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17.04.2013 

Se Iten We Ise meint : Seitenweise berichten die Medien jetzt über das Attentat von Boston. Wenn sie über jedes Attentat weltweit so ausführlich berichteten, so wären allein 100 Zeitungsseiten täglich mit Bildern von blutüberströmten Menschen, zerfetzten Körpern, rumliegenden Gliedmassen und sich krümmenden Verletzten zu sehen. Die Aufregung der Medien über dieses vergleichsweise kleine Attentat wirkt nun wie die Aufregung der Prinzessin auf der Erbse. Es wirkt fast so, als stürzten sich die Medien sensationsausgehungert und die Nase voll habend von der ewigen Währungskrise wie die Geier auf dieses scheinbar unprofessionelle Mini-Attentat, so furchtbar solche Ereignisse für alle betroffenen Individuen sind. Aber das gilt ja für überall auf der Welt. Und jeder, der davon träumt, Aufmerksamkeit zu erlangen, wird sich in allfälligen Attentatsplänen auf Marathonläufe bestätigt fühlen. Mit kleinstem Aufwand grösstmögliche Presseresonanz erlangen. Vielleicht sollte auch mal eine Gegenrechnung versucht werden. Wie viele Gesundheitsschäden solche Marathonläufe anrichten. Aber die hat wohl niemand aufgemacht. Wie viele künstliche Hüft- und Kniegelenkseinsetzungen dank Marathonlauferei schneller nötig werden. Denn beim Betrachten eines solchen Laufes fällt doch auf, wie viele Teilnehmer, die Mehrzahl auf jeden Fall, einen schlechten Bewegungsablauf haben. Solch über Stunden forcierter ungesunder Bewegungsablauf kann sich nur negativ auf Gelenke und Kreislauf und Wohlbefinden auswirken. Sicher sind Herausforderungen für den menschlichen Körper nicht unbedingt von der Hand zu weisen. Aber beim Betrachten fällt doch auf, wie wenige einen guten, einen smarten Bewegungsablauf haben. Dann fällt einem noch ein, wie neulich ein Hüftchirurg, also einer, der sein Geschäft mit dem Einsetzen von künstlichen Hüftgelenken macht, gross tönt, weil er gerade einen verdammt jungen Promipatienten, einen Sportler mit abgewirtschafteten Gelenken, hatte, der schon am zweiten Tag wieder ohne Krücken gehen konnte, das wirkt wie billiger Jahrmarktzauber, wie dann dieser Chirurg tönt, der Mensch sei sowieso nur auf eine Lebensdauer von 40 Jahren eingerichtet und wer das glaube, der soll sich so früh wie möglich künstliche Hüft- und künstliche Kniegelenke einsetzen lassen und dann alle zehn Jahre die Teile mit eine weiteren Operation auswechseln lassen, um des Chirurgen Geschäft am Laufen zu halten. Volkskrankheit Marathon. Volkskrankheit Arthrose. Volkskrankheit künstliche Hüfte. Zurück zum seitenweisen Sensationshunger der Medien: warum füllen sie nicht mal an einem Tag ihre Seiten genau so detailliert mit erschütternden Bildern und Schicksalsberichten, wenn die Nato mal wieder zehn Kinder in Afghanistan zu Tode bombt oder wenn Obamas Todes-Drohnen wieder irgendwo in der Wüste ein Blutbad anrichten? Unsere Medien wollen sich doch nicht etwa Opfer-Parteilichkeit vorwerfen lassen?

16.04.2013 

Drama Um Einen Richter meint : Ein Drama von Kleistscher Wucht um einen Richter spielt sich derzeit vor den Augen eine ungläubigen Welt-Öffentlichkeit in München ab. Es ist nicht Dorfrichter Adam, der bei einer nächtlichen Eskapade seine Perücke verloren hat und diese Geschichte jetzt selbst verhandeln soll und dabei ziemlich nackt dasteht. Ziemlich nackt steht der Münchner Richter als Figur inzwischen da. Entblösst im übertragenen Sinne. Dass nämlich genau das passiert ist, wovor er panische Angst hatte. So behandelt das Schicksal ängstliche Figuren. Die sich in eine pseudoprofessionelle Berufskönnerschaft eingeigelt haben. Die damit ihre einsame, verletzliche Seele schützen zu können hofften – was bisher in des Richters Leben auch gut gelaufen ist. Jetzt aber hat das Verfassungsgericht, vorbeugend sozusagen, ihm bereits vor Eröffnung eines Prozesses, eines Jahrhundertprozesses gar, auf die Finger gehauen. So könne er mit der Öffentlichkeit nicht umspringen. Er könne nicht ein Zulassungsverfahren für Journalisten wählen, das die direkte Berichterstattung für die Länder, aus denen die Opfer im NSU-Prozess stammen, faktisch ausschliesst. Die Revision, vor der sich der Richter fürchtete, die er um alles in der Welt vermeiden wollten und der er mit dem Entscheid fürs Windhundprinzip zur Verteilung der Medienakkreditierungswünsche aus aller Welt listig zuvorzukommen sich einbildete, hat nun also bereits vor Prozessbeginn stattgefunden. Der Kleistsche Gerichtsrat Walter ist schon vor der Verhandlung eingetroffen und hat sich den auf Abwegen sich befindlichen, in der Bredouille sich befindlichen Richter vorgeknöpft. Die Folgen im konsequent Kleistschen Sinne dürften katastrophal werden. Denn das kann sich unser Dorfrichter Adam nicht bieten lassen. Er, der immer recht hat. Der fast immer recht hatte. Der sich in seinem Recht-Haben absolutistisch eingerichtet hat. Der seine Machtspielchen so weit trieb, dass er den im Saal Anwesenden das Pinkeln oder Trinken je nach Laune verbieten liess, wie über ihn zu lesen ist. Und ausgerechnet dieser Richter steht nun schon vor Prozessbeginn ganz ohne Perücke da. Und alle Welt interessiert sich nur noch für den Verbleib seiner Perücke und für die Schramme auf seinem kahlen Kopfe. Interessiert sich nur noch für ihn, der sich bislang so gut hinter seinen Paragraphen zu verstecken wusste. Nun steht er seines Paragraphenschutzes beraubt da. So vor aller Welt entblösst dastehen und einen historischen Prozess führen, das geht nicht. Also bläst er als nächste seiner isolationistischen Handlungen erst mal den Prozess ab, bläst ihn dilettantisch ab (so die Berichte über die „Pressekonferenz“), verschiebt ihn, hofft, ihm, dem Richter, wachse in der Zwischenzeit eine neue Perücke. Das wird Dichter Kleist nicht zulassen können, denn an Wunder glaubt der nicht. Er wird dies Drama mit immer grösserer Wucht weiterentwickeln. Der Richter sitzt in der Falle. Denn aus seinem bisherigen Verhalten zu schliessen, dürfte er die Hausaufgabe, die ihm der Gerichtsrat gestellt hat, innerlich dermassen ablehnen, mit autochthoner Gewalt ablehnen, dass er die nächsten, noch grösseren Fehler bestimmt begehen wird. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Nichts in der Welt wird einen solchen Isolationsmechanismus noch bremsen. Und seine Dienstherren und -damen, die bayerische Justizministerin und der bayerische Ministerpräsidenten und die ganze Politik, alle, alle, stehen sie wie Pappkameraden da, glotzten stumm-entsetzt, handlungsunfähig, fassungslos grossäugig als ob sie im Theater zum ersten Mal das Drama vom zerbrochenen Krug des Dichters von Heinrich von Kleist schauen dürften. Man möchte ihnen zurufen: meine Damen und Herren, wir befinden uns hier nicht im Theater!

15.04.2013 

Abs Urd meint : Absurd, vollkommen absurd ist das doch, was sich hier abspielt in München um das Oberlandesgericht und den in den Startlöchern sich befindlichen NSU-Prozess. Da riskiert dieses Gericht, rechthaberisch in gewisser Weise, gerade weil es sich voll verbohrt zeigt hinsichtlich Zulassung internationaler Beobachter mit der Begründung, es wolle keine Verfahrensrisiken eingehen, just mit diesem Verhalten seine Glaubwürdigkeit. Voll grotesk, mit der Behauptung stur zu sein, weil man keine Verfahrensproblem riskieren wolle, weil man mit dem Zulassungsverfahren für die beobachtenden Medien der Verteidigung kein Futter liefern wolle – und dies mit uneinsichtiger Penetranz verfochten – und jetzt in dieser Sturheit vom Bundesverfassungsgericht die Massregelung zu erhalten. Wenn da mal nicht die Verfahrenshoheit zu entgleiten droht. Dem Prozess schier den Boden unter den Füssen entzogen. Denn just das, womit das Gericht die Nicht-Zulassung der Medien aus den Opferländern afterjurtistisch begründen zu glauben konnte, um den Prozess nicht zu gefährden wegen verfahrenstechnischer Einwände, ist jetzt vom höchsten Gericht des Landes als unhaltbar zurückgewiesen worden. Die Position, mit der das Gericht seine Glaubwürdigkeit begründen wollte, just diese Position ist vom höchsten Gericht des Landes erschüttert worden. Wie soll ein Gericht mit dieser Blamage am Anfang eines Jahrhundertprozesses fertig werden? Nachdem es Monate lang tausend juristisch offenbar nicht wasserdichte Ausreden in die Welt gesetzt hat, warum es die türkischen Medien nicht zulassen könne, dieses Gericht soll jetzt binnen weniger Tagen im übervollen Saal noch Platz für drei türkische Medienvertreter machen und zwar nach einem nicht leicht anfechtbaren Verfahren. Ein Gericht, was sich bislang schon als vollkommen überfordert mit dem Thema erwiesen hat, das müsste doch daran zerbrechen. Krankheit wäre in solchen Fällen ein gesichtswahrender Ausweg, den ein fühlender Mensch noch finden könnte. So was muss doch krank machen. Oder am besten Rückgabe des Verfahrens, das bereits so festgefahren ist, dass es weder vor noch zurück kann. Wer so verbohrt agiert, kann an der neuen Forderung nur zerbrechen. Jedenfalls ein absurdes, ein groteskes Exemplum für die Relation der Begriffe Rechthaben, Rechtsprechen, Sturheit, Fairheit, Gesunder Menschenverstand, über den Tellerrand hinausschauen und Selbsteinmauerung. Ein verfahrenstechnisch angeschlagenes Gericht soll in einem hochemotional hochaufgeladenen Spannungsfeld, in dem offenbar immer noch beachtliche Teile der Nazinachfolgegesellschaft vor allem eines tut: rumeiern, einen fairen Prozess führen.

14.04.2013 

Street Words LXVI meint : Es ist toi toi toi gut ausgegangen. Is egal, was die Leute sagen, die sind manchmal einfach neidisch. Hat uns da rübergeholfen über die Brücke. Da muss man einer gewissen Altersgruppe angehören. Wir danken dem Steuermann mit einem dreifachen: Danke, Danke, Danke. Ich finde, das hat so etwas Beruhigendes. Bandscheibenvorfall, das ist furchtbar, heute bin ich zum ersten Mal zur Probe zur Arbeit gegangen, das geht nicht. Der hat Lungenkrebs gehabt, kommt von der Scheiss-Raucherei. Das regt mi scho wieder auf, dass der BGS bei uns hinten drin sitzt. Diese Aufgaben, irgendwo zwischen idiotisch und banal. Alle Kräfte von allen, die da in der Geschäftsleitung, der Geschäftsführung sind. Ich hasse dieses verschissene Bayern, es wird immer schlimmer. Wir müssens ja nicht forcieren, aber wir müssens im Auge behalten, wie das mit den Computern weitergeht. Wie war das mit dem Text über Megacities in der Dritten Welt? Wir gehen ins Kolpinhaus ins KLG, da ist Neujahrsempfang. Wieso ist die Sendlinger Strasse so langweilig? Ja, cool, Schatz, i steig aus, kommst mit, i tätad di mitnehmn. Ich bin schweissgebadet, wenn ich eben mit dem Schlepper ankomme. Sagt sie, ja, mein Vater hat mir eine Location in der Maximilianstrasse besorgt. Die Isar ist 195 Km lang und überwindet auf ihrem Weg von Tirol nach Moos rund 848 m Höhenunterschied. Aber am Sonntag kommt wieder Winter. Wies weiter geht vom Sendlinger Tor kann ich Ihnen leider auch nicht sagen, weil die ganze Gschicht da vorn ist gesperrt wegen dieser Demo. Wie das so ist, man trinkt dann einen. Er hat sie bei Laune gehalten. Und dann mach ich Ingenieur.

13.04.2013 

Dorsch Barbara meint : Sonntag, 14. April 2013, 14.00 Uhr Cafe Museum, Bräugasse Passau Tel. 0851 9 666 888 Vorspiel der Dorschklasse „Very Important Local Heroes III“. Paul, der Halbwuide spielt eine Eigenkomposition namens „Hosi/Baby/Findi/Musti“. Sophie, die Zarte, spielt die C-Dur-Tonleiter mit einem Bewacher und steigt bei der G-Dur-Tonleiter aus dem Bus aus. Lilly muss leider mit ihren Kugeltieren radeln und ist dieses Mal nicht dabei. Sofia, die Krasse, spielt Auszüge aus der Ballade „Pour Adeline“ und „Popcorn“. Dann kommt Lukas, der Neue, und spielt ein Scherzando von Joseph Haydn. Auf ihn folgt Liane, die Einzigartige, sie singt die Marmotte von Beethoven, dann die Ballade von der Weisswurst und schliesslich „I hab Dir in d Aigerl gschaut“ und als Draufgabe „The Rose“. Auf sie folgt Franz-Lukas Heinz, der Hochbegabte, mit einem Lied aus der Winterreise von Franz Schubert, „Gute Nacht“. Darauf folgt ein Lied von Robert Schumann aus der Dichterliebe, „Im wunderschönen Monat Mai“. Weiter wird er ein Wieder Lied singen „Ja, des sind halt Wiener Gschichten“, wobei er sein grosses komödiantisches Talent unter Beweis stellen wird. Und sein Running Gag „O Sole Mio“ darf als Schluss- und Höhepunkt des Vorspiels nicht fehlen. Das Ganze wird moderiert von Leonie Mühlbauer. barbara-dorsch.de

12.04.2013 

Poz Deuz meint : Die Deutsche Post ist vom Dienstleister zum Adressen-Oberzuchtmeister geworden. Ihr Vorstandsvorsitzender heisst Frank Appel. Unter ihm muss alles schnell, schnell gehen, meint der Postbote. Und wenn ein kleiner Fehler in der Adresse ist, dann muss der Postbote, weil unter Frank Appel alles schnell schnell gehen muss, dann muss der Postbote, statt schnell schnell den kleinen Fehler in der Adresse, zB statt Hausnummer 33 Hausnummer 31, und obwohl es weit und breit nur einen Menschen mit diesem Namen gibt, den Deuz Poz beispielsweise, eine Verwechslung hiermit nicht möglich ist, muss der Postbote wegen diesem kleinen Fehler den Brief oder die Post zurücksenden. Von München nach Hamburg. Von Berlin nach Zürich. Von Frankfurt nach New York. Und weils ja schnell, schnell gehen muss, muss der Postbote einen Aufkleber auf den Brief drauf kleben, weil der Frank Appel und Ken Allen und Roger Crook und Bruce Edwards und Jürgen Gerdes und Lawrence A. Rosen und Angela Titzrath aus dem Vorstand das so wollen, denn alles muss schnell schnell gehen bei der modernen Post, modernde Post, Deuze Poz, also statt dass der Postbote den Brief am richtigen Ort einwirft oder wie früher einen kleinen Aufkleber drauf tut, man möchte den Adressaten doch über die kleine Differenz in der Adresse informieren – in München gibt es zum Beispiel Strassen, die sind vor einiger Zeit umnummeriert worden, so konnte aus der Hausnummer 31/33 die 33 werden – also der Postbote muss statt dass es schnell schnell geht, so einen Aufkleber auf den Brief kleben und der Brief oder das Poststück geht wieder – ungeöffnet und ohne dass der Adressat etwas davon erfährt, denn Frank Appel und Ken Allen und Roger Crook und Bruce Edwards und Jürgen Gerdes und Lawrence A. Rosen und Angela Titzrath aus dem Vorstand wollen das so – geht der Brief den langen, langen Weg wieder zum Absender zurück, was mithin Wochen, gar Monate dauern kann, denn die Deutsche Post unter Frank Appel will alles schnell, schnell machen, und darum dauert es erst Wochen bis der Brief zurück ist. Dann muss vielleicht auf komplizierten Wegen der Absender sich outen beim Adressaten, dass er ihm etwas, vielleicht eine Überraschung schicken wollte, erst die ganze paragraphenreitergenaue Adresse erfahren und den Brief oder die Postsendung womöglich neu verpacken, neu adressieren, weil ja alles schnell, schnell gehen soll bei der Post und so kann es nochmal Wochen dauern bis die Überraschung den Adressaten erreicht, obwohl inzwischen womöglich bereits ein nächster Geburtstag ansteht oder der Tote, über den im Brief zu lesen gewesen wäre, längst vergraben und vermodert ist, weil die Post ja unter Frank Appel und Ken Allen und Roger Crook und Bruce Edwards und Jürgen Gerdes und Lawrence A. Rosen und Angela Titzrath aus dem Vorstand will, dass alles nur noch schnell, schnell geht, wie der Postbote sagt, und darum kann das jetzt bis zu einem Jahr länger dauern, weil die Post nicht kundenfreundlich ist, sondern sich als Oberadressenzuchtmeister der Nation aufspielen will. Und wenn der Brief dann endlich im Hause ankommt, dann wird er womöglich, trotz peinlich genauer Adressierung im falschen Briefkasten landen, weil im selben Hause ein ähnlicher Name auf einem anderen Briefkasten zu lesen ist, Paz statt Poz. Und wenn Paz noch dazu im Urlaub ist, kann es noch weitere Wochen dauern bis der Brief oder die Überraschung den Adressaten erreicht, weil der Postbote alles nur noch schnell, schnell machen muss und keine Zeit mehr für exakt die Genauigkeit hat, die Frank Appel und Ken Allen und Roger Crook und Bruce Edwards und Jürgen Gerdes und Lawrence A. Rosen und Angela Titzrath aus dem Vorstand der Deutschen Post dem Kunden der Deutschen Post brutalstkundenfeindlich einpauken wollen.

11.04.2013 

Dünnpf Iff meint : Vor einigen Wochen hat die Deutsche Filmakademie e.V. grossspurig versucht in schauderlichem Akademiker-Rotwelsch einen Aufschrei zu formulieren und damit eine breite gesellschaftliche Debatte über das Kino in Deutschland zu fordern. Anlass war die Entscheidung der bayerischen Fernsehchefin Bettina Reitz, das Engagement ihres Senders hinsichtlich Kino zu überdenken und zu reduzieren. Sofort hat die Deutsche Filmakademie e.V. Pfründen davon schwimmen sehen, hat gekreisst und jenen Debattenaufruf in die Welt gesetzt. Passiert ist seither nichts. Der Aufruf war eine Totgeburt. Eine gesellschaftliche Debatte ist nicht in Gang gekommen. Denn die Deutsche Filmakademie e.V. hatte dummerweise vergessen, zu ihrem Aufruf eine debattenauslösende erste These aufzustellen, zum Beispiel, dass es vollkommen überflüssig sei, dass Deutschland krampfhaft versuche, mit 300 Millionen Euro Fördergeldern eine funktionärsabhängige Filmkultur aufzupäppeln, die nie auf eigenen Beinen stehen wird. Die Deutsche Filmakademie e.V. hat diese Behauptung nicht aufgestellt, sie hat überhaupt keine Behauptung zum Kino in Deutschland aufgestellt. Sie hat nur gemotzt. Sie hat nur gemosert. Sie hat keine Debatte ausgelöst. Sie hat stattdessen eine Dünnpfiff-Liste mit auf dunklen Wegen zustande gekommenen Nominierungen zum Deutschen Filmpreis herausgegeben und damit einen weiteren Hinweis dafür geliefert, wie marode es um die deutsche Filmkultur bestellt ist. Leider hat sie den möglicherweise debattenauslösenden Kommentar dazu vergessen: sehr her, so marode ist unsere Filmkultur, diese Dünnpfiff-Liste von Filmen bewirbt sich um den höchstdotierten Filmpreis der Welt. Ist das nicht peinlich, dass im Lande eines Robert Wiene, eines Georg Wilhelm Pabst, im Lande von Wilder, Ulmer, Siodmak, Sierck, Fischinger und Ruttmann, eines Murnau und Lubitsch, eines Fritz Lang und bei 300 Millionen Euro Filmförderung nur so eine Dünnpfiff-Liste an Filmen für den Filmpreis vorgeschlagen werden kann? Nein, die deutsche Filmakademie stösst keine Debatte an. Im Gegenteil, um einer Debatte auszuweichen zeigt sie diese Filme jetzt als Lola-Festival in einem Pipi-Kino in Berlin. Vielleicht träumt sie weltfremd davon, dass damit eine breite gesellschaftliche Debatte über das deutsche Kino in Gang kommt. Oder sie könnte beispielsweise die These zur Diskussion stellen, dass Kulturstaatsminister Neumanns Filmförderfonds lauter Kuckuckskinder von grossindustriellem amerikanischem Kino anzieht und päppelt, was sich in Babelsberg billig und egal welchen Schrott produzierend breit macht und das Deutsche Kino am Gedeihen noch mehr hindert. Aber auch diese Behauptung stellt die Deutsche Filmakademie e.V. nicht auf. Auch diese Debatte findet nicht statt. Und der Rest ist Schweigen. Oder Lola-Festival. Da müssen wir stolz unseren nominierten Nachwuchs hätscheln und toll finden. Mei wie süss sind unsere Film-Kinder. Mei wie niedlich sind diese deutschen Filme. Ganz den Funktionären aus dem Gesicht geschnitten. Aus denen wird bestimmt eines Tages ganz etwas Grosses werden. Wir brauchen nur noch etwas Geduld und viel, viel Subvention. Debatten brauchen wir dafür nicht.

10.04.2013 

Voll Verfahrens Verfangen Befangen Gefangen meint : Das Münchner Landesgericht wird von Tag zu Tag mehr zum Befangenen im NSU-Verfahren. Im eigenen Verfahren verfahrensgefangenen, weil es mit seinem Verfahren die Gefahren von verfahrenstechnischen Einwänden gegen das NSU-Verfahren abwenden wollte, hat es das Verfahren schon vor dem Anfahren gänzlich an die Wand gefahren. Ist somit bereits abgefahren verfahren wie kein Verfahren abgefahren und befangen verfahren je angefangen hat. Es setzt sich einer Lawine von Kritik, Misstrauen, ja Spott aus, die es selbst ausgelöst hat. Es könnte den Stecker zu diesem bereits vor dem Anfahren total verfahrenen Verfahren mit einer einzigen Geste ziehen, den ganzen Lawinenbausch, der das Verfahren zu erdrücken droht, der es unglaubwürdig, macht, unwürdig einer modernen Bundesrepublik, das Gericht bräuchte bloss von seinen irrigen Verfahrensgrundsätzen hinsichtlich Anzahl der Medienvertreter und der rigoros-peinlichen Detailvorschriften, die mit Gerechtigkeit nichts zu tun haben, die auch mit dem, was innerhalb der Verhandlung zu geschehen hat, nichts zu tun haben, mit Augenmass und ohne jede Gefahr weiteren Verfahrens und verfahrenstechnischer Mängel, abzuweichen, Übertragungsräume für alle interessierten Medien zur Verfügung stellen, was innert weniger Tage zu bewerkstelligen wäre und aus der Skandallawine würde ein Heissluftballon, der innert weniger Sekunden in sich zusammensacken würde. Aber da das Münchner Landesgericht offenbar vollkommen überfordert und unvorbereitet auf diese Schimäre ist und sich einmauert, wird der Heissluftballon zur Bombe mit Selbstzerstörungspotential, wird das Spottpotential von Tag zu Tag zu einem Medienereignis, was den Prozess unter sich begräbt wie ein Traktor ein junges Reh auf der Weide. Heute schon eine ganze Seite Drei in der SZ von Annette Ramelsberger, eine faire Übersicht auch dem Gericht gegenüber, das seine Chance nicht nutzt, offenbar starrköpfig nicht nutzen will; wobei der Text noch nicht einmal auf den Leserbrief in der gestrigen SZ eines ehemaligen Verfassungsrichters eingeht, der das Verfahren zur Verhinderung einer Prozessbeobachtung durch Medienvertreter und Abgeordnete aus den Heimatländern der Opfer als nicht rechtens bezeichnet. Und OB Ude, der noch vor zwei Tagen Klartext redete, dass der Imageschaden, den das Gericht durch sein verbohrtes Verhalten für München und Deutschland zu verantworten hat, bereits enorm sei, der eiert heute wie ein aalglatter Berufspolitiker rum bei der Nachfrage, warum München für die zwei hiesigen Opfer des Nazi-Terrors der NSU nichts unternehme, dass man hier keinen Schnelligkeitswettbewerb habe. Offenbar gibt es zur Zeit nicht eine Person des öffentlichen Lebens in ganz Deutschland, die nicht irgendwie rumeiert, wenn es darum geht, dass Mitmenschen aus der Türkei Opfer von Naziterror geworden sind.

09.04.2013 

Totsch Lagen meint : Selbst die SZ schreibt heute, dass der Afghanistan-Einsatz gescheitert sei (Tobias Matern auf der Meinungsseite), dass der Einsatz weder eine tragfähige Wirtschaft noch ein stabiles Staatswesen entwickelt habe, und das obwohl Milliarden in das Land gepumpt worden sind. Jakob Augstein wird im Spiegel-online deutlicher. Er geht von den zehn Kindern aus, die die Nato noch am Wochenende bei einem Luftangriff getötet hat. Er schreibt von einem Krieg, der vollkommen sinnlos ist. Und an dem die Bundeswehr teilnimmt. Und dass die Isaf-Truppen bis zum feststehenden Abzugstermin weiterhin töten. Und dass die Deutschen weiterhin mitmachen. Es gehe nur noch darum, die Zeit bis zum Abzug totzuschlagen. Schönes Wort. Totschlagen. Die Zeit totschlagen. Totsch Lagen. Und dabei afghanische Kinder totschlagen. Und Augstein fragt: Wer glaubt denn im Ernst, dass es einen Unterschied für die Zukunft Afghanistans macht, ob jetzt noch ein Kommandeur der Taliban mehr oder weniger getötet wird? Weiter zitiert Augstein Alt-Kanzler Schröder, der letztlich diesen Einsatz damals entschieden hat – und alle sind sie ihm gefolgt. Der will nach wie vor diese Entscheidung für richtig halten. Er hat keine Fehler gemacht. Und Augstein fährt fort: Dieser Krieg ist verloren, er ist sinnlos, und das weiß man schon längst. Und dann: „Wir haben uns zu Komplizen bei einem Verbrechen machen lassen. Die Deutschen sollten sich wieder an den Krieg gewöhnen, hieß es vor ein paar Jahren.“ (da hat auch die SZ fleissig mit dran geschrieben). Dann bedankt sich Augstein für diese Lektion. Dass wir uns daran gewöhnt hätten, dass zehn Kinder sinnlos getötet werden. Dem ist nichts hinzuzufügen.

08.04.2013 

Traum Von Weisheit meint : Mir hatte geträumt. Es war einmal ein paragraphenverbohrter, afterjuristischer Richter in München. Der hatte einen diffizilen Prozess vor sich. Einen Prozess, mit dem der Ruf des ganzen Landes zusammenhing, eines Landes, das eine so furchtbare Vergangenheit hatte, von der es sich inzwischen über 60 Jahre lang wieder derrappelt und gar zum demokratischen Musterschüler entwickelt hat. Im Prozess nun aber ging es um Fremdenfeindlichkeit, die verhängnisvoll an jene furchtbare Geschichte anschloss. Es ging um Neonazis, die Mitbürger mit ihrer Meinung nach nicht nationalem Hintergrund aus purem Hass ermordet hatten. Der Staat hatte dabei weder in der Verhütung noch der Verfolgung eine gute Falle gemacht. Jetzt also der staatliche Prozess gegen die Übeltäter und ihre Helfer. Ein missliches Geschick will es nun aber, dass dieser Prozess in die Hände eines uneinsichtigen Richters gelangte. Der wollte nämlich nicht, dass Medienvertreter aus den Ländern der Opfer an diesem Prozess als Beobachter teilnehmen dürfen. So hatte er sich denn für ein Akkreditierungs-Verfahren entschieden, das er für paragraphengetreu hielt, das sogenannte „Windhundverfahren“, von dem die Presseleute aus entfernteren Ländern garantiert zu spät erfahren würden, so dass die ersten und einzigen 50 Plätze längst vergeben seien, bis diese Wind davon bekämen. So konnte er mit grosser Sicherheit ausschliessen, dass Medien aus den Ländern der Opfer über seinen Prozess direkt berichten können. Und so kam es denn auch prompt. Ein Verfahren übrigens, was rechtlich nicht anfechtbar sei, wie der verbohrte Richter meinte. Er wurde ja auch geschützt von seiner Justizministerin und auch der Ministerpräsident konnte sich feige und bequem hinter dieser Prozedur verschanzen, braucht weder Zivilcourage zeigen noch Gesamtverantwortung übernehmen. Nun brach aber ein Sturm der Entrüstung los, wie das ruchbar und offenbar wurde. Ein Sturm von einer Heftigkeit, dass es nicht abwegig wäre davon zu sprechen, dass das Gericht, dass dieser heikle Prozess bereits Tage vor seiner Eröffnung in lodernden Flammen stand. Von einem ordentlichen Verfahren konnte schon zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr geredet werden. Denn mitten in so einem Aufruhr kann nicht ruhig und sachlich Recht gesprochen werden. Da aber geschah es, und das war das Grandiose in meinem Traum, dass Einsicht über den verbohrten Richter kam. Dass er sah, welch Unglück er mit seinem paragraphenreitenden Verhalten nicht nur über den Prozess, sondern auch über das ganze Land brachte. So erinnerte eine Eingebung ihn an seine heilige Pflicht als Richter, das Ganze, das Wohl des Ganzen im Auge zu behalten, noch vor philiströser Paragraphenauslegerei. So setzte er sich denn mit seiner noch verbohrten Justizministerin in Verbindung, klärte sie auf und auf dem kleinen Dienstweg erliess sie stante pede eine Dienstvorschrift, die es dem Richter ermöglichte, den Prozess in einen grossen Saal für alle interessierten Medienvertreter zu übertragen (wie es inzwischen bei wichtigen Prozessen überall auf der Welt gemacht wird), ohne dass der Prozess Gefahr lief, wegen verfahrenstechnischen Gründen zu scheitern. So ward der Brand denn mit wenig Aufwand gelöscht und der Richter erlangte durch sein Verhalten weit herum Respekt und sein Prozess sollte als einer der beispielhaftesten in die Annalen der jüngsten Geschichte der Republik eingehen.

07.04.2013 

Dern Ordko Reaner meint : Der Nordkoreaner, wer ist er, der junge Diktator, der grosse Worte, bedrohliche Worte führt, der die Welt in Aufruhr versetzen will, wenn denn die Welt sich in Aufruhr versetzen lassen möchte. Aber offenbar profitiert die Welt ganz gut von diesem Diktator, von den Sonderwirtschaftszonen. Das ist vielleicht so, wie Firmen, die damals in Deutschland in den KZs fertigen liessen. Wer günstig fertigen lassen kann, der möchte diese Zustand nicht ändern. Wer für die eigene Machtstellung, für die eigene Auf- und Hochrüstung Feindbilder braucht, der möchte nichts daran ändern. Das westliche Interesse am Erhalt des Status Quo in Nordkorea scheint jedenfalls grösser als das Interesse an einer Veränderung. Der Westen scheint sich ganz wohlig eingerichtet zu haben in seiner Feindbildwelt, mit der Achse des Bösen wie sie genannt worden ist. Darum will er sich das auch sorgfältig erhalten. Sind die Drohungen des jungen Diktators Verzweiflungsrufe? Ist er seines Landes und seiner Herrschaft nicht mehr sicher? Weil es gar rumort in seinem Land. Denn ganz undurchlässig sind die Grenzen nicht mehr. Der Film „Camp 14“ hat aus dem Land berichtet, aus den Konzentrationslagern, die dort geführt werden. Aber der Film hat hier nur einen leisen, diskreten Lauf gehabt. Das ist öffentlich offenbar nicht allzu sehr gewollt, dass das Wissen über die Zustände in Nordkorea hier breit publik wird. Denn dann käme der Ruf nach Veränderung. Dass das nicht sein dürfe. Nach Einflussnahme von aussen. Das wiederum würde die „strategischen“ Feindbildinteressen alarmiert auf den Plan rufen, oder hat sie schon. Merkwürdig, dass dieses Wissen, dass Nordkorea Menschen in Konzentrationslagern hält, hier keinen beunruhigt. Dass dieser Ausdruck für die Gefangenenlager nicht mal verwendet wird. Merkwürdig, dass die deutsche Öffentlichkeit diesem Skandal gegenüber grosszügig die Augen zudrückt. Gleichzeitig wird mit immer neuen Filmen und Museen und Gedenkveranstaltungen versucht, die Nazizeit mit ihren Konzentrationslagern aufzuarbeiten. Aber dass heute Vergleichbares nur wenige Flugstunden entfernt passiert und praktiziert wird, das will die Politik hier nicht so recht wahrhaben. Der Feindbildwert dieses menschenverachtenden Regimes scheint den Menschenrechtswert für das politische Kalkül bei weitem zu übersteigen.

06.04.2013 

Drei Affen meint : Das Oberlandesgericht München hält es hinsichtlich des bevorstehenden NSU-Prozesses mit den drei Affen. Es will nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Vermutlich hält sich der zuständige Richter in München für einen Japaner (der aber hoffentlich deutsches Recht anwenden wird); denn in Japan, wo der Ausdruck ursprünglich herkommt, habe der Begriff, laut Wikipedia, ein positiven Klang und stehe für einen vorbildlichen Umgang mit dem Schlechten, „über das Schlechte weise hinwegsehen“. Wir sind aber in München, im Westen. Hier hat der Begriff leider einen Bedeutungswandel erfahren, hier gelte er eher als „alles Schlechte nicht wahrhaben wollen“, hier gelten die „drei Affen“ als Beispiel für mangelnde Zivilcourage. Schöner und treffender könnte wohl das Verhalten des Oberlandesgerichts München nicht beschrieben werden, dass der Prozess, den es führen soll, schon Tage vorher in einem blamablen Zustand dasteht, als Problemfall, als stark beschädigt von seiner Glaubwürdigkeit her. Zu erwarten, dass dieser Verruf sich in Anträgen der Verteidigung, die den Prozess nicht erleichtern werden, niederschlagen wird. Und den Prozess auch von innen her gefährden dürfte. Drei Affen. Das Oberlandgericht München will nicht sehen, was die tz heute sieht, einen Bretterverschlag, der schon aufgebaut ist vor dem Gerichtssaal und in dem „die Besucher eingepfercht“ werden: „mit diesem Bretterverschlag sorgt das Oberlandesgericht (OLG) München schon für den nächsten Ärger. ..Das erinnert fatal an die „Demjanuk-Sammelstelle“.“ Auch will das Oberlandesgericht München weder sehen noch hören, dass die SZ, den Heribert Prantl zwar ins flauschige Feuilleton verlegt, heute die ganz harte Kritik am Gericht und dessen sturem Verhalten loslässt: eine Justiz, die sich im Paragraphenturm einmauert oder dass Unabhängigkeit keine Vergünstigung zur bequemeren Ausübung des Berufes sei, dass das Recht mehr sei, als die Gebrauchsanleitung für ein Bügeleisen, dass die juristische Wissenschaft mehr sei als nacktes Paragraphenhandwerk bis zum Zitat von Adolf Arndt „die Verderbnis der Afterjuristerei, die zum bloss mentalen Handwerkszeug werden kann, um gerade daran vorbeizujudizieren, was das Eigentliche, das Wahrwerden des Lebens sein sollte.“ Und das Gericht will weder sehen noch hören, dass Christian Ude auf der München-Seite derselben SZ konstatiert, dass der Schaden, den das Gericht mit seinem bisherigen Verhalten angerichtet habe, bereits jetzt enorm sei. Um die drei Affen vollständig zu machen, um sich selber den Mangel an Zivilcourage zu attestieren, mauert sich das Gericht nun weiter ein und will nichts mehr sagen zu seinem mehr als anstössigen Verhalten, einem Verhalten, das, wenn man den Prantl richtig interpretiert, unprofessionell ist und eines Gerichtes nicht würdig. Dies wiederum scheint die bayerische Justiziminsterin nicht so richtig zu realisieren, sie scheint zwar, nach dem Interview, was sie vor einigen Tgen der SZ gegeben hat, zu checken, dass es wohl nicht ganz rund läuft bei diesem Kasus, aber sie will jetzt erst mal, nicht ganz drei Affen, immerhin schauen, wie das Unglück, was ja bereits passiert ist, sich weiter entwickelt und im Nachhinein einige Paragraphen vielleicht ändern. Offenbar mit dem Wohlwollen ihres Bosses, des bayerischen Ministerpräsidenten, der in dieser Sache bis jetzt auch sich auf die Seite der drei westlichen Affen geschlagen zu haben scheint. Keine Zivilcourage – nirgends.

05.04.2013 

Mar Ode meint : Heute ist die Mar-Ode angesagt. Die Ode an die Mar. An die Cauche-Mar. An den Alptraum. Marode sind sie. Durch und durch marode. Die Euroländer Frankreich und Italien. Verdorben bis in die Spitzen hinein Frankreich. In die internationalen Steuerfluchtereignisse hineingezogen. Und Italien nicht fähig, eine Regierung zu bilden. Und wer weiss, welch unterirdischen Geldströme Zypern in Gang gesetzt hat. Davon ist nichts zu hören. Verwunderlich nur, dass der Herr, der Deisselblum oder Deisselblöm ausgesprochen werden soll, ständig erzählen muss, Zypern sei keine Blaupause. Die Ode gegen die Blaupause. Denn vermutlich sind viele Leute dabei, viel Geld von Geld-Instituten, denen sie nicht trauen, abzuziehen. Diese dürften bald notleidend werden. Das kann schnell Länder in den Grundfesten erschüttern. Wenn Kredite bedient werden müssen – und nicht können. Denn die zyprische Blaupause könnte die Voraussetzung zur Panik schaffen. Aber wohin mit dem Geld, wenn keine Geldverstecke mehr sicher sind. Die Rating-Agenturen dürften jedenfalls bald Italien und Frankreich hinunterstufen. Aber diese Länder wollen sich bockig und verständlich nicht dem Diktat der Rating-Agenturen und des internationalen Wettbewerbs unterwerfen. Sie wollen nicht den sozialen Schleudergang einlegen, wie Deutschland es vorgemacht hat. Mit dem Resultat, dass dieses zwar wirtschaftlich blendend dasteht aber für den Preis des Aufdräuens einer Zweiklassengesellschaft. Der am Lebensstandard, am Luxus, an der Kultur partizipierenden und derjenigen, die durch HartzIV „segensreich“ ins Out katapultiert wurden. Denn das ist das Resultat des Diktates zur Wettbewerbsfähigkeit. Kommt erschwerend hinzu, dass Billionen von Geldern Reicher und wohl auch Halbreicher aus dem Fokus der Steuereinnehmer geschafft worden sind, was die Wirkung des Wettbewerb ermöglichen sollenden sozialen Schleudergangs vehement verstärkt. Durch den von der SZ und anderen Medien jetzt als daily Dokusoap vermarkteten Billionen-Leck-“Steueroasen“Skandals dürften diese Reichen und Halbreichen allerdings nach und nach zur Verantwortung gezogen werden. Richtigerweise skandalisiert die Boulevardpresse das auch und es bleibt zu hoffen, dass Leute, die solch asoziales Verhalten bis jetzt als chic praktiziert haben, imagemässig in die Ecke gestellt werden, wobei die Verführung des Hochglanz- und Gesellschafts-Boulevards, tolle Berichte über das Leben der reichen Steuerverächter zu bringen, sicher bestehen bleibt. Andererseits möchte man auch nicht gerade in eine Kulturrevolution á la Mao verfallen. Aber eine marode, durch und durch marode, immer hemmungsloser enthumanisierte Gesellschaft, in der Betrug an der Allgemeinheit bei gleichzeitiger Ausbeutung der Arbeitskräfte System hat, dürfte um Rosskuren nicht herumkommen.

04.04.2013 

Arme Reiche meint : „Geheime Geschäfte in Steueroasen enttarnt“, so betitelt die SZ ihren neuesten Fischzug im Netz. Womit sie gleichzeitig (im Untertext gewissermassen) deutlich macht, dass es im Netz keine Geheimnisse gibt, andererseits aber auch, dass Zeitungen etwas sehr Nützliches sein können. Denn wer, wenn nicht sie, soll kompetent die Informationsmassen die aus dem Netz wie aus dem Weltmeer zu holen sind, in verständliche, verdauliche Häppchen zubereiten und publizieren. Die SZ spricht von einem der grössten Datenlecks der Geschichte, das dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) in Washington zugespielt worden sei und das jetzt die SZ mit Medien aus 46 Ländern dieser Tage aufrollt; eine Serie ist in Aussicht gestellt. Wie ein Krimi. Aber näher am Leben. Am Leben der Reichen. Dokusoap der Enttarnung. Denn diese Daten deuten darauf hin, dass es Reiche offenbar für besonders richtig und wichtig halten, Geld zu verstecken, um sich nicht angemessen an den Aufgaben der Allgemeinheit zu beteiligen. Im Gefolge dieser Aufdeckungen dürfte ein warmer Segen an Steuerbussen und – nachzahlungen auf die klammen öffentlichen Kassen zukommen. Und die Zeitungen dürften ihre Lebenserwartung auch wieder etwas gestreckt haben. Aber Reichsein wird viel von seinem Reiz verlieren, wenn kein Geld mehr versteckt werden kann. Zu erwarten also, dass sich die Reichen das nicht bieten lassen, dass sie sich nicht damit abfinden werden, ganz prosaisch wie jeder Lohnsteuerzahler dem Fiskus durchsichtig zu sein, dass sie sich nach neuen Möglichkeiten umsehen werden. Denn sie brauchen ihren Nimbus, sie brauchen ihre kleinen Geheimnisse, sie brauchen anscheinend dringend ein Gefühl der Überlegenheit über dem gemeinen Steuerzahler (der ihn, den Reichen, gleichzeitig in bunten Klatschblättern wiederum bewundert!). So dürfte sich denn ein neuer Markt für Geldanlagen auftun bei Bankern mit Bunkern ohne jeden Internetanschluss. Ohne jedes Handy. Ohne jeden Schriftverkehr. Das gute alte Nummernkonto lässt grüssen und wedelt schon im Hintergrund mit seiner Diskretion. Denn für die Reichen dürfte die totale Transparenz über ihre Vermögen genau so verhasst sein, wie manch kleiner Steuerzahler, so manch kleines Geheimnis für sich behält und es womöglich lieber mit ins Grab nimmt.

03.04.2013 

Arbeit Für Alle meint : Arbeit Für Alle ist das Gebot der Stunde. Angesichts der Rekordarbeitslosigkeit allein in Europa. Aber das andere Gebot, dem bedingungslos gehuldigt wird, heisst „Wettbewerb“, Wettbewerbsfähigkeit“. Wettbewerb heisst Rationalisierung, heisst meist, Erzeugung von Arbeitslosigkeit. Das müsste allmählich dringend ein Umdenken erfolgen. Was ist Arbeit überhaupt? Wie kann die Menschheit als ein Team definiert werden, in dem jeder zum Wohlergehen seinen Begabungen und Kräften gemäss beiträgt. In welche nicht Millionen von Menschen für Milliardengewinne von Wenigen ihre Kräfte und ihre Gesundheit hergeben. In welchem Arbeit sinnvolle Resultate zeitigt. Arbeit, die mörderische Produkte herstellt, sollte geächtet werden. Arbeit, die anderen Arbeit wegnimmt, vermieden werden. Vielleicht muss die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens wieder ins Spiel gebracht werden. Aber was soll der Mensch der Gemeinschaft dafür bieten? Es ist doch absurd, dass viele Rentner vom Tag ihrer Rente an, natürlich gibt es viele Ausnahmen, ihr Leben verluxusreisen, verluxuslustieren. Arbeit ist eben doch weitgehend noch als Entfremdung definiert. Die acht Stunden am Tag sich für eine Sache einsetzen, die einen nichts angeht, die einem Kraft und Freude nimmt und dafür es ermöglicht, Wohnung, Essen, Urlaub und vielleicht etwas Ersparnisse zu finanzieren. Viel zu viel Schizophrenie ist noch mit dem Arbeitsbegriff verbunden. Loslösung vom Ich der arbeitenden Person. Sie muss zum höheren Gewinne der Bosse und Aktionäre sich viel gefallen lassen, Erniedrigung, Diskriminierung, Mobbing, Raubbau an der Gesundheit, Beschädigung der Seele. Befördert wird, wer andere aussticht. Karrierismus ist auch so einer Pervertierung des Arbeitsbegriffes. Arbeit als Dienst an der Allgemeinheit, diese Auffassung des Arbeitsbegriffes wird vom Arbeitsbegriff als Karrierismus in den Schatten gestellt. Karrierismus ist gleich Egoismus. Umsatz um des Umsatzes willen. Gewinn, um des Gewinnes willen. Da geht das Link zum Allgemeinwohl verloren. Jede Arbeit sollte auf ihre Nützlichkeit hinsichtlich des Allgmeinwohles überprüft und entsprechend entlohnt werden. Wer seine Kräfte lediglich einsetzt, um einen Milliardär noch reicher zu machen, in der Hoffnung selber ein lächerliches Bisschen davon zu profitieren, sollte beispielsweise steuerlich stärker belastet werden. Ein Steuermodell, das den Allgmeinwohlfaktor von Arbeit zum steuersatzentscheidenden Element macht. Chirurgen, die künstliche Kniegelenke oder Hüftgelenke meist überflüssigerweise den Patienten einoperieren, sollten viel höher besteuert werden, als Therapeuten, die in mühseliger Arbeit den Patienten mit Geduld und Einfühlung von seinem Schmerzen befreien und regenerieren oder gar vorbeugend helfen. Wie Arbeit, dazu noch sinnige Arbeit für alle geschaffen werden kann, da steht die Politik im Moment buchstäblich wie der Esel am Berg. Es fällt ihr rein gar nichts ein. Ihr fehlt jegliche Vision, so sehr steht sie unter Druck der Interessen von Partikulärlobbies.

02.04.2013 

Inverr Uf meint : Kaum sind die friedlichen, winterlichen Feiertage vorbei, wird aus allen Rohren geschossen, gerät so einiges in Verruf. Volle Pulle SZ. Tobias Matern löchert als „Thema des Tages“ den afghanischen Präsidenten Karsai. Die Antworten bringen den ganzen deutschen und westlichen Kriegseinsatz in Verruf. Und wenn kein westlicher Repräsentant widersprechen wird, so bleibt der Verruf bestehen. Karsai macht den Westen mit seinen Geldgaben für die Korruption (von der auch des Präsidenten Familie ganz gut profitiert haben soll) verantwortlich. Wer Geld nach Afghanistan schickt, nährt die Korruption. Entweder beweist der Westen, die Bundesregierung bald das Gegenteil oder jeglicher künftige Parlamentsbeschluss, Afghanistan mit Geld zu unterstützen darf direkt formuliert werden als: die Bundesrepublik unterstützt mit so und so viel hundert Millionen Euro das Gedeihen der Korruption in Afghanistan. Nach diesem Interview steht der Westen bis auf die Unterhosen ausgezogen dämlich da. Und so viele feuchte Schleimhäute haben bei uns doch versucht, Wörter wie „Gefallene“ und „Krieg“ rauszuwürgen. Karsai nimmt den Westen auch beim Wort. Hier hat es immer geheissen, es gehe in Afghanistan nur um die Sicherheit des Westens. Wort von Struck-selig. Dafür haben die Deutschen wieder das Töten auf Vorrat angefangen, das Töten auf Verdacht hin. Und das alles nur, um die Korruption am Hindukusch zu füttern? Der Vorwurf bleibt im Raum stehen. In Verruf gerät auch zusehends, Wochen bevor er überhaupt beginnt, der NSU-Prozess vor dem Oberlandgericht in München. Die SZ hat alles versucht, den bornierten Richter auf das erweiterte Umfeld des Interesses an diesem Strafprozess hinzuweisen, des Richters paragraphenreiterische Haltung sogar in einem Artikel letzte Woche unterstützt. Doch nichts scheint sich zu bewegen im Hirn des zuständigen Richters. Wie ein Wadlbeisser scheint er sich zu verrennen in seine einmal festgelegte Position. Er behaupte nach wie vor, dass er korrekt handle. Das wird inzwischen immer mehr in Frage gestellt. Die SZ hat heute eine Aussenansicht von Peter Heesen veröffentlicht, die die Unbeweglichkeit (und das Verschanzen hinsichtlich Pressezulassung hinter dem Windhundprinzip) des zuständigen Richters als „nicht tragfähiges Prinzip öffentlichen Handelns“ analysiert. Woraus durchaus zu schliessen wäre, dass es möglicherweise anklagbar werden könnte. Und Christiane Schlötzer redet auf der Meinungsseite Klartext faktisch vorm Hintergrund des kategorischen Imperativs von Kant. Sie stellt sehr deutlich dar, wie Deutschland reagieren würde, wenn dieselbe Geschichte unter umgekehrten Vorzeichen in der Türkei passieren würde. Dieser NSU-Prozess scheint, je näher er kommt, je starrsinniger sich der Richter verhält, von seinem Ruf her bereits dermassen angeschlagen, so dass er unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten höchst fragwürdig wird. Ein ins Gerede gekommener Richter und ein ins Gerede gekommener Prozess, noch bevor dieser begonnen hat. Verwunderlich, dass die bayerische Justizministerin, die gewiss Hebel in der Hand hätte, das Auditorium für die internationale Presse zu erweitern, ohne den Prozess ins verfahrenstechnische Schwulitäten zu bringen, das sehenden Auges geschehen lässt. Und dem bayerischen, wahlkämpfenden Ministerpräsidenten scheint es auch nicht weiter aufgefallen zu sein, welchen Bärendienst dieser Richter der Stadt München, dem Land Bayern, der Bundesrepublik und auch dem Wahlkampf des Ministerpräsidenten selbst leistet. Und vom Münchner OB und Ministerpräsidentenherausforderer ist bis jetzt auch noch keine treffende, das Unglück vielleicht noch abwenden könnende Formulierung in die hiesigen, Zeitungen gelangt. Es geht auch um München.

01.04.2013 

Mehr Feiertage! meint : Mehr Feiertage, das ist die Forderung, die im Raume steht und stehen bleiben muss. Mehr Feiertage, das hätte Vorteile für alle. Denn die Welt liegt so ruhig an Feiertagen. Die Welt bleibt von der Politik verschont an Feiertagen. Es gibt weniger Konflikte auf der Welt. Zumindest weniger Berichte darüber. Mehr Feiertage, das ist die Forderung, die im Raume steht. Jede Chance auf einen Feiertag nützen. Christliche Feiertage noch ausweiten, die katholischen, die protestantischen, die methodistischen, die freikirchlichen, alle sollen sie zu gültigen Feiertagen für alle werden. Die jüdischen Feiertage, alle sollen sie zu allgemeingültigen Feiertagen werden. Die islamischen Feiertage, alle sollen sie zu allgemeingültigen Feiertagen werden. Denn an Feiertagen ruht die Welt. Also sowieso immer am Freitag, dem Tag fürs Freitagsgebet im Islam, am Samstag, dem jüdischen Sabbat und am Sonntag dem christlichen Sonntag und alle Feiertage dazwischen. In Europa sollen alle Nationalfeiertage zu europäischen Feiertagen werden und die Arbeiterfeiertage und die Blauen Montage. So würde die Menschheit ruhiger und gesünder. An den verbleibenden Arbeitstagen soll die Menschheit die Arbeit als Team unter sich aufteilen, soll jeder beitragen zu den Dingen, die anstehen, die erledigt werden müssen, Nahrungsbeschaffung und private wie öffentliche Sauberkeit, Herstellung von Gütern, Reparaturen oder Neubauten. Damit ist weniger Stress für den Einzelnen. Auch die familiären Konflikte an den Feiertagen würden weniger, weil der Mensch ausgeruht in den Feiertag gehen kann. Sowieso würde dieser Irrsinn von immer mehr Wachstum verträglich gebremst werden. Mit den mehr Feiertagen könnte auch die Lebensarbeitszeit des Menschen auf 70 und darüber erhöht werden. An den wenigen Arbeitstagen können die Alten ruhig mittun. Die Entwicklung der Menschheit würde in ruhigeren Bahnen und auch umweltfreundlicher verlaufen. Auch der erste April soll künftig auf jeden Fall ein Feiertag sein. Die zusätzlichen Feiertage würden den Menschen die Chance geben, nach Jahrzehnten explosiven wirtschaftlichen Wachstums endlich wieder zur Besinnung zu kommen, sich zu fragen, was sie wirklich wollen, was sie an technischem Komfort brauchen oder ob es nicht an der Zeit wäre, die sinnvollen von den zerstörerischen Neuerungen und Erfindungen und Industrieprodukten zu trennen. Und dann wäre es sicher auch möglich problemlos die bescheuerte Erfindung der Sommerzeit wieder abzuschaffen. Oder man führt zusätzlich zwei Zeitumstellungsfeiertage im Jahr ein, um den Umstellungsstress zu mildern.

31.03.2013 

Baga Tellen meint : Das sind doch alles Bagatellen. Ein bisschen Schnee. An Ostern. Statt eines Schneemannes steht ein Ostermann oder eine Osterfrau wer weiss auf dem Rindermarkt. Geschmückt mit modischen Accessoires. Und labte sich am Schnee. Oh nee! Das sind doch Bagatellen. Ostern an Weihnachten. Weihnachten an Ostern. Die Menschheit hat doch eh keine Orientierung mehr. Sie glaubt nicht mehr an die Religion. Sie glaubt nicht mehr an die Auferstehung. Sie glaubt nicht mehr ans Wetter. Sie glaubt nicht, dass die Menschheit ein Team sei. Sie glaubt nicht mehr ans Klima (das macht sie mit grosser Lust lieber kaputt). Sie glaubt nicht mehr ans ewige Leben. Sie klammert sich gläubig an die Labels, an die Brands, an die Marken. Marken-Makrelen. Das fehlte uns noch. Die Menschheit ist orientierungslos. Darum ist es eine Bagatelle, wenn sich der Winter zieht und immer länger zieht und ein Ende ist nicht in Sicht. Ist ja nur ein anderer Bewusstseinszustand. Vielleicht ein Problem für die Erwartungshaltung. Es ergeht der routinierten Menschheit im Moment so, wie jenem fetten jungen Mann in Dürrenmatts Erzählung DER TUNNEL, der eines Sonntagnachmittags in den gewohnten Zug stieg. Auf der Strecke gab es einen sehr kurzen Tunnel. Der Zug fuhr gewohnheitsmässig ein in den Tunnel. Den keiner beachtete. Der Student wurde unruhig, da der Zug an diesen Nachmittag länger als gewohnt durch diesen Tunnel fuhr, ja gar nicht mehr aus dem Tunnel herauskam. Immer schneller fuhr er. Im rasender. Obwohl der Schaffner dem beunruhigten Reisenden – den anderen Mitreisenden schien das alles gar nicht aufzufallen – versicherte, es sei alles in bester Ordnung. Und der Zug raste und raste. Inzwischen ohne Lokführer. Vor sich nur noch dunklen Abgrund. Die Bremsen funktionierten auch nicht mehr. Der Lokführer war längst abgesprungen. Der Zugführer sei an Bord geblieben, weil er schon immer ohne Hoffnung gelebt habe. So ergeht es einem doch mit diesem Winter. Der endet und endet nicht und ein Ende dieses Nicht-Endes ist nicht abzusehen. Dadurch wird vielleicht das Gefühl eines Gefangenen nachvollziehbar. Der ohne Hoffnung auf Guantanamo eingekerkert lebt. Nur kujoniert von Obamas Schergen. So mag es Menschen in der Todeszelle gehen. Die nicht wissen, wann der Tod kommt. So mag es Gustl Mollath gehen, der ganz offensichtlich zu Unrecht in der Psychiatrie eingesperrt ist. Seit Jahren. In einem zivilisierten Lande wie Bayern. Doch gegen einen Endlos-Winter scheint auch dieses Land nicht immun zu sein. Die Hoffnungslosigkeit kann offenbar alle treffen. Und das ausgerechnet an Ostern. Denn da haben die letzten Rettungsanker dieser verkommenen Menschheit, die Flagshipstores und Konsumtempel der Labels, der Brands, der Marken geschlossen. Wo da noch hingehen. Straight away in die Hoffnungslosigkeit. Als kleiner Bagatellunfall.

30.03.2013 

Bail-in-out meint : Mit Zypern sendet die EU folgendes Signal aus, dass nämlich Schluss ist mit dem Bail-out der Banken, also dass die dummen Steuerzahler für die skrupellosen, unseriösen Banken kurz vorm Pleitefall einspringen. Seit Zypern gilt Bail-in (warum die erst jetzt darauf kommen?); also dass die Teilhaber der Bank, die Einleger für den Schaden aufkommen müssen. Jedenfalls die Einleger mit jenem Betrag, der über 100'000 Euro liegt. Das Signal müsste einen Dominoeffekt auslösen. Denn jeder der auf einer europäischen Bank mehr als 100'000 Euro liegen hat, wird jetzt in sich gehen – im günstigsten Fall - und sich überlegen, wie gut steht meine Bank da, droht baldige Zahlungsunfähigkeit und bin ich dann der Gelackmeierte oder - im ungünstigen Fall - gleich wie die Ratte das sinkende Schiff mit seinem Geld die Bank verlassen. Das dürfte für nächsten Dienstag gewaltige Geldströme auslösen aus den Banken, in die die Anleger wenig Vertrauen haben, zu den Banken, in die sie Vertrauen haben oder zu denjenigen, die als too big to fail gelten. Oder Geldströme aus dem Euroraum hinaus. Das dürfte den Zusammenbruch von Banken auf unsicheren Beinen bemerkenswert beschleunigen. Das Generalreinigen in Europa könnte damit beginnen. Denn bisher ist es durch das unsägliche Bail-out und die Gelddruckerei ad libitum nur immer weiter hinausgeschoben worden. Herr Draghi könnte somit seine inflationsfördernde Gelddruckmaschine abstellen. Vielleicht geht jetzt alles ganz schnell. Denn nochmal zurück zum Bail-out-System zu kehren dürfte dem Steuerzahler nicht mehr vermittelbar sein. Was manche möglicherweise tun werden, um ihrem Geld Sicherheit angedeihen zu lassen, könnte sein, dass sie die Konten splitten, so wie Parteispender es mit grossen Beträgen machen, jetzt wird halt Papas Konto aufgeteilt in eines für die Mama, für den Sohn, für die Tochter, für die Tante womöglich und eines für den Säugling, schön je 100'000 Euro. Das wäre wahrscheinlich noch die unaufgeregteste Aktivität. Und sollten sich am Dienstag keine auffälligen Geldströme von Bank zu Bank oder weg von den Banken oder weg aus dem Euro ergeben, dann würde das doch bedeuten, dass die Anleger, vollstes Vertrauen in die Banken, in das Währungssystem haben. Vielleicht ist alles halb so wild, weil die misstrauischen Geldströme eh sich längst aus den Banken zurückgezogen haben. Und die Wegwendung vom Bail-out-System und Hinwendung zum Bail-in-System wird kaum weitere, wird kaum Domino-Folgen haben. On verra.

29.03.2013 

S. Chaupro Ze SS meint : Der NSU-Prozess vor dem Oberlandgericht München dürfe kein Schauprozess werden. Mit diesem Argument hat ein offenbar recht schief in der Denkwelt platzierter Politiker versucht, dem Schrebergartendenken des Münchner Oberlanderichtes den Rücken zu stärken. Es geht um einen Prozess von grossem internationalem Interesse. Besonders aus den Ländern Türkei und Griechenland, aus denen die Opfer kommen, aber auch weltweit. Doch das Gericht, irgendwie erstarrt in einer Bunkermentalität, will für die Presse nur 50 Plätze anbieten. Und das verteidigt dieser rückständige Politiker mit dem Argument, es dürfe kein Schauprozess werden. Nach seiner Logik also wäre ein Prozess mit mehr als 50 Journalisten im Zuschauerraum ein Schauprozess. Nach seiner Logik also wäre ein Prozess, bei dem die Gerichtsverhandlung per Videoschaltung in einen weiteren Raum übertragen würde wegen dieser Übertragung ein Schauprozess. Bis jetzt schien es doch so, als sei der Begriff Schauprozess dadurch definiert, dass die oberste Instanz eines solchen Prozesses das Publikum sei, dem eine Lehre erteilt oder ein Genuss vermittelt werden soll, während bei einem ordentlich Prozess die Wahrheit gefunden werden soll unter der Aufsicht neutraler, wacher und gesetzestreuer Richter. Dieser Politiker, der jetzt Angst vor einem Schauprozess anfeuert, diskreditiert das Münchner Oberlandgericht massiv, wenn er befürchtet, dass durch die kameratechnische Vergrösserung der Anzahl beobachtender Journalisten, das Gericht offenbar anders verhandle, als wenn nichts aus dem Gerichtsraum in andere Räume dränge. Dieser Politiker, der also dieses absurde Argument in die Welt gesetzt hat, hat offenbar null Vertrauen in die Münchner Justiz. Kauder hiess er, wenn ich das richtig gelesen habe. Einen weiteren, schwer nachvollziehbaren Zusammenhang behauptet ein weiteres zur Zeit in Umlauf gesetztes Argument, das die Schrebergartenmentalität des Gerichtes stützen soll. Man wolle nicht, dass der Prozess wegen Verfahrensmängel als ungültig erkannt werde. Auch da wird doch offenbar unterstellt, dass das Prozedere, nach welchem Medien zugelassen respektive ausgesiebt werden, einen Einfluss auf den Prozessverlauf habe. Auch dieses Argument erschüttert doch die Glaubwürdigkeit des Gerichtes und seines Verfahrens. Auch dieses Argument insinuiert doch, dass die Wahrheitsfindung des Gerichts abhängig sei von dem Verfahren, nach welchem berichterstattende Medien in den Zuschauerraum zugelassen würden. Es würde allerdings die Glaubwürdigkeit des Gerichtes deutlich erhöhen, wenn es angesichts des riesigen, weltweiten Interesses an diesem Prozess um jeden Verdacht der Mauschelei und der Geheimnistuerei auszuräumen, allenfalls beherzt und mit unkonventionellen Mitteln, eine Viedoübertragung für Journalisten in weitere Räumlichkeiten organisieren würde. Im Moment und angesichts der Auswahl an Medien, die dem Prozess beiwohnen dürfen, resp. der Exkludierung speziell von Medien aus den Opferländern, setzt sich das Gericht durch seine sture Paragraphenreiterei, deren Richtigkeit auch mal noch genauer unter die Lupe zu nehmen wäre, vielmehr dem Verdacht aus, das sei ihm gerade recht, wenn die Berichterstattung in die Opferländer nicht direkt gewährleistet sei. Das könnte die Vermutung untermauern, das Gericht setze sich somit a priori schon auf Seiten der Täter und der staatlichen Nicht-Verhinderer dieser Taten, das Gericht sei voreingenommen. Denn es muss sich auf entstellende, spekulative Berichterstattung gefasst machen, wenn Medien, besonders aus den Opferländern, nicht direkt berichten können. Was wiederum ein grosser Schaden für den Prozess wäre, ja was einen ordentlichen Prozessablauf durch zuviel Spekulation drum herum zumindest in ein schiefes Licht stellen könnte. Das muss das Gericht doch mit allen Mitteln verhindern. Wenn nicht könnte die Berichterstattung gerade in den Opferländern womöglich den Prozess als einen feindlichen Schauprozess darstellen, weil sie ja nur Second-Hand berichten kann (und das möchte Herr Kauder doch unbedingt vermeiden, wenn wir das richtig verstanden haben). Second-Hand-Berichterstattung kann die Wahrheit des Gerichtes schnell entstellen und gewaltigen Schaden auch für das Gericht anrichten. Das wiederum dürfte nicht im Sinne seines gesetzlichen Auftrages sein.

28.03.2013 

Zir Kus meint : Was ist das jetzt für ein Zirkus um diesen im April bevorstehenden NSU-Prozess in München. Wie jagt doch ein philiströs durch seine Paragraphenabhängigkeit als unabhängig sich behauptender Richter die aufrechten Geister im Lande in die Ohnmacht. Es geht um einen Prozess, in welchem die rassistisch bedingten Morde an Türken und Griechen in Deutschland verhandelt werden sollen. Das Interesse an diesem Prozess ist weltweit enorm, wegen der unrühmlichen Vergangenheit in Deutschland, in der in philiströser Paragraphenabhängigkeit agierende banale Beamte den Rassismus zu mörderischer Perfektion getrieben haben. Die SZ hat das schon vor Wochen alarmiert, als sie erfuhr, dass das Oberlandgericht München diesen Prozess in einem dafür viel zu kleinen Saal abhalten wolle. Die Zahlen sind überall nachzulesen, wie viele Kläger, wie viele Angeklagte, wie viele Nebenkläger etc, 50 Plätze für die Presse und einige wenige für die Zuschauer. Die SZ hat sofort darauf aufmerksam gemacht. Aber von Gerichtsseite tat sich nichts. Dann brachte die SZ ein Interview mit dem zuständigen Richter, der, vermutlich nicht gewöhnt solche Interviews zu geben, eine äusserst schlechte Falle abgegeben hat, der mittels philiströser Paragraphenabhängigkeit sich als unabhängig darzustellen versuchte und dabei für den Leser den Eindruck der Unbelehrbarkeit und eines deutlich beschränkten Horizontes erweckte. Über ihn war auch schon der Begriff Sturkopf zu lesen. Streng nach Vorschrift will er alles machen. Jetzt herrscht bei den Eliten Deutschlands das blanke Entsetzen. Denn nur 50 Medienvertreter haben einen Platz bekommen. Nicht eine türkische Zeitung darunter. Und viele, viele andere, NZZ, New York Times, auch nicht. Nicht einmal tauschen dürfen sie (wenn das nicht hornochsig ist; es kann doch kein Paragraph so dumm interpretiert werden, dass das nicht ginge!). Als zweite hat die SZ ihren Platz ergattert. Ihr muss das Spiel bekannt gewesen sein und es war abzusehen, dass speziell türkische Medien leer ausgehen würden. Eine Möglichkeit der SZ wäre gewesen, zumindest ähnliche gelagerte Zeitungen wie sie, schnell, schnell, darauf aufmerksam zu machen, dass Eile geboten sei mit der Akkreditierung. Hat sie aber offenbar nicht getan. Damit hätte sie immerhin die geistige Trägheit des Gerichtes überlistet. Jetzt ist die Katastrophe und das Entsetzen gross. Sehenden Auges läuft das Land in eine Beschädigung seines Rufes (das ist insofern riskant, als das ganze Eurorettungsgehabe an diesem Ruf schon nagt und zehrt). Und keiner ist verantwortlich. Es scheint, die ganze Elite dieser Republik zittert vor diesem Richter, der sich offenbar, je mehr Kritik es setzt, noch krampfhafter an seinen Paragraphen festhält. Der die Tragweite des Interesses an diesem Prozess und auch den Einfluss auf das Bild von Gerechtigkeit in Deutschland, welches durch sein Verhalten schweren Schaden nehmen wird, vollkommen fehleinschätzend, sich immer mehr in sein Schneckenhaus verkriecht. Seine direkte oder oberste Chefin scheint die bayerische Justizministerin Merk zu sein. Sie wird heute in der SZ interviewt. Auch sie kann gar nichts unternehmen. Das behauptet sie. Sie will sehenden Auges München, Bayern, Deutschland in diesen Image-GAU reinsausen lassen. Sie will erst den Schaden haben. Und dann daraus klug werden. Dann will sie vielleicht ein Gesetz erlassen, das die Videoübertragung von Gerichtsverhandlungen zumindest für die Presse in andere Säle erlaubt. Aber leider erst nach dem Skandal. Das liest sich direkt höhnisch und zynisch. In Bayern ist es zwar möglich, innert zwei Jahren eine ganze Fussballarena samt Gleis- und Autobahnanschluss hinzustellen; in Deutschland ist es möglich, billionenschwere Rettungsringe über Nacht durchzuwinken, aber eine Videoübertragung für Journalisten von so einer Gerichtsverhandlung von weltweitem Belang scheint an einem bockigen Richter und einer den Ernst der Lage nicht erfassenden Justizministerin zu scheitern. München, Hauptstadt der Bewegung. Ist der bayerische Ministerpräsident, der doch für schnelle Reaktionen steht, in dieser Sache abgetaucht? Hat er keine Macht über seine Justizministerin? Wo bleiben die offenen, beherzten Worte seines Herausforderers; des Noch-Bosses der Stadt, die durch das Verhalten dieses Richters bereits negativ in den Schlagzeilen ist? Die Süddeutsche Zeitung scheint so in Panik zu geraten zu sein vor diesem Richter, dass sie heute in einer eigenen Spalte, unterzeichnet mit AFIS, SEGI die Korrektheitsargumente des Richters, ihm quasi recht gebend, noch nachkaut (übrigens, wenn man Dachau besucht, die KZ-Gedenkstätte: auch da war alles ganz genau und ganz ordentlich geregelt).

27.03.2013 

Gerhard an Peer meint : Peer, gratuliere, Du hast gelernt. Du tust gut daran, vor Vladimir zu kuschen. Bist ein entwicklungsfähiges Kerlchen. Vor kurzem hättest gegen ihn noch die Kavallerie in Bewegung gesetzt, wenn er solch antidemokratische Aktionen wie die gegen die NGOs, unsere treulichen politischen Stiftungen, unternommen hätte. Es ist die reine Unverschämtheit, die Büros unserer demokratischen Sporne in Russland so dumm hinzustellen, als Agenten, stell Dir vor, und die Büros zu filzen. Schön zu sehen, wie Du gelernt hast. Dass man das doch nicht an die grosse Glocke hängen soll. Dass man auf Russland, Du weisst, jahrzehntelang erfolgreiche Diktatur, unsere westlichen Massstäbe pluraler Demokratie nicht eins zu eins übertragen kann. Du siehst ja, ich bin gut gefahren mit meinem Statement vom lupenreinen Demokraten Putin (auch wenn er das offenbar zusehends als ein Hinwendung zu einer meinungsunterdrückenden Diktatur missversteht, mein Freund). Aber mit Deiner zurückhaltenden Äusserung hast Du Dir viel Boden in Russland gut gemacht. Denn unser Freund Vladimir ist zur Zeit sehr gereizt. Nicht nur wegen der Olympia-Scheisse, die auf ihn zukommt (weil die ganze Welt das wieder benutzen wird, um mit dem Vergrösserungsglas auf seine behauptete Demokratie zu starren), im Moment speziell wegen Zypern, weil der Westen ihm das Geld vor der Nase weggeschnappt hat. Umso mehr ist er auf Freunde, echte Freunde angewiesen, die ihm Lupenreinheit bezüglich Demokratie attestieren, und zwar westliche Meinungen. Denn die Speichellecker, die er um sich herum versammelt hat, denen glaubt er eh nicht. Bei denen weiss er, dass die Komplimente aus purem Opportunismus stammen. Nicht aber bei einem westlichen Promi-Politiker wie Dir. Da sind unterstützende Äusserungen hochqualitative Gütesiegel. Du wirst sehen, das wird sich lohnen für Dich. Denn auch Vladimir ist nicht verborgen geblieben, dass Dir Geld viel, sehr viel sogar bedeutet. Das hat er auch bei mir gecheckt, obwohl ich das ja nie so habe raushängen lassen wie Du. Aber pfeif auf Deine Vorträglein, lächerliche 25 Mille in zwei Stunden. Das ist reine Tage-, was sag ich: Stundenlöhnerarbeit verglichen mit einem russischen Aufsichtsratsmandat. Und da braucht Putti als Türöffner und Deckmäntelchen dringend bekannte Persönlichkeiten wie mich oder eben auch Dich und zwar am besten aus dem soliden, seriösen Germany. Ich kann Dir ganz im Vertrauen sagen, Putti hat ein Auge auf Dich geworfen. Mag sein, dass diese Äusserung von Dir Dir jetzt definitiv den Kanzlerjob vermasseln wird – da müssten schon gewaltige Naturkatastrophen oder ein Bestechungs- oder Spionageskandal aus dem unmittelbaren Umfeld der Kanzlerin passieren, dass Du noch ne reelle Chance hättest. Aber zieh halt die aussichtslose Kandidatur noch durch. Dann bist Du die Niederungen der Tagespolitik los. Und ich freue mich schon auf die ersten Aufsichtsratssitzungen bei Gazprom oder wo auch immer mit Dir. Du wirst Dich wundern, wie exklusiv und luxuriös es da zu und her geht. Das war in Diktaturen immer schon so. Das dürfen wir Demokraten ruhig auch mal sehen.

26.03.2013 

Zerb Röseln meint : Heute zerbröselts Zypern. Morgen? Und Übermorgen uns? Können wir uns das vorstellen. Den Zusammenbruch unseres überschuldeten Landes? Noch gestern wollte das auf Zypern keiner glauben. Der Wohlstand währt ewig, war das Gefühl. Er ist unumstösslich. Ist er nicht. Rückfall um Jahrzehnte möglich. Da hilft auch nicht viel, vorher die Konten plündern. Wachstum heisst der Motor, der bislang die grosse Schuldenlast bei uns schultern kann. Und die niedrigen Zinsen, die ein Produkt der Krise sind. Manchmal braucht es nicht viel, ein Sandkörnchen kann schon mal das Wohlgefühl zerstören. Ein Körnchen im Getriebe von Europa, das es zerbröselt. Keine Auswirkungen heisst es. Es geht auch um Vertrauen. Es gibt zur Zeit wenig Massnahmen, die vertrauensbildend sind. Die Gelddruckerei ist er nicht gerade. Insofern richtig, endlich mal die Banken dranzunehmen. Warum hat man das nicht schon vorher gemacht. Die Steuerzahler sind ja doof. Mit denen kann man das ad libitum machen. Dass sie bankrotte Banken und vor dem Bankrott stehende Staaten retten. Bald können sie nicht mehr retten, unsere Steuerzahler, die eh schon wenig Grund für Vertrauen in den Staat haben, der mit soviel Garantien in der Kreide steht. Es gibt Anzeichen für ein Abschwächen des Wachstums. Es ist weniger als vorher gesagt. Es gibt Anzeichen in der Autoinustrie, die volkswirtschaftlich bis jetzt ein starke Ochse war. Es gibt Anzeichen in den Zulieferindustrien, dass das Wachstum abschwächt. Kein Wachstum kann schnell einen Negativtrend auslösen. Eine Negativlawine. Und der Staat hat nicht gespart in diesen florierenden Zeiten. Er hat sich immer noch mehr Schulden aufgebürdet. Weil das so billig war. Im doppelten Sinne. Vom Standpunkt der Zinsen aus, teils sogar Nullzinsen. Aber vor allem vom Standpunkt des Populismus aus. Denn die Regierenden hängen so an ihren Ämtchen. Mehr noch als an der Rettung eines Währungssystems, als an der Stabilität eines Landes. Darum wollen sie keine unpopulären Massnahmen auch nur erwägen, keine überflüssigen Subventionen kürzen. Denn die Subventionierten schreien am lautesten, wenn ihnen etwas weggenommen wird, was ihnen sinnigerweise gar nicht mal unbedingt zusteht. Vor solchem Geschrei haben die Regierenden panische Angst. Was, wenn kein Wachstum mehr ist? Was, wenn doch alles zerbröselt. Bei Null von vorne anfangen. Und gleich das bedingungslose Grundeinkommen einführen mit dem wenigen, was noch da ist, um eventuell im Gegenzug das Gros teils fragwürdiger Subventionen dafür zu kassieren? Wie weit kann es uns zerbröseln. Heute kann es sich noch keiner vorstellen. Hätte vielleicht auch gute Seiten. Dass die Gesellschaft aus ihrem Reichtums- und Wettbewerbsrausch wieder erwacht. Sich wieder auf das Wesentliche besinnt. Dass Wohnraum wieder bezahlbar würde. Vielleicht braucht es das Zerbröseln direkt, weil anders die krasse, sich immer mehr weitende Schere zwischen arm und reich, zwischen kultureller und Wohlstandsteilhabe und Ausgeschlossenheit davon, nicht geschlossen werden kann. Warum sich nicht darauf einstellen, dass es unseren geliebten Wohlstand zerbröselt. Würde vielleicht heute schon viel Panik und Hysterie abwenden. Wo steht geschrieben, dass uns nicht nur das Leben, sondern auch der Wohlstand nicht nur geliehen sei?

25.03.2013 

Sie Ger meint : Die SIE und der GER ergeben den SIEGER. Es gibt immer nur einen Sieger. Das ist wie auf dem Affenfelsen. Es gibt nur einen oben. Das lehrt uns jeder Naturfilm, denn jeder Naturfilm ist ein darwinistischer Naturfilm (oder sollte darüber mal diskutiert werden?). Wer unter den Menschen ganz nach oben will, wer Sieger werden will, der braucht darwinistischen Ehrgeiz, der muss die Konkurrenz aus dem Weg räumen. Denn die Affenbande will nur einen oben. Zu dem schaut sie auf. Dem liegt sie zu Füssen. Der steht überall in den Schlagzeilen. Wenn ein Autorennfahrer keine Kuh in einem (Renn)Stall sein will, dann muss er mit allem Ehrgeiz nach vorne preschen. Wenn aber sein Rennstall das Siegerprinzip aushebeln will, was das Affenvolk der Zuschauer aber nicht mag, die wollen den Schnellsten, den Stärksten oben auf dem Treppchen sehen, dann muss er sich heutzutage als schwarzes Schaf outen. Ungewöhnlich, dass schwarze Schafe nach oben wollen. Ungewöhnlich, dass das schwarze Schaf nach oben aufs Treppchen will. Weil es würde ja ausgebuht. So geschehen in Malaysia. Es gibt nur einen Papst. Bilder mit zwei Päpsten verwirren das gläubige Volk. Drum sitzt der eine Papst als Papstlehrling da auf dem Bild. Der vom emeritierten Papstlehrmeister lernen will. Hat er bereits. Jetzt fliegt er mit dem Helikopater und geht nicht mehr mit der U-Bahn. So geschehen in Castel Gandolfo. Es gibt nur einen Bundespräsidenten. Und wer da nach oben will, der braucht Ehrgeiz. Dieser Ehrgeiz und die damit verbundenen opportunistischen Freundschaften können zum Fallstrick werden, wenn sie zu offensichtlich sind. So kann es zu einer Anklage kommen, die das Aus von der Position oben auf dem Affenfelsen bedeutet. Und den Verlust aller Freundschaften dazu. So geschehen in Berlin. So entsteht die paradoxe Situation, dass dem Verdächtigen das Gericht offenbar keine Schuld nachweisen kann, denn Ehrgeiz und Darwinismus sind in unserer demokratischen Gesellschaft gut angesehene Verhaltensmethoden (Wettbewerb! Wettbewerb! Wettbewerb!). Andererseits scheint das Gericht ein schlechtes Gewissen zu haben, weil es den Affen vom Felsen geholt hat und will sich nun offenbar beweisen, dass es recht hatte. So verlangt es vom Angeklagten ein Schuldeingeständnis, obwohl sowohl er selbst überzeugt ist, keine zu haben als dass auch das Gericht ihm offenbar nichts nachweisen kann. Denn es waren alles Freundschaftsdienste von uralten Buddelkastenfreunden. Das wäre noch das einzige Argument, was dem Gericht bliebe, der Nachweis, dass diese Freundschaften, die nach dem Sturz des Primaten sich in nichts aufgelöst haben, offenbar eben doch nur opportunistische Zweckfreundschaften gewesen sind, die den Ehrgeiz und den Status des inzwischen Gestürzten zu ihren Gunsten nutzen wollten. Also doch bestechlich. Aber für ein Gericht vermutlich ein nicht leicht juristisch hieb- und stichfest zu führender Beweis. Im übrigen ist es eine grosse Volksbelustigung, die ehrgeizigen Primaten erst auf den Affenfelsen zu heben und dann mit grosser Wonne sie wieder runter zu stossen. Damit wiederum machen einige Medien ein gutes Geschäft.

24.03.2013 

G. Rund verso R. Gung meint : „Die Grundversorgung ist das Zurverfügungstellen von wichtiger Infrakstruktur , Dienstleistungen (Universaldienst), Preisstützungen und Transferleistungen für die gesamte Bevölkerung. (Auch Daseinsvorsorge) (siehe auch Grundsicherung, bedingungsloses Grundeinkommen, Bürgergeld)“ laut Wikipedia. Die Grundversorgung des Rundfunks soll „ein gleichmäßiges, möglichst alle interessierten Bürger erreichendes kontinuierliches Rundfunkprogramm zu sozialen Bedingungen.“ bereitstellen. Die Grundversorgung muss gesichert sein. Die Grundversorgung der Moderatoren mit Millionengehältern muss gesichert sein. Die Grundversorgung des Sports mit Millionendeals für Sportrechte muss gesichert sein. Die Grundversorgung der Funktionäre des Rundfunkes muss stattlich sein. Die Grundversorgung mit Pensionen für die Mitarbeiter des Rundfunkes muss angemessen sein. Die Grundversorgung der TV-Stars des Rundfunkes sollte nicht unter der Grundversorgung der Bundeskanzlerin liegen. Die Grundversorgung mit unentbehrlichen Talkshows ist womöglich rund um die Uhr zu gewährleisten. Die Grundversorgung privater Produktionsfirmen von Mitarbeitern des Rundfunkes ist zu garantieren. Die Grundversorgung des Molochs Rundfunk ist von den Zwangsbeitragszahlern ohne Murren aufzubringen. // Ach was, Grundversorgung, das heisst doch beim Sport: die öffentlichen Rundfunkanstalten müssen ein Recht auf Berichterstattung haben, ohne je einen Cent dafür zu bezahlen. Der Sport hat die Berichterstattung im Rahmen des Grundversorgungsauftrages der Rundfunkanstalten ohne finanzielle Forderungen zu ermöglichen. Es sei denn, er wolle die Öffentlichkeit nicht. // Die Grundversorgung mit „Tatorten“ ist zu gewährleisten, ist auszubauen, so dass jede Ortschaft ihren Tatort hat, jede Strasse, jedes Haus, jeder Haushalt. Nur so kann die Mitsprache des Rundfunkfinanzierers gewährleistet sein. Dasselbe gilt für die Talkshows. Die Grundversorgung für die Erfolgreichen im Grundversorgungs-Pfründenwesen ist aufrecht zu erhalten. Das Kino möchte jetzt auch in die Grundversorgung aufgenommen werden. Das hat zuletzt der Kulturstaatsminister gefordert, nachdem die Filmakademie dies auch getan hat. Sie steht derzeit unter Schock. Der Rundfunk hat mit seiner eigenen Grundversorgung genug zu tun. Er muss diese zusehends rechtfertigen, wenn die von den Bürgern zwangsabgezwackten Abgaben gegen die 10 Milliarden Euro tendieren. Die Grundversorgung des Rundfunkes für sich selbst bedarf dringend der Erläuterung. Die Beitragszahler haben die Grundversorgung des öffentlichen Rundfunks nicht nur qua „Beitrag“ = Steuer sicherzustellen, sie werden künftig auch zu einer Zwangsquote gebeten. Der Bürger hat sich täglich mindestens zwei Stunden die öffentliche Grundversorgung in die Stube zu holen. Die Grundversorgung soll sich idealerweise an Hartz IV bemessen. Denn Grundversorgung gleich Grundversorgung. Es darf keine privilegierte Grundversorgung geben. Es soll niemand von der Rundfunkgrundversorgung mehr profitieren als ein HartzIVler vom Staat. Grundversorgung heisst: keine Limousinen, keine persönlichen Fahrer, heisst Budget-Hotels. Grundversorgung heisst: öffentlicher Verkehr auf dem Wege zur Grundversorgung. Wie viel Grundversorgung braucht der Mensch? Die Grundversorgung soll dem HartzIV-Empfänger all das ins Haus bringen, was er sich nicht leisten kann: Theater, Kino, Bildung, Zeitungen, Musik, Sport, Wetterbericht, Börsenbericht, Wissen, Reisen, Reportagen über gutes Essen und feine Kleidung, über Luxuswohnungen und Luxusyachten und vor allem umfassend über Sonderangebote informieren, ein öffentlicher Schnäppchenkanal muss her. Zur Grundversorgung zählt auch, das Land mit andauernder Dudelmusik zu berieseln. Damit keiner auf die Idee kommt, endlich mal ernsthaft über die Grundversorgung nachzudenken, was genau ihre Restfunktion noch sein kann bei ausreichender Internetversorgung der Bevölkerung.

23.03.2013 

Rein W. Aschen meint : Reinwaschen von seiner Mit-Verantwortung für das Desaster des Afghanistan-Kriegseinsatzes der Bundeswehr tut sich heute Ex-Aussenminister Fischer. Und zwar auf ziemlich billige Weise. Seit er Privatier und Professor ist, schreibt er sporadisch in der SZ-Aussenansicht. In seinen Texten breitet er sein in der Politik gefestigtes Weltbild aus, welches geprägt ist von einer Philosophie der Macht- und Interessenpolitik, die auf militärisch-physischer und nicht auf geistiger Überlegenheit basiert. In seiner heutigen Aussenansicht erinnert er an das absurde Unternehmen des mutwillig vom Zaun gebrochenen Irakkrieges, den vor zehn Jahren Bush und seine neokonservativen Konsorten, Cheney, Rumsfeld begonnen haben. Und wovor, das allerdings verschweigt des Sängers Höflichkeit, er Fischer die Deutschen bewahrt hat. Das war auch eine gute Tat. Wäre die jetzige Kanzlerin schon auf ihrer Position gewesen, so hätte sich Deutschland nach Afghanistan auch noch in ein katastrophales Irakkriegsabenteuer hineinziehen lassen. Dass das nicht passiert ist, das sei ausdrücklich vermerkt, ist der Regierung Schröder-Fischer zu verdanken. Allerdings geht auf ihr Verantwortungskonto der desaströse Einsatz in Afghanistan. Den hat die Bundesrepublik Fischer und Schröder zu verdanken. Und leidet heute noch unter teils heftigen Bauchschmerzen darunter. Und jetzt kommt das Billige an Fischers Text: diesen Afghanistan-Einsatz, der dazu führte, dass mit viel Geworge einige Politiker anfingen von „Krieg“ und von „Gefallenen“ zu sprechen, diesen Einsatz, der dazu führte, dass Deutschland erstmals seit der hässlichen Nazizeit wieder Menschen in einem fremden Land, das noch dazu weder Deutschland noch die Nato je angegriffen hat, Menschen auf Verdacht, auch Zivilisten, wieder tötete, seine Mit-Verantwortung an diesem Grauen tut Fischer eingangs seines Textes mit wenigen Zeilen als „zwingend“ abhandeln; die heutige Kanzlerin täte sagen: alternativlos. Dem war allerdings nicht so. Ein Mensch, der bei klarem Verstand war, hätte schon beim Abwägen des Entscheides für den Afghanistan-Einsatz die Notbremse ziehen müssen. Müssen. Müssen. Denn auch dieser Einsatz war eine Erfindung der unsäglichen Neokons, über die Fischer bezüglich Irak in seinem Text zu Recht lästert. Bloss weil man einen Menschen wie Bin Laden jagt, heisst das noch lange nicht, dass man gleich ein ganzes Land mit Bombenteppichen und Invasion überziehen muss. Wer damals den klaren Verstand gewahrt hätte, hätte damals schon erkennen können, dass mit Krieg gegen Terror nichts auszurichten ist. Das hat sich ja auch bestätigt. Nicht eine Sicherheitsbehörde die behaupten würde, die Sicherheitslage habe sich seither verbessert. Die Terrorismusgefahr ist nicht ein Deut weniger geworden. Und verheerend ist es ja auch gekommen: Afghanistan liegt in Trümmern, das einzige, was blüht ist der Mohn und der Drogenexport, Afghanistan ertrinkt in Korruption und hat keine Wirtschaft, die es auf eigene Füsse stellen könnte, was aber die Grundlage für die Garantie der eigenen Sicherheit wäre. Aber die Herren Fischer und Schröder waren in einem Machtrausch damals, also nicht unbedingt bei klarster Besinnung. Sie hätten Deutschland viel Kopfweh, Menschenleben, Kosten und auch das Anknüpfen an eine unselige kriegerische Geschichte ersparen können. Aber der Einsatz war ja „zwingend“. So kann man sich seine eigenen Taten schön reden. Peinlich daran, dass es mit professoralem Wissens- und Überlegenheitsgestus passiert.

22.03.2013 

Kda Chauz meint : Jourhaus. Blockführer. Postenführer. Wache. Rapportführer. Arbeitseinsatzführer. Schutzhaftlagerführer 1. Schutzhaftlagerführer 2. Schutzhaftlagerführer 3. Politische Abteilung. Gestapo. Appellplatz. Häftlingsstand. Fluchtversuch. Bunker. Inspektor der Konzentrationslager. KZ-Wachverbände. Kontrollinstanz. Lagerordnung. Brutales Strafreglement. Lückenlose Reglementierung. Unterdrückung und Ausbeutung der Gefangenen. Kommandanturstab. SS-Blockführer. Funktionshäftlinge. Kommunisten. Schule der Gewalt. Greuelnachrichten-Dose. Mordaktion. Massaker. NSDAP. Rohm-Dutsch-Aktion. Karrierewege des Dachauer KZ-Personals. Dachauer Geist. Schutzstaffel (SS). Rassische Eliteorganisation. Auslese. Vernichtung. Besichtigungen als propagandistische Inszenierung. Ausländische Journalisten liessen sich anfangs von der NS-Propaganda täuschen. Verfälschte Propagandaberichte. Lagerschreiber. Schubraum. Neuzugänge. Aufnahmeprozedere. Zigeuner- und Zigeunermischlinge. Rassenhygienische Forschungsstelle. Häftlingsbad. Pfahlhängen. Disziplinar- und Strafordnung für das Gefangenenlager. Strafstehen. SS-Division Totenkopf. Sterblichkeitsrate. Ausgesondert. Euthanasie-Anstalten. Sonderbehandlung 14 f 13. Aktion T4. Tötungskapazität. Plantage. Mooswasser. Gelbliche Gerippe mit grossen traurigen Augen. Krätzeepidemie. Krätze-Diät. Lyrik im Lager. Kommando Lagermusik. Totenkammer. Desinfektion. Lebensgefahr! Lebensmittelpakete. Nacht- und Nebel Häftlinge. BMW, Messerschmidt oder die Zeppelinwerke. Jäger-Programm. Vernichtung durch Arbeit. Menschenversuche, Mord und Widerstand. Ermordung von Arbeitsunfähigen. Invalidentransporte. Malariaversuche. Biochemische und Sulfonamidversuche. Luftmedizinische Versuche. Unterkühlungsversuche. Meerwasserversuche. Wolke AI und Wolkenbrand. Thunderbird. Verdrängen und Vergessen. Internierungslager. Gedenkbuch. Totgeschlagen – totgeschwiegen. Baracke A (rekonstruiert). Pfarrerblock 25 487. Kopfkeil. Strohhälmchen. Sauberkeit und Ordnung. Blockführer. Spindordnung. Geist der Lagerstrasse. Kaninchenställe nach der Befreiung des Lagers. Zucht von Angorakaninchen. Sonderbaracke. Bordell. Karmel Heilig Blut Dachau. Todesangst-Christi-Kapelle. 1780 polnische Geistliche. Kommandanturarrest. Die Menorah. Krematoriumsbereich. Foss Commune Grab. Genickschuss Stand mit Blutgraben. Blausäure-Giftgas (Zyklon B). Brausebad. Totenkammer 1. Eisenbahnanschluss. Amper. Liebe zum Vaterland. Heinrich Himmler wird Chef der deutschen Polizei. Bei Neuzugängen ist sofort die Kartei anzulegen. Stehzellen. Arrestgebäude. Kalfaktoren im Bunker. Zentraler Ort des Terrors. Grausamkeit und Mordlust. Hohlmauern und Doppeltüren. Georg Elser. Jourhaus.

21.03.2013 

Was Zy Pern meint : Was zypern sie jetzt alle so rum? Warum trauen die sich nicht endlich mal das Experiment, gerade weil Zypern nicht systemrelevant ist, einen Euro-Staat pleite gehen zu lassen? Das wäre vielleicht im Moment schmerzhafter, was nicht mal sicher ist, und dann umso aussichtsreicher. Wie stünde Griechenland vermutlich deutlich besser da, wenn man vor zwei Jahren die Pleite riskiert hätte. Aber es hätte Heulen und Wehklagen bei den dummen Banken gesetzt, auch vielen deutschen, die davon in Mitleidenschaft gezogen worden wären. Diese wiederum haben den Politikern Feuer untern Hintern gesetzt, haben von Systemrelevanz gesprochen, haben ihnen Angst eingejagt, die bekanntlich der schlechteste Ratgeber ist. Und jetzt bei Zypern, jetzt, wo sie sehen, dass vor allem russische Banken, also nicht Euro-Banken, nicht deutsche Banken, davon touchiert würden, jetzt trauen sie sich auf einmal. Jetzt gibt es plötzlich Grenzen der bodenlosen Hilfe. Hätte man das bei Griechenland doch früher praktiziert. Es ist wie mit dem verwöhnten Kind, wenn man ihm einmal, weil es zwängelt, einen Wunsch erfüllt und dann noch einmal und wenn man ihn beim dritten Mal abschlagen will, so führt das Kind sich auf, als breche die Welt zusammen; wobei es dort vermutlich nur um entbehrliche Süssigkeiten oder Bequemlichkeiten geht. Wie müssen sich also erst die Anteilseigner von dummen Banken der Regierung gegenüber aufgeführt haben, dass die hilft und hilft und in Griechenland wird bald schon der nächste Rettungsschirm fällig, wie die Oma, die längst taub und blind ist. Währenddessen horten die Superreichen des eigenen Landes, so war in der SZ vor zwei Tagen zu lesen, die feinsten Familien und Adressen, ihre Vermögen fern des Fiskus in Panama, haben keine Ahnung davon und wundern sich wahrscheinlich wie die Jünger Jesu, dass der über Wasser gehen konnte, darüber, dass sie immer reicher und reicher werden ohne dass sie wissen, wie ihnen geschieht. Man kann ruhig davon ausgehen, dass diese Regierung längst den Verstand verloren hat, dass sie auf die Idee gekommen ist, die Kleinsparer an der Rettung Zyperns zu beteiligen und so ein verhängnisvolles Signal über den Zustand ihrer Geistesverfassung in die Welt und an die eigenen Stimmbürger zu senden. Wobei zu klären wäre, wie weit bei einer Staatspleite auch die Sparer in Mitleidenschaft gezogen würden. Wenn jetzt bald der nächste Rettungsschirm für Griechenland und der nächste für wen auch immer kommt, darf davon ausgegangen werden, dass die Regierung im Kreis rennen wird. Es dürfte dieses Jahr, je näher die Bundestagswahlen kommen, die schwelende und mit den Rettungsschirmen nur oberflächlich gemeisterte, aber umso mehr im Untergrund kokelnde Eurokrise noch mehrfach brandgefährlich aufflammen. Vielleicht wird es so zu interpretieren sein: mit den never-ending Rettungsschirmen der Opposition und den Superreichen in die Hände arbeiten. Was zypern sie denn alle so rum?

20.03.2013 

LESETIPP AFRICA RISING meint : Im ECONOMIST diskutieren Wolfgang Fengler, Chefökonom der Weltbank in Nairobi, mit Rick Rowden, Entwicklungshilfeberater bei UNCTAD über den Aufschwung in Afrika, ob der stabil sei oder nicht, ob der wieder in sich zusammenfalle, wie schon so oft, oder ob sogar damit zu rechnen sei, dass Afrika, wie vorher die Tigerstaaten in Ostasien, wie China, wie Indien, wie Brasilien zu einer Wirtschaftsmacht, mit der zu rechnen sei, heranwachsen könne. Die beiden Diskutanten gehen sogar von den gleichen Erkenntnissen und Daten aus. Nur interpretieren sie diese verschieden. Rick Rowden beschreibt sich selbst als konservativ, beruft sich in seiner Betrachtungsweise auf die des britischen Königs Henry VII von 1485. Er meint, die Länder müssten den üblichen Weg von Landwirtschaft und Bergbau über Industrie zur modernen Technologie- und Dienstleistergesellschaft gehen, damit dieser Aufschwung nachhaltig sein könne, zu interpretieren vielleicht als die Ochsentour, während Fengler sein Hauptaugenmerk auf die Makroökonomie (wenn ich das recht verstehe, betrifft diese vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die wirtschaftliches Handeln ermöglichen und anstacheln wie Abschaffung von Zöllen oder wettbewerbsbenachteiligenden Vorschriften) und auf technische Errungenschaften legt, die es 1485 noch lange nicht gegeben hat, vor allem auf die Verbreitung des Handys und der damit einhergehenden Verbreiterung der Möglichkeiten von Kommunikation und menschlichem Handeln und dass diese Entwicklung sogar die Möglichkeit einer Beschleunigung in sich trage. Unstrittig ist, dass der Kontinent sich mit 6% Wachstum sehr schnell entwickelt; unstrittig ist ferner, dass die Armut kontinuierlich zurückgeht und die Lebenserwartung kontinuierlich steigt; wobei die Diskutanten den Punkt kontrovers interpretieren. Fengler sieht den langjährigen Afrika-Pessimismus als überholt an, der ruhig einem Optimismus weichen dürfe. Denn die Erholung des Kontinents läuft seit Anfang des Jahrtausends kontinuierlich und werde sich noch beschleunigen, wobei dieser Aufschwung eben nicht nur Staaten mit Bodenschätzen betreffe. Dieser Aufschwung sei auch resistent gewesen gegen die Krise der Weltwirtschaft und gegen die Eurokrise. Viele Länder in Afrika stünden deutlich besser da hinsichtlich der öffentlichen Schulden als die Europäer; auch das ein Element, was der Entwicklung förderlich sei. Fengler sieht Parallelen in der Entwicklungsstruktur der Bevölkerung zu Ostasien in den letzten drei Jahrzehnten. Das beflügelt ihn, zu erwarten, dass Afrika der neue Powerkontinent werde (new demographic powwerhouse of the world!), denn auch Bildung und Technologie verändern Afrika rasant. Unstrittig ist allerdings auch, dass Afrika heute noch weit hinterherhinkt, dass es noch zu viel Korruption, korrupte Eliten und Kriege gibt. Trotzdem: Optimismus kann mithin selbst zum beeinflussenden Element werden, also schliessen wir uns lieber Fengler an: AFRICA RISING! (Auch wenn Rick Rowden das als Märchen abtun mag). economist.com/debate/days/view/958

19.03.2013 

Vollstes Vertrauen meint : Vollstes Vertrauen und die Renten sind sicher und die Sparkonten auch. Dass die Renten sicher sind, ist inzwischen in Zweifel gezogen. Die Kanzlerin, die einst vollstes Vertrauen in einen Halloderi von Verteidigungsminister, in einen Empfänger dubioser Wohltaten von Bundespräsidenten und in eine des Plagiates verdächtigte Bildungsministerin hatte, erklärt jetzt ihren Bürgern, dass die Sparkonten sicher seien, nachdem sie ein Tabu gebrochen hat und zusammen mit ihrem Finanzminister einen perfiden Angriff auf die Sparkonten der Zyprioten gestartet hat. Damit will sie sich wohl das vollste Vertrauen ihrer Stimmbürger verdienen. Die Halbwertszeit des Verfalls des Vertrauens der Bürger in die Worte der Kanzlerin dürfte rapide von Äusserung zu Garantieäusserung kürzer und kürzer werden. Wie töricht muss so eine Regierung sein, die sich so verhält, die so redet und genau konträr handelt. Wie gejagt muss sie vom grossen Kapital sein, vor dem sie offenbar in die Hosen macht und sich zu so einem Irrsinn treiben lässt, wie die Sparkonten plündern. Es gab mal einen französischen König, der wünschte sich jedem Bürger sein Poulet, der durfte dafür glauben, was er wollte. Das Sparkonto ist auch so ein Poulet des Bürgers. Etwas, worin er Vertrauen haben können muss. Denn sonst hat der Bürger nichts. Und wenn du ihm alles nimmst, dann fängt er an, irrational zu reagieren. Das Törichte an der Schäuble-Merkel-Aktion, die Sparkonten zu plündern liegt schlicht in der Zahl von deren Inhabern. Es gibt Millionen von Sparkonten. Millionen von Bürgern, die sauer Verdientes auf ihr Sparkonto tragen. Was zur Zeit eh schon schmilzt durch die Inflation und die niedrigen Zinsen, was durchaus auch mit der Politik zu tun hat, mit dem Schiss der Regierung vor dem grossen Geld, welches sie von einer politischen Kapriole zur nächsten atemlos hetzt und jagt. Demnächst werden diese Millionen von Sparern ihre Stimme für den Bundestag abgeben. Ob sich das für die Regierung rechnen wird, kurz vorher noch solch räuberisches Begehren nach den Sparkonten von Bürgern an den Tag zu legen, Zweifel an der Sicherheit der Sparkonten zu säen, wird sich zeigen. Das vollste Vertrauen der Sparkonteninhaber in diese Regierung dürfte dahin sein. Vollstes Misstrauen ist inzwischen angebracht. Also: Schauen, dass nicht zu viel Geld auf der Bank liegt!