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07.07.2015 | Jezad Zerreissts Es meint : Jetzt zerreisst es die da oben schier, die da oben auf dem europäischen Olymp, die Politiker, die jahrelang geglaubt haben, mit dem Zuschiessen von Geld werde Griechenland genesen. Die Widersprüche dürften kaum mehr lös- und aushaltbar sein. Die Griechen haben abgestimmt, dass sie die Vorschläge der EU ablehnen und dass sie einen Schuldenschnitt wollen. Die EU will den Schuldenschnitt nicht, weil das bedeutete für die Gläubigerländer, ihren Bürgern klaren Wein einschenken und sagen, was sie das kostet. Würde mithin bedeuten, dass diese Politiker als Lügner dastehen, weil sie vor fünf Jahren, als die Geldtransfers angefangen haben, hoch und heilig versprochen haben, diese Kosten seien rein theoretisch und Blabla. Jetzt tanzen Merkel, Hollande, Tusk, Juncker, Draghi und und und auf dem Vulkan. Der Grieche wiederum hat seinen Wählern versprochen, am Montag stünde sofort ein Deal. Montag ist längst vorbei. Von einem Deal keine Spur. Vielleicht hat die Griechen auch geärgert, dass ein europäischer Politiker, Juncker, sie so eindringlich in ihrem Wahlverhalten beeinflussen wollten, dass er sie beschworen hat, sie möchten mit Ja stimmen. Keiner will sich von aussen sagen lassen, wie er zu stimmen habe. Das mag mit beigetragen haben zum so klaren Votum und damit zur vollkommen verkorksten Situation. Denn ein Deal ist den übrigen europäischen Wählern nicht mehr vermittelbar. Eine weitere Tanznummer auf dem Vulan bieten die verschiedenen Gläubiger, die jetzt ständig Rückzahlungen aus Hellas erwarten, die dieses nicht mehr leisten kann: who pulls the trigger, wer zieht den Stecker, das ist der peinliche Sesseltanz, den sich die Gläubiger-Institutionen bieten. Keiner will es gewesen sein, hier kämpfen Helfersyndrom gegen Wirtschaftsraison. Griechenland hat mit seiner Abstimmung klar gemacht: es will sich nicht länger helfen lassen; es will aus dieser Verwöhnabhängigkeit raus; aber die Gläubiger wollen das immer noch nicht wahrhaben. Weil dann endlich klar wird, wie endlos sie sich mit ihren Rettungspolitiken verrannt haben. Was allerdings viele Spatzen schon seit 5 Jahren warnend von den Dächern gepfiffen haben. Es steht nichts weniger als der Glaubwürdigkeitsverlust der Gläubiger auf dem Spiel. Die Stunde der Wahrheit hat geschlagen. Mit einem Irrsinnstanz versuchen die Betroffenen mit grosser Aufgeregtheit, dies zu ignorieren und Deals und Lösungen zu finden. Die Griechen haben klar gesprochen. Diese Hilfen wollen sie nicht mehr, die könnt Ihr Resteuropäer Euch irgendwohin stecken. Wenigstens jetzt sollten die Resteuropäer die Griechen mal ernst nehmen und das akzeptieren. |
06.07.2015 | Oxi Ochi meint : Oxi Ochi Grechi Grexi Endlich Endlix. Das ist wie ein reinigendes Gewitter näch den zähen Jahren, in denen sich nichts geändert hat. Viele Griechen feiern. Lieber in Würde und aufrecht ins Elend als gebuckelt und gebeutet in die Schuldensklavschaft. Befreiungsschlag. Für die Griechen ist das Oxi, das Ochi wohl, als hätten sie alle Schulden über Bord geworfen. Sie kommen sich vor wie die DDR nach dem Fall der Mauer, sie allerdings befreit vom Finanzdiktat des fürsorglichen übrigen Europas. Für die Griechen eine herkulische Tat mit dem Mut der Verzweiflung, die Schulden einfach über Bord zu schmeissen. Bei Null anzufangen. Griechenland hat sich auf sich selbst besonnen. Obwohl es sich möglicherweise noch nicht ganz im klaren ist über die Folgen. Denn dass die Europäer weiter gute Onkel sund Tantens spielen und weiter gnädigerweise blanco Geld rüberschieben, in der Hoffnung, es später wieder zu sehen, so dumm dürften die sich nicht verhalten. Die Konsequenz des Oxi Ochi wird erst die Pleiteerklärung sein, das Abschütteln der erdrückenden Schuldenlast. Und dann mal schauen. Improvisieren. Vielleicht, im Hinblick auf eine Rückkehr zum Euro, doch funktionierende staatliche Strukturen aufbauen? Später dann, später dann. Erst kommt jetzt der Jubel. Das Gefühl, es getan zu haben, we did it. Nach dem Jubel wird stehenden Fusses der Kater folgen, denn jetzt, wo sie das Joch abgeschüttelt haben, stehen die Griechen erst mal auf sich selbst gestellt da; als wirtschaftlicher Nobody, also politisches Leichtgewicht; dieses nicht so ganz: denn ihr Oxi Ochi löst eine unbeschreibliche Hektik im Resteuropa aus nebst Börsen- und Ölpreisrutschen; das muss einer erst mal schaffen; jetzt düsen die Merkels und Hollandes und Dijsselbloems und Draghis und Tusks und Junckers und wie sie alle heissen wie die wild gewordenen Taranteln von einer schnellst einberufenen Konferenz zur nächsten, denn ihre schönen, nicht ganz den Tatsachen ensprechend zurechtgeborenen Modelle sind in Gefahr. Sie befinden sich in einer verdammt verzwickten Lage. Wenn sie Herrn Tsipras jetzt den Willen geben, Geld ohne Bedingungen zuschiessen, dann wird das Beispiel verheerend Schule machen in Europa, dann werden alle Länder, die unter den Sanierungsbedinungen ächzen, schnellstens ein Referenden abhalten, das Volk fragen, ob es die Schuldenlast weiter tragen möchte oder nicht, dann wird’s fei lustig in Europa, denn Lust, Rechnungen aus Zeiten, in denen man über die Verhältnisse gelebt hat, zu begleichen, dürfte kaum einer haben. Aber die Politiker sind ja raffiniert, sonst wären sie nicht an den Spitzenpositione, sie wissen, es ist alles eine Sache der Formulierung. Also wird bei ihnen vor allem Formulierungskreativität gefragt sein, wie sie weiter Geld, was sie garantiert nach Griechenland werden pumpen müssen, etikettieren und es so ihren Wählern schmackhaft machen. Die Formulierungen werden mit dem Notfalladjektiv „alternativlos“ garniert. Andererseits: die Griechen gehen mit ihrem Nein den Weg des Verzichtes, der Askese, des Fastens: das sind doch alles generell und in den Religionen hochgeschätzte Eigenschaften. Sollten sie das würdevoll durchziehen und den Europäern noch sagen: Euch brauchen wir dazu nicht, dann stehen die noch düpierter da. |
05.07.2015 | Ochi Ochi meint :
Ochi, ochi, nein, nein, nein wir wollen nicht. Wir wollen die Reformvorschläge nicht annehmen. Nein, wir wollen nicht aus der Krise herauskommen. Ochi, ochi, wir sind keine Ochsen, wir sind Ochis, wir sind keine Oschis, Ochi ist unser Kredo, heute, oggi, wir haben uns an die Misere gewöhnt, ans Elend, es ist uns lieb und teuer geworden und kann uns nicht teuer genug werden, darum sagen wir nein, ochi ochi. Wir wollen nicht mehr bevormundet werden von Brüssel, von Berlin, von abgehobenen Funktionären, von raffgierigen Kapitalisten. Wer nichts mehr zu verlieren hat, kann zu allem Nein sagen. Wer keine Hoffnung hat, kann zu allem Nein sagen. Wir machens wie überforderte kleine Kinder, wir hocken uns auf die Strasse und stampfen auf den Boden und weinen vor uns hin, denn keiner versteht uns, keiner hilft uns, keiner kann in uns hineinsehen, ja, keiner kann uns helfen, uns ist nicht zu helfen. Darum stimmen wir mit nein, nein, ochi, ochi. Die sind ja ein gutes Stück auch selber schuld an der Entwicklung, die alten Europäer. Die haben uns immer Geld zugeschossen als es schon längst aussichtslos war, seit fünf Jahren schon. Die haben uns verwöhnt, wie wir es nie verdient haben; jetzt haben sie das Problem mit dem verwöhnten Kind, diese Situation legen wir mit unserem Referendum offen. Es gibt auch Profiteure von der Griechenlandkrise, da wo man es gar nicht erwartet. In München zum Beispiel bleibt das Wasser, Verteilung und Verkauf in kommunaler Obhut. Einzig aus dem Grund, weil Brüssel mit Athen durch und durch beschäftigt ist und sich nicht mit den geplanten Gesetzen zur Privatisierung des Elementargutes Wasser rumschlagen kann. Dies bemerkte gestern OB Reiter auf dem Marienplatz in seinem Begrüssungswort zum Aktionstag „Da sein für München“, an welchem 33 städtische Referate und Unternehmen ihre Dienstleistungen der Daseinsvorsorge präsentierten. Da dürfte man sich im Vergleich zu Griechenland recht glücklich schätzen, hier zu leben. Wobei es bei dem rapiden Wachstum von 20'000 Menschen jährlich nicht ohne Probleme vor sich geht. Das gravierendste ist der Wohnraum. Das Thema habe höchste Priorität, sagte der OB weiter und ergänzte mit einem tief blicken lassenden „Kalauer“, dass nämlich grosse Konzerne, Versicherungen, auch Bahn und Post bloss wegen besserer Geschäftszahlen Immobilienbesitz abgestossen hatten, einsten günstige Wohnungen für die Mitarbeiter, und dass sie nun ihm vorjammern, dass sie für die Mitarbeiter der niedrigeren Gehaltskategorien keine Wohnungen fänden und er was tun soll dafür. Da beisst sich die geldgierige Kapitalistenkatze in den Schwanz und zeigt ein Gebaren, was gar nicht so artfremd sein dürfte zu der Position Griechenland gegenüber: jahrelang einem nicht kreditwürdigen Gläubiger Geld zuschiessen, ihm Rüstungsgüter unterjubeln, und dann frustriert sein, dass er plötzlich die Ochi-Ochi-Melodie anstimmt und sagt, er möchte nicht weiter verarscht werden, er möchte seine Würde wieder haben. |
04.07.2015 | Handy Words XIX meint : Aber das ist eine kleine Jury, das ist wirklich ganz eng, das ist schwierig, da noch was zu bekommen. Weil die Begleitperson ist eine Frau mit dem Sponsorship zusammen. Mit der Festivalleitung gabs ne Menge Ärger. Ich bin gespannt, ob wenn wir ankommen, ob wir da gross noch. I bin jetzt mol gspannt, weil der Typ vom Amtsgericht, ähm, vom Gericht. Aber hier hat si scho wieder a bissl was verändert. Und zieh dich warm an und die Jacke drüber. Das weiss er ja nicht, das Gute ist, das weiss er nicht. Um wieviel Uhr kann ich Sie dann abholen? Ja, ich wollte fragen, ob du mal einen Blick in den Kühlschrank werfen kannst. Den habe ich zuhause gelassen. Wo kauft man denn Knöpfe? Er lebt komplett nach aussen und von innen her frisst er sich ein Stück auf, er braucht das so. Nur, sich jetzt irgendwo dranzuhängen ist blöd. Er hat gesagt, vor Weihnachten wär ihm nicht so recht, aber ich kann ihn ja weiterbestechen, er ist ja mein Freund. Ja, ich hör schon, du bist unterwegs. Wart mal kurz, hast du gerad mit unterdrückter Nummer bei mir angerufen, vor etwa 5 Minuten? Ich glaub, die Andrea wird mitkommen, die Andrea, die Margit und Mama. Hast du des online bei diesem Index gefunden? Das macht der Andreas bei allen. Guten Morgen, na lebst du noch, Müller? Ich flieg jetzt erst mal nach Peking über Bangkok, lass uns am Flughafen telefonieren, in einer halben Stunde. Mir fällts halt wahnsinnig schwer, mit leeren Händen zu kommen. Weil das in Deutschland anders ist als in anderen Ländern und so. Ach wie schön ist das denn, das freut mich. It was much more than that. Gänt ist, glaub ich für Männer. Ich hab nur so 'n blöden Pulli an, kein Unterhemd. So macht ihr das grade über mich, aber ich finds schon cool, wenn ihr das unter euch abmacht. Sie hat ein Appartment für sich. Die Frau, die had si abgeschossen gestern, die hod ja haid no Besuch. Servus. Und das Schlimme an dem Zug war, dass ausgerechnet in der ersten Klasse ein ganzer Waggon ausgefallen war, na ja, die Deutsche Bahn AG. Hallo Otto, ich hab den Schlüssel wieder. |
03.07.2015 | Irrn Unft meint : Der Irrsinn, der sich als Vernunft gebärdet, die Irrnunft. Oder die Vernunft, die irrsinnig geworden ist, ein Degenerat der aktuell herrschenden politischen Vernunft. „Frau Merkel ist irrsinnig geworden. Herr Gabriel ist irrsinnig geworden. Herr Seehofer ist irrsinnig geworden“. Solche Sätze würden diese namentlich genannten Herr- und Damschaften weit von sich weisen – und die von ihnen profitierende Klientel ebenso. Sie glauben in tiefster Seele, sie handelten vernünftig, sie handelten als rationale Personen. Es geht um die Energiepolitik, es geht darum, was dieses Irrsinns-Trio Infernal zur Realisierung der längst beschlossenen und beschworenen Energiewende nun auf ihrem Stromgipfel beschlossen hat. Da hauts selbst der SZ den Nuggi raus (wie die Schweizer sagen würden): sie titelt auf der Meinungsseite „Koalition des Irrsinns“ - wenn sie schreiben würde: „Koalition der Irrsinnigen“ bekäme sie es wohl mit der Justiz zu tun; wobei inhaltlich wohl kaum ein Unterschied. Aber vielleicht ist das eben auch hier bereits diese Schere im Kopf, von der weiter hinten in der heutigen SZ auf der Medienseite unter dem Titel „Unter Rabauken“ die Rede ist. Dort geht es lediglich um einen Rabauken von Jäger, der sauer ist, dass er dabei ertappt worden ist, wie er ein geschossenes Reh wie ein Rabauke am Auto hinter sich herschleift und wie der Staat nicht etwa den Rabauken, sondern den Beschreiber des Rabaukentums bestraft, auch ein Irrsinn – allerdings im Provinzausmass. Den nationalen Irrsinn des Stromgipfels kommentiert Michael Baumüller auf der Meinungsseite. Statt von „Koalition des Irrrsinns“ hätte er ja auch von den nationalen Energierabauken schreiben können oder von von jedem Verstand verlassenen Koalitionären. Aber vielleicht würde ihm dann auch der Staatsanwalt drohen. Wobei, so unverschämt und rabaukenhaft wie die Spitzen der Koalition, also Merkel, Gabriel, Seehofer hier in aller Öffentlichkeit Klientelpolitik betreiben, voll erkennbar als Marionetten an den Fäden der Lobbies von Industrie und Gewerkschaften und auf Kosten aller Verbraucher, wenn das mal kein Rabaukentum in aller Öffentlichkeit ist. Bauchmüller hat an den Entschlüssen gleich mehrfachen Irrsinn festgestellt. Also von ein Fauxpaus oder Ausrutscher kann keine Rede sein. Wenn die Beschlüsse der Herrschaften irrsinnig sind, dann müssen es doch auch die Herrschaften sein, zumindest hinsichtlich der Energiepolitik. Ein weiterer Irrsinn im Lande scheint allerdings auch die Reaktion der Verbraucher zu sein. Die ist gleich Null. Kein Aufschrei geht durchs Land. Die Koalition wird dadurch keine Wähler verlieren. Der Irrsinn oder die Akzeptanz des Irrsinns scheint weit verbreitet im Lande. Dann kann man nur sagen: selber schuld. Vielleicht sollte in unserem Lande zu den drei existierenden Gewalten von Parlament, Regierung und Justiz noch eine vierte dazukommen, eine Art GGÜV, Gesetzgebungsüberwachungsverein, der die Auswirkungen von Gesetzen auf die Umverteilung des Reichtums im Lande bemisst und Gesetzesvorhaben wie den Energieirrsinn wegen negativer Umverteilungseffekte zurückweisen kann. Frau Merkel, Herr Gabriel, Herr Seehofer sind irrsinnig – im Hinblick auf ihr Handeln zur Energiewende, so der Schluss der SZ. |
02.07.2015 | Ends Piel meint : Schluss, aus, es ist vorbei, es geht zu Ende, vielleicht geht es zu Ende. Fini, c'est fini, ca va finir, ca va peut-être finir. So fängt Becketts Endspiel an. Das griechische Trauerspiel. Geht es zu Ende? Was geht zu Ende? Die Ordnung in Griechenland? Der Euro in Griechenland? Gar der Euro, gar Europa? Oder nur die griechische Harakiri-Regierung, geht es mit ihr zu Ende? Geht es mit der Investorenschutzpolitik von Merkel auf ein Ende zu, die dieses jahrelange, zähe Endspiel zur Folge hatte? Geht es mit Frau Lagarde zu Ende, mit ihrer Karriere, weil sie von Merkel genarrt worden ist mit der Bitte um das hochriskante Engagement im maroden Griechenstaat, was dieser jetzt nicht bedienen kann? Geht es mit irgendwelcher Geduld zu Ende? Geht es mit der Täuschung der deutschen Wähler zu Ende, die Griechenlandhilfspakete würden sie nichts kosten? Hat Merkel gar das Enspiel ihrer Karriere eingeläutet mit der politisch motivierten Griechenlandpolitik, die nicht von wirtschaftlichem Sachverstand geprägt war? Geht unser Wohlstand zu Ende, so schön und stabil die Zahlen, die Haushaltszahlen und -planungen erscheinen? Geht die Illusion von einem geeinigten Europa zu Ende, die Illusion von einem mächtigen Wirtschafts- und Währungsraum? Stecken gar die Amerikaner hinter den Gräben in Europa, wenn die doch alles abhören und ausspionieren, tricksen die mit, können wir ihnen den Schwarzen Peter in die Schuhe schieben? Wer sind die Bösewichte in diesem never ending Endspiel? Können solche Endspiele nicht auch Gutes haben, da doch jedem Ende ein Anfang innewohne und jedem Anfang ein Zauber (dieser von Hesse)? Woher also die Angst vor dem Ende, wenn eh alles nur Seifenblasen waren, wenn die Verträge zur Stabilität der Währung eh nur Gummiverträge waren, die die Grossen, Frankreich und Deutschland, als erste verbogen haben? Was hilft da Verhinderung des Endspiels auf Biegen und Brechen? Dieser Versuch der Endverhinderung sieht aus, als kämpfe da wer gegen Windmühlen. Das ist doch das Drama, das wir seit Jahren beobachten, das wirkt wie Orgasmusverweigerung. Endspielverweigerung. Cui vono? Wie eine Fussball-WM ohne Finale. Es gab mal einen schönen Film über den Urwald, wie die Menschen ihn zerstören und wie er mit einer Langmut, von der wir nur lernen können, in 800 Jahren sich wieder vollständig regeneriert, egal wie töricht die Menschen gegen ihn gearbeitet haben. Allenfalls aus diesem Grund ist die Haltung der Bundesregierung, die keine Panik aufkommen lassen möchte anhand der chaotischen und immer mehr ins Anarchische abgleitenden Zustände in Griechenland, nachvollziehbar. Pas de panic. Fini, c'est fini, ca va finir, ca va peut-être finir. |
01.07.2015 | Krasslich meint : Krass, immer krasser werden die Gegensätze, die sichtbar, spürbar werden. In Griechenland, wo das Geld ausgeht. Eine schöne Gewohnheit, aber plötzlich kann es nicht mehr oder nur noch als Rinnsal aus dem Automaten gezogen werden. Es verdünnisiert sich wie ein Fluss, der in der Wüste versickert. Und hier bei uns prallen die Gegensätze von Luxus und Flucht und Armut immer stärker aufeinander. Neuankömmlinge am Bahnhof, die mit aufgerissenen Augen das elektrische Licht überall bewundern, wie es im Übermass eine Bahnhofshalle und glitzernde Geschäfte erleuchtet. Gibt es an vielen Orten nicht mehr. Die Flut steigt, die Gegensätze kommen näher, unseren Regierungen bangt vor der Stunde der Wahrheit, die sie so lange, was Griechenland betrifft, glaubten hinausschieben zu können, der Stunde, in der sie ihren eigenen Bürgern klar machen müssen, dass auch sie zur Kasse gebeten werden, denn irgendwer muss für das aufkommen, was nach Griechenland geflossen ist. Die Kanzlerin hat sich bisher als Investorenschützerin betätigt, nicht wahrhaben wollend, dass bei diesen Investitionen unverantwortlicher Leichtsinn mit im Spiel war. Keiner traut es sich auszusprechen: dass es mit unserem Wohlstand, so schön die Barometer-Schönwetter-Prognosen für Wachstum und ewiges Wachstum sich anhören, nicht immer so weitergehen kann, dass unsere Gesellschaft sich in einer Schiefentwicklung befindet, in der täglich ein Körnchen und noch ein Körnchen die Balance zwischen Reich und Arm mehr gefährden. In der panikartig die Gesetze eine unbedingten Turbokapitalismus, also auch ständiges Wachstum, und womöglich sonntags auch noch arbeiten, runtergebetet werden. In der es sich anhört wie Teufelszeugs, falls mal irgendwo gespart, irgendwo verzichtet werden müsste. Das sind Politikermantren, die diese ungesunden Entwicklungen massiv mitbefördern. Klar, es gibt noch Oasen der Betulichkeit, Oasen, die sich unangreifbar fühlen, beispielsweise die Pfründenoase öffentlich-rechtllicher Rundfunk, die glaubt, das Filmfest München sei zu ihrer Selbstbeweihräucherung erfunden worden. Aber auch damit kann es nicht so weiter gehen, das Modell zu ihrer Zwangsfinanzierung befördert mit die soziale Schieflage im Land und auch die grossartigen Pensionsversprechungen für die Mitarbeiter von sorglosen Rundfunk-Chefs in die Welt gesetzt (mit dem Geld anderer kann man ja grosszügig sein), befördern die interne wie die externe Schieflage dieser an sich gut angedachten Institution weiter, die so nicht mehr haltbar ist. Es wird nicht lustiger auf der Welt. Es wird zusehends krasslicher. |
30.06.2015 | Filmfest München meint : Eine Hommage der besonderen Art, dessen sich das Filmfest München womöglich gar nicht gewahr ist, und die an einen blühenden Filmzweig im München im schmalen Zeitfenster der frühen Siebziger Jahre erinnert und auf dessen fruchtbaren Boden so manche Karriere zu Prominenz und Glamour begonnen hat, offeriert Dr. Müller's Sex-World in ihren Schaufenstern in der Passage von der Sonnenstrasse zu den Festivalkinos City und Atelier. Es sind Plakate und Fotos aus den Report-Filmreihen: Bademeister Report („Sex unter, über und im Wasser. Von Badenixen und Wasserspielen. Ein herrlich deftiges Sex- und Sünden-Lustspiel“), der Frühreifen-Report („Ein freimütiger, ungeschminkter Bericht über das Sex-Leben junger Leute“), Schlüsselloch-Report („Heiter, frech und sehr pikant, zwar indiskret, doch amüsant. Hier kommt man schnell zur Sache!“), Teenager-Report („Sie wissen alles und tun es auch“), Schulmädchen-Report („Was Eltern den Schlaf raubt“), Sex-Träume-Report („Anregend und aufregend und sehr amüsant – eine Reise ins Land heisser Träume“), der Krankenschwestern-Report, Schüler-Report, Hausfrauen-Report, der Ostfriesen-Report („O, mei, haben die Ostfriesen Riesen. Zwei Bayern im Land der dicken Euter“). Am erfolgreichsten schien die Reihe mit den Schulmädchenreporten, die es auf 13 Folgen brachte, viele Plakate davon sind in der dem mit sich selbst und dem eigenen Glamour beschäftigten Filmfest grinsend zuzwinkernden Show zu besichtigen. Den ersten Film kündigte das Plakat hochseriös an: „Nach dem bekannten gleichnamigen Buch von Dozent Günther Hunold, erschienen im Kindler-Verlag, München. Friedrich von Thun als Reporter“. Wie denn sowieso eine illustre Schar von Namen zu finden ist auf den Besetzungslisten der Filme: Margot Mahler, Claus Tinney, Lisa Fitz, Jutta Speidel, Rolf Castell, Cleo Kretschmer, Andrea l' Arronge, Rolf Castell, Jürgen Schilling, Heiner Lauterbach, Annemarie Wendel, Rinaldo Talamonti, Sascha Hehn, Ingrid Steeger, Elisabeth Volkmann, Konstantin Wecker. Überdies ist auf einem Plakat zu lesen „Der erste 'Schulmädchenreport' war der meistbesuchte Film des Jahres“. Weitere Infos auf den Plakaten: Dieser Film zeigt, was der erste noch verschwiegen hat. Was Eltern nicht mal ahnen. Mitwirkende Mädchen aus Mittelschulen und Gymnasien und ihre Freunde. Mit vielen jüngeren Leuten von heute. So frei war Sex noch nie. Das allerneueste Sexprotokoll. Mitwirkende: viele nicht genannte Jugendliche und ihre Erziehungsberechtigten. - Was an den Plakaten auch auffällt, das ist das Fehlen von etwas, was heute schier unabdingbar erscheint für eine Filmproduktion: eine Latte von Logos von Filmförderern und koproduzierenden Fernsehsendern. Damals gab es noch kein Privatfernsehen, nur die öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD, ZDF und die Dritten Programme, die Filmförderung steckte in den Kinderfüssen, die Fernsehserie „Tatort“ war am An- und die Nouvelle Vague am Auslaufen und zwischen all dem produzierte ein Wolf C. Hartwig in München mit der Schulmädchen-Reihe einen der grössten Hits des deutschen Kinos überhaupt. |
29.06.2015 | Und Ich? meint : Und was ist mir mir? Und ich? Das fragen sich jetzt viele. Hat die Griechenland-, die Greuro-, die Grexit-Krise Einfluss auf mich? Kann es sein, dass sie meinen Lebensstandard beeinträchtigt? Dass der deutsche Staat seine grosszügigen Leistungen, Services, Subventionen kürzen muss? Der Count-Down fürs Endspiel der zähen, chronischen Krise läuft. Wird es ein Ende mit Schrecken, dieser Schrecken, der so endlos schien? Wo bleibt all das viele Geld, das hineingepumpt wurde? Die Politik beruhigt, hat auf unseren Haushalt keinen sichtbaren Einfluss, sagt sie. Hat nicht? 60, 70 oder 80 Milliarden, mit denen Deutschland haftet, je nach Additionsprinzip. Kommen einfach so im Haushalt unter, sind sooo langfristige Verpflichtungen. Überhaupt sei die Finanzwelt, die Wirtschaft, die Politik gerüstet für die Griechenpleite. Man hat sie ja lange genug kommen sehen. Kollapse entstünden, wenn es nicht vorhergesehen würde. Wenn also doch plötzlich ein merkliches Loch im deutschen Haushalt entstünde. Scheint nicht in Sicht. Haften, ohne zu zahlen. Sehr angenehm. Wir haben uns doch gut eingerichtet. Gut, die ebenfalls absehbare humanitäre Krise, die sich in Hellas entwickeln wird, die dürfte etwas kosten. Aber offenbar sind auch diese Zahlen nicht gefährdend. Das ist doch das wichtigste an solchen Krisen, dass man selbst verschont bleibt davon. Oder sogar ein Geschäft machen kann damit, auf jeden Fall mit dem Aufbau nach dem Fall, so wie es nach dem Fall der Mauer passiert ist; das hat München beispielsweise einen Schub verliehen. Wie die Einführung des Euro, die Osterweiterung der EU, diese ebenfalls. Und jetzt Hellas. Bricht es zusammen, muss es neu aufgebaut werden. Goldgräberstimmung für unsere Industrien? Hilfen müssen sich auszahlen. Und einer möglichen Konkurrenz muss vorgebeugt werden. Also nichts aufbauen, was für uns eine Konkurrenz werden könnte. Noch mal innehalten. Nochmal überlegen. Haben wir vielleicht etwas übersehen. Irgend eine kleine mögliche Reaktion eines Players, die dann doch noch die Panik auslösen wird, die sich infektiös auf das Ganze auswirken wird? Wie wird sich das absehbare Chaos in Griechenland selbst auswirken, wenn der Geldhahn vertrocknet? Wird es wieder zu einer Diktatur kommen, zu einer Herrschaft des Militärs? Welche Eventualität sind in der öffentlichen Diskussion noch nicht ventiliert worden? Was passiert mit all den Euros, die die Griechen jetzt von den Banken abgezogen haben? Was wäre, wenn wie es bei uns der superschlaue Professor Bofinger vorschlagen hat, das Bargeld abgeschafft worden wäre? Gerade an so einer Krise zeigt sich, wie unentbehrlich Bargeld doch ist. |
28.06.2015 | Kino Transitiv Intransitiv meint : Kino, das sieht, Kino das sehen macht, das wäre transitives Kino. Kino, das nicht sieht, das also nicht sehen machen kann, das wäre intransitives Kino. Deutsches, gefördertes Kino ist gerne intransitives Kino. Weil es nichts sehen muss. Weil es nicht sehen machen muss. Weil es keinerlei Verpflichtung zur Transitivität fühlt. Weil es Erklärung mit Sehen und Schauen verwechselt. Weil seine Existenzgrundlage die Erklärung dem Geldgeber, einem Steuergeld- oder einem Zwangsgebührengeld-Verwalter gegenüber ist. Weil es auch als Dumpf-, Stumpf- und Blindkino seiner Subventions-Grundlage nicht verlustig geht, weil es als solches spielend durchkommt. Das deutsche Kino hat einen Hang zum Intransitivismus, weil es allzu gerne ein Funktioänrsgüngstlingskino ist. Weil es sich der Geldverteilgewalt treuhänderisch verwaltender Funktionäre gegenüber in seiner gesellschaftlichen Wichtigkeit und Sinnigkeit begründen muss. Für diese Begründung genügt es schon (da Kunst und transitives Kino nicht rational begründ- und erklärbar sind), ein soziales Thema anzuführen und die Rollenzusagen von Namen anerkannter Subventionsstars von Funktionärsgnaden, die in Pfründennestern ausgebrütet und gross gefüttert worden sind. Damit genügt das intransitive Kinosystem bereits sich selbst. Weil es ein amtliches und kein Kunstsystem ist. Amtlichkeit bedarf der verfahrenstechnischen Begründung und Herleitung, bedarf zuständigkeitsbedingter Legitimierung und Regularien. Zuständigkeit wiederum muss sich pflichtheftenargumentativ rechtfertigen. Dies ist allerdings mit Kategorien der Kunst nicht möglich. Diese muss gesellschaftliche Nützlichkeit, auch im Sinne des demokratischen Grundauftrages des öffentlich-rechtlichen Zwangsfunks, Aufarbeitung von Geschichte beispielsweise (Nazizeit, DDR) oder Behandlung eines gesellschaftlichen Problems (Diskrimierung, Integration) vorgeben, um auf dem Wege formularhaften Denkens an öffentliche Steuer- und Zwangsgelder zu gelangen (wobei es doch von Interesse wäre, wie manche Gürtellinienkomödien an derart öffentlich zu rechtfertigende Gelder kommen). Intransitives Kino hat es schwer, zu begeistern. Weil der Kinozuschauer ja glaubt, ins Kino zu gehen und nicht in eine Amtsstube. Weil der Zuschauer die Leinwand als ein Fenster betrachtet, sich selbst als platonischer Höhlenbewohner ins Kino begibt, der nach Licht und Unterscheidbarem lechzt und der nicht vor einer zugemauerten Wand sitzen will, die mit toter Leinwand überspannt ist und Erklärungen abgibt. Weil etwas im Kino über diese Mauer, diese Leinwand hinausgehen muss. Das kann das intransitive Funktionärskino nicht bieten. Des intransitiven Kinos Traum ist das Transitiv, ihm hechelt es hinterher und tut so als ob; ihm hinkt es hinterher, ihm möchte es gleichkommen, so wie die beiden Schwestern von Aschenputtel unternimmt es alles, um so zu sein wie das transitive Kino, setzt alle erdenklichen, lern und lehrbaren handwerklichen Tricks ein, versucht mit Technik, mit Stil, Bild- und Sounddesign diesem gleichzukommen, wirkt dadurch gerne wie eine traumschön hergerichtete Leiche. Am ehesten glaubt dies Leiche noch beim Glamour-, Rot-Teppich- und Klatschspaltenauftritt mit der Transivität es aufnehmen zu können, was der Komik nicht entbehrt und beim Müncher Filmfest ausgiebig zu beobachten ist. |
27.06.2015 | Kinog Eher meint : Die Frage ist, ob der Kinogeher ein besserer Mensch sei und eher in den Himmel komme. Sicher ist, dass je öfter er ins Kio geht, er desto öfter im Kinohimmel landet und dass er in diesem Zeitraum keinen anderen Menschen Steine in die Wege legt, niemanden mobbt, keinen Wettbewerbsvorteil für sich rausholt, keinen Verkehrsunfall baut, niemandem den Vortritt nimmt, sich nicht wichtig macht, keine Bomben wirft, niemanden seinem Willen aufzwingt, niemanden beleidigt oder verletzt, es sei denn der Film sei darnach. Eher ist er ein Mensch, der sich zurücklehnt, der seinen Tageskram vergisst, der sich öffnet, der auf Empfang stellt, der sich neugierig zeigt, der bereitwillig sich beeinflussen lassen will, der Bilder und Töne in seinen Kopf lässt, der sich, früher zumindest, 24 mal pro Sekunde der Wahrheit aussetzt oder bereit ist, heute zumindest, sich auf wunderbar verpixelte Täuschungen einzulassen, ein Mensch der abhebt, ohne den Kinosaal oder den Kinostuhl zu verlassen, ein Mensch der abhebt, obwohl er seinen Körper im Kinofauteuil abgelegt hat, einer der vergisst, dass er einen Körper hat, einer der liebt, indem er mit anderen zusammen auf ein Drittes, auf die Leinwand schaut und von den Vorgängen dort sich bannen lässt. Eher ist er ein Mensch, der nicht auf die Uhr schaut, der die Zeit vergisst, der die Zeit stehen lässt, der nicht weiss, wieviel Zeit vergangen ist zwischen seinem Eintreten ins Kino und seinem Hinaustreten in die Alltagswelt. Eher ist er einer, der nach dem Kinobesuch sich wundert über das Prosaische, auch das Langweilige, das Anödende, das Gedankenlose, das Routinierte des Alltagsgewusels. Eher ist er einer, der das Gefühl hat, eben frisch gelandet zu sein in dieser eindimensionalen AblaufWelt. Eher ist er einer, der diese Welt ausserhalb des Kinos, die ihn ständig angeht, ihm Vorschriften und Regeln macht, ihn klein hält, ihn manipuliert, ihn zu überrennen und zu überfahren droht, ganz neu sieht, aus einer anderen Perspektive, ja aus einer erhabeneren, womöglich privilegierteren Perspektive wahrnimmt, der mit geweitetem Horizont dasteht. Eher ist er einer, der sich freier fühlt, entlastet, verstanden, ernst genommen, der Dinge gesehen hat, die er immer schon gespürt hat und die auszusprechen er sich nie getraut hätte, der Dinge gesehen hat, die er immer schon geahnt hat und die ihm womöglich sogar verboten schienen oder nicht salonfähig oder nicht politically correct. Eher ist er einer, der wie getragen wird von einer seltsamen Mischung der Interaktion von Bildern, Gefühlen, Gefühlsaufruhr und Erkenntnissen, die noch in ihm arbeiten, ihn beflügeln, ihn gar bis in die Träume hinein verfolgen. Aber vielleicht ist er einfach nur dankbar, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben, sich an die bewährten Alltagsregeln halten zu können, allerdings mit einer minimen Diskrepanz dazu im Hirn. |
26.06.2015 | Filmesch Auen meint : Schön, dass im Begriff Filmeschauen Auen liegen. Auen gelten als weich und grün und dienen der Entspannung ganz allgemein als auch der Augen. Schützen lieben es, ihre Augen im Grünen zu entspannen, um wieder besser zielen und treffen zu können. Was nun nicht gerade einer auf Anhieb vollumfänglichen Deckung des Begriffes und der Definition von Kino zu entsprechen scheint, wobei, wenn dem so wäre, wie wäre es dann, wäre es so schlecht? Das Kino als Spa. Das Kino als Regenerationsanstalt. Das Kino als Atempause in den Geschäften des Alltags. Diese Definition behauptet doch: wer ins Kino geht, kommt als einer heraus, der seinen Alltag besser bewältigen kann. Das würde bedeuten, der Mensch kommt zwar entspannt, aber unverändert aus dem Kino raus, der Diktator kann nach dem Kinobesuch wieder besser seiner Diktatur frönen, der Folterer dem Foltern, der Wirtschaftsganove dem Betrug, der Schlepper seiner illegalen Aktivität, der Salomellenindustrielle aus Niederbayern kann ein erfolgreicherer Salmonellenproduzent sein und der Salmonellenverschweiger im Amt ein noch zuverlässigerer Salmonellenverschweiger. Allerdings würde wohl der Gutmensch auch besser ein Gutmensch sein können, der Verbrecherjäger eine erfolgreicherer Verbrecherjäger und der Griechenlandretter ein besserer Griechenlandretter. Wie man es dreht und dehnt, die Definition vom Kino als Erholung, als Ort des Relaxens, als Ort des Zusichkommens, als Ort des Abschaltens scheint nicht ganz unproblematisch zu sein, scheint zumindest auch die Hofnarrenfunktion zu inkludieren, am welchem Hofe das Kino auch immer für Entspannung sorgen mag, am Hofe der Demokratie oder am Hofe der Reichen, der Bösen, der Korrupten oder von Völkermördern und Unterdrückern. Wobei immerhin bemerkenswert ist, dass manche Höfe der letzteren Art die schiere Panik vorm Kino schieben, es verändern wollen zum Instrument der Propaganda und es zensieren. Was in der Funktion der Entspannung auch eine demokratische Funktion erahnen lässt: der Mensch, der im Kino ernst genommen wird, der im Kino zu sich kommen kann, der wird in bestimmten Herrschaftssystemen offenbar als ein anderer wahrgenommen als der Mensch, der das nicht kann, dem diese Art des Selbstrespektes im Kino nicht gegönnt wird, vor dem manche Herrschaftssysteme, die wir nicht unbedingt als die der Gerechtigkeit am nächsten anzusiedelnden annehmen, Angst und Furcht haben. Wobei bisher auf den Inhalt der Filme noch nicht näher eingegangen worden ist als auf den Aspekt der Auen im Schauen, des Schweifenlassens der Augen und des Geistes, noch vor jeder Belehr- oder Manipulierabsicht. Vielleicht ist das Kino aber genau da am meisten bei sich, wenn es gerade das tut, wenn es nicht versucht, Lehren zu vermitteln, moralisch zu sein, zu urteilen über menschliches Verhalten. Wenn es dem Schauen den Vortritt lässt und auf den Fingerzeig verzichtet. Und vielleicht ist im deutschen Kino gerade dieser Aspekt, weil es so wohlwollend und ausgiebigt gefördert wird und deshalb der ständigen Rechtfertigung vor den Gremien bedarf, der am notleidenste. Man kann doch nicht Geld ausgeben, nur um die Augen und den Geist schweifen zu lassen, das widerspricht der protestantisch-preussischen Arbeitsmoral. |
25.06.2015 | Filmf Est meint : Est Filmf. Es ist Filmf est. Fimfest ist. Ab heute. Was sagen will, in München ist jetzt Ende Juni. Was sagen will, für die Filmbranche ist Fronleichnam. Oder was zum Gedanken verleitet, über die Entbehrlichkeit von Filmfestivals nachzudenken. Vor Jahren waren, kaum hat der Ticketverkauf begonnen, schon nach Minuten die ersten Vorstellungen ausverkauft und nach einem halben Tag hing schon über der Hälfte der Vorstellungen des Programms der rote Kleber „ausverkauft“. Das kommt heute praktisch nicht mehr vor. Film ist vielfältiger und praktisch jederzeit überall verfügbar geworden durch Entwicklung von Technik und Internet. Film ist alltäglicher geworden. Normaler. Fast scheint es so, als versuche Film sich im Gegenzug an Festivals mächtig aufzubauschen, ich bin noch was Besonderes, will er damit sagen, ich bin noch wichtig, also muss das Event der Selbstvergewisserung des Films zum Megaevent stilisert werden. Fast scheint es, als seien die Festivals, die ihre Existenz allein noch mit Besucherrekordzahlen verteidigen können, die mit einer Verdünnflüssigung und Ausweitung des Programmes, allerlei Eventmätzchen und mit Staraufgebot von A-Promis bis AuslaufStars erreicht werden, auch die Stars sind heute nichts Besonderes mehr, sie sind jederzeit und überall verfügbar, betreiben gar mit Selfies verzweifelte Ichverbreiterung, als wären also Festivals heute der verzweiftelte Versuch, an die einstige Grösse und Exklusvität von Kino zu erinnern. Je bedeutungsloser ein Ding wird, desto mehr muss es sich aufbretzeln und aufmotzen, wenn es noch wahrgenommen werden will. Denn Film ist längst kein Pionierfeld mehr. Wenn auch garantiert noch nicht alle Möglichkeiten von Bildsequenzen und Schnittkombinationen ausprobiert worden sind, aber dass da für den menschlichen Geist Aufregenderes als in der Filmgeschichte bereits Ausprobiertes noch gefunden werden könnte, scheint eher unwahrscheinlich, nicht dass die Geschichten von und über Menschen auserzählt wären, das sicher nicht. Bilder und Bildgeschichten gehören mehr denn je zur Bewusstseinskonstitution des Menschen, eher mehr denn weniger, denn hinzukommen die neuen Hieroglyphen, die sich wie die Pilze im Regenwetter vermehren, die Icons und Likes. Was Filmfeste heute vielleicht noch wichtig macht, das ist die Pfründenkonstitution, die Förderkonstitution, ohne die heute kaum ein Film zu realisieren ist, nicht die Schreib- und Regiekunst ist die gefragteste, ist doch in allererster Linie die Pfründengängigkeit der Macher ausschlaggebend fürs Grüne Licht zur Finanzierung eines Projektes, die Kunst also, Funktionäre mit gescheit klingenden Texten zu beschwatzen. Eine Fähigkeit, die mit der Fähigkeit, Filme zu machen nicht unbedingt kongruent ist. |
24.06.2015 | Street Words CXI meint : Da hab ich dann echt Schiss, ja. Wir sind vom Marienplatz gekommen, da warten Millionen Menschen auf den Aufzug. Ja, steig halt ei. Mahlzeit. Die war ja nicht fest, die brauchte ja nur das Abflussrohr verlängern. Nö, die Mikrowelle brauch ich nicht. Und dann hab i di Polizei angrufn, dass da eingebrochen war. Sind die noch zusammen? Ich hatte mal 'n Mann gesehen, der hatte ein Neoberg, der war noch grösser wie der. Der war voll geil. Aber weisste, den ich in Frankfurt an hatte. Unglück überall. J'ai plus mon psychopathe comme chef. Ein roter Bus, Mamma, da vorne, ein Reisebus, Züge fahren da oben, Mamma, bestimmt zum Hauptbahnhof, ein Hauptbahndoof. Weil i gegen ein Holzbein gerutscht bin mit dem Hintern. Doch, doch, wir hatten schon ein paar Plätze angeschaut. Wenn er sagt, er mag mich, er kann schon kommen. Einkauft? Zielvereinbarung für dieses Jahr machen. Das ist ne tolle Gruppe da. Verstehe ich, ja. Das, was ich rausgefunden habe, wie es dazu kommt, dass beide in einer Art und Weise. Das wollt ich gerde rausfinden. Und hier, Sendlinger Tor, another tower. Ja, das stimmt, aber was soll ich sonst machen. Nein, nur der Wind in den Augen. Das ist sozusagen ein neues Forschungsfeld. Ab jetzt wir müssen auf Deutsch. Das ist vielleicht untergegangen in meiner netten Art zu dir, die ich heute an den Tag gelegt habe. Soll ich dir zeigen, wie man die hier. Gut gefällt. Ja, du kannst es so ein bisschen linken, ja, das stimmt schon. Ja, dass er schon auf der politisch richtigen Seite stand. Wenn mein Bruder aufs Klo geht. Die haben heuer wieder andere Farben. Mir is wurscht, brauch gar nix. Hi, hallo, ähm, ein Nusshörnchen bitte. Und dann hab ich mir den hier gekauft, das war ja kein Kaschmir. Also, da sans doch alle wahnsinnig. Ich mein, mein Vater ist ein normaler Mensch, der merkt das. Ja, im Krankenhaus wearst a Stunden wartn. Ja, ach soo, nee. Komm, komm, komm, das schaffen wir. Oh Mamma, Mamma. |
23.06.2015 | Viele Tage meint : „Viele Tage“ würden noch bleiben, um das Griechenlandproblem zu lösen, soll die Kanzlerin gesagt haben. Viele Tage. Das heisst viel Zeit. Für die Pirahas im Amazonas-Dschungel enden die Begriffe für Zahlen schon bei zwei, das Aufzählen geht also so: eins, zwei, viele, viele. Peter Gordon von der Columbia-Universität will festgestellt haben, dass „Menschen ohne Begriffe für Zahlen auch keine Fähigkeit entwickeln, Mengen exakt wahrzunehmen" (SZ vom 17. Mai 2010). Die Pirahas würden sich somit Zahlen nicht besser vorstellen können als Tauben, Schimpansen und Kleinkinder – und wie heute zu lesen ist, offensichtlich auch die Kanzlerin. Dieses kleine Detail illustriert wunderbar die beachtliche Grösse der Inkompetenz der Politik im Umgang mit dem wirtschaftlich-finanziellen Desaster in Griechenland. Prof. Jürgen Habermas hat auch viel Zeit. Darum hat er einen fast ganzseitigen Text für das Feuilleton der SZ zur griechischen Tragödie verfasst. Je mehr Tage der Professor hat, je älter er wird, desto verständlicher wird er auch lesbar. Aber er fordert ein Ding der Unmöglichkeit. Er fordert eine Korrektur der Fehlkonstruktion der Währungsunion. Er fordert den Ausbau der Währungsgemeinschaft zu einer politischen Union. Dann konzentriert er sich auf die Fallanalyse. Er stellt eine Insolvenzverschleppung fest; denn an der Insolvenz Griechenlands sei nicht herumzukommen; er kritisiert die Merkel-Regierung für ihre Hartleibigkeit beim Vertreten der rigiden Sparposition und vor allem dafür, dass ihr die Anlegerinteressen wichtiger seien als ein Schuldenschnitt und dass Merkel und ihre Regierung vollkommen vergessen, wie Deutschland nach dem Krieg dank der Grosszügigkeit der Gläubiger überhaupt erst wieder auf die Beine kommen konnte. Der Form halber bringt er auch ein paar Einwände gegen das Verhalten der Griechen. Aber er schreibt in einer deutschen Zeitung und auf Deutsch und wenn er irgendwo auf Gehör stossen sollte, dann doch im eigenen Lande, obwohl, der Prophet... er fordert bürgerliche Vernunft, wenn man so will, aber wie soll das fruchten bei einer Kanzlerin, deren Zahlendenken dem Stand von Eingeborenen im Amazonas-Gebiet entspricht? Somit kann Habermas getrost einer anderen Eigenschaft deutscher Gelehrter frönen, er darf sich in Unglück suhlen, dass keiner auf ihn hört. Und die SZ darf sich auch ihren Bauch streicheln, hat sie den Text doch veröffentlicht, ihm gleichzeitig jedes politische Gewicht genommen, indem sie ihn im Feuilleton platziert hat. So können sie alle weiter unglückliich sein, noch viele, viele Tage. |
22.06.2015 | Ei Ei Ei meint : Ei ei ei, was seh ich da, ei ei ei, in Eur-ro-pa, ei ei ei, es sieht nicht gut aus, ei ei ei im europäischen Haus. Bricht das heilig-europäische Reich römisch-lissabonner Verträge bald auseinander? Werden wir zur failed Union werden? Es scheint fast so, wenn die fünf Präsidenten von EU-Kommission, Europäischem Rat, der Euro-Gruppe, der EZB und des Europäischen Parlamentes, Juncker, Tusk, Dijsselbloem, Draghi und Schulz Alarm schlagen wie einst die Gänse auf dem Kapitol. Denn die Herren haben Insider-Wissen, was kaum je an die Öffentlichkeit dringt, haben seltene Hinter-Die-Kulissen-Einblicke, sehen, wie es um die Stabilität des Europäischen Hauses steht, schauen offenbar in ein entflammtes Gebäude, welches täglich labiler werdend den gefrässigen Flammen nicht mehr lange standhalten kann, dessen Wohlstand, Organisation und Lebensstandard kurz vorm Implodieren stehen. Sonst käme nicht der aufgeregte Alarmruf. Vielleicht kracht alles bald schon zusammen, das ganz schöne europäische Fantasie- und VertragsGebilde, unter der Last der Schulden, darunter, dass die meisten immer noch über ihre Verhältnisse leben, dass Reformen chronisch verschlampt werden und auch unter dem Ansturm der täglich sich verstärkenden Völkerwanderung aus den Krisengebieten im Nahen und ferneren Osten und aus Afrika. Dann ist eh alles schon egal. Dann ist doch eh völlig schnurz, dass die Bundesregierung einen kritischen, ägyptischen Journalisten auf Ansinnen des ägyptischen Unrechtsregimes in Auslieferungshaft festsetzt, was in normalen Zeiten ein Skandal wäre. Was spielt das noch für eine Rolle. Was spielt dann die Vorratsdatenspeicherung noch für eine Rolle, was die Altersvorsorge, was die Mietpreisbremse, was die Pflegeversicherung, das Abitur, was die krüppelige Haushaltzwangsgebühr, was die Ehe für alle, die Maut? Was spielt es dann noch für eine Rolle, dass die SZ heute den deutschen Filmpreis zeitgeistig zahnlos hochjubelt, weil ihr das Abstimmungsresultat, trotz missgeburtiger Verfahren und Konstruktion, gerade in den Kram passt? Das sind dann bestenfalls noch Treppenfürzchen der Geschichte, wenn das europäische Haus sich als Illusion entpuppen sollte, von dem jeder Beteiligte nur geträumt hat, es sei die berühmte, eierlegende Wollmilchsau und ein Selbstbedienungsladen ohne Kasse dazu. Wo bleiben all die Bequemlichkeiten, all der Luxus, wo bleibt die Filmkultur am Tropf, wenn Kassensturz gemacht werden muss wegen einer Griechenlandpleite, wenn Deutschland 50 Milliarden hinblättern oder abschreiben muss und also Einschnitte allerorten drohen? Genau davor dürften die Politiker berechtigte Angst haben; denn bisher haben sie davon gelebt, dass sie Geld, was auch dank Draghis Blow-Job en masse vorhanden ist, verteilen konnten. Ei ei ei, was seh ich da, ei ei ei, in Eu-ro-pa, ei ei ei, es sieht nicht gut aus, ei ei ei im europäischen Haus. |
21.06.2015 | Atmosph Aere Gest Oert meint : Die Atmosphäre ist gestört im Filmland. Wie gestört, einen Hinweis darauf liefert die Begründung, sie wolle kein Spielverderber sein, von Christiane Peitz im Tagesspiegel, weil sie sich erlaubt, auf die grundsätzliche Fehlkonstruktion des Deutschen Filmpreises hinzuweisen, der sich als Staatspreis gibt, jedoch nur von einem privaten Verein, der primär eine Innung der Profiteure des Filmsubventionssystems und auch des relativ vielen Geldes des Filmpreises ist. Die Profiteure stimmen selbst über die Verteilung des staatlichen Filmpreisgeldes ab in einem Verfahren, was keiner öffentlichen Begründung bedarf. Dass wer so eine Bemerkung sich öffentlich erlaubt, sich dafür quasi entschuldigen muss, dass zeigt wie stickig, wie wenig offen, wie unehrlich die Atmosphäre im Filmland ist. Es darf niemanden wundern, dass sich das auf die Produkte auswirkte, dass die von dieser Atmosphäre geprägt sind, einer Atmosphäre andauernder Rücksichtnahmen auf Mimosen, auf Empfindlichkeiten und Überempfindlichkeiten, vor allem aus Ängstlichkeiten hinsichtlich des eigenen Status im Pfründenland, im wenig porösen Förderbiotop. Insofern wundert es auch nicht, zu hören, wie hochempfindlich Leute auf Kritik reagieren, selbst renommierte Leute auf die Kritik renommierter Journalisten, wie sie Gift und Galle spucken bis zu Klapperschlangengedöns, wenn einer sich erlaubt, mal nicht in die Knie zu gehen vor einem „grossen“ Werk, das womöglich einmal mehr belangloses, ästhetisch vielleicht durchaus ansprechendes, gepflegtes Gebastel ist. Der gedämpfte Geist über dem Filmland, der wie eine Käsglocke jeden geistigen Luftzug zu ersticken versucht. Wobei die Reparatur des Fehlkonstruktes Deutsches Filmpreis, dessen Erfindung vor einigen Jahren so onkelhaft gut gemeint war, und von dem es allerdings auch wiederum erstaunlich ist, wie wenig die gebildeten Leute, die den Zirkus ernsthaft mitmachen, dem Konstrukt gegenüber offenbar kritisch sind, es ist fraglich, ob die Raparatur wirklich frischen Geist ins Filmland bringen würde. Das hängt davon ab, ob sich genügend unabhängige Jurymitglieder finden lassen, die nicht nur unabhängig, sondern auch streitbar sind, mit einer klaren Haltung zu Film und Kunst und Leben und Demokratie, und die das auch auszusprechen wagen, die sich trauen, dem Publikum die Augen zu öffnen, was der Unterschied ist zwischen belanglos harmloser Nettigkeit einer sportlichen Ausdauerübung und zwischen cineastischer Substanz, die womöglich widerborstig und nicht anbiedernd daher kommt, die aber zu denken gibt über den Kinobesuch hinaus. Nein, es sieht nicht gut aus in der Hühnerfarm, wenn sich die Kritiker schon entschuldigen müssen, wenn sie einmal zu hüsteln sich erlauben. |
20.06.2015 | EinfalTspin Sel Ei meint : Die grösste kulturelle Einfaltspinselei der Republik, die händeringend nach Anerkennung giert und sie doch nicht bekommen kann, ist nach wie vor der Deutsche Filmpreis. Er kann sie nicht finden, von seiner Struktur her. Es ist kaum einer oder eine, die beim Deutschen Filmpreis mitmachen, ein Einfaltspinsel. Alles sind sie hoch gebildet, haben mit die teuersten Ausbildungen des Landes genossen, hinterlassen Werke, für die sich viel zu oft kaum jemand interessiert. Es sind alles ehrliche und redlich Leute, die ihre Brötchen mit Kultur und am Subventionstropf verdienen wollen. Und darum das Maul nicht aufmachen zu diesem Kretin von Filmpreiskonstruktion, der grosskotzig sich als staatlicher Filmpreis aufführt, noch dazu mit über drei Millionen Euro der bestdotierte der Welt ist – und gleichzeitig der lächerlichste, den nur die Profiteure und die die leer ausgehen ernst nehmen und das ist ein überschaubauer Kreis. Weil der Preis eben nicht mittels öffentlicher Diskussion zustande kommt und sich so öffentlich legitimieren muss vor breitgefächerten Interessen, sondern weil er lediglich in einem Verein der Innung nach Kriterien, die undurchschaubar und nicht nachvollziehbar sind, vergeben wird; da können die Journalisten nachher bestenfalls Kaffeesatz lesen oder sich ganz der Kommentare enthalten; eine breite öffentliche Diskussion und Anerkennung ist so nicht möglich. Und unabhängige Geister sind dünn gesät in einer durchsubventionierten Branche. Denn alle haben sie Angst vor Veränderung, deshalb sagt keiner was, und so bleibt die Einfaltspinselei weiter bestehen und ist unglücklich darüber, dass kein Schwein sich für sie interessiert. Bis auf den Tagesspiegel. Hier hat Christiane Peitz unter dem wohlwollenden und hilfsbereiten Titel, um ja niemanden in seiner Ruhe zu vestören, „Wie die Lolas noch besser werden können“ diese Woche das Grundsatzproblem des Deutschen Filmpreises angeschnitten und erörtert. Peitz geht von der Kulturstaatsministerin Grütters aus, die unglücklich darüber sei, dass der deutsche Film trotz gigantischen Förderaufwandes von 330 Millionen Euro und mit einem Ausstoss von 230 Titeln im Jahr im Vergleich zu kleinen Ländern wie Dänemark oder Österreich international blass aussehe. Eine konkrete Möglichkeit, daran etwas zu ändern bestünde nun darin, den Missstand, dass nämlich die Branche selber über den Staatspreis entscheidet, zu ändern, indem eine gesellschaftlich breit aufgestellte Jury (und nicht eine aus Lobbyisten) über die Vergabe dieses staatlichen Geldes entscheiden soll, denn „über Kunst kann man nicht abstimmen, sondern nur streiten“. Dass Peitz sich für diesen Einwurf quasi noch entschuldigen muss mit dem Satz „man möchte kein gebetsmühlenartig sich wiederholender Spielverderber sein, wenn die Branche sich feiert. Aber ein Missstand wird nicht weniger ärgerlich, bloss weil sich nichts an ihm ändert“, das spricht Bände für die schissrige Atmosphäre im Filmland bis in die Feuilletons hinein. Diese wollen uns doch nicht etwa erzählen, ihnen sei dieser Missstand nicht aufgefallen? |
19.06.2015 | Einfal Tspin Sel meint : Einfaltspinseleien noch und nöcher und in grossem Massstab. Die Maut. Die Maut. Jetzt mault Brüssel zurück. Die Dobermaut. Die Dobermaut. War eine grosse Einfaltspinselei. Und viele Einfaltspinsel glaubten an sie. Auch in der Regierung. Nicht einer, der bei klarem Verstande war und sagte: hört, hört, das geht doch nicht, ihr könnt doch die Ausländer so nicht diskriminieren. Die ganze Gesellschaft hat es mitgemacht wegen der lächerlichen Machtspiele von ein paar Machthanseln. Derweil zerbröseln Strassen und Brücken weiter im Lande, denn das Geld, was der zuständige Minister dafür mit der Einfaltspinselmaut auftreiben wollte und sollte, das kommt jetzt erst mal nicht, falls es so je kommt. Es gab schon die Stimme der Vernunft, bis in die SZ hinein war von ihr zu lesen, dass es klügere, effizientere Systeme gebe. Aber keiner wollte das hören. Und jetzt haben wir das Malheur. Brüssel stellt sich quer. Der gesunde Menschenverstand hat das schon seit zwei Jahren vom Dach gepfiffen. Die ist diskriminierend, diese Maut, sie benachteiligt die Ausländer. Und die Strassen vergammeln. Der Minister hat jetzt bald zwei Jahre minsterliche Energie und die seiner Entourage auf diese Einfaltspinselei verwendet. Und ist nichts draus geworden. Ausser Spesen nichts gewesen. Ineffizienz an höchster Stelle. Nicht anders ist es mit dieser Rundfunkzwangsgebühr. Da hat ein superschlauer, auf der Demokratieweste offenbar bekleckerter Professor in einem teuren Gutachten die grösste Einfaltspinselei verzapft, dass der Moloch Rundfunk mit einer Haushaltszwangsgebühr für alle Zeiten zu finanzieren sei, ohne die Politiker mit dem Problem weiter zu belasten. Und hat nicht bedacht, dass diese Haushaltszwangsgebühr die einkommensschwachen Haushalte, die über HartzIV liegen, diskriminiert und die reichen Haushalte, je reicher sie sind, desto mehr privilegiert. Und glaubt, die Leute seien längst stumpf in ihrem Gerechtigkeitssinn. Einfaltspinselei auf höchstem Niveau und mit riesigem Aufwand. Was da allein an Briefpapier drauf geht, das Geld von den Leuten einzufordern, die diese Einfaltspinselei nicht nachvollziehen können oder die sie sich einfach nicht leisten können. Bearbeitungsstau, so nennen sie diese Folge der Gebühreneinfaltspinselei. Und die Einfaltspinselei wird fortgeführt, was tun mit dem Überschuss, fragen sich die Einfaltspinsel der Gremien, denn da war der Professor schon schlau, dass dieses diskriminierende Modell der Gebührenerhebung mehr Geld bringt als das vorherige. Denn auch Einfalspinselei muss sich mit Zahlen-Zaubereien rechtfertigen, wie die Mautpinsel es auch versucht haben. In der Schweiz hat diese Einfaltspinselei anlässlich der Volksabstimmung über die Einführung einer solchen Gebühr bereits einen herrlichen Doppelsalto vollzogen: die Rundfunkfinanzierungseinfaltspinselei ist dort mit historisch dünner Mehrheit angenommen worden, nicht jedoch in der deutschen Schweiz, die französische Schweiz soll den Ausschlag gegeben haben und jetzt hat der Züricher Tagesanzeiger herausgefunden, dass dem gar nicht so ist, sondern dass es die Auslandschweizer waren, die in nationalen Angelegenheiten mitstimmen dürfen, auch wenn sie schon seit 30 Jahren woanders verwurzelt sind, dass die, und die sind ja von der Bezahlung dieser Einfaltspinselgebühr ausgenommen, ha, ha, ha, ha, den grossen Ja-Stimmen-Überschuss beigetragen haben. Ja!, ruft der Chor aus dem Ausland, ja!, die Schweizer sollen die Einfaltspinsel-Rundfunkgebühr bezahlen, geschieht den Einfaltspinseln recht; denn die grössten Kälber, suchen sich ihren Metzger selber. Ein Sprichwort, was durchaus zum Einfaltspinselthema passt. Derweil bröseln Strassen und Brücken weiter und die Einfaltspinsel regen sich auf über die Schlaglöcher, können sich überhaupt nicht vorstellen, was da schief gelaufen ist, dass es soweit gekommen ist. |
18.06.2015 | Gelegenheit Macht meint : Gelegenheit macht, ja richtig, Diebe, so heisst es im Volksmund. Jetzt wittert der öffentlich-rechtliche Rundunk, resp. die namenlosen Funktionäre und Herrschaften in Grau, die die Kommission bestücken, die dessen Finanzbedarf und entsprechend die Höhe der sozial unausgewogenen Haushaltszwangsgebühr bestimmen, Morgenluft. Denn die Einnahmen mit dem neuen Zwangsmodell übersteigen bei Weitem den Bedarf. Bereits hat Professor Superschlau Undemokratisch Kirchhof vehement dafür argumentiert, die Werbung abzuschaffen und mit dem Geld, was der Zwangsbezahler zu viel bezahlt hat, und auf dessen Rückerstattung er nach Adam Riese ganz simpel ein Anrecht hat, den Werbeeinnahmenausfall zu kompensieren. Zweckmissbrauch, denn es handelt sich schlicht um zu viel einbezahltes Geld, wie bei der Heizkostenpauschale beispielsweise; das zu viel bezahlte Geld steht dem Einzahler zur Rückerstattung zu. Die Kommission will diesen anständigen und sittengemässen Vorgang aber auf gar keinen Fall durchführen. Sie will die Einnahmenminderung durch den Wegfall der Werbung auf den Gebührenzahler abwälzen. Weil der ja so dumm ist und nicht merkt, dass er dadurch noch stärker zur Kasse gebeten wird. Das kommt einer stillen Erhöhung des Zwangsbeitrages gleich, die sich sehr schnell schon in konkreten, weiteren Erhöhungen ausdrücken wird. Womit die soziale Drift im Land, die für die Stabilität der Demokratie zur Gefahr werden kann, sich nochmal verstärkt, indem sie die einkommensschwachen Haushalte, die über der Zwangsgebühr-Befreiungsgrenze liegen, prozentual noch stärker belastet als die Reichen, dass die Belastungsdiskrepanz zwischen Arm und Reich noch dynamisiert wird. Eine verhängnisvolle Entwicklung. Die Logik wäre doch die: um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk möglichst unabhängig zu gestalten, soll die Werbung ruhig wegfallen, es kommen ja mit den Zwangsgebühren massig Gelder zusammen. Aber dann soll das Budget eben um diese entgangenen Werbeeinnahmen gekürzt werden. In einem Lande, in welchem die Einfaltspinselei herrscht, kommt allerdings keiner auf so eine Idee. Die Kommission oder das Gremium, aus welch unbekannten Eminenzen es auch bestehen mag, sollte sich bei der heutigen Sitzung gründlich das Abstimmungsergebnis über die Einführung einer solchen Rundfunkzwangsabgabe in der Schweiz informieren, speziell in der deutschen Schweiz. Und das sollte ihnen zu denken geben, auf wie brüchigem Eis diese Zustimmung beruht, und just in der deutschen Schweiz wurde sie sogar abgelehnt aus Angst vor der Gefrässigkeit des „Mammuts“ Rundfunk. Auch in Deutschland ist ein stetig grösser werdender Teil der Bevölkerung nicht mehr länger bereit ist, einen so aufgeblähten Rundfunkapparat, der dem Pfründenwesen Tor und Tür öffnet, der eine durch und durch korrupte Organisation wie die FIFA mit Hunderten von Millionen Euro füttert, per Zwang zu finanzieren. Die demokratische Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird durch die massive Finanzierung des Korruptionstiegels FIFA zum zweiten Mal durchlöchert, nach der ersten Durchlöcherung durch die superschlaue Idee der Haushaltszwangsgebühr von Professor Undemokratisch Kirchhof und den hinter ihm im Entenmarsch her tappsenden Ministerpräsidenten. Wir sind offensichtlich ein Land von Einfaltspinseln. Lasst uns dafür blechen und bluten. |
17.06.2015 | Überbeh Ütet meint : Griechenland zeigt die Verhaltensmuster eines überbehüteten Kindes. Es kann sich nicht ernst nehmen. Weil ihm keine Chance gegeben wird, richtig umzufallen, was auch weh tut, und sich dann aus eigenem Need zu derrappeln (und mithilfe eines Marshall-Plans). Weil in Europa die Angst grassiert vor einer Griechenland-Pleite. Deshalb glaubt der Grieche es sich leisten zu können, statt zuhause oder in Brüssel die Dinge in Ordnung zu bringen, die er längst nicht mehr in Ordnung bringen kann, eine Spritztour nach St. Petersburg zu machen für ein feines russisch Fresserchen. Er kann gar nicht anders. Damit die Europäer endlich zu Erkenntnis kommen, „verarschen können wir uns selber“. Damit die Europäer endlich, endlich nach dem quälend langen Siechtum ihn pleite gehen lassen. Das wird doch noch zu verkraften sein. Deshalb muss doch nicht ewig das Unkenwort Grexit im Umlauf gebracht werden. Der Euroraum muss lernen mit der Pleite eines seiner Staaten umzugehen. Sollte doch wohl möglich sein. Was ist daran so ängstigend? Warum wird so eine Panik geschoben, der Euroraum, die EU könne auseinanderbröseln,? Mei, wenn einer nicht mehr mittun will, dann soll er es lassen. Die EU ist ein freiwilliger Zusammenschluss. Wer dabei ist, profitiert, wer dabei ist hat mehr vom Leben. Und wenn einer anders denkt, dann soll er bittschön nicht gezwungen werden. So viel Selbstvertrauen dürfte die EU und deren Politiker doch haben. Diese Ängste gemahnen an Stammtischgetue, an die Kontrolle vom Stammtischdenken, oh, der Paul ist heute nicht da, der Paul war schon lange nicht mehr da. Alle haben immer vollständig da zu sein. Armer Stammtisch, der nur in Vollzähligkeit lustig ist. So lange jedenfalls der Umgang der Europäer mit der Griechenlandkrise von so diffusen Ängsten bestimmt ist, so lange wird Griechenland nicht auf die Beine kommen, muss es den verwirrt agierenden Europäern die lange Nase zeigen. Nur sollten diese sich bewusst machen, dass jeder Tag, den sie die Griechenlandpleite hinauszögern, für sie noch teurer zu stehen kommt. Da ist in 5 Jahren ein hübsches Milliardensümmchen aufgelaufen, das man sich mit weniger Ängstlichkeit hätte sparen können. Also, was zögern die Europäer noch. Ängstliches Überbehüten bringt nichts, hat nichts gebracht und wird nie was bringen. Das gehört auch zur Demokratie und zur Selbstständigkeit und zum Respekt, die Begrenzung der Bevormundung und das Zulassen der Konsequenz von staatlich ökonomischem Handeln, welchem die Räson abgeht, indem es Korruption und Pfründenwirtschaft zulässt und sich masslos überschuldet. |
16.06.2015 | 3696 meint : 3696 Stimmen von über 5,2 Millionnen Stimmberechtigten haben in der Schweiz den Ausschlag gegeben für die Annahme des Gesetzes zur Einführung einer Haushaltszwangsgebühr zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. So hauchdünn sei noch nie eine Abstimmung ausgegangen. Etwa ein Zehntel eines Prozents hat den Ausschlag gegeben, 50,1 Prozent waren dafür, 49,9 Prozent dagegen. Eine Schwankungsbreite, die bei Meinungsumfragen zur Fehlerquote gehört. Ein Zufallsresultat. Deutschland hat mit der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes ähnliche Probleme. Es sollte aufhorchen bei diesem Ergebnis in der Schweiz: denn dieser Vorsprung, der die Gebühr gerettet hat, kommt ausschliesslich aus der Romandie, aus der welschen Schweiz. Schön demokratisch von einer Minderheit. Während die deutsche Schweiz die Haushaltsgebühr mehrheitlich verworfen hat. Die Kommentatoren haben auch gleich den Bösewicht, der schuld daran ist ausgemacht: es war die Kampagne des Gewerbes, sagen sie. Sie glauben wohl, sie müssen sich somit nicht ernsthaft mit der Institution Rundfunk als solcher beschäftigen, die bei der Hälfte der Stimmbevölkerung ein enormes Glaubwürdigkeitsproblem hat. Denn wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk so gut verankert wäre bei den Leuten, dann könnte wohl kaum eine Abstimmungskampagne diese Glaubwürdigkeit so massiv erschüttern. Service Public heisst der Auftrag in der Schweiz. In Deutschland ist von einem demokratischen Grundauftrag die Rede. In beiden Ländern haben die Institutionen mächtig Eigenleben entwickelt. In der Schweiz war vom „Mammut“ die Rede, in Deutschland ist ab und an vom „Moloch“ zu lesen. Dass solche Begriffe auftauchen ist kein Zufall. Die Schweizer Politiker dürften es jetzt allerdings mit diesem für die Institution öffentlich-rechtlicher Rundfunk verheerenden Abstimmungsresultat leichter haben, Radio und Fernsehen auf die Kernaufgabe „Service Public“ zurechtzustutzen und damit die leidliche Abgabe deutlich zu senken, nicht nur um 48 Cent wie in Deutschland, sondern auf die Gebühr, die ein Müllsack kostet; denn der Schweizer Bundesrat hat die demokratische Funktion von Rundfunk und Fernsehen mit derjenigen der Müllabfuhr gleichgestellt und damit die Zwangsgebühr begründet. Jetzt soll er sich nicht wundern, wenn das Volk diese Klassifizierung begierig aufgreift und der Institution einen Tritt in die Eingeweide verpasst. Deutschland sollte aufmerksam hinschauen, denn hier kokelt diese sozial höchst unausgewogene Haushaltszwangsgebühr, erfunden vom Professor Superschlau-Undemokratisch Kirchhof, unlöschbar vor sich hin. Auch die Schweizer haben geglaubt, sie könnten mit teuren Gutachten von superschlauen Bünzli-Professoren sich über die Gefühle im Volk hinwegtäuschen. Aber sie können beruhigt sein, schliesslich wurde die Vorlage angenommen, das Kalkül scheint aufgegangen. Selbst wenn es nur eine Mehrheit von 2 Stimmen gewesen wäre. |
15.06.2015 | Kulturgänger VI meint : Der Münchner Wochenendkulturgänger konnte mit der Teampremiere von AGNIESZKA von Tomasz Emil Rudzik im Monopol-Kino anfangen. Ein Immigrantendrama um eine junge, vorbestrafte Polin, die ihr Glück in Müchen sucht und ins Spinnennetz einer Madame gerät, die ihre Mädchen an potente Freier zum Ballbusting überlässt und die Mädchen in eisernem Griff führt. Sich aber auch an ihnen delektiert. Da das Leben noch andere Ansprüche anmeldet, sind Konflikte für die junge Frau vorprogrammiert. Mit einer grandiosen Hauptdarstellerin, Karolina Gorczyca, und ausgezeichnet mit dem Bayerischen Filmpreis für die beste Nachwuchsregie 2015, sicher kein Fehlgriff für diesen starken Film, der mit der konsequent storybezogenen Kamera von Sorin Dorian Dragoi ganz nebenbei ungewöhnliche Münchner Perspektiven einfängt. Der Film ist ab Donnerstag, 18. Juni, in sorgfältig ausgewählten 40 Kinos in der Bundesrepublik zu sehen oder auch am 18. Internationalen Filmfest Shanghai (13. - 21. Juni 2015).
Derweil hat der Wochenendkulturgänger verpasst: das „get together“ der Galerie Jordanow mit „Vera Mercer“ und der Galerie Biro mit „Annnamaria Zanella & Renzo Pasquale 'Interferenze'“ und auch die „Kunstauswaal“, Malerei, Zeichnung, Cartoon, Fotografie und Skulptur im Alten Schulhaus Waal in Waal mit Werken von Michael Heininger, Clea Stracke & Verena Seibt und Dieter Olaf Klama. Der Nachhauseweg nach dem Kino führte durch die rege frequentierten Schwabinger Hofflohmärkte.
Am Sonntag präsentierte Armin Schuppner in der Matinee im Theatiner-Kino „Büchner.Lenz.Leben, eine poetische Reise in einen Text“ von Isabelle Krötsch mit Hans Kremer. Eine inspirierende Lesung, weil sie ganz auf das Wort ausgerichtet ist, ihm nachhorcht, in es eindringt, ihm den Vortritt vor jeder filmischen oder darstellerischen Eitelkeit gibt und trotz dem dazwischen geschalteten Medium Film Büchner selbst sprechen lässt. Da ist alles drin für eine anspruchsvolle Sonntagsmatinee: geistiger Gehalt, literarische Qualität, erstklassige Performance, Lebendigwerdenlassen der Identitäts- und Selbstfindungs-, der Seelenqualprobleme eines jungen Dichters in der Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Vernunft als Anleitung zum Handeln, auf Augenhöhe mit dem Dichter und ohne jedweden VerehrungsBierernst vorgetragen von Hans Kremer. Sonntagsmatinee wie ein geistiges Spa, noch nächsten Sonntag, 21. Juni, 11 Uhr, Vorbestellung empfiehlt sich.
Als Drüberstreuer über den Wochenendkulturkonsum noch eine Rosine aus dem riesigen Programm zum Stadtgründungsfest herausgepickt, mittemang in Mingha auf dem Marienplatz auf der grossen Bühne als Beitrag des BR, Heimat, Digital-Programm: Veronika von Quast und Barbara Dorsch mit Florian Burgmayr, der die beiden Gesangs- und Schauspielerstars auf dem Akkordeon begleitete. Sie haben sich als „Münchner Originale, toll!“, so ein Zuschauer, präsentiert und haben Münchner Couplets begeisternd in die Menge gefetzt, „Bitte Herr Kapelle!“, so dass sich sogar chinesische Touristen prächtig amüsierten, wenn die beiden Damen vom Bier, das möglicherweise ausgeht, kolorierten und röhrten. Von Quast und Dorsch, ein Couplet-Traumpaar. Wenn sie im Duett singen, glaubt man einen Chor zu hören mit der ganzen Bandbreite der Stimmen. Sie sangen vom Stolz der Au („Vater geht fechten und Mutter geht spechten“), vom Gedränge und der Enge im Tröpferlbad (vom Mann so dünn wie ein Röntgenbild, „wenn er in Abfluss rutscht, is er futsch“), nur a Bier („wie ich das Licht der Welt erblickt“), über die Münchner Kellnerin, die „in ihrem Bereich eine Königin“ ist und „Bier auf Wein, das ist fein“.
Und die Krämer und Kleinkrämer der Stadt München haben weggeschaut vom Turm von St. Peter und haben den schriftlichen Hinweis „Sonntag, das Geschenk Gottes“ schmählich missachtet, wofür der Himmel und Gott sie bestimmt noch bestrafen werden. Gleichzeitig haben die Schweizer mit einer hauchdünnen Mehrheit, so brüchig wie Eis im Frühjahr, der Finanzierung ihres öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Haushaltszwangsabgabe zugestimmt; sie behandeln ihn wie Müll und entsorgen ihn mit einer Gebühr. |
14.06.2015 | Die Tauben Gurren Murren meint : Die Tauben gurren Sonntagsmurren. Kein Sonntag mehr. Die spinnen die Leut, die Mensch. Gurr-Murr. Gurr-Murr. Jetzt schliessens die Geschäfte auch schon sonntags auf. Kriegen den Hals nicht voll. Kriegen den Rand nicht voll. Kriegen den Geldbeutel nicht voll. Umsatz. Umsatz. Die Umsatzideologie beherrscht sie. Die Umsatzideologie terrorisiert den Ruhebedarf. Obwohl doch Jesus die Krämer aus dem Tempel geworfen hat. Denn Sonntag ist Ruhetag. Aber selbst wenn sie nur ein T-Shirt und eine beschissene Badehose und ein Paar Schuhbändel verkaufen und voll draufzahlen mit den Sonntagspersonalkosten, werden die Krämer behaupten, der Sonntagsverkauf, der „Festsonntag“ wie sie religionsbeleidigend bluffen, wie sie zynisch angeben, wie sie lügenhaft falsch etikettieren, sei ein voller Erfolg gewesen. Weil, wenn es dieses Jahr noch nicht funktioniert hat, dann nächstes Jahr bestimmt. Sie müssen die Ruhefront aufreissen. Diese Option wollen sie sich zwanghaft offen halten. Denn Krämer haben nie genug Umsatz. Und die Kirche mahnt die Kärmer mit einem Hänger vom Turm vom Alten Peter „SONNTAG EIN GESCHENK DES HIMMELS“, mahnt die Krämer, dieses Geschenk nicht zu verachten. Die Tauben gurren, murren. Sie die Schnäbeler und Symbole der Fortpflanzung. Gurren murren über die Menschen und ihren Homo-Ehetanz. Denn die Kanzlerin, so wird allüberall gezwitschert, sei gegen die Homo-Ehe, weil die Familie, die Ehe der Ort des Täubelns und des Schnäbelns und der schnellen Fortpflanzung sei. Und also unterschieden werden müsse von der Unfruchtbarkeit der Homo-Ehe. Und da soll es im Parlament diese Woche einen Zwischenruf, schändlicherweise gar von der Regierungsbank, der so fruchtbaren, gesetzt haben, was denn mit der Kanzlerin sei, die habe sich doch auch nicht fortgepflanzt weder schnäbelnd noch anderswie, da kommen die Tauben ganz schön ins Murren, denn sie selbst hat somit die Ehe als Ort der Unfruchtbarkeit präsentiert, und behauptet glatt das Gegenteil, obwohl, rein theoretisch, in ihrem Alter und bei dem Medizinfortschritt... Aber da muss dringend ein juristischer Unterschied eingeführt werden, ob eine Beziehung zwischen zwei Menschen fruchtbar ist, dann gilt sie als Familienehe und muss am privilegiertesten behandelt werden, weil sie ja auch generationennachhaltig ist, und wenn nicht, dann gilt sie als trockene Ehe, als unfruchtbare Ehe, dann kann sie juristisch anders behandelt werden, kann als Lebensgemeinschaft gesetzlich behandelt werden, die sich auf keinerlei Weise fortpflanzt, weder mit Adoption noch mit irgendwelchen Zeugungsakten oder wie auch immer und dann ist auch egal, wie die Teilnehmer einer solchen Lebensgmeinschaft physiologisch gebaut sind, dann ist das vollkommen wurst. Unfruchtbar ist unfruchtbar, ob Mann-Frau, Frau-Mann, Frau-Frau, Mann-Mann, oder was auch immer. In einer Zeit gentrifizierter Vereinzelung durch den immer skrupelloseren Kapitalismus, der die Sonntagsruhe schändet, sollten Lebensgemeinschaften zwischen wem auch immer, einen besonderen Schutz geniessen, denn sie wirken sozial stabilisierend, auch wenn sie wie die Kanzlerin sich nicht fortpflanzen. Sonntags gurren die Murren aus gutem Grund. So eine Verkommenheit allerorten, Fruchtbarkeit verzapfen und sie nicht leben und in der unfruchtbaren Mann-Frau-Beziehung sogar gesetzlich profitieren davon! Murr, gurr, murr. Seid fruchtbar und gurret. |
13.06.2015 | Megaburner XX meint : Was darf eingeworfen werden? Nicht in den Türspalt greifen. P hier rechts ab 1 €. Unter neuer Leitung ab Ende Januar 2015. Auf alle Schulranzen nochmal zehn Prozent Rabatt. Wir suchen eine studentische Aushilfe. Zugang nur mit gültigem Fahrausweis. Offenzeit der Schänke Mo – Fr 7.00 – 19.00. Wichtige Mitteilung! Finanzierung auf ALLES! Bei einer Laufzeit von bis zu 72 Monaten. Repack area. Baden verboten. Auf Wunsch können alle Zusatz- und Inhaltsstoffe bei unseren Mitarbeiter/innen erfragt werden. 'ADOPT A STRAY' DAY. Abstellen von Fahrrädern nur für Besucher der Kindertagesstätte. Kein Durchgang Kein öffentlicher Spielplatz. Sperrengeschoss. Es ist leider noch geschlossen. Ausgang in der Mitte. Now boarding. Warenannahme 15 mtr rechts. Zufahrt nur für Amtsangehörige. KulturGeschichtsPfad. Auch keinen Kaffee! Lotsenpunkt. Brückenschäden. Blaue Stern-Taste drücken, dann Ausweis oder Chip zwischen den Pfeilen platzieren. Schweinwerfer bitte NICHT verstellen (sind eingeleuchtet). Vielen Dank für Ihr Verständnis. Der Kostümfundus macht Mittagspause zwischen 12.00 und 13.00 Uhr. Liebe Kunden, bitte vergessen Sie nicht, Ihre Parkuhr zu stellen. Zum Bixnmacher. Privat gesamte Fläche. Parken nur für Elektrofahrzeuge mit Aufladen. Erdungsvorrichtungen. Beide Scheiben einschlagen. Haltestellenverlegung. Satte Rabatte auf alle Sonnenbrillen. Problemabfallsammlung Januar, Februar, März 2015. Zufahrt für DB Fahrzeuge freihalten. Hier entsteht ein „Stadtwald“!
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12.06.2015 | Esko Kelt meint : Es kokelt, es kokelt, es kokelt unter der juristisch vermeintlich so wasserdichten Oberfläche der Begründung für die Rundfunk-Haushaltsabgabe von Prof. Superschlau-Undemokratisch Kirchhof. Dass der sich noch traut was zu sagen zum Thema, dass er nicht hochrot wird dabei. Derweil kokelt und kokelt es und der Beitragsservice erstickt in einem Bearbeitungsstau. Denn gegen das Empfinden von Unrecht ist kein Kraut gewachsen und kein noch so sauteures Gutachten von superschlauen Professoren hilft etwas gegen dieses Gefühl von Ohnmacht und Unrecht. Dass die einkommensschwächeren Haushalte Lebensqualitätsverluste in Kauf nehmen müssen, um fetten Rundfunkpensionären ein Luxusalter zu finanzieren, das ist eine Umverteilung, die der Professor Superschlau-Undemokratisch in Gang gesetzt hat mit seinem sündteuren Gutachten, auf das die Ministerpräsidenten und die Landesparlamente reingefallen sind, weil sie einfältigerweise geglaubt haben, sie könnten so den Moloch Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk ein für allemal besänftigen. Aber wie es ist mit solchen Monstern, es wachsen ihnen nur noch mehr Köpfe und noch mehr Tentakeln nach. Und es kokelt und kokelt. Der Bearbeitungsstau des Beitragsservice wächst und wächst. Bereits schreibt der Stern im Internet „Bleibt den angenervten Zahlern nur die Hoffnung, dass das System Rundfunkbeitrag irgendwann reformiert wird“. Eine SZ würde sich nicht trauen, einen solchen Gedanken zu formulieren. Aber auch sie schreibt über Probleme, die die Reform von Professor Superschlau-Undmokratisch Kirchhof gebracht hat. Nämlich dass sie jetzt schon absehbar für den ersten genehmigten Zeitraum 1,8 Milliarden Euro zu viel an Gebühren eingetrieben hat. Das nervt die Beitragszahler noch mehr, dass sie so viel zu viel zur Kasse gebeten werden. Und es kokelt und kokelt. Und es wird noch mehr kokeln, wenn die ersten gut beleumdeten Mitbürger ins Gefängnis müssen, weil sie diesen Beitrag nicht verstehen und nicht bezahlen (wollen oder können). Wenn die ersten Mitbürger dafür kriminalisiert werden, dass sie nicht bereit sind, Abstriche an ihrem Lebensstandard zu machen, um Rundfunkmitarbeitern im Ruhestand Luxuspensionen zu finanzieren (Zitat von einem solchen: er wisse nicht mehr wohin mit dem vielen Geld). Und Professor Superschlau-Undemokratisch Kirchhof geniert sich nicht, auch zu dem Einnahmenüberschuss seinen Kommentar abzugeben, so wie in der SZ zu lesen, er fordere „mit Verve Werbefreiheit für die Öffentlich-Rechtlichen“ – hm, vielleicht ist er doch ein bisschen rot geworden dabei, bei solch lächerlicher Kompensationshandlung. |
11.06.2015 | Korr Upt Ion meint : Die Korruption braucht Förderer, braucht Nährmütter, braucht einen Nährboden, braucht einen guten finanziellen Nährstrom. Der korrupte Haufen FIFA unter Sepp Blatter hatte grosszügige, wegschauende Dauerfinanzierer: Adidas, Coca-Cola, McDonalds, Hyundai, Gazprom. Und potente Geldeinlieferer gegen Übertragungsrechte wie ARD und ZDF. Korruptionsförderer Adidas, Korruptionsförderer Coca-Cola, Korruptionsförderer McDonalds, Korruptionsförderer Hyundai, Korruptionsförder Gazprom, Korruptionsförderer ARD, Korruptionsförderer ZDF. Darauf kommt heute Caspar Busse im Leitartikel zum Wirtschaftsteil der SZ zu sprechen. Und er fordert mehr Mut von diesen Unternehmen. Dabei behandelt er, was natürlich selbst ein vom Hauch der Korruption nicht ganz unbeleckter Vorgang ist, ARD und ZDF, die mit dieser FIFA-Korruptionsförderung Milliarden Zwangsgebührengelder veruntreuen, äusserst glimpflich (denn auch die SZ hängt an einem kleinen ARD-Tropf dank der täglichen Annoncen des BR). Aber immerhin, immerhin überhaupt einer in dieser Republik, dem diese kostenintensive Perversion demokratischer Grundsätze auffällt. Chapeau! Busse hätte jedoch ruhig von Milliarden (statt bescheiden von „sehr vielen Millionen“) sprechen können, die diese beiden Treuhänder von Zwangsgebührengeldern in den letzten Jahren Blatter & KorruptionsKompagnons in den Rachen geschmissen haben. Offenbar ohne jedes Gefühl von Scham oder Unrechtsbewusstsein – bis heute. Bis heute schweigen die Spitzen von ARD und ZDF dazu. Das ist ein veritabler Skandal! Eingeschlummertes Gerechtigkeitsgefühl. Die Herrschaften scheinen nicht im vollen Bewusstsein ihrer verantwortungsvollen Aufgabe zu sein. Sich suhlen sich in super bezahlten Positionen; sie glauben wohl, das verdanken sie ihrer natürlichen Schönheit. Und im Unterhösli stinkts. Aber dem Gebührenzahler scheint das auch wurst zu sein. Er will seine Spiele und macht sich dumm damit. Gerade hinsichtlich ARD und ZDF, diesen beiden FIFA-Korruptionsernährern, läuft es auf eine doppelte Verkehrung von Werten hinaus: zum einen wird der Sport, der doch als Beispiel von Fairness allenfalls eine Ursache zur Finanzierung durch die Öffentlich-Rechtlichen abgeben würde, in sein Gegenteil verkehrt, wird korrumpiert, verdreckt, versaut, damit aber verkehren auch die Öffentlich-Rechtlichen ihren demokratischen Grundauftrag, der ja ihre Legititmation ist, just in sein Gegenteil. Statt Demokratie fördern sie Demokratieunterminierung, Demokratiefäulnisprozesse, Blatterokorruptokratie. Und das soll einfach so hinnehmbar sein? |
10.06.2015 | Angsterei meint : Es herrscht eine Riesenangsterei um Griechenland. Also nicht um Griechenland, das ist den Resteuropäern so wurst wie jedem gesunden Egoisten. Die Angst geht um den Euro, dass das schöne Häuschen einstürzen möchte oder gravierenden Schaden nehmen. Dabei steigt der Kurs und steigt trotz Draghis unermüdlichen Verflüssigungsbemühungen. Es ist die Angst der Poliitiker vor der Stunde der Wahrheit den eigenen Wählern gegenüber, ihnen sagen zu müssen, dass jetzt Zahltag ist. Zahltag für die Spiele der Vorgängerpolitiker, die Griechenland leichtfertig in das Eurohaus aufgenommen haben aus eigenem Ehrgeiz, um ein schönes Häuschen zu bauen, auch wenn es am Fundamente haperte. Zahltag für die Politik jener Vorgänger, die die Stabilitätskriterien des Euro aus eigenem Ehrgeiz leichtfertig aufgeweicht haben, allen voran Deutschland und Frankreich. Zahltag auch für jene Politiker, die heute noch am Ruder sind und die die Griechenlandkrise stets so behandelt haben, als sei alles die Schuld von Griechenland und Austerität an oberste Stelle setzten und so der Krise und dem Absturz zusätzliche Dynamik verliehen haben. Das ist die grosse Angsterei um Griechenland, die vor allem eine Angsterei der aktuellen Politiker vor dieser Stunde der Wahrheit ist, dass die Rechnung für die Sünden der Vergangenheit keinen weiteren Aufschub mehr duldet, dass jetzt bald beglichen werden muss, respektive abgeschrieben, 50 Milliarden könnte das für den deutschen Steuerzahler bedeuten. Die Namen der verantwortlichen Politiker sind recherchierbar, wer beide Augen zudrückte bei der Aufnahme Griechenlands in den Euroraum, wer die Stabilitätskriterien als erste aufgeweicht hat, wer aus Angst vor der Rechnung aus diesen Vorgängen Griechenland immer weiter Kohle zugeschossen hat seit drei Jahren. Es wäre an der Zeit für ein Ende mit schrecklichem Erwachen als für diese ewige Fortführung eines Schreckens ohne Ende. Und warum spricht übrigens immer alles vom Grexit? Warum soll eine Staatspleite Griechenlands bei Verbleib im Euroraum tabusiert sein? Vor drei Jahren wäre eine solche noch deutlich billiger zu stehen gekommen – und war damals auch diskutiert. Mit jedem Tag des Hinauszögerns, mit jedem Tag des Aufrechterhaltens des komatösen Zustandes der griechischen Staatsfinanzen wird dies teurer für den deutschen Steuerzahler. Wobei der Grexit möglicherweise noch viel teurer zu stehen kommt, allein durch den Imageschaden für den Euro. Trauts Euch Politiker, trauts Euch endlich - nur mit der Staatspleite ist eine Aufbauperspektive für Griechenland möglich. Und damit der bereits immense Schaden endlich eingrenzbar. |
09.06.2015 | Der Gidfel Isch Över meint : Der Gipfel ist vorbei und Regen zieht übers Land. Die ganze Aufregung umsonst. Das Geld weg. Die Gäste weg. Die Medien schalten auf Hofberichterstattungsmodus. Mit kritischen Anmerkungen. Hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Rechnet sich das. Für wen rechnet sich das. Wer hat ein Geschäft gemacht damit. Wer schaut in die Röhre. Der Hirsch röhrt von der Felswand. Ein Gigantismus war da. Jetzt ist er weg. Ein Heuschreckenschwarm hat seine Spuren hinterlassen. Und repräsentiert doch nur die halbe Welt, die halbe Dialektik. Streuen eine schöne Message. Dass sie das mit dem Klima ernst nehmen würden. Und kaum geht’s um das Konkrete, hm, da fängts wieder an zu hapern. Kaum geht’s an die Pfründen, kaum geht’s an den Besitzstand, dann kommen die Hindernisse, dann wird’s zäh. Dann erscheint der ganze Gipfelaufwand, der ja dem Steuerzahler plausibel gemacht werden soll, in schalem Lichte. War es das wert? Keiner kann es sagen. Die Gemüter hat es bewegt. Hat es sie in eine produktive Richtung bewegt? Oder war es auch nur eine dieser aufwändigen Stattdessen-Veranstaltungen? Statt etwas zu tun, tut man so, als ob man tut, gibt vor, etwas tun zu wollen. Eine Show von Magiern, die das Publikum vom Taschendiebstahl, der gleichzeitig hintenrum passiert, ablenkt. Eine Sause im Sinne einer Weisswurst-Äquator-Taufe. Ein Zutzelversuch. Eine exklusive, vorgezogene Sommerwendparty in the Alps. Tja, das kann sich nicht jeder leisten. Wer koa, der koa. Und soll es uns allen zeigen. Und wollen es uns allen zeigen. Imponiergehabe – sonst würde man die Fotografen nicht zulassen. Wollen uns konfrontieren damit, dass sie es können und wir nicht. Das hat vielleicht mit Demokratie nichts zu tun, nichts mehr zu tun. Dass hingeschaut wird, das war die Absicht. Das Ziel war die Show. Weil merkwüdigerweise gerade durch so eine übertriebene Grossveranstaltung die Glaubwürdigkeit dieser Politik, dieser Politiker, die das machen, die das dulden, die das initiieren, angekratzt ist. Umso mehr liegt ihnen daran, die Welt glauben zu machen, es handle sich um Arbeit, die sie leisten, darum müssen Bilder her, die bestätigen, dass die Herrschaften an einem Arbeitstisch sitzen. Ob das reicht, die Kratzer in der Glaubwürdigkeit auszuputzen, ist fraglich. Denn just durch diese Veranstaltung und die totalitären Massnahmen drum herum hat diese Politik pointiert auf ihre Abgehobenheit aufmerksam gemacht. Glaubwürdigkeitsgewinn der Politik durch so eine Veranstaltung. Fragwürdig. |
08.06.2015 | Ziegels Tein meint : Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Skandal- und Halunkenbank, hat ihn geprägt, den Satz vom Ziegelstein, der dafür verantwortlich sein könnte, falls er denn vom Dach auf die richtige Person fällt, dass an der Spitze des vielfach kriminellen Institutes einer der beiden Chefs abtreten würde. Jetzt muss ein mächtiger Ziegelstein geflogen sein und hat ausgerechnet die Deutsche-Bank-Doppelspitze Jain-Fitschen erwischt, zumindest werden sie zurücktreten. Man kann sich das bildlich vielleicht so vorstellen, die beiden gehen händchenhaltend unter einem Hochhaus in Frankfurt spazieren. Wie von Geisterhand löst sich hoch oben ein Ziegel. Und trifft beide gleichzeitig. Darum müssen sie sich jetzt von ihren Jobs verabschieden. Ein Glück, dass es ein Ziegelstein war und nicht ihre zähe Geschäftspolitik, die von den Aktionären bei der GV so brutal-kritisiert worden ist. Aber wer hat ihn geworden, den Ziegelstein? Der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Das ist eine schöne Metapher für einen Abgang, der Satz vom Ziegelstein. Den G7-Gipfel wird in Kürze ein Ziegelstein – oder vielleicht eher ein Felsbrocken - treffen, denn der ist jetzt a glei scho wieder vorbei und Geschwätz von gestern. In der Türkei hat bei den Wahlen ein kräftiger Ziegelstein den Präsidenten getroffen; ein recht demokratischer sozusagen. Die Schweizer haben nächstes Wochenende die Gelegenheit in einer Volksabstimmung einen Ziegelstein auf die geplante Mediensteuer zu werfen, das ist das, was hier in Deutschland der sozial unausgewogenen Haushaltszwangsgebühr zur Finanzierung des staatlichen Rundfunks entspricht. In Deutschland ist dieser Moloch so gross, dass ein Ziegelstein nicht ausreichen wird; und hat als Schild außerdem die loyalen Gerichte davor. Gysi von der Linken hat nicht auf den Ziegelstein gewartet, er ist von selber zurückgetreten. Der Deutsche Filmpreis dürfte ziegelsteinresistent sein, wo kein Werfer, da kein Opfer; der dümpelt als missgeburtiges Konstrukt aus Staats- und Innungspreis bedeutungslos vor sich hin. Wofür sich keiner interessiert, da schmeisst keiner einen Ziegelstein hin. Auch Winnetou hat kein Ziegel getroffen, ihn hat lediglich das Zeitliche gesegnet, er ist in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Was sich schleunigst wegducken sollte, das ist das TTIP, es steht in einem veritablen Ziegelsteinhagel. Besonders gefährdet durch einen europäischen Ziegel ist die deutsche Maut, die beleidigt rummault, die anderen Länder hätten sie auch, nur dass in den anderen Ländern eben die Inländer sie genauso bezahlen müssen, während die deutsche CSU-Maut eine reine Ausländermaut ist. Ein ganzes Ziegelsteingewitter geht aktuell über der FIFA nieder; da dürfte das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht sein. Ziegelstein, Ziegelstein, manchmal bist du wirklich fein. |