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30.01.2016 | A Day In Munich II meint : Immer noch, Tag und Nacht, ist es 6 Uhr 07 an der grossen Bahnhofsuhr. Weltstadt mit Herz ohne Zeit. Das Herz pumperlt, aber die Zeit geht nicht vorwärts. Ein Glockenspiel am Marienplatz, das kann diese Stadt am Laufen halten, eine Bahnhofsuhr nicht. Die Uhr, die immer die gleiche Zeit anzeigt. Sie ist stehen geblieben vielleicht seit Eintritt der euphorischen Willkommenskultur, die gerade dabei ist, einer neurotischen Angstkultur zu weichen. Wer keine Angst vor den Neuankömmlingen hat, der macht sich beinah schon verdächtig. Und oben auf der Angstkultur schwimmen Cretins, die möchten, dass man ihnen nachläuft. Sie versuchen die Angstkultur mit allen Mitteln anzuheizen und die Nichtmitmacher auszugrenzen. Dass ein Mensch Angst hat, ist eine Existenziale, aber dass er versucht, anderen Angst zu machen, weil er mit der eigenen Angst nicht zurecht kommt oder weil er darin seine einzige WichtigkeitsChance sieht, das ist nicht akzeptabel, der Versuch, Unerschrockenheit zu diskreditieren. Immerhin, ein Stück Willkommenskultur lebt noch, grad hat der Münchner Stadtrat beschlossen, Geld für Bellvue de Monaco zur Verfügung zu stellen. Flüchtlinge hat man willkommen geheissen, gekommen sind junge Männer voller Energie, voller Lebens- und Liebeshunger, die jetzt zu Hunderten in aufgelassenen Bürokomplexen unter der ungeübten Herrschaft von Johannitern beispielsweise und von flüchtig geschultem Security-Personal von der Öffentlichkeit abgeschottet werden; Verhältnisse, über die kaum etwas nach aussen dringt, wenn nicht grad ein sichtbarer Polizeieinsatz Rückschlüsse zulässt, die einer gründlichen Recherche wert wären. Wenden wir uns der Kultur zu: die Chefin und Inhaberin der Komödie im Bayerischen Hof, Margit Bönisch, eine Theaterpatronin, von der man nur träumen konnte, ist plötzlich und unerwartet gestorben. Das hat Darsteller und Publikum schockiert, selbst Leute, die sich selten oder nie dorthin verirrt hatten, wussten, dass das Theater einfach zu München und zum Hotel Bayerischer Hof gehört, dass hier das Publikum seine TV-Lieblinge auch mal life auf der Bühne erleben und beapplaudieren konnte. Zu hoffen, dass es erhalten bleibt. Gleichzeitig ist in der SZ zu lesen, dass der neue Intendant der Kammerspiele in der Maximilianstrasse immer noch auf ein Erfolgserlebnis warte; wir wünschen viel Geduld beim Warten; vielleicht kann da das TamS mit seinen „Wartungsarbeiten“ behilflich sein. |
29.01.2016 | A Day In Munich meint : Ein Tag in München. It is schmuddelig. Not funny. No enthusiastic weather. Sich für das Wetter oder die Stadt begeistern? Wirf einen Blick in die Zeitung. In der tz kannst du dir Glück errubeln, wenn du schon sonst nichts zu erwarten hast. In der SZ ist zu lesen, dass Russland ein „Downshifter“ ist, ein Verlierer, ein Staat mit dem es abwärts geht – es bleibt nicht zu erwarten, dass die Politik dadurch vernünftiger wird. Für manche Läden in München ist das schlecht, die Russen sind die grosszügigsten Shopper. Ganz versteckt ist in der SZ die Zahl von 200 zu finden, 200 Flüchtlinge, die beim Versuch, von der Türkei nach Griechenland überzusetzen, ertrunken sein sollen allein im Januar. 200 Tote. Was könnte das für einen Aufschrei geben, was sollte das für einen Aufschrei geben. Vor einem Jahr noch war ein angeschwemmtes Baby ein Schlagzeilenbild wert. Wie sich die Wertungen verschieben. Jetzt will keiner mehr was davon wissen. Seit Bayern die Obergrenze in die Welt hinausposaunt, hat sich der Andrang massiv verstärkt. Bumerangpolitik. Gestern hat die AZ grossflächig über leerstehende Luxuswohnungen in München berichtet. Ein Hinweis für Querdenker, die Brücke zu den Flüchtlingen zu schlagen. Ladenhüter Luxuswohnungen. Zwischennutzungen. Wohnungen sollten nicht leerstehen, sie leben durch die Bewohner. Die Eisfläche am Stachus haben sie wieder abgebaut. Risikogefahr für die anstehende Sicherheitskonferenz, die wieder tagen und einmal mehr feststellen wird, dass die Welt seit der letztjährigen Konferenz noch unsicherer geworden ist. Somit dürfte für den Selbsterhalt der Konferenzt gesorgt sein; insofern ist sie jetzt schon ein voller Erfolg zu nennen. Vorher aber wollen noch, wie sie im Merkblättern den Anwohnern ankündigen, die Damischen Ritter ihren Faschingsumzug abhalten. Dazu müssen die Autos aus der Sendlinger Strasse verschwinden. Das ist faktisch eine erste Stufe zu einer Lösung des FuZo-Problemes: an besonders nachgefragten Einkaufssamstagen vor Feiertagen oder an Brückentagen die Parkplätze aufheben. So ein Schamuddelwetter auch! Da foit aim gar nix mehr ein. Bleibt noch das Kino: der eine ist mal weg, beim anderen findet das Wetter in geschlossenen Räumen statt, vermutlich genauso schmuddelig, oder das neue Testament muss brandneu fortgeschrieben werden, die Jugend währt ewig, in Brooklyn gibt es eine Liebe zwischen zwei Welten, ein Atem – zwei Frauen, im Schatten der Frauen, im Todestal der Liebe, Odysse auf Irakisch, Zéro de Conduite, Bibi und Tina, Alvin und die Chipmunks, lieber zu zweit als allein oder als 8 Hasserfüllte, die Winzlinge oder Mademoiselle Hanna und die Kunst Nein zu sagen - befindet sich München auf der dunklen Seite des Mondes? |
28.01.2016 | So Ernsthaft meint : So ernsthaft wie heute hat die SZ das Thema der sich weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich noch nicht gerade behandelt, im Haupt-Kommentar auf Seite 4 von Claus Hulverscheidt („Steuer gegen die Wut“), dass dringlich etwas getan werden müsse und im Bericht von Cerstin Gammelin im Wirtschaftsteil „Effizient und gerecht“, dass eine Vermögenssteuer durchaus möglich sei gegen das Gejammere der Reichen. Angemahnt und diskutiert hat die SZ das immer wieder. Aber jetzt ist eine neue Dringlichkeit festzustellen aus der Befürchtung heraus, das wachsende Auseinanderklaffen der Gesellschaftschichten könne zu politischer Instabilität führen, der AfD mächtigeren Zulauf bescheren als erwartet. Es sind schleichende Prozesse, die zu steigenden sozialen Ungleichgewichten führen, da ein Gesetz was die eine Industrie begünstigt, dort eine Gesetz, was die Reichen begünstigt, ach ist ja alles so harmlos, tut keinem Weh, dürften die Momentmeinungen dazu sein. Nein, wir können die Arbeitgeber nicht so belasten, das kostet Arbeitsplätze, das war lange ein sehr lauter Tenor. Es ist wie mit einem Schwebebalken. Beim Wiederaufbau nach dem Krieg herrschte lange ein recht gutes Gleichgewicht und dann nach und nach mit diesem Gesetz und jenem und diesem Steuerschlupfloch und jenem und mit dem Aufblühen der Steueroasen allüberall wurde jedes Mal ein Körnchen und noch ein Körnchen von der Armenseite auf die Reichenseite verschoben, so dass die Balance längst nicht mehr gegeben ist und gefährlich nah am Kippen. Da reicht dann eine soziale Ungerechtigkeit wie die Rundfunkhaushaltsabgabe, um da eine Meinung und dort eine Meinung gegen die etablierte Politik zu kippen; es kann ja nicht sein, dass einkommensschwache Haushalte einen bis zu millionenfach höheren Steuersatz für das Gemeinschaftswerk öffentlich-rechtlicher Rundfunk bezahlen als die Reichen (Familie Quandt, die letzten Februar allein 800 Millionen Euro Dividende von BMW eingestrichen hat, zahlt da genau so viel, wie der Rentner, der für die Grundsicherung zu viel, zum Leben aber zu wenig hat; „Härtefall“ lautet dann die schulterzuckend zynische Reaktion des Petitionsausschusses des Bayerischen Landtages). Ach, das sind ja so kleine Beträge, sagt die herrschende Schicht um Professor Superschlau Undemokratisch Paul Kirchhof und die mutlosen Ministerpräsidenten herum, was sind schon 17 Euro. Die können eben ganz schön viel sein und ganz schön schmerzhaft und die herrschende Schicht glaubt, die Einkommensschwachen merken nicht, dass sie mit diesem Geld fette Rundfunkpensionäre, Fussball- und Showmilionäre ernähren müssen – auch bis zur SZ scheint diese Einsicht noch nicht vorgedrungen zu sein. Ach, vernachlässigenswert, murmelt die fein versorgte Politik vor sich hin. Und das macht sie so mit diesem Körnchen und jenem und mit der abnehmenden Generationengerechtigkeit der Rentenfinanzierung. Lauter Dinge, die Peanuts sind im Einzelnen für die Politik, und wie sie meint: vernachlässigenswert und die zu regeln sie keine Lust hat und die sich anhäufen und anhäufen und plötzlich ist der Tag da, an dem die Medien nur noch Bilder von einer Kanzlerin mit versteinerten Gesichtszügen publizieren können. Irgendwann ist immer Zahltag. |
27.01.2016 | Drei Milliarden meint : Die Kriegsministerin, denn um eine solche handelt es sich bei der Verteidigungsministerin, seit sie mit Billigung der Kanzlerin aus falsch verstandener Solidarität mit Frankreich in den Krieg gegen den Terror gezogen ist, fordert, so ist heute auf Seite 1 der SZ zu lesen, jährlich drei Milliarden Euro mehr für ihren Kriegsetat. Mehr. Zusätzlich. Das ist gerade mal so viel, wie die Türkei insgesamt für ihren Beitrag zur Reduktion des Flüchtlingsstromes erhalten soll. Die Katze beisst sich in den Schwanz, gleich mehrfach. Mit dem Krieg gegen den Terror wird den Flüchtlingsströmen neue Nahrung verschafft. Dafür soll der Kriegsetat um drei Miliarden Euro aufgestockt werden. Das treibt noch mehr Menschen in die Flucht. Gleichzeitig sorgt die unsägliche Obergrenzendiskussion aus Bayern für einen Run auf das Asyl in Deutschland. Nach dem alten marktwirtschaftlichen Gesetz, wonach eine Vernappung des Angebotes zu erhöhter Nachfrage führt. Man könnte das Thema effizienter angehen. Die Katze beisst sich in den Schwanz. Mehr Geld soll für den Krieg ausgegeben werden, Deutschland will sich an immer mehr Orten an Kriegereien beteiligen. Gleichzeitig gerät Deutschland damit stärker in den Fokus des von ihm kriegerisch bekämpften Terrorismus. Das wiederum schürt die Hysterie im Lande. Das wiederum ist Wasser auf die Mühlen jeglicher Art von Scharfmachern, inklusiver Obergrenzendampfplauderern. Das wiederum verstärkt den Flüchtlingsstrom. --- Kein Mensch spricht mehr von Bekämpfung der Ursachen der Flüchtlingsströme. Kein Geld wird dafür ausgegeben. Denn das Geld für die Türkei gilt nicht der Ursachenbekämpfung, sondern soll lediglich den Zustrom bremsen. Aber: drei Milliarden mehr für Krieg und Rüstung jährlich! Und kein Cent mehr für Ursachenbekämpfung. Die Politik scheint gegen Windmühlen, für die Rüstungslobby und für Scharfmacher jeglicher Couleur zu kämpfen. Abgesehen davon: die meisten der Flüchtlinge wollen lieber früher als später wieder zurück in ihre Heimatländer, sobald der Krieg vorbei ist. Aber wer mittut im Krieg gegen den Terorr, der heizt diesen an, der lässt die Flüchtlingsströme anschwellen, das hat der Antiterrorkriegseinsatz in Afghanistan gezeigt, das hat er sogar sehr nachhaltig gezeigt. Aber daraus zu lernen, hiesse wohl zu viel Fortschritt der Menschheit zutrauen. Deshalb gilt: mehr Kohle in den Verteidigungs-, den Kriegsetat! - Mit diesen drei Milliarden, die zusätzlich im Kriegsetat versenkt werden sollen, wird Deutschland nicht einen Deut sicherer; aber die Rüstungslobby wird sich zuprosten. Wieder einmal. Drei Milliarden – und das jährlich; keine schlechte Zusatzappanage. Mit diesem Geld könnte man schon einen Drittel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks finanzieren, damit das sozial unausgewogene Haushaltszwangsgebührenmodell von Professor Superschlau-Undemokratisch Paul Kirchhof, das mit zur sich ständig vergrössernden Schieflage zwischen Arm und Reich beiträgt, etwas entlasten wenigstens, könnte man im eigenen Lande zu etwas mehr sozialer Gerechtigkeit beitragen. |
26.01.2016 | V. Erge Igt meint : Vergeigt, haben wir es vergeigt mit unserem schönen Planeten? Haben wir es vergeigt mit der europäischen Idee? Haben wir es vergeigt mit dem demokratischen Gedanken? Haben wir es vergeigt mit dem Frieden auf Erden? Schaffen wir es nicht, die Kompatibilität zwischen individuellem Glück und gesamtgesellschaftlichen Wohl auch nur ansatzweise zu organisieren? Ist der Kantsche Imperativ eine hoffnungslos idealistische Träumerei? Macht das Schielen auf Macht, Machterhalt, materiellen Vorteil, auf Pfründen und fette Pensionen, auf Bedeutsamkeit und Ehrungen die Menschen blind für das Wesentliche? Kommt nur vorwärts, wer über Leichen geht? Haben wir das leichte Glück, das uns zur Zeit mit all den technischen Errungenschaften greifbar ist, nicht längst vergeigt? Geht es nur um den Platz am Pool, um das rechtzeitig reservierend hingelegte Handtuch, ist das das A und das O menschlichen Glücks? Ist eine Versöhnung zwischen der Maxime, dass Leistung sich lohnen müsse und der Maxime, dass alle Menschen vor dem Recht und mit dem Recht auf Teilnahme gleich seien, nicht möglich? Was haben wir vergeigt, dass die Reichen immer reicher werden, während eine arme Schicht, eine arme Kaste, die an den kulturellen Errungenschaften unserer reichen Gesellschaft nicht mehr teilhaben kann, sich rasant ausbreitet? Gibt es eine Statistik, wie viele Rentner sich kein Kinoticket, keine Theater- oder Konzertkarte, keinen Ausflug, kein Auswärtsessen leisten können? Gibt es eine Erhebung, wie viele Rentner dank der widersprüchlichen Gesetzgebung zur Rentenerhöhung einerseits und zur Möglichkeit maximaler Mieterhöhungen andererseits nach und nach aus den Wohnungen vertrieben werden, in denen sie jahrzehntelang gewohnt haben? Was sind wir gerade dabei, alles zu vergeigen? Sind wir gerade dabei, die Zukunft des Euro zu vergeigen, obwohl Draghi pumpt und bläst und den Euro immer weiter verdünnisiert, die Politik aber den dadurch gewonnen Spielraum nicht für Reformen nutzt, sondern nur, um selbst an der Macht zu bleiben mit Rentengeschenken wie in Deutschland – und grad kommen Bankenkrisensignale aus Italien. Ist der Mensch letztlich zum Vergeigen geboren, weil er nur ein kleines, dummes, kurzsichtiges Individuum ist, was nicht in grösseren Zusammenhängen denken kann, dessen Denken immer beschränkt bleibt? Immerhin, noch gibt es eine Insel der Seligen des Kaum-Vergeigens mit Konzertsälen und dort gegebenen Geigenkonzerten; dort wird das Vergeigen von Noten als schön empfunden und mit Applaus belohnt. |
25.01.2016 | Guck Da meint : Guck da, es ist Montag. Der Himmel ist verhangen. Der Horizont trüb. Ein Ungetüm von Kehrmaschine, hinten so hoch wie ein Kamel, kurvt über den Gehsteig, um Bäume und Bänke und Mülleimer und Verkehrszeichen herum, macht enge Kehren und wieder und wieder. Ein Mensch, der offensicthlich arbeiten möchte, weisse Malerhose, blaue Jacke, schwarze Mütze, steht verloren da, wartet auf einen Abholer. Jetzt hat er das Handy am Ohr, schüttelt den Kopf. Fängt die Woche mit einem Missverständnis an? Daneben warten Mülltonnen, mit aufgeklebten Blümchen individuell kenntlich gemacht, auf ihre Entleerung. Was die letzte Woche wieder alles an Abfall produziert hat, manche Tonnen quellen über und über. Im Metzgereifachgeschäft sortieren sie bereits appettitlich all die Häppchen und Sandwiches und anderes, neumodisches Immbisszeugs für den späteren, hastigen Verzehr. Ein über 70 Meter hoher Baukran mit einem Ausleger von 100 Metern, der von der Kreuzstrasse über die Dächer bis in die Sendlinger Strasse sich strecken kann, wirkt mit seinen Lichterketten wie ein meditierender Strichzeichnungskranich. Bald schon wird er wieder an der Veränderung der Stadt arbeiten. Mit ausholenden Schritten, mit viel zielbewusstem Schneid eilt jetzt eine füllige Blondine mit oranger Umhängetasche an den noch nachttrunken geparkten Autos und den auf ihre Leerung wartenden Mülltonnen und den frisch angerichteten Häppchen vorbei; sie hat ihr Ziel im Auge; diese Woche muss was erreicht werden. Jetzt ist der Müllwagen angekommen, wartet wie ein kleines Kraftwerk mit laufenden Motoren und rotierenden Signallichtern auf seine Befüllung, „Ihr Abfall, unsere Verantwortung“ hat er auf seine Seitenwand geschrieben, ein Text grösser und massiver als alle Schlagzeilen mit den neuesten Katastrophen für den Adrenalinhaushalt aus den vier Münchner Tageszeitungen auf den Zeitungsständern davor; hinter ihnen steht wie ein Mönch aus Urzeiten ein Topf mit einer übermannshohen Buche mit verdorrten Blättern. Eine Wollmantel-Mützenfrau mit Rucksack, Zigarette in der Linken und Coffe-to-Go in der Rechten schlurft achtlos an dieser Szene und diesen Texten wie mechanisch eingeübt vorbei. Für einen Moment ist jetzt wieder Ruhe eingekehrt, wirken Möblierung der Strasse inklusive Laternen und die übernächtigten Autos wie eine mahnende Installation gegen kopfloses Ausmisten ohne Alternative nach rigidem Fussgängerzonenkonzept stehen gebliebener Stadtplaner. Da! Da flackert ein Lichstreifen gegen die Fahrtrichtung und auf und ab hopsend durch das Strässchen, ein Jogger mit Stirnlampe, wie eine Mischung aus Kaninchen und Gummipuppe - und ist schon vorbei. Aber wo bleiben all die lärmenden Rollenkoffern von denen, die wegfliegen wollen? Oh, jetzt schiebt sich ein Schwarm Passanten wie Komparsen einer Filmszene durch den Bildausschnitt über dieses Stück Strasse, das noch nicht weiss, was aus ihm werden wird, das nicht weiss, - jetzt schreckt ein Anrufer den Betrachter aus seinen Träumen, Du ich hab gestern Fernsehen geschaut, du die, wie heisst sie schon wieder, die schaut ja aus wie eine Vogelscheuche, wie eine Parodie und dann die Hure von, ich habe sie ja noch vom P1 gekannt und mir nichts dir nichts ist sie Schauspielerin geworden ... Ach, trübe Welt, - guck einfach mal aus dem Fenster. |
24.01.2016 | Man Sollte meint : Man sollte Frieden machen auf Erden. Man sollte auskommen miteinander. Man sollte den Flüchtlingen ganz schnell die Chance geben, ihr Leben hier selbstverantwortlich zu organisieren, beim Aufbau ihrer Unterkünfte selbst mitzuhelfen. Man sollte vorisichtig damit umgehen, den Schengenraum zu vergittern. Man sollte mit der europäischen Idee pfleglich umgehen, sie nicht durch das Flüchtlingsproblem kaputt machen lassen. Man sollte sich nicht vom billigen Ölpreis dazu verführen zu lassen, in den Bemühungen um die Energiewende, speziell auch im Autosektor, nachzulassen. Man sollte sich vom billigen Draghi-Geld nicht zu einem Nachlassen bei Reformbestrebungen verleiten lassen. Man sollte sich von den aktuell guten ökonomischen Zahlen von Arbeitsmarkt und sprudelnden Steuereinnahmen nicht blenden lassen. Man sollte das Thema Altersarmut nicht wie eine lästige Angelegenheit vor sich herschieben. Man sollte sich vom kracherten Politikgetöse auf dem Markt der Profilierungen nicht den Blick für die wahren Probleme verstellen lassen; es sind nicht die Lautesten auch unbedingt die Besten. Man sollte sich von keinerlei Terroristenbemühung ins Bockshorn jagen lassen. Man sollte sich vorm Handynacken hüten. Man sollte sich mehr bewegen, denn die Muskeln halten das Gestell zusammen und machen es smart. Man sollte sich einfach mal wieder unter den Sternenhimmel legen. Man sollte vielleicht einen Zacken langsamer gehen, wenn alles um einen herum drängt und schiebt. Man sollte Demokratie als Verpflichtung mitzudenken und nicht primär als Selbstbedienungsladen definieren, das sollte auch für den Freiheitsbegriff gelten. Man sollte das grosse Gemeinschaftswerk öffentlich-rechtlicher Rundfunk sozial ausgewogen finanzieren und nicht zu Lasten der einkommensschwachen Schichten oder dann sollte man sagen, es sei eben kein Gemeinschaftswerk, es sei ein Pfründenwerk, das die Einkommensschwachen überproportional mitzutragen hätten. Man sollte dem Deutschen Filmpreis endlich den angemessenen Namen geben: Preis der Deutschen Filmakademie e.V. Man sollte Fussgängerzonenkonzepte zeitgemäss entwickeln und nicht auf dem Rücken von Anwohnern und Mobilitätseingeschränkten ohne Rücksicht auf Verluste durchboxen. Man sollte sich mal was gönnen. Man sollte sich mal besinnen. Man sollte öfter den inneren Schweinehund überwinden. Man sollte die Man-Sollte-Sätze auch auf einen selbst übertragen können. Man sollte, man sollte, ach, man sollte noch so viel, aber doch nicht am Heiligen Sonntag! |
23.01.2016 | Sendlinger Strasse X - Anachronistisches Konzept meint : Sie sagen, seit 30 Jahren würde sich die Stadt München mit dem Thema Fussgängerzone Sendlinger Strasse beschäftigen. Mag sein. Aber offenbar wurde seit 30 Jahren nicht bemerkt, dass da viele Anwohner sind nebst Arztpraxen und Handwerksbetrieben. Die hätte man vielleicht schon vor 30 Jahren einbinden und fragen können; ist aber erst im Oktober 2015 passiert und explizit nur als Infoveranstaltung. Der Zustand in der Sendlinger Strasse sei, so behaupte Professor Rolf Mohnheim, anachronistisch (nachzulesen im Münchner Merkur vom 21. Januar im Artikel von Klaus Vick). Aber nur deshalb und weil die Bürgerbeteiligung vergessen oder unterlassen wurde, ist das lange noch kein Grund, jetzt die Geduld zu verlieren und einen Test übers Knie zu brechen mit einem Konzept von Fussgängerzone, welches seinerseits bereits anachronistisch wirkt, ein Konzept was mobilitätseingeschränkte Mitbürger, Anwohner und Anlieger nicht vorsieht oder mit einem Bündel von lebenserschwerenden Ausnahmegenehmigungsvorschriften knebelt, sie zu Mündeln des Bürokratismus macht. Das ist nicht mehr zeitgemäss. Die Fussgängerzonenmonokultur à la Kaufingerstrassse mag zwar zu Topzahlen in manchen Statistiken führen, aber zum Flanieren, zum Leben und Leben-lassen laden solche Strassen nicht ein. Solche Konzepte sind selbst arg in die Jahre gekommen. Und das wollen jetzt einige, weil ihnen die Geduld ausgeht, dem Hackenviertel auf Teufel komm raus aufoktroyieren. Ziemlich dumm und kopflos, kann man da nur sagen. Das sind Konzepte der Intoleranz und Entindividualisierung, der Gewinnmaximierung von Heuschrecken und Lebensqualitätsminderung der Münchner. Sie sagen auch, die Sendlinger Strasse sei jetzt schon eine Fussgängerzone. Was für ein Blödsinn. Das ist sie hauptsächlich: nicht. So wirkt sie lediglich an manchen einkaufssstarken Samstagen oder Brückentagen, da quillt sie tatsächlich über vor shoppenden Massen. Für solche Tage könnte man ja testweise ein Parkverbot einführen. Aber für echte Tests sind die Planer nicht zu haben, sie verstehen unter Test lediglich einen Täuschbegriff, der das Zementieren von fixen Tatsachen kaschieren soll. Das ist vielleicht das Gute daran, dass seit 30 Jahren nur geplant wurde und noch nichts passiert ist: das gibt uns die Freiheit und die Möglichkeit, beispielsweise ein „Shared Space“-Konzept nach neuesten stadtplanerischen Erkenntnissen auszuprobieren - aber doch nicht ein längst überholtes, anachronistisches Konzept von anno dunnemals. |
22.01.2016 | Sendlinger Strasse IX - Bürgerbeteiligung? meint : Am Dienstag, dem 19. Januar 2016, hat der Bezirksausschuss von München 1, Altstadt-Lehel einstimmig einen Eilantrag an die Stadt beschlossen, den geplanten Testversuch (dem jegliche Parameter, zur Feststellung des Erfolges oder des Fehlschlages fehlen, Anm. des Autors) einer Fussgängerzone für die Sendlinger Strasse zu verschieben und einen Fahrplan für die Bürgerbeteiligung aufzustellen, um zu einem für alle Seiten befriedigenden Ergebnis zu kommen, das auch Rücksicht nimmt auf den einmaligen Charakter des Hackenviertels, was die momentane Planung nicht verspricht. Dieser Eilantrag, dem alle Fraktionen zugestimmt haben, ist auf Initiative der SPD zustande gekommen. Jetzt ist im Bericht darüber im Münchner Merkur vom Donnerstag, 21. Januar, von Klaus Vick zu lesen, dass in der Grossen Rathauskoalition Uneinigkeit herrsche über den Umgang mit diesem Eilantrag. Klaus Vick hat sich umgehört und erfahren, dass die CSU dem Antrag gegenüber positiv eingestellt sei, während die SPD gegen einen erneuten Aufschub sei. Von Seiten der SPD aber stammt die Initiative zum Eilantrag. Merkwürdig. Ein abgekartetes Spiel?: „macht einen Eilantrag, schaut, dass er so kompliziert ist, dass wir im Stadtrat Gründe finden, ihn abzulehnen und so die Bürgerbeteiligung elegant vom Tisch kriegen“. Das wäre jovel und hinterhältig den Bürgern gegenüber. Aber die SPD kann es sich ja leisten, sie steht in Umfragen immer noch 4 Prozent über der AfD, wie heute zu lesen ist - ein stolzer Vorsprung, da muss man Bürgeranliegen nicht sehr ernst nehmen, da kann einem die Bürgerbeteiligung schnurz sein. Punkten mit den Flüchtlingen, Ja! Aber mit den eigenen Mitbürgern kann man umspringen wie man will, auf deren Buckel sollen die Investoreninteressen gefördert werden (Karikatur-Zeichners Bild wäre : der OB kniet auf einem mobilitätseingeschränkten Mitbürger als Schemel und macht einen Bückling vor einem Flüchtling und einem Investor). Speziell die mobilitätseingeschränkten Mitbürger sind uns wurst, denkt offenbar die Rathaus-SPD, die sind ja nicht so viele, die haben ja auch Schwierigkeiten an die Urnen zu gehen. Nebst dem Parkplatzproblem ist das mit der Gängelung von mobilitätseingeschränkten Anwohnern und Anliegern einer der Hauptpunkte der Bürgerinitiative; und wenn nur ein mobilitäteingeschränkter Mensch einen Anwohner auf einen Kaffe besuchen will, so kann ja nicht sein, dass er dazu, wenn er es zu christlicher Tageszeit tun will, erst eine Ausnahmegenehmigung auf dem KVR besorgen muss; zu schweigen vom Effekt der Ausgangssperre für mobilitätseingeschränkte Einwohner 12 Stunden täglich, zu schweigen von den Patienten der Arztpraxen. Bis jetzt bleibt das Gerede der Stadt zu diesen Punkten wolkig, man werde eine Lösung finden, Ausnahmeregelungen: Vick im Merkur: „Die Verwaltung hatte in ihrer Beschlussvorlage ….. Ausnahmeregelungen für Anlieger ...skizziert“. Aber just die waren einer der Punkte, die zur Gründung der Bürgerinitiative geführt hatten, weil sie mobilitätseingeschränkte Anwohner und Anlieger mit zusätzlichem Bürokratismus das Leben noch schwerer machen, als sie es eh schon haben. Also wat nu? Muss man die Bürger ernst nehmen oder nicht? |
21.01.2016 | Wid Rig meint : Widrig. Es wird widrig auf der Welt. Die Zeiten werden widrig. Werden die Umstände widriger? Das Wachstum, das Wachstum, das schwächelt, das weltweite Waschstum, es verlangsamt sich. Dummerweise leben wir vom Wachstum, die Maschinenindustrie lebt vom Wachstum. Und der Zustrom von Menschen hält an, ist kaum zu bremsen, Zäune hin oder her; sing mir das Lied vom Maschendrahtzaun. Widrige Zeiten bahnen sich an. Müssen die Saudis jetzt das Arbeiten anfangen statt auszupeitschen und zu köpfen? Widrige Umstände. Kapiert Putin endlich, dass die Welt und die Politik kein Boltzplatz ist? Begreifen wir endlich, dass wir teilen müssen? Dass die Welt für alle da ist? Dass wir viel zu lange auf Kosten anderer einen hübschen Wohlstand uns zusammengebastelt haben; in dem jedoch eine massive Menge Frust sich angesammelt hat, der jetzt auf die Flüchtlinge und die ihnen wohlgesonnenen Politiker und Menschen abgeladen wird? Widrig, widrig, werden die Zeiten widrig, werden wir uns einschränken müssen? Was ist das überhaupt, Einschränkung? Verlernt haben wir das, das haben wir verlernt. Bricht jetzt das grosse Hauen und Stechen aus? Gibt es überhaupt noch einen Platz auf der Welt, wo du in Ruhe dein Ding durchziehen kannst? Nur der Luftballon in Davos hebt ab in die Sphäre 4.0. Halt! es gibt eine Nische, gesellschaftliche Kalmen, unberührt von Gerangel der Zeit, ein 8-Milliarden-Pfründenballon, radikal und gesetzlich abgesichert durch ein sozial unverträgliches Finanzierungssystem, der öffentlich-rechtliche Rundfunk, da werden die einkommensschwachen Haushalte überproportional schwer belastet und die reichen weit überproportional verschont dank Professor Superschlau Paul Kirchhof, der den schnell- und leichtgläubigen Ministerpräsidenten und den ebenso schnell- und leichtgläubigen Landesparlamenten, den Floh der Haushaltszwangsabgabe ins Ohr gesteckt hat. Es gibt sie also diese öffentlich-rechtliche Nischenkultur vor allem für Ü70, für Bettlägrige und Mobilitätseingeschränkte; die können ungeniert vor sich hin produzieren, die Quoten sind sicher, denn dieses Restpublikum kann nicht weglaufen, ist sozusagen festgebunden vorm Fernseher, die heben den Sehdurchschnitt des Publikums auf 3 ¾ Stunden täglich. Halt! Und noch eine Nische gibt es, die von den widrigen Weltenläuften verschont ist, das Paradies des deutschen Filmpreises, vom Staat mit 3 Millionen Euro versorgt mit der verächtlichen Geste, mit der Passanten die Bettler vor der Heiliggeistkirche abfertigen. Und wie die Branche die 3 Millionen unter sich ausmarcht, ist dem Staat piepegal. A fond perdu. Womit Ruf und Legitimation des Deutschen Filmpreises a priori dahin sind. Der läppischste Filmpreis der Welt (und die gebildeten Feuilletons ducken sich weg, wie dämlich). Der letzte Luxus, den ein Land auf dem Weg in eine widrige Zukunft sich leistet. Selig also, wer sich darin einnisten kann. Aber wehe, wenn die Flüchtlinge auch in diese Nische drängen. |
20.01.2016 | Eine Welt meint : Es ist nur noch eine Welt. Wir sind nur noch eine Welt. Eine weltumspannende, verbundene Welt, eine mit allen möglichen Mitteln von Krieg und Denunziation und Verbandelung und Verästelung kommunizierende Welt. In dieser Welt scheint jeder vom anderen zu wissen. In dieser allverbundenen Welt kann jeder sehen, wie es dem anderen geht, ob er im Wohlstand schwelgt oder im Desaster elendet. Das schafft naturgemäss Begehrlichkeiten, denn der Mensch ist ein vergleichendes Wesen, wer hat den Längeren, wer hat die Schöneren, der Ursprung allen Wettbewerbes, ob fair oder nicht. Es gibt – vorgeblich, scheinbar – nichts Unbekanntes mehr auf dieser Welt. Alles scheint bekannt zu sein. Wer sich auf den Weg in die bessere Welt aufmacht, weil er keinen Sinn darin sieht, sein Leben im Elend zu verbringen, der kennt die Wege, die Schliche, die Ausweistricks, die schwierigen, die riskanten Passagen, die Klippen und die Hürden. Er weiss, wo er hin will, denn er ist connected mit der Welt. Dieses Wissen und die Zustände in manchen Ländern der Erde setzen eine Millionenfluchtbewegung in Gang. Dafür allein Frau Merkel verantwortlich zu machen ist Humbug und lächerlich. Da kann sie nichts dafür. Kein Mensch kann so mächtig sein. Da ist sie bestenfalls ein Zahnrädchen, wie viele andere auch, wie auch jeder Konsument, der beispielsweise die unselige, staatlich übersubventionierte Agrarindustrie durch den Kauf von deren Artikeln unterstützt, was wiederum zur weiteren Verelendung in afrikanischen Ländern führt und den Fluchtdruck erhöht. Man muss vorsichtig sein mit dem Fingerzeig auf andere, denn an den Fluchtursachen sind wir Konsumenten aus den begehrten Luxusländern durchaus mitbeteiligt, zu schweigen von den Waffengeschäften, die unseren Wohlstand mit aufpumpen. Kleine Geschichten auf den Verpackungen von manchen Lebensmitteln könnten diesen Horizont und das Bewusstsein erweitern: das Poulet, was Sie gerade aus dem Regal nehmen, und wofür sie einen im Hinblick auf den Frieden in der Welt und der Nachhaltigkeit einen Dumpingpreis bezahlen, ist in einer grauenhaften Fabrik mit Tausenden von anderen Hühnchen, zerrupft, zerpickt und kaum sich auf den Beinen halten könnend, zudem mit Antibiotika vollgestopft, „hergestellt“ worden; die von Ihnen missachteten, minderwertigen Teile sind, hochsubventioniert von der EU, nach Afrika exportiert worden und ruinieren dort den Bauern ihre Existenz. Der Flüchtling Mahmud im Flüchtlingslager nebenan, ist Sohn eines solchen Bauern und soll für die verarmte Familie von Europa aus sorgen. Da stehen Sie, lieber Konsument, durchaus mit am Beginn einer Kettenreaktion, die Menschen zu Flüchtlingen macht, über welche Sie sich so gerne und leicht aufregen. |
19.01.2016 | Freiheit Grenzenlos meint : Kann Freiheit grenzenlos sein? Kann sie nicht. Sie bedarf der Definition, der begrifflichen Eingrenzung, denn sie soll sich ja von Gegenbegriffen abheben, von der Unfreiheit beispielsweise, vom Freiheitsentzug (der bei Hoeness wiederum eine wunderbare, bei Normalmenschen kaum zur Anwendung kommende Begrenzung erfährt). Die Grenze zwischen Freiheit und Unfreiheit, jahrzehntelang war das der Eiserne Vorhang. Und wir behaupteten, die Inhaber von Freiheit zu sein. Freiheit kann nicht grenzenlos sein, das zeigt die Flüchtlingsproblematik. Tja, wenn jeder hin könnte, wo er hin wollte. Türsteherproblematik. Grenzüberwachungsproblematik. Einlassproblematik. Physisch gesehen ist Freiheit immer nur relativ. Bewegungsfreiheit und Bewegungmelder. Überwachungsfreiheit, hm. Die physische Organisation der Menschen. Wo ein Mensch ist, kann nicht gleichzeitig ein anderer sein. Ellenbogenfreiheit. Vor lauter Freiheit die Gefahr des sich Verzettelns am Freiheitsbegriff. Ein Begriff, das ist die Freiheit. Sie muss begrifflich geklärt werden. Sie ist ein Phänomen, ein Postulat des Denkens. Die Gedanken sind Freiheit. Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire. Hier drängt sich das Link zur Freiheit des Gefangenen auf. Möglicherweise ein Hinweis auf die Wirkungslosigkeit von Gefängnis, von staatlicher Freiheitsberaubung, die glaubt, mit physischen Massnahmen auf die immense Kraft des Freiheitsbegriffes Einfluss nehmen zu können, ein zum Scheitern verurteiltes Vorgehen. Die Freiheit ist eine Angelegenheit des geistigen Austausches. Wobei die Wirte für den Geist, die Körper, sich natürlich irgendwo befinden müssen, in einem phyischen Raum, in einer Räumlichkeit; hinzu kommt inzwischen der virtuelle Raum, in welchem Freiheit gerne grenzenlos interpretiert wird im Sinne des Verzichtes auf jegliche Moral, auf Anstand; in dem offenbar jegliches Verständnis für den Freiheitsbegriff fehlt: dass Freiheit eine Voraussetzung für Menschlichkeit sei und kein Freiraum für Unmenschlichkeit, für Shitstorm und Denunziaiton, für Hetze. Der Begriff der Freiheit, für dessen Spiel Grenzen unerlässlich sind, kann nicht in 300 – 400 Wörtern abgehandelt werden, definitiv schon gar nicht, falls er sich überhaupt defintiv festlegen lässt, falls es sich nicht um einen organischen, beweglichen Begriff handelt, der Spielräume erkundet und nutzt, der sich aber absetzt vom Begriff der rohen Gewalt. Der Begriff der Freiheit inkludiert auch die Freiheit eines Gemeinwesens, Gesetze zu erlassen; wobei dank Einflussnahme und Lobbygruppen nur allzu gerne Gesetze erlassen werden, die die Freiheit der einen zuungunsten der Freiheit anderer einschränken. Dann gibt es Gesetze, zum Beispiel Mietgesetze, die anfangen schädlich fürs Gemeinwohl zu werden, wenn sie erlauben, Rentnern mittels Mieterhöhungen die bescheidenen Rentenerhöhungen und mehr wieder abzuzwacken; die mithelfen, die Altersarmut zu befördern. Da beissen Gesetze die Demokratie, die sich als Hüterin der Freiheit im Interesse des Gemeinwohles versteht, in den Schwanz oder gar in den Kopf, da beisst die Freiheit sich selbst. |
18.01.2016 | Street Words CXXIX meint : Dann hab ich ihr gesagt, mach den richtigen Weg, geh zur der Holzerin. Ich hab mit denen auch manchmal geredet. Und dann mit irgendwelchen Absatzzahlen. Die war ein totaler Taylor-Fan. Ja, kommt drauf an, wenn du ne NG-Organisation. Aber welche Grösse? Und in der Nacht hab ich nicht gepennt, weil da so eine Klimaanlage war, die war nicht abgestellt und hat so Geräusche gemacht. Da war ich in so nem hässlichen Viertel. Schon zugemacht wegen Überfüllung. Ich wohn ja auch da vorn am Reichenbachplatz seit 20 Jahren. Die werden jetzt Voodoo-Puppen von uns anfertigen. Chef, was machst du, 10 Cent, 10 Cents. Aber jetzt diese Wohnung ist sehr schön, aber Hause ist alt. Aber wenn ich im Flugzeug dann sitze, dann wird das einem so bewusst. Das Risiko, ich wills nochmal sagen, ich bins eingegangen. Ja Scheisse, das war mein Traum. Nein, ich find, wir müssen aufpassen, dass wir dann nicht wieder in der gleichen Situation wie jetzt sind. Unmöglich, Vollidiot, der hätt mir fast den Hintern weggefahren! Jo, des macht Spass. Also wenn wir was ausgeben müssen, müssen wir was ausgeben. Da müsste man wirklich mal. Und da geschaut und da geschaut und da krieg ich einen Gutschein und da Prozente. Oh Gott, oh Gott! Der Fahrer hat das gmacht. Wenn ich ihn erwisch, zerleg ich ihn, ich zerleg ihn, das macht man nicht. Mann, er ist der Wichser, der ist der Looser, er stellt alles immer als böse hin. Wenn du so zu einer Frau bist, bist du ein Hurensohn, ein Bastard. Im positiven Stress. Ich wusste schon, dass sie das nicht mitmacht. Oh, da gibt’s sprechende Hunde. Jetzt kanns losgehen, jetzt bin ich da. Das hab ich mir auch gedacht, das war ein nettes Gespräch. Ganz lieben Dank, dass du mir die Tabletten mitgebracht hast. Und eine Genehmigung noch. Nee, nee, gewöhn dir das ab. Und das Ding ist, die meisten davon sind echt Spachtel. Der Chef war halt genau in den zwei Wochen, wo ich in Berlin war, da. Dass ein durchschnittlicher Zugführer im Schnitt im Leben zwei bis drei Menschen tot fährt. In der Nacht tuts dann weh? Ich, ich mach die Schweissstimmung. Weil ich dich lieb hab. |
17.01.2016 | Meuterei Auf Dem Luxusschiff meint : Auf dem Luxusliner BRD, der stolz durch die Weltwirtschaft stampft, sind Millionen Plätze frei. Allerdings die meisten davon in wenig beliebten Etagen oder auch auf feinen Etagen, aber dort, wo man gewohnt ist, genügend Platz zu haben, Gästezimmer und dergleichen. Jetzt droht die Meuterei auszubrechen auf der BRD, weil Millionen neuer Gäste auf den mit 80 Millionen gut besetzten, aber lange noch nicht überfüllten Dampfer drängeln. Da herrscht teils unwahrscheinliche Enge; die Eingangsluken sind klein, die Aufnahmeorganisation ist überfordert, an der Verteilung auf die freien Plätze muss noch gearbeitet werden. Die Panik an Bord ist gross und wird immer grösser, das Schiff könnte untergehen; so gross, dass Meuterei droht, dass aus Panik heraus das Schiff ins Schlingern gerät. Rein theoretisch kann es noch Millionen von weiteren Passagieren verkraften. Das ist ein logistisches Problem. Ist aber mit Verstand, Geduld und Goodwill lösbar; am Geld solls sowieso nicht Scheitern. Aber jetzt droht die Meuterei. Dabei, schau mal in einen modern eingerichteten Supermarkt, welche Fülle, welcher Überfluss, welcher Glanz der Präsentation, welch appetitanregende Theken: also der könnte ganz gut ein paar Prozent mehr Kunden verkraften, es täte dem Umsatz nur gut. Kein Grund zur Panik. Das Versorgungssystem ist hocheffizient und intakt, ist weltweit vernetzt, Trauben aus Südafrik, Avocados aus Peru, Datteln aus Tunesien, Wein aus Kalifornien, Kaviar aus Russland, Steaks aus Argentinien; --- ok, ok, ok, denk ich an die Landwirtschaft in der Nacht, raubts mir den Schlaf, die Urwaldrodungen für die Steaks aus Argentinien, die grauenhaften Hühner- und Schweineindustriefabriken, die den verkümmerten Viechern Gensoja verfuttern, die ganzen Milchprodukte und der Methanausstoss, die Klimaveränderung, die bedrohlichen Subventionen für die industrielle Landwirtschaft, da kann einem anders werden, der süchtigmachende Zucker, der überall beigefügt wird, selbst in der Salami aus Italien ist Zucker drin, oh la la, da kann einem aus einem ganz anderen Grund Angst und Bange werden, dagegen schauen die paar zusätzlichen Passagiere, die neu aufs Schiff drängen, harmlos aus. Aber viele sind am Rande der Meuterei. Sie wollen dem Kapitän die Gefolgschaft verweigern. Bloss weil es da und dort durch die massiven Neuzugänge zu Gerangel und zu unerfreulichen Engpässen kommt und ein paar Nebenerscheinungen, die bei funktionierendem Gewaltmonopol des Staates in die Schranken gewiesen werden können. Aber die Meuterwilligen können oder wollen sich nicht vorstellen, dass mit den zusätzlich Passagieren ein Auskommen sein wird, dass die Engpässe vorübergehend sind, ja dass mit den Neuankömmlingen das Leben an Bord der BRD noch viel lustiger und vielfältiger und spannender werden könnte; dass es wirklich primär ein logistisches Problem ist, ein administratives dazu. Aber die wollen die Meuterei und mit denen kannste nicht reden, das ist das schlimme - sollen sie sie haben, die Meuterei und schauen, was dann mit dem Schiff passiert. Es soll jetzt Paniker geben, die schwören, beim nächsten Mal AfD zu wählen, die Denkzettelargumentation und sagen aber gleichzeitig, Gott bewahre uns davor, dass die an die Macht kommen. Panikargumentation, meutereibegründend. |
16.01.2016 | Roadmap Zum Chaos meint : Befinden wir uns auf einem Weg ins Chaos? Unweigerlich? Weil sich zu viele Ungereimtheiten angehäuft haben, die Folgen zu häufig inkonsequenten Handelns der Politik und des Nichtwahrhabenwollens von Tatsachen? Ist diesem Weg noch gegenzusteuern? Inkonsequenzen, die sich rächen, jetzt, wo Deutschland auf die Solidarität mit den europäischen Staaten angewiesen wäre mit der Unterbringungen von Flüchtlingen. Inkonsequenz, als erste den Stabilitätspakt gebrochen zu haben, Härte gegenüber Griechenland, die eigenen Reeder von Steuern befreien, Laschheit Frankreich gegenüber, Inkonsequenz pur, die keine Freunde macht. Kein Schlüssel für Frieden auch in Nahost, kontinuierliche Inkonsequenz, einerseits Waffen liefern bis zum Platzen, andererseits die Augen zudrücken bei chronischen Menschen- und Völkerrechtsverletzungen, jahrzehntelang. Im eigenen Land sich verschätzt haben. Vor lauter tollen Zahlen, die teils von den Administrationen auch frisiert werden, nicht gecheckt haben, wie viele Menschen in all dem Wohlstand offenbar tief frustriert sind und den Frust jetzt als Hass gegen die Flüchtlinge rauslassen. Auch da hat die Politik keinen Schlüssel in der Hand. Roadmap to Chaos. Zusehen, wie die Macht der vor kurzem noch mächtigsten Frau der Welt erodiert wie eine Sanddüne im Sturm. Vom Winde verweht. Ist dieser Weg ins Chaos noch zu bremsen? Ist das Ruder noch rumzureissen? Wo aber kommt der tiefe Frust im Wohlstandsland her, der so viele Menschen offenbar so hassanfällig macht und sie damit Schockwellen des Irrationalismus durch das Land schicken lässt? Was Politik und Medien wiederum in ihren vermeintlich hübsch gejäteten Gärtchen aufschrecken und kopflos werden lässt. Nur ein Beispiel dafür, wie diese Eliten vor offensichtlichen Ungerechtigkeiten ihren Blick verschliessen, die sie doch selbst in die Welt gesetzt haben: die seit zwei Jahren gültige Finanzierung des gigantischen Gemeinschaftswerkes öffentlich-rechtlicher Rundfunk, sozial unausgewogen und fett überproportional auf die Schultern der einkommenschschwachen Haushalte verteilt. Für diese gesetzgebenden und -beschliessenden Eliten sind 17.50 Euro im Monat Peanuts, für Millionen Haushalte, die nur wenig über der HartzIV-Grenze liegen nicht, für Rentner, denen die Mietgesetzgebung dazu noch mehr als die Rentenerhöhung wegfrisst, auch nicht. Hinzu dürfte noch die Wut jener Frustrierten kommen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu den Lügenmedien zählen und sich darüber ärgern, den zwangssubventionieren zu müssen. Da hat die Rundfunkkommission über ein Jahr lang dieses neue Gebührenmodell evaluiert und die grundsätzliche Ungerechtigkeit ist all den gebildeten, hochanständig situierten Herren nicht aufgefallen und so haben sie halt ein paar kosmetische Veränderungen vorgenommen: rlp.de/fileadmin/rlp-stk/pdf-Dateien/Medienpolitik/Bericht_der_Rundfunkkommmission_zur_Evaluierung_des_Rundfunkbeitrags.pdf wie man das so macht in der Politik, wenn eine Sache nicht gelungen ist. Dass aber das Grundkonzept der Haushaltsabgabe zum Schultern dieser 8-Milliardenbürde sozial unausgewogen und damit undemokratisch ist, das wollen diese Herrschaften schlicht – und schlichten Gemütes – nicht wahrhaben.
Auch eine solche Realitätsverweigerung kann mit ein Wegweiser zu einer Roadmap zum Chaos sein. |
15.01.2016 | Sendlinger Strasse VIII - Test - Test - Test meint : Je länger man sich damit beschäftigt, desto fragwürdiger wird der „Test“ mit der Sendlinger Strasse als Fussgängerzone. Was soll da genau getestet werden? Dass mehr Leute durch die Strasse gehen, wenn keine Autos mehr durchfahren oder parken? Dass in den umliegenden Strassen durch den Wegfall von Parkplätzen mehr Chaos entsteht und wieviel genau, und wie wollen die das bemessen, haben die vorher Untersuchungen und Zählungen im Hackenviertel vorgenommen? Wollen sie wissen, wie es ist für mobilitätseingeschränkte Anwohner, wenn die ein Jahr lang 12 Stunden am Tag nicht aus dem Haus können? Werden die vorher befragt und nachher, wie es denn so war? Werden Bewohner, die ständig Ausnahmegenehmigungen beim KVR beantragen müssen, weil sie ein Schränkchen gekauft haben, weil sie mit vielen Koffern in den Urlaub fahren, weil sie einen mobilitätseingeschränkten Bekannten oder Verwandten, der zu Besuch kommt, bis vor die Haustür bringen möchten, werden die nachher befragt, wie sich das so anfühlt, wenn man für jede Kleinigkeit beim Amt vorsprechen und blechen muss? Gilt ebenso für kleinere Handwerksbetriebe. Soll getestet werden, wie es aussieht, wenn die ganze Möblierung an Pflanztöpfen und Fahrradständern, an Bänken und Parkautomaten rausgerissen wird, wollen sie testen, ob es dann im südwestlichen Teil genau so öde ausschaut wie im bereits radikalentleerten, nordöstlichen Teil? Was wollen die Stadtplaner testen? Und warum ist das so wichtig, dass die Stadt dafür 200'000 Euro locker macht? Wollen die testen, ob die Mieten so noch schneller steigen, und werden die dann künstlich zurückgedreht, sollte der Testlauf als nicht positiv bewertet werden, egal nach welchen Kriterien auch immer? Wollen die schauen, wie lange der Kinderarzt durchhält, wenn seine Patienten nicht mehr bis zur Praxis gefahren werden können? Was bloss wollen die Stadtplaner testen? Und welches sind die Kriterien, dass der Test gelungen oder eben nicht gelungen sei? Wollen sie testen, was passiert, wenn mit Brachialgewalt eine Investorenschneise ins Hackenviertel gerissen wird, wie lange dann im Hackenviertel noch Stau ist, wie lange es dauert, bis Autofahrer vergrämt sind, ins Viertel zu fahren und was, wenn sie sich nicht vergrämen lassen? Wirkt fast so, wie, du ich hau dir jetzt mal eins in die Fresse und dann schauen wir mal, ob wir das zurücknehmen. Vor allem, was heisst Test mit Bürgerbeteiligung, wenn die Bedenken der Anwohner nicht grundsätzlich, sondern nur mit kosmetischen Mitteln in den Test eingebaut werden? Wäre beispielsweise nicht das ein wirklicher Test: wir reduzieren die Anzahl der Parkplätze in der Sendlinger Strasse schrittweise, weisen aber gleichzeitig ein entsprechende Anzahl Ersatzparkplätze ausschliesslich für Anwohner mit Parkwapperl in den umliegenden Strassen oder Plätzen aus und schauen, wie sich das auswirkt, ob das erleichternd wirkt. Und wenn das allseitig als Verbesserung empfunden wird, könnte man das in einer nächsten Phase ausweiten, noch mehr von den Parkplätzen weg mit entsprechender Kompensation. Das wäre doch ein schonender Versuch mit geringen Kosten und möglicherweise von grosser Effizienz. Oder man könnte versuchen, die Zeitfenster für Anlieferer massvoll einzuschränken. Testen kann nicht heissen, ein Modell, was anderswo funktioniert, temporär aufzuoktroyieren, wie es hier geplant ist. Testen heisst, versuchen, etwas Neues versuchen. Das ist ja hier nicht der Fall; der Sendlinger Strasse soll mit roher Gewalt das Kaufinger-Strassen-Konzept übergestülpt, eingepresst werden und was mit den Anwohnern und Anliegern passiert, das ist egal; obwohl die Anwohner- und Anlieger- und Umgebungs-Struktur hier eine völlig andere ist; insofern müssen sachte, individuelle Veränderungen ausprobiert werden, als echter Test. Was geplant ist, ist ja kein Test, das ist eine gravierende, nicht massgeschneiderte Veränderung, die kaum mehr rückgängig gemacht werden kann. |
14.01.2016 | Sendlinger Strasse VII - Der Teure Test meint : Die Bürgerversammlung des ersten Münchner Stadtbezirkes Altstadt-Lehel hat am 3. Dezember letzten Jahres im Saal des Stadtmuseums München mit überwältigender Mehrheit einem Antrag der Bürgerinitiative prosendlingerstrasse.de zugestimmt, das Projekt eines einjährigen Testversuches Fussgängerzone Sendlinger Strasse, wie es von der Stadt vorgelegt worden ist, zu verschieben und zu überarbeiten. Begründungen für den Antrag waren 1) das Schreckgespenst einer übers Knie gebrochenen Fussgängerzone à la Kaufingerstrasse und damit des Ausrollens eines roten Teppichs für Investoren auf Kosten von Anwohnern, Handwerksbetrieben, Arztpraxen, 2) die mangelnde Rechtssicherheit für mobilitätseingeschränkte Anwohner und Anlieger, es könne ja nicht sein, dass wer sich einen Haxen verstaucht, sich erst eine Sondergenehmigung besorgen müsse, um nach Hause oder zum Arzt gefahren werden zu können und 3) die Sorge um den Verlust der münchnerischen Individualität des Hackenviertels. Hinzu kommt das ungelöste, sich durch den Versuch verschärfende Parkplatzproblem. Der Beschluss der Bürgerversammlung hat bewirkt, dass das Projekt vorerst gestoppt worden ist und dass ein Prozess zwischen allen Beteiligten, vorsichtig erst mal, in Gang gekommen ist. Der aktuelle Stand nach einer Unterausschuss-Sitzung vom Dienstag scheint der zu sein, dass das Planungsreferat mit lediglich kosmetischen Veränderungen an seinem Konzept (was ja möglicherweise ein Missverständnis des Auftrages ist, den die Politik diesem erteilt hat; Anm. d. Autors) festhalten möchte; die Argumentation lautet, man könne ja nach einem Test-Jahr sehen und dann reagieren. Allerdings können mobilitätseingeschränkte Anwohner heute schon voraussagen, dass das rigide Konzept für sie einer täglichen, zwölfstündigen Ausgangssperre gleichkommt; nicht ganz nachvollziehbar, warum die Stadt, um das festzustellen für einen „Test“ 200'000 Euro ausgeben will (auch dass das Parkplatzproblem ungelöst ist, das zu beweisen bedarf es keines so teuren Experimentes). Das gilt ebenso für mobilitätseingeschränkte Anlieger; kann ja sein, dass so jemand mal einen Anwohner auf einen Kaffee besuchen möchte, das geht dann nur noch bis zehn Uhr vormittags oder abends nach 22 Uhr. Auch ein Anwohner, der mal mit viel Gepäck verreisen möchte, soll das dann bittschön ausserhalb der Sperrzeiten tun oder sich rechtzeitig im Voraus beim KVR eine Ausnahmegenehmigung für ein Leihauto oder das Auto eine Abholers besorgen. Das gleiche gilt für Eltern oder Lehrer, die ein verletztes Kind zu einer der Arztpraxen bringen wollen. „Liebe mobilitätseingeschränkte Anwohner und Besucher von Anwohnern oder Ärzten in der Sendlinger Strasse, wir bitten Euch testhalber zu akzeptieren, dass Ihr ein Jahr lang tagsüber Ausgangs- resp. Besuchssperre habt“, so in etwa scheint die Anrede der Stadtplaner zu lauten, „nach diesem Jahr werden wir ja sehen, ob sich das Prinzip der Ausgangssperre für Sie, die ja eine Minderheit sind, bewährt haben wird“. --- Und jetzt einmal tief durchatmen: gehört Mobilität in unserer Gesellschaft nicht zu einem Grundrecht oder haben wir da etwas falsch verstanden? |
13.01.2016 | A Zähle meint : A zähle, Bölle schäle, d' Chatz goht uf Walliselle, chunnt sie wieder hei, hät sie chrummi Bei. A zählen, Zwiebeln schälen, die Katze geht nach Wallisellen, kommt sie wieder heim, hat sie krumme Bein. Der Brug beht tsum Krunnen bies er riecht. Simsalabim, das Glück ist hin, der Wind ist furt, das gibt ne Geburt. Kommt der Wind von oben, dreht das Wetter oder auch nicht, wenn es denn am guten Willen gebricht. Erbricht, verbricht, gericht ist das nicht. Holter-die-Donner-die Pausenbrotbacken schnacken, obwohl er es besser weiss, besser wüsste, wesser bissen könnte. Geh, fromm mich nicht so an. Der Schwan, der röhrt im Schlicht. Er thront und raspelt Bohnen, süss wie Holz. Sorry, uns reicht es jetzt mit dieser Logik, eins drauf und noch eins drauf und noch eins, Frau Kriegskanzlerin, Frau Kriegsministerin, desto mores! Ich bräuchte dringend ein Juckpulver, das mich noch bewegt, das meine Falten nochmal gehörig durchschüttelt; denn so ist das alles nicht mehr zum Lachen. Ach, dieser Zwirn mit dem Abzählreim. Welche Zelle nochmal, die A, die B, die Wehen? Schick mir Äpfel, du goldener Gott, ungewachste Äpfel, - bartlos - gewachsene, naturbelassene Äpfel. Check dein Zahnfleisch, es bisse sich besser mit Masterplan aus Marzipan. Oh Masterplan, oh Masterplan, wie grün sind deine Blätter. Azubis sind in unserer Schreibwerkstatt jederzeit willkommen, auch Illiterate und Mobilitätseingeschränkte – denn das Denken ist weit, weitet sich mit jedem Dolchstoss. Und die Legenden dazu, die knallpurzeln allerorten heraus wie aus der Pandilla. Nix Pandora de Flora, du Schlaumeier, du Rühreiweiterverbreiter mit deinen Tränensackdrainagen und -drillichen. Das Non macht den Sense, mit der Nonsense die Bergweide schröpfen. Abschlupfuhr. Ja, eine Abschlupfuhr, dernier cri, letztes Signal vor der Krise. Wenn nicht, wenn nicht, wenn nicht die Bise noch ein Einsehen hat. Alles ist möglich, vieles ist möglich, wenig ist real – und das übersehen wir noch allzu gerne. Wegen dem Pimpf, ähm?, Pimf, Pimff, aus dem letzten Loch gesmst? Der Berg steht wie ein Bug, wie die Bewegung. Sie zu hindern haben schon viele versucht, aber die Erdachse, die Erdachse! Lets rock, lets gockel, lets Schnödeneis essen! Oh, mein Speiserohr, mein Speisetor, das Ohr, es hängt darin und verschlingt sich, heidenei au. Wegen Allzwengzwang Überhanggnack. Derlei Tollitäten sollten dringend in den Durchlauferhitzer – wenn der nicht verkalkt wäre. Ihr Lieben, es freut mich ausserordentlich, Euch hier angetroffen zu haben, das hätte ich nie und nimmer erwartet, ihr braucht jetzt nicht erröten, die Morgenröte, diese Kröte, hat das schon verrichtet, verrichteter Dinge kehren wir so zu einem neuen Thag! |
12.01.2016 | Vor Lauter meint : Vor lauter vorlauten Alarmismus' haben wir so dies und das vergessen. Dass das Leben sonst weitgehend seinen ruhigen Gang geht. Aufstehen, Waschen, Anziehen, Zähneputzen, Frühstücken, aus dem Haus gehen, am Arbeitsplatz ankommen oder Zeitunglesen für den Rentner, Kaffeehaus, Stammtisch, Schwimmbad etc. pp. Mancher kommt auf diesem Weg vielleicht da und dort an einem neuralgischen Punkt vorbei, wo Menschenmassen sich bewegen, wo auch Taschendiebe und andere Outcasts unterwegs sind; aber zu einem grossen Prozentsatz geht das Leben seinen gewohnten, eingefahrenen Gang. Die Philatelisten treffen sich, die Kaninchenzüchter, die Volkshochschule hält ihre Kurse ab, die Literaten schreiben Bücher, die Bäcker backen Brötchen, die Freizeitsportler kommen ins Schwitzen, die Taxifahrer transportieren Leute, die Manager veranstalten Meetings, die Banker banken, die Theaterleute spielen Theater, die Opernsänger treten vor vollen Häusern auf, im Kino gibt’s eine gehobenere „Ewige Jugend“, den schillernd-interpretierbaren „Perlmuttknopf“, appetitliche, japanische „Kirschblüten und rote Bohnen“, „Mr. Holmes“ kämpft gegen das Vergessen ebenso wie „Remember – Vergiss nicht, Dich zu erinnern“, „Sture Böcke“ machen ihre Aufwartung oder „the Danish Girl“; „Das Brandneue Testament“ will gelesen und interpretiert werden, „Die Peanuts“ sind Peanuts wie eh und je und sind doch keine Peanuts und „The Revenant – Der Rückkehrer“, den bringt nicht so leicht was um, schon gar nicht eine trendig-alarmistische Hysterie, „Bruder vor Luder“ setzt moralisch klare Prioritäten und „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ bietet den Schülern ein Gegenprogramm, während „Ich bin dann mal weg“ sich gleich ganz vom Zeitgeschehen abwendet, ihr könnt mich alle mal mit Eurem Alarmismus, im Filmmuseum heisst es „Sie küssten und sie schlugen ihn“, in „Jane got a gun“ geht der Wilde Westen familiär glücklich aus und bei „Legend“ werden unsere Augen von eineiigen Zwillingen gezwirbelt; „Carol“ hält immer noch Hof; aber auch „Dämonen und Wunder“ lassen sich vom aktuellen Alarmismus nicht den Deut beeindrucken, erst recht nicht „Louder than Bombs“, das mehr als konkurrenzfähig ist mit diesem genau so wie „Unsere kleine Schwester“, die mit dem Gegenteil von Alarmismus zu faszinieren weiss und doch die Katastrophen nicht ausblendet, im Werkstattkino lenkt eine „Julia“ ab vom Mediengedöns. Tja, was allein das Kino bietet! Von all den anderen öffentlichen und privaten, geschäftlichen Abtauchnischen zu schweigen. Bleibt allerdings die Frage, ob all diese Kojen sich in einem Schiffskörper namens Titanic befinden und es vom Ausguck aus das Mordsgeschrei gibt, den Alarmismus, dass das Luxusschiff sich auf Kollisionskurs befinde, ob wir uns in unseren vielfältigen, wohlversorgten Kojen beunruhigen lassen sollen; da wir weder den Kurs des Schiffes noch die Lage des Eisberges zu verändern imstande sind. Und versprechen die Kojen jedweder Art nicht: näher mein Gott zu Dir? |
11.01.2016 | Herr Der Lage meint : Wir sind Herr der Lage. Wir haben alles Griff. Das Oben, das Unten, das Hinten, das Vorne, das Gestern, das Morgen, das Vorwärts-Rückwärts-Seitwärts. Wir sind Herr der Lage. Wir haben alles in Griff. Die Moral, die Amoral, den Kausalis, den Konditionalis, die Hybris, den Konjunktiv, den Genitiv, den Akkusativ, den Fingerzeig und das Wunschkonzert. We are the masters of the universe, we are not perverse. Uns kann keiner was, uns kann keiner an die Wäsche. Grah - pscht!, Grah – Pscht! Grah – Pscht! Grab scht! Gib Acht, wo du grab pschst! Wir haben alles im Griff, den Klau, den Wegschau, den Stau, den Triebstau, gib acht Mädchen, was Dir lacht. Wir haben alles im Griff. Wir handeln nach dem Qui-Vive. Wir müssen uns immer erst mal versichern, ob Unrecht geschieht. Denn nicht jeder Tanz, nicht jede Träne ist ein Schuldbeweis. Nicht jedes Geschmeiss, nicht jedes Geschleick, nicht jedes Geflatter, nicht alles Verdatter ist ungwollt und nicht bestellt, nicht gewünscht. Die ErotozonenEinzäunung ist unsere Obliegenheit nicht. Tollheiten, Narreteien und Aufgebrezeltheiten sind die Insignien anderer Mächte. Wer die Masse sucht und die Nähe und das Gedrängel ist deswegen noch kein schlechterer Bürger oder gar unter Verdacht. Menschen lieben Mengen. Aufgehen in der Menge. Auflösung des Individuums in der Masse. Das verändert den Menschen. Das verändert die Masse. Masse und Verantwortung. Das letzte Wort – spricht die Geschichte – nach Millionen Worten – der Worte sind genug gesprochen. Die Rätsel bleiben. Nach der menschlichen Natur. Und Kultur. Was hat Kultur im Griff? Wer hat die Kultur im Griff? Greifkultur. Abgreifkultur. Abrufkultur. Nabelschnur. Kultur im Gedrängel bedrängt und beengt, redundant. Abschmierkultur, Ausrutschkultur, Weggleitkultur. Schwanengesang, Abmahnkultur. Kulturrelikte, intakte und weniger intakte, importierte, indigene, eingewanderte, gepfropfte, verschrumpelte. Kulturverlust. Regression. Stärke und Halbstärke. Überlebenskultur. Wir haben alles im Griff. Wer sind wir denn. Macho, Nancho, Ninja. Get off! Go away! Platz da! Domplatte machen. Platte Platte. Kein Domplattenvertrag. Komplettkultur, alles inbegriffen, der Griff da und dort. Der Griff in den Schritt. Griffbereit. Allzeit bereit. Hoheit. Oberhoheit. Deutungshoheit. Es ist Zeit. Es ist an der Zeit, alles in Griff zu kriegen. Herr der Lage zu sein. Herr zu sein. Und nicht Dame. Der kleine Unterschied mit der grossen Wirkung. Ohne Deutungshoheit. Allzeit vereint oder vereinsamt. Versamt. Sämig. Nicht doch griesgrämig! Lebenslust soll sein, Lebensgefühl, Orgie, Knallerei, Besäufnis, Grenzenlosigkeit, Grenzüberschreitung. Jenseits von Kultur und Anstand. Der Aufstand gegen den Unanstand. Wir haben alles im Griff. Jederzeit. Und wenn nicht, erlassen wir härtere Gesetze. Wir haben alles im Griff. Jederzeit. Jedermann. Das Hü und das Hott, das Echelon und den Autopilot. Wir sind die Herren der Welt. Gell, gell, gelt! Lallt bunt. Blöde Zwiderwurz. |
10.01.2016 | Besorgte Stimmen meint : In all der aufgepeitschten Anfangs-2016er-Stimmung gibt es besorgte Stimmen, die keiner hören will, weil sie eh nur besorgt sind oder weil sie selber ganz aufgeregt tun, die einen baldigen Crash unserer schönen Scheinwelt voraussagen. Sie misstrauen all den wunderschönen Rekordzahlen von Arbeitsplätzen, von Beschäftigungsverhältnissen, von Steuereinnahmen, von Exportrekorden. Sie erzählen davon, dass der Imperativ zum Geldscheffeln in den grossen Betrieben immer drakonischer und diktatorischer werde, von einer Brutalisierung der Arbeitswelt sondergleichen, von enormen Zahlen problematischer Arbeitsverhältnisse aller Regulierung und Mindestarbeitslohn zum Trotz. Sie erzählen auch davon, wie in grossen Betrieben versucht werde, mit internen Memos von den Chefetagen aus das Flüchtlingsthema unter den Teppich zu kehren. Sind sind ebenso besorgt von den Shitstürmen im Internet zu diesem Thema, von der zunehmenden Entzivilisierung von Diktion und Forderungen und gleichzeitig von der zunehmenden Panik, die sich in den Politeliten darob breit macht und wie sie es gleichzeitig zu verdrängen versuchen und mit ihnen die mit ihnen verbandelten Medien, die diesen besorgten Stimmen zufolge ein ganz falsches Bild der bedrohlichen, gesellschaftlichen Realität zeichneten, ein massiv geschöntes. Wobei diese Stimmen die Risiken, die von den Börsen aus gehen, Chinaproblem aktuell, und die fett unkalkulierbaren Risiken der Euro-Dauer-Verdünnisierung noch gar nicht einbeziehen und noch ganz ohne diese einen grauenhaften Crash unseres ganzen wirtschaftlichen und politischen Sysstems voraussagen. Der könnte gut versinnbildlicht werden mit dem Beispiel des Bauklötzchenturms aus dem Film „The Big Short“, der diesen Donnerstag in den Kinos anläuft. Dieses erklärt, dass die untersten, die tragenden Klötzchen faul seien; dann ist zu sehen, was passiert, wenn zwei oder drei davon entfernt werden. So sehen diese besorgten Stimmen schon die nahe Zukunft. Andererseits: seit der Mensch die Sprache hat und sich Geschichten erzählt, sind welche davon apokalyptischer Natur. |
09.01.2016 | Aufgepeitschte Atmosphäre meint : Noch ist kein Drittel des ersten Monats des Jahres 2016 vorbei und schon herrscht eine aufgepeitschte Atmosphäre. Keiner tut, was er soll. Die Flüchtlinge wollen nicht alle brave, demütige Flüchtlinge sein. Die Wähler machen den Herrschenden Angst, wenn in zwei Monaten Landtagswahlen in drei Bundesländern anstehen, treiben die Herrschenden in Panik, verführen sie dazu, die Partei verbieten lassen zu wollen, die alle jene versammelt, die selbst wiederum in Panik geraten sind ob der Zuwanderung und mit denen ein Dialog nicht möglich ist. Die mit den Herrschenden verbandelten Medien geraten in Panik ob dieser Perspektiven, lassen sich von Phantom-Terroristen ins Bockshorn jagen und stellen sich erst mal blind angesichts realer Grapschorgien inklusive Diebstahl bis zur sexuellen Belästigung, wobei der Vorgang des Grapschens an sich und für sich genommen noch im Graubereich zwischen Erotik, Anmache und grenzüberschreitenden Unanstandes liegt, noch nicht unbedingt ein abscheuliches Verbrechen ist, welche Bewertung wiederum unverhohlener Panik der Herrschenden entfährt. Aufgepeitschte Atmosphäre im Lande, die sich gegenseitig hochsteigert. Aufgepeitschte Atmosphäre an den Börsen. Vertrauensverluste in China. Die Börsen machen nicht, was sie sollen. Der Euro macht nicht was er soll, oder er macht es nur unlustig und nur mit gaanz laaangsaaamer Verzögerung und nur teilweise. Lieber füttert er Immobilien- und Aktienblasen; gegen die Inflation scheint er resistent zu sein; er macht nicht was Draghi will. Aufgepeitschte Atmosphäre somit in Europa, wer nimmt wie viele Flüchtlinge, wer macht welche Grenze dicht, wer darf wie locker mit seinem Haushalt umgehen, wer darf die Presse gängeln, wer wird wie rigoros an die Kandare genommen, armes Hellas, liederliches Frankreich! Aufgepeitschte Atmosphäre in Nahost. Keiner tut, was er soll. Der vordere Orient tut sich schwer mit seinem Bedeutungsverlust, der mit dem Bedeutungsverlust seines Lebenssaftes, dem Öl einhergeht; Folge auch der doch von vielen Playern hartnäckig verfolgten Energiewende. Tohuwabohu allerorten. Und trotzdem sind aus Deutschland wieder lauter Rekordzahlen zu vernehmen. So wenig Arbeitslose wie nie, so viele Beschäftigte wie nie, so viel Steuern wie nie, so viel Exporte wie nie, so wenig Inflation wie nie. Oase der Glücklichen, attraktiv für Flüchtlinge, Einwanderer und Geldanleger aus aller Welt. Und deshalb jetzt auch hier aufgepeitschte Atmosphäre, Überhandnehmen des Irrationalismus, Verlust des Gesunden Menschenverstandes, der differenzieren kann, der weiss, dass eine Gute Tat, wie die Aufnahme von Flüchtlingen, auch negative Nebeneffekte mit sich bringen kann. Man denke an den oft entmündigenden Effekt von Entwicklungshilfe. Aufgepeitschte Atmosphäre. Verlust der Nüchternheit des Handelns, der den Populisten die Bühne überlässt. Dagegen ist das Problem mit der Veränderung der Sendlinger Strasse ein Klacks. Aber soll man in all dem Chaos den von Draghi aufgepäppelten Investoren ein so gediegenes Ambiente auf dem Silbertablett zum Frass vorwerfen? |
08.01.2016 | HundyWords meint : Jetzt glaub i, geht’s aber los. Benny, komm her, Du kleiner Hampelmann, na Du, kleiner Hampelmann. Marco, Marco, Du bleibst hier. Samba, komm mal her, Samba. Auf geht’s! Ich musste doch den Wuschel einschläfern. Nein, nein, ned springen! Schuppi, wo gehst denn Du hin? Wo hast den Hund gelassen? Der derf ned ins Büro, stell Dir vor. Pfui, Aus, Pfui! Ja mein Lieber, kenn ich Dich? Komm Chico, langsam, langsam, langsam, so ist gut. Ja, der Kleine, der wartet ja bloss drauf. Wer hat ihm den Pulli gemacht, wer hat ihm den Pulli gemacht? Is aber sehr jung – is n halbes Jahr alt. Ja gehen ma von der Strasse jetzt, Dickie. Dass jemand einfach einen Hund hinter sich her zieht. Ist ein jüngerer noch, gell, der ziagd, des merkd man. Schluss, Schluss, nein, nein. Aber was ist das für eine Idee, da bring ich den doch ins Tierheim. Harry, komm! Hä hä hä hä der hat gleich studiert, wer kommt denn da, wer kommt denn da. Komm, da kommt ein Auto, komm schnell! Da hat sie furchtbar gebellt und ich habe sie geschimpft. Sie bellt viel. Laangsaam! Bei uns ist eine Familie, die hat so einen grossen Hund, ich weiss nicht genau, wa es ist. Hey, Lillii, hierher, Lilli! Der ist so schlampig, der fährt dann mit seinen Pratzen drüber, ekelhaft ist das fast. Jimmy-ii, komm mal her, komm mal her. Bärle! Das ist viel zu gross, Aberle. Was ist jetzt mit dem Halsband, was ist so schlecht da dran? Einen reinrassigen, keinen Cocker, irgend einen aus Spanien, wie heisst er, hat so n komischen Kopf. Des deafsd lesn vom Hundeführerschein. Und wenn sie immer mehr schlafen, dann merkt man schon, dass sie älter werden, der Tierarzt hat gefragt, ob er Schnecken fresse. He Klara – die will nicht. Rocky, Vorsicht, hab ich gesagt. Basti ist 10 Monate alt, 50 cm SH und 13 – 15 kg schwer, kastriert, gechippt, geimpft und hat einen EU-Pass. |
07.01.2016 | Angst Haben meint : Jetzt müssen wir viel, viel Angst haben. So wollen es die Zeitungsmeldungen als Lautsprecher der Dschihadisten. Zwischen ihnen und den Medien gibt es noch die Geheimdienste, die sogenannt „zuverlässigen“ Quellen, die insofern absolut zuverlässig sind, als sie sich zuverlässig als Verbreiter der Gerüchte von den Dschihaidsten raffiniert einsetzen lassen. Heute müssen wir, wenn es nach der SZ geht, auch wieder Angst haben. Wieder hat sie Angstmachinfos auf der ersten Seite platziert. Wie schon um Weihnachten rum und dann nach dem Sylvester oder mit der Angstmachinfo, dass Dschihadisten mit richtigen Pässen einreisen würden. Im Nachhinein hat es sich noch jedes Mal um Zeitungsenten gehandelt, die breitfüssig über die erste Seite und auch weiter im Inneren rumgewatschelt sind. Um Weihnachten waren irgendwelche Rocker verdächtig und mit Razzien bedacht, die mit den Dschihadisten nichts am Hut hatten, und über das Münchner Sylvestermärchen sind keine Fakten hinzugekommen, die den Entenstatus der Meldung relativiert hätten. Aber viel Zeitungsraum haben sie gefressen. Immerhin wurde in München am Bahnhof niemand begrapscht – so weit bekannt. Weil niemand da war. Von Nachrichtenenten leer gefressen quasi. Doch der Angstzustand in der Bevölkerung muss aufrecht erhalten werden. Und zwar lieber mit der Verbreitung fingierter, abstrakter Gefahr (wobei allerdings glaubwürdig scheint, dass der IS seinen Spass daran hat, den Westen und seinen Wohlstand in Aufregung und dadurch in politische Manipulierbarkeit zu versetzen) als mit realen Berichten über reale Vorgänge. Über Dinge, die wirklich passiert sind. Die brauchen von Köln aus sieben Tage bis nach München. War vielleicht gerade Piloten- oder Lokführerstreik? Aber eine konkrete Gefahr, die scheint langweilig für die Medien, mehr Spass machen die Märchen, wie heute in der SZ: BND – Gefahr durch Islamisten grösser denn je. Liebe Mitbürger, am besten bleibt ihr von heute an einfach zuhause, meidet Menschenansammlungen, kauft Euch Notvorräte, schaut Euch nach einem sicheren Plätzchen an einem sicheren Ort der Welt um, verlasst diese kriegsführende Republik, die sich als Kollaborateur der Franzosen beim Plattbomben eines amoralischen Gebildes, des IS, Fortschritt auf der Welt verspricht. Das ist schon interessant, dass die reale Gefahr wie in Köln oder anderen Gebieten, in denen der deutsche Staat offenbar Recht und Ordnung nicht mehr gewährleisten kann, Tage und ein Riesengeworge braucht, um ans Medienlicht zu gelangen, während jedwede Terroristenente gleich titelzeilenträchtig mit rotem Teppich empfangen wird; eine schlagseitenhafte Feindbildpräferenz, die den Leser skeptisch und die Zeitung unglaubwürdig macht. |
06.01.2016 | Ach Was meint : Ach was, pfeif auf die Angstmacherei, auf die Einschüchterung, auf die Verbreitung mieser Atmosphäre. Noch ist einiges gut. Noch gibt es ein Frühstücksei (vom Biohof oder aus der qualvollen Enge der Hühnerfabrik); noch fährt der MVG, noch fahren Züge nach da und dort. Noch ist das Weltende nicht so nah, wie manche Schlagzeile glauben machen möchte. Noch wächst der Flugverkehr. Die Inflation tendiert gegen Null, was dem Draghi die Aufpumpröte ins Gesicht treibt. Immer diese Miesmacherei. Die Krittelei. Noch hast du eine Auswahl an Filmen zum Schauen wie nie zuvor. Kannst dir die Birne zudröhnen mit Alkoholika jedweder Provenienz und zum Discountpreis. Heute kannst du ausschlafen, ein Geschenk der drei Könige. Die meinen es gut mit dir. Die geben dir eine Genuss-Gnadenfrist. So lange die Maschinerie noch läuft, auch wenn sie knarzt und ächzt, die grosse Maschinerie, und staubt und schnauft. Sie behauptet nach wie vor, im Vorwärtsgang zu sein. Auch wenn die Börsen ab und an anderer Meinung sind. Zu schweigen von der Auswahl an Frühstückskaffees, die du dir manuell und maschinell und mit unterschiedlichsten ökologischen Fussabdrücken zubereiten oder auf dem Weg aus dem Hause zu dir nehmen kannst. Mei, fidel haben wirs schon. Bist voll absorbiert mit Auswählen, mit Kalorien- und Zutatenvergleich, mit Aromaschnüffeln. Wie soll meine Welt riechen. Stell deinen individuellen Duftfahrplan für den ganzen Tag her, werde zum Herrn über die Gerüche. Lass dich beraten dabei. Lass dir dein Traumgesicht schnippeln. Baue ein neues Image. Grössere Auswahl an Beratern und Mitteln gab es nie. Pass auf, dass du nicht ertrinkst in der Überfülle, in der Verschwendung. Noch quillt alles über, quellen die Regale, die Angebotsseiten über. Wenn das mal kein Ausdruck von Reichtum und Glück ist, von Wohlergehen und traumhafter Welt. Wozu die ganze Pessimisterei. Heute ist heute. Noch gibt es sogar ab und an Parkplätze zu finden in der City. Begib dich in die Hände der Wellness-Industrie, mach Spa; weiter verbreitet ward das seit den alten Römern nie. Nachkommende Generationen werden schwärmen von dieser Zeit der tausend Möglichkeiten als einer Zeit des Paradieses – und lachen darüber, dass die Zeitgenossen das damals so gar nicht geniessen konnten, dass sie sich mit Sorgen und Ängsten, mit Terrorismushysterie und Fremdenfeindlichkeit den Genuss versauen haben lassen; dass der Hedonismus in dieser Zeit so gar keine Chance hatte, weil er dem Genusszwang, der Genussmaximierung und -sicherung (und in der Kunst dem Streit um den Zugang zu den Subventionszitzen) den penetrant erzwungenen Vortritt lassen musste. |
05.01.2016 | Annus Horribilis II und III meint : Annus Horribilis international mit jeder Menge politischer Führungskräfte, die von ihren Problemen überfordert sind und sie auf kriegerische Weise kompensatorisch zu lösen versuchen. Annus Horribilis aber auch im Inneren und dies gleich zweifach. Mit den Medien fing es an. Wie sie die sylvesterliche Jagd nach Terrorphantomen aufbauschten, da konnte einem Angst und Bang werden. Und wie sie die realen Vorgänge gleichzeitig unterzubuttern versuchten. Zum einen die jährliche Routine der Sylvester-Feuerwerksverletzten. Zum anderen die ganz neuen, ganz ungewöhnlichen Vorgänge in Köln am Hauptbahnhof. Hier dreht und windet sich heute in der SZ ein auf der unverbindlichen Panorama-Seite ganz unten versenkter Text, um ja nicht die Wörter Flüchtling oder Immigrant oder Zuwanderer zu benutzen. Es war dunkel. Es waren viele Männer. Junge Männer. In Gruppen. Man konnte sie schlecht unterscheiden. Sie könnten nordafrikanischen Ursprungs gewesen sein. Es war massiv Alkohol im Spiel. Sie grabschten und klauten. Annus Horribilis, was da auf uns zukommt zum einen mit dem Phänomen, dass Integration eben lange nicht immer gelingt und zum anderen, wie die Medien aus purer Angst vorm Anheizen fremdenfeindlicher Stimmungen diesen Kollateralschaden der Flüchtlingspolitik verdrängen, nicht wahrhaben, überschminken wollen. Was bei der irritierten Bevölkerung zu noch mehr Abkehr von der etablierten Politik und den etablierten Medien führen dürfte und sie stracks in die Arme halbseidener Populisten treibt. Nicht jeder Flüchtling kommt hierher, um sich schnurstracks auf den Tugendpfad der Integration zu begeben, manche können nicht, sind zu traumatisiert, haben zu kaputte Lebenswege, andere wollen vielleicht nicht; damit muss unsere Gesellschaft umgehen; aber so tun, als würden mit den Flüchtlingen solche Probleme nicht kommen, das hilft nichts, wegschauen und wegschreiben hilft nichts. Nicht eines jedes Menschen Ziel ist es, ein ordentlicher Bürger zu werden. Das gilt für die hier Geborenen und Aufgewachsenen wie für die Zugewanderten. Bei manchen sind die Umstände schuld, manche sehen darin keinen Sinn. Insofern kein neues Phänomen und also nicht so furchterregend, als dass man es nicht bennen können sollte. Womit das Annus Horribilis schnell etwas von seinem Schrecken verlieren könnte. |
04.01.2016 | Annus Horribilis meint : Da und dort geistert durch Zeitungstexte der Begriff des Annus Horribilis, ein fürchterliches Jahre werde uns erwarten, will der Begriff uns sagen. Und es fing ja gut an mit der Terrorverrückterei zu Mingha. Wobei erst die Berichte über die polizeilichen Massnahmen und die Druckerschwärze den Gespenstern Volumen und Fratze verliehen haben. Ein Halloween-Jahr erwartet uns. Mit unglaublichem Horror, den ein Mensch erlebt (und überlebt) fängts im Kino gleich am Donnerstag an, mit Leonardo DiCaprio als Rückkehrer, was im Original zwar Revenant, also Wiedergänger heisst, faktisch ein Aufersteher ist, womit immerhin mit dem Horror dieses erwarteten Annus Horribilis auch so etwas wie christliche Hoffnung auf Auferstehung verbunden ist, auf Überleben zumindest in den erwarteten, desaströsen Vorgängen dieses neuen Jahres. Denn dieses strotzt nur von grauenvollen Brandherden, von politischen Führern ausser Rand und Band, an deren Zurechnungsfähigkeit man verzweifeln könnte, die um ihre Macht bangen und nicht um das Wohl des Volkes, sich gar mit Hitler vergleichen wie der Türke, die überhaupt nicht umgehen können damit, dass ihr Reichtum bröselt wie die Saudis, das beschreibt Thomas Avenarius heute drastisch in der SZ, die verbohrt unversöhnlich sind wie der Israeli, die an Politik einzig das Bolzplatzspiel interessiert wie den Russen, den ewigen Zündler, die erhobenen, bescheuerten Hauptes Arm in Arm in den Krieg gegen den Terror ziehen wie der Franzose und die Deutsche, dann solche, die mit der neuen Macht noch nicht umgehen können wie die Iraner, zu schweigen vom Syrer, dem Massenmörder an der Staatsspitze; an den Ungarn haben wir uns gewöhnt, den Polen versucht Europa noch einzubinden, bevor er vollends aus der Demokratie ausrastet, dabei waren wir noch nicht in Ägypten, haben Afrika oder Asien noch nicht gescannt auf HalloweenFratzen an den Staatsspitzen, zu schweigen vom Klima und dessen rasanter, menschengemachter, menschenbedrohender Veränderung und dito von der Finanzwirtschaft samt deren menschengemachter, menschenbedrohender Risiken. Dagegen erscheint der Amerikaner, auch wenn er nach wie vor mit seinen Drohnen dem Terror Nahrung gibt und Guantanamo immer noch nicht geschlossen hat, wie ein Silberstreifen am Horizont, wenn er strengere Waffengesetze verkündet; so will er offenbar seinen kleinen Obulus an den eigenen Friedensnobelpreis, den er blanco erhalten hat, beitragen; das ist doch immerhin ein Anflug von Anstand, ein Lichtblick im Annus Horribilis 2016. |
03.01.2016 | Macht Des Verdachts meint : Da saugt sich irgend so ein verstörter Zausel in einem irakischen Gefängnis (wer weiss, was er da alles erlebt) etwas aus den Fingern mit unabsehbaren Folgen im deutschen Pressewald gleich am ersten Werktag des Jahres, schlagzeilenbestimmend. Der Flügelschlag der Fantasie eines Schmetterlings in einem irakischen Kerker lässt die Schlagzeilenwellen Tausende von Kilometern entfernt hochschlagen. Immerhin schalten nicht alle Zeitungen gleich auf blinden Alarmismus wie die Bildzeitung, die noch das kleinste Gerücht als reine Wahrheit verzapft „Terroristen planten Doppelanschlag“ oder die tz, die mit einem „teuflischen Terrorplan“ den Lesern ein mulmiges Gefühl unterjubeln will, während die Nürnberger Nachrichten gleich denunzierend auf zwei Volksgruppen zeigen „Syrer und Iraker unter Verdacht“, liest sich wie: Generalverdacht. Dass der Terroralarm München schockiere, glaubt die Augsburger Allgemeine zu wissen – von Augsburg aus kann man das ja auch nicht so genau sehen, während der Münchner Merkur behauptet „München hält den Atem an“, die waren wohl noch im Sylvesterrausch und haben „Atem“ mit „Hauptbahnhof“ verwechselt, dort wurden tatsächlich die Züge angehalten. Aus grösserer Distanz betrachtet wird der Vorgang deutlich abgeklärter wahrgenommen. Die taz wundert sich, dass die Quellen des Alarms geheim bleiben und auch die Frankfurter Rundschau stellt ein „Rätseln über Terroralarm“ fest, während die Welt mit einem Grinsen zwischen den Stockzähnen berichtet „Münchner Polizei jagt die IS-Phantome“, abhebend in Richtung Comic- oder Fantasy-Genre; die FAZ bleibt nüchterner „Nach Terrorwarnung Suche nach Verdächtigen“, ähnlich wie die Stuttgarter, die titeln „Polizei sucht nach Terrorverdächtigen“; grösstmögliche thematische Sachlichkeit, um ja keine Regung zu zeigen, versucht die SZ mit „Der Terrorverdacht von München“ (um dann in den Textbeiträgen doch seitenweise den Lesern Angst einzujagen; aber ist ja Wochenend-Dünnfluss-Ausgabe); richtig krachert poltert die B.Z: FAKT IST: KEIN TERROR BEI UNS. Am coolsten, am gelassensten, am müncherischsten aber reagiert in der Titelzeile die AZ: „Das geht ja gut los“. Das kann weitergesponnen werden. Ja verreck, was war denn das. Was wird aus dem Jahr noch werden, wenn jeder dahergelaufene Terrorflüsterer uns so ins Leben pfuschen kann. Schöne Bescherung, da haben wir uns was eingebrockt mit unserer Beteiligung am Bombardement gegen den IS (kleine Nachfrage: haben wir diesmal einen Plan für einen fundierten Aufbau nach der Rückgewinnung der mit Bombenteppichen plattgemachten Gebiete in Irak und Syrien?, sind wir bereit, dafür zu bezahlen?). Und übrigens: die Dutzenden von realen und teilweise schwer Verletzten der letzten Nacht von 2015 auf 2016 stammen überwiegend vom Sylvesterfeuerwerk und von Verkehrsunfällen. Aber was sind schon Sylvesteropfer gegen Terrorphantasmagorien. |
02.01.2016 | Macht Der Märchen meint : Das wird nix mit diesem Jahr. Wenn das schon so anfängt. Kannstes gleich in Kamin schiessen. Wenn die Zeitungen schon ihre erste Ausgabe seitenweise mit orientalischen Märchen von Phantomterroristen füllen. Die habens jetzt leicht, diese Terror-Fantasten egal welcher Provenienz, ob eingeschleust vom IS, ob so mit heisser Fantasie begabt oder ob gar aus sich nicht genügend anerkannt fühlenden Geheimdiensten stammend: sie können erzählen, was sie wollen, der Westen hupft am Gängelband. Das ist der gewaltige Zinsertrag der erfolgreichen Anschläge in Paris letztes Jahr. Die sind jedes Mal der Beweis dafür, dass es ja möglich war, dass es möglich gewesen ist, dass es möglich sein könnte, dass es wieder möglich sein wird (und die Wahrscheinlichkeit wird erhöht, da Paris dumm genug war, gegen den Terror in den Krieg zu ziehen, wie einsten DummBushJunior, dem Terror somit weiter Nahrung gebend, wie Öl ins Feuer giessend; und Deutschland im pseudosolidarischen Fahrwasser). So gewinnt die abstrakte Gefahr durch Terrorfantasten die Macht über unseren Alltag. Die Medien hauen uns die Märchen gnadenlos um die Ohren, bis diese schlackern, wobei die Märchen noch konfuser werden dadurch, dass möglicherweise die erste Garnitur der Multiplikatoren im Winterurlaub steckt. Sollen die Behörden Bahnhöfe absperren, sollen sie Massnahmen ergreifen, wenn sie es für nötig erachten, das ist schon ok, das ist ihre Aufgabe, das bringt Abwechslung, verhindert Alltagsroutine. Aber muss so ausgiebig darüber berichtet werden? Als ob es nichts anderes gäbe auf dieser traurigen Welt? Was ergibt das für Schlagzeilen, wenn dem Terror Tote gelingen! Aber was ist mit all den Schwerverletzten und Toten von Sylvester? Die sind keine Schlagzeile wert. Da gehen die Leute ja freiwillig hin. Der Terror jedenfalls kann sich ins Fäustchen lachen, er hat gleich zu Beginn des Jahres seinen ersten, einträglichen Scoop gelandet – es wird nicht der letzte sein; Winterzeit, Terrorzeit, Märchenzeit, da wachsen die Gefahren in den Himmel. Was kann der gneigte Leser tun, der geneigte Medienkonsument, um bei Verstand zu bleiben? Ihm bleibt einzig das Mittel, was die Medien am meisten schmerzt: nicht mehr hinschauen, abschalten, wegzappen, nicht mehr kaufen, Quote und Klick verweigern – dann kann er das Jahr mit klarem Geist und erhobenen Hauptes beginnen – handlungsfähig. |
01.01.2016 | Gehn Ma S An meint : Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Das Neue Jahr. Das Glück. Die Gerechtigkeit.
Die Fairness in der Politik. Der Frieden auf Erden und das Ende der Kriege.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Das offene Wort. Der Schutz von Umwelt und Klima.
Die Artenvielfalt.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Die Generationengerechtigkeit. Die Flüchtlingsgerechtigkeit.
Die Steuergerechtigkeit. Die energische Verhinderung der Altersarmut.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Die Wohnlichkeit der Sendlinger Strasse.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Die Revision der sozial unausgewogenen Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mittels Haushaltszwangsabgabe.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Das Ende der Zugrunderichtung des deutschen Kinos durch Förderung und TV.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Die Bürgerbeteiligung. Die Schengenfreiheit.
Die Stabilität des Euro und ein demokratisch verträgliches TTIP.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Das Triple für den FC Bayern.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Dass wieder Schnee kommt im Winter.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Dass der Mensch bei aller Rasanz der technischen Entwicklung noch Mensch und nicht auf der Strecke bleibt.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Dass mia mia bleiben und doch sche und hübsch und attraktiv, gscheard und eigensinnig.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Die Musik, das Leben, der Humor, die Humanität.
Gehn ma s an, packen ma s an, des wird scho werden.
Das Ausschlafen des Sylvesterrausches. |