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07.06.2015 

Gay Sieben Gipfel meint : Hi Barack! Hi Francois! Hi Matteo! Hi David! Hi Stephen! Ohaio Shinzo! Hi Jean-Claude! Heil all together. Will spend a happy and gay time in this little and very beautiful hotel in the outskirts of weltpolitik. I am very glad to show you this wonderful piece of Germany. Me and my and you and your collaborators have prepared everything to make this gipfel a bright success. So the most important thing for all of us will be the Gipfel-Foto, which we will shoot tomorrow with the impressive and monumental mountains in the background. That will improve our importance to the public. We hope, TV-stations and newspapers worldwide will publish and divulge the foto all over the world, especially to our enemys within our countries and in other countries. This will meaningfully add to our importance of being ernest, oh excuse me, maybe this is not the sutiable expression, a small gap or jump like a Geiss in my thoughts, kind of Übersprungs-Thinking, does not matter, words do not matter, what counts are the picuters. Till that very important moment of our Gay-Seven-Gipfel-Meeting we can relax, make spa or sex, or sleep and dream, whatever will help you to recover to a convincing „légèrté'“ and to a compelling smile tomorrow, when the cameras will start their klick-concert, a music I love more than the cowbells in the mountains or the Ave-Maria in church. I am convinced that you agree with mee that during the next 24 hours we shall not talk any business. A 50 Million Euro by person and night is too precious to be contaminated with odd political talk. Thank you. - Now, may I beg you to follow me to the dining-room. It will be a most intimate dinner. Only we Gay-Sieben and Jean-Claude, two dozen interpreters, fourty thousand security-people, one thousand secretaries and assistants, 8000 media-people, yeah, a very intimate dinner. We will offer you a special TTIP-Schnitzel, saignant à l'Ukraine after a cup of Chlorhühnchensoup enriched with flavored slices of gentech-genitals from stem-cell-designed oxes. And Monsanto was nice enough to create a fruit-cocktail without any natural ingrediences as a tasty dessert. That will be superb! This meal with all its-TTIP-friendly purely industrially created food will be all the more delightful as we can enjoy it directly in sight of the Alpes, which show us in an absolutely awesome way, how dangerous nature can be and how beneficial for all of us TTIP will be by eleminating natural danger and unpredictability and by enforcing social darwinism. So you must not fear any bees picking you; they have preferred to die, as they heard of the consequences of TTIP. My dear Barack, mon cher Francois, mio caro Matteo, my dear David and Stephen, sensei Shinzo, mon cher Jean-Claude, lets make a round of bussi-busserl, like people from nearby and merry Munich like to do.

06.06.2015 

Eingek Esselt meint : Der Gipfel, der sich selbst einkesselt, der nur noch über eine Luftbrücke zu erreichen ist. Und auf dessen Deckel der Russe und der Grieche tanzen. Ein schöneres Sinnbild ist kaum denkfbar für die verfahrene Lage der sogenannt wichtigsten Industrienationen der Welt, als die Verrammeltheit in einem abgeschlossenen Bergtal, zu dem selbst der Präsident der EU sich nicht sicher ist, ober er auf dem Strassenweg überhaupt hingelangt vor lauter Polizei, die dort im Wege rumsteht. Und die SZ ätzt gar, sie sollen den unnützen Scheiss doch lieber lassen – der Chefredakteur himself! Ein Gipfel, dem die Themen von aussen diktiert werden. Vom steigenden Chaos auf der Welt. Seit Jahren wird es mit jedem Gipfel grösser. Die Rezepte der Industrienationen verfangen nicht mehr. Sie scheinen eingekesselt in ein enges Korsett aus Lobbyismus, Pfründentum, Erstarrtheit in Verfahrensvorschriften. Und das Geschäft mit den Waffen, die für die sich ausbreitende Anarchie unerlässlich sind, rechnet sich schon mittelfristig überhaupt nicht mehr. Der Kessel ist ein massgeschneidertes Symbol für die Auswegslosigkeit der Politik dieser Industriestaaten, die entweder doch nicht mächtig sind, oder falls sie es sind, es nicht geschafft haben, der Welt die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander und gemeinsames Wachstum und Teilhabe aller an den Ressourcen und am Wohlstand zu verschaffen. Weil dieses Ansinnen, sollte es überhaupt existieren, immer wieder über die eigenen Füsse stolpert wegen der Kurzsichtigkeit der Interessen an kurzfristigem und maximalem Profit und Besitzstandswahrung. Jetzt kochen diese Knochen in einem Kessel. Kesselfleisch. Siedefleisch. Geselchtes. Tellerfleisch. Das sind die Zukunftsperspektiven der Industriestaaten. Aber leider nicht für alle. Nur für den kleineren Teil der Menschheit. Weil wir nichts hergeben wollen. Weil Industrie und Kapital sich die demokratischen Staaten nach ihrem Gusto gefügig machen wollen, ihnen Fesseln anlegen, die Politiker an ihrem eigenen Ehrgeiz packen, ihnen Support versprichen, wenn diese Gegensupport spenden durch Raushalten der Konkurrenz mittels Strafzöllen beispielsweise. Das Abhängigmachen der Landwirtschaft von genmanipuliertem Designergetreide. Vielen Dank von der Industrie. Das Subventionieren mörderischer Tierfabriken. Vielen Dank von der Industrie. Eingekesselt in den Fängen des Lobbyismus. Eingekesselt auch in der Panik vor dem Volk, ganz offenbar, in der Panik vor dem Protest. Eingekesselt offenbar von der Angst vor der Wahrheit. Eingekesselt heisst auch: nicht mehr handlungsfähig. Das beschreibt vielleicht ganz gut den Zustand der Politik der G7. Dass sie vor sich hergetrieben wird von massiven ökonomischen Interessen, die nicht die der Allgemeinheit und der Zukunft sind. Wir werden Zeugen des verzweifelten Versuchs der G7, sich aus dem selbst eingerichteten Kessel zu befreien. Dürfte auch auf Schloss Braunau nicht gelingen. Oder wird nachrichtlich gar untergehen. Denn in der Türkei sind Wahlen. Im Nahen Osten rücken die IS wieder vor. Der Flüchtlingsstrom übers Mittelmeer schwillt von Tag zu Tag an. Der Russe lässt in der Ukraine eine blutiges Feuerwerk los. Der Grieche zockt weiter mit allen Mitteln. Und dann ist da noch Draghi, der mit den Staatsanleihen russisches Roulette spielt. Derweil kesseln sich die sieben Häupter der G7 im Alpental ein. Da wo Fuchs und Hase sich sonst Gut Nacht sagen. Gut Nacht allerseits. Und machen Spa und können doch nichts tun auf der Welt. Weil sie so eingekesselt sind. Im Kessel sind keine Visionen möglich. Haben Sie schon mal Kesselfleisch mit Visionen gesehen?

05.06.2015 

Dumm Da meint : Jetzt steht sie dumm da, aber sowas von dumm, saudumm! Die Bayerische Staatsregierung. Wochenlang werden die angemeldeten Demonstrationen gegen den G7-Gipfel als potentiell gewalttätig dämonisiert und damit ein Irrsinnspolizeiaufgebot begründet. Als ob der Staat in Panik und in Hysterie verfallen sei – und schmeisst ein Irrsinnssteuergeld hinaus dafür. Und dann kommen sie am Fronleichnamsnachmittag bei grösster Hitze und Sommerwetter daher, vom Stachus übers Sendlinger Tor ziehen sie die Blumenstrasse hinunter, Zehntausende friedlich-fröhlicher Demonstranten, die mehr an einen Wandervogelverein erinnern mit ihren bunten Wimpeln und den Strohhüten als an eine kriminelle Vereinigung. Aber der Staat tut, als ob Krieg wäre, als ob eine brutale Invasion ausgewilderter IS-Kämpfer und -Köpfer unmittelbar bevorstünde, so empfinden es Passanten jedenfalls. Was ist nur los mit diesem Staat? Hat er inzwischen mehr Angst vor den eigenen Bürgern als vor irgendwas anderem? Wie abgehoben müssen diese Politiker inzwischen sein. Aber die stehen nicht am Strassenrand und schauen zu. Sonst könnten sie leicht begreifen, dass die grösste Sorge dieser Demonstranten das TTIP-Abkommen ist und zwar vor allem aus Angst, der Gentechnik Tür und Tor zu öffnen. Also ein rein gesundheitliches Problem, was den Staat in keiner Weise angreift oder in Frage stellt, keine Spur von Staatsfeinden. In zweiter Linie und darauf aufbauend kommt allerdings auch die Angst um die Demokratie zum Ausdruck (resp. vor einer Demokratie, die sich so aufführt), auch das ist mehrfach auf Transparenten formuliert, nämlich dass sie in die Hände des Lobbyismus von Konzernen wie Monsanto fällt, was weiterführend auch die begründete Angst vor der Umverteilung von unten nach oben zur Folge hat. Für die Politiker dürfte es kein zu grosses Problem sein, bei ihrem Gipfel von Braunau (Versprecher, ach du lieber Freud!), „hilft keiner armen Sau“, diese Bürgerbedenken ernst zu nehmen und zur Diskussion zu bringen und im Schlussstatement auszuräumen. Die brauchen sie doch nicht mit so einem martialischen Polizeiaufgebot von sich fernzuhalten. Sicher, es gibt auch Gewalttäter, die sich solche Proteste zunutze machen wollen, da hat die Kanzlerin in ihrem Interview in der SZ schon recht gehabt. Aber beim Fussball gibt es auch gewalttätige Fans. Und die hat die Polizei mit deutlich kleinerem Aufgebot im Griff. Die Panik beim Staat, bei dessen Repräsentanten muss inzwischen ins Unermessliche gestiegen sein, dass sie gewalttätige Elemente als Vorwand zu gebrauchen glaubt, um die Masse aufrecht besorgter Demonstranten mit solchem Polizeigeknurre in ein schlechtes Licht zu rücken. Und die armen Polizisten, die mussten bei grösster Sommerhitze in den langen Kolonnen ihrer Blechkisten in den Seitenstrassen ausharren, weil die Gewalttäter partout nicht auftauchen wollten. Das Geräusch der laufenden Klimaanlagen gab einen interessanten Begleitsound, als säuselte er, ach du liebes bisschen, was machen wir hier bloss, wo sind wir hier gelandet.

04.06.2015 

Foreign Leichnam meint : Fremde Leichen. Was gehen uns fremde Leichen an. Mursi ist noch nicht so weit. Er ist zum Tode verurteilt, er der einst demokratisch gewählte Präsident, verurteilt von seinem Nachfolger, der ihn weggeputscht hat. Sisi, hört sich an wie die Kaiserin, hat aus den Ansätzen einer ägyptischen Demokratie eine Leiche gemacht; darüber können auch die krakeelenden Journalisten in seinem Tross in Berlin nicht hinwegtäuschen. Berlin macht keine gute Miene zum Bösen Spiel. Aber il faut que la boule roule. Der Rubel muss rollen. Die Geschäfte müssen laufen. Gaskraftwerke in Milliardenhöhe sollen geliefert werden und Windparks dazu; vielleicht ist im Beipacktettel etwas von Demokratie zu lesen. Von Rüstung spricht man sicher nicht laut. Was gehen uns fremde Leichen an. Die Opfer der Irren im Irak. Die Ertrunkenen im Mittelmeer, die Flüchtlinge. Die Opfer im Gaza-Streifen. Die menschenunwürdigen Bedingungen. Immer spielt auch das Geschäft mit. Was gehen uns die Griechen an, ein Leichnam sind sie wirtschaftlich noch nicht. Im Zusammenhang mit ihnen denkt unsere Politik vor allem an sich selber. Der brave Mann denkt an sich – selbst zuletzt. Die negativen Folgen, die eine griechische Staatspleite für uns haben könnten, ist der Motor von Rettungsbemühungen, die anmuten, wie Mund-zu-Mund-Beatmung bei einem Koma-Patienten. Fremde Leichen wird es in der Ukraine zusätzlich geben, weil der Russe dem Elmauer-350-Millionen-Gipfel die Schlagzeilen klauen will, weil er den sieben Geisslein, ähm den sieben 50-Millionen-pro-Nacht-Gästen das Thema diktieren wird. Auch jene Leichen werden unbekannt bleiben. Beim Euro ist noch nicht klar, ob er schon eine Leiche ist oder noch nicht. Er macht merkwürdige Zuckungen, sollte an Wert verlieren und gewinnt an Wert, weil weissgott die Wirtschaft in Amerika nicht so recht anzieht, und Draghi pumpt und pumpt, seine Mund-zu-Mund-Koma-Patienten-Behandlung schlägt nicht an und pumpt Milliarden in den Geldkreislauf und keiner weiss so recht, wo die hinfliessen, wo es zu Blasen und Aufbläheffekten kommt; immerhin scheint die Inflation leicht, ganz leicht anzuziehen; so dass Draghi endlich den Sparern das letzte Hemd ausziehen kann, dieser wird die nächste billige Leiche, er, der eh schon nichts verdient an seinem Spargroschen. Foreign Leichen, oft halb, oft ganz tot. Der Feiertag sollte weltweit gefeiert werden. Es gibt sie überall. Und es gibt nicht nur Foreign Leichen, es gibt auch Eigen Leichen; der deutsche Filmpreis, der ist so eine (kulturelle) Totgeburt.

03.06.2015 

Street Words CX meint : So let's do this. Ich kenn den ja, da bin ich ja auch oft. There is a hidden church. Die merken, dasss sie die Schlacht eigentlich schon verloren haben. Der hat mir direkt nen Schottenmesser, nen Schottenmesser und nen Lasagneheber mitgebracht. Sicher klar, Sicherheitsschutz. Ich jetzt 15, oh, das weiss der Jens. Da war ein Herr, der die Tür aufgehalten hat und du bist einfach reingegangen. Das glaub ich nicht, dass du das machst. Aber München bräuchte dringend ne zweite Stammstrecke. Du machst dich ja auch noch alleine sauber. Zu viel Geld verdient. Hat Schmerzen mit seinem Kreuz, hat er über Weihnachten schon gehabt. Wenn i in Urlaub geh im Februar. Aber ich weiss doch nicht, ob ich im Januar noch dahin gehe. Die mit den langen, kaputten Haaren. Dann tropft wieder d'Nasen. Dann hock di hin, alter Mann. Wie viele Lieder singst Du? So die Bewegung gemacht, so nach oben, das versteh ich ja. Ja natürlich, dass du so, hm, immer Stecknadel im Heuhaufen. Das ist angeblich immer donnerstags. Ich hab es nicht gut genützt, e ist schon so. Gewohnheit über eine schreckliche Entwicklung. Sie stand nur da zum Warten. Ich machs auch rückwärts durch die Beine. Und das Haus ist abgebrannt von denen, gottseidank. Da fühl ich mich so unter Druck gesetzt und vergess die Hälfte. Des ist mei Prinz, der is drei Tag bei mir, da koa er ois macha. Ich hab noch die Marlene gefragt, aber allein, so eine Einzimmerwohnung? Und jeder sagt, ghört mir, ghört mir, aber eigentlich auch die, die wo scho eher da waren. Meine Kinder, nicht Enkelkinder! Du musst mir zuhören, das ist das, was ich vorher gemeint habe. Andere Leute zahlen 3 Prozent vom Jahreseinkommen. Man muss auf Draht sein. Ja, ganz Giesing steht Kopf bei Liese.

02.06.2015 

Fehlender Pep meint : So weit ersichtlich hat sich bis jetzt im Fifa-Blatter-Skandal keiner der höchsten Chargen von ZDF und ARD prominent zu Wort gemeldet, sie, die fürstlich entlohnten Treuhänder des 8-Milliarden Zwangsgebührenhaufens und des damit verbundenen demokratischen Grundauftrages. Das ist erstaunlich, sind doch ARD und ZDF essentielle Finanzierer der FIFA, indem sie sich die Übertragungsrechte von Fussballwettbewerben Hunderte von Millionen Euro Zwangsgebührengelder kosten lassen. Kein Wort. Kein Pep? Kein staatsbürgerliches Bewusstsein dieser hohen Chargen? Keine Sätze wie: „Wir können es unseren Zwangsgebührenzahlern vorm Hintergrund des demokratischen Grundauftrages unserer Sender nicht länger zumuten, dass wir ihr Geld, das manche hart erarbeiten müssen, länger einem Verein zuschanzen, der damit weltweit die Korruption fördert. Wir möchten uns ausdrücklich bei unseren Zwangsgebührenzahlern entschuldigen, dass wir dieses längst bekannte Korruptionssystem bisher stillschweigend unterstützt und mitfinanziert haben.“ Das wären doch die Sätze der Stunde für diese wohldotierten Herrschaften an der Spitze von ARD und ZDF. Das wäre wenigstens ein Hinweis auf ein noch nicht abgestumpftes demokratisches und staatsbürgerliches Bewusstsein, was man von solchen Positionen erwarten können sollte. Aber keiner dieser Sätze war irgendwo zu lesen. Grundauftrag und Demokratie spielen im Denken dieser Herren offenbar keine Rolle mehr. Dass die Hohen Fussballfunktionäre kuschen, das mag noch angehen, sind sie wohl selbst Teil des Systems der offenen Hand. Sie beschmutzen mit ihrer Charakterlosigkeit nur den Sport, nur ihr eigenes Hemd und nicht die ganze Demokratie. Verwunderlich ist es trotzdem, wie wenig Selbstbewusstsein offenbar der deutsche und der europäische Fussball haben; wäre doch der Weltfussball ohne sie nur halb so interessant.

01.06.2015 

Gipfel Des meint : Gipfel des Euphemismus. Die Kanzlerin begründet den Aufwand von 380 Millionen Euro für den Gipfel in Oberbayern damit, dass sie ihren Gästen „ein schönes Stück Deutschland“ zeigen wolle (macht pro Staatsgast und Übernachtung über 50 Millionen Euro, also auch die Kanzlerin gönnt sich einen 50 Millionen-Euro-Ausflug nach Bayern auf Steuerzahlerkosten). Was zeigt sie ihren Gästen wirklich? Das ist kein schönes Stück Deutschland. Das ist ein Stück widerhergerichteter, total überwachter DDR. Ähnlich dürfte Honecker die Einladung seiner Staatsgäste in seine Jagddatschen begründet haben, er möchte ihnen eine schönes Stück DDR zeigen. Dieses „schöne Stück Deutschland“ der Kanzlerin ist ein total überwachter Polizeistaat und mit einem Grenzzaun abgesichert, für einen Mauerbau hat die Zeit nicht gereicht, da wäre wohl der Protest der Bevölkerung dann doch zu gross geworden – aber auch die Israeli nennen den Apartheid-Mauerbau gegen die Palästinenser einen „Zaun“). In diesem Minipolizeistaat in den Alpen gibt es mehr Polizisten als Bewohner oder Murmeltiere. In diesem Polizeistaat ist die Demokratie vollkommen eliminiert und auch in weiten Bereichen drum herum. Dort kommt das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen, wird von der Staatsgast- und Sicherheitslawine niedergewalzt. Dient alles nur Eurer Sicherheit. So wurde schon die Errichtung der Diktatur im idealistisch geplanten Arbeiter- und Bauernstaat begründet. Dieser Polizeistaat in den Alpen besteht aus einem dreckigen Hotel, wie es die Staastsgäste sowieso andauernd kennenlernen mit internationalen Rammelmatrazen und diesem Schweissgeruch und Bettgeruch, der nur mühsam mit Deos und Duftnaturalien zu übertönen ist. In diesem Polizeistaat arbeitet der NSA fleissig und willkommen mit. Und nicht nur der. Auch der GCHQ dürfte mit grossen Lauschern vor Ort anwesend sein. Die Errichtung dieser Mini-DDR auf bayerischem Boden begründet die Kanzlerin treuherzig, treuherziger hätte es Erich nicht sagen können, damit, dass es um die Sicherheit gehe, denn es gebe gewaltbereite Elemente. Dienst alles nur der Sicherheit. Nur stellt sich allmählich die Frage, welcher Sicherheit. Es versteht sich von selbst, dass, wenn der Staat sich so sehr von der Demokratie und vom Bürger abschottet, die Bürger sich das so nicht bieten lassen wollen. Die Freiheit der Regierungschefs mit den Mitteln der Diktatur schützen, mit totaler Abschottung. Damit die Regierungschef nicht mit dem realen Leben in Berührung kommen. Die ganze Veranstaltung scheint doch eher eine Bemühung dieser Regierungschefs, sich an die fixe Idee zu klammern, sie seien noch die wichtigsten der Welt. Dabei haben sie längst nicht mehr alles unter Kontrolle. Und der Russe ist auch schon heftig dabei, für dieses Mega-Neo-DDR-Event ein Feuerwerklein in der Ukraine vorzubereiten, um damit aller Welt zu demonstrieren, dass es noch andere Akteure in der Weltpolitik gebe. Solche Gipfel sind so nicht mehr zu rechtfertigen.

31.05.2015 

Kulturgänger V meint : Während der Mai ausläuft mit duftenden Blumenwiesen, blühenden Bäumen, Sonnenschein und Kirchenglockengeläut. Während der Schweizer Bundesrat die Einführung einer neuen Mediensteuer dem Volk zur Abstimmung vorlegt und dies begründet, indem er Radio und Fernsehen in ihrer demokratischen Funktion mit dem Müll gleichsetzt und eine entsprechende Gebühr pro Haushalt fordert. Während in München sich keiner für Rockavaria, ein Geldmachfestival im Olympiapark, interessiert. Während vor dem frisch mit Geranien geschmückten Münchner Rathaus Millionen von Touristen sich für ihr Handyfoto niederknien. Während davor Attac und andere Organisationen davon berichten, mit welcher Hysterie und mit über 300 Millionen Euro die bayerische Staatsregierung die Region um den G7-Gipfel-Ort Elmau herum mit überrissenen Sicherheitsvorkehrungen praktisch unbewohnbar macht. Während der Brunnen am Rindermarkt längst wieder plätschert. Während die Cafés, Restaurants und Biergärten in der Altstadt überquellen mit Gästen und die Altstadt in ein riesiges Open-Air-Lokal verwandeln. Derweil findet (gestern abend) ohne roten Teppich und ohne Trara im Filmmuseum am Jakobsplatz die Welturaufführung eines Filmes von Wim Wenders statt. Es handelt sich um die Arbeitskopie von „Hammett“, einem Film, den Wenders 1980 in den USA gedreht hat. Allerdings weigerte sich sein Produzent Francis Ford Coppola, den Film in die Kinos zu bringen und schmiss das ganz Material in den Müll. Ein Darsteller hatte allerdings den Film vom Schneidetisch auf Video 2000 abgefilmt. Dieses ist nun wieder aufgetaucht und Stefan Drössler vom Filmmsueum hat das Material von bescheidener Qualität als „Arbeitskopie Hammett“ restauriert, versehen mit der Blankounterschrift von Wenders, teils sind Sequenzen ersetzt mit Zeichnungen aus dem Story Board und der Stimme von Wim Wenders offenbar aus einer Hörspielfassung und teils ersetzt auch mit Szenen, wenn identisch, aus dem Film von 1982. Denn Wenders musste „Hammett“ nochmal drehen. Diese Variante wurde gestern abend ebenfalls gezeigt. Sie wirkt gegenüber den Original richtig amerikanisch gestrafft, ist 42 Minuten kürzer, legt mehr wert auf Action, nimmt der Figur „Crystal Ling“ das Geheimnis, indem sie sie selbst auftreten lässt, ist bildmässig hochtoupiert auf Edwar-Hopper-Stil, wirkt wie ein Hochglanzprodukt. Während die Originalvariante von 1980 europäischer daherkommt, sich mehr Zeit lässt, eine grosse Toleranz auch nicht unbedingt Erzählwichtigem gegenüber hat und sonderbarer Weise gerade deswegen menschlicher wirkt und bannt. Mit der Restauration von Drössler war in der anschliessenden Diskussion Rainer Gansera, der die Reihe „Fassbinder/Schroeter/Wenders“ des Filmmuseums fachkundig betreut, allerdings nicht durchwegs einverstanden. Da besteht noch Klärungsbedarf und das Filmmuseum hat angekündigt, den Film nochmal zu zeigen, wenn denn Wim Wenders Zeit zu kommen habe. Darauf darf man sich heute schon freuen und gespannt sein als einem Beitrag zur Diskussion der Identität eines europäischen Kinos.

30.05.2015 

Formulierungen Wie Gummidichtungen meint : Michael Bauchmüller, Nico Fried und Stefan Cornelius versuchen gegen die Dünnflussvorgabe der Besitzer der Süddeutschen Zeitung für die Samstagausgabe anzukämpfen mit einem Interview mit der Bundeskanzlerin im Hinblick auf den G-7-Gipfel nächste Woche. Sie versuchen dicke Bretter anzubohren oder Nägel mit Köpfen zu machen, sie haken hartnäckig nach. Und – sie stossen auf Gummidichtungen, auf Formulierungen wie Gummidichtungen. Nur nichts aufkommen lassen. Die Welt ist schön wie die bayerische Idylle. Der Himmel blauweiss. Und die Mächtigen dürfen für 200 Millionen oder wie viel auch immer in einem exklusiven Hotel und exklusiv abgeschirmt von den Unbillen der Demokratie nächtigen. Das wird die Welt dem Frieden ein bisschen näher bringen. Märchenstunde im Kanzleramt. Plausibel ist einzig das Argument, dass auf so einen Gipfel lange hingearbeitet wird, dass er also durchaus Motivation zum Voranbringen von Vorgängen sein kann, denn diese Staatschefs wollen Resultate vorweisen; zumindest wollen sie einen PR-Ertrag. Aber die Skepsis gegenüber der Megashow kann die Kanzlerin nicht ausräumen. Sie lebt in ihrer Welt, sie versucht sie fugendicht abzuschirmen gegen alles, was nicht hineinpasst. So ein Job verändert. So ein Job lässt den Bezug zur Realität verlieren. Die Geschichte der Gipfel zeigt: die Welt ist kein Deut sicherer geworden. Im Gegenteil, die Welt scheint immer mehr aus den Fugen zu geraten, die Krisenherde rücken näher. Und je unruhiger es auf der Welt wird, desto mehr glaubt die Politik, sie müsse sich selbst schützen. Desto abgehobener werden ihre Veranstaltungen. Und je mehr sie den Protest dagegen ausgesperrt, desto mehr tendiert dieser wohl zur Gewalt. Wenn der Staatsapparat sich so bis an die Zähne bewaffnet zeigt, um einigen Staatschefs ein schönes Wochenende zu gönnen, umso mehr steigt die Wut drumherum, das Gefühl der Bedrohung durch den Staatsapparat. Umso mehr entsteht der Eindruck, dieser Staatsapparat diene nur noch der eigenen Sicherheit. Nein, die Kanzlerin schafft es in diesem Interview nicht, das von einem Foto von Regina Schmeken wie aus einem Horrorkabinett geziert wird, die Zweifel an solch protzigen Gipfeltreffen zu zerstreuen. Vermutlich ist in so gigantisch reichen, hochindustrialisiert-technologisierten Gesellschaften Demokratie im ursprünglichen Sinne auch gar nicht mehr möglich. Hier wird die Demokratie zusehends in Verfahrensvorschriften, in Lobbyismusaktivitäten und in Sicherheitsregularien vorgeblich zum Schutze der Demokratie erstickt. Und damit das alles nicht publik wird, muss die Spitzenpolitikerin zu lauter nicht weiter belangbaren Formulierungen wie Gummidichtungen greifen. Gestelzt.

29.05.2015 

Kulturgänger IV meint : Die Kultur und die „Struktur“. Die „Struktur“ ist schuld, dass sich das Münchner Filmmuseum, das zum Münchner Stadtmuseum gehört, jetzt von einigen Mitarbeitern trennen musste, so Stefan Drössler, der Leiter des Filmmuseums, bei seinen einleitenden Worten gestern Abend bei der „Open Scene“, die diesem Anlass gewidmet war. Die „Struktur“ ist nämlich die, dass die Einlass- und Wächterdienste beim Stadt- und Filmmuseum an private Sicherheitsdienste ausgelagert sind. Die „Struktur“ verlangt ferner, dass diese Dienstleistungen regelmässig neu ausgeschrieben und dem günstigsten Anbieter zugeschlagen werden, wenn ich das richtig verstanden habe. Was bedeuten dürfte, dass immer derjenige zum Zuge kommt, der sein Personal am meisten ausbeutet; in Zeiten des verwaltungstechnisch aufwändig abzurechnenden Mindestlohns dürfte der „Wettbewerb“ darauf hinauslaufen, dass zum Zuge kommt, wer die Mindestlohnregelung optimal auszutricksen versteht. Deshalb gibt es jetzt wieder einen neuen Einlassdienst am Jakobsplatz. Zuverlässige, bewährte und gut eingearbeitete Mitarbeiter müssen verschwinden. Darunter der allseits beliebte, hochgebildete und kinoaffine Aleksandr Osherov. Es war eine schöne Geste der Leitung des Filmmuseums mit tatkräftiger Unterstützung des Münchner Filmzentrums, den schmerzhaften Abschied mit einem Abend der Wunschfilme zu honorieren. Gezeigt wurden „Wallace & Gromit – The Wrong Trousers“ und „Hochzeit auf Italienisch“ von Vittorio de Sica. Im ersten Film vermieten Wallace und Gromit aus Geldnot ein Zimmer. Mit dem vermeintlichen Pinguin, der ein gefährliches Federvieh ist, kommt ihnen auch der Thriller ins Haus. Denn der Gast setzt die raffinierte Mechanisierung und Robotertechnik, die Wallace zu seiner Bequemlichkeit angeschafft hat, gegen das beschauliche Glück der häuslichen Zweisamkeit von Hund und Herr ein. In „Hochzeit auf Italienisch“ von 1964 lässt de Sica Marcello Mastroianni und Sophia Loren sich im Puff kennen lernen, sie das ungebildete Mädel vom Lande aus dem Süden, die eine Ewigkeit braucht, um nur schon ihren Namen zu schreiben, er der skrupellose Weiberer und Parvenü im boomenden Nachkriegsitalien. Sie geraten immer wieder aneinander und können nicht so recht loskommen voneinander; de Sica lässt sie die ganze Klaviatur zwischen Begierde, Sicherheitsbedürfnis und Verachtung, den knalligen Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Sex und dem nach Ehe und Fortpflanzung mit allen Mitteln austragen – in strahlendstem Technicolor und Nachkriegsstartheater.

28.05.2015 

Fehlender Gedanke meint : Sicher, es ist ärgerlich, fast täglich den chronischen Furunkel unserer Gesellschaft, das Zwangsgebührenmodell zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes zu thematisieren. Aber so lange das Geld zwangsmässig abgeführt werden muss und so lange es schmerzt, muss Aua! geschrien werden, und wenn es so lange dauert, bis die Mauern von Jericho fallen oder bis nichts anderes mehr zu hören ist. Weil es sich hierbei um institutionalisiertes Unrecht handelt. Heute geht es um einen fehlenden Gedanken bei Ralf Wiegands Kommentar auf der Meinungsseite der SZ zum Fifa-Skandal, zur Verhaftung von Funktionären als mutmasslichen Gesetzesbrechern im feinen Hotel Baur au Lac in Zürich. Es scheint, dass die Unschuldsvermutung nicht länger aufrecht zu erhalten ist. So ist die Fifa nicht mehr hinnehmbar. Wiegand appelliert an die Macht der Fans. Doch die werden nicht so schnell auf ihren heissgeliebten Fussball verzichten. Denn das Schauspiel auf dem Rasen ist ein völlig anderes als das hinter den Kulissen, egal wo dieser Rasen auch liegt, in Katar oder Moskau. „Es bliebe ein Weg, den Verbraucher schon oft gegangen sind. Es ist der Weg des Verzichts“ schreibt er, „Kein Verband ist Zwangsmitglied der Fifa. Kein TV-Sender muss die Rechte kaufen“. Und statt hier richtig einzuhaken und einen wirksamen Hebel zu suchen gegen die Fifa, flutscht sein Argument gleich weiter zu den Besuchern. Dabei hat er mit dem TV ein doppelt brisantes Thema aufgegriffen. Dass dieses eben inzwischen zwangsfinanziert ist, dass der Bürger nach einem Gerechtigkeitsmodell abkassiert wird mit einem haarsträubenden Steuersatz, der je niedriger das Einkommen eines Haushaltes ist, desto stärker steigt. Dass diese öffentlich-rechtlichen Sender einen demokratischen Grundauftrag haben. Und dass es ein Skandal sondergleichen ist, dass die eine offenbar durch und durch korrumpierte Vereinigung wie die Fifa mit Hunderten von Millionen aus Zwangsgebührengeldern für Übertragungsrechte füttern. Es stellt sich die Frage, ob das selbst nicht bereits ein Gesetzesbruch ist. Denn solche Geldausgabe verkehrt den demokratischen Grundauftrag der Sender in sein exaktes Gegenteil: statt zur Förderung und Ausbreitung der Demokratie beizutragen, tragen sie aktiv und wissentlich zur Förderung und Pflege von Korruption im grossen Stile bei. Hoffentlich findet sich ein Jurist, der die entsprechende Klage gegen die öffentlich-rechtlichen Sender riskiert. Denn die Demokratie ist kein Kinderspiel, die man eben mall schnell wegen ein bisschen Fussball in ihr Gegenteil verkehren kann. Aber auch in dieser Hinsicht scheint die SZ unter einer kolossalen Denkblockade zu leiden.

27.05.2015 

Leicht Gemacht meint : Leicht Gemacht Oder Von Der Unlust, Ein Problem Zu Lösen. Sie hatten es sich leicht gemacht, die Ministerpräsidenten und die Landesparlamente, mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie wollten sich das Problem dieses von Jahr zu Jahr gefrässigeren Monsters, das immer mehr Millionen für Sportrechte und Showmillionäre forderte und für auf Dauer nicht einlösbare, weit übertriebene Pensionsversprechungen, vom Leibe halten. Da kam Zauberer Merlin in der Person des superschlauen Professors Kirchof daher mit einem Vorschlag, der grossspurig alle Probleme ein für allemal zu lösen versprach – und offenbar schämt sich dieser superschlaue Professor bis heute nicht dafür: die Haushaltszwangsabgabe. Die ist nun eine fundamental antidemokratische Erfindung nach dem Prinzip: je niedriger das Einkommen eines Haushaltes, desto höher sein Steuersatz, und nur der unterste Rand, die HartzIVler der ausfransenden Gesellschaft, werden befreit davon; Zauberers Ablenkungstrick von dem Demokratiediebdstahl, den er mit diesem Modell beging: der Hinweis auf die Schwarzseher, die damit endlich zur Kasse gebeten würden. Die Ministerpräsidenten und die Landesparlamente glaubten ihm naiv gerne, segneten ihn und seinen Vorschlag. Und verharrten in der einfältigen Annahme, alle Probleme mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein für allemal los zu sein. Aber wie es so ist mit einer fundamentalen, strukturellen Ungerechtigkeit, die unterm Deckel gehalten werden soll, wir kennen das aus Diktaturen, sie rumort weiter, sie verleiht allfälligen Kleinigkeiten plötzlich Sprengkraft, sie bringt deutlich radikalere Lösungen ins Spiel (gestern zu lesen in der AZ, „Gutachter: ARD & ZDF zu privatisieren“ - während die SZ glaubt, sie könne das Problem aus der Welt schaffen, indem sie es ignoriere). Zum Beispiel die Millionenzahlungen an den beliebten Thomas Gottschalk für Moderationen, die er nie erbracht hat, weil die Sendung bald schon abgesetzt wurde. Das hat sogar die SZ bemerkt, der die fundamentale Ungerechtigkeit und der antidemokratische Stachel des neuen Gebührenmodells immer noch nicht aufgefallen ist. Claudia Tieschky schreibt darüber auf der heutigen Medienseite einen grösseren Text „Ausfallhonorar“. Den Erkenntnisstand der in anderen Dingen so recherchebewussten SZ zum neuen Gebührenmodell fasst sie darin folgendermassen zusammen „jene gigantische Umstellung.., mit der seit 2013 Abgaben auch von Haushalten ohne Fernseher erhoben werden, weil ARD, ZDF und Deutschlandradio sonst nicht mehr über die Runden kommen, wie sie beteuern“ - Tieschky, und damit die SZ, also auch ihr Chefredakteur Kurt Kister, hinken hinter einer modernen Diagnose weit hinterher, die längst die fundamentale Ungerechtigkeit und soziale Schieflage des neuen Zwangsgebührenodells formuliert. Was nicht ans Licht der Zeitungsöffentlichkeit gerät, das kokelt umsomehr im Untergrund und wird eines Tages unkontrollierbar hervorschiessen. Immerhin erwähnt Tieschky die 1,5 Milliarden Überschuss, die das neue Modell dem Rundfunk beschert, aber auf die Idee, der Beitragsservice möge diese doch den Zwangszahlern zurückerstatten, kommt die Gute nicht. Die Ministerpräsidenten wollten sich mit dem Schlaumeier-Kirchhof-Vorschlag ein Problem vom Hals halten, haben sich dafür jedoch eine Kaskade unangenehmer zusätzlicher Probleme eingehandelt, die sie noch - aber hallo! - sehr beschäftigen werden, Magier Kirchhof und der eigenen Leichtgläubigkeit sei dank.

26.05.2015 

MontagDienstag meint : Schrumpfwoche. Der Montag ist bereits der Dienstag. Der Dienstag ist ein ausgefallener Montag, kommt im Gewande eines Montags daher. Wozu da noch in die Gänge kommen? Wozu da noch Anlauf nehmen? Dieser verdammte, eingefleischte Arbeitswochenrhythmus. Dafür haben wir das alles gelernt: deklinieren, konjugieren, dividieren, multiplizieren, verifizieren, potenzieren, relativieren, elaborieren, intonieren, alterniern, kodifizieren, transskribieren, exponieren. Lohnt sich doch kaum, wenn der Mittwoch der Donnerstag ist und der Freitag der Samstag. In so einer Woche fällt etwas flach, etwas von dem Erlernten. In dieser Woche gilt das Substituieren. Falls wir das in unserer Schulweisheit auch gelernt haben sollen. Egal, sind doch eh Pfingstferien, heisst es. Urlaub vom Ich und vom Lernen nehmen. Oder vom Leben. Learning by Tourismus. Oder woanders sein, in einem anderen Rhythmus. Bei der Kokosnuss vielleicht. Urlaub nehmen vom eingefleischt Eingefahrenen, vom Muss, vom Denken. Hallo, ist hier wer? Sind wieder alle abgehauen? Massenbewegung. Viele unterwegs. Migrare. Dieser MontagDienstag ist schwer auf ein Gleis zu bringen. Er gibt sich inert. Inertia Indifferentiae. Und schon wieder eine Banane gefressen. Ach, darum haben wir so gepaukt, haben dieses Wissen in uns hineingestopft. Das Wissen der Altvorderen. Um MontagDienstag nicht weiter zu wissen. Weil uns der Rhyhtmus abhanden gekommen ist. Weil das alles dermassen einschläfert. Weil die Welt sich doch nicht so verändert, wie wir es gerne hätten. Weil sie sich nicht nach unserem Gusto entwickelt. Bei allem Respekt vor dem Wohlstand. Dass er da ist, hat auch viel mit Wissen und Pauken zu tun. Aber es gibt da noch andere Motoren. Die lernst du nicht in der Schule und von Demokratie wollen die nicht unbeding was wissen. Darwin vielleicht. Und das Geheimnis dahinter. Sicher, letztlich geht es immer nur um das Sein. Kannst gerne hinzufügen: und die Zeit. Aber wo bleibt die, wenn Montag schon Dienstag ist. Wenn der Dienstag ein verbrämter Montag ist. Wenn er Verwirrung stiftet. Weil ihm der nötige Background, der nötige Wochenzusammenhang fehlt. Weil er, der immer Zweiter war, plötzlich Erster sein soll. Profunder Rollenwechsel. Hat nicht jeder die Flexibiliät. Haben wir die gelernt auf der Schule? Oder ging es dort um Anpasserei? Mei, diese MontagDienstagerei kann ganz schon einfahren ins Hirn.

25.05.2015 

Megaburner XIX meint : Bald ziehen wir ein! Wer sind wir? Bitte, denken Sie daran, Ihre Schuldenzettel zeitnah auszulösen. Entwerfen Sie das Sofa Ihrer Träume. Bitte läuten! Tür öffnet nicht automatisch. Hier keine Komödienkarten, bitte wenden Sie sich an den Schalter nebenan. Bühnenpforte 50 m. Sehr geehrte Kunden, die Türen bitte nicht offen stehen lassen, der Dank unserer Kassenkräfte ist Ihnen sicher. Kassenöffnung 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Gewehre mit Leuchtpunktvisier, ideal für Anfänger und Kinder. Jedes Kind erhält einen Trostpreis. Ausgenommen Kunden zum Be- und Entladen. Interesse an einem Dauerparkplatz? Hier kein Sitzplatz! Hotelanfahrt. Bieten Sie diesen Platz körperlich beeinträchtigten Fahrgästen an. Raucher. Praxis für Kleintiere und Tierzahnheilkunde. Die besten Nüsse der Wiesen. Aus feuerpolizeilichen Gründen ist das Parken von kraftstoffbetriebenen KFZ strengstens verboten. Sicherheitsbereich! Widerrechtlich auf dem Gehweg abgestellte Kraftfahrzeuge aller Art werden kostenpflichtig entfernt. Markt geschlossen. Haltestelle aufgehoben. Hilfe Bitte Haben Hunger Danke. Bezirkssportanlage. Bitte Türschwelle nicht betreten Danke. Bitte keine Fahrräder abstellen, der Schneepflug kommt nicht vorbei. Ausgezeichnet generationenfreundlich. Paybackkarte nicht vergessen. Ladengruppe Frauenplatz 12 – 15 rückwärts. Das ist ein Leih-Verkaufsfahrzeug der Fa. U. Renn. Anlieferungen nur von 07.00 bis 17.00 Uhr. Einbahnregelung aufgehoben.Verteilung abgeschlossen. Kein Winterdienst, Weg gesperrt. Halal. Go all the way back to the stairs & go down. Achtung, die Handbremse lösen. Der Zoll gegen Geldwäsche und Terrorirmusfinanzierung. Faschingsurlaub, wir freuen uns auf ein Wiedersehen ab dem 24. 2. 2015.

24.05.2015 

Kulturgänger III meint : Unerklärlich bleibt, warum die deutsche Übersetzung des Titels von Eran Riklis' Film DANCING ARABS „Mein Herz tanzt“ heisst, wobei Riklis doch eindeutig den palästinensischen Protagonisten Eyad in der Identität seines schwerkranken jüdischen Freundes Jonathan, der noch im Film sterben wird, auf der Nase der israelischen Apartheidpolitik rumtanzen lässt. Der Content ist definitiv bös-satirisch, die Erzählart butterweich und fühlig, als könne Riklis keiner Fliege etwas zu Leide tun. Haben die Verleiher bei der Übersetzung des Titels das Schlottern in den Knien gekriegt, sie könnten irgend einem Rassimus Vorschub leisten? Jetzt im Kino, in München im Arri, City und im Theatiner (OmU). In der AKADEMIEGALERIE konfrontiert sich der Künstler Yingji in seiner Ausstellung „Black Persimmon“ mit dem Gefühl, dass das Leben schön sei, dass menschliche Körper schön seien, dass aber die Menschheit sich auf einem Weg der Destruktion und der Gräuel befinde, islamischer Staat oder Nigeria. Aus diesem Widerspruch heraus hat er Fotos inszeniert von Körpern und Körperteilen in Positionen, die auf Leiden und Tod hinweisen, teilvergraben, teilbedeckt und von Körperteilen mit Insekten. Die grossformatigen Schwarz-Weiss-Fotos hat er auf rostige Gitter, die an Gefängnisse erinnern, aufgezogen und sie in einem Erdbeet der Wand entlang aufgestellt. Könnten Grabsteine sein, Erinnerungstafeln. Das Bild mit den drei Köpfen, die gerade noch über eine schlammige Masse hinausschauen, wirkt wie ein Dialog auf Jahrzehnte-Distanz mit dem berühmten Vietnamfoto mit dem nackten Mädchen, das vor der Napalm-Bombe flieht. Die Ausstellung läuft bis 31. Mai. Website: yingji.de. Der Kulturgänger soll in München am Sonntag wieder vermehrt sich von der Kultur abwenden und zum Shoppingdeppen werden, so jedenfalls die Meinung der Stadt München, die demnächst einen weiteren Sonntagsbazar in der Stadt zulassen will. So fügt sie sich ein in eine Reihe von Entwicklungen, die vom unersättlichen TurboKapitalismus, der immer mehr Geld aus dem Kreislauf in seine Beutel schleudern möchte, zwanghaft diktiert werden und die dezidiert gegen den Menschen und gegen die Religion gewandt sind: am siebten Tage sollst du ruhn. Und da heute der Pfingstsonntag ist, wird die Fussballkultur, die in München zu der bekanntesten zählt, auf dem Marienplatz die Meisterfeier zelebrieren zusammen mit der Bierkultur. Seit Tagen künden schon Dutzende von Schildern „Am 24. Mai Fahrräder abstellen wegen einer Veranstaltung verboten“. Das Fahrrad als der natürliche Feind der Meisterfeier? Um 19 Uhr steht im Filmmuseum Wim Wenders Film „Im Laufe der Zeit“ auf dem Programm. Rainer Gansera wird bei der Wiederaufführung dieses langen Filmes von 1976 eine kurze Einführung halten und mit einem Überraschungsgast aufwarten.

23.05.2015 

Xenog Lossie meint : Xenoglossie, eine fremde Sprache sprechen, ohne sie gelernt zu haben, die Sprache des Fremden, des Flüchtlings, des Kriegsfeindes, des Anderen. Ein Pfingstphänomen. Die Sprache des Anderen sprechen, das heisst, sich ihm verständlich machen können oder auch ihn verstehen können. Leider ein Wunder. Ein Pfingstwunder. Leider nicht Alltag. Im Alltag sind wir beschränkt auf die Muttersprache, den Heimatdialekt, vielleicht eine zweite Muttersprache oder eine Vatersprache. Dazu kommen nach und nach in der Schule gepaukte oder beim Sprachaufenthalt erlernte Fremdsprachen, Latein, Französisch, Englisch, Russisch, Italienisch, Spanisch, Griechisch, Portugiesisch, Chinesisch. - und vielleicht die neuen Icon-Graphien des Netzes. Aber auf der Welt soll es um die 7000 Sprachen geben. Mit wie vielen Menschen können wir da überhaupt kommunizieren? Wie vieler Pfingstwunder würde es bedürfen, damit alle Menschen sich verstehen, damit Friede wäre auf der Welt? Die Aussichten sind trüb, denn Wunder passieren nicht alle Tage. Bei den Christen passiert das Pfingstwunder einmal im Jahr. Das heisst, das ist nicht mal garantiert. Es wird einmal im Jahr an das Pfingstwunder gedacht. Nie aber werden die Konsequenzen gezogen. Die Konsequenz aus der Erkenntnis, dass die Menschheit mit Wundern dem Frieden nicht näher kommt, weil die viel zu selten passieren. Die Konsequenz, dass die Menschheit ihr Handeln verändern müsste, wenn ihr denn an einem umfänglichen Frieden gelegen sein sollte. Davon gehen dem Wortlaut nach doch die Religionen aus, die grossen Weltreligionen zumindest ohne jene ihrer missratenen Sprosse, die den hasserfüllten Religionskrieg predigen. Es sieht schlecht aus für den Weltfrieden. Dem dürfte auch mit dem G7-Gipfel im Bayerischen Oberland nicht näher zu kommen sein. Obwohl auf so einem Gipfel ein Pfingstwunder gefaket wird mit den Simultandolmetschern. So können Leute miteinander sprechen, die sich von Natur aus gar nicht verstehen würden. Aber die Welt hat 7 Milliarden Bewohner, die miteinander auskommen und sich verstehen sollten. Auf dem G7-Gipfel sind es gerade mal 7 Leutchen – und die sind weder Propheten noch Jünger, die dank Simultanübersetzung ein Pfingstwunder erleben mögen, ein künstlich hergestelltes noch dazu und dies mit zwei Wochen Verspätung. Ob das noch wirken, heilen kann?

22.05.2015 

Dier Eichen meint : Die Reichen wollen immer reicher werden. Und sie werden es auch. Sie werden es auf Kosten der Armen. Aber Mutter Natur oder die Physik oder die Psychologie der Wirtschaft sorgen für den Ausgleich. So ist es zumindest auf der heutigen SZ-Titelseite zu lesen: „Ungleichheit schadet der Wirtschaft“. Will heissen, je reicher die Reichen werden und je ärmer die Armen, desto mehr schadet das der Wirtschaft. Und wer profitiert von der Wirtschaft am meisten? Richtig, die Reichen. Wenn aber die Wirtschaft leidet, dann schadet es den Reichen. Mithin schadet es den Reichen, dass sie immer reicher werden. Eine bedenkenswerte Logik. Da die Reichen aber bestimmt nicht arm werden wollen, da sie ihren Reichtum weiter mehren wollen, was können sie also tun, um diesen Schadens-Mechanismus zu begrenzen? Es gibt selbst Reiche, die postulieren, sie sollen höher besteuert werden. Das fordern auch die Wissenschaftler, die die gesellschaftliche Drift untersuchen. Ist dann nur die Frage, warum handelt die Politik nicht in diesem Sinne? Eine Politik, die die Reichen immer reicher werden lässt, die schadet ergo der Wirtschaft und damit auch dem Land. Warum besteuert also die Politik die Reichen nicht stärker? Warum besteuert die grosse Koalition in Berlin die Reichen nicht stärker? Sie hat ja verschiedene Möglichkeiten, denn es sind viele Umverteilungsfaktoren, die die Politik beeinflussen kann. Eine Geschichte sind die sozial unausgewogenen Rundfunkgebühren. Das hätten die Ministerpräsidenten und die Länderparlamente in der Hand. Es ist nicht einzusehen, warum ein Reicher, wie die Quandts, die in einem Monat mal schnell 800 Millionen Dividende von BMW kassieren, an das Gemeinschaftswerk und 8-Milliarden-Moloch Rundfunk nur 17.50 Euro zahlen sollen (falls sie nur einen Wohnsitz hat), während eine Tierpflegerin, die 1'750 Euro im Monat verdient ebenfalls 17.50 Euro bezahlen muss. Sie bezahlt 1 Prozent ihres Einkommens für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Tierpflegerin hat also bezüglich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einen 100'000 mal (ganz grob gerechnet) hunderttausendmal höheren Steuersatz als die Quandts! Eine unglaubliche Privilegierung des Reichtums. Das fällt aber keinem einzigen Journalisten, Gelehrten, Professor oder Politiker im Lande auf. Die akzeptieren das fatalistisch. Wenn das nicht die Ungleichheit im Lande befördert. Dasselbe gilt für die Idee von Professor Bofinger, das Bargeld abzuschaffen. Davon profitieren doch wiederum nur die Reichen, die wollen selbst beim Geldzählen noch Geld sparen, ihren Gewinn vergrössern und damit die Ungleichheit im Lande noch grösser machen. Vielleicht trifft das Bild vom Aderlass für das Wachstum des Reichtums der Reichen ganz gut zu: wenn sie ab und an zur Ader gelassen werden, würde das den Wohlstand im Lande und damit auch ihrem Reichtum wieder einen Wachstumsschub verschaffen. Ein Rätsel, warum die Politik das nicht beherzt tut.

21.05.2015 

Offener Brief An Den Schweizer Bundesrat meint : Sehr geehrte Damen und Herren des Schweizer Bundesrates. In der den Abstimmungsunterlagen für Auslandschweizer beiliegenden Broschüre zu den Abstimmungen vom 14. Juni 2015 empfehlen Sie die Annahme von Abstimmungspunkt 4 „Änderung des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen“ unter anderem damit, dass diese Gesetzesänderung „sozial“ sei. Wenn ich das richtig vestehe, geht es bei diesem Punkt, auch „Billag-Mediensteuer“ genannt, um die Einführung einer Haushaltszwangsabgabe zur Finanzierung von Radio und Fernsehen. Diese sei „sozial“ und werde „für viele billiger“ schreiben Sie. Es stimmt, diese Mediensteuer wird vor allem für die Reichen billiger. Aber, dass diese Steuer sozial sei, dafür schulden Sie mir eine Erklärung. Es sei denn, Sie verstehen unter sozial, dass bei einem Gemeinschaftswerk wie dem öffentlich-rechtlichen Rundunk, die einkommensschwachen Schichten überproportional viel beitragen müssen: je ärmer einer ist, desto höher wird laut dieser Gesetzesvorlage sein Mediensteuersatz. Verstehen Sie unter sozial, dass – bei einem Billag-Beitrag von etwa 450 Franken pro Haushalt und Jahr, ein Haushalt mit einem Jahreseinkommen von 45'000 Franken einen Mediensteuersatz von 1 % hat, der Haushalt mit einem Jahreseinkommen von 450'000 Franken einen Mediensteuersatz von 0,1 %, ein Haushalt mit einem Jahreseinkommen von 4,5 Millionen Franken einen Mediensteuersatz von 0,01 %? Finden Sie das sozial, dass die Reichen einen massiv gekürzten Mediensteuersatz zahlen? Lieber Herr Burkhalter, was finden sie daran sozial, dass der Millionär nur 0,01 Prozent seines Einkommens für den Rundfunk aufbringen muss und die Sekretärin mit einem Einkommen von 45'000 Franken 1 Prozent? Wie begründen Sie diese 100fache Differenz des Steuersatzes zu Lasten der einkommensschwächeren Haushalte, was ist daran sozial für Sie? Was finden Sie daran sozial, Frau Widmer-Schlumpf? Was finden Sie daran sozial, Herr Schneider-Ammann? Was finden Sie daran sozial, Frau Sommaruga, Frau Leuthard? Was finden Sie daran sozial Herr Maurer, Herr Berset? Ist vielleicht der öffentlich-rechtliche Rundfunk Ihrer Ansicht nach kein Gemeinschaftswerk? Aber das behaupten Sie doch auch in Ihrer Wahlempfehlung: er sei ein „service public“, ein Gemeinschaftswerk. Zu einem solchen trage, so hat mich urdemorkatisches Denken in der Schweiz einsten gelehrt, ein jeder nach seinen Kräften bei oder ist Ihnen dieser Gedanke im Bundeshaus inzwischen abhanden gekommen, aareabwärts geflossen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar für eine baldige Erklärung, damit ich allenfalls der Vorlage doch noch zustimmen kann. Mit besten Grüssen Stefan Rutz

20.05.2015 

Der Himmel Weint meint : Der Himmel weint. Mitten im Mai. Weil es keine Gerechtigkeit gibt. Weil wir nichts machen können. Weil die Sache mit der Vernunft so eine triste Angelegenheit ist, selbst bei Professoren. Ist der Rückzug der Vernunft aus der Geschichte zwingend eine Folge einer verhängnisvollen Entwicklung der Demokratie, dass nämlich ihre Schaltstellen immer umkämpfter werden von Partikularinteressen, von Lobbyinteressen, von reinen Wirtschaftsinteressen, von internationalen Finanzinteressen, die das Gemeinwohl hintanstellen? Mit einem Recht jenseits und über der Demokratie wie bei den Schiedsgerichten von TTIP vorgesehen? Mit wohldotierten Posten in der Privatwirtschaft für Politiker, die vorher schön gespurt sind? Mit einem Rundfunkfinanzierungssystem, das dem demokratischen Gemeinwohlgedanken, jeder trage nach seinen Kräften bei, die lange Nase zeigt; bloss weil die Politiker Schiss haben, sich mit dem Kuckuck, der sich in ihrem Nest entwickelt hat, anzulegen? Mit dem Abschaffen des Bargeldes, was das eigenverantwortliche, wirtschaftliche Handeln des Bürgers durch die Möglichkeit ständiger Überwachung entmündigt? Mit der Verabschiedung der Generationenvernunft aus dem Rentendenken durch opportunistische Rentengeschenke an solche, die es gar nicht nötig haben? Zappeduster schauts aus, überall schauts zappeduster aus, wenn nach Rückbleibseln der Vernunft im demokratischen Betrieb gesucht wird; dieser scheint in leeren Demokratiemechanismen gefangen, manipulierbar geworden und erstarrt zu sein. Das beweist auch die Angst der Bundeskanzlerin vor offenen Fragestunden im Parlament. Bei der Tarifauseinandersetzung der Lokführer mit der Bahn scheint ebenfalls die letzte Spur von Vernunft und Einsicht verschwunden. Genau so im Hinblick auf die Flüchtlinge, die übers Mittelmeer zu uns kommen; da wollen durchgeknallte EU-Funktionäre jetzt mit Kanonen auf Gummiboote schiessen; nur im Nebensatz kommt nebulös das Vernunftargument der Ursachenbekämpfung vor, wie eine Ansichtskarte aus dem Urlaub, mit demselben Handlungsimpetus. Selbst wurmfortsatzige Details der Gesellschaft wie der Deutsche Filmpreis glänzen durch Abwesenheit von Vernunft schon in ihrer Konstruktion, indem dieser sich ein staatliches Mäntelchen anzieht, sich lächerlich aufmantelt, obwohl er lediglich ein in Stammtischmanier hergestelltes Vereinsprodukt ist. Zu schweigen von der Stromversorgungsdebatte, aus welcher mit dem verünftigen Verschwinden der Atomkraft auch die Vernunft ihren Abschied genommen zu haben scheint. Vern Unft. Ver Nunft. Ver Nun Ft. Nünftler. Ünftler. Gümpfler. Günstler.

19.05.2015 

ProfBof meint : Professoren richten Deutschland zugrunde mit ihren superklugen Vorschlägen und bringen damit das Akademikertum in Verruf. Erst hat ein Prof. Kirchhof mit seinem sozial unausgewogenen Finanzierungsvorschlag für das Gemeinschaftswerk „öffentlich-rechtlicher“ Rundfunk einen Spaltpilz für die Gesellschaft entworfen. Hinter ihm sind die Ministerpräsidenten und die Landtage blind hinterhegetrottelt und haben mit der entsprechenden Gesetzgebung dem gesellschaftlichen Gleichgewicht einen weiteren Stoss hin zur Schlagseite verpasst. Jetzt kommt ProfBof, ein Herr Professor Bofinger, ein sogenannter Wirtschaftssachverständiger, und will das Bargeld abschaffen, weil dem Turbokapitalismus selbst das Geldzählen inzwischen zu teuer ist. ProfBof als Sprecher und Lobbyist des Turbokapitalismus. Er argumentiert mit der Moralkeule gegen Schleuser, Schlepper, Dealer und Steuerhinterzieher; als ob die sich nicht digital bereits bestens gewappnet hätten für die Internetkriminalität – wie kann ein Professor so naiv sein. ProfBof will wie der Turbokapitalismus die totale Kontrolle über das Finanzgebaren aller Bürger, ihm reicht die NSA-Spionage und deren Deckung durch die Bundesregierung nicht. ProfBof möchte auch leaken können, denn, was im Netz ist, kann geleakt werden, wie viel Trinkgeld ich meinen Friseur oder dem Kellner gebe, wie viel ich einem Bettler zukommen lassen, wann ich ein Bezahlklo benutze, was ich in die Kirchenkollekte gebe, was ich ganz genau einkaufe, ob Bio- oder Chlorhähnchen, ProfBof möchte alle meine Geldflüsse haargenau kontrollieren können. Er möchte den totalitär durchsichtigen, den gläsernen Bürger, der keine Privacy mehr hat, so wie die Lagerinsassen in den koreanischen Gefangenenlagern. ProfBof möchte keine freien und selbständigen Bürger; denn so eine Totalkontrollmöglichkeit verändert selbstverständlich das Verhalten. An alle diese Konsequenzen hat ProfBof in seiner blinden Geldgier und Geldflussoptimierung, die sich für den Menschen nicht mehr interessiert, in seiner Professoralität nicht gedacht. In Deutschland wird ProfBof damit allerdings auf keinen fruchtbaren Boden fallen. Die haben wohl mehr Selbstbewusstsein, die deutschen Bürger, als die in anderen Ländern. ProfBof kann sich bei den Sparkassen kundig machen; wie krampfhaft die die Geldkarte („Zahlungen mit der Geldkarte sind komfortabel und sicher“, so der Slogan) mit Hundertausenden von Werbemitteln dem Bürger schmackhaft machen wollten; damit sind aber die Girokarten unsicherer geworden, denn Diebe können damit auch ohne Geheimzahl profitieren; das wollten die Bürger nicht. Nur ein kleines Beispiel. Vor allem, was ProfBof nicht bedenkt, es steht den Bürgern frei, bei allfälliger politischer Abschaffung des Bargeldes, ein Schattengeld zu benutzen, Geld ist eine relative Anerkennungssache, und so eine Schattenwirtschaft wird die Gesellschaft noch mehr spalten. Am wenigsten hat ProfBof, der sich Wirtschaftssachverständiger nennt, wohl bedacht, dass die Deutschen recht selbständig im Wirtschaften sind, und dass sein Vorschlag genau diese Selbstständigkeit in Frage stellt, das müsste einem Wirtschaftssachverständigen, der vom Wirtschaften der Menschen etwas verstehen will, doch klar sein.

18.05.2015 

Fernw Ärme meint : Um sieben Uhr begeben sich die Tiefbauarbeiter mit montäglichem Elan an ihre Arbeitsplätze mitten auf der Strasse und in einem tiefen Loch darin. Sie verlegen Rohre für die Fernwärme. Das haben die Stadtwerke den Anwohnern mit einem Flyer angekündigt. In der Zeit zwischen 19. KW 2015 und 28. KW 2015. Die Stadtwerke können ja nicht wissen, dass der durchschnittliche Anwohner nicht mit KWs, rechnet, dass er glaubt, es handle sich um KiloWattStunden und dass die Arbeiter vielleicht deshalb den MOSA TS 350 SUPER SILENCE! mit dem blauen Besitzstandsetikett „Pfaffinger“ versehen anwerfen. Der brummt nun zufrieden vor sich hin, gibt den Grundsound für aufgeregtere Elektrogeräte wie eine Motorfeile oder eine Motorsäge, die die teils noch in weissen Hüllen steckenden Rohrteile für die anstehende Verlegung und Zusammenfügung anpassen. Fernwärme kann durchaus angenehmer sein als Nahwäme. Aber der Anwohner sinniert immer noch über die KW, in welcher er sich wohl befinde. Immerhin ist er inzwischen auf die Idee gekommen, es könne sich im Bürokratendeutsch um die Kalender-Woche handeln und nicht um einen KrawallWickel. Etwas amüsiert er sich über die Bemühung der Stadtwerke, kunden- und anwohnerfreundlich zu sein, indem sie den Flyer überhaupt herstellen, und wie sie andererseits doch nicht aus ihrer Bürokratenhaut hinaus können. Überall lugen auf der Baustelle Buchstaben hervor, auf Lieferwagen, Gerätekästen, Verschalungen, Absperrelementen, auf Arbeitsjacken und dem transportablen Chemieklo: WM, Hilti, UR, MVPT, Olymp, Kriengs-Verhau.com, RO TH 1648. Die Baustelle ist vorzüglich eingegattert, die Fahrbahn für den Anliefer-, Durchgangs- und Anwohnerverkehr ordentlich umgeleitet. Die anliegenden Geschäfte jammern, die Kunden würden nicht mehr reinkommen, weil der Passantendurchgang vereengt sei. Und dass schon wieder Baustelle sei, erst vor Kurzem hätten die doch schon irgendwelche Kabel verlegt; aber wie das zusammen gehen soll, Kabel- und Fernwärme gleichzeitig, das können sie einem nicht plausibilisieren. Und dass sie ansonsten wegen ihrer Geschäftslage eine Goldgrube von Laden haben, daran zu denken erlaubt das Schongedächtnis nicht. Jetzt liegen da zwei Rohrverzweigungselement auf praktischen, kurzen Holzbalken zur Bearbeitung bereit. Sie sehen aus wie halbierte Stimmgabeln. Die Arbeiter tragen zum Teil Überhosen und Westen in den knalligen Warnfarben orange und grellgrün. In einem ersten Stock direkt über der Baustelle glotzt seit Monaten eine Wohnung mit staubstrotzenden Fenstern öde vor sich hin, Luxusleerstand in Bestlage. Derweil gedeiht die junge Buche, mit der die Stadt vor einem Jahr ruckzuck die serbelnde Akazie ersetzt hat, lebensgrün buschig; hoffentlich vergessen die Stadtgärtner das Wässern nicht. Tja, wir kriegen das alles schon gebacken in unserer kleinen Stadt, wenn nur der Mietpreiswahnsinn nicht so irrsinnig wäre.

17.05.2015 

Kulturgänger II meint : Kultur am Morgen, Kultur am Mittag, Kultur am Abend und Kultur zwischendrin. An einem Samstag in München. Beginnend AM MORGEN mit den HOFFLOHMÄRKTEN in beschaulichen HADERN und im WESTPARKVIERTEL, wo die Welt noch in Ordnung ist, wo Fuchs und Hase sich Gutnacht sagen, wo sich vielleicht mal eine Steuerkanzlei in die kleinhäusigen Siedlungen verirrt oder ein Klausurhaus des Drikung Garchen Institutes E.V. oder die Freikirche der Siebenten-Tags Adventisten, wo die Strassen Gilmstrassse heissen oder Netzegaustrasse, Saalburg- oder Immastrasse. Diese Hofflohmärkte gehören mindestens zu den kulturellen Umgebungsarbeiten, sie halten fit durch viel Bewegung, geben Einblicke in Stadtviertel, in die man kaum je hinkommt, bieten oft Kaffee und hausgemachten Kuchen für 1 Euro und sowieso viele Schnäppchen, die nicht unbedingt auf Flohmärkten zu landen pflegen. Kultur AM NACHMITTAG im Kulturpavillon Neuhausen an der Arnulfstrasse 294, der Standort liegt im ehemaligen Jagdrevier bairischer Herzöge. Dort hat der Cartoonist MICHAEL HEININGER einen weiteren anregenden Ausstellungswurf gelandet, Jagdtrophäen der etwas anderen Art, zu sehen noch heute 13 – 19 Uhr. „Anstände und kleine Schweinereien“ heisst die Kurzzeitausstellung, für welche der Künstler sich tief in die Eingeweide des Jagdgebarens der feinen Gesellschaft hineingewagt hat - mit zum Teil erschütternden Erkenntnissen. Die feine Gesellschaft, die heisst bei ihm: S. D. Fürst Taziwill, Forstwirt, Dr. rer pol. Victor Popischil, Privatier, Jürgen Wildmoser, Konditorobermeister, Hans von Haselitz, Wiesnwirt, Adolf Kwand, Fabrikant, Gabriele von Arco-Rain, Hausfrau, Jakob Rauschel, Bankier, Wort Roider, Oberst a. D. und was weiter Rang und Namen hat und Wer sein will. Er hat deren Jagdhochstände, recht wackelige Gerüste, protraitiert. Denn der Jäger ist Wer. Er kann über Leben und Tod verfügen, ein Fingerabzug genügt. Allerdings trifft es nicht immer die Richtigen. Heininger hat recherchiert, dass pro Jagdsaison in Deutschland 15 bis 20 Treiber zu Tode kommen, mit teils abenteuerlichen Begründungen, sie seien für Enten gehalten worden. Ihnen hat er ein Denkmal gesetzt mit einer Tafel mit erotisch-griechischen Jünglingen mit Blutstriemen - zum schnellen Verbrauch gewissermassen. Es gibt auch Hinweise auf gehörigen Alkoholkonsum im Zusammenhang mit der Jagd. Weitere Installationen oder Objekte widmen sich dem Augenschmaus (wörtlich und guten Appetit!), dem „Hasenklein“ (armer Dürer musste herhalten), dem Brunftkegelessen auf Schloss Marienburg und es gibt Hommagetassen für verstrahlte Wildschweine von Schloss Emmeram sowie Schweinetotenteller (ein gewisser Herr Mahler, so er noch lebte, könnte dazu die Schweinetotenlieder komponieren). Lauter Dinge, die für jedes gediegene Jagdhäuschen der feinen Gesellschaft eine Innenaustattungszierde wären. Wer's prosaischer mag, für den gibt’s für 15 Euro den Jahreskalender „So schaut's aus!“, für jeden Tag ein bayerisch-deftiges Wort wie Faschissna, Waibsdaife, Hadschn, Hemmadbisla, Eadepfekobf, Schpinodwacht, Zoanbinkl, Bimpara, Schnoin von Manfred Ach, die Bebilderung in Heinigers Maler-Mix aus Beckmann und Blauem Reiter, der Menschheit ihr weniger schönes Gesicht zeigend. Kultur ZWISCHENDRIN, den Abstecher zum STREETLIFE mit einer halben Bier und einer Bratwurst kann sich der Münchner Kulturgänger getrost als Kulturgang in sein Kulturfahrtenbuch eintragen. AM ABEND dann in der Reihe „tonfolgen: Konzerte im EineWeltHaus“ FELIX LEOPOLD, der Deutsche aus Griechenland, der mit Liedern, die er selbst auf der Gitarre begleitet, eine kulturelle Annäherung zwischen Griechenland und Deutschland versucht und sowieso der Ansicht ist, dass das Griechische und das Deutsche mehr Gemeinsamkeiten hätten, als man denkt. So gestaltet er denn sein Programm in beiden Sprachen, singend wie lesend. Im ersten Teil dem Rebellischen und dem Rembetiko die Ehre gebend, einer sogar auf Deutsch „..unsere Not hält besser als Zement..“ (gerade hier ist momentweise eine stimmliche und haltungsmässige Übereinstimmung mit Konstantin Wecker auffällig), ich bin ne kleine Melodie; allein auf meinem Zimmer; ich habe nichts zu verlieren ausser der Gitarre; Menschen sind Menschen auch in anderen Ländern. In diesem Kontext kann die politische Situation nicht ausgeblendet werden; über einen allfälligen Grexit erzählt Leopold den neuesten Witz, der in Saloniki, wo er lebt, zirkuliere: wenn die Europäer die Griechen rausschmeissen, so würden sie den Namen Europa gleich mitnehmen; dann sollen die Europäer schauen, wie sie sich nennen wollen, vielleicht Teutoniken. Mit einem heftigen, zynischen Griechenrap „Ein Glück, dass es noch die Liebe gibt, was ein Glück, es gibt noch die Huren“ werden die Zuschauer in die Pause entlassen. Im zweiten Teil des Programms liegt der Hauptakzent auf rauer, harter und auch surrealistischer Seemannspoesie, womit der klasse Abend seine Rundung findet. Mehr über Felix Leopold auf felix-leopold.com.

16.05.2015 

Kulturgänger meint : Nachmittag, früher Abend, Abend in München. Während die SZ in Cannes noch nach dem roten Erzählfaden sucht, gibt’s aus der bayerischen Kapitale durchaus Berichtenswertes. Nachmittags verunglückte im Kunstareal eine Strassenbahn spektakulär, entgleiste wegen Zusammenstosses mit einem Kleintransporter, der wohl ein Rotlicht übersehen hat, und bohrte sich unters Vordach bis kurz vor die Ladentür des Eckgebäudes Barerstrasse/Gabelsbergerstrasse. Die Bilder dieses Unfalles im Kunstareal, der glimpflich abgelaufen ist, wirken im Nachhinein wie eine angemessene Kunst- und Hinweisaktion auf die Veranstaltung vom frühen Abend im Audimax der HFF direkt gegenüber. Im Rahmen des DOK.fest München präsentierte der Bayerische Rundfunk aus seiner Reihe „Lebenslinien“ den Beitrag „Rupert Neudeck – radikal menschlich“ von Johannes Rosenstein. Aus dem von Mario Hirasaka in feiner Kinoqualität geschnittenen Material geht hervor, dass ein prägendes Erlebnis von Neudeck nach Kriegsende war, wie er mit seiner Mutter und den Geschwistern auf der Flucht das rettende Schiff verpasst hat – welches später mit Tausenden von Flüchtlingen in der eiskalten Ostsee unterging. Das dürfte Neudeck für das Thema Bootsflüchtling hochsensibilisiert und engagiert haben. Zwei Dinge scheinen seine Rettungsaktionen bestimmt zu haben: zum einen die Sicherheit, die ihm seine Frau Christel und die Familie gegeben haben, zum anderen die Devise, dass wenn es um die Rettung von Menschenleben geht, man nicht davor zurückscheuen dürfe, ab und an Regeln zu brechen. Dafür sind ihm einst Geretttete und längst integrierte deutsche Staatsbürger heute noch dankbar, wie eine spontane Gesangseinlage und eine Spendenübergabe vor der Filmpremiere und anschliessende Diskussionsbeiträge zeigten. Das Thema brennt weiter, Tausende von Flüchtlingen sind unterwegs. In München möchte jetzt die Flüchtlingshilfe-Plattform willkommen-in-muenchen.de im humanitären Geist von Rupert Neudeck weitermachen. Später am Abend, im Werkstattkino, verband Sigi Götz ENTERTAINMENT den Release seines einundzwanzigsten Feldes mit dem Screening von Fundstücken aus der Münchner Filmgeschichte. Ein Kurzfilm von Ulrich Schamoni aus den 60ern aus Jugoslawien versammelt Impressionen von den spektakulären Dreharbeiten zum Monumentalfilm „Dschingis Khan“ mit Omar Sharif und Francoise Dorleac unter der Regie von Henry Levin; kommt einem vor, wie ein Blick in die Steinzeit des Kinos. Anschliessend präsentierten Pit Schröder und Konrad Hirsch (Schamoni-Film) den Film „Eins“ von Ulrich Schamoni von 1971. Ein Hasardeur, Ulrich Schamoni, fährt mit seinem Kumpel, Pit Schröder, in einer Limousine von München aus los in Richtung Côte d'Azur. Sie nehmen Anhalter mit, aber nur solche, die es ablehnen, mit Streichhölzern unterschiedlicher Länge über die Mitnahme zu zocken. Denn sie suchen Charaktere, die für sie nach sicherem System in den Spielbanken Geld abschöpfen. Später am Atlantik konnte sich Igor Luther, der Kameramann, nicht satt sehen an den Dünen, am Meer und an der nackten Andrea Rau. Im Heft 27 aus der Reihe Sigi Götz ENTERTAINMENT geht es zwar nicht um Schamoni, aber Top Ten, High Five, Jasmin Grabus, Hans Hass jr., a teenage pendler, Piroschka, die Beschäftigung von Franz Peter Wirth mit Wallenstein, Rolf Thiessem (Cine-Rock-Poet) haben ihren würdigen Auftritt. Herausgegeben von Ulrich Mannes sigigoetz-entertainment.de.

15.05.2015 

Die Schweizer Und Der Rundfunk meint : Jetzt eifern die Schweizer dem grossen Kanton nach. Wie die Deutschen wollen sie zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eine Haushaltszwangsabgabe einführen. Immerhin kann in der Schweiz das gesamte Stimmvolk mitreden und darüber abstimmen im Gegensatz zum grossen Kanton, wo die Ministerpräsidenten und die Länderparlamente unter Ausschluss der weiteren Öffentlichkeit das sozial unausgewogene Gesetz untereinander ausgemarcht haben; lauter Herr- und Damschaften, die sich aus der öffentlichen Hand so gut bedienen, dass ihnen 18 Euro im Monat nicht weh tun, dass sie die nämlich überhaupt nicht spüren im Gegensatz zu Millionen von einkommensschwachen Haushalten, die nur geringfügig über der HartzIV-Grenze liegen. Der Schweizer Bundesrat, der das Gesetz dem Stimmbürger vorlegt, verteidigt die Haushaltszwangsgebühr mit dem Hinweis auf den technologischen Wandel und die veränderten Sehgewohnheiten, er behauptet ganz leicht aus dem Handgelenk geschüttelt, es handle sich um eine gerechte Lösung, was natürlich zum Himmel stinkt, denn die einkommensschwachen Haushalte werden weit überproportional gemolken, während die Vermögenden, die Millionäre und auch die zahlreichen Milliardäre in der Schweiz einen ihren finanziellen Fähigkeiten unangemessen minimalsten Anteil an dieses Gemeinschaftswerk beitragen; zu dem Argument schwingt der Bundesrat gleich noch die Moralkeule gegen die Schwarzseher; weiter behauptet der Schweizer Bundesrat mit grosser Schnauze, die Abgabe sei sozial, denn wer Ergänzungsleistungen beziehe, müsse die Abgabe nicht bezahlen, ha, ha, das entspricht in etwa den HartzIV-Ausnahmen in Deutschland. Aber auch ein Bundesrat schont mit dem neuen Gesetz seine eigene Kasse und drückt sich um einen seinen finanziellen Möglichkeiten angemessenen Beitrag an das Gemeinschaftswerk des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes. Ein Punkt stimmt allerdings, dass die Abgabe für viele billiger wird, nämlich besonders für einkommensstarke Haushalte. Zuletzt betont der Bundesrat in seiner Abstimmungsempfehlung den „Service public“, dass der Rundfunk allen diene und wichtig für die Demokratie sei. Damit sind wir einverstanden. Aber Demokratie heisst auch: jeder trägt nach seinen finanziellen Möglichkeiten bei. Hier aber lanciert der Bundesrat ein antidemokratisches Gesetz, das die einkommensschwachen Haushalte überproportional stark belastet. Viel nachgedacht haben kann der Bundesrat dieses doch so urdemokratischen Landes nicht. Das Referendumskomitee bringt bedenkenswerte Einwände, dass es sich um eine Steuerfalle handle, dass der Haushaltsbeitrag ad libitum erhöht werden könne (was die Diskrepanz der Proportionalität des Beitragskraftaktes der einkommenunterschiedlichen Schichten und somit die soziale Schieflage des Gesetzes noch vergrössert). Das Komitee sieht in dem Gesetz zu Recht einen Freipass für unbeschränkte Steuererhöhungen und dass das Staatsfernsehen zum Fass ohne Boden wird, davon können die Deutschen, und da leiden ja auch die Politiker darunter, ein Liedlein singen. Allerdings scheint auch das Schweizer Referendumskomitee die gravierendste Gerechtigkeitslücke im Gesetzesentwurf, die soziale Unausgewogenheit, nicht bemerkt zu haben: dass es sich beim Rundfunk um ein demokratisches Gemeinschaftswerk handelt, das jetzt höchst undemokratisch zu Lasten der einkommensschwachen Schichten finanziert werden soll. Deshalb am 14. Juni: NEIN zur Änderung des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen (RTVG).

14.05.2015 

Street Words CVIX meint : Du bist ja so intelligent und weisst sowieso alles besser. Dass ich Jobs verpasse, das glaub ich nicht. Ja, dann lasst Euch mal drücken von mir. Das geht definitiv nicht, das geht definitiv nicht. Er muas hoid zoin. I will ja ned viel Geld dafür ausgebn. Wollen wir so ne Christbaumspitze, so nen Strohstern? Sie haben Glück, dass ein Feiertag ist. A blöde Konstruktion, a blöde Konstruktion, da san die altn besser. Gurken brauch i und sonst brauch i nix. Na warte, wenn ich hier irgendwo Schnee finde, dann reib ich dich ein. Der Mann ist so klein, ich hab den gar nicht gesehen. Wenn wir beide jetzt so einen Job hätten. Ich hab mich am Freitag und am Sonntag voll zulaufen lassen. Hat 1 Cent gekostet, aber drei Euro Versandkosten. Ja, ja, hab ich mir gesagt, nahezu, aber jetzt bin ich mir nicht so ganz sicher, aber was nützt das alles. Ich brauche auf alle Fälle etwas, wo ich sozusagen diese Erfüllung finde. Und der andere Bruder hat gesagt, halt die Fesse, ich bin zufrieden. Aber , äh, Fasching, hab ich frei. Also dann, bhüa Good. Der heisst Andreas Eitelhuber. Einfach erst das Gefühl dafür kriegen, der kann das noch nicht. Und dann hat er's in die Schule gegegeben und hat die Biege gemacht, oder wie. Und darum bin ich dankbar, dass der Horizont erweitert wurde, die Augen geöffnet dafür, was es noch gibt. Das stimmt bei dir im Kopf nicht. Non ti spogliare! Alles gut. Also wir müssen umsteigen München Ost, 6 Minuten, umsteigen Traunstein, 7 Minuten. Ich muss auch überlegen, ob ich mit der Kerstin wieder Kontakt aufnehme, aber ich weiss nicht.

13.05.2015 

Udmurtisch, Tscheremissisch, Wodjakisch meint : Wer weiss schon, was Udmurtisch ist, Tscheremissisch oder Wodjakisch und wo die gesprochen werden und von wie vielen Personen und ob die eine Literatur haben. So weit her ist es mit unserem Wissen nicht. Was wissen wir überhaupt. Ja, alte Antwort, dass wir nichts wissen. Ich denke, also bin ich und weiss, dass ich nichts weiss. Dabei glauben wir heute so viel wissen zu können, wir haben so viel Wissen ständig griff- und abrufbereit. Alles kann recherchiert werden. Alles. Alles. Das Allwissen der Menschen ist nah. Sie pflanzen es in intelligenten Maschinen ein. Sie haben den Algorithmus erfunden. Der selbständig Synapsen bildet, der selbständig denkt. Künstliche Intelligenz, wo führt die hin? Dagegen: natürliche Intelligenz mit ihren Färbungen, mit ihrem individuellen Touch, mit ihren individuellen Defekten. Oh, das habe ich jetzt übersehen. Oh, das war mir nicht bewusst. Nein, das ist mir nicht geläufig. Die künstliche Intelligenz hätte wohl das bestimmte Interessenfeld einfach gerastert und alles von fraglichem Belang erfasst. Wie klingt Udmurtisch? Wie auf samtenen Pfoten? Oder wie Pollenstaub, der auf einer Seeoberfläche landet? Prämissen auf Tscheremissisch? Gibt es Kajaks auf Wodjakisch? Die freie assoziative Phantasie, wie arbeitet die, kann die Algorithmen austricksen, ist nur die kreativ? Weil sie Muster konterkarieren kann? Oder ist die maschinell herstellbar? Jetzt ganz was anderes: 180 Millionen soll einer, der wohl nicht mehr weiss, wo sein Geld in Sicherheit vor dem Staat bringen, für einen Picasso bezahlt haben. Und eine Skulptur von Giacometti sei für nicht viel weniger verauktioniert worden. Würde künstlicher Intelligenz solches Handeln passieren können? Kommt drauf an, mit welchen Paramtern sie progammiert ist. 180 Millionen für ein Gemälde. Einem aus einer ganzen Serie sogar. Das übersteigt doch glatt unseren Horizont. Können bei solchen Beträgen geistige Sicherungen durchbrennen? Dagegen gesetzt der Kunstbegriff der Roma, wie er im Film „Papusza – Poetin der Roma“ vorgestellt wird: Gedichte, das ist nichts anderes als Handlesen. Das ist keine Wertsache. Veröffentlichung und Vermarktung verletzen diese Einstellung. Nochmal: künstliche Intelligenz. Könnte eine solche die Politik vor Blödsinn bewahren, indem sie bei jedem Vorschlag, bei jeder Intitiative ihre Demokratieverträglichkeit testet; und dann sehen würde, dass die Maut, die die Deutschen jetzt einführen, nicht im Sinne europäischen Common-Senses ist, dass die gleichmacherische Erhebung der Rundfunkgebühr pro Haushalt, einen tiefen Riss verursacht im Gefüge der Austariertheit von Beiträgen für Aufgaben des Gemeinwesens nach Leistungskraft der Individuen, dass diese Gebühr die einkommensschwachen Haushalte weit überproportional belastet. Solche krassen Fehlkonstruktionen würden wohl beim Einsatz von auf Demokratie eingestellter künstlicher Intelligenz nicht passieren. Zu schweigen von der bescheuerten Konstruktion des Deutschen Filmpreises, den ein privater Verein nach undurchsichtigen Methoden vergibt und grosssprecherisch angibt, er sei ein staatlicher Preis. Solch Unfug könnte mithilfe einer auf demokratische Ausgewogenheit programmierten künstlichen Intelligen garantiert nicht erst passieren. Udmurtisch, Tscheremissisch, Wodjakisch, war da was?

12.05.2015 

Lügügen meint : Das Kanzleramt lügt. Die Kanzlerin lügt. So dreist, dass jetzt selbst die SZ von einem „ungeheuerlichen“ Vorgang spricht, Robert Rossmann heute in seinem Kommentar auf der Meinungsseite. Man mag über die SZ motzen wie man will, aber ihre Investigativabteilung fördert immer wieder Ungeheuerlichkeiten zu Tage, oft in Zusammenarbeit mit anderen Medien. Am vergangenen Wochenende veröffentlichte sie, um der Verdünnflüssigung der Wochenendausgabe einen nahrhaften Kloss beizufügen, einen Mail-Wechsel zwischen dem aussenpolitischen Berater von Bundeskanzlerin Merkel, Heusgen, und Frau Donfried, der entsprechenden Position im Weissen Haus, woraus ganz klar hervorgeht, dass die Amis nicht im geringsten je daran dachten, den Deutschen ein No-Spy-Abkommen anzubieten. Gleichzeitig, das war vor den Bundestagswahlen 2013, posaunten Frau Merkels Regierungssprecher und auch der damalige Innenminster Friedrich laut heraus, ein solches Abkommen sei in greifbarer Nähe und von den Amis angeboten. Ein glatte Lüge, die auch von der Kanzlerin unterstützt wurde. Und von ihr heute noch gedeckt wird mit den Worten, alle hätten nach „bestem Gewissen“ gehandelt. Die SZ-Recherche erzählt das anders. Nun, wer nach bestem Wissen und Gewissen lügt, der ist wohl ein Lügner, dem oder der müsste eine lange Nase wachsen. Der und die betrügen das Wahlvolk. Und wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er die Wahrheit spricht, das haben bereits der Lügenkoch und der Lügenbaron erfahren müssen. Munition für Kanzlerinnenjäger. Denn es hätte so direkt nach der Kanzlerinnenabhöraffäre Stimmen kosten können, wenn die Kanzlerin vor der Wahl wahrheitsgemäss gesagt hätte, auf den Vorschlag eines No-Spy-Abkommens reagieren die USA wie ein Stein, mit dem man zu sprechen versucht. Und genau so haben sie reagiert. Das geht aus dem Mailwechsel eindeutig hervor. Die Amis wollen sich doch das lustige Ausspionieren von Freunden von einer aufrechten Kanzlerin nicht madig machen lassen. Denn es könnte ja auch mal unter Freunden Vorgänge geben, die aufhorchen lassen. Man weiss nie. Wissen ist besser als Nichtwissen, so wohl die Devise. Noch stutziger macht dieser Befund allerdings, wenn, wie neulich zu lesen war, die Bundeskanzlerin selber die Herausgabe der Akten zum Oktoberfestattentat von vor 35 Jahren verweigert, mit der Begründung, der Schutz der Geheimdienste gehe vor, stehe also über dem Interesse der Öffentlichkeit an der Aufklärung der immer noch im Dunklen liegenden Hintergründe dieses Terroranschlages. Das gibt direkt dem Gerücht Nahrung, der Staat selber sei fördernd, wenn nicht gar initiativ hinter diesem Attentat gestanden, eine Ungeheuerlichkeit von einem Ausmass, das die Behauptung der Notwendigkeit von Geheimdiensten in den Grundfesten erschüttert. Und was höchsten Skeptizismus verlangt, wenn diese so geheimen Geheimdienste wieder einmal vermeintliche, terroristische Attentatspläne aufdecken – worauf absehbar aus Politikkreisen die Forderung nach Verschärfung von Gesetzen im entdomokratisierenden Sinne laut wird. Der Staat und seine Vertreter wirken so plötzlich nur noch wie ein riesiger Sauhaufen mit dem Selbstzweck der wohligen Ernährung und Versorgung seiner Vertreter.

11.05.2015 

Was Machen Die Da meint : Was machen die da, die Europäer? Sie wollen den Menschenschmugglern im Mittelmeer das Handwerk legen. Sie wollen vom UN-Sicherheitsrat ein Mandat erhalten, dass sie in Libyen die Menschenschmuggler neutralisieren und deren Schiffe zerstören dürfen. Was denken sich die Europäer bloss dabei? Sie behaupten, sie wollen vermeiden, dass weiter Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Aber was passiert dann mit den Flüchtlingen, wenn ihnen die Europäer die Fluchtmöglichkeit nehmen? Was passiert mit ihnen, die bereits höllische Fluchtwege hinter sich haben und in Libyen gestrandet bleiben? Verrecken sie dann einfach im politischen Chaos von Libyen, statt dass sie im Mittelmeer ertrinken? Was passiert mit den Flüchtlingen? Wenn es den Europäern ernst wäre mit dem Kampf gegen die Schleuser, da gäbe es ein wirksames und sogar einträgliches Mittel: selber ins Geschäft einsteigen - mit günstigeren Preisen und sicheren Booten! So verschwinden die Schleuser schnell vom Markt. So können die Europäer auf alle kriegerischen Mittel gegen Flüchtlinge verzichten. Aber nein, die Europäer haben jetzt 70 Jahre Frieden gehabt; sie scharren unruhig mit den Kriegsfüssen. Wieder haben sie einen Feind ausgemacht: die Schleuser, die Menschenschmuggler, die Skrupellosen. Jetzt können wir unser Kriegsmaterial mal wieder testen, für einen humanitären Zweck sogar, um Flüchltingen zwar nicht ihr Flüchtlingsschicksal abzunehmen, sie aber vor einem vorzeitigen Ende desselben durch Ertrinken zu bewahren. Sind die noch ganz dicht, die europäischen Aussenminister (unser Vertreter, der Herr Steinmeier, ist schon geschult im Schmorenlassen von Landsleuten im Kerker und beim Wort „Genozid“ im Zusammenhang mit den Armeniern und der Türkei bekommt er einen dicken Hals; jetzt folgt Schritt zwei: Schmorenlassen von Flüchtlingen in Libyen durch Eliminierung der Fluchtchancen übers Mittelmeer). Sind Merkel und Steinmeier wirklich so naiv, noch so naiv wie vor dem Afghanistaneinsatz, dass sie glauben, die Schleuser lassen sich ihr Milliardengeschäft tatenlos kaputt machen, sind Merkel und Steinmeier wirklich so naiv, dass sie sich nicht vorstellen können, dass die Menschenschmuggler mit ihren gigantischen Geldmitteln militante Gruppen in Libyen für die Abwehr gegen den europäischen Angriff mobilisieren werden und die Europäer in kriegerische Handlungen hineinziehen und verwickeln, aus denen sie nur noch schwer und unter Verlusten wieder rauskommen? Laut SZ, die kommentarlos über diesen funktionärsidiotischen Vorschlag berichtet, die hat wohl selbst einen Kloss im Hals bekommen, wollen die Aussenminister der EU schon diese Woche über diese kriegerische Massnahme gegen die Flüchtlinge beraten und die Staats- und Regierungschefs, für Deutschland die Christin Merkel, die dann dafür stehen wird, dass die Flüchtlinge in Libyen der Fluchtchancen beraubt werden, sollen im Juni auf dem EU-Gipfel zustimmen. Fluchtwege verbauen, tolle Aktion und sich in kriegerische Handlungen in fremden Ländern verwickeln lassen. Dafür stehen Merkel und Steinmeier, dafür steht die Bundesrepublik 70 Jahre nach der Befreiung und dem Kriegsende und dem ganzen, grauenhaften Kriegselend, das jetzt allerorten wieder und mit ernsten Mienen beschworen wird.

10.05.2015 

Alles Richtig meint : Alles richtig, wir machen alles richtig. Wir feiern Muttertag. Wir feiern Vatertag, Familien- und Kindleintag. Wir feiern den Tag der Arbeit. Wir feiern Messe und Abendmahl. Wir gedenken und erinnern. Wir sorgen vor und sparen. Wir nehmen unsere politischen Rechte wahr und gehen wählen und abstimmen. Wir zahlen Steuern. Wir sind gegen die Schiedsgerichte im TTIP. Wir sind für die Energiewende. Wir sind für Ökologie. Wir sind für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Wir bevorzugen regionale Produkte. Wir dämmen und dichten. Wir trennen den Müll. Wir bevorzugen die öffentlichen Verkehrsmittel, gehen zu Fuss oder mit dem Rad. Wir meiden Flugreisen. Wir sind für den Frieden und von christlicher Ethik geprägt. Wir sind gegen Rassismus und gegen den Krieg. Wir halten das Haushaltzwangsgebührenmodell zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für sozial unausgewogen und riskant. Wir spucken nicht auf den Boden. Wir sind gegen Wegwerfverpackungen und Wegwerftüten. Wir haben ein politisch-geschichtliches Bewusstsein. Wir sind für Gerechtigkeit, für Menschen- und für das Völkerrecht. Wir feiern Ostern, Pfingsten und Weihnachten. Wir heiligen den Sonntag. Wir schätzen die Kultur, Theater, Kino, Musik, Meditation und Kreativität. Wir lieben Fussball. Wir kümmern uns um einen ausgewogenen Haushalt. Wir sind bescheiden. Wir haben Humor. Wir finden, Spionage unter Freunden, das geht gar nicht. Wir sind Europäer und für den Euro. Wir sind für Offenheit und Toleranz. Wir sind für die Aufnahme von Flüchtlingen. Wir befürworten eine Willkommenskultur. Wir schätzen den Austausch mit anderen Menschen, mit anderen Kulturen und Gepflogenheiten. Wir lieben die Natur. Wir sind der Forschung, der Digitalisierung, der technischen Entwicklung gegenüber positiv eingestellt. Wir sind Menschen des Dritten Jahrtausends. Wir gehen aufrecht und bewegen uns. --- Und trotz all dem ist die Welt nicht im Senkel, haut es die Welt von einem Ungleichgewicht zum nächsten, trotzem spielen die Börsen, der Euro und das Wetter Jo-Jo, schmelzen die Gletscher und steigt der Meeresspiegel. Trotzdem entflammen allüberall Krisen, boomen die Rüstungsindustrien und die Waffenexporte. Trotzdem greifen immer mehr Menschen zu immer mehr Medikamenten, gibt es immer mehr Angeknackste, die den Leistungsdruck und die Entmenschlichung des Kapitalismus nicht mehr aushalten, blühen die therapeutischen Praxen und die Therapien. Trotzdem sind die Medien voll beunruhigender Nachrichten. Trotzdem wächst die Schere zwischen Arm und Reich, die soziale Drift. Trotzdem haben dystopische Begrifflichkeiten Hochkonjunktur. --- Was haben wir bloss falsch gemacht, wo wir doch alles richtig machen?

09.05.2015 

70 Jahre Frieden meint : 70 Jahre Frieden und Prosperität. Und vorher haben sie sich noch die Köpfe blutig geschlagen in Europa und wie und wie! Haben sich alles zerstört. In Grund und Boden. In Europa. Dann war alles kaputt. Und sie konnten nicht mehr. Dann haben sie geredet mit einander, haben ein bisschen was aufgearbeitet, haben sich ein paar Regeln gegeben. Waren fleissig und unternehmerisch. Sind zusammengerückt. Haben geschlottert im Kalten Krieg. Haben sich wieder etwas bedroht. Haben spioniert. Das tun sie heute noch. Haben eine Ölkrise überstanden, Finanzcrashs. Haben eine gemeinsame Währung eingeführt, die Schlagbäume an den Grenzen abgebaut. Haben auch kräftig Waffen produziert und exportiert. Haben woanders immer wieder die Finger drin gehabt. In Vietnam. Nee, das waren die Amis, die sich da haben verhauen lassen. Aber in Jugoslawien haben die Europäer dann wieder geballert. Da ist was ausgebrochen. Düstere Erinnerungen. Heute noch nicht richtig aufgearbeitet. Wie so vieles. Aber 70 Jahre Frieden und Prosperität. (Ganz so einfach war das alles natürlich nicht; die Voraussetzung für Frieden vor 70 Jahren war eindeutig: der Agressor besiegt und als solcher ausgemacht, Deutschland in Trümmern und mit den Besetzungsmächten bandagiert, konnte sich derrappeln unter deren Wohlwollen; das ist in Nahost und wo auch immer alles nicht so eindeutig; die sind noch mitten im Furor des Blutrausches und der Schuldzuweisungen, feindbild- und rachefixiert). Ok, dazwischen war noch 9/11, das ein paar Leute ziemlich kirre gemacht und die Nerven hat verlieren lassen - während andere Billionen damit verdient haben; das hat die Stimmung schon etwas gedämpft und ein paar unschöne Folgen gehabt. Und nachdem sie sich wieder vereinigt hatten, da wollten auch die Deutschen mal wieder Kriegslust erinnern – ist ihnen nicht bekommen in Afghanistan. Gut, jetzt pöbelt halt der Russe ein bisschen dumm rum. Und andere Weltviertel gehen in Brüche, aber wie. Die haben das noch nicht kapiert, wie friedlich geht, wie miteinander reden geht. Die gieren nach den Waffen aus den prosperierenden Ländern. Diese wiederum möchten nicht nur Kriegszeugs, sondern auch Eisenbahnen verkaufen, U-Bahnen, Strassenbahnen, Busse, LKWs, Kraftwerke, Technologie, Medizinzeugs, Infrastruktur, Flughäfen, Kultur. Dazu braucht es prosperierende Länder. Ist das so schwer zu begreifen mit dem Frieden? Haben die Europäer das nicht unter tatkräftiger Mithilfe der Amis überzeugend vorgemacht? Auch wenn ihnen jetzt bald schwindlich werden könnte wegen der finanziellen Grundierung des Euro, wegen Draghis Eurogebläse und dem Vabanque-Spiel mit Griechenland und womöglichen Separatismusambitionen in Britannien nach der Wahl jetzt. Aber trotz allem: das war doch beispielhaft, 70 Jahre Frieden in Europa inklusive gewaltfeier Revolution in der DDR; da sollte man pfleglich mit umgehen, sollte die sozialen Verteilungskämpfe, die sich durch den immer ellbogigeren Turbokapitalismus verschärfen und die diesen Frieden von innen zusehends gefährden, frontal angehen.