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06.01.2014 | Billiger Winter meint : Der Winter wird billig für die Stadtverwaltungen, wenn es weiter keinen Schnee gibt. Sie sparen die Schneeräumungskosten. Sonst jammern sie gerne bei jedem Schneetag, was der wieder kostet. Der Winter wird nicht billig in Sotschi. Nur um die Grossmannssucht oder das Minderwertigkeitsgefühl eines Einzelnen zu befriedigen. Ob sich die Welt noch so leicht bluffen lässt? Zu befürchten bleibt, dass Sotschi noch viel teurer wird für den Initiator, Anschläge sind wahrscheinlich, Blut über dem Kunstweiss. Und mit der Freilassung weniger, prominenter Gefangener macht sich's der Machthaber zu billig. Billiger Winter, billiger Frieden in Nahost: da wird Kerry-Wurst gereicht statt mit Ketchup und Mayo mit Anschlägen und Siedlungsbau. Der Frieden könnte billig werden, falls die Karte, man werde Iran zum blühenden Geschäftspartner entwickeln, knallhart ausgespielt wird. Nicht billig wird der Winter in Nordkorea. Luxusskiressort für einen abgebrühten Machthaber, der von der westlichen Welt mit merkwürdiger Schonung behandelt wird; auch dem grausamen Schicksal Tausender vom nordkoreanischen Diktator grundlos KZ-mässig eingekerkerter Untertanen steht der Westen merkwürdig immun gegenüber. Der Winter wird billig für die hiesige Regierung: sie zocken die Rentner und die Rentenkasse ab, verteilen Wohltaten auf Kosten Dritter, lassen auf die Zukunft anschreiben und können so einen fast ausgeglichenen Staatshaushalt präsentieren. Wird der Winter für Frankreich billig? Irgendwann muss irgendwer die sozialen Wohltaten bezahlen. Die ewige Anschreiberei kann sehr, sehr teuer werden. Billiger Winter für den Euro. Geld ist im Euroraum, im Draghiraum billig wie nie. Ist das ein Garant dafür, dass dieses Geld sich intelligent und zukunftsträchtig verhält, dass es sich anders, nämlich produktiv statt nur spekulativ, blasenhaft vermehrt? Dass es Mehrwert schafft, statt nur vorhandenen Wert einfach höher bewertet, sei es Aktien, Immobilien oder Kunstgegenstände? Oder ist billiges Geld nicht direkt Verführung dazu, dass es sich nicht ernsthaft um seriöse Vermehrung bemüht, sondern sich lustvoll im Spekulieren ergeht? Für einen Baumarkt hat sich das Billig-Prinzip nicht bewährt: vor lauter Billigseinwollen ist er pleite gegangen, Praktiker unpraktisch. Billig und teuer: es gibt Leute, die haben vorgerechnet, dass sie bei einmaliger Anschaffung eines Rolls-Royce oder Porsche, der dann ein Leben lang hält, billiger fahren, als wenn sie sich alle paar Jahre einen neuen Mittelklassewagen leisten. Billig oder teuer, was rechnet sich mehr? Sotschi jedenfalls wird richtig teuer. Und hält bestimmt kein Leben lang. |
05.01.2014 | Sotschi Hatschi meint : Denk ich an Sotschi in der Nacht, machts bei mir Hatschi, wird bei mir der demokratische Niesreiz geweckt. Wenn einer wie Put-Put-Putin so eine Weltveranstaltung ausrichtet, so zeigt er damit an, dass er möchte, dass man auf ihn schaut. Dass man genau hinschaut. Erst recht, wenn er so viel Geld investiert dafür. So zeigt er an, dass ihm das Ereignis viel bedeutet. Und warum gibt er so viel Geld aus dafür? Weil er möchte, dass alle Welt hinschaut. Das kann er gerne haben. Allerdings sollte ihm heutzutage bewusst sein, dass zumindest die freie Welt und Berichterstattung ein gut trainiertes Auge für Putemkinsche Dörfer hat. Das Putemkinsche Dorf Sotschi. Das fordert den demokratischen Niesreiz geradezu heraus. Sportberichterstattung muss hierbei gezwungenermassen mit dem einen Auge auch Demokratieberichterstattung sein, da der demokratische Gedanke in der Olympischen Idee verankert ist. Und ein moderner Journalismus wird sich wohl kaum bluffen lassen durch die Freilassung im Vorfeld der Spiele von einigen prominenten Gefangenen, die nach fragwürdigen Methoden ins Gefängnis verbracht worden sind, Pussy Riot, Chodorkowski, die Greenpeace-Aktivisten. Die sind jedoch nur die Spitze des Eisberges. Hunderte, Tausende dürften noch in Putins Gefängnissen schmoren, die nach mehr als fragwürdigen Verfahren dorthin gelangt sind. Und die keine öffentliche Fürsprache im Westen haben, deren Namen und Schicksale Organisationen wie Amnesty International durchaus bekannt und somit der freien Presse zugänglich sein dürften. Also Gelegenheit für die Sotschi-Hatschi-Berichterstattung, viele dieser Fälle weltöffentlich zu machen. Zum Beispiel die tägliche Berichterstattung einem dieser Menschen zu widmen und diesen auch vorzustellen, ein Kästchen gut platziert oben rechts auf der ersten Sportseite dürfte seine Wirkung nicht verfehlen. Denn so abgestumpft und fachidiotisch kann keine Sportberichterstattung sein, dass sie bei Sotschi nicht den Hatschi kriegen tät – und den soll sie bittschön nicht unterdrücken. Olympische Spiele in Sotschi und die ganze Welt macht Hatschi! (Oder ist es neuerdings das Ziel der Medien, möglichst keinen Einfluss auszuüben?) |
04.01.2014 | Mit Ner Frau meint : Mit einer Frau kann man das ja machen. Mit einer Frau an der Spitze der Armee, der Bundeswehr. Mit der kann man das machen. Bei der kann man sich einschmeicheln und ihr gleichzeitig sagen, was sie zu tun hat, damit sie beliebt sein wird in der Truppe und damit sie als eine Grosse in die Geschichte dieser Armee eingehen könne. Denn schliesslich hat sie keine Ahnung weder von der Armee noch vom Verteidigungsministerium noch von den komplexen Vorgängen und Verbandelungen der Rüstungsbeschaffung und garantiert auch nicht vom in der Armee vorherrschenden Männertum. Also muss man sie an ihrem Schwachpunkt nehmen, sie an ihrer Sehnsucht nach Anerkennung und Startum packen (den Beweis für diese Eigenschaft hat sie gleich mit ihrer ersten PR-Reise nach Afghanistan mit den 43 Journalisten im Gefolge erbracht). Dieses Locken mit dem Startum geschieht heute in der SZ-Aussenansicht mit dem Titel „Die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen weckt in der Truppe grosse Hoffnungen“. Die Überschrift, die die SZ als Quersumme der Essenz aus dem Text entnommen hat, lautet: „Das Zeug zum Star“. Der diesen Text verfasst hat und auf diese Weise an die Öffentlichkeit bringt, heisst Oberstleutnant André Wüstner, ist 39 Jahre alt und seit November 2013 Chef des Deutschen Bundeswehrverbandes. Man könnte solches Wedeln mit möglichem Startum ja auch intern versuchen, ohne die Angesprochene der Peinlichkeit auszusetzen, sie lasse sich jetzt vom Bundeswehrverband vorführen und beeinflussen. Es wäre interessant zu eruieren, ob Wüstner sich im Falle eines Mannes als neuem Verteidigungsminister das auch getraut hätte. Die Überschrift, die die SZ dem Text gibt, sagt im Grunde alles: Herr Wüstner versucht die neue Verteidigungsministerin an ihrem Bedürfnis nach Startum zu packen und offeriert ihr solches, wenn sie sich seinen Vorschlägen und Wünschen gemäss benimmt. Wirklich peinlich, ihr zu suggerieren, sie könne den mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagten Gutti weit hinter sich lassen, wenn sie sich an die Vorgaben des Bundeswehrverbandes halte. Das Startum ist das Thema dieses Aufrufes (Startum gegen mehr Geld für Ausrüstung) und keineswegs die Frage, was denn die Bundeswehr heutzutage und wo noch soll, ob sie was gelernt habe aus dem unsäglichen Einsatz in Afghanistan, einem kolonialkriegsähnlichen Unternehmen im Sog der Amis. Vielleicht sollte die neue Kriegsministerin das Gemälde „Deutschland – August 1914“ von Friedrich August von Kaulbach, das die SZ heute in ihrer Erst-Weltkriegs-Wochenendbeilage publiziert, mit ihrem Gesicht collagiert Herrn Wüstner zukommen lassen, um sich Respekt zu verschaffen. Ja, diese Wochenenbeilage befasst sich durchgehend mit dem ersten Weltkrieg mit vielen lesenswerten Details. Der einzige Bezug zu heute besteht in einem Westerwelle-Bashing von einem Historiker dafür, dass jener nicht gegen Gaddafi in den Krieg gezogen ist. Übliche SZ-Prokriegseinsatzhaltung. Auch den unsäglichen Afghanistan-Einsatz und dessen regelmässigen, kläglichen Verlängerungen hat die SZ nach Kräften mitherbeigeunkt. Insofern wäre die Befassung mit dem ersten Weltkrieg auch die Chance auf eine Selbstreflexion: wie weit hat die SZ, resp. deren Vorgängerzeitung, zu der euphorischen Stimmung vor dem ersten Weltkrieg auch beigetragen? In der Ausstellung im Gasteig ist ein Bild zu sehen, wie Menschenmassen vor der Vorgänger-Zeitung der SZ, den Münchner Neuesten Nachrichten, in der Sendlinger Strasse auf Neuigkeiten zu diesem Krieg warten. A propos Krieg und Kriegslust: die neue Verteidigungsministerin hat immerhin genügend Kinder, die sie in einen solchen schicken könnte. |
03.01.2014 | Dr. Drohne Leyen meint : Jetzt werden der deutschen Kriegsministerin die einfältigen Sätze, die ihr Einflüsterer für den naiven Antrittsbesuch in Afghanistan zum Auswendiglernen bereitet haben, bereits von der Rüstungslobby um die Ohren gehauen. Dass nämlich die Sicherheit der Soldaten oberste Priorität habe und dass dabei Geld keine Rolle spielen dürfe. Und schon sitzt sie in der Drohnen-Falle. Denn, so die wirre Logik der Rüstungsinteressen weiter, wenn die Soldaten in Afghanistan Todesdrohnen gehabt hätten, dann wäre der Krieg dort nicht verloren gegangen. Zwingender Schluss also, dass die Bundeswehr nichts dringender als Todesdrohnen braucht, sprich bewaffnete Drohnen, die Menschen ohne Risiko für die Mörder, töten können, so wie Obama seine Drohnen das auf den Übungsplätzen in Pakistan, Jemen, Somalia und weissgottnichtwo praktizieren lässt, damit die potentiellen Terrorkonflikte mit hinterhältigem Drohnenterror weiter anheizt, Begründungen für das Drehen an der Rüstungsspirale liefernd. Die Rüstungsindustrie möchte Drohnen verkaufen. Und dazu muss die Kriegsministerin rechtzeitig richtig präpariert werden. Dafür müssen ihr im jungfräulichen Kriegsministerinnendasein die richtigen Sätze in den Mund gelegt werden, für welche sie bald darauf in Haft genommen werden kann. Sie sollte sich vielleicht im Gasteig in München in aller Ruhe die Ausstellung „München im ersten Weltkrieg“ anschauen. Wie leichtsinnig da im Vorfeld über den Krieg geredet worden ist, welche Euphorie erzeugt worden ist. Denn man hatte so gute Kanonen und Maschinengewehre, man hielt sich für unverwundbar. Mit Todesdrohnen fühlen sich Bundeswehr und Kriegsministerin offenbar auch unverwundbar. Wie anno 14 eine fremdenfeindliche Stimmung erzeugt worden ist. Wie selbst Kathi Kobus für eine Spionin gehalten wurde, bloss weil sie etwas Französisches trug. Und wie im Laufe des Krieges die Ernüchterung kam. Wie die Erkenntnis reifte, dass der Krieg nur ein Geschäft für ganz wenige ist. Das sollte sich Frau Dr. Drohne Leyen vielleicht mal durch den Kopf gehen lassen. Wie dumpfhirnig dieser Afghanistan-Einsatz aus purer Angst vor den Amis von der damaligen Bundesregierung und dem Parlament beschlossen worden ist. Nie wieder Krieg. Das hat es auch nach dem Zweiten Weltkrieg geheissen. Dass also für eine deutsche Verteidigungsministerin doch wohl die oberste Überlegung zur Sicherheit der Soldaten die sein muss, ob denn solche hirnlosen Kriegsgänge wie in Afghanistan überhaupt eingegangen werden sollen. Und ob es nicht direkt grotesk wirke, aus einem solchen Fehlengagement Schlüsse auf künftige Rüstung zu ziehen. Der einzig zwingende Schluss daraus ist doch: nie wieder solche Engagements eingehen. Nie wieder Menschen töten, die Deutschland nicht angegriffen haben. Auch nicht mit Todesdrohnen. Oder dann soll uns die Ministerin doch endlich sagen, wo sie selbige einsetzen will, in welche weiteren unkalkulierbaren Abenteuer sie ihre Soldaten schicken will. Oder will sie die Drohnen einsetzen gegen die eigene Regierung, die gerade dabei ist, den Rentnern die ihnen zustehende Rentenerhöhung zu klauen, gegen asoziale Steuerhinterzieher und Steuerflüchtlinge, gegen Euroaussauger und Ersparnisschrumpfer, gegen skrupellose Banker, die alle den Frieden im Lande mehr gefährden als irgend ein Nomade vom Hindukusch? |
02.01.2014 | Wa HLK Ampf meint : Noch ist die Bundesregierung, allen voran die Kanzlerin, mit ihrer Bestürzung über den tragischen Skiunfall des Nationalhelden und Steuerflüchtlings Sch. absorbiert (wobei die aktuelle Legendenbildung zur Tragiksteigerung stündlich beiträgt, indem sie inzwischen von einem Überschlag in Zeitlupentempo auf einen Felsen abseits der markierten Pisten wegen christlicher Samaritertätigkeit an einem Skifahrerkameraden ausgeht), noch ist also die Bundesregierung in einer Art Schockstarre, da tobt in München schon munter der Plakatständer-Wahlkampf. Denn am 16. März, in gerade mal 10 Wochen, sind die bayerischen Kommunalwahlen. In München geht es um die Nachfolge von Sonnenkönig Ude, der eine lange, goldene Ära lang im Jahresrhythmus oder schneller neue U-Bahn-Linien, neue Strassenbahnlinien, neue Buslinien mit starken PR-Fotos eröffnete. Darunter dürften, wie jetzt nach und nach an den Tag kommt, allerdings andere Objekte zu kurz gekommen sein, Dinge, die nicht so schöne Fotos versprachen: das Pflegen des Erbes der Olympiade von 1972, das Fithalten von Kliniken und Schulen, die Schaffung preiswerten Wohnraumes. Da kommt einiges auf seine potentiellen Erben zu. Was erzählen uns nun die Plakate? Die Grüne Sabine Nallinger, die hat ein Gesicht und ein Thema, ein Ziel, eine Vision für München. Die will München zur grünsten Metropole Europas machen. Das scheint attraktives Gegenprogramm gegen die dümmliche Winterolympiaden-Bewerbung, der das Volk vor wenigen Wochen mit grosser Mehrheit einen Fusstritt verpasst hat (und damit auch dem korrupten IOC und all jenen in München, die davor in die Knie gehen wollten). Grünste Metropole Europas, das ist ein attraktives Programm, das verspricht Bewegung in der Stadt. Dann ist da der Rote Dieter Reiter, wenn er sich wenigstens trauen würde, sich „Roter Reiter“ zu nennen. Er ist ein Schattengewächs aus dem Soloreich seines Vorgängers, der keine Lust hatte, einen gescheiten Nachfolger aufzubauen. Dieser (nicht rote) Reiter weiss nicht recht, wo hinschauen auf dem Plakat, färbt es in Goldbronze ein, wie wir als Kinder vor Weihnachten Nüsse und Tannzapfen eingefärbt hatten. Nur ist leider Weihnachten vorbei. Und der Slogan, München solle München bleiben, deutet vor allem auf Stillstand hin. Bleibt noch der Schwarze Josef Schmid, der sich nicht einmal zu seiner Parteifarbe bekennen mag und der jetzt sogar Werbung auf Facebook schaltet; da taucht dieser Fremdling mitten unter den Weihnachtsbotschaften der eigenen Freunde auf, es ist als wolle er einem an die Unterwäsche, igitt: ein klares Beispiel für Werbung als Rohrkrepierer. Und wenn er die Stadt so führen wird, wie er seine Teilnahme am Seifenkistenrennen am Gebsattel letztes Jahr vorbereitet hat, dann gute Nacht München, dann wird München ein Eldorado für Sanitäter und Seifenkistenunfallpersonal. Da hat es dieser Josef Schmid hingenommen, dass für ein PR-Foto an der Startrampe sein Bub mitten auf der Rennstrecke aus dem nicht mehr beherrschten Fahrzeug auf den harten Teer geschleudert und mit Schrammen übersät wurde. Der Bub muss das geahnt haben. Denn schon beim tollen PR-Foto auf der Startrampe schaute er unglücklich drein, spürte, dass er für den Ehrgeiz des Papas missbraucht würde, so dass Papa ihm zwischen geschlossenen Lippen ganz bös zuzischte, er müsse lächeln für das Foto. Lächeln Leute, lächeln - wenn's nicht so lächerlich wäre. |
01.01.2014 | Anne meint : und die Pfründenjagd, die jetzt wieder einsetzt, nicht zu vergessen! |
01.01.2014 | Und Ein Ruck Gemeinsam meint : Und ein Ruck ging durchs Land. Gemeinsam. Zehn, Neun, Acht, Sieben, Sechs, Fünf, Vier, Drei, Zwei, Eins. Und Ruck. Und Ruck. Und Ruck. Und Gemeinsam haben wir es geschafft. Gemeinsam haben 80 Millionen Bundesbürger unterstützt von 100 Millionen Euro Feuerwerk es geschafft, die grosse Tat geschafft, die Zahl geschafft, die Drei in der Jahreszahl auf eine Vier in der Jahreszahl hingeruckt, hingeruckelt, den neuen Jahreszacken eingerastet, pünktlich, präzise, geplant und vorhersehbar. Trotzdem war weltweit ein grosses Bangen und Erwarten, ob es auch diesmal wieder gelingen würde, ob der gigantischer Effort, dieser schwierige Zahleneffort einmal mehr gelingen würde, ob er von Erfolg gekrönt sein würde, ob wir nicht vielleicht doch in der Vergangenheit stecken bleiben würden, ob sich vielleicht gar nichts ändern würde. Aber es ist gelungen, das kann man heute zufrieden sagen, zufrieden das neue Jahr besichtigen, es wirkt alles so anders, so neu, so friedlich, der Blick aus dem Fenster auf die ersten 2014-Sonnenstrahlen wirkt wie verklärt. Noch erholt sich die Welt vom grossen Kraftakt. Noch liegt sie ruhig, unwichtig, ob disparat und gespalten in Arm und Reich, in Gut und Böse, erschöpft von der übermenschlichen Anstrengung. Allerdings dürfte so viel Gemeinsamkeit nie wieder sein in 2014. Jetzt müssen die Kräfte geschont werden für den nächsten Ruck in zwölf Monaten. Den Kalender dann wieder ein Jahr weiterzuschieben. Es ist vollbracht. Es ist einmal mehr gelungen. Im Nebel der Geschichte gelungen. Ungeahnte Kräfte der Gemeinsamkeit, des gemeinsamen Zieles. Jetzt darf ein Jahr lang wieder ein Jeder vor sich hin werkeln, ein Jeder vor sich hin smsen, vor sich hin grübeln, vor sich hin brüten, ein Jeder seine Ziele gegen die Gemeinsamkeit verfolgen, jeder versuchen, aus dem Allgemeingut möglichst viel für sich zu ergattern, aus dem Jahr möglichst viel für sich zu raffen, zu greifen. Draghi darf weiter seinen Euro aufblasen und die Sparer abkassieren. Pump. Pump. Pump bis er platzt. Jetzt darf sich die Veranstaltung mit dem Schauderbegriff GroKo im Lande fett ernähren und breitmachen und jeder diese Abkürzung nach seinem Gusto interpretieren: Grosse Kohorte, Grosse Kollision, Grosse Kollusion, Grosse Konfrontation, Grosser Kollateralschaden, Grosses Koma, grosse Komik oder gar grosser Kollaps. Noch liegt dieses neue Jahr gerade ein paar Stunden alt wie ein süsses Baby oder wie ein schlummernder Riese da. Nur ja nicht es oder ihn aufschrecken. Aber das Schöne an diesem Riesen, an diesem Jahr, an diesem unbeschriebenen Blatt, an diesem noch kaum schuldigen Baby ist, dass es ein „Es“ ist. „Es“ wird so und so. „Es“ wird das und das tun. „Es“ wird handeln. „Es“ wird ungerecht sein. „Es“ wird brutal sein. „Es“ wird Glück oder Pech bringen. „Es“ wird die Menschen verändern und älter werden lassen. „Es“ wird rücksichtslos sein. „Es“ wird egoistisch sein. Handeln, und zwar gemeinsam und miteinander, werden die Menschen dann erst wieder in einem Jahr, am 31. 12. 2014. Dann heisst es kurz vor Mitternacht wieder Zehn, Neun, Acht, Sieben, Sechs, Fünf, Vier, Drei, Zwei, Eins – und Ruck und Ruck und Ruck. |
31.12.2013 | Sch. Umi meint : Jetzt ist das Jahr umi und der Schumi vielleicht auch. Aus allen Rohren und Kanälen bläst uns der Medienmoloch das bisschen Gehirnmasse eines Steuerflüchtlings um die Ohren und Augen und Gemüter. Dem ist nicht zu entkommen. Empathiezwang. Bestürzungszwang. Ausserordentlicher Bestürzungszwang gar. Ein Nationalheld abseits der präparierten Pisten auf verhängnisvollem Neuschnee auf Fels geknallt (erfahrenes Klinikpersonal hatte übrigens genau für diesen Tag eine Häufung solcher Unfälle vorausgesagt). Wie das News-Vakuum zwischen den Jahren mit Urgewalt sich dieses Krankenstandes bemächtigt und ihn verbreitet. Medienlektion über Schädel-Hirn-Trauma und was die Folgen eines gespaltenen Helmes sein können. Wir sind alle geschockt. Weil wir uns eine heile Welt zwischen den Jahren gewünscht haben. Weil wir uns das vergangene Jahr schön rechnen und das künftige Jahr leicht ausmalen wollten. Da kommt dieser tragische Unfall dazwischen und lässt keine News neben sich gelten. Selbst das erste Blut auf Sotchi muss in die zweite Reihe treten. Warum uns dieser Unfall so beschäftigt? Warum die Medien damit sozusagen in eine 100prozentige Marktlücke stossen, teils mit Extraausgaben? Es dürfte kaum der Unfall selbst gewesen sein, denn der ist Action und nicht exakt bezeugt. Faszinierender dürften die Statements der Ärzte sein. Und die Prominenz des Opfers. Und vor allem der ungewisse Zustand. Ein Schumi ist als Nationalheld sozusagen Allgemeingut. Das ist die Eigenschaft von Helden. Und was die Ärzte über dessen Zustand sagen, ist nun so ziemlich nichtssagend. Sie könnten genau so gut aus dem Kaffeesatz lesen. Eigentlich können sie gar nichts sagen. Sie können dem Gehirn Erleichterung verschaffen. Das ist vielleicht das tiefer Bedeutsame an diesem Unfall. Dass die Menschen in einen Zustand von Hoffen und Bangen versetzt und mit Ungewissheit über Leben und Tod konfrontiert werden. Man kommt sich vor wie bei einer Analyse des Zustandes des Euro. Lebt er noch oder ist er schon tot? Wird er sich wieder erholen oder wird er abserbeln? Es ist das adäquate Bild für den Zustand des Euro. Auch hier sind die Aussagen widersprüchlich. Lauter gute Vorzeichen sieht die deutsche Wirtschaft. Aber es gibt auch andere Töne. Und warum giftet Draghi so massiv gegen jede Diplomatie gegen die Deutschen? Wenn sein Blow-Job so funktionieren würde, wie er sich das gewünscht hätte, könnte er doch cool bleiben. Aber auch er dürfte inzwischen eingesehen haben, dass das von ihm aufgeblasene Geld nicht den Weg geht, den es gehen sollte, dass es zwar wie ein Luftkissen kurzfristig den Zusammenbruch des Systems verhindert hat, dass es aber jetzt nicht den mühsamen Weg zu politischer Restrukturierung und wirtschaftlicher Konsolidierung bereitet, sondern dass beachtliche Mengen seines verdünnten Geldes den Weg des geringsten Widerstandes und der grössten Spekulation in neue Kasinos beschreiten, in Börsen- und Immobilienblasen sich verlustieren. Zur Kasse gebeten werden die Sparer. Insofern sind sie Betroffene. Und insofern ist die Reaktion der Betroffenheit erklärbar. Spiegelung abgrundtiefer Ungewissheit, das erzählt uns die Schumi-Story, deshalb bewegt sie uns so stark. |
30.12.2013 | F. Liegen meint : Fliegst Du gerne? Bist du schon mal geflogen? Ich war schon in Athen. In Düsseldorf. In Valencia. Gibt es Valencia noch? Gibt es Athen noch? Amsterdam. Helsinki. Warst du schon mal in Helsinki? Warst Du schon mal in Malta? München, Dublin. In Lissabon war ich noch nicht. In Prag noch nicht. Jetzt bin ich schon so viel mal geflogen. Ist immer gut abgelaufen. Wer Uhren aus Katar einschmuggelt, der fliegt. Fliegst du gerne? Wer Geld in der Schweiz vor dem deutschen Fiskus versteckt, der fliegt. Fliegst Du gerne? Bist Du schon mal nach Sofia geflogen? Nach Bukarest? Fliegen ist schön. Jetzt bin ich schon so oft geflogen. Und wieder ist ein Flugzeug abgestürzt. Schon so viele Flugzeuge sind abgestürzt. Nach Wien geflogen. Bist Du schon nach Wien geflogen? Nach Kopenhagen? Ich war noch nie in Brüssel. Noch nie nach Paris geflogen. Bist Du schon nach Toronto geflogen? Toronto ist auch schön. Wer diskriminiert, der fliegt. Habe ich schon gefragt, ob du gerne fliegst? Habe ich Sie schon gefragt, ob Sie gerne fliegen? Sind Sie schon mal geflogen? Sind Sie gerne geflogen? Gibt es die Stadt noch, wo Sie hingeflogen sind? Jetzt bin ich schon zwölfmal geflogen. Au, der fliegt auch nicht gerne. Bist du noch nie geflogen? Warum nicht? Fliegen ist schön. Ist auch wieder gut abgelaufen. Helikopter geflogen. Hubschrauber. Ist auch gut abgelaufen. Wir haben fast das Flugzeug verpasst. Da sind wir irre lang geflogen. Drei Stunden. Ist nicht abgestürzt. Ist Kairo weit zum Fliegen? Tunis, San Francisco? Oh, wenn ich mal nach Amerika fliege. Soll ich nach Amerika fliegen? Bist Du schon nach Amerika geflogen? Wie, wenn ich immer wieder fliege? Und nie abstürze? Hat es die Menschen alle gegeben, die abgestürzt sind? Haben die gelebt? Hat es die wirklich gegeben? So viele Menschen sind schon geflogen. Wird es immer Flugzeuge geben? Wird es immer Menschen geben? Wird es in 2014 noch Menschen geben? Sterben die Menschen aus? Können die Menschen, so lange es sie gibt, fliegen? Sind alle Menschen schon geflogen? Gell, das Fliegen kommt immer wieder. Und schon wieder ist ein Flugzeug abgestürzt. Jetzt habe ich so lange über das Fliegen geredet. Fliegen ist schön. Ich bin schon so oft geflogen. zwölfmal geflogen. Ist immer gut abgelaufen. Ich habe die Stewardess gefragt, ob sie gerne fliegt. Manche Leute fliegen gerne. Jetzt habe ich schon so viele Leute getroffen, die nicht gerne fliegen. Darf man die Leute fragen, ob sie gerne fliegen, ob sie schon mal geflogen sind? Ein Mann ist ganz sauer geworden, als ich ihn gefragt habe, ob er gerne fliegt. Der war schon mal in Helsinki. |
29.12.2013 | St. Reunen meint : Jetzt streunen sie wieder in kleineren und grösseren, aufgeräumten, gut gelaunten Gruppen vielsprachig durch die City in der aufgeregten Erwartung, dass übermorgen punkt Mitternacht sich Besonderes, Geschichtliches, Wichtiges tun werde, der Sprung ins Jahr 40 nach Orwell. Vor lauter Fixiertheit übersehen sie die kleinen Hinweise auf anderes, auf Düsteres, die offenbar immer wieder systematisch aus dem Gehweg in der Sendlinger Strasse herausgeklaubten kleinen Pflastersteine, der so hübsch münchnerisch dekorativen Querbänder der Bürgersteige und welche gut in eine Wurfhand passen würden; Hinweise auf Bedrohliches? – Hinweis auf die in München verbotenen Stolpersteine? – massives Interesse von irgendwem am Verschwinden der kleinteiligen Querbänder auf den Gehwegen? Im Strassenbaureferat scheint ein Bewusstsein dafür vorhanden zu sein. In der neu erstellten Fussgängerzone in der Sendlinger Strasse sind diese Bänder verschwunden, haben Grobklotzigem ganz unmünchnerisch Platz gemacht. München bleibt eben nicht wie es ist. Da mögen die Wahlplakate anderes erzählen. Sowieso muss Wichtiges nicht unbedingt nur übermorgen um Mitternacht passieren. Das Kinoprogramm im Neuen Jahr fängt erst später an. Fängt europäisch an mit „Imagine“, einem Lissabon-Film und über denen schwebt gerne der Geist des immer noch aktiven, über hundertjährigen Manuel de Oliveira; europäisch auch mit den britischen „Street Dance Kids – Gemeinsam sind wir Stars“, mehr Staatsbürgerkunde denn Tanzsensationshascherei. Europäisch und centennial, in Jahrhunderten denkend „Das Geheimnis der Bäume“ oder von der Widerstandskraft des Urwaldes. Die Amis versuchen mit dem „erstaunlichen Leben des Walter Mitty“ unser Interesse zu wecken. Aber das war erst der Anfang, schon eine Woche später stimmt Robert Redford dunkle Akkorde an mit „All is Lost“, während „Dancing in Jaffa“ einen haltungsvollen Lichtblick in die chronische Hoffnungslosigkeit von NahOst bringt. Eine Woche später darf eingespeichelt werden auf den Kinoschmaus „The Wolf of Wall Street“, der einen neuen Höhepunkt in der kreativen Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio verspricht. Aber da es immer mehr und immer häufiger sklavische Sperrtermine für die Presse gibt, also befristete Rede- und Schreibverbote über Filme, die zwar schon gesehen werden durften, aber noch nicht im Kino sind, so soll über „12 Years a Slave“ nicht mehr verraten werden, als dass es sich um die Verfilmung einer schmerzhaften Biographie handelt von einem angesehenen amerikanischen Bürger und Musiker Mitte des 19. Jahrhunderts, der in die Sklaverei entführt wurde, die Illegal Renditions lassen grüssen, während der amerikanische Indie „Nebraska“, mittels eines schrägen Demenz-Roadtrips dem amerikanischen Traum, und wenn es auch nur der eines Lottogewinnes ist, attraktiv nachhängt. Einen heftigen Einblick in Chinas Innenleben gewährt dagegen der Spielfilm in vier Episoden „A Touch of Sin“. Ferner steht im Januar noch „Der Blinde Fleck“ auf dem Programm, merkwürdigerweise mit einer Sperrfrist versehen, obwohl er doch schon auf dem Münchner Filmfest gezeigt worden ist, ein hochbrisanter Film und ein deutscher dazu, denn das Oktoberfestattentat wurde mit Hilfe des Verfassungsschutzes erst möglich! Auch am letzten Januartag lockt das Kino mit neuen Filmen. „Mandela“ zeichnet eindrucksvoll den Lebensweg des eben verstorbenen, südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers nach und die Schweiz macht sich wieder einmal bemerkbar mit gleich zwei sehenswerten Dokumentarfilmen „Der Imker“ und „Argerich“, die eine extreme gesellschaftliche Spanne abdecken, vom Immigrantenschicksal eines syrischen Flüchtlings und Imkers bis zum Migrantenschicksal einer weltberühmten Konzertpianistin, Martha Argerich. Und der deutsche Nah-am-Doku-Spielfilm „Staudamm“ wirft einen die Betroffenheits- und Schuldzuweisungsklippe intelligent umschiffenden Blick auf einen Amoklauf im Schwäbischen. Mit dem Kino fängt 2014 erst so richtig an. |
28.12.2013 | App Ape Age meint : Das App-Affen-Alter. Das Jahr 2014 wird definitiv das App-Affen-Alter einläuten. Es wird wieder jede Menge neuer App-Erfinder-Millionäre geben. Apps, das ist Verlust alter Kulturtechnik durch Installation einer neuen, das ist Substitution von Urteilskraft durch Schwapp-Intelligenz, eine Mischung aus App und Schwarm. Die gebeugte Haltung des Menschen wird sich verstärken. Dem App zugeneigt, der Welt abgewandt, den offenen Blick nach unten gewandt, die reale Umgebung nicht mehr wahrnehmen könnend. Verlust der realen Wahrnehmung. Verlust des eigenen Urteils, Rückentwicklung von Urteilskraft. Es gibt die Apps für alle Lebenssituationen. Ob das Essen schmeckt wird dem App und nicht der Zunge entnommen. Casting-Apps, ob ein Schauspieler was taugt, wird dem App entnommen. Ob ein Fernsehfilm was taugt, wird dem App entnommen. Das App sagt uns, wo es lang geht, das App sagt uns, ob etwas etwas taugt, das App sagt uns, wer wie wichtig ist, das App sagt uns, wo ein Loch in der Strasse ist. Aber nicht in jeder Strasse ist jedes Loch schon über ein App kartographiert. Die Apps, die sind ein mechanisch-elektronischer IT-Versuch der Konstruktion und Rekonstruktion der Leibnizschen Monaden: in der kleinsten Einheit ist alles bereits enthalten; dagegen sind Apps allerdings vorsintflutliche Bulldozer, grob und weit entfernt vom Wissen um den Allzusammenhang. Am Film „Der Medicus“ ist vor allem seine Voraussetzung interessant, nämlich der Verlust von Kulturtechniken im Mittelalter, hier speziell von Heilwissen und Heiltechniken. Wobei unklar bleibt, welcher Fortschritt an die Stelle des verloren gegangenen Wissens getreten ist. Verlust von Kulturtechniken und kulturellem Wissen durch Apps. Darauf sollten sich die Menschen sensibilisieren. Auf die Behindertheit und Beschränktheit dieser App-Technik. Immer die Frage, was ersetzen sie, was verdrängen sie, wie weit sind sie Manipulation, wie weit geht es bei den Apps auch nur um Kanalisierung von Käuferströmen, um Banalisierung von Urteilskraft und Intelligenz. Um den Verlust von Abenteuer und dadurch Wachheit auf dem Weg durchs Leben. Alles den Wegweisern der Apps in Richtung Glück nach. Wer sein Leben nach den Apps richtet, ist glücklich und macht die App-Erfinder und die App-Profiteure glücklich. Die Profiteure des Verlusts von Kulturtechniken. Die Apps sind grobklotzige Monaden, die vom Sein der Dinge keine Ahnung haben. Die auf ein paar Hindernisse auf dem Weg, auf Vereinfachungen oder Abkürzungen aufmerksam machen können bestenfalls, die aber vom Allzusammenhang keine Ahnung haben. Im Film „Imagine“, der demnächst ins Kino kommt, geht es auch um eine Auseinandersetzung um Kulturtechniken. Das Fahrrad im Hof kann der Vertreter, der „Hörtechnik“ für Blinde zwar „sehen“, aber die Grube auf dem Weg dorthin nicht. Da wären Apps eventuell hilfreich. Oder der Blindenstock. Aber auch Blinde mit dem Stock können vor einen Zug laufen. Oder vor ein Auto. Apps sind nichts anderes als solche beschränkten Hilfsmittel für kulturell Blinde. Wobei Apps als solche aus dem Menschen noch nicht unbedingt einen Affen machen müssen. Es kommt freilich auf den Gebrauch an. Andererseits wollen die Apps, so weit sie Geschäftsinteressen dienen, den Menschen abhängig machen, seine Wahrnehmung auf kleinste Interessen reduzieren und abstumpfen. Das dürfte die dominante Entwicklung um die Apps im Jahre 2014 sein. Lasst uns in 365 Tagen wieder drüber reden. Wie weit dank der Apps andere Kulturtechniken in diesem neuen Jahr erfolgreich zurückgebildet werden. The upcoming Age of Appiism. |
27.12.2013 | Street Words XXXII meint : Es geht jetzt wieder besser, es ist vier Wochen her. Ja eben, noch 'n trauriger Film. Ich hab vorsichtshalber Batterien und Kopfhörer eingesteckt. Mei, der schläft ja ganz schö, der Aufzug. Ich muss ja auch nicht zum Schwimmen fahren. Man muss mit 93 jeden Unfug noch geniessen. Und ich bin ein gläubiger Mensch, aber für die Kirche geb ich keinen Pfennig aus. Und ich sag, wenn sie schon da sind, wenn sie flüchten, die sind arm dran. Oh, ist das schwer, haben Sie eine Leiche drinnen? Das schlägt ein wie eine Bombe. Gilt der Krampf uns? Und wir beide dann und setzen denen eine Frist. Nein, wir müssen in Fahrtrichtung nach Süden. Una bella cosa. Ja, und ich habe die FAZ gelesen, jeden Morgen. Da drüben ist so ein irrer Taschenlampenladen, da drüben an der Ecke. Das ist halt auch eine Anstandsfrage. Es ist letztlich eine Frage der Überzeugung. Nee, der is in München, der hat ne Kanzlei hier. Wir kennen eine sehr nette Tierärztin, die sogar ins Haus kommt und wenig berechnet. Und dann gibt’s keine Handys mehr und dann kommt was Neues und das lern ich dann. Ich will nicht zu martialisch in dieses jüdische Viertel gehen. Und da is der Schweinsteiger bei dem Länderspiel a ned dabei. I mag mit dene gar ned diskutiere, weil die nix in der Birne haben. Wollt ich grad sagen. Hier ist dreckig. Die macht halt Witze über sich selbst, das finde ich so geil. Ein Bauch, mehrere Bäuche, ein Schlauch, mehrere Schläuche, ein Lauch, mehrere... Südtirol gehört normalerweise zu Italien. „It's all part of the experience – André Broenimann 2013“. Wie lange, denkt Ihr, brauchen Pouletschenkel im Ofen? Ok, die Geschichte dazu! Das heisst, das sind zwei abgetrennte Räume. Obwohl dem Essen, dem trau ich nicht. Alles aller Rückwärtsgang jetzt hier. Aber seitdem ich nicht mehr mit Papier fotografiere, fotografiere ich fast überhaupt nicht mehr. Du hast no 5 Euro und i hab a no a bissl was Zerquetschtes, des kriagn ma scho hi. Die totale Feierlichkeit, da musst du halt mal bis 4 Uhr stehen und was machen. Nimm mal dein Leben in die Hand.
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26.12.2013 | Fe Iert AG meint : Feiertag heisst nicht auf das Denken verzichten. Feiertag heisst vielleicht loslassen. Sich auch einem Gottesdienst, einer Meditation, einer Musik, der Leere, der Fülle hingeben. Aber es heisst nicht, das Denken abschalten. Im Gegenteil. Vor lauter Betriebsamkeit kommt das Denken im Alltag oft zu kurz. Eigentlich schauderhaft, eigentlich gruslig. Das, worauf es ankommt, das kommt generell und normalerweise zu kurz und selbst am Feiertag wollen irrtümlicherweise viele darauf verzichten. Dabei wäre der Feiertag die ideale Verschnaufpause, innezuhalten, seine Taten Revue passieren lassen, seine Handlungen. Ist es wirklich das A und das O, was wir hier mit der GroKo eingehen? Sollten wir nicht vielleicht trotzdem einen Blick in die weitere Zukunft riskieren? Ob unsere heutigen Handlungen und Entschlüsse auch im Hinblick darauf so sinnig sind? Sind die Wähler wirklich so doof, dass sie nur mit kurzfristigen Zückerchen zufriedenzustellen sind? Dass ihnen nicht eine längerfristige Perspektive für allseitige Prosperität, also auch für ihre eigene, vermittelt werden kann? Überhaupt, weiter gedacht, ist die Menschheit mit ihren aktuellen Möglichkeiten nicht so nah dran, wie nie, auf Erden ein friedliches Paradies für alle Menschen zu schaffen? Wie würde das genau aussehen? Denn die Entwicklung wäre sicher nicht zu Ende, die technische Entwicklung, die wirtschaftliche, die ökologische. Also feines, einwandfreies Essen für alle. Kleidung, ohne dass jemand dafür ausgebeutet worden wäre. Wohnung, die individuell ist, gut geheizt werden kann und bezahlbar ist. Friede am Arbeitsplatz, Freundlichkeit, kein Mobbing. Oder wird das nie sein? Wird das Paradies nie sein? Kann der Mensch das Paradies nur komplementär zu Hölle denken, braucht die also auch dazu? Wäre das Paradies bewusstlose Aufgehobenheit in der Gegensatzlosgikeit, in der Wettbewerbslosigkeit, in der Konkurrenzlosigkeit, jenseits von Streit und Krieg? Theoretisch könnte bald schon das Paradies auf Erden sein, ohne Kriege, ohne Unterdrückung, ohne Lug und Trug, ohne Ausbeutung. Aber vermutlich werden sich die Menschen immer im Wege stehen. Es wird immer diejenigen armen Tröpfe geben, die glauben sie müssen andauernd Beweise beischaffen, dass sie geliebt werden, dass sie berühmt sind, dass sie unentbehrlich sind, dass sie mächtig sind. Menschen, die keinen inneren Frieden finden können, wenn sie nicht Aufmerksamkeit erzeugen, wenn sie nicht die Medien, den Applaus, den grossen Bahnhof um sich haben. Menschen mit Anerkennungsdefiziten, die sie mit grösster Energie auszugleichen versuchen, indem sie mit allen Mitteln eine Karriere anstreben, alles dafür, meist auch das Liebesglück, hintanstellen, um berühmt zu werden, ein Star, ein Minister. Menschen, denen es gar nicht um die Sache geht. Für die die Sache, offiziell immer eine des Gemeinwohls, sowieso nur Vorwand ist. Aber vielleicht wird sich die Menschheit trotz oder wegen oder unabhängig vom technisch-wirtschaftlichen Fortschritt auch in der Persönlichkeitsbildung weiterentwickeln, dass wieder weitsichtigere, klügere, weiser Menschen an die Macht kommen, die sie eigentlich gar nicht bräuchten? |
25.12.2013 | Frohe Weihnachten meint : Frohes Fest. Frohe Feiertage. Frohe Weihnachten. Frohes Feiern. Frohe Botschaft. Frohe Locken. Frohes Frohlocken. Frohes Fräulein Jungfrau zart. Froher Tannenbaum. Frohe Mienen. Frohe Familien. Frohe Minenfelder. Frohe Kerzen. Frohe Tannenzweige. Frohes Schenken. Froher Rentendiebstahl. Frohes Regieren. Frohe Gebührenreform. Froher Kampf aller gegen alle. Frohe Reinigung. Frohe Säuberung. Frohes Diskriminieren. Frohe Federboa. Frohe Zivilisation. Froher Götterfunken. Frohe Botschaft. Froher Scheiterhaufen. Frohes Resümieren. Frohes Spekulieren. Froher Euro-Blow-Job. Frohes Draghisieren. Frohes Schlemmen. Frohes Gedränge im Darm. Frohe Oktern. Frohlympiade. Frohes Filmen. Frohes Filmfördern. Frohes Schleimen. Frohes Heucheln. Frohes Dampfnudeln. Frohes Geldverbuddeln. Frohes Horchen. Frohes Infoabsaugen. Frohes Ausspionieren. Frohe Ortsumgehung. Frohes Klippenmeistern. Frohes Nasebohren. Frohes Schiefergasfracking. Frohes Fracksausen. Frohen Energieumbau. Frohe Lastenverteilung. Frohe Gerechtigkeit. Frohes Untertanentum. Frohe Naturen. Frohes Frustrieren. Frohes Bibelstudieren. Frohen Bruderzwist. Frohes Kainen und Abeln. Frohes Erbsenzählen. Frohes Erbstreiten. Frohes Rechthaben. Frohe Gabe. Frohe, rohe Gaben. Frohes Keimen und Reimen. Frohes Deuteln. Frohes Beuteln. Frohes Frösteln. Frohes Frostbeulen. Frohes Herzerwärmen. Frohes Mitleiden mit den Flüchtlingen. Frohes Eurosur und frohes Frontex. Frohes Frotzeln. Frohes Frönen. Frohes Zudröhnen. Frohes Verpatzen. Frohes Kollabieren. Frohes Exemplifizieren. Frohes Patentieren der Fröhlichkeit. Frohes Reglementieren der Fröhlichkeit. Frohes Stählen der Fröhlichkeit. Frohes Fermentieren der Fröhlichkeit. Frohes Fröhlichkeitsbashing. Frohes Fröhlichkeitstraining. Frohen Weitsprung. Frohes Hypnotisieren. Frohes Verführen. Frohe Turbulenzen. Frohes Knoten-English. Frohe Hotline. Frohes Einsam- und doch Gesellligsein. Frohes Schienbein. Frohe Trichine. Frohes Zwietrachten. Frohes Paketeverfrachten. Frohes Nallingern, frohes Reitern, frohes Schmiden, frohes OB-Kandidieren. Frohes Seifenkistenrennen. Frohes Riestern. Frohes Priestern. Frohes GroKollern. Frohes Mindestlöhnen. Frohes Sprinklern. Frohes Evangelisieren. Frohes Marginalisieren. Frohes Kuscheln. Frohes Nuscheln. Frohen Froheinsatz. |
24.12.2013 | 43 Journalisten meint : 43 Journalisten hat die neue, deutsche Kriegsministerin auf ihren kurzen Vorweihnachtstrip nach Afghanistan mitgenommen. Das drückt eindeutig aus, dass sie möchte, dass Deutschland sich mit ihr und ihren Taten beschäftige, mit diesem Ausflug beschäftige. Das kann sie gerne haben. Nun ist allerdings nicht zu erwarten, dass eine militärfremde Person sich innert fünf Tagen in ein so anspruchsvolles Ministeramt eingearbeitet hat und bereits Grundsätzliches und Diskutierenswertes zur Lage der Armee im Allgemeinen und zur Lage in Afghanistan im Speziellen zu sagen hätte. So bleiben berichtenswerte Banalitäten nebst den üblichen Propagandatexten wie segensreich doch dieser mörderische Einsatz gewesen sei. Das Land erfährt beispielsweise, dass die neue Pallas Athene der Bundesrepublik so selbstständig Frau sei, dass sie sich ihre Frühstückssemmel sich einreihend in die Selbstbedienungskolonne eigenhändig holt und diese ohne Butter in den Mund steckt und kaut wie sie Stunden später das heuchlerische Wort von den „Gefallenen“ in den Mund stecken und sicher nicht kauen, sondern gleich runterschlucken wird. Denn das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit. Und das erste Kind des Krieges ist die Propaganda. Die Kriegsministerin auf Kriegspropaganda-Ausflug ins Kriegsgebiet. Denn die Bundesrepublik befindet sich bekanntlich immer noch im Krieg, das die frohe Botschaft, kurz vor Weihnachten. Als gelehrige Schülerin ihres mit Pauken und Trompeten gestrauchelten Vorvorgängers, der die Armee zur persönlichen PR missbraucht hat, kommt sie einem vor. Da allerdings, was eine Kriegsministerin auf ihr Frühstückstablett packt, nun doch nicht die Mitreise einer halben Kohorte von Journalisten rechtfertigt, so wird sie sich vollkommen ungezwungen im Beisein der Masse von Medien mit dem einfachen Fussvolk, dem Kanonenfutter gewissermassen, unterhalten und fragen, wie das denn so sei heutzutage als Kanonenfutter, besser als potentielles Sprengminenopfer im Krieg zu sein und wie es sei, da die Bundesrepublik im Windschatten der amerikanischen Neocons und ihrer kriegerischen post-9/11-Exzesse auch das präventive Töten das erste Mal seit Hitler wieder gelernt und praktiziert habe, wie das denn so sei, wenn man einen Todesschuss auf einen Menschen abgebe, von dem man nicht mal wisse, ob er überhaupt ein Feind und ein Kämpfer sei. Wie das Feeling sei, wenn man unschuldige Zivilisten durch Beizug von Luftunterstützung tödlich bombardieren lasse. Und sie wird sicher versprechen, dass sie sich wie eine liebende Familienmutter fürsorglich um die Soldaten mit posttraumatischen Störungen kümmern werde. Da solche Gespräche erwartungsgemäss nicht stattgefunden haben dürften, so muss der Pressetross sich damit beschäftigen, was die Kriegsministerin für den Frontbesuch anzieht, wie viel Zeit sie sich vor dem Ausflug für die Entscheidung über ihre Kriegskostümierung genommen hat oder wie sie die Offiziersgrade paukt, von denen sie Null Ahnung hat. Das sind nun alles Dinge, die die deutsche Öffentlichkeit dringend wissen muss. Wobei sie brennender daran interessiert wäre, wie es denn nun mit den Todesdrohnen weiter gehe; ob diese hinterhältigen Mordinstrumente immer noch angeschafft werden sollen und vor allem für welchen absehbaren oder eventuellen Krieg? Stattdessen kommen wie bei einer Übersetzungsmaschine die Einflüsterungen aus dem Ministerium aus dem Munde der Ministerin, dass die Soldaten eine sichere Ausrüstung brauchen, ein Allgemeinplatz, der sich allein schon aus dem Pflichtenheft der Verteidigungsministerin ergibt. Allerdings hätte spätestens da wenigstens einer der Journalisten nachhaken können, wie das zu interpretieren sei, ob das die unverblümte Forderung nach Erhöhung des Rüstungsetats sei oder die unumstössliche Ansage, man werde die Kriegseinsätze reduzieren. Egal, wahrscheinlich war der ganze Überraschungstrip sowieso nur ein Schachzug von Merkel/Gabriel/Seehofer, weil die um die unverholene Mediengeilheit ihrer neuen Kriegsministerin wissen, um davon abzulenken, dass das Bundestrio in der Zwischenzeit den Rentnern ihre ihnen zustehende Rentenerhöhung von 2014 bereits und, zwar auf illegalem Wege, abstaubt. |
23.12.2013 | Luk Ashaus meint : Weihnachtsspiel mit Politpower im Lukashaus in Grabs bei Buchs in der Schweiz. Der sensibel mit Hackbrett und Klavier orchestrierte Schülerchor von Philipp Schär singt „We wish you a merry Christmas“. Das Weihnachtsspiel ist zu Ende. Mächtig brandet der Applaus auf im bis zum letzten Platz gefüllten Saal. Der Vorhang öffnet sich. Die Darsteller treten zur Rampe vor. Sie verbeugen sich. Einmal. Und nochmal. Sie wollen abgehen. Da tritt der Geschäftsführer der Einrichtung, Hubert Hürlimann, dazwischen und gibt ein kurzes Statement ab. Dass es das gewesen sei mit den Weihnachtspielen im Lukashaus, denn die Gelder seien gestrichen worden. Der Herr Hürlimann ist allerdings nicht der Herr Hürlimann, er wird gespielt von Lucien. Und die Applausszene war auch nicht die Schlussszene, sondern die überraschende, einen starken Konflikt auslösende und damit einen spannenden Handlungsbogen initiierende Anfangsszene des diesjährigen vom Lehrer, Autor und Regisseur Uli Rutz entwickelten Weihnachtsspiels. Tumult also und Unruhe nach der Ankündigung, Zwischenrufe („das waren bestimmt die Linken“), und sogar eine Plünderung: Adi Jucker und Mario Ferrari spielen Klavierdiebe und tragen das schwere, voluminöse Instrument so unauffällig wie möglich durch die dichtgedrängten Publikumsreihen aus dem Saal. Später wird die Pöstlerin, Irene Anthis, Ansichtskarten aus Paris und New York der beiden samt Klavier im Bild ins Geschehen bringen. Aber nicht alle wollen sich mit dem Ende des Weihnachtspieles zufrieden geben. Nur der Herr Sturzenegger, Arsim Alija, versteckt sich in einer pointierten Szene hinterm Sportteil der Zeitung vor seiner ihn motivieren wollenden Frau, Nadja Aemisegger,. Trotzdem wächst der Widerstand bei den Schülern und sie tragen diesen nach einer Diskussion, die Bildungslücken köstlich offenbart (ob sie auf die Barracken oder auf die Barrikaden gehen sollen) ins Dorf mit einer unangemeldeten Demonstration. Das ruft prompt die Polizei, Vanita Büttiker, auf den Plan. Aber die Schüler lassen nicht locker. Das ganze Dorf soll mitmachen bei der Rettung des Weihnachtsspiels. In einem effektvollen Mix aus Diaprojektion von Originaldorfbewohnern und ihren Schülerdoubles, als ob diese direkt aus der Leinwand auf die Bühne träten, lernen wir so das halbe Dorf kennen: die Angestellte vom Volg, Astrid Brüstle. den Metzger Tobler, Blerim Rasiti, den Haushaltswaren- und Krimskramshändler Gusti Grob, Markus Graber, das Personal der Drogerie, Monika Gantner, Sarah Lippuner, Elvira Ajgeraj, den Kaminfeger Paul Grässli, Hansruedi Hollenstein, Otto Lindenau, den Velohändler, Stefan, in einer schönen Pantomimenszene die Bäckerin, Katharina Ettemeyer mit Anita und den Pfarrer Bachmann mit der Gitarre auf dem Rücken und dem Hund an der Leine, Hans Lippuner. In kurzen, kurzweiligen Auftritten geben sie zu verstehen, dass sie alle das Projekt unterstützen. Was der Gemeinsinn so zustande bringen kann. Jetzt muss noch der Regisseur her, Uli Rutz von Maria Noori in einer Mischung aus Respekt und Schauspielerwitz dargestellt. Doch die erste Probe bringt gleich lautstarken Krach um die Rollen. Wie bei den Profis. Aus dem entwickelt sich urplötzlich ein brillantes Gespräch zwischen Nina Vetsch und Magdalena Topic über den Traum von der grossen Bühne, von einer Karriere als Schauspielerin und über die Illusion vom Star-Sein. Bevor die Handlung nun aber einen absehbaren Verlauf nimmt, wartet Rutz mit einem brechtschen Theatertrick auf. Déborah Nef und Rahel Tschirky unterbrechen als Sprecherinnen des Lokalfernsehens TVO die Handlung. Sie berichten von einer Familie, die auf ihrem Weg von Malta über Neapel, Mailand, Pontetresa im Lukashaus die Reise in die Berge unterbrechen musste (davor noch die Lokalpointe mit Rappelli), weil bei der Frau die Wehen eingesetzt hätten und sie im Lukashaus ein Kind zu Welt gebracht habe. Diese Nachricht setzt nun geschickt den Aufbau des grandiosen Schlusstableaus auf der Bühne in Gang, begleitet von einem weiteren Hip-Hop-Song der Schüler von Philipp Schär, die immer wieder zwischendrin, musicalhaft und in der Funktion des griechischen Chors zum Geschehen Stellung beziehen, auch mit „You and Me“, dem Schweizer Beitrag für den Eurovisionscontest. Und endlich kann auch der Starpianist des Lukashauses, Winfried Löscher, auf dem vermissten Klavier andächtig getragen sein Weihnachtslied spielen. Oh, das hätten wir fast vergessen. Diese Aufführung war ein Musterbeispiel für den Begriff „Inklusion“; ein Team aus Bewohnern und Bewohnerinnen des Lukashauses, der Theatergruppe der 3. Oberstufe Grabs und der 6. Klasse vom Feld. Die besten, prägnantesten und knappsten Dankesworte am Schluss kamen ausgerechnet von den Bewohnern des Heimes, da könnte manch ein Profipolitiker sich ein Stück abschneiden davon und die Schüler aus den Theatergruppen eiferten ihnen erfolgreich nach. Dass dieses Thema so nachrangig wurde, liegt vor allem daran, dass Uli Rutz die Mitwirkenden nach Massgabe von Persönlichkeit, Charakter und Talent eingesetzt hat und so eine einstündige Theateraufführung mit Dutzenden von Darstellern aus einem Guss entstanden ist, mit so vielen kostbaren Momenten und Szenen, die hier gar nicht alle eigens aufgeführt werden können. Das Publikum zeigte denn auch wenig Drang, den Saal wieder zu verlassen. |
22.12.2013 | Spa Ren meint : Das schönste Ren ist das Spa. Oh, non. Das Spa-Ren ist des Deutschen schönste Eigenschaft noch vor dem Spa. Der Münchner Merkur schrieb gestern auf der Titelseite „Neigung zum Sparen im freien Fall“. Die Deutschen werden liederlich. Die Deutschen werden lustig. Die Deutschen werden leichtsinnig. Die Deutschen hauen ihr Geld auf den Putz. Sie hauen auf die Pauke. Denn sie müssen das auch. Allein schon wegen dem Handelsbilanzüberschuss. Und ausserdem, Draghis Blow-Job sei dank und dass die Bundesregierung keine Neigung verspürt, für die Sparer etwas zu tun, da das Geld auf der Bank wegschmilzt wie die Polarkappen, so wollen wir wenigstens etwas haben davon. Aber „was sollen die Deutschen denn noch alles kaufen“, fragte sich am kürzesten Tag schon halb belustigt und ganz launig Jasper von Altenbockum auf der Titelseite der FAZ. Noch einen neuen Kaffeeautomaten vielleicht, jetzt aber wieder für Bohnen. 10% auf alles, Last Minute Weihnachtgeschenke. Sie haben die Möglichkeit, am Hintereingang zu bezahlen. Free Hugs werden in der Fussgängerzone angeboten. Die fördern aber den Umsatz schlecht. Dieter Reiter schaut ernst vom Plakat, schaut, was schaut er, er schaut einen gar nicht an, er nimmt den Betrachter gar nicht wahr, er schaut ins Leere. No Future. So kann das nicht weitergehen. Sein Vorgänger hat am falschen Ort gespart. Hinterlässt marode Kliniken, maroden Olympiapark, leere, vergammelnde Wohnungen. Aber immerhin ein exzellentes. Nahverkehrssystem, jetzt sogar mit Expressbussen und keine Hochhäuser über 100 Meter und schöne Ringeltunneln. Die CSU meint „Reden sie mit uns über die massiven Probleme an den Schulen“. Grundsätzlichere Perspektiven erwägt die ÖDP „Besser statt immer mehr. Wege aus der Wachstumsfalle“. Auf jeden Fall sollen München München bleiben, das meint eine Allwetterpartei. Das ist es schon längst nicht mehr, es ist in steter, rapider Veränderung. So bedeutet der Slogan, es soll sich ständig weiter ändern, denn der Ist-Zustand heisst Veränderung. Nix Sparen. Ausgeben und Wachsen. Konsumtempel hochziehen. Der neue Sportscheck in der Fussgängerzone. Ein massiver Bau. Je näher du ihm stehst, umso kleiner und konsumgottesfürchtiger kommst du dir vor. Wie bei einem griechischen Tempel, wenn auch gut verkleidet. Das fördert bestimmt den Umsatz. Also das Geld ausgeben. Eine starke architektonische These gegen das Sparen und auch gegen die Schieflage der Handelsbilanz. Die Konsumentenzwerge müssen die Zukunft stemmen. Den Maiweihnachtsbaum auf dem Viktualienmarkt, den können wir als Obelisk der Konsumsause, des Abschieds vom Sparen feiern. Wie ein Raketendenkmal, Baikonur mittemang in Mingha. Mit Lendenschurzverzierung. Nur bei Dunkel als solche erkennbar. Der leuchtet in den Nachthimmel, bohrt ein Loch hinein. Der Futurismus unserer Gesellschaft. Lasst fliessen, die Kohle, lasst fliessen die Zukunft. So sieht sie aus. So abstrakt. So Neon, nein nicht Neon, Led, leds lead to the future of non Sparing.
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21.12.2013 | Heute Kippt Es meint : Was kippt heute? Die Wippe? Die Jahreswippe? Die Tag- und Nachtwippe? Kippt sie tatsächlich? Nichts kippt. Es kippt doch nichts. Und doch. Es sieht so aus. Die Dinge gehen ihren unaufhaltsamen Gang. Die Erde dreht sich. Alles rotiert, die Erde, die Sterne, die Trabanten, die Sonnen, die Planeten. Absehbar. Und wegen dieser naturgemäßen und berechenbaren Rotiererei kippt es eben heute. Die Tage werden wieder länger. Wobei die Tage so eine Erfindung sind. Denn die Beschreibung, dass wir auf unserer Position auf der Erde ab jetzt, wenn auch vorerst kaum bemerkbar, wieder mehr Tageslicht haben werden, die wäre doch zu kompliziert. Aber an sich kippt nichts. Nur in unserem Denken kippt etwas. Das ist so bei kontinuierlichen Bewegungen. Irgendwann lösen die Körnchen, die sich zum Haufen gebildet haben, eine Lawine aus, eine Veränderung in der Materie. Eine Veränderung, die den Menschen zwingt, neue Begriffe anzuwenden, Qualitäten neu zu definieren. Steter Tropfen höhlt den Stein. So hat der immer mehr anschwellende Chor der Putin-Kritiker im Hinblick auf sein Prestigeobjekt Sotchi, Schwulympiade, jetzt immerhin erreicht, dass er figarodafigarodort einige Strähnchen in seinem Diktaturkonzept demokratisch hingeföhnt hat. Der Opportunist. Er hat aber auch den Beweis erbracht, dass der Chor der Kritiker ihn zum Handeln gezwungen hat. Und da er demokratisch Handeln gar nicht kann, wo soll der alte Geheimdienstler das auch gelernt haben, ausserdem fehlt ihm schlicht die Grösse dazu, so kann er nur als Figaro handeln, als Kosmetiker. Demokratiekosemtikinstitut Putina. Nur ist die Welt heute vielleicht dank verstärkter Kommunikation, dank verstärktem Austausch nicht mehr ganz so blöd wie einst und lässt sich nicht so einfach blenden. Obwohl, die Frage muss erlaubt sein, was ist denn mit China? Die Olympiade dort, die vorher auch einen riesigen Wirbel an Kritik ausgelöst hat, hat sie Veränderungen hinterlassen? Ist China seither demokratischer geworden, toleranter? Da ist es immerhin erstaunlich still geworden. Wird in China seit der Olympiade nicht mehr unterdrückt? Werden die Tibetaner nicht mehr unterdrückt? Oder ist die Kritik nur nicht mehr so laut, so dass es für Topschlagzeilen nicht mehr reicht? Dazu bedarf es offenbar eines korrupten Vereins wie des IOC, der das immerhin schafft. Insofern gut und einzig richtig, wenn dieser Verein seine korrupten Dopingspiele in Ländern mit korrupten Regimes abhält. Das schafft immerhin Aufmerksamkeit. Nach genügend Olympiaden kippt da und dort vielleicht auch etwas. Heute kippt immerhin und wenigstens bei uns die Verkürzung der Tage. Also da haben wir schon mal was erreicht. Und wenn wir weiter dabei bleiben, so können wir vielleicht noch einiges erreichen. |
20.12.2013 | Rentner Ran! meint : Rentner Ran! Jetzt müsst Ihr zusammenstehen. Jetzt müsst Ihr zusammenlegen. Denn wir möchten Ärztinnen, die nie einen Cent in die Rentenkasse einbezahlt haben, und die über ihre Männer sowieso ausserordentlich gut versorgt sind, noch etwas Geld für ihre Mutterschaft als Rente, eine Mütterrente gönnen. Da müsst ihr Rentner jetzt zusammenstehen. Da müsst ihr Rentner jetzt zusammenlegen. Dafür müsst ihr auf einen beachtlichen Teil der eh bescheiden ausfallenden Rentenerhöhung dieses Jahr verzichten. Insofern ist es ja nicht viel. Wir hoffen, Ihr habt Verständnis für diese Interpretation von Solidarität und Demokratie und Rentenkasse. Eure Dr. Angela Merkel, Euer Dr. Sigmar Gabriel, Euer Dr. Horst Seehofer. Sorry, das klingt jetzt etwas überfallsmässig, ist es auch und leider ist es auch nicht ganz sauber, was wir da abziehen, der Horst, der hat das als einziger sogar gecheckt, dass das nicht so ganz proper ist, was wir da abziehen, was wir Euch zumuten; aber es gibt gute Gründe dafür, vertraut uns. Und auch das mit der neuen Gebührenordnung für den öffentlichen Rundfunk tut uns leid, aber da sind wirklich die Ministerpräsidenten und der 7mal gscheite Professor Kirchhof („Eure Rente wird auf einem Bierfuizl Platz haben“) daran schuld, dass gerade Rentner, die kleine Renten haben, überproportional viel bezahlen müssen. Und es tut uns auch ausserordentlich leid, dass einige davon bereits die SZ abbestellt haben und sogar zu genant waren, dies als den wahren Grund anzugeben, nur damit sie diese Zwangsgebühr berappen können. Denn schliesslich wollen die Show- und Fussballmillionäre auch weiterhin mit ihrem Zustupf vom öffentlichen Rundfunk rechnen können. Und das bleibt leider wieder überporportional an den Rentnern hängen. Aber Ihr seid eine Generation, die stolz drauf sein wird, im Alter noch das Verzichten zu lernen. Wir sind stolz auf Euch Rentner. Und wir wissen, Ihr seid eine potente Rentnergeneration, Euch kann man ruhig was zumuten. Ihr werdet verstehen, die Sachzwänge und die Lobbyeinflüsse unter denen wir stehen. Und es ist gut, dass Ihr so schlecht organisiert seid und viele von Euch noch ein anständiges Untertanenbewusstsein haben und dass Ihr also die Klappe haltet. Nur der Sozialverband Deutschland, der hat sich jetzt zu Wort gemeldet, der Verbandspräsident Adolf Bauer hat geäussert, dass das deutliche Plus beim Rundfunkbeitrag den Behinderten und den Beziehern kleiner Einkommen zugute kommen soll. Und die AZ hat das sogar abgedruckt. Aber wir werden diese Stimme schon wieder zum Verstummen bringen. Und die tz führt sich auch schon auf als APO (so wie die Bildzeitung das dieser Tage lustig angekündigt hat in einer Schlagzeile) und hetzt die Rentner gegen uns auf, „sie lassen auch die Rentner bluten“, schreibt die heute. Ja, Freunde, nur so kann Blutsfreundschaft entstehen. Bluten verbindet, das müsst Ihr schon mal einsehen. Ich, Dr. Angela Merkel und meine Busenfreunde Dr. Sigmar Gabriel und der Bayer Dr. Horst Seehofer, glaubt mir, wir wissen sehr wohl was wir tun. Wir haben das Ganze im Blick. Und wir wissen sehr wohl, wen wir mit welchen Tricks bluten lassen müssen. Das haben wir vielleicht vor der Wahl noch nicht so deutlich gesagt. Und wegen der blöden GroKo-Verhandlungen sind wir jetzt etwas in Verzug. Drum muss dieses Blutergesetz für die Rentner zugunsten von gut versorgten Ärztinnen ganz illegal auf den Weg gebracht werden – es ist ja für einen guten Zweck. Und diese Ansätze von APO in der Presse, die werden wir schon noch zum Schweigen bringen, wer glauben die denn, dass die sind. Wir haben nun mal eine riesige Menge an Rentnern. Und die muss man schon fordern dürfen. Rentner, stramm gestanden, kein Mucks und blechen, Rentner Ran!
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19.12.2013 | n.n. meint : das ist wirklich eine billige Masche von diesem Herrn Juristen |
19.12.2013 | Einf Ältig meint : Recht einfältig wirkt der Tenor von Herrn Heinz Fischer-Heidlberger, Jahrgang 1952, der Jurist ist und Präsident des Bayerischen Obersten Rechnungshofes sowie Vorsitzender der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF), wie die SZ im kleinen Kästchen zum Interview auf der heutigen Medienseite schreibt, das er Claudia Tieschky gegeben hat. Einfältig vor allem im Hinblick auf die Erklärung der wundersamen Vermehrung der Einnahmen durch die Neugestaltung des Rundfunkbeitrages als einer Haushaltszwangssteuer. Der Hauptgrund ist der, das hört sich triumphierend aus seinem Statement heraus, und das skandiert die SZ auch in der Titelzeile: Millionen von Schwarzsehern. Denen haben wir es jetzt endlich gezeigt. Law and Order überall. Denn der Sinn war ja, so im Interview zu lesen, durch die Reform, die der Jurist Fischer-Heidlberger offenbar vorbehaltlos unterstützt und bejaht, eine höhere Beitragsgerechtigkeit zu erlangen. Nach Herrn Frischer-Heidlberger, Jahrgang 1952, war also jeder Haushalt, der neu bezahlen muss, bisher ein Schwarzseher. Generalverdacht für Millionen, die der Jurist Heinz Fischer-Heidlberger, Jahrgang 1952 hier in der heutigen SZ ausspricht. Das denunziert auch all jene Rentner, die nur Hörfunkteilnehmer waren. Und dass es Leute gibt, die ohne Funk und Fernsehen auskommen, das übersteigt den Horizont des Juristen ganz offensichtlich. Und dass also mit diesem neuen Modell überhaupt keine Gebührengerechtigkeit erlangt wird, wohl ebenso. Was allen Herrschaften, die das neue Gebührenmodell verteidigen, gemeinsam ist, dass sie wohl gut und gern über 10'000 Euro im Moment verdienen, sei es als Ministerpräsidenten oder als SZ-Redakteure oder staatlich bestallte Juristen mit diversen, gewiss gut dotierten Nebenämtern, und die sich alle gar nicht vorstellen können, dass es beispielsweise Rentner gibt, deren Rente die Armutsgrenze übersteigt, denen aber dank Miete, Krankenversicherung, Kosten für Mobilität (Isarcard), Telekommunikation und SZ-Abo gerade mal 180 Euro zur Bewältigung der restlichen Lebenskosten wie Haushalt, Essen, Kleidung, Medizin, Gesundheit, Freizeit, Kultur, Reisen bleiben, dass also die neue Rundfunkzwangssteuer einen Zehnten dessen ausmacht, was für das Leben bleibt. Während es für die Erfinder- und Verteidigerherrschaften dieser Gebühr, vielleicht gerade mal einen Prozent oder sogar deutlich weniger ausmacht. Und da wollen die von Gebührengerechtigkeit reden. Wobei diese neue Ordnung, da sie die Schichten mit kleinen Einkommen überproportional belastet, die gesellschaftliche Spaltung weiter treibt. Der SZ ist wohl auch noch nicht bewusst, dass – und wenn es nur wenige Dutzend sein mögen – es Rentner geben wird, die jetzt abwägen müssen, kann ich mir das SZ-Abo noch leisten oder muss ich darauf wegen dieser Zwangsgebühr verzichten. Wenn ich darauf verzichte, dann ist für mich die Rundfunkgebühr gerade noch bezahlbar, dann ergibt sich sogar ein kleines Plus im finanziellen Spielraum, wobei der sowieso von Jahr zu Jahr enger wird dank ungerechter Energieumlagegesetzgebung, dank chronischer Steigerung der Kosten für den öffentlichen Verkehr, dank penetranter Mietpreissteigerungen und Inflation, die höher ist als die Rentensteigerung, wobei der Prozentsatz, den davon die Rundfunkgebühr wegfrisst, immer höher wird. Und das mit den 73 Cent Beitragssenkung, das ist sowieso nur Blendwerk, um die wirklich wichtige Diskussion um Funktion und Finanzierung des Öffentlichen Rundfunks gar nicht erst in Gang kommen zu lassen. Einfältig ist auch die bisherige Ausnahmeregelung hinsichtlich kleiner Einkommen, dass nur Sozialfälle befreit werden können. Wer also diese Befreiung will, ist gezwungen, die Demütigung und den Formularkrieg für diese staatlichen Hilfen auf sich zu nehmen. Was für ein herrliches Rundfunkgesetz, gell, Herr Jurist Fischer-Heidlberger! Herrliche Gebührengerechtigkeit, die zur Folge hat, dass Rentner dazu gezwungen werden, nebst der Rente noch zu arbeiten, um sich das Gebührengeld zu verdienen: Zwangsarbeit. Herrliche Gebührengerechtigkeit. Der Herr Jurist Fischer-Heidlberger sollte seinen Horizont mal ein bisschen über seine Paragraphen hinaus ausweiten und sich klar machen, dass er es hier mit Menschen und nicht nur mit Schwarzsehern zu tun hat. |
18.12.2013 | Herb Erge meint : Jetzt wird wieder landauf, landab bei Adventsfeiern, Adventsandachten vor Adventskränzen und Adventskrippen und nächste Woche unter Weihnachtsbäumen und in Kirchen, Kapellen und anderen Andachtsräumen die Geschichte von dem Paar erzählt, was eine Herberge gesucht hat und nirgendwo willkommen war. Die Geschichte ist lange her. Sie soll auch ein Beispiel für christliches Handeln sein. Wenn ein Mensch in Not ist, so kann man ihn nicht abweisen. Das Paar ist aber praktisch überall abgewiesen worden, bis es einen Stall fand. Nun ja, es war noch kurz vor der christlichen Zeit, kann man wohl sagen. Heute, wo hierzulande christliche Regierungen am Ruder sind, sollte dieses Gebot der Nächstenliebe in Herz und Geist und Handeln der Menschen übergegangen sein. Denkste. In Syrien sind Millionen Menschen in Not. Millionen auf der Flucht, im Land und aus dem Land heraus. Deutschland ist eine Herberge, wo sie anklopfen. Oh, wir sind keine Unmenschen, heisst es hier. Wir können vielleicht 5000 Menschen aufnehmen. Stell dir das vor. Allein in München stehen 17'000 Wohnungen leer, schreibt heute die AZ, allein in München. Wie viele Flüchtlinge, denen es ums nackte Überleben geht, könnten hier vorübergehend untergebracht werden. Bis das mächtige, reiche Lande eine etwas weniger vorübergehende Lösung gefunden hat. In der Not muss man allenfalls etwas zusammenrücken. Aber Syrien ist trotz moderner Kommunikationstechnologien weit weg. Zu viel wollen wir von dem Elend nicht erfahren. Wer klopfet an. Im Gegenteil, Europa will sich immer mehr absichern. Frontex. Eurosur. Und andere Überwachungsmethoden. Und Lager wie in Griechenland. Aber Israel machts auch nicht besser. Flüchtlinge aus den afrikanischen Kriegsländern. Die werden dort schon gar nicht mehr als Flüchtlinge bezeichnet, sondern als Eindringlinge. Ganz vergessen die Geschichte, wie die Schweiz Menschen, die vor Hitler flohen, an den Grenzen abgewiesen und somit in den sicheren Tod geschickt hat. Es scheint doch so, je mehr der Mensch hat, desto unchristlicher und komplizierter wird er, was Nächstenliebe betrifft. Muss alles schön geregelt sein. Und könnten ja auch Wirtschaftsflüchtlinge drunter sein. Nee, also das muss schon ganz genau gecheckt und bewiesen werden, ob einer in Not ist. Es reicht uns schon mit den ganzen Bettel- und Diebesbanden aus Osteuropa. Sowieso haben wir andere Probleme. Wir sind doch gerade dabei, unsere Städte selbst zu ruinieren. Mit den Mietpreisspiralen. Um die noch mehr anzukurbeln, brauchen wir den Leerstand, damit aus den Häusern und Wohnungen, wenn sie dann zerfallen sind, Luxusherbergen und -wohnungen gebaut werden können. Damit das Tempo des Mieterwechsels noch mehr anzieht. Damit auch das Gefühl für Wohnung und Verantwortung und Verwurzelung immer mehr verloren geht. Damit das alles noch attraktiver wird für Diebesbanden. Also was wollen wir hier noch Flüchtlinge aufnehmen, da das schwindlige Tempo der Veränderung der Stadt die sowieso gleich wieder rausschleudern würde. Und auch der Türkei gegenüber sind wir nur entgegenkommend, wenn sie Flüchtlinge, die durch ihre Grenzmaschen in unseren heiligen Raum eingesickert sind, umgehend wieder zurücknehmen. Mei, das ist halt das Schicksal des Flüchtlings, dass er nirgendwo willkommen ist. Ein beschissenes Schicksal. Es gab zwar Zeiten, da war man auch hierzulande offenherziger. Aber beim heutigen Wohlstand, der absolut einmalig ist, liegt das nicht mehr drin. Drum versammelt Euch zahlreich unter den Weihnachtsbäumen und den Adventskränzen und erzählt Euch, weil sie ja so weit weg ist, die Geschichte von dem Paar, das eine Herberge gesucht hat. Und werdet ganz andächtig dabei. |
17.12.2013 | Kinol And meint : Kinoland. Das Kinoland. Auch in der AZ ist bei der Vorstellung der neuen Kulturstaatsiministerin von viel Kultur, nicht aber von Filmkultur die Rede. Die Filmkultur, die Filmkultur. So siehts sie aus im Jahre 2013 im Filmland, im Kinoland nach der aktuellen Tabelle von wulfmansworld.com. 5 deutsche Filme mit über einer Million Besucher. Überflieger „Fack ju Göhte“, der ohne gründliche Vorarbeit durch Fernsehserien wie „Schulmädchen“ und „Türkisch für Anfänger“ allerdings nicht denkbar wäre. Weitere Millionäre: „Kokowääh 2“, „Schlussmacher“, „Frau Ella“ und „Fünf Freunde 2“. Zwischen einer halben Million und einer Million Besucher haben „Feuchtgebiete“, „Hanni & Nanni 3“, „Ostwind“, „Ritter Rost“, „3096 Tage“, „Chroniken der Unterwelt“, „Das kleine Gespenst“, „Dampfnudelblues“. Zwischen einer viertel und einer halben Million: „Rubinrot“, „Da geht noch was“, „Hannah Arendt“, „Sein letztes Rennen“, „Keinohrhase und Zweiohrküken“, „Das Leben ist nichts für Feiglinge“, „Exit Marrakech“. Und zwischen 100 Tausend und einer viertel Million sind noch: „Der Teufelsgeiger“, „Der Geschmack von Apfelkernen“, „Heute bin ich blond“, „Zwei Leben“, „Vergiss mein nicht“, „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ und „Hai-Alarm am Müggelsee“. Das also das Bild des deutschen Kinos, wenn es nach Zuschauerzahlen geht. Vielleicht gibt es Filme, die international Festivalfurore oder gross Furore bei der Kritik machen und die hier nicht erwähnt sind. Hier jedenfalls sind am erfolgreichsten die leichten Komödien: 5, dann die Kinder- und Jugendfilme: 5, Bestsellerverfilmungen: 3, Dramen: 2, Blödelfilme: 2,
Biopic: 1, Dialekt: 1, Dokumentation: 1 und der Rest als Vermischtes. Eine blühende Kinolandschaft also. Kein Grund zum Jammern. Wo aber bleibt das Cineastische? Wo aber bleibt das Herausragende, das Massstab setzende? Das was über den Alltagsgebrauch hinaus sehenswert bleibt? Da schrumpft die Auswahl schnell. Welchen von diesem Filmen möchte man wieder sehen? Hat sich dafür der Aufwand von über 300 Millionen Filmförderung gelohnt? Spiegeln die Filme das Leben in der Bundesrepublik? Wohl schon. So ist es halt. So ist es eben. Es ist halt augenblicks nicht tiefer. Ein munteres Völkchen, die Filmmenschen, die sich hier mit Geld in hundertfacher Millionenhöhe austoben, mit Steuergeld und Rundfunkzwangsgebührengeld. Wir sind halt keine tiefe Zeit. Wir sind eine ökonomisch reiche Welt. Dafür ist das Filmbiotop doch ganz bunt und vielfältig. Aber einen so hoch dotierten staatlichen Filmpreis, der noch dazu von einer Brancheninnung nach Geheimmethoden ausgewählt wird, das ist vollkommen disproportioniert. |
16.12.2013 | Perso N. Alien meint : Heute liest sich die Zeitung leicht. Viel Personalien. Das neue Regierungspersonal. Biographisches mischt sich mit Weissagungen von Schreibern, die schon genau wissen, was der oder die aus seinem neuen Job machen wird. Viel Blabla halt. Schnelles Zeilenfüllen. Eine Personalie geht allerdings im politischen Teil vollkommen unter. Aber Kultur ist ja auch nur nebensächlich. Für wer sichs halt leisten kann in unserer sich immer mehr spaltenden Gesellschaft – und über kurz oder lang werden die Risse, Weissagung, ha ha, sich auch im Wort- und Faktenungetüm GroKo zeigen. Es gibt eine neue Kulturstaatssekretärin. Das ist in der SZ im Feuilleton zu erfahren. Jens Bisky berichtet darüber, aber eine Nürnberger Schau über den unbekannten Architekten Ernst Neufert ist wichtiger und thront über dieser Personalie. Bemerkenswert am Bericht über Monika Grütters ist vor allem, dass Film, dass Kino darin überhaupt nicht vorkommt. Dabei wäre mit einem personellen Neuanfang auf dieser Position die Chance gegeben, wenigstens eine gravierende Missbildung im Filmland endlich zu korrigieren: die Ausmarcherei des staatlichen, deutschen Filmpreises, der der finanziell höchstdotierte weltweit überhaupt ist, durch eine Organisation potentieller Empfänger – und der es doch bisher nicht geschafft hat, inhaltlich auch nur einen Ansatz von Relevanz zu zeigen, Wirkung über das Branchenbiotop hinaus zu entwickeln. Diese chirurgische Operation sollte sich Frau Monika Grütters möglichst bald vornehmen. Dass nicht mehr wie bisher ein reiner Interessenverein potentieller Empfänger („Deutsche Filmakademie e.V.“, nennt sich dieser verein) über die Vergabe dieser drei Millionen Euro entscheidet, sondern dass ein Gremium aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen nebst Fachleuten aus der Kritik, auf keinen Fall aber die Macher selber (sollen sie ruhig ihren Akademiepreis weiter vergeben, aber doch nicht mit staatlichem Geld, wie stupid!), darüber entscheiden. Selbst wenn die Entscheidungen nicht viel anders ausfallen würden als bisher, hätten sie doch eine breite gesellschaftliche Legitimation, müssten auch begründet werden. Denn dies ist bisher nicht der Fall. Zur Zeit steht der deutsche Filmpreis im schäbigen Ansehen, eine düstere Ausmarchung innerhalb der potentiellen Empfänger zu sein, der auch nicht dazu angetan ist, Bewusstsein für deutsche Filmkultur zu schaffen, kritisches Bewusstsein, weil ja die Vergabe der Preise nicht an Begründungen gebunden ist. Auch sollte sich die neue Kulturstaatsministerin das von ihrem Vorgänger freundlicherweise erfundene Giesskannenmodell, das jedem Film, der in Deutschland produziert wird, 10 Prozent des Budgets in den Rachen wirft, auch wenn es der grösste amerikanische Mist ist und das Geld dadurch zum „stupid German Money“ wird, einmal Revue passieren lassen vor dem Hintergrund der Idee einer deutschen Filmkultur, die über das Land hinaus strahlt. Da sieht die Bilanz dieses Jahres zappeduster aus, ambitionierte Prestige-Projekte noch und nöcher im zweistelligen Millionenbereich, die sang und klanglos untergingen. Ob „Der Medicus“, der ante Portas steht, zum Beispiel im Sendlinger Tor Kino angekündigt, die grossen Hoffnungen erfüllen kann? Vielleicht wäre das Geld des Kulturstaatsministeriums besser angelegt hinsichtlich Bewahrung des Filmerbes. Dazu wäre der neuen Kulturstaatsministerin zu empfehlen, den Artikel von Rüdiger Suchsland in Artechock vom vergangenen Donnerstag, seine „Cinema Moralia“, die 77. Folge zu lesen. |
15.12.2013 | M. Acht meint : Der erste Machtkampf ist entschieden. Jetzt ist klar, wer für die nächsten vier Jahre in den Berliner Ring steigt. Ein Sieger. Einer der um die Macht kalt gepokert hat, entweder wie ich will oder gar nicht. Das beruhigt erst einmal, weil jetzt eine Unklarheit beseitigt ist, weil jetzt das Parlament seine Arbeit aufnehmen kann. Weil sich jetzt eine Perspektive abzeichnet, wo es lang gehen könnte. Lassen wir alle Vorurteile ruhen. Geben wir denen eine Chance. Vielleicht wollen sie ja auch das Beste für das Land und nicht nur für sich selbst. Der gute Politiker sorgt für sich selbst zuletzt oder der gute Politiker sorgt für sich, selbst zuletzt?. Allerdings bleibt zu vermuten, dass das Publikumsinteresse sich jetzt vor allem auf das Darwinistische im Berliner Ring reduzieren dürfte. Wie geht dieser Machtkampf aus? Den Bayern kann man jetzt erst mal aussen vor lassen. Da dürfte einzig interessant sein, wie er sich bemerkbar zu machen sucht. Der Hauptfokus dürfte jetzt auf der Kanzlerin und ihrem im Moment im Siegerglanz ganz oben auf dem SPD-Treppchen, ganz oben auf dem Affenfelsen stehenden, ernsthaften Rivalen liegen. Hat sie zum ersten Mal einen ernsthaften Gegner um ihren Posten? Sie, deren Weg politische Leichen pflastern. Selbst wenn Sachpolitik passieren sollte in den nächsten Jahren, sie wird immer unterm Aspekt der Machtpolitik, ja verschärft unter dem Aspekt der Machtpolitik gesehen werden. Schafft das Alpha-Männchen es, die Alpha-Frau vom Affenfelsen zu stossen? Oder wird auch er, wie viele seiner Vorgänger wie ein Pappkamerad hinunterkullern? Dem Volk wird jetzt etwas geboten werden. Für Stoff in den Medien ist gesorgt, auch wenn momentan noch die Spekulationen über die Postenverteilungen dominieren. Und vielleicht bringt der flächendeckende Mindestlohn wirklich etwas. Vielleicht entlastet er sogar die Sozialkassen. Man soll jetzt nicht gleich unken. Vielleicht besinnt sich die grosse Koalition noch hinsichtlich ihrer Rentenpläne. Hängt ja auch etwas von der Lautstärke der Medien ab, welches Gewicht und welche Deutlichkeit sie einem Thema verleihen. Die sind jetzt sowieso mehr denn je gefordert, Klartext zu sprechen, um einer so grossen Koalition ein qualifiziertes Echo zu bieten, das ist ihr demokratisches Recht. Die Kampfarena in Berlin dürfte das Publikum mehr interessieren als die Spiele in Sotchi. Denn in Berlin sind es keine Spiele. Da wirkt der Darwinismus in seiner recht unverstellten Form, und wird nicht allzu viel Rücksicht auf die ferneren Perspektiven des Landes nehmen. Das wäre schon ein Glücksfall, sollten sich die Ziele der beiden Hauptkämpfer zufällig mit einer Vision fürs Land decken. Aber noch soll man denen eine Chance geben. Nach den Koalitionsverhandlungen sieht die Welt anders aus als vorher. |
14.12.2013 | Ausz Ählung meint : Bibern, Zittern, Schlottern. Wird Deutschland heute auf den Mond fliegen? Oh, nein, das sind ja die Chinesen. Wird Deutschland heute hinterm Mond bleiben? Das wird sich heute, morgen entscheiden. Die Auszählung der Stimmzettel der SPD-Mitglieder. Quo vadis Deutschland. Die Frage schwebt in der Luft. Wirst du dich mit Messer und Gabel bewaffnet an den Tisch mit dem fetten Wohlstandskuchen hocken und dich um die Anteile streiten, stieren Blickes auf die Stücke. Oder wirst du dich zurücklehnen und sagen, ok, der Kuchen, der ist ja riesig, da muss für alle was da sein; lass uns überlegen, wohin die Reise überhaupt gehen soll. Wie das weitergehen soll. Denn so kann es nicht weiter gehen. So spaltet sich die Gesellschaft immer mehr auf. In diejenigen, die am Tisch sitzen dürfen und diejenigen, die nicht. Das wird dazu führen, dass die Gesellschaft, womöglich schneller als erwartet, auseinanderbricht. Dann kracht auch der Tisch zusammen und begräbt die Gierigen, die Habenden unter sich. Das wäre unklug, in diese Richtung weiterzumachen. Dann wäre man quasi hinterm Mond. Sind wir wirklich weiter als die Chinesen? Wie sieht unser Gesellschaftsmodell einer superluxuriösen Wohlstandsgesellschaft aus, die längst nicht mehr für jeden einen Job hat, da immer mehr Roboter immer mehr Wohlstand schaffen. Eine Gesellschaft, die ein riesiges Altenteil ernähren muss. Sind wir bald nur noch ein roboterversorgtes Altenheim? Oder wollen wir mit der angestrebten Koalition Wenige, die es grossenteils gar nicht brauchen, für riesige Kosten ein bisschen besser stellen ohne die grundlegenden Probleme anzupacken, ohne die Weichen für eine mittlere bis längere Perspektive zu stellen? Eine Gesellschaft, in der die Menschen, wenn sie in Rente gehen, nicht aus ihren Wohnungen in den Städten ausziehen müssen, weil sie die nicht mehr bezahlten können? Rausschmiss der Alten. Die können wir in den Städten nicht mehr brauchen. Entwurzelung nach einem arbeitsreichen Leben. Wie sieht die Vision einer guten Gesellschaft aus, die auf einem Wohlstand sitzt, wie es ihn noch nie in der Geschichte gegeben hat? Mit der GroKo dürfte diese Vision eher einer Fahrt auf den Mond gleichkommen. Schlimm daran ist, dass es durchaus ein öffentliches Bewusstsein, zumindest in einigen Zeitungen gibt, wie dumm, wie dumm diese Weichenstellungen sind, die die GroKo beispielsweise mit ihren Rentenplänen vornehmen möchte. Wie dumm. Wie dumm. Wie kurzsichtig. Sogar wie gesetzeswidrig. Bibern, Zittern, Schlottern also vor der Auszählung in Berlin. War die SPD-Basis klüger? Schnallen die wenigstens den Hokuspokus einer abgehobenen Machtschicht, einer politischen Upper-Class, für die eine Rundfunkgebühr von 17.95 Euro monatlich ein Klacks ist, in welche Spannungen die unsere Gesellschaft führen; immer weiter weg von einer breiten, das Land mit gutem Bürgerwillen tragenden, breiten Mittelschicht in eine Oberschicht und eine Unterschicht, die kaum mehr was verbindet? Eene-mene-muh und angezählt bist du! |
13.12.2013 | K. L. A. U. meint : K.L.A.U. Klau. Der Klau. Der Klau geht um. Ein gigantischer Klau geht um. Geklaut wird allerorten. Der Rentenklau. Der Sparerklau. Der Generationenklau. Der Gebührenklau. Klau. Klau. Der Klau geht um. Der Klau ist gesellschaftsfähig geworden. Der Klau ist salonfähig geworden. Die GroKo plant einen gigantischen Klau, einen Generationenklau, den Rentenklau. Und keiner wehrt sich. Frau Dr. Angela Merkel, Herr. Dr. Horst Seehofer, Herr Dr. Sigmar Gabriel planen mit ihrer GroKo den Rentenklau. Eine gigantische Fehlentscheidung. Und nicht nur die. Sie planen nichts gegen den Ersparnisklau, den Draghis Eurodünnpfiff nach sich zieht. Sie sehen tatenlos zu, wie die Sparer enteignet werden. Die Sparer sind die Dummen. Sie sollen die Zeche für das Kasino bezahlen. Mit dem neuen Gebührenmodell für den öffentlichen Rundfunk werden die ärmsten Schichten nochmal total überproportional zur Kasse gebeten. Klau, Klau, überall herrscht der Klau. Die herrschende Schicht beklaut die Unterschicht. Wie heldisch. Wie mutig. Der Klau ist salonfähig geworden. Der Klau ist schick geworden. Woher nehmen, wenn nicht von denen, die nicht gierig daran klammern. Der allgegenwärtige, politisch initiierte oder geduldete Klau lässt die Gesellschaft immer mehr auseinanderbrechen, auseinanderdriften. In armselige Schichten, die nichts mehr haben, die nichts zu verlieren haben, die politisch uninteressiert sind, deren Stimme im nur noch pseudodemokratischen Konzert einer Monsterkoalition nicht vernommen wird. Die keine Lobby haben. Die sich nach Strich und Faden ausnehmen lassen müssen. Die in den Städten noch dazu am meisten unter den Mietpreissteigerungen leiden, die quasi mit Prozentzahlen gesetzlich sanktioniert, vom Eigentümer als Erhöhungsvorschrift gelesen werden. Der arme Teil der Bevölkerung liegt auf der Schlachtbank der Reichen. Das ist die Richtung, in die diese Gesellschaft, jetzt noch verstärkt unter der absehbaren GroKo, sich hin entwickelt, zu einem GröBlatz verkommt. Wer ko, der ko. Darum ist Panik angesagt und Ängstlichkeit. Kein Mandela nirgends. Kein Politiker nirgends, der auch nur einen Millimeter über den Horizont des aktuellen Machterhaltes hinausblickt. Keiner, der das Gesamte vorausschauend im Blick hat. Es zeichnet sich eine gigantische Spaltung der Gesellschaft ab. Jetzt muss gegengesteuert werden. Die Verantwortlichen sehen das sehr wohl, aber sie, Frau Dr. Angela Merkel, Herr Dr. Horst Seehofer, Herr Dr. Sigmar Gabriel haben Angst vor einer effizienten Kur. Sie begnügen sich mit Risskosmetik. So wie gewiefte Mieter vorm Auszug die Löcher von den Nägeln in der Wand mit Zahnpasta füllen, um die Wohnung makellos erscheinen zu lassen, um sagen zu können, es ist doch alles in Ordnung, es gibt keinen Riss in der Wand, kein Loch in der Wand. Kein Politiker weit und breit in Sicht, der auch nur den Eindruck erweckt, er habe die Übersicht, er agiere über den Tag hinaus. Der Klau geht um. Der Klau geht allerorten um. Der Klau ist gewählt worden und versteht seinen Wahlauftrag als Klauauftrag. |
12.12.2013 | Grossest Hema meint : Verzeihen, Vergeben, das ist ein grosses Thema. Es ist kurz in den Fokus der Weltöffentlichkeit geraten durch den Tod von Mandiba, Nelson Mandela. Der wird gar als Gigant charakterisiert. Wegen dieser Eigenschaft, dass er vergeben, verzeihen konnte. Dass er mit den Weissen, die den Schwarzen unendliches Unrecht zugefügt haben, das Gespräch gesucht hat. Und dadurch steht er offenbar wie eine einsame Figur in einer Wüste von Nicht-Vergebung und Nicht-Verzeihen (Können oder Wollen). Denn sie wissen nicht, was sie tun, hat es einmal geheissen. Das scheint das verbreitete politische Verhalten zu sein. Weshalb einer, der das kann und praktiziert, gleich als solcher Solitär dasteht. Immerhin bemerkenswert, dass die anderen, die das offenbar nicht können, es doch zu checken scheinen, wenn einer es tut. Wenn einer Vergebung, Verzeihung praktiziert. Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Den Satz nehmen viele Christen sonntäglich oder gar täglich beim Gebet in den Mund. Was aber christliche Politik alles angerichtet hat und noch anrichtet, das sieht nicht darnach aus. Deutschland befindet sich immer noch in einem Krieg. Ist jetzt gerade wieder durch einen Anschlag in Afghanistan deutlich geworden. Ein Krieg gegen Menschen, die Deutschland nichts angetan haben. In einem Krieg, wo Deutschland das erste Mal seit dem zweiten Weltkrieg wieder gezielt präventive Tötung von Menschen veranlasst hat, die Deutschland nichts zu leide getan haben, die nicht mal eine akute Gefahr für Deutschland bedeutet haben (Kundus). Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Denn sie wissen nicht, was sie tun. Dieser Satz könnte auch angewandt werden auf die ängstliche Anbandelei einer Grossen Koalition in Berlin. Die als erstes sich kleine Vorteile unter den Nagel reisst. Als erstes Leute mit neuen Posten, zum Beispiel Bundestagsvizepräsidenten, begünstigt. Und sie werden noch nach vielen neuen Posten greifen, neue Ministerposten, sie werden die Regierung aufblähen, was alles weder mit Verzeihen, noch mit Vergeben noch mit dem Wohl des Landes irgendwas zu tun hat. Wo es nur um egoistische Befriedigung von egoistischen Machtbedürfnissen geht, auch um Angst vor der Demokratie. Darum soll im Moment die ganze parlamentarische Aktivität in einen fragwürdigen Hauptausschuss verschoben werden. Angst vor der parlamentarischen Aktivität auch insofern, als alle Fragen des Regierens schon in den Koalitionsverhandlungen auf Biegen und Brechen und ohngeachtet der Kosten und der Kostenverteilungs- und Generationengerechtigkeit geklärt werden müssen. Damit nicht im Parlament noch irgendwas ernsthaft zu diskutieren sein wird. Angst, Engherzigkeit, Engstirnigkeit und Nicht-Verzeihen oder Vergeben-Können, das sind Wörter auf einer Reihe. Politiker von Angst um Machtverlust getrieben. Vergebt ihnen. Denn sie wissen nicht was sie tun. |
11.12.2013 | Ver Z. Eihen meint : Das Verzeihen ist heute die grosse Schlagzeile, das grosse Weltthema. Anlässlich der Feiern zum Tode von Nelson Mandela. Der Gedenkfilm wird am 30. Januar in die Kinos kommen. Und dort kommt dieses zentrale Thema nicht zu kurz. Wird jetzt alle Welt, so wie sie den Toten feiert, auch das Verzeihen üben? Keine leicht Kunst, auf das Nachtragen verzichten. Vermutlich ist es leichter, jemanden zum ganz Grossen zu verklären, als einem Übeltäter, der einem ganz mies mitgespielt hat, zu verzeihen. Drüber zu reden ist leichter als es zu tun. Das Verzeihen ist kein grosses Thema unserer Zeit, wenn nicht gerade Mandela stirbt. Im Nahen Osten wird seit Jahrzehnten die Unverzeihlichkeit geübt, die Aug-um-Auge-Rachepolitik. Keiner ist zum Verzeihen bereit. Keiner zum Nachgeben. Und der Westen spielt das Spiel mit. Der Klügere gibt nach, hat es einmal geheissen. Das ist nicht in. Verzeihen braucht ein grosses Herz. Ist das in einer wirtschaftlich oder psychisch angespannten Situation möglich? Mandela ist auch im Gefängnis nicht von seiner Position abgerückt. Er hat am Projekt der Aussöhnung festgehalten. War er einfach ein aussergewöhnlicher Mensch, wie es selten vorkommt, eine Rarität mit dieser besonderen Gabe des Verzeihens ausgestattet? Oder ist sie lernbar? Kann verzeihen gelernt werden? Ist Verzeihung schulbar? Oder ist das eine Zufallserscheinung, die an sich schon selten passiert und noch seltener an so wichtiger, politische Stelle? Dass halt Glück hat, wer von so was profitiert? Dass aber das Nichtverzeihen den längeren Atem und den besseren Lauf hat, allgemein? Besonders in einer Zeit der Dominanz des ökonomischen Denkens, also der Gewinnmaximierung, des Triebes aus allem und jedem möglichst viel Geld rauszuschleudern? Können sich Kapitalismus und Verzeihen ertragen? Falls das ökonomische Denken dahinter käme, dass Verzeihen gut fürs Geschäft wäre, so würde es vermutlich versuchen, es sich unter den Nagel zu reissen. Und es wäre gut fürs Geschäft. Denn Blockaden, Boykotte, Doktrinen, Allianzen haben es weder mit dem Verzeihen noch sind sie gut fürs Geschäft. Ist Verzeihen ein Eingeständnis? Verzeihen schmerzt sicher. Aber ist der Schmerz von Unterdrückung, Aussonderung, Diskriminierung nicht grösser? Wie, wenn das Angebot der Verzeihung nicht angenommen wird? Braucht nicht auch die Annahme von Verzeihung ein grosses Herz? Kann im Kapitalismus, in der Welt der Dominanz des (meist zwar viel zu kurzfristigen) ökonomischen Denkens ein grosses Herz noch gedeihen? Wäre nicht Grossherzigkeit die einträglichste Kapitalanlage? Verzeihung braucht wohl auch einen weiten Geist, einen Geist, der weit voraus schauen kann. Braucht Wachheit. Hellheit. Wie aber, wenn der zur Verzeihung Bereite bedroht, bedrängt, in die Enge getrieben wird von gierigen Macht- und Pseudogewinnstrebinteressen? Wird die Erinnerung an Mandela der Verzeihung auf der Welt mehr Raum geben? Der amerikanische Präsident beruft sich auf Mandela als Vorbild. Und lässt unschuldige Menschen mit Drohnen präventiv überall auf der Welt töten. Die Macht des Vorbildes der Verzeihung muss wohl schrecklich sein. |
10.12.2013 | Was Juckt meint : Was juckt mich das. Die Kanzlerin tut nur noch aussitzen. Sie hat von Kohl gelernt. Keine Perspektive für das Land mit der GroKo. Was juckt mich das. Die Politiker wollen halt ihre Ämter. Damit sie mächtig sind. Damit sie ihren Besuch an den Olympischen Spielen absagen können. Um Einfluss zu nehmen auf das Putin. Was juckt mich das. Die Kanzlerin fährt sicher hin. Sie hält nichts von Boykott. Was juckt mich das. Aber erst muss sie eine Regierung zustande bringen. Gemeinsam mit den Sozis die Rentenkasse plündern. So haut regieren hin. Was juckt mich das. Das von Draghi verdünnisierte Geld tut nicht, was es soll. Was juckt mich das. Es saugt die Sparer aus. Wer dumm ist, ist dumm und bleibt dumm. Was juckt mich das. Die Leute gehen in die Geschäfte, lassen sich beraten und kaufen dann über das Internet. Was juckt mich das. Die Dinge gehen ihren Gang. Die Welt nimmt ihren Lauf. Was juckt mich das. Die Isar fliesst abwärts und der Mississippi ebenso. Was juckt mich das. Heute ist der zehnte Dezember und morgen voraussichtlich der elfte. Was juckt mich das. Die Kulturheinis tun lieber Preise vergeben und Organisationen zur Verleihung von Preisen und Wichtigtun machen statt eine gscheite Kultur herzustellen. Was juckt mich das. Was ist Kultur. Das Brot darf nicht zu teuer sein und die Mieten müssen bezahlbar bleiben. Das juckt mich schon. Und die Renten müssen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Die Menschenwürde, die Menschenwürde. Was juckt mich das. Was juckt mich das. Die Erziehung des Menschen zwischen Manipulation und Wegbereitung zu Selbstbewusstsein und Menschenwürde. Was juckt mich das. Die Gier ist ein Motor und der Kapitalismus auch. Was juckt mich das. Die Banker sind Sauhunde und wollen das mit immer neuen und immer höheren Boni immer weiter beweisen. Was juckt mich das. Wenn ihnen Geld so wichtig ist. Wenn einem seine Karriere so wichtig ist. Wenn einer sich für so bedeutend hält, dass er meint, er müsse eine bestimmte Position, einen bestimmte Anerkennung erreichen. Was juckt mich das. Wenn einer sich für unersetzlich hält. Was juckt mich das. Die zwangsgebührenfinanzierten Sender ARD und ZDF werden die schwulenfeindlichen antiolympischen Spiele aus Sotschi übertragen. Was juckt mich das. Die halten sich halt alle für wichtig und einzigartig. Was juckt mich das. Die Energiewende bleibt stehen oder wendet sich gar zurück. Was juckt mich das. So lange ich an meinem PC schreiben kann, was juckt mich das, so lange ist die Welt doch in Ordnung. Und was morgen ist. Was juckt mich das.
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