sich“. Aber die Bundesversammlung entmachten, das ist keine Entscheidung eines kleines Zirkels unter sich, der im Dauergespräch mit sich selbst beschäftigt ist. Die Demokratie ausser Gefecht setzen und in den blasierten Reden darüber schimpfen, dass am Grundgerüst der Demokratie gerüttelt werde. So falsche Moralisten, solche falschen Prediger. Über den Kandidaten heisst es, er könne Menschen zusammenführen. Bitteschön, er kann auch einen Menschen wissentlich in amerikanischer Folter schmoren lassen, faktisch Beihilfe zur Folter leisten und offenbar ohne jeden Gewissensbiss; Charaktermerkmal der Feigheit; vielleicht schaut er deshalb immer so irre, wenn er schon mal Bundespräsident spielt für die Fotografen. Und dann ist da noch der vieldeutige Verdrängungssatz zu lesen, was entschieden sei, sei entschieden, man könne nicht immer zurückblicken. Das heisst, das Charaktermerkmal der Feigheit einfach ausblenden. Sollen sie mal machen da oben, sollen sie sich wichtig fühlen, sollen sie falsche, verlogene Reden halten, sollen sie sich ihr Scherflein krallen, sollen sie ihr Theater spielen und glauben, sie würden die Welt verändern und ohne sie ginge gar nichts. Sollen sie selber das Vertrauen in die demokratischen Institutionen aus Egoismus unterminieren und dann Krokodilstränen vergiessen, dass dieses Vertrauen weg sei. Sollen sie, sollen sie. Sollen sie sich als Mutmacher fühlen, als Versöhner und was der Salbaderei mehr ist. Denn wenn sie ihre institutionalisierte Bühne, ihr Organtheater, ihre Rednerpodest dank ihrer Position nicht hätten, würde ihnen keiner zuhören, würde sie keiner ablichten, würden ihre Reden bestenfalls als parfümierter Pups in der Weltgeschichte eingehen. Sollen die da oben sich einen vormachen. Sie bleiben eh unter sich. Sie wollen es nicht anders.

08.02.2017 

Das Ist Madig meint : Sich über Trump aufregen, das ist ja ok, da kann man leicht zeigen, dass man selber ein Superdemokrat ist und lupenrein dazu. Aber im eigenen Lande die Demokratie schleifen und aushöhlen lassen, das ist was anderes. Das ist madig. Deshalb heisst es am Sonntag in Berlin nicht, Deutschland sucht einen neuen Bundespräsidenten, sondern: Deutschland sucht den Superfeigling. Die Öffentlichkeit wird Zeuge, wie hier eine demokratische Institution ausgehölt und zur Formalie reduziert wird. Das ist madig. Als ob im Grundgesetz stünde: die Parteichefs einer allfälligen Regierungskoalition bestimmen den Bundespräsidenten. Das ist madig. Und im Lande will es keiner wahrhaben. Das ist madig. Gut, der FAS ist das am Sonntag aufgefallen. Und heute ist die tz aus dem Schlummer erwacht. Fakt ist, dass sich ein Feigling dieses Amt praktisch im Alleingang mit diversen Ränken im Hintergrund unter den Nagel reisst. Ein anerkannter Feigling. Das ist madig. Das entwertet das Amt, macht es madig. Dieser anerkannte Feigling war zu feige in seiner Funktion als Aussenminister einen Deutschen, von dem er wusste, dass er in Guantanamo gefangen gehalten wird und den die Amis sogar rausgerückt hätten, dort rauszuholen. Er hat ihn wissentlich der Folter überlassen. Das ist madig. Es werden sich die Balken biegen, wenn dieser Feigling demnächst ex cathedra dem Lande Mut zusprechen will, wenn er die Jugend über Mut aufklären will. Anderereseits ist er der richtige Mann für ein Land, in dem die Feigheit herrscht. In den Parteien sind sie zu feige, dieses Vorgehen in Frage zu stellen. Die Zeitungen sind zu feige, das Thema aufzubringen. Sie haben Angst, sie bekommen nachher keine Interviews mit dem Dozenten der Feigheit, sie haben Angst, sie dürfen den selbsternannten Mutmacher nicht auf seinen repräsentativen Reisen begleiten. Angst allüberall. Die Wahlmänner und Wahlfrauen haben Angst, sich der Parteidisziplin, dem Kadergehorsam zu widersetzen. Da heben sie lieber einen anerkannten Feigling auf den Schild. Das ist madig. Der zu wählende Feigling hat kein Rückgrat, wenn es um Menschenrechte oder Völkermord geht. Im Bundestag hat er sich feige der Abstimmung über den Armeniermord entzogen. Kein Rückgrat zeigen. Keine Farbe bekennen. Das ist madig. Lieber einen Menschen in der Folter schmoren lassen und in vorauseilendem Kadavergehorsam vor den Amis kriechen. Deutschland wird am Sonntag den Superfeigling finden und ihn zu seiner Kühlerfigur erheben. Wir sind Deutsche. Wir sind feige. Wir lieben unseren Superfeigling. Das kann uns keiner nehmen. Das soll uns keiner madig machen. Deutschland wird am Sonntag des Feiglings neue Kleider feiern. Und niemand soll einen blöden Zwischenruf starten, das sei madig. - Das ist so madig.

07.02.2017 

Deutschland Wählt Die Feigheit meint : Wer am nächsten Sonntag Frank Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten wählt, findet es wohl ok, dass er einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen, weil wenn es nicht ok wäre, könnte man ihn nicht zum Bundespräsidenten wählen. Insofern gilt: Der Münchner OB Dieter Reiter findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Der Filmemacher Marcus H. Rosenmüller findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Der Kabarettist Christian Springer findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Der Entertainer Hape Kerkeling findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Der Schauspieler und Bundestagsabgeordnete Charles M. Huber findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Die Schauspielerin und Präsidentin der Deutschen Filmakademie Iris Berben findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Die Schauspielerin Renan Demirkan findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Die Schauspielerin Veronica Ferres findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Die Schauspielerin Natalie Wörner findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. Die Sängerin Katja Ebstein findet es ok, dass Frank Walter Steinmeier einen Bundesbürger hat auf Guantanamo schmoren lassen und wählt ihn am nächsten Sonntag zum Bundespräsidenten. USW.

06.02.2017 

Nicht Wählbar meint : Frank Walter Steinmeier ist als Bundespräsident nicht wählbar. Frank Walter Steinmeier „ Der Mann..., der im haarsträubenden Fall des Murat Kurnaz bis heute eine Entschuldigung verweigert und der seine Haltung zur Armenien-Resolution des Bundestges genau wie Merkel und Gabriel durch Abwesenheit zum Ausdruck brachte … Kurnaz, den die Regierung Schröder in Guantanamo hatte sitzen lassen. Steinmeier lehnte damals das Angebot der Amerikaner ab, den offenkundig unschuldigen Kurnaz nach Deutschland zurückzuholen.“. So ein Feigling möchte Bundespräsident werden und die Deutschen sollen damit der Feigheit huldigen. Die Zitate stammen bittschön nicht aus irgend einem versteckten Pipi-Blog, der sich noch dazu der Vervielfältigungsfunktion sozialer Medien verweigert. Die Zitate, die den künftigen Bundespräsidenten als eine Figur der Mutlosigkeit charakterisieren, erschienen gestern Sonntag in einem der meinungsbildenden Blätter Deutschlands, in der FAS! Zwar von einem Gastautor: von Martin Sonnenborn, denn diese Durchleuchtung, die nichts Unbekanntes an den Tag bringt, hat sich offenbar kein festes Redaktionsmitglied getraut, wohl aus Angst, später keine Interviews mit dem Mutmacher von künftigem Bundespräsidenten zu erhalten oder nicht auf die schönen Reisen mitgehen zu dürfen. Aus diesem Grund wird man vergeblich in anderen führenden Zeitungen nach solchen Kommentaren und Einwänden suchen. Die kuschen lieber. Kartell des Verschweigens, Lüge im Sinne des Vertuschens der ganzen Wahrheit über den Charakter des ausgekungelten Bundespräsidenten. Die glauben wohl, eine Wahrheit, die man unterdrückt, die man aus der Öffentlichkeit verbannnt, sei keine. Und wundern sich naiv wie Winterkorn (dieser über die Betrügereien seiner Angestellten), dass sie als Lügenpresse bezeichnet werden. Immerhin, Respekt vor der FAS, die sich überhaupt traut, auf diese Charaktermerkmale des faktisch schon gewählten neuen deutschen Staatsoberhauptes hinzuweisen und damit klar zu machen, dass Frank Walter Steinmeier als Bundespräsident nicht wählbar ist, dass er nie der Bundespräsident aller Deutschen sein kann, dass er ein Bundespräsident von Klüngels Gnaden sein wird. Hoffentlich ist die Jugend, an die er sich besonders wenden will mit seinen Mutmacherworten, nicht so verpennt wie die Wahlmänner und -frauen am nächsten Sonntag, hoffentlich checkt die Jugend, was dieser Bundespräsident unter realem Mut versteht und pfeift ihm diesen dann mal so richtig um die Ohren. Und wenn sie so verschnarcht ist wie dieses Establishment, dann verdient sie es auch nicht anders.

05.02.2017 

Internetsonntag meint : Gibt es das, Sonntag im Internet, Ruhetag im Internet? Ein Tag kein Internet, wie geht das? Dürfte schwierig sein. Keiner braucht es anschalten. Vielleicht wäre der Internetsonntag derjenige, an dem man das Internet anders nutzt. Nicht alleweil die Mails checken, nicht ständig die news durchsuchen. Keiner muss sich am Sonntag news aussetzen. Aber man könnte ja wichtige Nachrichten verpassen, denn das Böse und der Wahlkampf, die kennen keinen Sonntag. Das wäre vielleicht Sonntag im Internet, bei diesen Dingen nicht auf Empfang sein. Mal in Ruhe einen Blog lesen oder ein Mail aufsetzen, nicht so schnell schnell, nur überfliegen, nur umgehend kurz feedbacken, sondern sich Zeit für Gedanken nehmen. Denken war nie am Sonntag verboten. Sich Zeit nehmen auch nicht. Rückgreifend auf die Religion dient der Sonntagsgottesdienst der Besinnung. Das heisst also just nicht abschalten, sondern sich beschäftigen mit den Dingen. Aber eben nicht sich durch den ewigen News-Hunger, die schiere News-Sucht manipulieren lassen. Sich nicht von Wahlkampfgedöns, was in die Newsschiene drängt, der Kopf verwirren lassen, nicht von der Wahlshow, von der Euphorie, weil ein aus dem Hut gezauberter Kandidat schnell die Umfragewerte durcheinanderbringt. Schön und nett. Aber erst mal lenkt es vor allem von den Defiziten der aktuellen Regierung ab, von den Dingen, die sie nicht angepackt hat, die sie schlicht ignoriert und nicht wahrhaben will, zum Beispiel dieses Leck in den Tiefen der Gesellschaft, durch welches ein sich stetig verstärkender Sog die unteren Einkommenssschichten in die HartzIV- und Grundsicherungsebene hinuntersaugt, wie mit Naturgewalt. Das hat die Politik überhaupt nicht im Blick. Weniger noch die damit verbundene Gefahr. Dass nämlich das gesamte gesellschaftliche Gebäude, das sie in ihrem Wahlkampf so als ihr Verdienst lobt und das mit vielen Luxusetagen im oberen Bereich glänzt, einzustürzen droht, wenn es anfängt in den Untergeschossen zusammenzukrachen. Dieser Prozess ist voll im Gange und wird durch die anziehende Inflation, die Draghi weiter munter befeuert, noch verstärkt und beschleunigt. So wäre ein Internetsonntag dringend geboten, der sich für ein paar Stunden dem Newsansturm und -getöse entzieht und versucht, tiefer dahinterzukommen, was diese so zu übertönen sich bemühen.