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03.11.2015 | Fürchtet Ihr meint : Fürchtet Ihr den starken Mann nicht? Nein. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Nein, wir liegen ihm zu Füssen. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Nein, denn bei ihm schlucken wir Kreide. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Wieso auch, wir haben ihm doch Wahlkampfhilfe geleistet, wir haben den Fortschrittsbericht bis nach der Wahl zurückgehalten. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Wieso auch, wir haben die Mutter Theresa aller Flüchtlinge, uns Mum Merkel, als Wahlkampfhelferin an den Bosporus geschickt. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Kein Grund dazu, denn er verspricht uns gegen Milliarden von Euros, die wir ihm rüberschieben, die Flüchtlinge vom Leib zu halten, die wir aus humanitären Gründen aufnehmen müssten. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Nein, denn wir werden bestimmt nicht nachfragen, was er mit den Milliarden, die für die Flüchtlingsabwehr gedacht sind, macht. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Ach was, wir werden ihn bald schon mit grössten militärischen Ehren empfangen. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Sicher nicht, wir haben ihm unter der Hand versprochen, ihn nicht zu kritisieren, wenn er die Meinungsfreiheit einschränkt, wenn er oppositionelle Medien unter fadenscheinigem Vorwand stürmt und mundtot macht. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Kein Grund dazu, denn wir freuen uns darauf, bald schon in seinem SultansProtzenPalast mit tausend Bücklingen empfangen zu werden. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Mei, wieso auch, wo gehobelt wird, fallen Späne. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Gewiss nicht, denn wir haben Wichtigeres zu tun, als ihn an den Genozid der Armenier zu erinnern, als ihn an die Niederschlagung von Demos zu erinnern, als ihn an seine zündlerischen Aktivitäten im Sinne des Gedeihens der Isis im Irak zu erinnern, als ihn an die Korrputionsaffären bis tief in seine Familie hinein zu erinnern. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Nein, denn wir sind reinen Herzens, soll ich meines Bruders Hüter sein? Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Nein, nein, nein, denn es ist nicht unser Job, ihn an den laizistischen Kemalismus zu ermahnen, wenn er die Türkei mit Siebenmeilenstiefeln in einen islamistischen Staat verwandeln will. Fürchtet Ihr den starken Mann in der Türkei nicht? Ehrenwort nein - solange er uns nur die Flüchtlinge vom Halse hält. |
02.11.2015 | Bris Ante Gem Engel Age meint : Der Absturz der russischen Passagiermaschine auf der Sinai-Halbinsel findet in eine brisante Gemengelage hinein statt. Hochbrisant. Die Frage, ob technischer Defekt (es komme ab und an vor, dass eine Maschine in der Luft auseinanderbreche, wie manche Experten meinen), ob Abschuss (die Terroristen, die sich auf der Sinai-Halbinsel breit machten, verfügen über keine Geschosse mit der entsprechenden Reichweite, wie andere Experten meinen), ob Sabotage (die Sicherheitskontrollen in Scharm El-Scheich seien lax, wie wiederum andere Experten meinen), wird gravierende Auswirkungen haben. Wenn es sich tatsächlich um einen technischen Defekt bei einer tadellos instand gehaltenen Maschine handeln sollte, wäre das ein PR-Desaster für den europäischen Flugzeugbauer Airbus. Wer will schon ein Flugzeug kaufen, was von der Konstruktion her die Möglichkeit enthält, in der Luft entzwei zu brechen. Wenn es sich um einen technischen Defekt handelt, der auf unsachgemässe Instandhaltung zurückzuführen ist, dann wird es zum Desaster für die russische Fluggesellschaft Kogalymavia. Der rein technische Defekt jedenfalls hätte für den einen oder anderen Player katastrophale, wirtschaftliche Folgen. Ins Politische, ins Weltpolitische gehen die Antworten auf die Frage, ob Abschuss oder Sabotage. Beim Thema Abschuss kommt sofort der Abschuss der niederländischen Passagiermaschine MH17 über der Ukraine in den Sinn. Dort wurde als Ursache eine russische Rakete vom Typ Buk gefunden; mithin steht damit Russland und sein Präsident im Zwielicht. Auf dem Sinai sind Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat zugange. Wer könnte ihnen die entsprechenden Raketen beschafft haben? Falls Abschuss, wäre das ein Riesenerfolg für diese Terrormiliz, die hat nach dem dreinschlägerischen Eingreifen Russlands in Syrien solche Vergeltungsschäge angekündigt; das wäre ein herber Rückschlag für Putins Eingreifpolitik in Syrien, deren Erfolg sowieso in den Sternen steht. Ähnlich sieht es bei der Sabotage aus. Wer könnte in Scharm El-Scheich gezielt einen Sprengsatz ins Flugzeug geschmuggelt haben? Auch daran könnten mehrere Seiten ein Interesse haben. Im Rahmen seines Drohszenarios der Islamische Staat, der Russland überall auf der Welt in die Bredouille bringen möchte. Hier wäre es ihm mit kleinen Aufwand gelungen. Rein theoretisch wäre denkbar, dass Betroffene des Ukraine-Absturzes auf Rache gesonnen hätten, was empirisch nicht unbedingt auf der Hand liegt. Und rein theoretisch, ausgehend vom Syrien-Konflikt, wo sich die USA und Russland in einem zwiespältigen Gegenüber befinden (Russland unterstütz den Verbrecher Assad), würde es, nachdem was Geheimdienste schon alles geleistet haben in ihrer Geschichte, nicht weiter verwundern, wenn ein Ami-Geheimdienst dahinter stecken würde, um im Schatten des Bedrohungsszenario der Terrormiliz Islamischer Statt den Russen eine Lektion zu erteilen, die ja meinen, mit militärischer Aggression und der Unterstützung von Kriegsverbrechern Probleme lösen zu können. Man darf gespannt sein, ob die Wahrheit je an den Tag kommen wird. Denn verdächtig ist auch, wie ganz schnell viele Stellen schon eine Ursache wissen wollten. Das erinnert an die behördliche Reaktion nach dem Oktoberfestattentat, wo die Wahrheit auch so schnell wie möglich politisch genehm gebügelt werden sollte: Einzeltäter. Das wäre doch auch bei diesem Absturz ein Lösung, die am wenigsten Folgen befürchten liesse: ein verwirrter oder psychisch kranker Einzeltäter, so wie bei German Wings im Frühjahr. |
01.11.2015 | Street Words CXXIII meint : Die heiraten beide dieses Jahr. Hat der Anwaltskanzlei Stories erzählt. Dann bin i einmal am Tag heimgfahren, hab mi umzogn. Das war ja jetzt, weiss gar ned. Das ist eine Person, die er da spielt. Die er immer sucht, welche Objekte. Machen wir noch ein Selfie für Euch. Da sag ich Stop, na, so 'n Impuls praktisch. Du bist echt nervig. Deine Mutter macht Panik. Die Leute sind nur noch so blau und rot. Das ist sicher im Grundschulgesetz definiert. Wenn mir ständig Leute sagen, du musst einen Film sehen. Goldfischgrösse, ich dachte Goldfischgrösse. Standen die alle an, um da rein zu kommen. Weil die Umstellung so schwer ist. Schön, deine Frau ist da und macht was mit dem Kind. Schaut auch nicht irgendwie so aus, als ob denmächst was wird. Warst du schon mal in Afrika? Dann stehste schon mal eine halbe Stunde an der Kasse. Und die muss man sich dann selber zusammensuchen. Weil das Teil so oid is, dass an allen Ecken und Enden rausraucht. Er hört aber wirklich alles mit seinem Muschi-Maul. Dein Talent vorm Computer zu vergeuden. So saftig, schmeckt bestimmt gut, ist aber ganz schwer zu schälen. Er ist kurz rein, hat kurz Klartext geredet, dann sind wir weiter. Aber du kannst das mit Herzchen auch mitbenutzen. Ich hab keinen Bock auf die Innenstadt jetzt. She is so smart. Man muss irgendwie trinken, trinken. Ob der Schuhladen weggegangen ist oder ob er da ist. Schau, wie die Kirch beleuchtet ist. Ich hab ja von Anfang an gesagt, dass ich so, solchene Typen nicht mag. So Freundchen, jetzt gehen wir was essen. Grüass Gott, eine Flugentenbrust bitte. Un magasin de plantes et de fleurs. Die kenn ich alle nicht. Schau mal, ich hab 'n Ausschlag auf beiden Backen. Wir wollten halt nicht so lang bleiben. Weil wir 's letze Mal Schwierigkeiten hatten. Warum? Nur ein einziger Pfosten. Hadice ist ja schon so, sie heiratet nicht in Tunesien, ähm, Marokko. Kassenzettel? |
31.10.2015 | To D meint : To D. To do. Tod. Und warum ausgerechnet am 1. November darüber nachdenken. Warum die düstere Jahreszeit dafür. Warum nicht im Frühjahr, im Hochsommer. Dann doch naheliegend, wenn die Blätter fallen, wenn sich das Leben aus der Natur zurückzieht. Wenn es ruhiger wird, wenn die Buntheit weniger wird. Es braucht schon Konzentration, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Wobei es vielleicht einfacher ist, an die zu denken, die ihn bereits hinter sich haben und die uns nicht mehr davon berichten können, wie es war. Schwieriger dürfte sein, sich mit dem eigenen Tod zu beschäftigen, mit der eigenen Sterblichkeit – sich die Welt vorstellen ohne die eigene Bedeutsamkeit. Das ist einem zuwider. Davon möchte man nichts wissen. Das ist schwer vorstellbar. Und ist doch der essentielle Fluchtpunkt der Freiheit. Einfacher ausgedrückt: du kannst nichts mitnehmen, egal wieviel du hier gerafft und gesammelt und gehortet hast. Egal, was du an Importanz dir zusammengeschustert hast. Zu fragen wäre, weshalb wir alles Denken an den Tod so dunkel sehen, in die dunkle Jahreszeit verlegen und es so unfröhlich angehen. Als ob uns das von irgendwem oder irgendwas unterscheide. Weil es letztlich doch immer um den eigenen Tod geht, um dessen Unfassbarkeit, um die schwere Erträglichkeit des Gedankens. Warum begegnen ihm die Latinos so unbeschwert, die Mexikaner, die Peruaner, warum tanzen sie auf den Gräbern und machen Musik und tafeln? Halloween kann nicht die Antwort darauf sein. Das ist ein (Kultur? Popkultur?)Import, dem sich unsere Weltregion plötzlich so bereitwillig öffnet. Nicht das geschäftliche Interesse, das dahinter steht, kann der Grund sein. Der schnelle Griff nach Halloween ist möglicherweise eine Übersprungshandlung, eine Ersatzhandlung, um sich nicht mit dem Tod direkt befassen zu müssen, wie die Gesellschaft es hierzulande über die Jahrhunderte pflegte, ist Auftand gar gegen das Ritual – Aufstand wohl eher nicht, wohl eher kaum. Ersatz, womöglich maskierter Schutz, Panik vor der Begegnung mit dem Gedanken des Todes, Flucht in den Gespensterspuk, weil der Umgang mit dem Tod rational nicht bewältigbar scheint, wie der Pseudrationalist, der industriell gegängelte, mutmasst. Weil dem Menschen die Religiosität, die sich immer auch als eine Antwort auf das Todesthema versteht, abhanden gekommen ist. Weil der Gott verschwunden ist. Den Beweis dafür liefert täglich die Politik, liefern die News, liefern die Flüchtlingströme, lieber fliehen als sterben. Hallo Wien, Halloween als Schmerzmittel. Helfen denn Blumengebinde auf den Gräbern gar nichts mehr? |
30.10.2015 | Kre Isen meint : Kreis. Kreisen. Die Gedanken kreisen. Sie kreisen ständig um die Flüchtlinge. Um das Flüchtlingsproblem. Schaffen wir das? Wir wären schön blöd, es nicht zu schaffen. Wer sind wir denn. Das muss anfangen im Kopf. Die Flüchtlinge müssen Platz finden im Kopf. Da sind sie auch längst angekommen. Sie sind längst Teil unseres Lebens, unseres Denkens. Auch jener, die kämpfen dagegen, die protestieren dagegen, die Brandsätze werfen; damit lassen auch die die Flüchtlinge in ihren Kopf. Nur lassen die Gegner ihren eigenen Kopf heiß laufen, lassen ihren eigenen Kopf überhitzen, haben ihren eigenen Kopf offenbar nicht mehr unter Kontrolle. Sie haben die Flüchtlinge längst im Kopf, sie leben längst mit den Flüchtlingen, jene, die zündeln, jene die Parolen rufen; die pöbeln gegen die Flüchtlinge, haben sie längst im Kopf zugelassen – aber sie haben nichts von den Flüchtlingen. Sie versauen sich selbst das Leben mit den Flüchtlingen. Sie bringen sich um ihren Gewinn, den Flüchtlinge bringen können, sie bringen sich um die Bereicherung, die Flüchtlinge bringen können. Genau besehen: wie viele Zimmer und Wohnungen stehen in unserem Lande leer, werden nur zeitweilig genutzt, wie viele Menschen bewohnen grosse Häuser, grosse Wohnungen allein oder nur zu zweit und könnten spielend noch einen oder zwei oder mehr Menschen unterbringen. Wetten, dass in Deutschland mehr Zimmer freistehen, als Flüchtlinge ankommen! Also nur wegen den Flüchtlingen müsste, jetzt mal abstrakt mathematisch gesehen, wohl nicht ein neues Haus gebaut werden. Oder anders besehen: Deutschland ist ein komfortabler IC-Zug mit vielen, vielen freien Plätzen – wobei es in manchen Waggons gedrängter, in manchen weniger gedrängt zu und her geht. Und wie das so ist bei einer Bahnfahrt, am liebsten in einem altmodischen Zug mit den Abteilen mit den Schiebetüren: du sitzt drin, allein, hast 6 Plätze für dich, oder zu zweit, ihr habt 6 Plätze für Euch; an der nächtsen Haltestelle steigen einige Menschen zu; ihr versucht Euch so auszubreiten, dass keiner sich traut die Abteiltür zu öffnen und zu fragen, ob noch was frei sei, weil man möchte seine Ruhe haben. Und dann kommt doch einer oder kommen zwei. Lange Zeit starrt man sich nur skeptisch an, ignoriert einen, mimt Desinteresse und dann passiert was und man kommt ins Gespräch mit Menschen, die man bei seiner normalen Lebensroutine nie kennen lernen würde und es wird plötzlich eine unvergessliche Bahnfahrt, man hört Dinge, die man sonst nie erfahren hätte, man kriegt Einblicke, die man sonst nie gewonnen hätte: die Bahnfahrt ist somit zur Bereicherung geworden. So ganz daneben ist der Vergleich zwischen kommoder Bahnfahrt und Flüchtlingen sicher nicht. In beiden Fällen fängts im Kopf an. Mit dem Wahrnehmen, mit dem Kreisen der Gedanken. |
29.10.2015 | Ohne Druck meint : Ohne Druck handelt der Mensch nicht. Flüchtlinge erzeugen Druck. Wenn sie denn vor der Tür stehen. Das Flüchtlingsproblem ist nicht neu. Es ist längelang bekannt. Aber wenn im Mittelmeer Tausende ertrinken, so erzeugt das in Deutschland kaum Druck. Wenn auf griechischen Inseln Flüchtlinge sich sammeln, erzeugt das in Deutschland kaum Druck. Erst wenn sie vor der Tür stehen, entsteht Druck. Also fängt die Politik Hals über Kopf an zu handeln. Lässt sie rein. Das führt zu Gegendruck im Land, zu Angst- und Panikdruck bei manchen. Wodurch die Rufe lauter werden, sich abzuschirmen gegen die Flüchtlinge, denn erste Länder bauen schon Zäune und Schutzwälle oder schleusen die Flüchtlinge schnellstens mit Bussen durch zum nächsten Land, so immerhin der Schleuserzunft das Handwerk legend. Das führt zu noch mehr Flüchtlingen in noch kürzerer Zeit in Deutschland. Das steigert den Druck hier auf allen Seiten. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Tore nicht mehr so lange so weit offen bleiben werden. Das spricht sich in Windeseile rund um den Globus herum. Das wiederum erhöht den Druck auf Flüchtende, so schnell wie möglich nach Deutschland zu gelangen, so lange man noch rein kann. Das wiederum verstärkt die Flüchtlingsströme enorm. Das wieder erzeugt Druck auf allen Seiten in Deutschland. Diese Spirale des sich erhöhenden Druckes führt dazu, dass Deutschland vermehrt versucht, diesen Druck weiterzureichen, sprich international Verantwortung wahrzunehmen, nicht im Sinne von Kriegsteilnahmen, wie manche Unken es wohl gerne gehabt hätten, sondern mit dem Ziel, europäisch und global Druck auszuüben, um zu europäischen Lösungen der Unterbringung der Flüchtlinge zu kommen, um global mit der internationalen Verhandlungsmaschinerie dringend zu Lösungen in den Kriegen zu kommen, die die Fluchtursachen sind. Wobei es total pervers ist, dass die Bundesrepublik und andere Länder, die an diesen Verhandlungstischen unentbehrlich sind, gleichzeitig kriegsführende Parteien jeglicher Couleur mit Waffen, Munition und Rüstungsgütern aller Art versorgen. So ist sicher gestellt, dass es nicht so schnell zu Lösungen kommen wird, dass die Kriegs-, Krisen- und Flüchtlingsmanager weiterhin gebraucht werden. Que la boule roule. Vielleicht gibt es eine tiefsitzende Angst vor einer friedlichen, ausgeglichenen, harmonischen Welt, genährt von der nicht weiter untersuchten, irrationalen Annahme, dass dann jeglicher Druck wegfallen würde – und somit jede Begründung für Handlungen. |
28.10.2015 | Hey Spacko meint : Hey Spacko, wo bleibt dein Geschmacko.
Bist du für Frieden oder für Krieg.
Hast du die Flüchtlinge lieb?
Bewunderst du den mit dem Aggressionstrieb,
der wo dreinschlägt und sich brüstet, der Put-Put-Russe,
er habe wieder 120'00 Menschen in die Flucht geschlagen,
bewunderst du solchene Schlägertypen von Präsidenten?
Hey Spacko, wo bleibt dein Geschmacko.
Bist du für Frieden oder für Krieg.
Hast du die Flüchtlinge lieb?
Wählst du den, der von Verantwortung faselt und Krieg meint?
Wählst du den, der von Frieden plappert und Panzer und
U-Boote und Gewehre an Kriegsparteien überall in der Welt
verscherbelt?
Hey Spacko, wo bleibt dein Geschmacko.
Bist du für Frieden oder für Krieg.
Hast du die Flüchtlinge lieb?
Wählst du den, der vor Unterdrückern, Rechtsmissachtern, Vertreibern
den Buckel macht, wenn er dafür einen Panzer verkaufen kann?
Wählst du den, der Potentaten am Speichel klebt, wenn er dafür eine
Knarre in Rechnung stellen kann?
Hey Spacko, wo bleibt dein Geschmacko.
Bist du für Frieden oder für Krieg.
Hast du die Flüchtlinge lieb?
Bist du zehn, zwanzig oder dreissig Jahr und schon weise?
Bist du vierzig, fünfzig oder sechzig Jahr und immer noch
ganz leise?
Hey Spacko, wo bleibt dein Geschmacko.
Bist du für Frieden oder für Krieg.
Hast du die Flüchtlinge lieb?
Bist du einer von den, die behaupten, sie seien das Volk?
Bist du einer von denen, die Hass und Unfrieden ins Land
bringen wollen?
Hey Spacko, wo bleibt dein Geschmacko.
Bist du für Frieden oder für Krieg.
Hast du die Flüchtlinge lieb? |
27.10.2015 | Flu Flue meint : Flu, Flue, Flueh, von der Flueh, Fluc, Fluch, Flucht, fliehen, flüchten, weg von, hin zu, weg von bösen Menschen, hin zu guten Menschen, Hoffnung durch Flucht, Strom, Fluss, Flux, Flucht in Flip Flops, gefloppte Flucht, gelungene Flucht, Ausflucht, Zuflucht in Zugluft, Landflucht, Fluchtursachen, überstürzte Flucht, Fluchtursachenbekämpfer, Fluchtdämpfer, Fluchthelfer, Fluchtfolgen, Fluchtmotive, Fluchtsponsoring, Antiflüchtlingsrhethorik, Fluchtursachen befeuern mit Panzerlieferungen an Katar, an Saudi Arabien, Fluchtursachen“bekämpfung“ mittels Umetikettierung von Afghanistan zum sicheren Herkunftsland, da lachen die subventionierten Hühner, Fluchtursachen“bekämpfung“ in Eritrea mittels „Entwicklungshilfe“, ha ha, da lachen die subventonierten Hühner im Kanon, Fluchtursachen“bekämpfung“ mittels Milliardenüberweisung an die immer undemokratischer werdenden Türkei, und wers glaubt bekommt ein Date mit dem Osterhasen, Fluchtursachenbefeuerung mittels absurder Agrarsubventionen, Flüchtlingstrecks durch die Menschheitsgeschichte, warum können Menschen nicht friedlich miteinander umgehen, Fluchtvernetzung, vernetzte Flucht, Schleusernetzwerke, Flüchtlingsnetzwerke, Internetflucht, Überwachungsflucht, Überwachungsflut, Überwachungsstaat, Vorratsdatenspeicherungsstaat als Fluchtpunkt, als Hoffnungsstaat für Flüchtlinge, Genfer Flüchtlingskonvention, Rechtsstellung der Flüchtlinge, deutsches Asylrecht, Topographie der Flucht, Fluchtwege, Fluchtgedanken, Gedankenflucht, krank auf der Flucht, siech auf der Flucht, alles zurücklassen, alles hinter sich lassen, Flucht ist kaum rückgängig zu machen, Ausschaffungs- und Integrationsversuche, wir bekommen jetzt viel Besuch in unserem etwas abgestandenen Tümpel, Auszeichnung für ehrenamtliche Helfer – beweist, dass die Politik aktiv ist, Flüchtlinge als Chance für Hausputz und gesellschaftliche Runderneuerung, Flucht rettet Leben, gefährdet Leben und bringt Leben, es kann nicht mehr gekleckert werden, Signore Klotz ist gefragt, Flucht als Topthema, Flucht wird big fürs Buisness, können die Flüchtlinge den Euro retten, gewaltige Umwälzungen im Hirn der Bundesbürger – und dann geht plötzlich ganz vieles, die Bootsflüchtlinge aus Libyen sind aus dem Blick geraten, der Film „Mediterranea“ erinnert daran, aber die Griechen drängen wieder in die Schlagzeilen, wie viele Griechen sind schon in die Bundesrepublik geflohen, hier heisst es nicht Flucht, Flucht als relativer Begriff, Flu, Fluc, Flueh, Fluch, Fluchtling, Fluchten durch Schluchten, Fluchten im Dunkeln, Fluchtgefahr, Verdunklungsgefahr. |
26.10.2015 | Warm Und Kalt meint : Heute wird das umgebaute Sperrengeschoss des U- und S-Bahnhofes Marienplatz eröffnet, es erstrahlt in warmen Farben, in warmem Rot, die Deckenbeleuchtung ist rot, Rotlichtsperrengeschoss, Rotlicht im Milieu von München, mittemang von Mingha, das Müncher Herz das pumperlt. Ärgerlich allerdings schon beim Runterfahren über die Rolltreppe: da ist eine elektronische Anzeigentafel: die zeigt allerdings nur die nächsten U-Bahn-Abfahrten an. Kein Hinweis auf die S-Bahnen, die mit der Stammstrecke doch gebündelt unter der City durchbrausen – Kleinkrieg zwischen MVG und DB? Oder noch nicht fertig? Aber die Wärme dominiert. Kalt wird’s bald in der Sendlinger Strasse. Die soll jetzt durchgehend zur Fussgängerzone werden. Das Planungsreferat hatte kürzlich die Anwohner informiert und denen tagt allmählich, was das bedeutet; denn das Referat hatte sich zwar für die Anzahl der geparkten Autos interessiert, nicht aber für die Anzahl der betroffenen Anwohner. Heute schreibt auch die tz gross über das Unwohlgefühl vieler Anwohner. Was man hier unter Fussgängerzone versteht: wie ein kaltes Flussbett mit möglichst wenig Dekor, einer einzigen Reihe kaltlichtiger Laternenpfähle und auf weite Strecken nur ein Baum mit unfreundlich drum herum angordneten Sitzen, die Ruhenden fühlen sich exponiert, wenden sich gegenseitig den Rücken zu. Sonst nichts. So zu besichtigen im vorderen Teil der Sendlinger Strassse, der die Umwandlung bereits durchgemacht hat. Die bisherige Feinstruktur dieser beliebten Einkaufsstrasse wird platt gewalzt, damit die Massen der Shopper ungehindert strömen und fliessen können, Masse statt Klasse; der muss alles weichen. Bisher, jetzt noch zu besichtigen im weitern Verlauf zwischen Hackerstrasse und Herzog-Wilhelm-Strasse, ist die den Charme ausmachende Feinstruktur: zwei Reihen von Laternen, überall die Pflanzenkübel von der Stadt, kleine, strukturierende Poller aus Beton oder pfahlartig an Strasseneinmündungen, überall kleine Radlständer, zwei Holzbänke vor der Asamkirche und einer vor Ringlers, Parkbuchten, Gehweg und Fahrbahn: all das soll nach Ende des Provisoriums, das für ein Jahr angedacht ist, weichen. Es wird nur kalter Boden verlegt, alle Feinstruktur weg: die Strasse wird sehr kahl aussehen wenn nicht gerade die Geschäfte offen haben. In der Schmidstrasse wird gar nichts gemacht werden: von wegen Fussgängerfreundlichkeit, die wird kahl bleiben, öde wie schon die Singlspielerstrasse – fürn Abwasserabfluss gedacht. --- Für die Sendlinger Strasse sollte man vielleicht den Begriff Fussgängerzone neu definieren: weniger radikal, freundlicher, wärmer, nicht auf die ganz grosse Masse schielend, die sich auch auf die Zusammensetzung der Geschäfte negativ auswirken wird. Oh, und das haben wir ja ganz vergessen: in der Sendlinger Strasse gibt es Anwohner. Wer nicht gut zu Fuss ist, der bekommt ab sofort täglich 12 Stunden Ausgangssperre, von vormittags 10 Uhr bis Nachts um 22.00 Uhr, denn kein Auto, noch Taxi, noch Abholer darf in die Fussgängerzone einfahren in dieser Zeit und einen Menschen abholen, wenn er nicht gerade ein Notfall ist. Wer viel Gepäck hat, muss das zur Taxe schleppen, die am Rande wartet. Pizzaservice, Schlüsseldienst, Handwerker, Essen auf Rädern, Patienten einiger Ärzte, die bisher immer mit Krankenwagen oder Taxen vorgefahren sind: die müssen jetzt, teils auf ihren Bahren oder Transportstühlen am Eingang der Strasse ausgeladen und dann zu den Praxen gefahren werden. Kalt, kalt, die Sendlinger Stasse wird so kalt, wenn sie so eine bürokratische Fussgängerzone werden soll. Aber vielleicht ist zum Trost beim geplanten Umbau der U-Bahn-Station Sendlinger Tor dann wieder Rotlicht angesagt – wie ab heute unterm Marienplatz. Unten warm oben kalt. |
25.10.2015 | Zeitumstellung Ist Doof meint : Zeitumstellung ist doof. Doof für den Kopf. Doof für die Füss. Doof für die Grütz. Doof für die Mütz. Doof für die Pfütz, Keiner weiss mehr wann und wo und wie und weshalb und wohin und wozu und weswegen. Jeder hat ne Lücke in seiner Zeit oder eine Dehnung, eine Zerrung, einen Ruckler, eine Delle in der Biographie. Eine nicht belegbare Zeit. Wo waren Sie am 25. Oktober 2015 ums zwei früh. Um drei? Nein, um zwei! Also um drei. Heidenei, wie viele jetzt, ich war um zwei, wo ich um drei war. Das kann doch nicht sein, das gibt’s gar nicht. Wo waren Sie um zwei? Sorry, da wars schon drei. Und was haben Sie in der Zwischenzeit getan? Haben Sie ein Alibi für die Zeit von zwei bis drei? Was, Sie haben die Stunde zweimal in Ihrem Leben gehabt? Wie das? Wollen Sie mich verarschen? Sie haben die Stunde nochmal wiederholt? Waren Sie so schlecht das erste Mal? Sind Sie sicher, dass Sie das zweite Mal nicht woanders gewesen sind? Haben Sie ein Alibi dafür? Was, Sie haben zwei Alibis für die eine Stunde? Da hört sich alles auf! Es handelt sich dabei nicht um die blaue Stunde. Blau waren Sie auch? Da wundert mich gar nichts mehr? Haben Sie auf dem Fundbüro schon nachgefragt? Da sei gestern eine abgeholt worden, die im Frühjahr als herrenlos gemeldet worden sei. Aber das beweist nicht, was Sie damit gemacht haben. Eine Stunde zweimal erleben. Konnten Sie denn die Getränke auch zweimal trinken? Mussten Sie diese zweimal bezahlen? Muss der Gastwirt seinen Kellnern für diese doppelte Stunde nur einmal bezahlen? Das gibt’s doch nicht. Zeitumstellung ist doof. Die verführt zum Tricksen und Schummeln. Die bringt uns um wichtige Beweise für unser Tun. Bleiben denn die Züge alle um 2 Uhr stehen, bis um drei Uhr wieder zwei Uhr ist? Punktgenau. Zeitumstellung ist Scheisse. Die haben einmal geglaubt, die Kühe geben mehr Milch. Jetzt haben wir Milch und Butter im Überfluss und billig wie nie. Wozu also die Stunde noch umstellen. Nein, lasst es dabei, das hält den Milchpreis niedrig. Man sollte um die Zeit nicht feilschen. Man sollte die Zeit Zeit sein lassen, bis sie uns segnet. Mit der Zeit spielt man nicht, so wenig wie mit der Liebe. Die Zeit ist ein kostbar Gut und steht uns nur beschränkt zur Verfügung. Carpe diem. Und lasst ihn nicht zu Boden fallen, lasst ihn nicht in den Gulli fallen. Zeitumstellung ist wie eine Stunde in den Gulli schmeissen. Im Herbst, die Stunde aus dem Gulli wieder rausklauben. Geklaubte Zeit. Ganz schön dreckert wird sie geworden sein in der Zwischenzeit. Hoffentlich ist ihr nichts passiert, der Stunde, in der Zeit zwischen Zeitraub und Zeitzurückgabe. Aber man kann doch verdammt nochmal nicht jedes Mal auch noch einen Text dazu schreiben. Dazu fehlt uns die Zeit. Fidirullala. Fidirullala. |
24.10.2015 | Petra meint : Wenn es um Geschwätz geht, trauen sie sich den Mund aufzumachen, wenn es um die permanente Verletzung elementarer Rechte geht, dann schlucken sie Kreide, diese Staatsherrschaften. |
24.10.2015 | Net Anja Hu meint : Netanjahu hat einen Schmarren verzapft. Gezielt. Ein Blendkerze gezündet. Er wusste genau, dass alle sich aufregen würden, dass alle ihn (zu Recht, so das Kalkül) tadeln würden, wenn er die Begründung des Holocaust den Palästinensern in die Schuhe schiebt. Was er denn kurz vor seinem Deutschlandbesuch auch tat. Worauf alle pflichtschuldigst ihn ernsthaft getadelt haben. Weltweit. Aber er hat mit seiner Äusserung gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche gefangen. Nicht nur hat er dem Westen die Möglichkeit für wirkungslosen Tadel gegeben, er hat damit das Feindbild Palästinenser für sein Stimmvolk noch mal eine Schraube höher angezogen. Denn dafür, dass selbiger Netanjahu permanent Menschen- und Völkerrecht bricht durch die Siedlungspolitik, durch die Praktizierung eine Apartheidstaates, der zwar behauptet, die einzige Demokratie in Nahost zu sein, der aber eine Zweiklassen-Demokratie und ergo keine ist, der permanent Menschen- und Völkerrecht bricht durch die Behandlung der Palästinenser, dafür tadelt ihn keiner so, wie sie ihn jetzt für die rhethorische Finte getadelt haben. Da, wo es ernst ist, wo die Tadler Ernst machen müssten, da lassen sie es auf gelegentlichen, formhalben Bemerkungen beruhen. Da lassen sie ihn machen. Da drücken sie die Augen zu. Da halten sie den Mund. Da gibt es keine Rüge mit Folgen. So nimmt denn das nahöstliche Trauerspiel seinen Lauf und die dritte Intifada erschreckend schnell und brutal Fahrt auf. So traumatisiseren sich denn zwei traumatisierte Völker weiter, schnüren sich gegenseitig die Luft ab, machen ihr Land zusehends unbewohnbar, schrecken die Touristen ab, es ist inzwischen zu gefährlich nach Israel zu reisen, jederzeit kann auf einen eingestochen werden. Eine Reisewarnung wäre das mindeste, was die Bundesregierung aussprechen müsste. Einsicht ist in so einer verfahrenen Situation von keiner Seite mehr zu erwarten. Diesen gordischen Knoten wird keiner mehr friedlich lösen können. Aber auch diese Erkenntnis will keiner wahr haben. Lieber reisen Diplomaten rum und quatschen bei Häppchen und bedauern und schreiben Protokolle an ihre Zentralen, wie verfahren das alles sei, wie hoffnungslos. Und je verfahrener die Lage, desto sturer übt die israelische Politik sich darin, die Jahrzehnte alte Leier, von lauter Feinden umgeben zu sein, noch zu verstärken, und wenn Teheran dazu nicht mehr taugt, weil der Westen aus Wirtschaftsinteressen und auch aus Konfliktbeilegungsinteressen in der Region mit Persien wieder anbandelt und aus der Achse des Bösen entfernt, dann muss eben den Palästinensern der Holocaust in die Schuhe geschoben werden. Kreatives Feindbildhandling nennt man das. Das tadelt der Westen und macht sich vor, er habe doch getan, was er konnte. |
23.10.2015 | Rossk Ur meint : Und bist Du nicht willig – so gibt’s ne Rosskur. Es scheint eine demokratiespezifische Unlust zur Veränderung zu geben. Weil es halt so, wie es läuft, arg bequem ist. So war es mit der Umstellung der Energieversorgung, halbherzig und langfristig weg von der Atomkraft (weil die besonders für die Betreiber superlukrativ war und jetzt versuchen sie sich aus den Folgekosten zu stehlen) und dann doch wieder nicht und dann war Fukushima und dann kam die Rosskur der Kanzlerin. Von einem Tag auf den anderen. Das Land hat es (bis jetzt) verkraftet. Jetzt das Thema mit der Alterung der Gesellschaft, mit der sich ausweitenden Altersarmut, mit dem fehlenden Nachwuchs, mit der Zögerlichkeit in der dafür notwendigen Zuwanderungspolitik, mit den Ängstlichkeiten vor dem Fremden (dabei kann heute durch die weltweite Vernetzung doch kaum mehr etwas so richtig fremd sein – es gibt kaum mehr Ferne, ), mit dem Sich-Sperren gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, mit kleinkariertem Hin und Her – bis sie selbst kamen zu Tausenden und Abertausenden. Und dann die Rosskur der Kanzlerin: open House, open Doors. Energische Kehrtwendung von einem Tag auf den anderen. Tatsachen schaffen, die unumkehrbar sind. Die dem Land die dringend notwendige Veränderung bringen. Und wer mitbestimmen will, wie diese Entwicklung sein wird, muss mittun, wer sich dagegen sträubt, bleibt aussen vor, kann keinen Einfluss nehmen und soll sich dann bittschön nicht beschweren, er werde überrannt. (Wobei die Politik, die deutsche wie die europäische, andererseits wieder genau jene alten Mittel der kolonialistischen Art einsetzen will: mit Geld die Sicherheits-, Polizei- und Grenzbewacherdienst der Fluchtstaaten aufpeppen, damit die Leute nicht mehr abhauen können, aus Eritrea zum Beispiel). Es gibt noch viele Probleme in unserer Gesellschaft, die zu lösen sie keine Lust hat, wozu die Politik, kein Lust hat, weil sie Angst vorm Wähler und also Angst ums eigene Positiönchen hat. Man kann gespannt sein, welche weiteren Rosskuren auf uns zukommen, falls die Kanzlerin das Flüchtlingsproblem übersteht. Die Infrastruktur bröckelt und bröselt, Strassen, Brücken, das Gesundheitswesen glänzt vor allem durch Begehrlichkeiten allerseits, das Bildungswesen krankt, die Renten werden schon bald gigantisch mehr Geld verschlingen, Wohnraumprobleme, soziale Drift. Es mag stimmen, dass gemäss dem alten Bürolistenspruch, Probleme, die man lang genug liegen lässt, sich oft ganz von selber lösen, bei anderen Problemen stimmt es eben nicht – da hilft dann nur noch eine Rosskur. |
22.10.2015 | Arms Elig meint : Armselig schauen sie aus, wie zwei Gefangene wirken sie, wie zwei Kriegsverbrecher, der Russe und der Syrer bei dessen Besuch im Kreml. Man sieht ihnen förmlich an, dass sie wissen, dass sie Verbrecher sind, dass sie für ihre Völker nichts Gutes tun, dass sie morden und töten und vertreiben lassen, dass sie eine Spur der Verwüstung hinterlassen, dass sie das alles nur tun im Irrglauben, ihre Macht dadurch erhalten zu können und dass sie genau wissen, dass sie fällig wären für Kriegsverbrechertribunale und fürs Gefängnis. Das ist der Vorteil der modernen Medien und des Internets, dass alle Welt weiss, hinter welchen Gräueltaten solche Potentaten stecken. Sie können es nicht mehr verbergen. Und auch zu ihnen gelangt die Info, dass die Welt das weiss und dass die Welt weiss, dass sie es haargenau wissen. Das war früher vielleicht einfacher. Die Nazis konnten hermetischer ihre Untaten begehen. Ähnlich wie dem Russen und dem Syrer ergeht es dem Israeli mit seiner unsäglichen Apartheid- und Siedlungspolitik. Alle Welt weiss es und alle Welt weiss, dass diese nicht rechtens ist, ein Verbrechen gegen Menschen- und Völkerrecht. Und alle Welt weiss, dass der Israeli das weiss und dass er vermutlich selber nicht weiss, wie weiter, dass er weiss, dass diese Politik keine Zukunft hat. Aber der Israeli wird bei der Deutschen in Berlin heute Trost und Anerkennung und wohl auch Zuspruch finden, wodurch auch sie sich ins Unrecht setzt. Und sie wird es wissen und sie wird wissen, dass alles Welt es weiss. Die Medienbilder der beiden dürften nicht besser, nicht weniger ärmlich rüberkommen als die des Russen und des Syrers aus dem Kreml, die erzählen, dass beide wissen, dass die Welt um ihre Untaten weiss. |
21.10.2015 | 70 Jahre meint : 70 Jahre ist alles gut gegangen mit dieser Republik. Friedlich war es. Kein Krieg bis auf einen absurden Einsatz mit blutiger Nase in Afghanistan. Die Republik hat sich aus Kriegen rausgehalten – und das war gut so. Sie ist gewachsen in den 70 Jahren. Ist reich wie nie. Ist gesättigt wie nie. Sie ist aus den Trümmern der Nazizeit erstanden. Sie hat das Wirtschaftswunder vollbracht. Sie hat dem Kalten Krieg getrotzt. Sie hat Ölkrisen überstanden. Sie hat die Wiedervereinigung erfolgreich gemanagt. Sie hat die Abschaffung der D-Mark überlebt, Finanz-, Währungs- und Autoabsatzkrisen. Sie ist mit der Vergrösserung der EU und des Schengenraumes mitgewachsen und gediehen. 70 Jahre ist alles gut und immer besser gegangen. Jetzt scheint ein Punkt erreicht, wo die Republik nicht weiter weiss. Die Republik am Scheideweg? Die Republik vor dem Niedergang? Schaffen es ein oder zwei Millionen unbewaffnete Flüchtlinge mit wenig Habseligkeiten die Republik in ihren Grundfesten zu erschüttern? Das wären gerade mal ein Neubürger auf 80 oder 40 Alteingesessene. Können die wirklich so gefährlich werden? Gleichzeitig erwächst Deutschland eine Gefahr von innen. Das erste Attentat auf einen deutschen Politiker seit Jahren ist von einem Deutschen verübt worden, auf die Bürgermeisterkandidatin in Köln, Deutscher Christ sticht auf deutsche Christin ein. Immer öfter werden deutsche Christen zu aggressiven Brandstiftern, zu Hetzern, zu Demokraten, mit denen man nicht diskutieren kann und die sogar behaupten, sie sprechen im Namen der Allgmeinheit. Von denen droht zur Zeit wohl die grösste Gefahr für die Stabilität der Republik. Klar, dass ein Grossandrang von Flüchtlingen, wie er zur Zeit stattfindet, enorme logistische Probleme bereitet, klar, dass dem so ist. Daran sind auch Versäumnisse der Politiker in der Vergangenheit schuld, wie zögerlich hat Deutschland lange und wie kompliziert nur wenige Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen, wie ängstlich haben die Politiker reagiert, weil sie glaubten, die, die sich für das Volk halten, seien dagegen. Das sollte sich vielleicht mal einer trauen zu sagen. Und was die Fundierung der geistigen Stabilität der Republik betrifft, so ist schon merkwürdig, dass es immer noch Leute gibt, die den Russen bewundern, wie toll er in Syrien herumschiessen und töten lasse. Dass er dabei den Flüchtlingsströmen neue Nahrung gibt, wollen sie nicht sehen. Viele Gründe also, das nahe Ende der Repbulik zu prognostizieren. Wäre vielleicht ganz gut, alles zusammenkrachen zu lassen, alle Pfründen, kaum einlösbare Pensionsansprüche und Besitzstände aufzulösen, um mit den reichen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte einen sauberen Neuanfang zu starten, alles auf Null, so wie es ein historisches Volk in Lateinamerika gehalten haben soll, das alle paar Jahrzehnte sein Staatswesen von Grund auf erneuert hätte. 70 Jahre war doch eine gute Zeit. |
20.10.2015 | SZ als Hehler meint : Die SZ unterstützt Facebook, indem sie dort Präsenz zeigt und auf viele, viele Klicks von Usern hofft, dadurch wiederum wird Facebook wichtiger, wertvoller, je mehr Klicks desto teurer das Unternehmen an der Börse. Die SZ bezahlt dafür nichts. Sie glaubt an eine Win-Win-Situation. Verkauft stattdessen wenn nicht direkt ihre Seele so doch wertvolle Nutzerdaten ihrer Leser an Facebook, womit dieses Unternehmen noch mächtiger wird (ob die SZ durch ihren Facebookauftritt zulegen kann, das sei dahingestellt). Das ist längst nicht mehr seriös. Spätestens seit dem europäischen Gerichtsurteil zum Safe-Harbour-Abkommen, dass dieses alles andere als safe sei und die Daten überallhin leakt, sollten seriöse europäische Unternehmen, deutsche Unternehmen auf ihren FacebookAuftritt verzichten, denn sie locken ihre Besucher in eine ganz fiese, ungesetzliche Datenfalle. Das ist nicht seriös. Die Unternehmen und auch die Bundesregierung glauben aber, auf ihren Facebook-Auftritt nicht verzichten zu können. Ebenso die SZ. Sie verhelfen alle, alle Facebook munter weiter zum Börsengiganten ohne einen entsprechenden Mehrwert für sich selber zu gewinnen. Das ist der reine Glaube, man könnte heutzutage auf einen Facebook-Auftritt nicht verzichten. Die SZ befürchtet wohl, ohne Facebookauftritt würde es ihr noch schlechter gehen. Sie glaubt, sie müsse bei Facebook mitlaufen wie alle anderen. Herdenzwang. Es mangelt offensichtlich an Selbstbewusstsein. Heute setzt einer aus der innersten Redaktion der SZ noch eins drauf auf die Unseriosität von Facebook. Heribert Prantl bringt es in seinem Kommentar „Facebook, Hehler des Internets“ auf den Punkt: dass Facebook, indem es rassistische Kommentare nicht lösche, sich zum Verbreiter, zum Hehler dieser verbotenen Ware mache und damit wiederum Geschäft für sich generiere. Geschäft mit rassistischen Inhalten. In Hamburg ist Facebook damit endlich auf den Radar der Staatanwaltschaft geraten. Diesem wünscht der Kommentator Zivilcourage. Aber die SZ postet munter weiter in diesem Netzwerk, das sein Geschäft offenbar auch mit dem Rassismus macht und verhilft ihm zu mehr Gewicht. Das wirkt nicht appetitlich. |
19.10.2015 | Street Words CXXII meint : Einmal hatte ich einen Marathon, also, Marathon 10 Kilometer war das. Das wird dann, ich bin dann nach Hause gegangen und hab an der App weitergemacht. Und dann wieder ein Tag nur, und dann fahr ich am nächsten Tag wieder zurück. Der schaut echt grauslig aus. Hat seinen Beutel aus der Bauchtasche. Insofern war das schon cool, der musste aber echt Glück haben. Da hämmer ä Fläsche Wii zämme trunke. Wir sind seit 16 Jahren, nur übers Internet. Ein bisschen Weg muss sein. Mir sind Schmarotzer. Bei mir ist das Jahr an die Grenze gekommen, ich geh jetzt auf die 80 zu, man würde es nicht glauben. Weil doch Lait vorbeikomme und so. Wahrscheinlich jodelt er dann dabei. Das kann ich dir gleich sagen, der macht gute Preise. Wir hatten den ja schon mal letztes Semester. Mal schauen, ob niemand kommt, und bitte bleib da. Der hat halt keinen Humor. Das glaub ich dir, die werden ja demnach beurteilt. I'll show you, there is a very big different. Gottseidank konnt ich die sehen und umleiten, nee, ich hab sie richtig gelöscht. Und die wollen die Kirche wieder herrichten, die haben einen Pfarrer, der 90 ist und einmal im Monat. Da gibt’s bei mir um die Ecke so eine Werbeagentur und die machen ziemlich cool in Sport und Mode. They have sort of liquors in the Hofbräuhaus. Und der hat dann auch gemeint, schon beim Aussteigen, das ist ja, hm. Und er mit seinem Bart und der Brille. Also bei der Länge spielt es keine Rolle. Weniger los wie sonst. Musst du schon wieder pupsen, Mensch! Wir werden dann miteinander reden. Die Musik hab ich noch nicht, das wird richtig spannend. Und irgendwann war diese neue Religion auch erlaubt. Ich betreu hier Studenten und geb ab und an ein Seminar. Jetzt fang ich schon an zu reden wie Andreas. |
18.10.2015 | Widers Pruch Drittest Art B. Ahn meint : Der Widerspruch mit der Dritten Startbahn wabert über München. Das Thema wird wieder akut. Hier die bislang erfolgreiche rot-schwarze Mehrheitsregierung der Millionenmetropole, die mit all ihren vielseitigen Aktivitäten auf Wachstum von Stadt und Metropolenregion setzt: Schulen, Tunnels, Wohnen, Erhöhung der Attraktivität der Stadt durch Erweiterung der Fussgängerzone, Urbanisierung der Isarböschung, Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, U-Bahnen, Zweite Stammstrecke, Kultur, Konzertsaal, Volkstheaterneubau – Wachstum in allen Belangen, Erhöhung der Attraktivität ebenso. Auf der anderen Seite, 35 Kilometer vor den Toren der Stadt der Flughafen, einer der immer wieder beliebtesten überhaupt, der immer noch hoch dilettantisch ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden ist mit lediglich zwei S-Bahn-Strecken, wobei wohl kaum ein Mensch den einst geplanten und von den Münchnern in Bausch und Bogen verworfenen Transrapid vermisst, dieser Flughafen, an dem und also auch an dessen Ertrag die Stadt München direkt beteiligt ist. Dieser Flughafen möchte händeringend eine dritte Startbahn bauen, um mit dem Wachstum von Stadt und Region mithalten zu können, um nicht die Zufuhr aus dem Luftweg zu beschränken. Ein Flughafen, dem mit dem neuen Berliner Grossflughafen eine ernst zu nehmende Konkurrenz nebst der bestehenden in Frankfurt erwachsen dürfte. Ein Flughafen, von dessen Gedeihen die Stadt München direkt profitiert und die durch all die Projekte, die jetzt angestossen werden, finanziell bald schon in einen Engpass geraten und damit dankbar für alle Einnahmen sein dürfte. Ein Flughafen, der sozusagen direkte Nahrungszufuhr für das gepushte Wachstum der Stadt bietet. Und diese dritte Startbahn ist nach wie vor umstritten. Verständlicheweise von den betroffenen Nachbarn, die unter Kerosinausschüttungen und Lärm leiden. Wobei der Lärm auch in München zu hören ist. Nur fällt er hier wegen Dauerverkehrslärmpegel kaum auf. Das scheint der akute Widerspruch in München zu sein: kaum Widerstand gegen all die Wachstums- und Attraktivitätserhöhungspläne der Stadtregierung, aber Widerspruch gegen die Flughafenerweiterung. Da soll noch einer schlau werden draus. Wobei es beim Flughafen wohl vor allem um die Stosszeiten geht, dass da gegnügend Kapazititäten verfügbar sind. Drei Bahnen bringen ganz klar mehr Spielraum als zwei. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob diese dritte Startbahn nur zur Verstärkung der Hubfunktion dient oder eben auch für das durch das Wachstum der Stadt bedingt zu erwartende erhöhte Flugaufkommen. Jedenfalls ist nirgendwo in München zu hören, man wünsche weniger Wachstum, das Projekt: „prosperierendes, lebenswertes München ohne Wachstum“ gibt es nicht. Da dem so zu sein scheint, würde sich München, wenn es die dritte Startbahn nochmal ablehnte, vermutlich kräftig ins eigene Fleisch schneiden. |
17.10.2015 | Beh Auptung meint : Was Christoph Hickmann heute in der SZ als Begründung für den von Bundeskanzlerin und Verteidigungsministerin beabsichtigten Kampfeinsatz in Mali anführt, ist schlicht eine Behauptung, dass damit nämlich Fluchtursachen bekämpft würden. Diese Behauptung kann wahr sein. Sie kann aber auch unwahr sein. Sie steht auf jeden Fall im Verdacht, vorgeschoben zu sein – (die wahren Gründe zu recherchieren, wäre eine spannende und herausfordernde journalistische Aufgabe, herumzustöbern in den Verflechtungen von Rüstungs- und Kriegsinteressen). Gegen die Wahrheit dieser Behauptung stehen zum einen die misslichen Erfahrungen in Afghanistan und zum anderen die Einsicht, dass Terror mit Krieg nicht bekämpft werden kann. Geradezu kurios wirkt, dass die Bundeswehr jetzt in Mali einen kämpferischen Pflock gegen die Flüchtlingsströme einrammen soll, wo doch die just nicht aus Mali kommen, der überwiegende Anteil, die grosse Masse der Flüchtlinge kommen nach wie vor aus Syrien, aus dem Irak, aus Afghanistan, aus Eritrea. Eritrea, da klingelt doch was. Neulich war zu lesen, dass die Bundesregierung, dass die EU dieses diktatorische Land mit 200 Millionen Euro unterstützt. Damit es noch mehr Leute aus dem Land treibt? Hallo! Hallo? Hallo! Hat vielleicht einer was kapiert. Wäre es nicht vielleicht sinniger, ein paar Soldaten in jene Ministerien in Brüssel und Berlin zu schicken, die solche diktaturunterstützende Subventionen locker machen und die mit vorgehaltener Knarre von diesen Überweisungen abzuhalten? Wäre es nicht vielleicht sinniger, ein paar Soldaten mit vorgehaltener Knarre in jene Landwirtschaftsministerien und Entwicklungshilfeministerien in Berlin und Brüssel vorbeizuschicken und zu fordern, sie sollten sofort Schluss machen mit den vergifteten Subventionen, die den Afrikanern die Landwirtschaft kaputt machen? Das kommt sehr schön im Film „Landraub“ zur Geltung, wie Brüsseler Subventionen die Lebendsgrundlage von Bauern zerstören. Sollte nicht vielleicht ein paar Soldaten mit vorgehaltener Knarre bei einheimischen Hühnerbaronen vorbeigeschickt werden, die die Abfallprodukte ihrer Hühnerfabriken mit Hilfe von EU-Subventionen nach Afrika verscherbeln und dort die Lebensgrundlage von Millionen zerstören und sie zur Flucht bewegen? Wäre das nicht ein viel effizienterer Einsatz des Militärs, als just nach Mali Kampfeinheiten in einen abenteuerlichen Krieg zu schicken, wofür die Bundeswehr weder vorbereitet noch ausgerüstet ist; wer kann schon die Sprache, wer erträgt das Klima, wer kennt sich dort schon aus. Aber aus dem hohlen Handgelenk heraus wird ohne jede Analyse der Fluchtursachen die Behauptung in die Welt gesetzt, damit würden Fluchtursachen bekämpft. Wenige Seitenblicke über den militärischen Tellerrand hinaus, allein auf Agrarsubventionen, zeigen, auf wie tönernen Füssen diese Behauptung steht. Man könnte Soldaten auch in die Supermärkte schicken, damit sie mit vorgehaltener Knarre die Kunden davon abhalten, Produkte zu kaufen, die in ihren Herstellungsländern durch ungute Subventionen, zur Flucht der Einwohner führen. |
16.10.2015 | WHEP meint : WHEP. Whep. Wir Haben Ein Problem. Deutschland hat ein Problem. Das stimmt natürlich nicht. Deutschland hat viele Probleme. Viele, viele Probleme. Viele ungelöste Probleme. Viele Probleme, die es versucht hat zu verdrängen, hinauszuschieben. Deutschland hat drängende Probleme und weniger drängende Probleme. Die Brücken und Strassen bröseln leise, still und kontinuierlich vor sich hin und der Verkehrsminister hat einen Maut-Furz gelassen. So etwas ist natürlich keine Problemlösung. Aber die bröselnde Infrastruktur wird erst zum drängenden Problem, wenn eine Brücke einstürzt mit Autos, Zügen oder anderen aktiven Verkehrsteilnehmern drauf. Der Problembeispiele sind viel, die Sicherung der Renten, die zu üppigen Pensionen, die zur Schieflage der Budgets von Ländern, öffentlichem Rundfunk und auch von grossen Firmen führen, das Gesundheitswesen mit seinen mega Geldhaufen, auf die sich Pharmazie, Medizin und Kliniken blindwütend stürzen und dabei das Wohl des Patienten häufig aus dem Auge verlieren, das kleinkariert organisierte Bildungswesen, die Rosstäuscher von Volkswagen, die Abwesenheit einer bemerkenswerten Filmkultur (die Karikatur von Deutschem Filmpreis als Symptom dafür), und so weiter, und so weiter. So besehen steht Deutschland vor einem Problemberg. Aber es arbeitet sich auch ab daran. Ganze Parlamente in Kommunen, Ländern, Bund arbeiten sich daran ab, gelegentlich schaffen sie auch Probleme oder erschweren die Lösung. Ganze Administrationen und Organisationen und Wissenschaften und Journalistereien und Industrien arbeiten sich an den Problembergen ab – oder machen mindestens ihr sauberes oder weniger sauberes Geschäft mit ihnen. Manche aber destruieren, manche krakeelen, manche versuchen, Problemlösungen zu verhindern, indem sie aggressiv dagegen vorgehen, gegen das Flüchtlingsproblem, was zur Zeit die Gemüter am meisten erhitzt, was am meisten unqualifizierte Polemik hervorruft oder auf welches sich hasserfüllte Polemiker stürzen und dadurch gegen Problemlösungen arbeiten, eine solche zu verhindern suchen, denn aus der Welt zu schaffen ist das Flüchtlingsroblem nicht mehr. Deutschland hat enorme Probleme, zugegeben, und es werden ihrer nicht weniger, wenn das Land wieder die Kurve kriegen will, auf dem Weg zu einem sozial gerechten, zu einem sozial ausgeglichenen, integrativen Land und eine wichtige Stimme auf der Welt sein will. Deutschland hat andererseits enormen Problemlösungspower. Durch die Zuwanderung dürfte dieser Problemlösungspower schon mittelfristig deutlich gestärkt werden - nach einigen Anlaufproblemem. Und wer behauptet, er sei zwar für Deutschland, wobei er dann bittschön spezifizieren möchte, was für ein Deutschland - ein degenerierendes, vergreisendes Inzuchtdeutschland? - gleichzeitig aber sei er gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, gegen die Zuwanderung, der hat einen ziemlichen Schlag in der Zunge oder im Hirn, der täuscht seine Umwelt, der arbeitet gegen das Wohl des Landes und gegen eine Lösung der Probleme. Bloss gegen etwas sein, ist bekanntlich keine Problemlösung, die Krakeeler werden selber zum Problem. Aber auch das wird Deutschland in Griff kriegen. Deutschland will ja nicht Hinterwaldien sein. Komm, Waldi, komm, Wu! Wu! |
15.10.2015 | Kamp Feins Atz meint : Der Bericht von Christoph Hickmann unter „Thema des Tages“ der heutigen SZ „Auf Risiko“ über einen möglichen Kampfeinsatz der Bundeswehr in Mali, der die schlimmsten Erinnerungen an Afghanistan weckt, lässt auf eine textliche Bemühung des Verteidigungsministeriums (wo sonst soll Herr Hickmann seine Infos her haben?) schliessen, als versuche es, eine Dissertation zu fälschen, als wolle es selber desertieren vor der eigenen Absicht und verwechsle das Wort mit dissertieren, denn das Wort Kampfeinsatz kommt in dem Textgewölle der SZ nicht vor. Stattdessen ist zu lesen davon, dass die Bundeswehr helfen könnte, den Auftrag zur „Überwachung eines Friedensabkommens“ umzusetzen. Von Überlegungen (ganz abstrakten, es gibt hier keine Namen und keine Täter, schon gar keine Frau Doktor Verteidigungsministerin, die einen Kampfeinsatz befehlen will), nein, es gibt lediglich „Überlegungen“, die auf einem „Bericht eines Erkundungsteams“ beruhen, das aus Mali zurückgekehrt sei. Und wenn diese „Erwägungen“ „umgesetzt“ würden, so würde die Bundeswehr im „gefährlichen“ Norden eingesetzt, „so könnte noch in diesem Jahr ein Vorauskommando geschickt werden, dem Anfang 2016 Objektschutz- und Unterstützungskräfte folgen könnten“, auch hier keine Rede von einem möglichen Kampfeinsatz. Textverbrämerei der Sonderklasse. Später solle eine gemischte verstärkte Aufklärungskompanie das Team komplettieren – auch die garantiert keine Kampfeinheiten, jedenfalls textlich nicht. Hier gibt es keine Namen, keine potentiellen Täter, es ist lediglich von einem „internen Dokument aus dem Ministerium“ der Abteilung Strategie und Einsatz zu lesen (wenn es intern ist, warum wird es dann veröffentlicht?, das lässt auf eine weitere Text-Trickserei der Frau Doktor Verteidigungsministerin schliessen). Als Begründung für diesen möglichen Kampfeinsatz, der so nicht benannt werden darf, wird angegeben, die Niederländer hätten angefragt. Ob das stimmt ist nicht nachzuprüfen, denn die Ministerin Frau Doktor Leyen betone häufig das gut Verhältnis zur ihrer niederländischen Amtskollegin; bleibt vollkommen offen, wie da bei einer Tasse Tee oder Kaffee dieser Kampfeinsatz im Beisein von kampflustigen Generälen ausgebaldowert und wie ein Weihnachtsgeschenk schön verpackt worden ist; denn das erste Kind des Krieges und des Kriegseinsatzes ist bekanntlich die Lüge. Und dieser ganze Text, wie er dank der Infopolitik des Verteidigungsministeriums in der SZ zustandegekommen ist, ist zumindest ein zwingender Hinweis auf eine Lügengeburt, weil darin nur ein verdrucktes Geworge von Kampfeinsatz-Verbrämbegriffen auftaucht. Es gibt nur ein Indiz, nämlich das auf den Begriff „mehr Verantwortung“, was schon bei Amtsantritt von Frau Doktor Leyen als Verbrämbegriff für Kampfeinsatz ausgelegt worden ist. Noch köstlicher wird das Begriffsgewölle in der Antwort des Ministeriums auf eine SZ-Anfrage: „Deutschland hat ein besonderes sicherheitspolitisches Interesse an der weiteren Stabiliserung Malis“ und jetzt kommts: daher prüfe man mit dem Auswärtigen Amt „einvernehmlich“, wie man hier einen „Mehrwert“ an der weiteren Stabilisierung Malis“ leisten könne. Die Kampfeinsatz-Begriffs-Verbräm-Salti erreichen Zirkusreife, wenn das Auswärtige Amt ins Spiel kommt. Fehlt nur noch, nach dem Hinweis auf die Flüchtingskrise, die Schlussfolgerung des Verteidigungsministeriums, gerade deshalb solle man Flüchtlinge möglichst schnell integrieren und zu Bürgern unseres Landes machen, um sie umgehend als Soldaten zu Kampfeinsätzen in ihrer Heimat zu schicken. Weitere Rosine im Kampfeinsatz-Begründungs-Textgewölle: mit einem solchen Einsatz könne man helfen, die „Ziele der afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung“ zu erfüllen. Hickmann gibt immerhin einen Hinweis auf den Begriff Kampfeinsatz, indem er anführt, dass im geplanten Einsatzgebiet, im Norden Malis, gerade am Dienstag bei einem Anschlag sechs Menschen starben, auf den Verbrämbegriff „Gefallene“ verzichtet er wohlweislich. Als Schlusspointe seines Textgewölles erlaubt sich Hickmann einen Zwischen-den-Zeilen-Hinweis auf den Begriff Kampfeinsatz, den Verweis auf die Präzisionsgewehre, die das volle Vertrauen der Soldaten hätten, denn „im Norden Malis könnte das schon bald eine Menge wert sein“. In Deutschland könnte es eine Menge wert sein, endlich von Verbrämtexten für die zwanghafte Sehnsucht dubioser Hintersassen nach Kampfeinsätzen (um endlich wieder kriegsromantisch „Gefallene“ und „Helden“ zu betrauern und zu ehren, weil das ja für die Frau Doktor Verteidigungsministerin so schöne PR-Zeremonien sind), auf Präzisionstexte umzusatteln. |
14.10.2015 | Woher Kommt? meint : Woher kommt der Hass, der offenbar immer direkter und bösartiger bei Antiflüchtlingsdemonstrationen zu Tage tritt, woher kommt diese Verrohung, über die zu lesen ist, die in Dresden und anderswo zusehends sichtbar wird? Woher kommt dieser Verlust des Zivilisatorischen? Wo sind die Ursachen zu suchen? Sind es Defizite unserer Demokratie, unseres Gemeinwesens, auf denen der Hass gedeihen kann? Woher kommt dieser blanke Hass? Es seien ja keine Hungerleider, keine total Verarmten. Es sei ja kein Aufstand der HartzIVler oder des Prekariats, der Benachteiligten dieser Gesellschaft. Das wäre nachvollziehbar, denn wer allein aus HartzIV sein Leben gestalten muss, ein würdiges Leben gestalten sollte, der muss schon ein rarer Lebenskünstler sein. Woher kommt dieser Irrationalismus? Dass man mit diesen Leuten überhaupt nicht diskutieren kann, die wie von einer Tarantel gestochen wirken, wenn ihre Themen aufs Tapet kommen. Klar, Demokratie ist eine anspruchsvolle Staatsform. Sie will just vermeiden, dass Probleme aus Hass und gemäss diesem gelöst werden. Demokratie war in einfachen Gesellschaften nachvollziehbar. In der (überschaubaren!) Landsgemeinde beispielsweise in der Schweiz. Die galt mal als Paradebeispiel für Demokratie. Heute ist die Gesellschaft hochtechnisiert, hochkompliziert und auch die Demokratie macht einen entsprechenden Wandel durch. Viele Vorgänge sind für den einfachen Staatsbürger nicht mehr nachvollziehbar. Erst recht nicht solche aus dem demokratischen Europa, aus Brüssel. Einen Eindruck davon wird demnächst der Film „Democracy – Im Rausch der Daten“ von David Bernet geben – er verfolgt detailliert den mühseligen und hochkomplexen Prozess der Gesetzgebung zum Datenschutz. Oder die Geheimnistuerei um TTIP, die ist alles andere als dazu angetan, Vertrauen in ein eh kaum mehr zu durchschauendes Funktionieren von Demokratie zu erwecken. Wer aber die Herrschaftsvorgänge in seinem Land, das doch eine Demokratie sein will, nicht mehr nachvollziehen kann, der fühlt sich ohnmächtig, der fühlt sich überrannt, der gerät offenbar in Panik und handelt dann wie ein verängstigtes oder gejagtes Tier, ist rationalen Argumenten (dass die Flüchtlingsaufnahme eine dringend notwendige, historische Weichenstellung für eine prosperierende Zukunft Deutschlands sei) nicht mehr zugänglich, ist in die vorzivilsatorische Stufe der Lynchjustizforderung abgerutscht, so die Skizze einer möglicher Erklärung für den Hass. Und es dürfte schwer sein, solche Leute wieder in die Arena demokratischen Diskurses zurückzuholen. |
13.10.2015 | Winterk Orn II meint : Verhängnisvoll an der Affäre um den Volkswagen und seine Manipulationen ist, dass es dabei um ein Auto geht, das Lieblingsspielzeug des Mannes, das auch von der Werbung so erotisch wie möglich aufgeladen wird. Verhängnisvoll an der Affäre um den Volkswagen ist, dass es nicht um irgendwelche abstrakten Kursmanipulationen oder Cum- und Ex-Geschäfte geht, dass es nicht um Steueroasen oder Scheinfirmen in Luxemburg geht, sondern um einen so intimen Gegenstand wie ein Auto. Nicht umsonst heisst es, vielen Männern sei ihr Auto wichtiger als ihre Frau. Das Auto kann durchaus zur Affäre werden. In ihm können Affären passieren. Wenn nun ein Winterkorn oder ein Volkswagenmanager in den Innereien einer solchen Auto genannten Intimschutzhülle rumfummelt, so wirkt das auf den Besitzer, als ob der Autobauer ihm an die Wäsche, an die Intimteile gehe. Das kommt nicht gut. So ein Intimbetouching. So eine Intimfummelei. Das hat keiner gern. Dass die Autobauer ihre Autos mit Hinweis auf Gefühle und Erotik verkaufen, schlägt hier ganz furchtbar zurück. Verletzte Gefühle. Das wirkt wie eine Beleidigung, wie eine Entwürdigung, die lässt sich kein Fahrzeughalter mit Selbstbewusstsein bieten. Volkswagen hat sich erlaubt, bei mir rumzufummeln. Das ist eine Unerhörtheit. Volkswagen hat mit seinen Manipulationen das Selbstbewusstsein seiner Fahrzeughalter, seiner Käufer unsittlich unterminiert. Nie wieder Volkswagen, werden sich viele sagen. Volkswagen gehört weggesperrt, in eine geschlossene Anstalt. Mit keinen Beschwichtigungen wird Volkswagen das wieder gut machen können. Fortan wird jeden, der sich in einen Volkswagen setzt, das mulmige Gefühl beschleichen, es könne jederzeit eine Hand aus den Innereien des Autos heraus manipulativ ihm an die Wäsche wollen. Das ist die Folge dieser Trickserei, die nicht den Kunden im Visier hatte, sondern nur die maximale Reichtumsvermehrung für die superreichen Familien Piech und Porsche und für das Land Niedersachsen. Der Skandal strahlt selbst auf den jetzigen Bundeswirtschaftsminister ab, der als Ministerpräsident von Niedersachen im obersten Gremien der Autofummler gesessen und mindestens passiv den Aufbau der Atmosphäre, die die Manipulationen zu verantworten hat, geduldet hat – und getan hat, als ob er nichts merke. Aus diesen Intimverletzungsgründen ist zu erwarten, dass die düpierten Kunden sich nicht leicht abspeisen lassen werden mit Nachrüstung und Ersatzwagen, aus diesen Gründen ist zu erwarten, dass sie Ansprüche in hoher zweistelliger Milliardenhöhen stellen werden, zu schweigen von den Bussen für Umweltverschmutzung, so dass folgendes Szenario denkbar wird: dass die Eigentümer den Konzern verkaufen müssen, um aus dem Erlös die Schadenersatz- und Schmerzensgeldansprüche der verarschten Kunden zu begleichen und zwar auf den letzten Cent. So dass vorstellbar wird, dass den Eigentümerfamilien nichts mehr bleibt und sie sich womöglich für HartzIV anstellen müssen. Das müssen ja viele andere auch. |
12.10.2015 | Winterk Orn meint : Winterkorn. Das Korn des Winters. Das Winterkorn geht auf, wenn es Winter wird. Das ist die Zeit für das Winterkorn zu gehen. Den Konzern zu verlassen. Das Perfide an der VW-Affäre ist doch – und das unterscheidet sie gravierend von den vielen Schmiergeld- oder Steuerhinterziehungsskandalen – dass mit der Manipulation des Schadstoffausstosses direkt der Planet und die Gesundheit und das Überleben der Menschen angegriffen wurde. Dass Menschen, die Umweltverschmutzung wenn nicht vermeiden, so doch so minim wie möglich halten wollten, im guten Glauben gelassen worden sind, dies zu tun. Dass sie durch die Manipulation von Volkswagen zu Umweltsündern gemacht worden sind, die sie nie sein wollten. Dass sie unbewusst mutwillig an der Zerstörung des Planeten, des Klimas stärker mitwirken als sie je wollten. Das ist das Hinterfotzige an der Saat des Winterkorns. Die Autos müssten eigentlich sofort alle still gelegt werden, die von diesem Winterkorn infiziert sind. Hier sind Millionen Bürger direkt die Betrogenen, die Verarschten, werden sich ihres Sündertums bewusst. Das ist eine ganz andere Dimension als wenn irgendwo Schmiergeld geflossen ist oder „die da oben“ sich bereichert haben. Dadurch wird noch kein Mensch zum Umweltsünder. Oder wenn mit Tricks und Steuerorasen die Steuerabgaben der Konzerne „optimiert“ werden. Dadurch wird kein Mensch zum Umweltsünder, zum Schwein, zum Dreckskerl. In dieser Dimension unterscheidet sich der VW-Skandal grundlegend von den meisten neueren Megaskandale. VW macht mit dieser Manipulation, die noch nicht behoben ist, seine Kunden zu Umwelt-Drecksäuen, beleidigt sie fortwährend. Faktisch kriminalisiert VW seine Kunden. Insofern dürfte die Hoffnung trügerisch sein, dass der Konzern schnell Gras drüber wachsen lassen kann mit einigen Inseratenkampagnen, die die Presse wohlgesonnen machen und mit ein paar Milliarden Bussgeldern und Schadenersatzzahlungen. Ich möchte in keinen VW mehr steigen, mir ekelt förmlich davor. Und bei Facebook ist der Sauladen auch immer noch, verscherbelt die Daten seiner Kunden und Besucher frei Haus an die NSA. Wenigstens die Sauerei sollten sie schleunigst abstellen! Oh Winterkorn, oh Winterkorn, deine Saat ist nicht nur Zorn, sie ist Ver-Ball-Hornung der Kunden. Das Flüchtlingsproblem dürfte volkswirtschaftlich gesehen ein Klacks dagegen sein. |
11.10.2015 | Sonntagsa Bschl meint : Sonntagsabschlepperei. Ein Abschleppauto schleicht durch die Sendlinger Strasse sonntags in der Früh. Der linke Strassenrand ist gesäumt von Halteverbotsschildern. Ein ADAC-Abschleppauto dümpelt über das Pflaster, hat einen PKW geladen, dümpelt langsam, bleibt stehen, zögert, fährt weiter, zögert, hält inne, stoppt, fährt die Ausfahrstützen aus, hebt den PKW an, schwenkt ihn rüber und stellt ihn wieder ab. Dort wo hintereinander eine ganze Reihe anderer PKWs steht, aber keine Halteverbotsschilder aufgestellt sind. Jetzt fährt ein Polizeiauto in der verkehrten Richtung durch die Sendlinger Strasse, die viele für eine der schönsten Einkaufsstrassen halten. Das Polizeiauto probt schon mal die umgekehrte Fahrtrichtung, die für das Versuchsjahr als Fussgängezone geplant ist; weil die städtischen Referatsangestellten haben herausgefunden, dass ein Einbahnschild an einer gewohnten Abbiegung psychologisch effizient sei und so einer neuen Verkehrsregelung zur Gültigkeit verhelfen kann (wir sind gespannt, wie sie die abzweigende Schmidstrasse attraktiv und gemütlich ausstatten wollen). Eine Frau auf einem schwankenden Damenrad versucht eine schwere Umhängetasche auf dem Rücken rechterseits und eine dieser breiten, eleganten, teuren Einkaufstüten an der Lenkstange linkerseits zu balancieren – gottseidank hat sie die Strasse für sich; denn der Fotograf, der auf dünnem Einbeinstativ mit korpulenter Kamera an der Spitze reihum die Schaufenster abknipst, befindet sich auf dem Gehweg, auch Trottoir genannt; er hat die meteorologischen Zeichen der Zeit erkannt und trägt einen Schal. Dies alles werde ich nicht bei Facebook posten, was wie Veitsbuk klingt, bei diesem dateninkontingenten Verein mit seinem dämlichen Likezwang; die werden immer penetranter, wenn Du ein paar Tage nicht vorbeischaust, immer perfider schicken sie dir, weil sie die Adressverzeichnisse ihrer Teilnehmer durchwühlen, Mails, als ob sie von Bekannten kämen, verschleiern den wahren Absender und fragen, ob du den oder die kennst. Diese stinkige Aufdringlichkeit nervt und macht nur noch aggressiver gegen den Sauhaufen – der Bogen drum herum wird immer grösser. Vielleicht kommt ja der Marathon durch unsere Strasse gelaufen heute. Jedenfalls haben sich auf den vier Tischen der Freischankfläche vorm VinzenzMurr gegenüber 14 Stühle im Doppelpack auf die Tischplatten gestellt, als ob sie eine gute Aussichtsposition rechzeitig reservieren wollten. Derweil hat sich das Polizeiauto für die Umkehr auf den rechten Weg entschlossen, fährt langsam, sonntagsandächtig an der Asamkirche vorbei; der Beifahrer puhlt aus einem Rucksack zu seinen Füssen einen rotgoldigen Herbstapfel. Wenige Sekunden später: Was jetzt, Filmriss oder Déja-Vü? Jetzt fährt das Polizeiauto schon wieder vorbei, muss ganz schnell übern Oberanger wieder auf Anfang gefahren zu sein. Der Apfel ist schon kräftig angebissen, leuchtet weiss mit Zahnabdruck. Erntedank und Helloween zugleich. Und kein Flüchtling nirgendwo in Sicht. |
10.10.2015 | Megaburner XXIV meint : Mode hat kein Geschlecht. Zeitschriften und Reklame Abgaben verboten. Es wird dringend ersucht, sich der Ruhe wegen hier und im Hause streng an die Zeit der polizeilichen Vorschrift zu halten. Friede, Freude, Sonnenschein leuchtet stets in dieses Haus hinein. Lift fährt nicht zur S-Bahn. Will be back in a few minutes. Besuchen Sie unseren Ausstellungsraum. Family Check-in. Automatische Grenzkontrolle. Sie bestimmen, wann und wohin Ihr Einkauf geliefert wird. Jetzt 24/7 online shoppen. Fight for your digital rights. Verbindung leben. Herstellung und Versetzung aller Stilrichtungen. Neue Snacks! Hummusfladen, Grünkernburger, Käsestulle. Wir arbeiten für Sie am Versorgungsnetz. Flucht- und Rettungsweg auf gesamter BREITE und LÄNGE freihalten. High Voltage. Maximum Security. Ticket Automat an Bord. Gas- Wasser Notdienst. Aufzugsmaschinenraum. Nicht vergessen! Am Dienstag, 5. Mai 2015, besucht uns der Fotograph in der Kinderkrippe. Takkern verboten (Plakate werden entfernt)!!! Das Sitzen ist nur auf den dafür bereit gestellten Bänken, nicht jedoch auf den Treppen sowie in den Blumenanlagen erlaubt. Hochwertigste, pannensichere Verleihräder. Raucherbereich und Schliessfächer finden Sie nach dem Gebäude. Symposium Leben mit IT-Unsicherheit. Baubüro Firma Kassecker 2. OG. Plattling Nieblungenstadt. Defibrillator. Hier findet eine Schulung statt. Fahrradmitnahme begrenzt. Zustieg nur mit gültiger Fahrkarte. Zugverkehr beachten. Straubinger Kartoffel. Wir machen uns frisch. Unsere Fassade wird saniert. Wenn eine Türe offen ist, entsteht ein Durchzug, der die Türen im Treppenhaus zuschlagen lässt. Vielen Dank für Ihre Mühe im Voraus. Die Verunreinigung von Strassen und Anlagen durch Hundekot ist verboten. Armer Mann bittet um kleine Spende für Essen. Mia sog'n leise Servus, die Ennstaler. Zufahr für LKW verboten, Einsturzgefahr. Marktbereich. Es gilt die Markthallensatzung in der jeweils gültigen Fassung. Taschenablage, bitte nicht draufsetzen. Spargelschälen kostenlos. Mitnehmen von Hunden und Radfahren untersagt. Kamera gefunden. Im Friedhof wurde eine Kamera gefunden. Die Zündflamme bitte brennen lassen. Ausserdem haben wir ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn und hoffen, dass das auch so bleibt. |
09.10.2015 | Willk Ommen meint : Willkommen, Bienvenue, Welcome, Marhaba, Ahlan oa Sahlan, Ahleen oa Sahleen in Alemania, in Deutscheland, in Deutschland. Willk – oh, Moment bitte, wir müssen da noch was klären – ommen in Deutschland! Willk – sorry, da ist jetzt etwas dazwischen gekommen – ommen in Deutschland. Willk – Entschuldigung, lassen Sie mal die Feuerwehr durch bitte – ommen in Deutschland. Willk – Achtung, da schmeisst einer was – ommen in Deutschland. Willk – nee, da bitte, nicht, da ist kein Platz mehr – ommen in Deutschland. Willk – könnten Sie es ein bisschen später nochmal versuchen, wir sind gleich wieder für Sie da - ommen in Deutschland. Willk – lassen Sie sich von Beleidigungen nicht abschrecken – ommen in Deutschland. Willk – keine Bange, das war nur ein Molotow-Cocktail – ommen in Deutschland. Willk – Sie werden manche Dinge bei uns angesichts unserer Vergangenheit sicher verstehen – ommen in Deutschland. Willk – ja, wir können eben auch nicht aus unserer Haut raus – ommen in Deutschland. Willk – wir versuchen dieser Geister Herr zu werden – ommen in Deutschland. Willk – wollen Sie wirklich alle zu uns? - ommen in Deutschland. Willk – Verzeihung, wenn noch nicht alles erstklassig ist, wir sind gerade dabei unsere Willkommenskultur zu entwickeln, demokratisch zu entwickeln und dabei geht es lautstark zu und her zwischen Rückständigen und Fortschrittlichen – ommen in Deutschland. Willk – vermutlich sind Sie auf einen falschen Werbeslogan hereingefallen, wir sind nicht das Paradies, auch nicht für die Deutschen – ommen in Deutschland. Willk – ähm, wie wollten, ähm sagen, ähm, willk-, ähm, ja ja, - ommen in Deutschland. Willk – bitte, nehmen Sie keine Hasstiraden persönlich, die sind nicht so gemeint, aber auch bei uns geht es nicht allen gut, auch mental nicht gut – ommen in Deutschland. Willk – hm, das ist alles nicht so, wie es scheint, im Herzen meinen wir es gut mit Euch Gestrandeten – ommen in Deutschland. Willk – Ihr zahlreiches Erscheinen bringt uns kurzfristig in Verlegenheit, bitte üben Sie sich in Geduld, wir schaffen das – ommen in Deutschland. Willk – das hätten wir fast vergessen, wär super, wenn Sie angesichts des Massenandranges sich selber aktiv organisatorisch beteiligen würden – ommen in Deutschland. Willk – also wir müssen uns schon wundern, wenn Sie selber miteinander rumschlägern, sie scheinen Deutschland nicht richtig verstanden zu haben – ommen in Deutschland. Willk – für Ansiedlung von Zuwanderern im grossen Stil sind wir im demokratischen Diskurs noch nicht weit genug – ommen in Deutschland. Willk – keine Bange, das Asylrecht gilt nach wie vor; allerdings bringen Sie uns mit ihrem zahlreichen Erscheinen administrativ in die Bredouille – ommen in Deutschland. Willk ommen indeut schland. Indeut Schland. Schland. Venü biähn. Ähmähm, men, ommen, kommen, willk ommen. Was wir sagen, das meinen wir auch. Willk ähm ommen. Willk ähm ommen (da bahnt sich ein Willkommenskulturrhyhtmus an, mit Katarrh durch Tröpfcheninfektion induziert). |
08.10.2015 | Kapri Olen meint : Die Zeitgeschichte, die zeitgeschichtliche Entwicklung oder ihre Spiegelung in den Nachrichten und Zeitungsmeldungen schlägt die tollsten Kapriolen. Da ist immer noch uns Draghi mit seinem Euro-Blow-Job und bläst und pumpt und kriegt einen hochroten Kopf – und sein Ziel, die Inflation gegen zwei Prozent hochzudrücken, um den Sparern noch den letzten Groschen vorm Sarg abzuzwacken, will einfach nicht gelingen, die Inflation tendiert gegen Null – und weit und breit keine so befürchtete Deflation in Sicht. Dann leistet sich eine Säule unserer Volkswirtschaft, unserer Volkswagenwirtschaft einen Lapsus gigantischen Ausmasses, vernichtet Millarden an Börsenwerten in kürzester Zeit, kann nur mit düstersten Perspektiven und Folgen für das ganze Land aufwarten – und was macht die Börse? Pumperlmunter nimmt sie ein bisschen Anlauf und hopst unbeschwert über die 10'000er-Marke hinweg, während ein Teil der Bevölkerung bereits in grosses Lamento wegen dem anhaltenden Zustrom von Flüchtlingen ausbricht (viele direkt damit Befasste arbeiten auch am Anschlag), das benutzen Politiker für ein wohlfeiles Dummgerede – und was machen die Wachstumsprognosen? Sie zeigen dessen ungeachtet nach oben. Dito mit dem Mindestlohn: vorher der grosse Wettbewerb der Unken, welch negative Folgen der haben werde – und siehe da: die Steuern sprudeln noch kräftiger, von Jobbabbau in merklichem Masse ist nirgendwo die Rede. Kapriolen halt. Ganz launische Kapriolen schlagen auch die regelmässig Meinungsbefragten (wer immer auch die sein mögen, kein Mensch weiss, wer das ist, keiner kennt jemanden, der das ist, vielleicht sind die sowieso aus irgend einem Zauberzylinder hervorgezaubert), kaum ist ein kleines Problem im Land, kaum zeigt die Kanzlerin Charakter und Entschiedenheit, so suckeln sie ihr ganz fies sofort Beliebtheitspunkte weg oder behaupten, sie würden jetzt AfD wählen. Erstaunlich ist nur, wie der Dampfer Deutschland trotz all dieser Kapriolen unaufhaltsam mit viel Radau auf Deck vorwärtsstampft durch die Wogen der Geschichte. Sind ja wirklich nur Kapriolen, wie unerwartete Windstösse; dafür ein Kapriolenscherz zum Ende, die tz titelt „Wir packen das! Wir sind am Ende!“ - kann ja auch gelesen werden als: Wir packen das Ende! - ist ja auch nur eine Kapriole. |
07.10.2015 | Erfr Eulich meint : Erfreulich, das ist höchst erfreulich, das Urteil des europäischen Gerichtshofes, das das Safe-Harbour-Abkommen zum transatlantischen Datenaustausch für ungültig erklärt hat. Das gibt einem ein gutes Gefühl. Das heilt zwar die Wunde noch nicht, dieses Gefühl der Verletzung des Datenschutzes, was einem pausenlos mulmig beherrscht bei der Benutzung von Facebook und dergleichen, ja was dazu führt, dass man dieses Netzwerk nur noch minimst benutzt und mit grösstem Widerwillen. Das Urteil müsste zur Folge haben, dass besonders Firmen und staatliche Nutzer von Facebook ihre Aktivität dort sofort einstellen, bis der Datenschutz gewährleistet ist. Dass die das Mitmachen bei diesem Massenhype vorerst beenden. Klar, der Hype hat blind gemacht, hat zum Mitmachen verführt. Alle glaubten sie, dabei sein zu müssen, dabei zu sein, sei alles. Das darf jetzt keine Selbstverständlichkeit mehr sein. Als Sofortmassnahme sollten der Bundestag, der bayerische Landtag, ARD, ZDF, BR, die Stadt München, die SZ, AZ, tz, die Stadtwerke München, MVG, die Münchner Kammerspiele, das Münchner Volkstheater, die bayerische Staatsoper, die Stadtsparkasse München, Volkswagen, BMW, Audi, Siemens, Linde , tja, alle, alle sind sie auf Facebook, alle alle nehmen es nicht ernst mit dem europäischen Datenschutz, alle sollten also ihre Facebookaktivitäten ab sofort und bis auf weiteres sistieren bis Facebook ihnen garantiert, sich an den europäischen Datenschutz zu halten. Und die aufschiebende Ausrede, das sei ja nur ein Gerichtsurteil und noch kein Gesetz, die gilt nicht, denn das Gericht hat festgestellt, dass der Datenschutz im Jetzt-Zustand nicht garantiert ist. Also darf, wer es ernst mit dem Datenschutz im Internet meint, diese Internetaktivitäten, die jeden Nutzer direkt dem NSA ausliefern, nicht mehr länger aktiv betreiben. Verdammt nochmal, es sollte doch möglich sein, europäische Pendants zu diesen Netzwerken schnell zu entwickeln, die den europäischen Standard von Datenschutz einhalten. Und die Europa-Skeptiker sollten sich angesichts dieses Urteils und einiger anderer vorher schon mal ganz ruhig verhalten. Wer aber jetzt auf Facebook weiter aktiv bleibt von all diesen Firmen und Institutionen, der zeigt dem europäschen Gerichtshof die lange Nase, der verspottet ihn, der lässt durchblicken, dass ihn Hype mehr interessiert als der europäische Datenschutz. |
06.10.2015 | Arms Würms meint : Arms Würms. Armes Wurm. Armes Würmchen. Armseliges Würmchen. So wirkt der Russe. So kommt der Russe, der Putin, inzwischen rüber. Mit seinem treusäumeligen, hündischen, Schlecht-Gewissen-Blick. Und handelt so bescheuert. So aussichtslos. Hat schon auf der Krim, in der Ukraine nichts erreicht. Hat ihn nur gekostet. Hat ihm keine Anerkennung, keinen Respekt gebracht. Hat ihn zum politischen Outcast gemacht. Worunter er verdammt leidet. Und da er kein fähiger Politker ist, sondern nur ein Arms Würms, das durch viel Trickserei und eine einmalige geschichtliche Sondersituation, dem Zusammenbruch der Sowjetunion, überhaupt aus den Maulwurfsregionen der Geheimdienste an diese Oberfläche gespült worden ist, so greift er denn zu verzweifelten und ebenso saudummen Mitteln, in der Hoffnung, er könne seinen Persona-Non-Grata-Status bei den westlichen Demokratien, zu denen er doch auch aufschaut, ändern. So bombt er denn, das Arms Würms, an der Seite des syrischen Potentaten, dem inzwischen für die politischen Realitäten längst blind gewordenen ehemaligen Augenarzt, zur Unterstützung von dessen Fassbomberei wild in Syrien rum, treibt noch mehr Menschen in die Flucht, entleert das Land von Bürgern. Und hat doch nichts davon. Oder vielleicht die Genugtuung, dass Unken im Westen schon wieder voll die Panik schieben, er könne die politischen Gleichgewichte im Nahen Osten verschieben. Als ob dort nicht längst alles aus der Balance geraten sei. Allerdings wird das zur Folge haben, dass noch mehr Menschen ihr Glück in Europa suchen, und da ja nicht verborgen bleibt, dass Deutschland versucht, die Eingänge zum vermeintlichen Paradies, zu verengen, dürfte das den Andrang nochmal vergrössern. Torschlusspanik. Vielleicht ist das dem Arms Würms eine Genugtuung, wenn er seinen beneideten Gegnern im Westen so ein Problem unterjubeln kann, oder ein Problem, das eh da ist noch vergrössern kann. Nur bleibt zu fragen, wo das Arms Würms dabei bleibt. Denn für die Zukunft seines Landes tut er gar nichts. Er gibt seinem Land keine Perspektive, die ihm einstige Grösse wieder verschaffen könnte. Das zu sehen, tut in der Seele weh, in der russaffinen Seele. Russland hat Besseres verdient als so eine unfähige Knallcharge an der Spitze, als so ein Arms Würms. |