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11.10.2016 

Mulkig VI meint : Wie mulkig (Münchnerisch ulkig) die SZ ist, zeigt sie mit ihrer heutigen Schlagzeile: SYRER NEHMEN VERDÄCHTIGEN SYRER FEST. Drohwort „Terror“ und Diskriminierungswort „Flüchtling“ (gestern noch hiess es: „Terrorverdächtiger kam als Flüchting“) sind verschwunden, man reibt sich die Augen. (Konsequent wäre heute gewesen: FLÜCHTLINGE NEHMEN TERRORVERDÄCHTIGEN FLÜCHTLING FEST).

11.10.2016 

ogot togott meint : TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Das war gestern die SZ-Schlagzeile. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Vor zwei Wochen hatte sich die SZ noch GELASSENHEIT auf dem Titel verordnet. Damit hat sie aber lediglich gegen die Hochsicherheitspleitewiesen anzuschreiben versucht. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Und nach der Wiesen hat sie den Besucher- und Umsatzrückgang zum Erfolg umetikettiert – so macht sie es vermutlich mit den eigenen Zahlen auch. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Weiss die SZ überhaupt, was sie damit anrichtet? Was sie damit bezweckt? ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Will die SZ die Angst vor Terror schüren? Will sie Unruhe im Land schaffen? ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Will die SZ Wasser auf die Mühlen des Fremdenhasses schaffen. Jetzt war ja noch nicht mal ein Anschlag. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Hat die SZ einfach Schiss vor Beschleunigung des Auflagenschwundes? Merkt sie nicht, dass Terrorschlagzeilen nur nocht attraktiv sind wie faulige Leichen, dass sie sich längst tot gelaufen haben, weil in letzter Zeit zu oft aus kleinen Fürzen Fehlalarme und grosse Blähungen wurden? ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Flüchtlinge sind so gefährlich. Hütet Euch vor Flüchtlingen. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Auf blossen Verdacht hin. Noch ist nichts passiert. Viele Menschen hegen böse Gedanken. Wenn de da jedes Mal ne Schlagzeile draus machst. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Das Misstrauen den Flüchtlingen gegenüber kann nicht genügend Prominenz erhalten, es muss der Willkommenskultur weichen. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Es gibt ja sonst überhaupt nichts Wichtiges zu verzapfen auf den Titelzeilen. Mordsbube Putin? Geschenkt. Entdemorkatisierer Erdogan? Geschenkt? Massaker im Jemen? Aleppo? Nicht schon wieder. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Und dass Krankenkassen und Ärzte uns gemeinsam systematisch ausnehmen, das ist gerade mal eine dpa-Zeile wert. Ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Können wir das nicht noch etwas fetter drucken? Und mit grösseren Buchstaben? ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Das ist halt wegen der Leserbindung. Die mögen den Revolver und das Knallpulver an unserem Blatt. Die mögen, wenn wir Gefahren herbeiunken, nur so merken sie, dass sie in Ruhe leben. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Wissen Sie, Gelassenheit ist kein Seller. Der Gelassenheit fehlt die Nervosität, das Prickelnde, das Drängende – ja, das Doktrinäre. So eine Schlagzeile wird ja den Lesern über den Tetz gehauen, das ist nicht idschidulli. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Das müssen wir unseren Lesern eintrichtern, verdammt noch mal. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Hätte er denn anders kommen sollen; hätte er ein Visum beantragen sollen, Grund der Einreise: Ermöglichung von Schlagzeilen an die SZ? ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. Nur die Schlagzeile macht aus dem Verdacht ein Faktum. ogot togott TERRORVERDÄCHTIGER KAM ALS FLÜCHTLING. ogot togott ogot togott ogot togott ogot togott ogot togott ogot togott ogot togott ogot togott ogot togott.

10.10.2016 

Mara Thonla Eufer meint : Marathonläufer leben weniger lang. Marathonläufer sind dafür schneller am Ziel. Historisch korrekte Marathonläufer brechen im Ziel bittschön tot zusammen. Marathonläufer haben keinen Sieg mehr zu verkünden. Marathonläufer quälen sich durch städtische Steinwüsten. Marathonläufer können Aleppo nicht retten. Marathonläufer können durchaus auch andere Gaben haben. Marathonläufer haben selten einen natürlichen Gang. Marathonläufe sind ein Sandkasten für Organisationsfuzzis. Marathonläufer glauben, einen langen Atem zu haben. Marathonläufer können ohne Absperrungen nicht laufen. Marathonläufer, glauben etwas zu leisten. Marathonläufer können nicht den Bus nehmen, weil der ja wegen ihnen umgeleitet wird. Warum wird der öffentliche Verkehr um die Marathonläufer herum umgeleitet und nicht umgekehrt, die haben doch gute Beine? Marathonläufer laufen nicht über Rolltreppen. Marathonläufer mögen keine Abkürzungen. Marathonläufer machen, wenn sie laufen, nichts Dümmeres. Marathonläufer machen, wenn sie laufen, nichts Gscheiteres. Marathonläufer möchten von Zuschauern angefeuert werden. Marathonläufer möchten einen persönlichen Rekord aufstellen. Marathonläufer kämpfen gegen sich selber. Ein Marathonläufer ist wie ein VW-Käfer: er läuft und läuft und läuft – oder andere Frage: ja wo laufen sie denn? Marathonläufer verbrauchen viele Schuhe. Marathonläufer haben alles unter Kontrolle – glauben sie. Marathonläufer sind keine Romantiker. Mit Marathonläufern kann man sich nicht lange aufhalten, die sind gleich vorbei. Marathonläufer reden zum Glück nicht so viel. Die Suizidrate bei Marathonläufern ist unerforscht. Marathonläufer laufen um des Laufens willen. Marathonläuer sind Sonntagsläufer. Marathonläufer zahlen Startgeld. Marathonläufer sind Trophäensammler. Marathonläufer sind Werbebannerträger. Marathonläufer müssen sich anmelden. Marathonläufer sind Nummernträger. Bei uns zuhause im Flur haben wir einen Marathonläufer. Unbekannt ist die Zahl der Fingernägelkauer unter den Marathonläufern. Es gibt keine Gewerkschaft der Marathonläufer. Gibt es einen Friedhof für Marathonläufer? Marathonläufer haben keine Flügel. Marathonläufer werden ständig älter. Marathonläufer kriegen über den Daumen gepeilt nicht häufiger Schluckauf als Nicht-Marathonläufer. Es ist nicht gewiss, ob die Relation zwischen Marathonläufer und Intelligenz eine fixe Grösse ist. Marathonläufer verdienen keinen Heiligenschein. Marathonläufer können auch mal verloren gehen oder sich verlaufen. Sind Marathonläufer Selbstläufer? Gibt es für Marathonläufer Rehas? Gibt es Marathonläuferwitze? Brauchen Marathonläufer Mut? Gibt es in der Tierwelt Marathonläufer? Gibt es das Ehrenmal für den unbekannten Marathonläufer? Tragen Marathonläufer zum Wohle der Menschheit bei? Sind Marathonläufer progressiv? Warum sollen Marathonläufer sich mit Seife waschen? Ist Marathonlauf Kompensation? Ist Marathonlauf eine natürliche Eigenschaft des Menschen? Stimmt Marathonlauf nachdenklich? Sind Marathonläufer Märtyrer, gehen sie durch die Hölle? Ist Marathon ein Jungbrunnen oder sehen die Läufer am Ziel alt aus?

09.10.2016 

Schlachthaus Aleppo meint : Schlachthaus Aleppo. Und wir schauen zu. Schlachthaus Aleppo. Wir können nichts tun. Schlachthaus Aleppo. Putin hat damit nichts zu tun. Schlachthaus Aleppo. Putin ist kein Mörder. Schlachthaus Aleppo. Putin ist ein lupenreiner Demokrat. Schlachthaus Aleppo. Wir dürfen Putin nicht bleidigen. Schlachthaus Aleppo. Wir können doch Putin nicht demaskieren. Schlachthaus Aleppo. Wir können doch deswegen keine Sanktionen gegen Russland verhängen. Schlachthaus Aleppo. Wir verurteilen das aufs Schärfste. Schlachthaus Aleppo. Was hat denn Russland damit zu tun? Schlachthaus Aleppo. Die Völkergemeinschaft ist unfähig zu handeln. Schlachthaus Aleppo. Unser Aussenminister will Bundespräsident werden, damit er mit Präsident Putin auf Augenhöhe den Gesprächsfaden aufrecht erhalten kann. Schlachthaus Aleppo. Putin ist so verletzlich. Schlachthaus Aleppo. Wir müssen Russland als Partner erhalten. Schlachthaus Aleppo. Das müsst Ihr uns erst mal beweisen, dass Putin die Finger drin hat. Schlachthaus Aleppo. Wir wollen Putin nicht zu nahe treten, immerhin ist er Präsident der Russen. Schlachthaus Aleppo. Wir müssen Rücksicht nehmen auf russische Empfindlichkeiten. Schlachthaus Aleppo. Wir dürfen Putin nicht die Zähne zeigen. Schlachthaus Aleppo. Russland ist gross. Schlachthaus Aleppo. Wir können nicht reagieren. Schlachthaus Aleppo. Wir sind handlungsunfähig. Schlachthaus Aleppo. Wir müssen unsere wirtschaftlichen Interessen gegen weitere Sanktionen gegen Russland abwägen. Schlachthaus Aleppo. Das ist alles so kompliziert. Schlachthaus Aleppo. Wir sehen keine Alterantive zum direkten Eingreifen und das kommt nicht in Frage, das würde die Schlächterei nur noch vergrössern. Schlachthaus Aleppo. Es gibt keine Hintertür. Schlachthaus Aleppo. Putin ist sakrosankt. Schlachthaus Aleppo. Der Westen hat keine Antwort auf die Mörderspiele Putins. Schlachthaus Aleppo. Der Westen möchte Putin nicht reizen. Schlachthaus Aleppo. Der Westen kuscht vor Putin. Schlachthaus Aleppo. Hat jemand Putin zur Fahndung ausgeschrieben? Schlachthaus Aleppo. Zweifelt irgend jemand am Begriff „Schlächter“ Putin? Schlachthaus Aleppo. Mit verdruckster Stimme schieben wir „Moskau“ die Schuld in die Schuhe. Schlachthaus Aleppo. Wir haben so Schiss vor dem Zwerg Putin. Schlachthaus Aleppo. Wir trauen uns gar nicht, Putin als das zu beschreiben, was er ist. Schlachthaus Aleppo. Wir fühlen uns Putin nicht gewachsen. Schlachthaus Aleppo. Wissen die Russen eigentlich, was ihr Präsident anrichtet auf der Welt und wie er das eigene Land ruiniert? Schlachthaus Aleppo. Kann ein Mensch so viel Einfluss haben? Schlachthaus Aleppo. Kann die Gemeinschaft der Völker so wenig Einfluss haben? Schlachthaus Aleppo. Was spielen wir für eine Rolle dabei? Schlachthaus Aleppo.

08.10.2016 

Kulturgänger XII meint : Doppelpremiere gestern abend an der Landshuter Alle 33 in München (je 2 Busstationen von der S-Bahn-Haltestelle Donnersberger Brücke und vom U-Bahnhof Rotkreuzplatz) im piekfein renovierten Maxim, dem Neuen Maxim Kino, am zweiten Tag nach der Eröffnung: die erste Filmvorführung mit Diskussionsveranstaltung und der entsprechenden, prima funktionierenden Technik und die Bayernpremiere des Films Asyland des 22-jährigen Cagdas Eren Yüksel. Wie spricht man diesen Titel nur aus? Egal, der Film, der mit bescheidenstem Budget nach dem Crowd-Funding-Modell entstanden ist, hat in Deutschland schon über 25'000 Besucher. Darüber wäre so manch hochgeförderter deutscher Film mit Stars mehr als glücklich; dabei ist Asyland noch gar nicht so weit herumgekommen im (Asy)Land. Yüksel lässt im Film Flüchtlinge, Asylsuchende zu Wort kommen, ferner einen Kabarettisten und zwei Schauspieler mit sogenanntem Migrationshintergrund und einen Bundestagsabgeordneten. Naturgemäss stimmen die Interviews am nachdenklichsten mit Menschen, die erst an der Schwelle der Integration stehen oder die so schnell wie möglich in ihre Heimat zurück wollen oder die in Warteschlaufen der Anerkennung oder in der Duldungskette festhängen ohne Möglichkeit, Deutsch zu lernen oder legal zu arbeiten, wie der junge Mann, der mit zwei anderen Männern in Mönchengladbach in einem Zimmer eines sogenannten Systembaus wohnt (gegen diesen schneidet Yüksel den Berliner Reichstag, der ebenfalls wie ein Systembau wirkt), der jeden Tag loszieht, um vielleicht da oder dort eine einfache Gelegenheitsarbeit zu finden; der aber auch zu schätzen weiss, dass er hier eine gewisse Sicherheit hat oder die hochgelehrte Syrerin, die von der Folter im syrischen Gefängnis, in dem sie 5 Monate inhaftiert war, ein bisschen etwas erzählt, grausam genug. Der Filmemacher hat auch erlebt, dass er in einem Asylheim nicht filmen durfte, Verbot der bewachenden Sicherheitsfirma, merkwürdig. Und es gibt die Protagonisten im Film, die auf dem Weg einer glücklichen Integration sind. Ihnen hat in Berlin die Gruppe Multitude aus der Isolation herausgeholfen. Zwei dieser Protagonisten waren gestern im Neuen Maxim bei der Vorführung des Filmes anwesend und stellten sich anschliessend der Diskussion, der hochintelligente George, der bei einer Behörde (sic!) ein Praktikum machen durfte und der äusserst kanpp und prägnant auf Englisch formulierende Khalil, der seine viele Freizeit mit Sportaktivitäten geniesst. Sie flankierten den jungen Regisseur. Moderiert wurde die Diskussion von Ellen Diehl für die einladende Friedrich Ebert Stiftung und es diskutierte ausserdem Stephanie Dachsberger vom Jungen Bündnis für Geflüchtete aus München. Insgesamt entstand aus der Diskussion der Eindruck, dass gerade in Bayern viel los ist an Aktivitäten mit Flüchtlingen, auch dank der dezentralen Unterbringung – so dass man sich die Sekundärfrage stellt, ob die Medien nicht mal wieder in ihren Schlagzeilen und politischen Teilen überproportional viel Druckerschwärze für die Fremdenfeindlichkeit verschwenden und sie dadurch prominent machen anstatt auf die vielfältigen, durchaus nicht immer einfachen, Bemühungen für ein Miteinander, im Idealfall auf Augenhöhe oder nach dem Partizipationsgedanken im Sinne der Zweiseitigkeit der Integration, hinzuweisen. Die Website des Filmes: asyland.de, hier sind auch die Daten der Deutschlandtour zu finden, und die Website des Neuen Maxim Kinos: neues-maxim.de, dem Kino mit dem blauen Himmel, den hellblauen Sitzen, den goldenen Vorhängen, der blitzblankweissen Leinwand, dem renovierten Klo, dem prima Cappucino, vielen Sitzgelegenheiten im Foyer, einer Art Burgfensternische für zwei auf der Treppe und neuen Räumen im Keller sowie einem motivierten Team.

07.10.2016 

Kulturgänger XI meint : Lyrik muss sein. Jede Zeit hat ihre Lyrik. Grosser Andrang gestern Donnerstag im italienischen Kulturinstitut, propevoller Saal bei der Veranstaltung „Nachsommer der Dichter – ein internationales Lyrikpodium“. Eingeladen hatten die Vertretungen Italiens, Deutschlands und der Schweiz in München. Kundig moderiert wurde die Veranstaltung vom bestens präparierten Antonio Bellegrino vom Bayerischen Rundfunk. Für Italien war zu Gast die Lyrikerin Mariangela Gualtieri aus Cesena. Sie kommt vom Theater und betreibt in ihrer Heimatstadt ein solches; ihr Lyrikraum orientiert sich an der Antike, an der Stadtmauer, von wo aus der Gegner rhethorisch angegangen wird, der Sprecher hat den Chor im Rücken. Es ist eine Lyrik für das Theater. Sie fordert die ganze Physis und Gegenwart der Darsteller, den Einsatz mit jeder Faser – der Körper als Instrument. Ihre Lyrik ist sehr musikalisch. Die Texte entwickelt sie bei den Proben individuell für die Darsteller. Ihre Texte beschreiben Gefühle, Seelenlandschaften; es geht um den Überdruss an der Knebelung durch Worte, die Sehnsucht nach dem ungebundenen Umgang mit den Silben, letztlich um Einsamkeit und die Sehnsucht nach Liebe und Unendlichkeit, die existentielle Bindung zur Mutter und deren Zerstörung, um die Verwunderung oder Fassungslosigkeit angesichts der Erschaffung der Blumen vor 50 Millionen Jahren oder, prosaischer, um den Versuch, im Schwimmbad zu beten; um die Unzulänglichkeit im Umgang mit den Worten und trotzdem den Versuch, mit diesen am Sein teilzunehmen. Aus München war die Lyrikerin Mara-Daria Cojocaru zu Gast. Ihr Hintergrund ist die Philosophie, studiert hat sie aber auch Rechts- und Theaterwissenschaft. Sie ist Dozentin an der Hochschule für Philosophie in München. Mit Lyrik versucht sie die Angst des Menschen, nicht Mensch, nicht Tier zu sein, zu überwinden; ihre Lyrik ist gegen die Unterwerfung; Tiere spielen darin eine grosse Rolle, das tendiert in Richtung Satire, wenn von einem Parlament der Eulen die Rede ist, von der Causa Guselmann; Gewölle nehmen darin die Funktion von juristischen Vorgängen ein. Sie liebt den Einsatz von Fremdwörtern und Fachbegriffen; wobei es scheint, dass diese dabei allenfalls den Stellenwert eines Spielzeuges für ein Haustier haben, denn es soll nicht um wissenschaftlich zu recherchierende Sinnzusammenhänge gehen. Sie spricht von „ein kleines Bisschen Anthropomorphismus“ oder vom „automatischen Morgendikat mit einem kritischen Hund“. Geht es ihr vielleicht um biologische Erinnerung? Aus der Schweiz brachte Martin Bieri seinen Text „Europa, Tektonik des Kapitals mit“ und dazu noch Beispiele aus der Schweizer Variante desselben Mottos. Das Prinzip seiner hier vorgestellten Gedichte ist dies: er reist an Orte, die bekannt sind, die strahlende Namen haben und setzt ihnen nüchterne Beschreibungen aus der Realität entgegen. Die Gedichte haben Ortschaftsnamen plus eine Zahl. Diese gibt die Distanz der Stadt von Bieris Wohnort Bern in Kilometern an, also Dublin 1205, hier sieht er u.a. eine Kubatur aus Stahl, in Birmingham 910 Transitrouten für Lowlifes, in Brüssel Tervuren sieht er ein warmherziges Reich der Kälte. In der Schweiz besuchte er die Orte mit den Hauptsitzen der 10 grössten Unternehmen und beschreibt dort Dinge, die das Glanzimage dieser Unternehmen konterkarieren. Er zitiert in seinem Diskussionsbeiträgen auch gerne, was Leute über ihn geschrieben haben. Man könnte ihn als einen kapitalismuskritischen Landschaftslyriker bezeichnen; er selbst kommt von der Theaterwissenschaft und der Landschaftsarchitektur. Nach dem vielschichtigen, angenehm knapp gehaltenen Programm gab es als kulinarisch-lyrisches i-Tüpfelchen ein italienisches Büffet vom Feinsten von Feinkost Farnetani.

06.10.2016 

Aleppo In Trümmern meint : Aleppo in Trümmern. Wir müssen das Oktoberfest zum Erfolg deklarieren. Aleppo in Trümmern. Wir müssen uns von unserer eigenen Hilflosigkeit ablenken. Aleppo in Trümmern. Du lupenreiner Demokrat, wir verstehen dich. Aleppo in Trümmern. Ich steig aus und mach meine eigene Show. Aleppo in Trümmern. Uns ist wichtig, dass Bundestagsabgeordnete unsere Soldaten in Incirlik besuchen können. Aleppo in Trümmern. Die Mütterrente ist eine remarkable Errungenschaft. Aleppo in Trümmern. Der Überfall auf Frau Kim Kardashian bewegt uns sehr. Aleppo in Trümmern. Wir bereiten dem schwedischen Königspaar einen pompösen Empfang. Aleppo in Trümmern. Das ist nicht der einzige Krisenherd. Aleppo in Trümmern. Wir können uns nicht um jede Baustelle kümmern. Aleppo in Trümmern. Werden die Täter je zur Rechenschaft gezogen, es ist doch alles dokumentiert heutzutage? Aleppo in Trümmern. Gibt es eine Zukunft für Syrien? Aleppo in Trümmern. Wir waschen unsere Hände definitiv. Aleppo in Trümmern. Wir sind nicht unempfindlich gegen das Elend. Aleppo in Trümmern. Kein Wunder bei all den Fassbomben und Dreckzeugs, was die Flugzeuge abwerfen. Aleppo in Trümmern. Wir konnte es nur so weit kommen? Aleppo in Trümmern. Wer sind die Profiteure? Aleppo in Trümmern. Wieso eigentlich, alle wollen doch nur Frieden und in Ruhe leben? Aleppo in Trümmern. Wäre das zu vermeiden gewesen? Aleppo in Trümmern. Es gibt keine Obergrenze für Rüstung und Bombenabwürfe. Aleppo in Trümmern. Dann schaun ma hoid, dass mia mit dem Iran ins Geschäft kommen. Aleppo in Trümmern. Wir haben echt andere Probleme. Aleppo in Trümmern. Jeder geht seinem Business nach, der eine dem Kriegsbusiness, der andere dem Friedensbusiness, der dritte dem Reparaturbusiness und der vierte dem Gebetsbusiness. Aleppo in Trümmern. Hat denn keiner einer Vision? Aleppo in Trümmern. Bis der letzte Baum.... Aleppo in Trümmern. Ich hab so ne Migräne. Aleppo in Trümmern. Unser Aussenminister möchte Bundespräsident werden, da muss er viel tricksen, ist absorbiert. Aleppo in Trümmern. Wir müssen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und sein Pfründenwerk stärken. Aleppo in Trümmern. Aber die Auerdult ist halt auch schön, die werden wir jetzt nicht wieder abkürzen. Aleppo in Trümmern. Lieber Gott, falls es dich gibt, wie kannst du das mitansehen? Aleppo in Trümmern. Der Mensch ist längst aus dem Paradies verjagt. Aleppo in Trümmern. Es zählt, was am Ende rauskommt. Aleppo in Trümmern. Der Ball ist rund. Aleppo in Trümmern. Wir haben ja auch noch ein paar Korruptionsskandale in petto. Aleppo in Trümmern. Und wer kümmert sich um den Euro? Aleppo in Trümmern. Demokratie hat in einer waffenstarrenden Welt einen schweren Stand. Aleppo in Trümmern. Und was ist mit der UN? Aleppo in Trümmern. Ich kanns nicht mehr hören, Programmwechsel bitte. Aleppo in Trümmern.

05.10.2016 

Was Machen Die meint : Was machen die eigentlich, sie, die deutschen Soldaten, die irgendwo an der Grenze der Türkei in der Nähe von Aleppo stationiert sind? Sind sie Gaffer der Tragödie? Sind sie Botchafter des Friedens? Sind sie haargenaue Berichterstatter? Was machen sie da? Helfen sie mit bei den Bombardierungen von Aleppo? Oder sind sie lediglich da, um als Vorwand für Reisen von Bundestagsabgeordneten zu dienen, dafür, Ersatzdebatten mit der Türkei zu führen über Besuchsrechte der Parlamentarier (die haben ja sonst nichts zu tun, ausser ganz dringend in die Türkei reisen zu müssen zu Frontbesuchen). Statt dass der Türkei gelassen und offenherzig die Entdemokratisierung klar vorgehalten wird. Sind diese Soldaten nur da, um deutschen Politikern Profilierungen zu ermöglichen? Was machen die deutschen Soldaten einen Luftsprung von den Blutbädern von Aleppo entfernt? Nichts sehen, nichts hören, nicht wissen wollen? Sitzen die da und drehen Däumchen, bis sie ab und an zum Ernnerungsfoto mit deutschen Politikern antreten? Sind diese Soldaten eine Alibiübung? Verteidigen diese Soldaten jetzt am Rande von Aleppo die deutsche Freiheit? Was machen diese deutschen Soldaten so nah bei den Blutbädern von Aleppo? Schrecken sie Terroristen ab? Arbeiten sie für den Frieden? Ist das überhaupt rechtens, was sie da tun? Müssen sie allenfalls kämpfen? Was ist ihre Funktion bei der Katastrophe von Aleppo? Bieten sie Assad die Stirn? Konfrontieren sie Putin mit seinen Schand- und Mordtaten? Gar Erdogan? Sollen sie die Armenienabstimmung des deutschen Parlamentes verteidigen? Was machen die deutschen Soldaten in Incirlik? Haben sie es gut dort? Schweben sie in unnötiger Gefahr? Ist es verantwortungsvoll von den deutschen Politikern, sie dorthin zu schicken, sie in die Blutbäder von Aleppo zu involvieren – irgendwie? Mitgegangen mitgehangen! Was machen die deutschen Soldaten in Incirlik, treiben sie Sport, haben sie viel Freizeit und Ausgang, lernen sie türkisch und arabisch? Dürfen sie im Mittelmeer schwimmen gehen? Was machen die deutschen Regierungsmitglieder und Bundestagsabgeordneten, wenn sie sich eine Flugreise nach Incirlik leisten, was tun sie in Incirlik? Was tragen sie damit zum Wohle Deutschlands und zum Frieden in Syrien und Nahen Osten bei? Tragen sie überhaupt dazu bei? Was machen die bloss in Incirlik die Deutschen, was machen sie bloss?

04.10.2016 

Salto Immorale meint : Das ist im Grunde genommen ein unmoralischer Salto, den der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner neuen Existenzbegründung schlägt, dass, da alle im Lande zahlen müssen, er logischerweise für alle im Lande Programm machen müsse. Er begründet also seinen Existenzbedarf mit seiner finanziellen Grundlage und nicht mehr mit einer demokratischen Absicht oder einem demokratischen Auftrag. Weil alle bezahlen müssen, muss er allen was bieten. Dabei war seine Gründungsgrundlage: es gibt Mangel an Demokratie-Information im Lande, an Demokratieschulung, und der muss behoben werden. Und wer das Angebot nutzt, es war damals ein monopolhaftes, der soll es dadurch mitfinanzieren, dass er für Empfangsgeräte eine Gebühr zahlt. Je mehr sich der Rundfunk allerdings aufgebläht hat, je mehr er sich, besonders seit der Einführng der privaten Sender und erst recht mit dem Aufkommen des Internets, aufplusterte und immer teurer wurde und mit dem bisherigen Finanzierungsmodell nicht mehr auskam, und je weniger sich die Politik mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk anlegen wollte, je weniger sie ihn zur Räson bringen wollte, er möge sich auf seinen Grundauftrag besinnen, desto händeringender suchte die Politik nach einem neuen Finanzierungsmodell. Dass daraus der Rundfunk nun gleich eine neue Existenzberechtigung ableitet, das ist ein höchst unmoralischer Salto, ein ziemlich mieser Trick, er versucht mit solch waghalsiger Argumentation von seiner weitgehenden Überflüssigkeit hinsichtlich seines Gründungsauftrages abzulenken. Hier bin ich, es gibt mich, jetzt müsst ihr mich auch bezahlen. Und die mutlose Demokratie lässt sich von solch immer zügelloserer Verselbständigung gängeln. Egal, wie negativ der Einfluss auf die Demokratie ist. Denn mit ihr hat es grad gar nichts mehr zu tun, wenn dieser öffentlich-rechtliche Rundfunk Hunderte von Millionen Euro in die Übertragungsrechte durch und durch korrupter Organisationen wie des olympischen Komitees oder der Fifa steckt, zur Unterstützung von Spielen, die inzwischen vornehmlich der Propaganda für pseudolupenreine Demokraten, sprich Despoten dient. Hier hat sich der Rundfunkzweck glatt ins Gegenteil verkehrt: er fördert Despotie statt Demokratie, Korruption statt Demokratie. Glaubt die Politik wirklich, das Publikum sei zu blöd, um das zu merken? Was denkt sich die abgeschirmte Eliteclique im Lande, wenn sie am Tag der Deutschen Einheit in Dresden ausgebuht wird (Tag der Deutschen Zerrissenheit, wie eine Zeitung notiert), merken sie nicht, dass da etwas nicht mehr stimmt, dass sie sich von Teilen der Bevölkerung abkapselt – auch mit solch hirnrissiger Gesetzgebung, die Demokraten zwingt, Korruption und despotische Regimes zu finanzieren (nebst Show- und Sportmillionären)? Merkt diese Eliteclique nicht, in welche Absurdität hinein dieser öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinem sozial unausgewogenen Finanzierungssysten gewachsen ist, in welch moralisch-demokratische Fragwürdigkeit?

03.10.2016 

Doch Die Stimme? meint : Findet die SZ doch die Stimme wieder, nachdem sie bisher ihrem Mäzen, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegenüber, vor allem vorbehaltlos Kreide geschluckt hat? Nun, mit Kritik trauen sie sich noch nicht so recht. Aber der Meinungsartikel von Katharina Riehl in der Wochenendausgabe zur Deutschen Einheit lässt immerhin auf eine gewaltige Irritation dem SZ-Mäzen gegenüber schliessen. Wenn auch die Einsicht noch fehlt, dass das neue Zwangsgebührensystem nach Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof sozial unausgewogen ist, einkommensschwache Haushalte weit überproportional belastet bei der Finanzierung des Gemeinschaftswerkes öffentlich-rechtlicher Rundfunk und die Reichen, je reicher sie sind, umso mehr entlastet - dies allein schon ein antidemokratischer Irrsinn. Den zu sehen traut sich die SZ nocht nicht, auch wenn sie sich neulich Gelassenheit verordnet hat. Frau Riehl immerhin wundert sich, zeigt sich irritiert über das neueste Kind des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes, für 45 Millionen Euro Youtube und Facebook zu unterstützen, halt Fehlinterpretation des Riehltextes, bei Youtube und Facebook ein 45-Millionen-Euro Programm für die Jungen einzustellen, von dem nicht sicher ist, ob die das überhaupt finden, jene Jungen, die mit dem Quotenprogramm längst von den öffentlich-rechtlichen verscheucht worden seien (wobei das Datenschutuzproblem mit Youtube und Facebook noch gar nicht angesprochen ist). Frau Riehl zitiert einen merkwürdigen Grundsatz, der sich im Denken der Öffentlich-Rechtlichen offenbar eingeschlichen hat, nachdem sie ja durch die Zwangsgebührenfinanzierung komfortabel dastehen: „Wenn alle zahlen, müssen wir für alle Programm anbieten“. Sie zitiert diesen Satz nicht weiter reflektiert mit der etwas nebulösen Begründung „es reifte aber auch die Erkenntnis“. In dem Satz steckt eine Bombe: damit gibt sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit dem neuen Finanzierungsmodell gleich eine neue Existenzbegründung. Er will jetzt Supermarkt sein und nicht mehr Notversorger; er verzichtet gleich vollkommen auf seine ursprüngliche Legitimation. Jetzt bin ich da, ihr habt mich zu finanzieren und ich muss deshalb für jeden Bedarf Artikel produzieren, ob die Konsumenten wollen oder nicht (Planerfüllung wie im Leerlauf der einstigen DDR). Dass diese Folge hanebüchen ist, kein Wort darüber bei Frau Riehl. Was hat denn das noch mit dem Grundauftrag zu tun. Hier verkehrt sich die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in ihr Gegenteil, sie verliert jeglichen Bezug zu ihrer Existenzbegründung. Frau Riehl spricht zwar im Hinblick auf diese Programminitivative von einer „simplen Sicht der Sender auf das Fernsehpublikum“; aber sie ermahnt sie nicht, sich auf ihren Grundauftrag zu besinnen. Dann würde nämlich die Diskussion in eine ganz andere Richtung laufen. Dann wäre die Frage, was braucht es überhaupt noch an Angebot dieser Sender, was heute nicht schon leicht zugänglich ist. Der Grundauftrag scheint sich durch das neue Gebührenmodell, das von einem Professor stammt, der Staatsrechtler sei, wie es immer wieder heisst, verflüchtigt zu haben; das Staatsrecht schlägt Kapriolen und zwingt mit diesem Modell, arme Schluckerhaushalte kriminelle Vereinigungen wie die Olympischen Spiele oder die Fifa zu finanzieren, das schlägt dem Fass den Boden aus. Erkenntnisse die noch nicht bis in den Schwarzen Turm an der Hultschiner Strasse gedrungen sind. Immerhin wird Frau Riehl dann doch deutlich, wenn sie schreibt, dass das neue Webangebot Funk in vielerlei Hinsicht „irre“ sei. Immerhin. Aber es ist alles noch irrer, wenn der Rundfunk nur noch irgendwas produziert, um zu produzieren, um das viel zu viele Geld, was er einnimmt, der KEF gegenüber als nötige Ausgaben deklarieren zu können. „Wenn alle zahlen, müssen wir für alle Programm anbieten“ - mit dieser Logik ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk definitiv zum Selbstzweck im Auftrag des Staates geworden.

02.10.2016 

Quizfrage & Mulkig VI und VII meint : Sind die vielen Fussgängerzonen-Piktogramme, die plötzlich allüberall auf den Viktualienmarkt-Pflastersteinen zu sehen sind, als hätte der Himmel sie ausgeschüttet, vom Weltall aus zu sehen und wenn ja, wie viele sind es? Sind diese Piktogramme allenfalls als Kommentar der Stadt München zu lesen zu den Keramikkreisen einer Künstlerin an der Brandmauer des Hotel Louis, die für eine explizite Politik der Inklusion stehen, dass der Begriff Inklusion allerdings ein gedoppelter sei im Sinne von Inklusions-Exklusion, indem die Stadt nämlich temporär oder chronisch Mobilitätseingeschränkte, die über keinen Behindertenausweis verfügen, aber auf automobile Hilfe angewiesen sind, aus den Monokultur-Intoleranz-Fussgänger-Zonen raushalten möchte mittels komplizierter bürokratischer Ausnahmeregelungen? München ist ulkig. München ist sowieso ulkig. Mulkig VI: Im Buch 2 ihrer Wochenendausgabe dröselt die SZ einige Paniken auf, die beim Münchner Amoklauf im OEZ stadtweit und mit vielen Verletzten, Blut und Scherben einhergeganen sind und weist mit ausgestrecktem Zeigefinger und mit Unschuldsmiene auf Twitter, titelt „Twitter-Panik. Wie aus dem Amoklauf von München ein 'Terror-Anschlag' wurde“. Viele Autoren haben sich damit beschäftigt. Und Twitter ist eindeutig schuld. Allerdings unterschlägt die SZ, dass der Nährboden, ohne den diese Paniken nie aufgekommen wäre, nicht bei Twitter zu suchen ist, sondern auch bei der SZ, die im Schwarm mit den anderen Medien seit der Terrorwelle in Frankreich den Hals nicht voll kriegen konnten mit ausgewalzten Berichterstattungen über den Terror und wie brandgefährlich er sei und dass solche Anschläge jederzeit bei uns auch stattfinden könnten. Sie haben die Erwartunghaltung dafür wie in einem Wettbewerb richtiggehend hochgeschaukelt. Und jetzt war es Twitter. Wie scheinheilig. SZ = ScheinheiligZeitung. Das ist doch echt Münchnerisch ulkig, mulkig. Mulkig VII handelt einmal mehr von den Widersprüchlichkeiten des Verkehrsversuches in der Sendlinger Strasse, der in Gang gesetzt wurde nach sturen Regeln und ohne dass einer sich je mit den Eigenheiten dieser Strasse befasst hätte, um eine massgeschneiderte Lösung zu finden. Erst haben die Grünen im Stadtrat gemosert, dass die Fussgänger die Zone nicht annehmen und nicht die Fahrbahn, die noch abgesenkt ist, erobern würden und haben deshalb Fussgängerzonen-Piktogramme anbringen lassen. Jetzt ist im Merkur vom Wochenede zu lesen, dass der Verkehrsversuch Anwohner und Geschäftsleute spalte, dass einige Geschäfte just darunter leiden, dass die Passanten in der Fahrbahnmitte gehen und nicht mehr an ihren (doch überwiegend kleinteiligen) Schaufenstern vorbei. Nun, hm, ulkig, was jetzt? Fahrbahn abgesenkt lassen und Piktogramme weg? Ist vielleicht inzwischen einem der Planer oder Stadträte aufgefallen, dass die Sendlinger Strasse grundlegend anders strukturiert ist als die Kaufinger Strasse und dass hier neue, kreative Lösungen gefordert sind, dass mit veralteten, monokulturhaft-intoleranten Fussgängerzonenkonzepten kein Blumentopf zu gewinnen ist?

01.10.2016 

München Hat meint : München hat Flair, unzweifelhaft, erst recht an so lauen Frühherbstabenden mit den Palmen in der Innenstadt und den flanierenden Touristen aus aller Welt. München hat Flair, wenn da dies und das nicht wär. Wenn da nicht dieser Hochofen an Mietpreisüberhitzungen wär. Nichts gegen eine Dritte Startbahn. Aber sie wird diesen Mietpreishochofen noch befeuern. Die Münchner sollten nur zustimmen, wenn gleichzeitig massiv zusätzliche Wohnbauprogramme aufgesetzt werden. Ansonsten hat München Flair. Auch als Kinostadt. Keiner muss auf die Hochsicherheitswiesen gehen. München lockt auch am ersten Oktoberwochenende mit jeder Menge attraktiver Filme. Aus Frankreich sind die sehenswerten „Frantz“, „Der Landarzt von Chaussey“, „Frühstück bei Monsieur Henri“ und „Mein ziemlich kleiner Freund“ zu Gast, aus Japan ist „Belladonna of Sadness“ im Programm. Für den Literaturfreund gibt es den feinen „Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft“. Die Freunde der Avantgardemalerei der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts sind bestens bedient bei „Peggy Guggenheim – Ein Leben für die Kunst“, der Filmfreund mit „Metropolis'“ oder mit „Rudolf Thome – Überall Blumen“. Ein Ethno-Echo zum Western kommt aus Neuseeland: „Mahana – Eine Maori-Sage“. Heftige Liebes- und Beziehungsdramen bieten „Julieta“ aus Spanien und „The Light between Oceans“, das am äussersten Zipfel Australiens spielt. Für Popkulturhighlights stehen „The Beatles: Eight Days a Week – The Touring Years“ und „The Music of Strangers: Yo-Yo Ma & the Silkroad Ensemble“. Hochspannung versprechen die Whisthlesblowerstory „Snowden“ und der Undercover-Thriller „The Infiltrator“, Nervenanspannung im Horrorgenre garantieren „Nerve“, „The Purge – Election Year“ und „Don't Breathe“, Nervenkitzel im Extremsport „The Fourth Phase“. Zum Lachen sind vorgesehen „Bad Moms“ und „Der Vollposten“, um die ernsthafte Kunst des Witzerzählens geht es in „Entertainment“. Einen unterhaltsamen Beitrag zur Erziehungsdiskussiuon liefert „Captain Fantastic: Einmal Wildnis und zurück“. „Toni Erdmann“ ist ein Must und ein Dauerbrenner. Für die Teens läuft immer noch „Smaragdgrün“, für die Kleinen sind es „Molly Monster“, „Die Winzlinge – Operation Zuckerdose“ oder „Mullewapp – Eine schöne Schweinerei“. Bann durch Krankheit bietet „Multiple Schicksale“ und Bann durch Magie „Die Unfassbaren 2“. Für den Preis einer Mass Bier auf dem Oktoberfest liegt allemal ein Kinoticket drin, meist noch ein Kaffee dazu – und der Schädel brummt einem nicht. München hat eben Flair.

30.09.2016 

Handy Words XXII meint : Menschen, die organisieren, sich kümmern, so die ganzen Sachen. Und hab in mein Läptop neigschaut. Und die müssen auch längere Öffnungszeiten haben. Wenn du nicht explizit nachfrägst, dann erzählt er gar nichts. Und hintenrum ignoriert er die. Bei mir zuhaus. Und hinter mir waren welche. Das ist Happy-Hour-Film. Na, tuasd du dir des Derbleggen anschauen? Hallo, bist du auf dem Weg nach Hause? Ob man das reduzieren oder absetzen kann. Kann ich gleich was bestellen, was empfiehlst du mir denn? Weiss ich nicht, du hast gesagt, ich soll hierher kommen, sonst wär ich nach Hause gefahren. Ich hab dir zu deinem Geburtstag geschrieben, aber ich glaub die sms ist nicht angekommen. Yapp. Empfang war ganz schlecht. Yoh, bis dann, tscha-au. Also nach einem Jahr kann man ja verlängern. Und dazu kommt noch folgendes. Ja, das hatte mir Kollege gesagt. Soll ich dir was mitbringen, ich hab auch Milch dabei. Gehts dir besser? Haja, haja, eigentlich is ned vui. Wenn ich das Medikament habe. Da brauchen Sie sich nichts denken, da können Sie vollkommen entspannen, das dauert meistens 6 Wochen. Und da haben die mir was geschrieben. Wen bewundern Sie mehr, die oder die? Es wär Quatsch, wenn die beiden, die nicht dazugehören, darauf liegen. Das ist aber nicht gut, das ist aber nicht gut. Hallo, also der 14., ist das ein Samstag oder ein Sonntag?

29.09.2016 

Mulkig V meint : München ist ulkig. München lässt die Verkehrsteilnehmer ineinanderrasseln. Mit widersprüchlichen Signalisierungen. Wer vom Fischbrunnen vorm Rathaus in Richtung Alten Peter schaut, findet auf dem Bereich der abgesenkten Fahrbah ein riesiges, graues Fahrradsymbol, fahrbahnausfüllend und links in Richtung Altes Rathaus mit einer weissen Sicherheitslinie abgegrenzt. Der von der Dienerstrasse einfahrende Radfahrer sieht dieses dominante Zeichen auf der Fahrbahn, den Kopf gesenkt und braust in Richtung Alten Peter links an der Hugendubel-Baustelle vorbei, drauf achtend, ob er irgendwo eine weitere weisse Abtrennungslinie für diesen Fahrradbereich findet. Findet er natürlich nicht. Dabei übersieht er allerdings hoch über seinem Kopf unter einem Erkerchen der Deutschen Bank linker Hand ein Fussgängerzonenzeichen. Dieses sieht möglicherweise der Fussgänger und fühlt sich im Recht, genau so wie der Radler. Und jeder gibt Gas auf seine Art. München ist ulkig und sucht ulkig den Crash. Auf dem Viktualienmarkt wiederum finden sich immer mehr dieser Piktogramme, die die Grünen auf den Fahrbahnen am Eingang des Verkehrsversuches Sendlinger Strasse haben anbringen lassen, siehe „Mulkig II“ vom 24. September 2016. Auf dem Viktualienmarkt sind jetzt viele solcher Piktogramme dort, wo gepflastert ist und weit und breit keine Fahrbahn zu finden. Hm, stutzt da der denkende Bürger, in was oder wen will die Stadt mich hier wieder reinrasseln lassen? Wozu diese Piktogramme? Für die Schützen als Zielscheibe? Für alle diejenigen, denen nicht auffällt, dass sie sich auf einem Marktplatz mit Marktständen befinden? München ist ulkig und gibt den Verkehrsteilnehmern lieber Rätsel auf statt klare Fussgängervorrangregelungen einzuführen ohne zeitliche Begrenzungen und Kleingeschriebenes mit verwirrenden Ausnahmen auf Seitentafeln beispielsweise, das wäre einfach zu simpel – und würde womöglich die Schandis arbeitlos machen. Man muss an alles denken. München ist eh ulkig. Da versauen sie sich aus Sicherheitshysterie das Oktoberfest, beweisen mit dem Hochsicherheitszaun, wie gefährlich das Fest wirklich ist, so dass den Leuten auch nach zwölf Tagen noch mulmig wird auf der Wiesen und die SZ panikartig die Gelassenheit ausruft und jetzt wundern sie sich, dass der Stuttgarter Wasen plötzlich das grösste Bierfest der Welt ist. Mei, san die Münchner ulkig. Die Münchner sind jetzt für die dritte Startbahn, weil da können sie dann ganz viele Piktogramme aufmalen und die Verkehrsteilnehmer verwirren und ineinanderrasseln lassen. Das wird zünftig. Mei, san die Münchner ulkig. Die Münchner wollen nächstes Jahr die Wiesen ausfallen lassen, weil nur dann gibt es hundertprozentige Sicherheit und vor allem gibt es dann genügend Platz für viele, viele Piktogramme, die auch vom Luftverkehr und von den Drohnen aus gesehen werden können. Da können sie den Münchner Verkehrszeichenjuxpark errichten – viel lustiger als Wiesen – und Münchnerischer dazu.

28.09.2016 

Deutsche Wank Bank Schwank meint : Die Deutsche Bank wankt. Deutsche Wank Bank. Der Schwank von der Deutschen Bank. Die waren einsten im Gloldrausch, glaubten an eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent. Ackermann, hiess der Zauberer. Alle glaubten zu gerne daran an diese wunderbare Geldvermehrung ohne einen Finger zu rühren. (Wobei ein Kreditzinssatz von 25 Prozent auch damals als Wucher galt). Kein Mensch zweifelte an der Seriosität dieser Gewinnziele, schon gar nicht die Wirtschaftswissenschaftler oder – journalisten. Alles schien möglich. Einwände, Zweifel wurden in die Peanutklasse verwiesen. Kollektiver Goldrausch. Man verehrte die grossen Schwindler an der Spitze. Des Kaisers neuen Kleider wurde gespielt. Alles ging in die Knie vor solchen Wundermenschen. Nachhaltig daran war nur der Bluff, der Schwindel. Der Oberschwindler über alle Berge. Nicht haftbar zu machen. Hat sich mit Säcken voller Gold aus dem Staub gemacht. Moderne Märchen, moderne Schwänke. Schlitzohriges Bauerntheater. Das sich aber in den Wirtschaftsteilen der Medien als salonfähig erwies. Massgeschneiderte Anzüge, feine Schuhe und Luxuslimousinen waren der Beweis für die Glaubwürdigkeit. Kleider machen Leute. Jetzt wankt die Deutsche Bank. Ihr Kurs saust ins Bodenlose. Die Stunde der Wahrheit naht. Sie steht da als kleine Erdnussbank. Das Victory-Zeichen kann nur noch gelesen werden als Pfeil nach unten ohne Ausweg. Weil alles Schwindel war. Luftschlösser nach dem Gusto des glotzäugigen, bereitwillig gläubigen Publico gebaut, herbeigezaubert. Hoffentlich reisst sie nicht zu viele andere mit in den Untergang; denn Staatshilfen, das haben wir noch nie gebraucht. Vielleicht Sterbehilfe für einen würdigen Exitus?

27.09.2016 

Aleppo Blutet meint : Aleppo blutet. Wir müssen das Oktoberfest auf Touren bringen. Aleppo blutet. Wir können jetzt grad keine schlechten Nachrichten vertragen. Aleppo blutet. Mei, es gibt so viel Scheisse auf der Welt. Aleppo blutet. Wir müssen nett sein zum Russen. Aleppo blutet. Wir sind Putinversteher. Aleppo blutet. Wir müssen den Zwangsgebührenfunk retten. Aleppo blutet. Unsere Rüstungsindustrie will auch leben. Aleppo blutet. Wir müssen Europas Grenzen dicht machen. Aleppo blutet. Da haben wir jetzt einfach keinen Nerv für. Aleppo blutet. Des interessiad mi ned. Aleppo blutet. I kann mich nicht um alles kümmern. Aleppo blutet. Bei uns ist auch nicht alles bestens. Aleppo blutet. Der Bierumsatz sinkt. Aleppo blutet. Die Entwicklung in der Türkei ist auch beschissen. Aleppo blutet. Lasst uns diese schönen Herbsttage geniessen. Aleppo blutet. Zum Glück berichten die Zeitungen nicht so gross darüber. Aleppo blutet. Und wer hilft der Ukraine? Aleppo blutet. Das ist kein Quotenbringer. Aleppo blutet. Die Leute sind mit Terror übersättigt. Aleppo blutet. Wo liegt das nochmal? Aleppo blutet. Was ist denn mit den Grossmächten? Aleppo blutet. Und die Welt schaut ohnmächtig zu. Aleppo blutet. Soll keiner sagen, er hat es nicht mitgekriegt. Aleppo blutet. Diese einst schöne und stolze und traditionsreiche und friedliche Stadt. Aleppo blutet. Kennen Sie das Hotel Baron? Aleppo blutet. Ein Trümmerhaufen. Aleppo blutet. Der Nahe Osten könnte das Paradies auf Erden sein. Aleppo blutet. Aleppo blutet. Was spielt Israel in dem Konflikt für eine Rolle? Aleppo blutet. Die Zeit heilt die Wunden. Aleppo blutet. Wir stecken eine Kerze an. Aleppo blutet. Wann hört das endlich auf? Aleppo blutet. Und Draghi bläst den Euro auf. Aleppo blutet. Unser Mitgefühl gilt Brangelina. Aleppo blutet. Und ein jeder kocht sein Süppchen. Aleppo blutet. Gibts denn keine Obergrenze für Konflikte? Aleppo blutet. Wir können nicht noch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Aleppo blutet. Ich kanns nicht mitansehen. Aleppo blutet. Bin mit meiner Altersversorgung beschäftigt. Aleppo blutet. Wir haben gerade ein paar Fussgängerzonenprobleme. Aleppo blutet. Sorry, unsere Promis müssen sich für die Wiesen einsetzen. Aleppo blutet. Wir müssen die Deutsche Bank retten. Aleppo blutet. Das ist nicht gut für den Tourismus. Aleppo blutet. Kann denn keiner was tun? Aleppo blutet. Wir werden den mutigen Helfern einen Preis verleihen. Aleppo blutet. Wir veruteilen das aufs Schärfste. Aleppo blutet. Wir werfen Assad Barbarei vor. Aleppo blutet. Wir können Russland nicht auf die Füsse treten. Aleppo blutet. Damit kann sich kein Politiker profilieren. Aleppo blutet. Ich muss den amerikanischen Wahlkampf verfolgen. Aleppo blutet. Wir haben noch nicht mal die Nazizeit aufgearbeitet. Aleppo blutet. Pssst, ich will Nachrichten hören. Aleppo blutet. Ich lass mir doch nicht meine SchönheitsOP vermiesen. Aleppo blutet. Soll ich mir Vorwürfe machen? Aleppo blutet. Lass mich die Fernsehwerbung schauen. Aleppo blutet. Wo ist der liebe Gott abgeblieben? Aleppo blutet. Ich zapp zu einem Heile-Welt-Programm. Aleppo blutet. Werden die Täter eines Tages zur Rechenschaft gezogen? Aleppo blutet. Gibts dazu eine App? Aleppo blutet. Kann niemand die Blutung stillen? Aleppo blutet. Und blutet. Und blutet. Und blutet. Und blutet. Und blutet.

26.09.2016 

Schafft Die Gebühren Ab! meint : Am 19. 6. 2008 schrieb Claudius Seidl in der FAZ „Schafft die Gebühren ab! Das öffentlich-rechtliche System war einst von enormer erzieherischer Wirkung. Das Land ist aber erwachsen geworden, mit Radio und Fernsehen sollte es doch auch so weit sein. Anstalten des öffentlichen Rechts: Ihr seid alt genug, euer Geld selber zu verdienen.“ Damals gab es noch die GEZ und deren umstrittenen bis verruchten Gebühreneinzugsmethoden. Heute gibt es die sozial unausgewogene Haushaltzwangsabgabe nach Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof und der Gebührenhaufen ist deutlich grösser geworden. Durch eine Äusserung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer hat die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seine Daseinsberechtigung wieder Fahrt aufgenommen (man solle ZDF und ARD zusammenlegen). Letztes Wochenende gab es in der FAS eine Analyse von Justus Haucap mit dem Vorschlag der Privatisierung. Jetzt am Wochenende setzt Claudius Seidl mit einem Votum in der FAS nach: „Kriminelle Energie – Darf man in diesen Zeiten die Öffentlich-Rechtlichen kritisieren?“. Und er kommt nach ein bisschen Textgeschwurbel – nicht mehr ganz so keck und klar wie noch vor 8 Jahren - zu einer eindeutig positiven Antwort, allein schon, weil „ins allgemeine Bewusstsein die Erkenntnis rückt, wie viel kriminelle Energie nötig ist, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele auszurichten, müssten unsere Anstalten, die das mitfinanzieren, noch viel stärker unter Druck geraten.“ Solche Dinge traut sich in Claudius Seidls Milieu kaum einer auszudrücken, besonders das Feuilleton oder die Medienseite der SZ nicht; die macht sich bei diesem Thema total lächerlich, vertritt die Position, dass Seehofers Vorschlag, der ja noch bescheiden ist, reiner Populismus sei, sie schreit also mit der Masse der Verpfründeten, denn sie, die Angeschlagene und wer weiss, vielleicht schon Angezählte?, erhält täglich eine Subventionsspritze von den Öffentlich-Rechtlichen im Umfang von Tausenden von Euro für viertelseitige Annoncen. Aber wie zurückhaltend Seidl im Vergleich zu vor 8 Jahren formuliert, zeigt auch, wie heiß das Thema geworden ist, wie vergiftet die Diskussion, was just belegt, dass es eben bei dem 8 Milliarden-Gebührenhaufen faktisch nur noch um Pfründen und Seilschaften geht, die nichts mehr mit dem Grundauftrag zu tun haben, oder wie Seidl schreibt, dass der Daseinszweck dieser Öffentlich-Rechtlichen in folgendem bestehe: „Sie sind vor allem dazu da, sich selbst zu reproduzieren“. Diesen gesellschaftlich irrelevanten Selbstzweck zu finanzieren, werden die Haushalte mit einer einheitlichen Zwangssteuer zur Kasse gebeten, je einkommensschwacher der Haushalt, desto grösser die Anstrengung, das Geld aufzubringen. In einer Demokratie ist das ein unhaltbarer Zustand.

25.09.2016 

Mulkig III + IV meint : Mulk III + IV Sonntag, 25. September 2016 Mulk.@III.de MULKIG III. Münchnerisch-ulkig ist auch die SZ. Jetzt ruft sie im Titel der Wochenendausgabe die „Gelassene Gesellschaft“ aus. Ulkig. Ulkig. Just nachdem diese SZ ganz ungelassen ein halbes Jahr lang ihre immer skeptischer werdenden Leser mit Tonnen von Druckerschwärze über den Terror terrorisiert hat. Jetzt wundert sie sich, dass beim Oktoberfest die Besucher aus bleiben und will dem mit Gelassenheit begegnen. Gelassenheit kann übrigens auch heissen: die Münchner bleiben gelassen zuhause, dass der Staat ihnen beim Besuch eines Festes in die Taschen und Rücksäcke guckt oder Rucksäcke gar verbietet, das brauchen sie nicht. Man kann gelassen zu Hause bleiben. Gelassenheit kann auch sein, in den Schlagzeilen einer Zeitung Potentaten ganz cool als das bezeichnen was sie sind, fett gedruckt nicht mehr Präsident Putin, sondern Potentat Puten, Potentat Erdogan, Völkerrechtsverbrecher Assad. Das wäre cool. Das hiesse, wir sind eine gelassene Gesellschaft; wir haben keinen Schiss vor Schandtätern und Demokratieaushöhlern, wir können das Maul vor Potentaten aufmachen, wir zeigen keinen falschen Respekt vor solchen. Wir haben keine Angst vor deren Pikiertheit. Die machen sich nur lächerlich mit ihrem Gebaren. Gelassenheit war jedoch nicht die Reaktion der SZ auf den Terror. Sie hat Panik geschoben. Und sie schiebt Panik, dass Wähler zur AfD laufen könnten, sie übernimmt die Panik der etablierten Parteien, die um den kleiner werdenden Pfründenkuchen aus dem beachtlichen demokratischen Parteienbudget bangen. Die SZ ist halt münchnerisch-ulkig. Wenn sie es für opportun hält, ist sie nicht gelassen, wenn nicht, dann ruft sie für ein Wochende die Gelassenheit aus. Ulkig. Mulkig. MULKIG IV. München ist auch ohne SZ ulkig. Es geht mit den Verkehrszeichen ulkig um, mit den Fussgängern. München hat Piktogramme an den Eingängen zum Verkehrsversuch Sendlinger Strasse auf dem Pflaster und den Teer aufgemalt. Damit verbunden sei die Aufforderung an die Fussgänger, doch bitte auf der Fahrbahn zu gehen, weil die Grünen im Rathaus das so wollen. Der gelehrige, obrigkeitsfolgsame Fussgäner entdeckt nun so ein Piktogramm dort, wo das Rosenthal und die Prälat-Zistl-Strasse in den Viktualienmarkt münden. Dieser gelehrige, denkende Fussgänger hält sich also an die Grünen-Order und geht mitten auf der Fahrban. Bei dichtem Betrieb am zweiten Oktoberfestsamstagnachmittag will ihn eine Radfahrerin schier anfahren. Er empfiehlt ihr freundlich, sie könne doch absteigen, darauf bellt sie rechthaberisch zurück, nein, das müsse sie nicht und fährt trotzig weiter. Der folgsame Fussgänger geht irritiert ein Stück zurück, will sich versichern, dass er das Piktogramm doch gesehen und verstanden haben – und entdeckt auf übervollen, seitlichen Texttafeln tatsächlich die Erlaubnis für die Radfahrer - im Widerspruch zur Aussage des Piktogramms auf dem Boden. München ist eben ulkig. Und jagt die Fussgänger das ganze Jahr über mit sich ausschliessenden Verkehrszeichen in den April. München ist zu ulkig, sich vorstellen zu können, dass es eine Fussgängervorrang-Regelung geben könnte. Einspruch! Es gibt Waldwege am Rande von München, die eindeutig einen solchen Vorrang mit Verkehrszeichen festschreiben – es ginge also. Aber München ist eben ulkig. Mulkig. 479 Wörter, 3285 Zeichen

24.09.2016 

Mulkig II meint : München ist ulkig. Again. Nach schweren Geburtswehen ist im Juli endlich der „Verkehrsversuch“ (also nicht: Fussgängerzonenversuch!) Sendlinger-Strasse gestartet worden. Diese Geburtswehen waren zu erklären damit, dass die Planer übersehen hatten, dass dieses Strassenstück mitten in einem quirligen, kleinteiligen Stadtviertel liegt mit Hunderten von Anwohnern, mit Arztpraxen und kleinen Handwerksbetrieben, mit Innenhöfen und Hinterhöfen und Autogaragen. Mit Hängen und Würgen lässt sich der Versuch inzwischen doch recht vielversprechend an, wobei in der Praxis von einer reinen Fussgängerzone nicht gesprochen werden kann, alle zehn Minuten passiert mindestens ein Auto, eine recht hohe Radlerfrequenz von 80 – 100 pro Stunde kann beobachtet werden, die Rollstuhlfahrer haben das Strassenstück entdeckt, ab und an eine Rikscha, Jogger, Segways, Kinderwägen, vereinzelt ein Motorradfahrer, eine Taxe (die trauen sich inzwischen auch eher mal ohne Ausnahmegenehmigung, wenn ein Anwohner aus dem Spital kommt oder ein Patient aus einer Arztpraxis, denn der Vorwurf unterlassener Hilfeleistung wiegt schwerer als das verbotene Befahren eines leeren Strassenstückes); man sieht Anwohner auf den Stühlen sitzen oder auch Ladenpersonal in der Pause die Beine strecken, sogar Kinder tauchen auf, Skateboardfahrer; und grosso modo kommen sie alle friedlich miteinander aus. In diesem Text soll es auch gar nicht um die Nebenwirkungen auf die umliegenden Strassen gehen (dass beispielsweise Radfahrer jetzt lieber durch die Sendlinger Strasse stadtauswärts fahren als über den Oberanger, weil dort die Radspur andauernd von Anlieferfahrzeugen für die Sendlinger Strasse blockiert ist und die Fahrt also halsbrecherisch wird). Aber all das sehen offenbar ein paar Stadträte nicht (Gülseren Demirel, Herbert Danner, Anna Hanusch, Jutta Koller, Sabine Krieger, Oswald Utz, Mitglieder des Stadtrates). Die haben stur eine Fussgängerzone wie die Kaufinger Strasse im Kopf. Die stören sich daran, dass die Fussgänger nicht mitten auf der Strasse gehen. Das ist schon ulkig genug. Und sicher für manche ärgerlich, wenn Fussgänger sich nicht an Parteiprogramme halten. Die Stadt hat prompt reagiert auf ihre Anfrage als Fraktion Die Grünen-rosa liste, die mit der Bitte um bessere Kennzeichnung verbunden war. Jetzt sind am nördlichen und am südlichen Eingang der Verkehrsversuchsstrecke auf den Boden weiße Rechteecke gemalt mit zwei weissen Figürchen auf blauem Rundgrund (Piktogramme); im Südeingang sind die schon allein durch die Pflastersteine verzogen (und wirken bereits leicht abgefahren so, als bedeute der Hinweis: Achtung: hier werden Fussgänger überfahren!), im Nordeingang schon nach einem Tag mit den ersten Verletzungen versehen, und drunter steht das Wort „Zone“. Wir wohnen jetzt in der Zone. Es wird einem ganz nostalgisch. Das sieht kurios und weltverloren zugleich aus, wirkt merkwürdig abweisend und gefährlich und wiegt ausserdem den Fussgänger in falscher Sicherheit, weil es eben keine reine Fussgängerzone ist, denn faktisch muss er alle zehn Minuten mit einem Auto rechnen, pro Minute begegnet er im Durchschnitt mehr als einem Radfahrer. --- Wir wollen die Welt so markieren, wie wir sie gerne hätten, auch wenn sie anders ist und sich nicht nach unseren Vorschriften richtet. Münchner Politik in der Blase. Mulkig.

23.09.2016 

Mulkig meint : München ist ulkig. Es baut den Radfahrern breite Schneisen aus den Vororten in die City hinein. Das bedeutet: Radfahrer willkommen! Sie sollen die Strassen von Autos und den überfüllten öffentlichen Verkehr von Passagieren entlasten. Aber kaum sind die Radfahrer in der City angekommen, da sind sie nicht mehr willkommen, da heissen sie Radl-Rambos und werden von Radl-Sheriffs wie von Wegelagerern abkassiert. Die Stadt will die Zahl der Kontrolleure verdoppeln, schreibt die tz heute gross und rot. Kleiner drüber schreibt sie: „Schon 4000 Verstösse heuer!“. Das ist unpräzise. Das sind die geahndeten Verstösse. Wie viele Radfahrer tagtäglich ungeahndet und nicht rambomässig unterwegs sind, das interessiert keinen. Da kommen ganz andere Zahlen zustande, die zeigen, dass wohl die Idee mit dem Radl-Sheriffs etwas kurzschlüssig sein dürfte. Häufige, stundenweise Beobachtungen in der neuen Fussgängerzone Sendlinger-Strasse haben ergeben, dass pro Stunde zwischen 80 und über 110 Radlern unterwegs sind, weit über 90 Prozent davon nicht als Rambos und ohne Konfliktsituationen mit den Fussgängern. 12 Stunden täglich ist hier Radfahren verboten, von 09.00 bis 21.00 Uhr. Das macht an einem einzigen Tag in 12 Stunden weit über 1000 Verstösse (das dürfte in etwa der Menschenmenge von zwei vollen U-Bahn-Zügen entsprechen) - und das allein in dem Stück zwischen Sendlinger Tor und Hackenstrasse. Hochgerechnet auf die zwei Monate Verkehrsversuch sind das weit über 50'000 Verstösse. Die Zahlen des KVR sind irreführend, haben mit der praktizierten Realität auf der Strasse nichts zu tun. Wobei klar ist: es gibt immer wieder Probleme mit den Radlern. Das sollte analysiert werden. Das macht aber bei der Stadt keiner. Keiner überlegt sich, ob es denn so geschickt sei, den Begriff Fussgängerzone zweizuteilen, von 21.00 bis 09.00 Uhr als Fussgänger- und Radlerzone und von 09.00 bis 21.00 Uhr als „reine“ Fussgängerzone (was die Sendlinger Strasse sowieso nie ist mit im Durchschnitt mindestens 5 – 8 erlaubter Autos pro Stunde). Wer schaut denn immer auf die Uhr. Auch für die Fussgänger ist das irritierend. Sie wissen nicht genau, ob sie jetzt mit Radfahrern rechnen müssen oder nicht. Solche rechtlichen, zeitabhängigen Doppelsituationen stiften Verwirrung und Grauzonen. Zwei Möglichkeiten dazu wären zu überlegen: entweder eine markante Signalisierung mit Blinklicht oder dergleichen an den Eingängen zu den Fussgängerzonen, ob aktuell Radfahren erlaubt ist oder nicht. Oder, das könnte in der Sendlinger Strasse probehalber getestet werden, da die Stadt ausdrücklich von einem Verkehrsversuch spricht, dieses Stück rund um die Uhr als Fussgänger-Vorrangzone auszuweisen. Das würde den Radfahrern rund um die Uhr das Fahren erlauben und dafür die Verantwortung aufbürden. Nach der jetzigen Regelung machen sie tagsüber, wenn sie durchfahren, eh schon etwas Verbotenes, also kommt es auch nicht darauf an, ob sie nun Rücksicht auf die Fussgänger nehmen oder nicht. Das wäre für München eine einmalige Chance, einen Versuch weg von Law-and-Order in Richtung einer modernen, toleranten Verkehrsgesellschaft zu wagen. Bei dem Versuch sollten allerdings rund um die Uhr Verkehrkontrolleure anwesend sein und allfällige Rambos auf ihr Rücksichtsgebot aufmerksam machen. Das würde sich garantiert positiv auch auf die viel kritischeren Radschneisen am Marienplatz und am Viktualienmarkt auswirken. Einen Versuch wäre es wert. Es geht doch darum, den Ärger zwischen den Verkehrsteilnehmern zu reduzieren und nicht darum, ein Geschäft für den Stadtsäckel daraus zu machen.

22.09.2016 

Heile Welt meint : „Städtischer Beamter als Callboy“ - „Neuer Abschiebekrimi“ - „Siebenschläfer legt Zoo lahm“ - „Bahamas – Geldversteck der Millionäre“, das sind die Schlagzeilen an den vier häufigsten Zeitungskästen der Stadt. Glücklich die Stadt, die keine grösseren Probleme hat. Merkwürdig, haben die grossen Verbrechen und Katastrophen auf der Welt eine Pause eingelegt? Halten die jämmerlichen Potentaten Assad, Erdogan, Putin und Komplizen in ihren verbrecherischen Aktionen inne? Lesbos? Waffenstillstand in Syrien? Ukraine? Meinungsfreiheit in der Türkei? Flüchtlinge im Mittelmeer? Terrorgefahr? Terroristen unter uns? Sind die alle im Urlaub? Oder gibt es nicht viel irdischere Gründe, die Welt mal nicht ganz so schlimm zu schildern, nachdem die Medien monatelang das Terrorsüppchen haben hochkochen lassen, so hoch, dass den Leuten die Lust an der Wiesen vergangen ist, dass der Bierumsatz in den Keller gesaust ist, dass es Stornierungen en masse gegeben hat, dass keine Festlaune aufgekommen will, (auch wegen dem miesen Wetter)? Kann es sein, dass im Hintergrund heftig agiert worden ist, dass die Brauer sich bei den Medien beschwert und diese inständig gebeten haben, die Welt doch etwas freundlicher zu zeichnen als in den vergangenen Monaten, denn München braucht den Bierumsatz, braucht die Rekordzahlen an Bierleichen, braucht die Urinschwaden im Dunstkreis des Festes, der Hochsicherheitswiesen. Allein dieser Begriff ist ein Abturner. Es haben zwar diverse Promis schon tapfer lang geübte Lächeln in die Kameras gehalten – weil diverse andere Promis nicht da waren. So richten sich die Medien nach dem Wind und wundern sich, wenn das Vertrauen auch in sie und nicht nur in die etablierten Parteien schwindet. Denn immer gibt es einen Sachzwang, die Welt so oder so darzustellen. Mal leidet der Waffenexport, mal ist es nicht opportun über etwas gross zu berichten, weil irgendwelche Pfründen gefährdet sind, mal ist es gut, Angst zu verbreiten, damit die Politik die Kontrolle über die Bürger vestärken kann, mal ist es nicht opportun, weil die mit den Medien verbandelten, etablierten Paretien leiden könnten oder wegen dem Bierabsatz und der Festlauner. Die gebeutelten Medien, die selbst nicht mehr ein noch aus noch wo lang wissen. Heute machen wir jedenfalls einen auf heile Welt, heut' ist das opportun. Denn jetzt scheint die Sonne und die Konflikte sind doch fern. Dumm nur, dass ein paar Schläfer nicht vergessen haben, wie leicht man mit Dreinstechen und Bomben hier zum Medienhelden werden kann. So eine Einsicht ist nicht so leicht wieder aus der Welt zu schaffen. Die heutigen Schlagzeilen sind ein eher nicht gelungener Versuch.

21.09.2016 

Megaburner XXXIV meint : Bombay Hengst. Dieser Betrieb arbeitet ohne Gewinn. Das war nicht beabsichtigt, das ist uns so passiert. Danke für Ihr Trinkgeld. Bin sofort zurück! Bereich wird 24h viedoüberwacht. Per Boten und mit Zeugen. Verwarnung mit Zahlungsaufforderung. Open please one bit. Sprechstelle. Fenster in Vorbereitung. Zug bleibt stehen. Einkaufswagen blockiert beim Verlassen des Gebäudes. Vorstellung in Anwesenheit des Regisseurs mit anschliessendem Publikumsgespräch. Wir suchen Nachwuchs! Sonderparken. Wasserbecken in der Fahrspur können durchfahren werden. Sehr geehrte Besucher, das Feuerwehrmuseum ist heute leider geschlossen. Zeitungen bitte hier am Kartenvorverkauf bezahlen. Wenn Sie klingeln, kommen wir sofort. Ich habe entliehene Requisiten nicht mehr zurückgegeben; aus heutiger Sicht würde ich das nicht mehr machen. Zugangscode bestätigt. Schlüssel gefunden, bitte beim Kiosk abholen. Zur Wiesnzeit KEIN Einlass im Dirndl oder Lederhosen. DANKE! Come in – we're Closed. Das Flughafengelände ist Privatgrund. !!!Wichtig!!! Staubintensive Arbeiten sind bei der BRANDWACHE anzumelden. Tel 0176/414 58276. Bekleben der RAS verboten. !!!WICHTIG!!! Vor Sonne und Hitze schützen. Aufnahme- und Rückführungsreinrichtung. Krippentoilette (nur für Krippenpersonal). Wichtiger Hinweis! Liebe Besucherinnen und Besucher, wir möchen Sie darauf hinweisen, dass die Bilder teilweise für Kinderaugen nicht geeignet sind. Verehrte Fahrgäste, aufgrund eines Handlaufschadens bleibt die Fahrtreppe voraussichtlich mit 16. 10. ausser Betrieb. CUR ANX IOUS. Wegen einer Veranstaltung kommt es zu erheblichen Verzögerungen. Dieser Standplatz wurde aufgelöst.

20.09.2016 

Wir Würden Wenn Wir Hätten meint : Wir würden das schaffen. Wir würden das nach wie vor schaffen. Wenn uns der Preis nicht zu hoch wäre, der Preis schleichenden Machtverlustes. Da zeigen wir einmal eine menschliche Regung, lassen uns einmal nicht von Sachzwängen leiten, machen Tür und Tor einmal weit auf. Und schon hauen die Wähler uns das um die Ohren. Klar, wenn, wenn, wenn wir besser vorbereitet gewesen wären. Wenn uns nicht Fehler aus der Vergangenheit eingeholt hätten. Aber die haben wir damals ja schon gemacht aus Angst vor Machtverlust. Und glaubt ja nicht, die würden wir nicht wieder machen. Gerade jetzt. Unsere Hoffnung besteht darin, dass die fatalen Folgen unserer jetzigen Politik uns nicht mehr zu Amtszeiten einholen. Wenn ich an die Renten denke oder die Mietgesetzgebung oder den Rüstungsunsinn. Was ich allein mit der leichtsinnigen Mütterrente für die Zukunft verspielt habe. Nach mir die Sintflut. Wir machen Politik von Tag zu Tag. Von Umfrage zu Umfrage. Von Wahl zu Wahl. Wir sind keine Philosophen. Wir müssten dringend den Staatshaushalt eindämmen, um Schulden abzubauen. Leider ist es für uns bequemer ohne. Wir versauen richtig viel Zeit mit der Herstellung von Gesetzen, die nur Partikularinteressen nützen und gegen das Allgemeinwohl sind, weil wir den Apparat und die Lobbies dazu haben, statt dass wir unser Land fit für die Zukunft und gleichzeitg menschlicher machen. Wir beschliessen jedoch massenhaft Gesetze, die die Gesellschaft ungerechter machen. Immerhin müssen Sie zugeben, dass wir von all den Sinnlosaktivitäten im Gesetzgebungsapparat nie behauptet haben, es zu schaffen, wir haben auch nie behauptet, die Verhinderung von Altersarmut ganzer Bevölkerungsschichten zu schaffen, Generationengerechtigkeit zu schaffen, den Generationenvertrag generationenverträglich zu justieren, das haben wir nie behauptet. Gut, wir haben schon geschaut, dass wir Politiker wenigstens gut versorgt sind und haben die Diätenerhöhungen automatisiert, damit keiner mehr sich aufregen braucht, wir haben schon geschaut, dass wir in ein privates Alten- oder Pflegeheim kommen können. Wir wissen schon, was vorausschauendes Handeln heisst. Aber es ist eben ein Unterschied, ob wir das für uns selbst machen, oder ob wir einem Wähler klar machen müssen, dass er heute Einschränkungen in Kauf nehmen muss, wenn er im Alter nicht darben will. Und sicher ist es ungeschickt, den rückwärtsgewandten Konjunktiv zu unserem Schaffensmotto in die Politik einzuführen. Mit rückwärtsgewandtem Konjunktiv ist nicht zu punkten. Sorry, ist mir halt so raugerutscht.

19.09.2016 

Po Pul meint : Die SZ hat den Vorschlag von Ministerpräsident Horst Seehofer, ARD und ZDF zusammenzulegen, leichtfertig als populistisch abgetan. Dem setzt die FAS jetzt unter „Analyse“ einen Text von Justus Haucap, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, entgegen. Er stellt die Legitimation der Finanzierung vieler Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes über Zwangsgebühren in Frage. Er bedankt sich sogar ausdrücklich bei Ministerpräsident Seehofer für den Vorschlag, denn es besteht Reformbedarf und der Vorschlag kann so eine Diskussion, von der die SZ so grad gar nichts wissen will, in Gang setzen. Haucap stellt fest, dass in keinem anderen Land der Welt der öffentlich-rechtliche Rundfunk so gross ist wie in Deutschland mit einem Finanzbedarf um die 8 Milliarden Euro pro Jahr, Tendenz steigend. Er stellt die Frage, ob dieser öffentlich-rechtliche Rundfunk kleiner dimensioniert nicht auch seine Funktion erfüllen könne, erst recht angesichts der heutigen Medien- und Informationsvielfalt und der rapiden Veränderung des Mediennutzungsverhaltens. Er stellt auch fest, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf die Vermehrung privater Angebote nicht mit einer Reduktion seiner Programme antworte (was bestimmt im Sinne seiner Erfinder wäre), sondern just im Gegenteil mit einer Ausweitung. Haucap stellt ein merkwürdiges Konkurrenzverhalten der Öffentlich-Rechtlichen zu den Privatanbietern fest, dass jene sogar Inhalte, die diese eventuell kaufen könnten, amerikanische Serien beispielsweise, aufkaufe, damit die Privaten leer ausgegehen, ein bemerkenswerter Vorgang, der nun grad gar nichts mit dem Grundauftrag der Öffentlich-Rechtlichen zu tun hat, der weit über das Ziel hinausschiesst, dass nämlich „mit den nahezu unerschöpflichen Ressourcen aus unseren Zwangsabgaben“ der Markt leergekauft werde. Haucap stellt fest, dass die Zeit für Reformen reif sei. Er kommt zum Schluss, dass die Öffentlich-Rechtlichen weitgehend privatisiert werden könnten und dass aus den Privatisierungserträgen ein Fonds gegründet werden soll, mit dessen Mitteln sicherzustellen sei, dass „ein gesellschaftlich bedeutsames Programmangebot“ erhalten bleibe. Es geht auch darum, den Zwangsgebührenzahler zu entlasten, wobei Haucap auf den Punkt noch gar nicht eingeht, dass dieses Zwangsgebührensystem nach Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof sozial unausgewogen ist, eine Strafe für einkommensschwache Haushalte und ein Bonbon für die Reichen, was garantiert nicht im Sinne einer gerechten Gesellschaft ist. Je kleiner allerdings die Gebühr, desto kleiner wird auch die Ungerechtigkeit. Die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk muss kommen, sicher wird sie schwierig, das sieht man am dilettantischen Verhalten der SZ, was aber nicht verwundert, da sie selbst verpfründet ist mit dem öffentlich-rechtlichen Zwangsfunk mittels täglicher Annoncen. Das ist verhängnisvoll für eine Diskussion. Aber auch für die Qualität einer Zeitung.

19.09.2016 

Local Heroes Passau meint : Local Heroes, Passau, das bedeutet, BARBARA DORSCH gewährt Einblick in ihre musikalische Wunderwerkstatt. Hier werden Talente entdeckt und gefördert von der Frühförderung über Inklusionsarbeit und den Stupser ans Elitekonservatorium bis zur genüsslichen Rundung gepflegten Seniorenvortrages. Woanders heisst so eine Veranstaltung „Vortragsübung“, bei der Dorsch im Café Museum in Passau wird sie zum Ereignis, zum Event wie gestern Abend erneut geschehen. Eröffnet wurde das runde, intensive Programm nach einer skurrilen Dorsch-Vorbemerkung zum Thema Emser Pastillen von DOMINIK HOBELSBERGER. Er hat die Ruhe weg – das überträgt sich - mit seinen Zaubertericks und der wunderbaren Geldvermehrung, denn ein Cache will sauber vorbereitet sein. Anschliessend trug er selbst verfasste Spottlieder auf allgegenwärtige TV-Promis vor – man muss sich ja nicht alles bieten lassen. FRANZSKA BUMBERGER ist die jüngste, hat erst zehn Klavierstunden hinter sich, lässt aber das Häschen schon so munter über die Tasten hoppeln, als sei der erste Frühlingstag. So weit waren die beiden nächsten Solisten vor einem Jahr. JOSEPH FEICHTINGER lässt „Alle meine Entlein“ inzwischen sauber zweistimmig erklingen und MAX HOCHLEITNER greift zusammen mit der Dorsch vierhändig mächtig konzertant einen Walzer in die Tasten, Superresultat musischer Frühbildung. Wie einsten Fairuz steht SOPHIE BOJKOW einfach vor dem Mikro und singt ihre im Zug zwischen Pocking und Passau geschriebenen Texte zu Politik und Liebe als beeindruckendes Beispiel schön sich entwickelnder Liedkunst. Melancholisch wird’s, wenn sie mit der Dorsch zweistimmig vom Blütenfallen singt. Mit reifer Lässigkeit bietet NORA WIMMER Coverversionen von “Breathe me“ und „Ghosts“ begleitet sich an der Gitarre. So könnte moderner Minnesang sich geben. LUZIE WIMMER bestreitet bereits ihren vierten Auftritt bei den Local Heroes. Von Routine keine Spur, innig und gleichzeitig mit forschem Pep singt sie frisch und leicht wie die Lerche hoch überm Feld Texte von ihr und vertont von der Dorsch: „Wasteland“ und „I' m singing for you“. Einen wasserdichten Eindruck musikalischer Italianità vermittelt FORTUNATO ANTONIO mit Americano, zusammen mit der Dorsch evoziert er die Stimmung einer italienischen Nacht. Kaum zu glauben, dass SYLVIA-MAGDALENA RÖHRL ihr Debüt feiert. Mit „A Song for you“ zaubert sie die Atmosphäre eines verrauchten Jazzclubs herbei, als sei das ihr Metier. Mit Inbrunst und jeder Faser seiner Physis stemmt JÜRGEN ENGL seine Vertonung von Emerenz Meier „Wödaschwüln“ so, dass er auch ein Stadion mit 10'000 Zuschauern in seinen Bann ziehen würde; die Dorsch donnert auf dem Klavier dazu, als melde sich der Geist von Emerenz Meier persönlich. Als Requisitenspielerin und alte Heröse (auf den Begriff muss man erst mal kommen) stellt die Dorsch BARBARA ELISABETH JAHRSTORFER vor, die ihren Brecht mit der hintergründigen List von Lebenserfahrung unterlegt. Man soll den Tag nicht vor dem Abend und den Tenor nicht vor dem hohen D loben, aber so wie FRANZ KAUZNER seinen lyrischen Tenor mit Bedacht reifen lässt, dürfte noch einiges auf ihn zukommen. Er hatte seinen Rohdiamanten-Erstauftritt vor vier Jahren bei den ersten Local Heroes der Barbara Dorsch. Inzwischen ist er eine anerkannte Hochbegabung und wenn er Acht auf sich gibt und die Hochkultur, in die einzusteigen er im Begriff ist, ernst, aber nicht verbissen ernst nimmt, dürfte er noch so manche Zuhörerinnen und Zuhörer mit dem Vortrag von Arien und Liedern im Innersten berühren. Jetzt wäre eigentlich die Veranstaltung zu Ende gewesen. Weil aber das Publikum partout nicht gehen wollte, schob die Dorsch spontan als Rausschmeisser „Muss i denn zum Städtele hinaus“ nach, souverän von THOMAS KAUZNER am Klavier begleitet. Beneidenswert die Stadt, die so eine Musikpädagogin hat, die sich dermassen um den Nachwuchs aller Altersklassen kümmert.

17.09.2016 

Der Himmel Über München meint : Der Himmel über München, er weint. Der Himmel über München ist voller Tränensäcke. Er schaut einem mordstraurigen Fest entgegen. Einem Fest inmitten von hochgeschaukelter Terrorangst, inmitten von hässlichen Diskussionen, einem Fest inmitten von ins Astronomische wachsenden Mieten, einem Fest inmitten von schier platzendem Reichtum und täglichen Feten und Feiern, einem Fest inmitten einer immer lärmigeren Stadt. Einem Fest voller Absagen, Stornierungen und Desinteresse. Aber ein Grinsen wird sich der Himmel nicht verkneifen können, wenn denn das Lied vom Maschendrahtzaun der Oktoberfesthit werden sollte. Die Tränen kullern über und durch den Maschendrahtzaun. Sie kullern über eine Welt ohne Optimismus, über ein Welt mit wenig Zukunftsfreude, über eine Welt, in der so gar nichts vorwärts geht ausser der Ramassierung von Kapital und Reichtum auf wenige Eigner, über eine Welt, der die Herzlichkeit abhanden gekommen ist. Die Tränen, sie kullern auf eine Welt, der der Grund zum Feiern abhanden gekommen ist. Eine Welt voller hässlicher Kriege und kleinkarierter Grossmächte, einem Deutschland, das kräftig aufrüsten will. Der Himmel über München weint, er öffnet seine Schleusen, er möchte München reinwaschen von allen Sünden. Der Himmel, er weint, er regnet sich aus über München. Der Himmel, er weint sich aus über die Zerstörung der Natur durch den Menschen. Der Himmel, er weint und weint und weint, er kann nicht glauben, dass die Menschen es haben so weit kommen lassen. Er weint über den begrenzten Horizont der Menschen, über ihre Unversöhnlichkeit und ergo ihre bumeranghaften Handlungen. Der Himmel, er weint über Strömen von Bier, die die Menschen in Urin verwandeln. Der Himmel, er weint und weint und weint. Er hats auch nicht verhindern können. Er tut, was er tun muss. Der Himmel über München geht seiner Wege. Er versteht die Stadt nicht, dass sie das Fest dieses Jahr nicht abgesagt hat – eine Ruhepause täte not. Wie in den Religionen verbreitet: eine Fastenzeit, eine Zeit der Enthalsamkeit, des Insichgehens, eine Zeit, in der der Zwang der finanziellen Kalkulation ruht. Aber die Stadt steuert auf einen Haushalt der Miesen zu. Sie ist auf jeden Cent Einnahme angewiesen. Darum steckt sie in der Klemme zwischen Sicherheit und Einträglichkeit des Festes. Da muss der Himmel grad nochmal weinen, schüttet einen kräftigen Tränenschub über der Stadt aus. Hoffentlich rostet der Maschendrahtzaun dabei nicht ein. Sonst wird es das Fest des rostigen Maschendrahtzauns.

16.09.2016 

Misst Rauen meint : Misstrauen ist den behördlichen Kontrollmassnahmen auf der Wiesen entgegenzubringen. Mit gutem Grund. Bis heute ist der Verdacht, dass beim Oktoberfestattentat von 1980 die Behörden die Finger mit im Spiel gehabt haben, nicht ausgeräumt. Im Gegenteil, sie bestärken diesen Verdacht selbst, indem sie massiv Akten vernichtet haben, sie bestärken den Verdacht bis heute, dadurch dass beispielsweise das Bundeskanzleramt sich bis heute weigert, Akten, die Licht auf die Wahrheit der Hintergründe werfen könnten, herauszugeben. Den Behörden ist also aus gutem Grund zu misstrauen. Misstrauen ist angebracht der Einzäunung der Wiesen gegenüber. Von Kontrollwiesen hat bereits ein Boulevard-Blatt geschrieben. Misstrauen ist auch insofern angebracht, als der Wiesen-Stadtrat Schmid verlauten lässt, der Zaun könne auch wieder weg. Merkwürdig allerdings ist, dass es Kabarettisten gibt, die jetzt Werbung für die Knastwiesen, die Kesselwiesen, die Kerkerwiesen, die Gefängniswiesen, die Einzäunwiesen, die Kontrollwiesen machen, sie die doch immer für die Freiheit sind, für die Demokratie, sie unterstützen plötzlich das Verhalten von übereifrigen Behörden, denen nicht zu trauen ist. Solchen Kabarettisten ist wohl auch nicht zu trauen. Leute, Wetten, wenn der Umsatz der Wiesen in den ersten Tagen drastisch zurückgeht, dass der Zaun dann sofort aufgemacht wird? Leute, meidet die Hochsicherheitswiesen, meidet die Panikförderwiesen, geht die ersten Tage nicht hin, wetten, dass der Zaun dann bald verschwindet! Die Behörden haben sich verrannt. Sie haben zu viel Scheiss gebaut mit Fehlalarmen, mit Vertuschaktionen beim ersten Wiesenattantat, ihnen ist nicht zu trauen. Meidet die Unlustwiesen, die Bockshornwiesen, die Mulmiggefühlwiesen, die Wetterumsturzwiesen, die Gazawiesen, die Stalingradwiesen, die Zwingerwiesen, die Käfigwiesen, die Gewahrsamwiesen, die Knastwiesen! Zeigt den Behörden, dass es eine Grenze für ihre Überwachungswut gibt, für ihre Kontrollwut, für ihre Bürgerdurchsuchwut, zeigt ihnen, dass Schluss ist mit Vertrauen, wenn sie nicht mal bereit sind, das Wiesenattentat von 1980 endlich aufzuklären, wenn sie bis heute Akten zurückhalten. Boykottiert die Freiheitsentzugswiesen - bis die Zäune weg sind – ja, wo samma denn!

15.09.2016 

Tran Sfer meint : Haben Sie das schon mal gesehen, wie ein leichter Wind über eine Sanddüne weht und dadurch Millionen von Sandkörnern über die Oberfläche rieseln lässt? Man könnte da von Transfer sprechen. Milionen von Sandkörnchen werden so transferiert. Ganz unauffällig, eins nach dem anderen. Lächerliche Sandkörner. Nicht weiter der Erwähnung wert. Lediglich ein Miktrotransfer. Aber die Wirkung ist enorm, die Sanddüne ist plötzlich gewandert. Das soll als Beispiel gelten für minime Veränderungen in unserer Gesellschaft, die zu gravierenden Driften beitragen, und zwar nicht im positiven, nicht im demokratischen Sinne. Ein Beispiel ist die Haushaltszwangsabgabe zur Finanzierung des 8-Milliarden-Molochs öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Es gibt Milionen von Haushalten, die arm sind, aber nicht so arm, wie für HartzIV vorgeschrieben. Von ihnen rieselt monatlich die Haushaltzwangsgebühr in den grossen Zwangsgebührenhaufen. Und von dort rieselt ein beachtlicher Teil dieses Geldes zu Rundunkpensionären mit überdimensionierten Pensionen, die verantwortungslose Rundfunkchefs vor Jahren ihren Mitarbeitern aus der hohlen Hand heraus versprochen hatten. Geld, was den armen Haushalten fehlt. Die Rundfunkzwangsgebühr bewirkt einen gesellschaftlichen Mikrotransfer von armen Haushalten zu überversorgten Rundfunkpensionären, die vor lauter Pension kaum mehr laufen können. Solche Mikrotransfers (die Rundfunkzwangsabgabe dürfte nicht das einzige Beispiel sein), können gigantische Umwälzungen zur Folge haben, die die Öffentlichkeit plötzlich aufschrecken lässt, geschockt von fatalen Entwicklungen. Es gab einmal die Chancengleichheit. Es gab einmal eine Altersvorsorge, auf die Verlass war. Ist nicht mehr. Die Mikrotransfers rieseln die Gesellschaft auseinander. Das ist besonders bei der Haushaltszwangsabgabe verhängnisvoll. Sie trägt kontinuierlich zur Entdemokratisierung unserer Gesellschaft bei. Aber sie ist offenbar zu unauffälig, nur so wie die Millionen Sandkörnchen, die im Wind leise über die Düne eilen, so dass die Deutschen Eliten sie gar nicht wahrnehmen oder nicht wahr haben wollen. Denn die Politik hat ein Mittel gesucht, um die unersättlichen Rundfunkanstalten ruhig zu stellen. Sie hat Herrn Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof beauftragt, ein Modell zu entwerfen, das die nötigen Einnahmen für die Gefrässigkeit der Rundfunkanstalten garantiert. Den entdemokratisierenden Nebeneffekt dieses Heilmittels will nun keiner wahrhaben. Die Süddeutsche Zeitung ist offenbar schlicht zu dumm dazu, das zu sehen. Sie hockt abgekapselt in ihrem schwarzen Turm und checkt nicht mehr, was los ist in der Welt, mürrisches Spiel der drei Affen. Sie muss den Terror an die Wand malen, damit die Wiesen eingezäunt und das Volk besser überwacht wird, da ist keine Zeit für kleines Dünengeriesel. Arme Familien und Rentner werden mittels Haushaltszwangsgebühr zur Ader gelassen, damit fette Rundfunkpensionäre noch fetter werden und damit das Stillschweigen der Zeitungen darüber mit täglichen Annoncen erkauft wird. Das ist bundesrepublikanische Realität in 2016.

14.09.2016 

Aufschrei Der Pfründe meint : Das war abzusehen, dass die Pfründe aufschreit nach Ministerpräsident Seehofers keckem Vorschlag, ARD und ZDF aus Kostengründen zusammenzulegen. Für die SZ dürfen/müssen (damit Chef Kurtilein keine Abstriche an seinem Lebensstandard machen muss) Hans Hoff und Katharina Riehl ihren journalistischen Ruf dafür an Zahlung geben. Auf der Medienseite unken sie gegen Seehofer (SZ vom Dienstag 13.9.2016) und berufen sich dabei, lustig genug, auf Adenauer und auf die Gewerkschaften. Schlagkräftige Argumente. Die SZ als adenauerlastiges Gewerkschaftsblatt. Und bringt nicht etwa eine Argumentation mit Rückbesinnung auf den Grundauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Auch bezieht sie sich keinesfalls auf eine etwaige fruchtbare Dualität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch die Aufspaltung in ARD und ZDF. Aber der SZ geht es allem Anschein nicht besonders gut. Und die eigene Subventionszitze ist ihr näher als der Massstab Qualitätsjournalismus. Ein solcher müsste nicht nur auf die gigantischen Probleme hinweisen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an den Rand der Handlungsunfähigkeit bringen wie überdimensionierte Pensionslasten, überkomplizierte Verwaltung, Programmauswüchse, das tun Hoff und Riehl mit belegter Zunge schon, er müsste auch auf die prinzipielle Problematik der Finanzierung mittels einer Haushaltszwangsgebühr hinweisen (nach Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof), die die soziale Drift erhöht (auf einer anderen Seite der Zeitung ist zu lesen von immer mehr Kindern, die in Armut aufwachsen, solche Familien werden mit der Zwangsgebühr überproportional zur Kasse gebeten, wie auch Rentner, die sich deshalb die SZ nicht mehr leisten können), eine Drift, die eine Umverteilung von armen Haushalten auf üppig ausgestattete Rundfunkpensionärshaushalte mit sich bringt. Der Qualitätsjournalismus dürfte vor allem nicht so einen kapitulativ-resignativen Ton anschlagen „Veränderungen sind schwer durchsetzbar“. Die SZ gehört eben auch zu den Pfründenprofiteuren des Rundfunks, indem dieser täglich mindestens eine Viertel Seite Annoncen platziert. Das gehört nun grad gar nicht zum Rundfunkauftrag, die Zeitungen an den Tropf zu hängen – und ihnen andererseits im Internet Konkurrenz zu machen. Hier wird das Pfründenaufjaulen der SZ gegen den Seehofer-Vorschlag richtig gruselig, wenn sie just die Körperschaft unqualifiziert verteidigt, die ihr den Verstand raubt, indem sie ihr eine tägliche Finanzdröhnung verpasst und die ihr gleichzeitig im Internet das Wasser abgräbt. Aber die SZ schluckt Kreide: statt argumentativ anzugreifen, in die Offensive zu gehen, konstatiert sie lediglich mit dünnem Piepsstimmchen und mit Kröte im Hals, richtig pikiert, dass Leute es wagen ihr angebetetes Idol anzugreifen „Es gibt also tatsächlich viel Angriffsfläche für Kritik“ - Untertext: „aber wir selber hüten uns, unsere eierlegende Wollmilchsau zu inkommodieren“ Das darf wohl als unkritischer Igitt-Journalismus bezeichnet werden. Leser einer solchen Zeitung wissen eher weniger als mehr.

13.09.2016 

Oktoberpferch meint : Der Staat muss die Menschen immer mehr unter seine Kontrolle bringen. Er muss die Freiheit der Menschen immer weiter einengen, sonst ist sich der Staat seines Lebens nicht mehr sicher. Darum wird aus dem Oktoberfest jetzt der Oktoberpferch oder der Oktoberkessel. Das Fest wird eingezäunt. Ein Zaun wird um die Wiesen gebaut. Wie die Israelis um den Gazastreifen einen „Zaun“, wie sie es nennen, gebaut haben. Da hat man die Übeltäter besser unter Kontrolle. Über die dritte Intifada wird einfach nichts mehr geschrieben. So wird der Zaun, der dort eine zehn Meter hohe Mauer ist, gerechtfertigt. So wird es beim Oktoberpferch sein. Millionen Menschen auf weniger als einem Quadratkilometer eingepfercht. Mei, wie Bomben da erst wirken. Viel besser als ohne. Mei, wie da Panik ausbrechen wird. In München bricht in letzter Zeit schon wegen diffuser Meldungen allerorten Panik aus. Mei, wenn im Oktoberpferch Panik ausbricht. Man muss nicht gleich an eine Bombardierung von Gaza denken. Allein das Gefühl des Eingeschlossenseins mit solchen Massen, Schulter an Schulter, Arsch an Arsch, Brust an Brust, Grabsch an Grabsch und kein Entkommen mehr. Das Gazagefühl auf der Wiesen. Eine geschichtliche Lektion. Man denke an die Panik bei der Love-Parade in Duisburg in 2010. Das wird am Oktoberpferch leicht zu toppen sein, im Oktobergefängnis. Denn Terroristen lauern überall. Wenn dem nicht so wäre, würden die Behörden ja den Zaun nicht bauen. Der Zaun ist der Beweis, wie gefährlich es inzwischen geworden ist auf der Wiesen. Vielleicht sind nämlich die Terroristen schon fit in Drohnen. So eine ist nicht abzufangen. Die hupft spielend über den Zaun, über die Absperrung, über den Oktoberpferch. Und dann bricht Panik aus. Und die Besucher sind gefangen, sind eingezäunt, eingepfercht. Kein Entkommen mehr. Das Gazagefühl. Der Erfolg der Teorroristen deutlich grösser. Das diene alles nur unserer Sicherheit. Wers glaubt, der wird selig und darf hingehen, darf sich in die Massengefahr begeben, ins potentielle Massengrab, darf am eigenen Leibe erfahren, wie gefährlich inzwischen die Menschen den Menschen sind. Wie jeder ein Attentäter sein kann. Das System des Vertrauens in unsere Gesellschaft ist zusammengebrochen, der Zusammenhalt der Klassen. Darum muss scharf kontrolliert werden. Es ist ja schliesslich keine Vergnügungsreise auf den Oktoberpferch. Viel Geld einstecken und Saufen, lautet der Tagesbefehl. Ohne Rucksäcke können auch Masskrüge nicht mehr so leicht rausgeschmuggelt werden. So hat jeder Nachteil einen Vorteil. Für die Veranstalter. Was aber, wenn sie nicht mehr so viel verdienen wie letztes Jahr? Bricht dann das grosse Heulen und Zähneklappern aus? Die Sicherheit macht uns das Fest kaputt. Mit Sicherheit. Mit Zaun und Pferch und Mauer. Warum soll es den Pferchbesuchern besser gehen als den Menschen in Gaza?