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18.03.2013 

Alles Jaulet meint : Jetzt jault alles laut auf, was vorgibt, Verantwortung fürs Kino in Deutschland zu haben. Das grosse Reiz-Wort heisst Reitz. Bettina Reitz vom Bayerischen Fernsehen. Sie will das Kinoengagement des Senders zurückfahren. Alles jault auf. Die Filmakademie ist sogar schockiert. Schockiert, vermutlich so schockiert, dass sie noch eine Weile unter Schock stehen wird und man sie eher als einen Patienten wahrnehmen sollte. Alles jaulet auf. Der Verband Deutscher Drehbuchautoren, die Allianz Deutscher Produzenten, der Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure, der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler. Für sie alle ist Reitz zum Reizwort geworden. Zu hoffen, dass viele unter den Beteiligten dabei sind, von denen das Publikum es auch als grossen Verlust empfinden würde, wenn sie keine Kinofilme mehr machen könnten. Wenn die alle, die sich sonst womöglich nur zu gerne über den grossen Einfluss des Fernsehens auf die Kinoproduktionen aufregen, ok, das ist jetzt ein pauschaler Satz, wenn die alle sich wirklich fürs Kino und nicht ganz simpel nur fürs Geld interessierten, dann sollten sie unbedingt den Film BARDSONGS, der gerade angelaufen ist, anschauen. Vielleicht kämen sie aus dem Film heraus mit der Erkenntnis, wer weiss, wozu dieses Unglück, also dass das Fernsehen sich aus dem Kino zurückziehen will, gut ist. Denn das hiesse doch auch Befreiung des deutschen Kinos aus den engen Fesseln des Fernsehens. Vielleicht kann sich so das Kino vermehrt auf seine ureigenen Qualitäten besinnen. Es wäre die unglückliche Verquickung mit und Einflussnahme durch das Fernsehen auf einen Schlag los. Das hiesse: weniger Entscheider in den Gremien, weniger Partikularinteressen (dass TV-Routiniers Kinohauptrollen spielen sollen, durchaus auch gegen die Absicht von Kinoautoren oder -regisseuren). Denn der klägliche Zustand sowohl der Substanz als auch der formalen Brillanz des Kinos in Deutschland dürfte durchaus damit zu tun haben, dass strukturell bedingt es nur allzu oft auf TV-Format geschrumpft wird. Und dann meist weder im Kino noch im Fernsehen reüssiert. Not macht erfinderisch, heisst es. Wer weiss, wozu der Rückzug des Fernsehens für das Kino gut sein kann. Die Not könnte dem deutschen Kino neue Impulse verleihen. Dringend benötigen täte es diese, das ist keine Frage. Denn zur Zeit dämmert das deutsche Kino unsäglich träge und bedeutungslos nischenhaft dahin. Nicht ein deutscher Film in den letzten Jahren, der einer drängenden gesellschaftlichen Frage mit kinematographischen Mitteln zu einer erhellenden, wirksamen Formulierung verholfen hätte, wie sie eben nur das Kino leisten kann: beispielsweise Erleuchtung eines gesamtgesellschaftlichen Problems anhand eines gründlich analysierten Sachverhaltes, des durchleuchtenden Studiums einer Protagonistenfigur und womöglich gar in unterhaltsamer und auch international vermittelbarer Form. Wer jetzt laut aufjault, gibt doch zu verstehen, dass er an Geld und Pfründen, nicht am Kino interessiert ist. Jammern, Fordern und Aufjaulen sind garantiert keine hervorragenden Äusserungen von Kinogeist. Kinogeist, sollte man meinen, zeichnet sich aus durch Pfiff, Kreativität, Fantasie, Vision, vielleicht auch Schnoddrigkeit, Frechheit, Unbekümmertheit oder gar Spott. Garantiert aber nicht durch Jammern und Klagen und Sich-Beschweren.

17.03.2013 

Talkkar Ambolage meint : Als Talkkarambolage macht zur Zeit ein Video im Internet Furore, ein Kurzfilm, der aus einem Zusammenschnitt eines Talkeinsatzes von Katja Riemann auf einer roten Sitzgelegenheit mit einem norddeutschen Talkmaster besteht. Master. Nicht „The Master“, der Film. Talkmaster. Master. Talkkarambolage. Der Kurzfilm hat es in sich. Deshalb ist er wohl so erfolgreich. Er erzählt viel mehr als nur von einem flüchtig und miserabel vorbereiteten Talkmaster. Sprechmeister. Sprechzüchtiger. Oder wie auch immer. Er erzählt davon, wie so ein „Master“ vollkommen realitätsblind seine Show auf Teufel komm raus über den Kopf seiner Gesprächspartnerin hinweg durchziehen will. Eines „Masters“, der die elementarsten Präliminarien eines Gespräches nicht beherrscht, als Kultur nicht verinnerlicht hat, was Biolek damals so grossartig verstand: als erstes seinen Gesprächspartner, seine Gesprächspartnerin überhaupt wahrzunehmen. Denn er hätte doch gleich sehen müssen, dass er seine Gesprächspartnerin nicht auf Anhieb gewonnen hat, dass sie sehr distanziert war. Und hätte reagieren müssen. Der unvoreingenommene Betrachter weiss zwar nicht, was die Vorbedingungen und Vorabsprachen für so einen „Talk“ sind, wie sehr sich der Gast darin absprachegemäss zum Deppen machen soll. Riemann wollte das garantiert nicht. Sie wollte als Mensch behandelt und wahrgenommen werden. Als professionelle Berufsfrau. Nicht als Dummi, den man mit einem Zuspieler von der Dorfschullehrerin, die sie vor Jahrzehnten hatte, düpiert. Sie fand das peinlich. Denn es ging schliesslich um die Promotion für ihren nächsten Film. Noch peinlicher allerdings wirkte, mit welchem Nachdruck der „Master“ darauf hinwies, dass er extra diesen nächsten Film DAS WOCHENENDE am Vormittag noch schnell angeschaut habe, und der Untertext, mit dem er diese seine Tat präsentierte, liess erahnen, wie qualvoll das für ihn gewesen sein muss. Genauso peinlich und realitätsblind reagierte er, wie sich Katja Riemann über das zu helle Studiolicht beschwerte. Wenn es ein Gespräch auf Augenhöhe und mit Respekt gewesen wäre, dann hätte der „Master“ doch sofort die Senderegie gefragt, ob das Licht nicht etwas gedimmt werden könne. Aber nein, so kostbar war ihm sein Gast nicht. Aber nein, so ein Karrierist von Talkmaster will, koste es was es wolle, seinen Talk, der sich inzwischen anhört wie Hack und Fack, durchziehen. Ohne Rücksicht auf Menschlichkeitsverluste. Die Welt nach seinem Talkschema zimmern. Das ist doch gerade das, was das Menschliche auszeichnet. Dass es sich nicht zimmern lässt. Der Vorgang in diesem Kurzfilm hat Symbolcharakter. Erinnert an die FDP, die sich die Armut im Armutsbericht der Bundesregierung nach ihrem Gusto schön zimmert. Oder an die Euroretter, die sich ihr heiles Europa, koste es was es wolle, bezahlen tut eh der Bürger, mit immer neuen Rettungsschirmen und -aktionen schön tünchen – und wer an der Tünche kratzt, der ist der Spielverderber. Dass der Talk“Master“ im Nachhinein habe verlauten lassen, er würde Frau Riemann nicht mehr einladen, beweist doch, dass er seinem Metier nicht gewachsen ist, dürfte für viele Promis als Alarmzeichen gelten, es sich künftig doppelt zu überlegen, Einladungen von diesem „Master“ anzunehmen.

16.03.2013 

Marode Filmkultur III meint : Bettina Reitz, BR-Fernsehredaktorin, hat eine Reduzierung des finanziellen Engagements der ARD-Anstalt für den deutschen Kinofilm bekannt gegeben. Das hat die Deutsche Filmakademie e.V. „schockiert“. Dieser Schock äussert sich in einem verschwurbelten Text von Präsidium und Vorstand der Deutschen Filmakademie e.V., der, wenn überhaupt, in etwa so referierbar ist: dieser Rückzug des Fernsehens aus der Kinoproduktion habe „schwerwiegende Folgen für die deutsche Kinolandschaft“ - ohne konkrete Begründung; gleichzeitig sorgt sich die Filmakademie um einen damit einhergehenden Qualitätsverlust des TV-Programms (als ob das Wachen über die Qualität der Fernsehprogramme zuvörderst eine Aufgabe der Deutschen Filmakademie e.V. sei). Begründet wird diese Angst damit, dass „engagierte, preisgekrönte und stark diskutierte Kinofilme“ zu einer Qualitätssteigerung des TV-Programms beigetragen hätten – ohne konkrete Beispiele. Dann stellt die Deutsche Filmakademie e.V. in ihrem Text die Behauptung auf, dass der Kinofilm unter die Verantwortung für die „Vielfalt der Grundversorgung“ durch die Sender gehöre – eine Behauptung ohne jeden Hinweis auf konkrete Stellen im Rundfunkvertrag. Mit dieser inkohärenten Schwadroniererei versucht die Filmakademie die Forderung nach einem „offenen Diskurs über die Stellung des Kinos in unserer Gesellschaft und unserer Kultur“ zu untermauern (ohne jedoch einen ersten Debattenanstossbeitrag zu liefern; was die Vermutung nährt: ein Schelm wer denkt, es gehe bei der Debattenforderung lediglich um Geld, nur dass die Akademie das auszusprechen in ihrem Schockzustand nicht fähig war; wenn nämlich Frau Reitz das Kinoengagement des Senders reduziert, so könnte das doch auch bedeuten, dass sie nur mehr hochkarätiges Kino, Kaliber wie Christian Petzold beispielsweise, fördern will; wo läge darin der Schaden für die Deutsche Filmlandschaft?). Hört! Hört! Die Deutsche Filmakademie e.V. fordert eine öffentliche Debatte. Hört! Hört! Die deutsche Filmakademie, die bisher in dieser Beziehung sich als ein herrliches Exemplum von Agoraphobie (ein anderes saukomisches Beispiel für diese selten diagnostizierte Krankheit wird demnächst in Giuseppe Tornatores THE BEST OFFER zu besichtigen sein) geriert hatte: keine öffentliche Diskussion der Differenz von Kino und Fernsehen (Günter Rohrbach, vormaliger Präsident der Deutschen Filmakademie e.V. in der SZ, damit einen öffentlichen Debattenansatz des Oscarpreisträgers Volker Schlöndorff im Keime erstickend, diesen abwatschend wie einen Schuljungen „wer zahlt befiehlt“); keine öffentliche Diskussion über das kranke Konstrukt der agoraphobischen Eruierung der finanziellen Profiteure des Deutschen Filmpreises (3 Millionen Euro) durch die Deutsche Filmakademie e.V., einer Interessengruppierung potentieller Preisträger: bis heute gibt es keine diskutable, debattentaugliche öffentliche Antwort der Deutschen Filmakademie e.V. auf die öffentliche Anfrage von 20 prominenten Filmkritikern vor einigen Monaten. Also: Debattenverweigerung durch die Deutsche Filmakademie e.V., die jetzt so laut Debatte, Debatte fordert. Hört! Hört! Die Deutsche Filmakademie sucht die Debatte, die öffentliche Debatte über die Stellung des Kinos in unserer Gesellschaft und unserer Kultur. Und verweigert sie gleichzeitig. Hört! Hört! Wenn die Deutsche Filmakademie e.V. so eine Debatte wirklich befeuern will, dann sollte sie schleunigst einen Befund erstellen über das, was faul ist im Filmland; oder falls sie anderer Ansicht ist, Belege beibringen, warum die deutsche Filmkultur so toll sei, aber so wenig Anerkennung weder vom Publikum, noch von den grossen internationalen Festivals noch vom Feuilleton (letztes Jahr verheerende Analysen in der SZ anlässlich des Nachwuchses in Hof; in der AZ anlässlich des Ludwig-II-Filmes) und inzwischen offenbar auch vom Fernsehen geniesst. Debatten brauchen Argumente und die Argumente müssen mit Belegen gestützt werden. Lauthals die Debatte fordern, sie aber gleichzeitig verweigern: ein weiteres Indiz für eine marode Filmkultur.

15.03.2013 

W. Affen meint : Waffen. Waffen. Noch mehr Waffen sollen jetzt nach Syrien geliefert werden, jetzt auch von EU-Staaten. Der Rüstungsindustrie beben die Finger, die Nüstern. Endlich kann geliefert werden. So viel ist klar, das Wohl der syrischen Volkes, das interessiert hier keinen. Das hat schon der durch und durch verlogene Afghanistan-Einsatz gezeigt: das Wohl des afghanischen Volkes interessiert hier keinen. Die waren eher die Pechvögel, dass sich ein internationaler Kriegsschauplatz dorthin verlagert hat. Aus diversen westlich-internen Problemen. Inzwischen killen die USA längst auch in anderen Weltgegenden Menschen. Aber zu Syrien. Kein Mensch interessiert sich hier für das Wohlergehen des syrischen Volkes. Die haben halt auch Pech gehabt. Pech, dass sie keine grossen Erdölvorräte oder Bodenschätze haben, die für die westlichen Industrien von Bedeutung sind, wie zum Beispiel in Libyen. Wenn der Westen jetzt aber doch Waffen nach Syrien liefern will, womit ganz klar das Blutvergiessen erst mal drastisch zunehmen wird, dann sollte er sich überlegen, die Instrumente hätte er ja, ob nicht ein gezielter Tyrannenmord das blutsparendste Mittel wäre, um das alte Regime zum Zusammenbruch zu bringen. In Libyen scheint das einigermassen funktioniert haben. Dass mit dem Tod von Gaddafi das Blutvergiessen grosso modo zum Stillstand gekommen ist. Wäre wirklich spannend zu erfahren, was die wahren Gründe sind für das zögerliche Verhalten des Westens Assad gegenüber. Grad die USA sind doch mit präventiven Tötungen weissgottnicht zimperlich. Wobei dort behauptet wird, mit Tötungen Tötungen zu verhindern; während hier das Töten nach über 70'000 Toten allmählich aus dem Ruder läuft, dem Töten endlich ein Ende gesetzt werden soll. Aber die internationale Gemeinschaft ist auch nicht viel anders als ein Schrebergartenverein, jeder muss ständig abwägen, dass ihm ja keine Birne verloren geht oder der Nachbar einen Ast zu ihm rüber wachsen lässt. Diese grossen Politiker, die sich Staatschefs nennen, das ist zwar ein alter Hut, aber als solcher nicht minder ärgerlich, sind nur am Erhalt ihrer Machtposition in ihrer Schrebergartenparzelle interessiert, dass sie da ihren Frieden und das Sagen haben, auch wenn der Nachbar mordet und vergewaltigt, so lange er schön Unkraut jätet und die Beete bearbeitet, kann er in seiner Hütte treiben was er will. Oder, je nach Opportunität, eben nicht. Merkwürdig am Verhalten dieser Staatschefs ist doch, dass im einen Fall ein Eingreifen, und dann heisst es aus humanitären Gründen oder dass die Mädchen wieder zur Schule gehen können, begründet scheint und im anderen Fall, wo bereits ein Blutbad stattfindet, nicht. In Afghanistan hat das Eingreifen das Blutbad erst angerichtet. Das eine Mal wird Eingreifen für moralisch richtig gehalten (Libyen) und im andern Fall für nicht richtig (Syrien). Merkwürdige von-Fall-zu-Fall-Moral. Da lob ich mir doch die Deutschen, die als gebrannte Afghanistankinder inzwischen sich wieder auf die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg besinnen und jedes Eingreifen prinzipiell ablehnen (um dann doch wieder halbherzig hintenrum mitzutun). Letztlich können Konflikte sowieso nicht mit Waffengewalt gelöst werden.

14.03.2013 

Street Words LXV meint : Jetzt sind wir schon da, jetzt machen wir eine ganz entspannte Vorlesung. Das hat aber noch ein paar Jahre Zeit. Da sagt der eine, sag nicht zu bei dem Konzert, wirklich, ich bin so blöd. Wirklich ein extremer Charakter. Das lag an der Rolle, ich möchte die Rolle der Mutter nicht. Deine, deine Mathegenialität zum Beispiel würde das untermauern. Hab di schon lang nimmer gsehn, hab denggd du bisd gschdorbn. I habs damals noch probiert bevor ich zum Saufen gangen bin. Es ist vom Material her, das muss ich echt sagen, toi toi toi. Ich habe gestern chinesisch bestellt und da waren ganz viele Zwiebeln drunter, aber heute morgen wars wieder ok. Meine arme Bauchnabel, du , du musst aufm Boden liegen und dann Beine in die Höh. Die Säcke knüpfen mir jetzt immer zwei Streifen ab. Gut, das musst Du schauen, ob das in Deine Lebensplanung passt. Au, das tut weh, gegen die Glaskante. Für mich ist aber der Winter gelaufen. Die Frau, die wir da haben, die hat keine Ahnung. School of Life heisst das glaub ich, das ist so eine philosophische Diskussion. Wollen S da mit gehen, an Schingle, an Single, SingleStammtisch. Aha, Single, Singen hab i verstanden. Mei, des hätt i jetzt gebrauchen können. Das hat sich eigentlich beim Ding so eingebürgert. Aber wenn das nicht übermässig stimmberechtigt macht. Hab ihn fünfmal mit dem Tomahawk gekickt. Südtirol halt schon ein bisschen stressig war mit dem ganzen Geziere. Dann muss er selber schauen, bis er reif ist für eine Entscheidung. Bin ja so froh, dass sich mein Papa durchgesetzt hat. Die haben eine ganz schlechte Röstung. Warum die Leute nicht selber entscheiden dürfen, wie viele Frauen sie haben wollen. Ich mein, das ist ja, das ist die ganze Tragik. I bin jezd sechs Johr do und i hab zwoa Verlängerungen, aber i woas ned, ob i in sechs Johr noch do bin.

13.03.2013 

Trü Für meint : Trüber Frühling. Die Krokusse, die Schneeglöcklein, die Primulein, sie gucken zwar pflichtschuldigst aus der kühlen feuchten unlustigen Erde. Weil ihnen gerade nichts anderes einfällt. Begeisterung sieht anders aus. Aber was sie zu sehen bekommen in dieser abgewinterten Gesellschaft dürfte weder ein Seller noch Runner noch irgend ein Hit sein. Und die Perspektiven fürs Jahr sind auch nicht viel besser. Sonne mag zwar kommen, Sonne satt womöglich, aber was sie wiederum zu beleuchten hat, wird noch weniger sonnig. Das erste Mal nämlich wird es dieses Jahr ans Bezahlen gehen. Cash nach Greece. Das wird nie kommen. Hiess es mal. Ist ja nur Garantie, die als solche schon wirkt. Das Heilmittel, das allein durch seine Ankündigung Wunder wirkt. So ganz gewirkt hats nun aber doch nicht. Die EU wird diese Woche zusammensitzen. Mal in die Bücher schauen. Schauen, was die Leute so geleistet haben, so erfüllt haben an den Vorgaben, den Sparvorgaben, den Haushaltsrenovierungsaufgaben. Es wird nicht so gut aussehen. Der alte Schlendrian ist zurück, dass man Vorgaben nicht so genau nehmen muss. Dieser Schlendrian war ja schon der Grund für die Krise. Dieses-Augen-zu-und-durch-Prinzip der Euro-Einführung. Wie sie jetzt wieder Augen-zu-und-durch mit Ungarns antidemokratischen Entwicklungen praktizieren. Weil Dinge, die man lange genug liegen lässt, erledigen sich oft ganz von selbst. So wird sich vielleicht auch der Euro ganz von selbst erledigen. Die Folgen der Haushaltspolitik dieser Bundesregierung aus Merkel, Schäuble und der Barbier-Partei FDP, die noch drei Härchen auf der Glatze der Armut als Löwenmähne ausgibt. Die haben den Schuldenberg des Landes massiv erhöht. Der Tag rückt näher, wo es ans Bezahlen geht. Wo die Kreditwürdigkeit leiden wird. Wo Einschnitte bei den Ausgaben und den Segnungen (durch Wahlversprechen bedingt) kommen werden. Vielleicht hätte man das billiger haben können, wenn man Griechenland hätte Pleite gehen lassen. Dann wäre dort vielleicht bereits hoffnungsvoller Aufbau spürbar. Aber nein, die Geldschleudermaschinen, die Banken, die Finanzheinis haben aus purer Angst vor Verlusten, die sie allein ihrem eigenen, schludrigen, geldgierigen Geschäftsgebaren zuzuschreiben hatten, die Politik so unter Druck gesetzt, haben das Vokabular von der unkalkulierbaren Pleite in Umlauf gesetzt und damit unsere ökonomisch ungebildete politischen Elite in die Hose scheissen lassen. Das war für den Moment gut. Jetzt kommen absehbar die Rechnungen für dieses Verhalten auf den Tisch. Erste Überweisungen an Griechenland werden fällig. Und weitere Schutzschirme dürfte bereits in der Warteschlange stehen. Trü Frü, Trü A, Trüber Frühling, Trübe Aussichten.

12.03.2013 

Konkl Ave meint : Konklave. Die Faszination des Geheimverfahrens. Altertümliches Verfahren. Auswahlverfahren. Intransparenz-Verfahren. Ver-Fahren. Wahlv-Erfahren. Verwählfahren. Wahlfarben. Farbenwahl für den Rauch. Vielleicht verwählen sie sich. Hat das Folgen? Ave Konkl! Haben. Haben. Haben. Wir Haben. Soll und Haben. Papa haben. Papamh Aben. Guten Abend Papa. Übergang vom Irdischen zum Heiligen. Der Heilige Stuhl. Ein Stuhl ist heilig. Habemus Sellam Sanktam. Papstkultur und Popkultur. Papstfrisur und Popfrisur. Lange nicht alle Wege führen nach Rom. Und nicht alle auf den Heiligen Stuhl. Heiliger Stuhlgang. Dein Wille geschehe. In den Klauen der Kurie. Kurie Leison treten. Vorher viel Platz für die Auguren. Nachher viel Platz für die Prognosen und viele Gründe für Pessimisten jeglicher Couleur. Viel billig und eilig zu füllende Zeitungszeilen. Die Kirche bleibt wie sie ist, hat gewaltige Selbsterhaltungskapazität. Neuer Mann in altem Gemäuer, in altem Pomp, in der Hierarchie von lauter Alten. Alt und Weise. Oder alt und doch nicht weise, hierarchiegeschmirgelt. Jeder kann in ein Papstgewand eingepasst werden. Und dann Religious Business as Usual. In Seidenpantöffelchen. Und langen Röckchen. Mittelaltergarden aus Schockoland. Schockoriegelgarde. Tobleronezackig. Alles ledige Männer. Die Schützer wie die Beschützten. Männerwelt des Vatikan. Mittelalterlich. Rückständig. Geheim. Im Dunkeln. Vieles im Dunkeln. Religion als Milliardengeschäft. Als Milliardenpomp. Als Milliardengrab. Keine Gleichberechtigung. Warum laufen die Frauen dieser männerbeherrschten Religion noch nach. Warum machen sie nicht ihren eigenen Laden auf. Warum lassen die Frauen sich den Katholizismus noch bieten. Gibt es keine moderne Frauen, gläubige moderne Frauen. Im Vatikan sind Frauen nichts wert. Im Vatikan gelten Frauen nichts. Sind vatikanhierarrchisch ganz unten. Frühstückseierkochen, Bodenputzen und Geistlichenwäschewaschen. Vatikanischer Gehorsam. Blinder Gehorsam. Machtapparat, der auf Machterhaltung aus ist und allergisch gegen jede Veränderung. Vatikanische Pfründen. Die letzte Männergesellschaft. Prunk, sieht aus wie die sieben Zwerge mit diesen Gewändern. Kondomfreier Staat. Wo Strukturen so verhärtet sind, wo die Menschen sich in die Strukturen hineinwachsen, sind die Skandale nicht fern. Die Skandalvertuschungsmechanismen jedoch sind stärker. Altgewohnt. Sich in einer Hierarchie einnisten. In der Hierarchie gross werden. Habemus Hierarchie. Habemus Papam Tamtam. Ave Konkl Onkelz!

11.03.2013 

Vor Aller Augen meint : Vor den Augen einer offensichtlich mehrheitlich uninteressierten Öffentlichkeit wird diese Woche die Bauernlobby mit Lobby-Ellenbogengewalt in Luxembourg versuchen, die EU-Parlamentarier dahin zu kriegen, weiterhin Milliarden aus dem EU-Budget für eine umweltrücksichtslose Agrarindustrie, die sowieso ohne Subventionen leben könnte, abzuzweigen. Vor aller Augen. Vor den Augen einer offenbar schläfrigen Öffentlichkeit. Nicht ganz schläfrig. Die SZ nimmt heute durchaus ihre gesamtpolitische Verantwortung mit einem Artikel von Silvia Liebrich auf der Wirtschaftsseite wahr. Auf der Wirtschaftsseite. Auf der Titelseite räumt sie viele lieber gross Platz der Armuts-Berichts-Friesierpartei und ihrem Parteitagsbrimborium ein. Getue. Damit dem Leser nicht so auffällt, wie gleichzeitig die Bauernlobby versucht in Luxembourg auf Kosten der Allgemeinheit und nicht zu deren Nutzen, Milliarden abzustauben. Was ja wohl der grössere Skandal sein dürfte, als das Aufplustern einer Partei, die sich die Wirklichkeit ihrem Gusto gemäss schön schreiben tut. Aber solche Personalentscheidungen, wie die FDP sie getroffen hat, sind offenbar dem Leser eher zuzumuten, ist ja in etwa wie bei einem Schiessstand, wer wird gewählt, wer wird abgeschossen, und also verständlich und nachvollziehbar für jedermann, weit leichter vermittelbar als um zwei Ecken herum einen eklatanten Eingriff in das Allgemeinwohl Europas in Form von Abstauben von vollkommen überflüssigen Agrarsubventionen, von denen vor allem grosse Konzerne, aber auch Adlige, Reiche und Superreiche am meisten profitieren, zu erkennen und als Diebstahl am Allgemeingut zu begreifen. Diese Milliarden laufen unter Gentlemens Delikten. Also das sind gar keine Delikte. Weil ja der Gesetzgeber massiv manipuliert werden soll, damit die letzten Bienen in Europa noch krank und aussterben werden und all die hässlichen Folgen der Agrargrossindustrie, damit der Boden noch feiner bereitet wird für die schlimmen Geschäfte von Monsanto und Konsorten. Wie genau der Gesetzgeber in Luxembourg nun manipuliert wird, darüber würde man schon gerne Konkreteres erfahren. Vielleicht könnte ein detaillierter Bericht über einzelne Lobbyaktionen auch dem breiten Publikum recht plausibel vermittelbar sein. Und damit der Skandal medienpolitisch entsprechend verantwortungsvoll behandelt werden. Den Skandal allerdings nur als Fachbericht ins Innere der Zeitung verlegen bedeutet medienpolitische Verantwortungshalbheit, bedeutet, vor der Lobby in die Knie gehen, bedeutet damit auch, mit die Weichen für eine höchst fragwürdige Ernährungszukunft in Europa zu stellen.

10.03.2013 

Passauer Saudiandln meint : Gestern im Fraunhofer in München die Passauer Saudiandln mit ihrem neuen Programm. Phänomenal. Zugaben ohne Ende. Barbara Dorsch und Gerlinde Feicht sind die Passauer Saudiandln (passauersaudiandln.de). Seit über 30 Jahren musizieren sie zusammen. Sie singen Gstanzln mit einer musikalisch und inhaltlichen Bandbreite, die ihresgleichen sucht. Vom Blues und Boogie über den Swing, vom Hip-Hop und Scatten über Hochpoetisch bis zum Jodeln und Volkstümlich und tief Niederbayrisch oder gar richtig Krachert. Sie selbst nennen sich „späte Mädels“ - je später der Abend... Ihr neues Programm heisst DIE MÄNNER HAMS GUAD. Die Kostümierung im ersten Teil ist clownesk/folkloristisch. Die Dorsch in schwarzer Hochwasserhose mit Hosenträgern, deren Schnallen wunderbare Scheinwerfereffekte zurückblinken lassen, weisses Hemd, schwarze Söckchen und braune Schuhe als reduzierter Hinweis auf Clownsschlappen; entsprechend in kurzen Momenten der Gang, ein Hauch Chaplin; als Gegenstück, wie ein Porzellanfrauchen aus dem Bauernwetterhäuschen, was bei schön Wetter rauskommt, die Feicht im adrett blauen Röckchen (formuliert sich im Moment eines kleinen Knicks auch elegant höfisch), es scheint, sie kann kein Wässerchen trüben, eitel blauer Himmel bis zu dem Moment, wo sie energisch in die Trittbrett-Dreschen stampft oder als vollkommenes Wetterfigürchen in „Klima-Kultour mon Amour“ vor lauter Klimaschock das Wetter nur noch ankündigen kann wie die Schallplatte mit dem Sprung, reduziert auf schiere Mechanik, – wenn sie denn nicht die Dorsch mit traumsicherer Einfühlung auf dem Akkordeon begleitet. Anfangen tun die beiden volkstümlich mit einem grandiosen Jodler „Triulio“, da zeigen beide, dass sie das Genre aus dem Effeff beherrschen (wie einsten Gulda seinen Beethoven, der nach der Pflicht zur Kür des Experimentellen überzugehen pflegte). Es geht weiter mit einem Kuhdreck im Dialekt, was sich damit so alles für Geschäfte machen lassen. Auch dass die dümmsten Bauern die grössten Kartoffeln haben, ist zwar eine alte Weisheit, kommt aber erfrischend neu. Die Differenz von Portemonnaie und Potpourri kann sich zu clownesk-artikulatorischen Wortartistik auswachsen. Was ist Patschen? Richtig, hört sich an wie Watschn, ein Knaller. Doch noch hält sich die Dorsch mit Röhren zurück, denn erst wird aktuell politisch Mario Draghi, der Chef der EZB, darum gebeten, doch dem Euro 'nen Blow-Job zu verpassen, Draghi sagi. Dieser Text wird musikalisch ins Lyrische gewunden, was ihn nur noch grotesker erscheinen lässt; hier geben sich musikalische Hoch- und PopulärKultur die Hand. Darauf folgt, hoffentlich keine Europrognose, die bange Frage, was tut der Wasserfall, wenn er nicht fällt. Und Gerlinde wird in betörender Schlichtheit das Lied vom armen Mädel vortragen, das stirbt, bevor die Saudiandln sich mit Wiener Geraunze vom Können, Wollen, Sollen, Dürfen, Tun in die Pause verabschieden. Zurück kommen sie festlicher, die Dorsch im Frack mit Bauchbinde und die Feicht im nicht ganz langen Schwarzen mit schöner Borte am Saum. Das Festliche des Kostüms wird konterkariert durch die Anspielung auf die Hüftstütze, durch ein faszinierend-gekonnt gekrächztes Lied vom Elend des „Keiner mag mich“, durch gesangliche Besichtigung der Duttelgruam (der kleine Einschnitt da vorn), textliche Rotlicht-Hinweise, intime Geschichten zu einem prekären Thema (Mutter war Beamtin), das krokodilstränige „wenn I meinem Alten a Busserl gib“, über die Anopheles-Mücke in Niederbayern zum „des interessiad mi ned“ (antwortete der LKW-Fahrer auf den Einwand eines Ladenbesitzers in der Sendlinger Strasse, vor dessen Tür er eine Tonne Dreck deponiert hatte) und das Delirium Finale. Womit die Saudiandln auch im zweiten Teil beweisen, dass sie die hohe Kunst des Gstanzl-Singens begreifen und beherrschen als ein irrsinnig breites Spektrum von Todtraurig-Poetisch bis Hemmungslos-Expressionistisch. Nur der Hund versteht alles, heisst es denn auch in einem der Lieder.

09.03.2013 

Marode Filmkultur II meint : Der Deutsche Filmpreis ist aus zwei Gründen eines der Indizien dafür, in welch marodem Zustand sich die deutsche Filmkultur befindet. Erstens: dessen Konstruktion. Zweitens: das Sich-damit-Abfinden des professionell kritischen Teils dieser Kultur. DIE KONSTRUKTION. Der deutsche Filmpreis ist ein nationaler Preis. Er soll erzählen, was hier für eine Filmkultur erwünscht ist. Dieser Preis wird aus staatlichem Geld finanziert und ist so hoch wie kein vergleichbarer Filmpreis weltweit. So ein Preis sollte seinem Selbstverständnis entsprechend und um eine demokratisch-öffentliche Legitimation zu erhalten, von einer Jury bestehend aus einem breiten Mix an Vertretern aus dem kritischen Teil der Fachwelt (die so wenig wie möglich mit dem Filmsubventionierungssystem verbandelt sein sollte) und Vertretern verschiedener gesellschaftlich relevanter Gruppen oder Einzelpersönlichkeiten vergeben werden, die eine Begründung für ihre Wahl vorzulegen hätten, wobei allenfalls auch abweichende Formulierungen geltend gemacht werden könnten. Niemand sollte sich selbst für den Preis bewerben können, denn er soll ja eine Ehre sein (wie beim Nobelpreis). Die Vorschläge einbringen sollte ein Mix aus Persönlichkeiten, interessierten Institutionen sowohl aus der Filmbranche (Produzenten, Kinobetreiber, Verleiher, Hochschulen, Förderer als auch die Filmakademie) als auch andere interessierte Institutionen und Verbände und vielleicht auch die Jurymitglieder selbst. So oder ähnlich könnte der Preis eine transparente, öffentliche Legitimation erhalten. Dem ist aber nicht so. Die Träger des deutschen Filmpreises werden einzig und allein und ohne jede Begründung in einem geheimen Abstimmungsverfahren von den etwa 1300 Mitgliedern der deutschen Filmakademie ermittelt, einer privaten Interessenvereinigung potentieller Preisträger. Also eine reine Insider- ja geradezu Inzestveranstaltung, die mit diesem obskuren Verfahren Anspruch auf gesellschaftliche Relevanz erhebt, ohne ihn einlösen zu können, ein absurdes, groteskes Konstrukt, das weltweit seinesgleichen sucht und den Preis in seiner Wirkung auf die Stillung des Geldhungers potentieller Empfänger reduziert und ihn allein durch sein Konstrukt diskreditiert. DAS ZWEITE INDIZ dafür, wie marode es um die Filmkultur hierzulande bestellt ist, ist die Dysfunktion der Medien, des filmkritischen Journalismus, der seine filmpolitische Verantwortung nur in gelegentlichen Einzelaktionen, die zudem regelmässig im Sande verlaufen, halbherzig bis gar nicht wahrnimmt. Letzten Sommer gab es zwei Anläufe, dieses unsägliche Konstrukt zur Ermittlung der Preisträger des Deutschen Filmpreises zur Diskussion und zur Disposition zu stellen. Zum einen haben etwa 20 namhafte Filmkritiker einen offenen Brief an die Akademie geschrieben, sie möge dieses unsägliche Konstrukt endlich aufgeben, kurz darauf hat sich der Verband der deutschen Filmkritik in derselben Angelegenheit an den Kulturstaatsminister gewandt. Weder von der Akademie noch vom Kulturstaatsminister war seither in der Öffentlichkeit etwas zu hören, ausser dass die Akademie mit einer schnellen Antwort die Kritiker zu einem Gespräch eingeladen hat, aber das war es offenbar auch schon. Sicher wird es nicht einfach, ein neues Modell zu entwickeln, auch das wird zu vielen Diskussionen führen. Das in Angriff zu nehmen wäre jedoch ein realistischer erster möglicher Schritt in Richtung einer Sanierung der maroden Filmkultur.

08.03.2013 

F. Rauent AG meint : Frauentag ist heute. Heute kriegt jede Frau einen Tag. Heute kriegt jede Frau einen Mann. Heute kriegt jeder Mann eine Frau oder jede Frau eine Frau, je nach Bedürfnis. Heute darf über Frauen geredet werdet. Heute darf den Frauen nachgeschaut werden. Heute dürfen die Frauen angemacht werden. Heute will die Menschheit Klarheit darüber gewinnen, was es mit den Frauen auf sich hat. Oft reden Männer über „die Frauen“. Oft reden Frauen über „die Männer. Wer sind „die Frauen“?. Sie sind die eine Hälfte der geschlechtlichen Spaltung der Menschheit. Sie sind, genau so wie die Männer, Ausdruck eines abgrundtiefen Zwiespaltes der Menschheit, der dieser wiederum unendlich viel Sehnsucht, Gier, Glück, Geborgenheit, Eifersucht, Zwist, Mord, Gefangenschaft, Neurosen und Psychosen beschert. Frauen in der Politik seien friedlicher und unter Frauen würde es gerechter zugehen in der Welt, sagen die Vertreter des Matriarchates. Siehe Bundeskanzlerin, keine Frau in der Bundesrepublik hat so zügellos Rüstungsgüterexporte in den explosiven Nahen Osten zugelassen. Unter der Bundeskanzlerin geht es den Frauen im Lande nicht besser als unter einem Bundeskanzler. Frauen und Männer, das ewig beunruhigende Thema. Wer darüber ein Buch schreibt, Frauen sind die besseren Männer, Männer sind die besseren Frauen, Frauen sind fühliger, Männer sind wehleidiger, Frauen sind das starke Geschlecht, die Männer sind die wahren Frauen und dergleichen Brimborium mehr, kann sich der Aufmerksamkeit sicher sein. Das Frauen-Männer-Thema scheint die billigste Art, die unverbindlichste Art zu sein über gestörte Gefühle, Vorurteile, Empfindlichkeiten, Beleidigtheiten, Minderwertigkeitsgefühle, Ungerechtigkeiten und derlei mehr reden zu können. Frauen sind das Glück des Mannes. Sie sind das Gefängnis des Mannes. Wenn der Mann eine Frau hat, so wird er zum Pantoffel-Helden, wenn er keine hat, zum einsamen Wolf, wenn er ständig andere hat, so muss er der Welt vormachen, er sei ein glücklicher Playboy oder Casanova und wenn er seine Frau nicht richtig hat, dann kommt es über kurz oder lang zur Scheidung. Die Frauen, die Männer, das ewig unlösbare Thema. Die Sicht auf die Welt aus geschlechtlicher Sicht scheint die einfachste zu sein, hier kann jeder mitreden, weil es nur einen Unterschied gibt und der sei noch klein wird behauptet. Hinter der geschlechtlichen Diskussion verschwinden alle Differenzierungen nach Charakter und Intelligenz. Die Frau ist für den Mann ein Ding zum Benutzen. Der Mann ist für die Frau ein Gegenstand, der in die Wohnungseinrichtung eingepasst werden muss. Am Frauentag sollen die Frauen sagen, ob sie Diskussionen über die ständig aufrührende Geschlechtlichkeit und deren Folgen wünschen. Denn es ist Frühjahr.

07.03.2013 

Besch Eisser Ei meint : Die öffentlich-offensichtliche Bescheisserei mit der Beschönigung des Armutsberichtes dürfte definitiv das Todesglöcklein der FDP auf Bundesebene einläuten. So eindeutig will niemand beschissen werden, das verbietet der Selbstrespekt. Das wird übel enden. Was zudem die Arbeitsministerin an Brei aus ihrem Mund herauspresst, um die Lügerei zu verteidigen, das ist abstossend. Sie winden sich, sie versuchen sich herauszureden. Sie sind ertappt worden. So offensichtlich ertappt wie der vormalige Verteidigungsminister. Bei dem konnte man wunderbar Textvergleiche von Vorlage und Kopie neben einander stellen genau wie jetzt beim Entwurf des Armutsberichts und seinem schöngeschriebenen „Original“. Oder beim vormaligen Bundespräsidenten. Wie der rumgedruckst hat, wie er sich gewunden hat. Was die FDP und mit ihr die Bundesregierung, da sie den Bericht ja für wahr hält, den frisierten Lügenbericht, jetzt bietet, ist in etwa so, wie wenn ein Schiffskapitän angesichts einer Sturmflut behauptet, die See liegt ruhig. An so prominenter Stelle der Gesellschaft eine so offensichtliche Fälschung zu riskieren, dürfte kaum wieder gut zu machen sein. Schnell wird das nicht dem Vergessen anheim fallen. Da müsste eine deutlich stärkere Katastrophe über das Land hereinbrechen, die den Vorgang in seiner peinlichen Lächerlichkeit devaluieren liesse. Denn dass die gesellschaftliche Schere sich immer weiter auseinander spreizt, schneller denn je, kann täglich in den Zeitungen nachgelesen werden. Neues Elendsquartier in Riem. Riesige Menschenschlangen für bezahlbaren Wohnraum biem Hochhaus. Leerstehende Luxuswohnungen. Das allein in München. Der Kapitän Rösler muss voll abgehoben sein oder pennen an seinem Posten, dass er solch euphemistischen Fehlanalysen im Text erzwingt. Und wieso die Kanzlerin und ihre Riege das noch gut heissen, da könnts einem den Nuggi raushauen, wie die Schweizer zu sagen pflegen. Dagegen gewinnt doch gleich der Kanzlerkandidat gewaltig an Statur, der zwar oft für Empörung sorgt, aber nicht weil er lügt, sondern weil er den Nagel auf den Kopf trifft. Vielleicht wird’s ein Bundestagswahlkampf umd die präziseren, die treffenderen Worte. Das wäre nicht das schlechteste, was dem Lande und der Demokratie blühen könnte. Klartext statt verbrämender, lügenhafter, offensichtlicher Bescheisstexte.

06.03.2013 

Armu Tszeugnis meint : Das schönste Armutszeugnis hat sich eben die FDP selbst ausgestellt, mittel Frisieren des Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung, nachzulesen beispielsweise auf der ersten Seite der SZ. Darin stand DIE PRIVATVERMÖGEN IN DEUTSCHLAND SIND SEHR UNGLEICH VERTEILT oder DIE EINKOMMENSSPREIZUNG HAT ZUGENOMMEN oder WÄHREND DIE LOHNENTWICKLUNG IM OBEREN BEREICH POSITIV STEIGEND WAR, SIND DIE UNTEREN LÖHNE IN DEN VERGANGENEN ZEHN JAHREN PREISBEREINIGT GESUNKEN, dies verletze das GERECHTIGKEITSEMPFINDEN DER BEVÖLKERUNG. Für die FDP stimmen diese Sätze nicht. Sie will sie nicht wahr haben. Auf ihren Druck hin wurden sie aus dem Bericht entfernt. Die FDP hat den Armutsbereicht geschönigt. Das wäre doch Anlass, ihn gleich zu revidieren. Denn was nützt ein frisierter Bericht. Sind wir hier in Potemkin? Die Sätze müssen wieder aufgenommen werden. Zusätzlich sollte die Kategorie „geistige Armut in Regierungsparteien“ eingeführt und dort die FDP mit diesem Frisiervorstoss prominent platziert werden. Für dieses Frisieren sollte ausserdem die Einkommen sämtlicher FDP-Politiker auf Friseurniveau herabgestuft werden, was ja laut Armutsbericht sicher nicht so schlimm sein kann. Der Bericht sollte ferner um eine Kategorie „Täuschungsmanöver und Etikettenschwindel von Politikern und deren Vorstössen“ bereichert werden. Da könnte akut Frau Susanne Kastner von der SPD, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses erwähnt werden, die eine Ausweitung der deutschen Gedenkkultur fordert (auch nachzulesen auf Seite 1 der SZ), dass jetzt für Tote aus den Bundeswehreinsätzen im Ausland im Bundestag mit einer Gedenkminute gedacht werden solle. Wow! Wenn schon sollte der Bundestag Entschuldigungsminuten einführen. Für Soldaten, die in einem sinnlosen Einsatz wie in Afghanistan (nicht zu vergessen: Afghanistan hat Deutschland nie angegriffen; die weltweite terroristische Bedrohung hat durch diesen Einsatz nicht einen Mü abgenommen) zu Tode gekommen sind, und die Politiker sollen auch aufhören von Gefallenen zu heucheln, sie, die diese Soldaten in den sinnlosen Tod geschickt haben. Aber der Zusammenhang dürfte Frau Kastner im Eifer des Gedenk- und Lügengefechtes entgangen sein. Erst die Leute in einen sinnlosen Tod schicken, dann Krokodilstränen weinen und diese ganze Heuchelei noch Gedenkkultur nennen. Wo sind wir denn. Offenbar in einem Land, das dringend zum ökonomischen Armutsbericht einen Bericht über die überall anzutreffende geistige Armut erstellen sollte.

05.03.2013 

K. Nief All meint : Eine Bewerbung für die Ausrichtung olympischer Spiele bedeutet heutzutage nichts anderes als ein tiefer Kniefall vor dem als arrogant, korrupt und luxusgierig verschrieenen Sport-Funktionärstum des IOC, das wie Götter oder wie das Goldene Kalb verehrt werden möchte. Was inzwischen vollkommen paradox ist, weil Olympische Spiele längst kein Bringer mehr für die Ausrichter sind, sondern in ihrer Gigantomanie nur noch katastrophalen Flurschaden hinterlassen. Hinzu kommt, dass offenbar diktatorische Regime, die dem grundsätzlichen Sportgedanken, der theoretisch zumindest ein Gedanke gleichberechtigten Wettbewerbes ist, zuwider handeln in ihrer Politik, sich speziell von einem Zuschlag für die Spiele einen schönen Etikettenschwindel für ihren Willkürstaat versprechen, Russland, China. Es ist eben längst keine Ehre mehr, olympische Spiele beherbergen und subventionieren zu dürfen. Es ist nur noch der Beweis dafür, dass man den schönsten, den tiefsten und den teuersten Kotau vor einem abgehobenen Sportfunktionärstum, was längst nicht mehr im Geiste des Sportes, sondern nur noch der Befriedigung privater luxuriöser Bedürfnisse handelt, getan hat. Wer diesen Kotau wagen will, sollte sich am besten selbst dabei beobachten – und er wird nicht umhin können festzustellen, wie lächerlich, wie absolut lächerlich so ein Kniefall wirkt. Was München betrifft, ist eine Bewerbung umso unsinniger, als hier ein Bau- und Immobilienpreisboom herrscht wie nie zuvor, und die Stadt zur Zeit alles andere brauchen kann, als ein weiteres Anheizen desselben. Ähnlich wie mit der Bewerbung für die Olympischen Spiele ist es übrigens mit der Bewerbung für den Deutschen Filmpreis. Auch der sollte, so ist zu vermuten, eine Anerkennung sein. Er wird aber zu einem Bittgang vor dem Funktionärstum der Filmakademie. Denn um diese Ehre muss man sich bewerben. Da muss man ganz genaue Einreich-Formalitäten einhalten. Nur wer ein guter Formularausfüller und Einreichebedingungserfüller ist, der hat überhaupt eine Chance, vom Funktionärstum der Filmakademie zugelassen zu werden zu einem Verfahren, dessen weiterer Verlauf im übrigen höchst suspekt und so undurchsichtig ist wie das Konklave in Rom. Die Frage scheint also allerorten die zu sein, wer ist katholischer in seiner Kniefallpolitik (wäre ja nichts einzuwenden dagegen, wenn die Entscheider wirkliche Autoritäten wären und eben nicht gesichtslose Funktionäre, die sich hinter einer dubiosen Gremienverantwortung verschanzen, dabei den Anspruch erhebend als Autoritäten behandelt werden zu wollen).

04.03.2013 

De Pa We meint : Der Papst ist weg. Die Kälte ist weg. Das Licht ist da. Die Wirte stellen Stühle und Tische auf die Strasse. Die unterkühlten Winterseelen laben sich an der zarten Wärme, die mehr eine Idee von Wärme ist als die Wärme selbst. Derweil müssen sich die Aufsichtsräte der Bahn warm anziehen. Sie haften persönlich für die Entscheidung über Stuttgart 21. Doch so viel Geld hat keiner von denen, dass er auch nur den Schaden für eine Rückschreibung des Projektes begleichen könnte. Der Frühling kommt. Das Wachstum beginnt. Die Projekte wachsen den Menschen über den Kopf. Projekte sind Kopfgeburten. Also müssen sie auch mit dem Kopf gebändigt werden können. Der Regierung wachsen die Schulden über den Kopf. Darum macht Amerika jetzt genau das, was es den Europäern vorgeworfen hat: Austerity und Sparen, Sparen, Sparen. Ausgaben reduzieren. Wettbewerb im Sparen? Der Wettbewerb am Weltmarkt heizt sich auf. Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben ist eine Maxime, mit der das Personal immer mehr ausgebeutet wird. Wohlergehen des Landes ist nicht mehr gleich Wohlergehen des Einzelnen. Wohlergehen des Landes heisst immer mehr, Wohlergehen von Wenigen auf Kosten der Mehreren. Denn wir müssen wettbewerbsfähig bleiben. Damit kann eine ungerechte Lastenverteilung bei der Energiewende begründet werden. Damit können Dumping-Löhne in jedweder Branche begründet werden. Wer zügelt noch die Wettbewerbswut und setzt gleichzeitig Humanverträgliches gegen planwirtschaftliche Schwerkraft? Der Frühling kommt. Die Sonne scheint. Der Schnee schmilzt. Vielleicht wächst jetzt die Wut derer, die unter die Räder zu kommen drohen, die ihre Wohnungen nicht mehr bezahlen können, die den Strom nicht mehr bezahlen können, die sich eine Rundfunkzwangssteuer zur undurchsichtigen Finanzierung von Etepetete-Millionären nicht bieten lassen wollen. Die Wahlen im Herbst werden über vieles Auskunft geben. Wahlen werden immer unberechenbarer. Die Parteien haben viel von ihrem Vertrauen verspielt und verspielen es weiter. Neue Schnellgeburten von Parteien erobern den Markt wie Flashmobs, siehe Piraten, siehe Grillo. Was sich oben in der Gesellschaft eingenistet hat mittels primär primitiven Karrierismus, kommt unten nicht mehr gut an. Die Leitmedien verlieren ihre Leitfunktion und ihre Wettbewerbsfähigkeit gegen das Internet. Ihre Manipulations- und Stabilisierungskräfte schwinden. Der Papst ist weg. Die Kälte ist weg. Das Licht ist da.

03.03.2013 

Wo Mit meint : Womit, womit, vomit, womit strecken sie die Lasange heute? Womit panschen sie die Milch? Womit verdünnen sie den Wein? Womit verdünnen sie die Story? Womit strecken sie die Texte? Vomit. Vomit. Womit unterlaufen sie Gesetze? Womit blasen sie den Euro auf? Vomit. Vomit. Womit dröhnen sie uns den Kopf voll? Womit sind sie den Lobbyisten gefällig? Vomit. Vomit. Womit färben sie die schönen roten Blumen? Vomit. Vomit. Womit verschönern sie ihre Gesichtszüge? Vomit. Vomit. Womit reichern sie das Hackfleisch an? Womit füttern sie die Schweine, die Kühe, die Rinder, die Hühner? Vomit. Vomit. Womit geben sie dem Lachs das rosa Aussehen? Womit machen sie den Kaviar so günstig? Vomit. Vomit. Womit begründen sie die Anschaffung von Tötdrohnen? Vomit. Vomit. Womit bekämpfen wir den Winter? Womit begründen wir den Optimismus? Womit basteln wir uns Hoffnung? Vomit. Vomit. Womit begründen sie die neue Rundfunkzwangssteuer? Womit konkurrieren wir eigentlich? Vomit. Vomit. Womit begründen wir die Ablehnung eines generellen Tempolimits von 100? Vomit. Vomit. Womit haben wir das verdient? Womit wollen sie auf Dauer das Rentensystem sichern? Womit begründen sie die staatliche Hochsubventionierung eines Kinos, dessen Niveau immer mehr eingeebnet wird? Vomit. Vomit. Worin liegt die Wichtigkeit von Funktionären, von Kulturfunktionären, von IOC-Funktionären, begründet? Womit haben wir das verdient? Vomit. Vomit. Womit wollen sie die Immobilien- und Mietpreisexplosion stoppen? Vomit. Vomit. Wom it. Wommelbommelit. Wommelbommelhit. Womit schlagen sie das nächste Mal zu? Womit zocken sie das nächste Mal ab? Womit begründen die öffentlichen Verkehrsbetriebe ihre ständigen Preiserhöhungen weit über den Lohnerhöhungen? Womit wollen sie die Energiewende weiter finanzieren? Vomit. Vomit. Womit begründen die Stromkonzerne ihre überrissenen Preiserhöhungen? Womit begründen die Banken ihre Abzocke mittel Überzugszinsen und Gebühren? Vomit. Vomit. Womit doch schon alles gesagt wäre. Womit dem nichts hinzuzufügen wäre. Womit die Katze sich in den Schwanz beisst. Womit derlei und ähnliche Dinge noch mal reflektiert werden sollten. Somit keinem weh getan werden soll. Womit der Womit dem Womit kein Vomit. Damit nämlich der Womit mit dem Vomit ein Somit und Hiermit mit Dynamit wird. Wir brauchen mehr Dynamik in der Womitterei und der Vomitterei. Damit die Flickschusterei endlich mittiger in diesen elitären Abraumhalden einsichten kann.

02.03.2013 

Afl@Ox.in meint : Im Afl steckt der Ox drin. Afl Tox ist in. In der Milch das Aflatoxin. Toxisch. Früher gabs Glykol im Wein. Heute gibt’s Aflatoxin in der Milch. Antischimmelpilzgift. Noch ein Nahrungsmittelskandälchen. Was kriegen wir sonst noch an chemischem Beifang, an vernichtendem chemischem Beifang serviert? Das Lebensmittelregal im Supermarkt als ein Chemielabor. Ohne Genmais und ohne Gensoja geht gar nichts mehr. Monsanto muss leben. Wem gehören seine Aktien? Eigentlich brauchen wir keine Pharmaindustrie mehr. Wir haben ja unsere Lebensmitteldesignindustrie. Unser Antipilzernährungsmittel. Aflatoxin wirkt sicher auch gegen Hautpilz, Fusspilz, Darmpilz, Hirnpilz. Und Glykol soll gegen Erkältungen vorbeugen. Die Lebensmittelskandale haben meist Etiketts, nie aber Namen von Verantwortlichen. Diese verstecken sich meist geschickt in einer langen Kette von Transport, Umverpackung und Umetikettierung. Die Lebensmittelskandale haben selten ein Gesicht. Gammelfleisch. Schimmelbrot. Die Lebensmittelskandale rufen zwar regelmässig den Landwirtschaftsminister oder den Gesundheitsminister auf den Plan. Lebensmittelskandale sind die grossen Bühnen für derlei Minister. Die fassen einen Beschluss, geben eine Verordnung heraus oder einen Aktionsplan – womöglich soll das alle nichts kosten. Nach einiger Zeit ist der Skandal wieder aus der Welt. Skandale ermüden so schnell. Und essen müssen die Menschen die ganze Zeit. Sowieso, wer gesund bleiben will, frisst ein Pfund Dreck im Jahr. Oder eben Rückstände aus den ganzen Pflanzenschutzprogrammen. Insektizide, Unkrautvertilgungsmittel, zu schweigen von den Zutaten für das Design moderner Weine und Getränke und Früchte und Gemüse und Milchprodukte und Fleischprodukte. Interessant, wie damit moderne Lebensmittel zu rückständigen Lebensmittel werden – Rückstände von den Design- Schutz- und Geschmackverstärkerprogrammen. Die Verzweiflung des Grossstadtmenschen an der Ernährung. Bio ist sein Credo, sein Placebo gegen diese Verzweiflung. Tomaten mit Hornhäuten, Trauben mit Haut wie Panzer aus Übersee. Die Lebensmittel werden immer mehr auf ihre Transportfähigkeit hin gezüchtet statt auf ihre Geniessbarkeit. Weitgereiste Lebensmittel. Toter Fisch, der tausende von Kilometern Landweg unter die Flossen genommen hat. Die Qualität der meisten Lebensmittel für den Käufer ist ihre Verderblichkeit. Das Manko der meisten Lebensmittel für den Hersteller und den Händler ist ihre Verderblichkeit. Das ist der grosse Kampf der Hersteller gegen das Verderben ihrer Ware, bevor sie weiterverkauft haben. Das verlangt ständiges Tricksen. Der kleine Obsthändler auf der Strasse baut einen schönen Haufen von Kirschen oder Äpfeln. Auf der dem Kunden zugewandten Seite alles intakte, glänzend polierte Stücke. Einfüllen tut er die Ware aber aus der Hinterseite des Haufens. Da liegen die Teile, die schon baldiges Verderben ausstrahlen. Das ist der Kampf jedes Beteiligten an der Nahrungsmittelkette. Je länger diese Kette wird, desto mehr Antiverderblichkeitseinflüssen ist sie ausgeliefert, desto schwieriger lassen sich die Eingriffe und Veränderungen an Ware und Etikett nachprüfen. Wer weiss, was noch ausser Pferdefleisch im Rindfleisch und Aflatoxin in der Milch in diesen und anderen Produkten uns aktuell mitgeliefert wird. Wie dem auch sei, wer gesund bleiben will, vertilgt ein Pfund Rückstände im Jahr. Die Menükarte der Rückstände wechselt. Jetzt ist gerade Aflatoxin dran.

01.03.2013 

Gew Öhnung meint : Nicht nur, dass wir uns an das gewöhnen, dass jetzt schon so lange 2013 ist, das ist ja unvermeidbar, zumindest laut Konstruktion unseres Kalenders. Am Ende werden sich die Menschen noch an das Leben gewöhnen und jeden Widerstand aufgeben. Gewöhnung. Die Macht der Gewöhnung. Die Macht der Gewohnheit. In Syrien sind inzwischen um die 70\'000 Tote zu beklagen, zu schweigen, von den Verletzten, den Traumatisierten, den Flüchtlingen. Wie der Bürgeraufstand vor zwei Jahren ausbrach, wie hat man das schlimm empfunden, als es die ersten Toten gab. Wie es erst Einzelne waren, dann Dutzende, wie die Zahl die Hundert überstieg. Wie unfasslich. Wie furchtbar. Heute kommt noch so alle Monate einmal die neueste Hochrechnung. Zeitungsreportagen erübrigen sich. Genauso wie aus Libyen, aus Tunesien, aus Syrien, aus Ägypten. Jetzt kommt die Zahl der Toten in Syrien ungefähr jener gleich, die der mexikanische Drogenkrieg bisher gefordert hat. Das ist eine mittlere Kleinstadt: siebzigtausend! Und um jeden Toten herum ein Mehrfaches an Verletzten, an Waisen. Die Macht der Gewohnheit. Die Welt schaut irgendwie fasziniert zu. Es scheint ihr grad zupass zu kommen, dass das Unglück woanders passiert. In Mali einzumarschieren, das scheint kein Problem. Da geht ja auch Gefahr aus! Man gewöhnt sich an die Wirrheit der Argumente des Westens, des Ostens, wenn es ums Eingreifen oder Zuschauen geht. In Libyen, da musste unbedingt eingegriffen werden, denn sonst hätten wir jetzt kein Mali, um auch deutsche Soldaten in Marsch zu setzen. Auch der mexikanische Drogenkrieg scheint vielen gerade recht zu sein. Durch Legalisierung von Drogen könnte der sehr rasch eingedämmt werden. Nichts davon. Gewohnt. Gewöhnung. Gewohnt. Lieb gewordene Unglücke. Zur Gewohnheit gewordene Unglücke. Die Rundfunkmächtigen und die Ministerpräsidenten hoffen, dass der Bürger sich an die neue Rundfunkzwangssteuer gewöhnen werde. Die Filmfunktionäre hoffen, dass die Deutschen die marod subventionierte deutsche Filmkultur weiterhin schlucken. Weil das sind so schöne kleine Reiche, die sich mit Subventionsgeld aufbauen lassen. Auch das hoffen die Filmfunktionäre, dass das Land sich an das unmögliche Konstrukt der Verteilung des hochdotierten staatlichen Filmpreises durch einen Verein potentieller Nutzniesser dieses Preises gewöhnen werde. Dumpf sollen die Bürger sein. In drei Jahren schon werden wir uns an Dinge gewöhnen, die jetzt noch unvorstellbar sind, dass Deutschland dank der ständig neuen Rettungsschirme, und ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht, in eine Lage kommt, wie Griechenland vor zwei Jahren. Unvorstellbar. Heute noch. Nur an den Kanzlerkandidaten scheint sich das Land nicht gewöhnen zu wollen oder zu können. Da packt es die kleinste Gelegenheit, sich aufzuregen, sich zu beweisen, dass es noch lebt.

28.02.2013 

Lichtl Os meint : Lichtlos, lichtlos, so lichtlos waren die Wintermonate wie nie seit den Aufzeichnungen, seit 1951. Im Dunkeln ist gut munkeln, werden sich viele gesagt haben. Im Dunkeln haben die Italiener zwei Clowns gewählt, was wohl zumindest für den einen nicht zutrifft, weil es verharmlosend wirkt. Weil er bestenfalls ein verkleideter Clown ist, wie einer der Verbrecher in der Eingangsszene von PARKER. Und im Vatikan gehen die Lichter in den Gemächern des Papst Emeritus aus. Im Dunkeln wird das Konklave eine hoffentlich helle Entscheidung treffen. In der Lasagne, man merke, auch ein italienische Gericht, wurden im Dunkeln teure und billige Fleischsorten verwurstet. Und in Niedersachsen in dunklen Lagerhäusern haben die Eierproduzenten irrtümlicherweise falsche Etiketts erwischt, die Käfige mit Freiland verwechselt, Bio mit Nicht-Bio. Im Dunklen wuseln die Atombehörden seit Jahrzehnten in den iranischen Atomprogrammen. Im Dunkeln ist gut munkeln, werden sich viele gesagt haben und setzen Gerüchte in Umlauf, die Kriege begründen sollen. Im Dunkeln tappen die Statistiker bei den Erfolgen in Afghanistan. Es ist besser geworden, sagen sie heute. Nein, die Statistik ist falsch, es ist nicht besser geworden, sagen sie auch heute. Im Dunkeln tappen die deutschen Gebührenzahler, wo ihr Rundfunkbeitrag, den sie jetzt zwangsfreiwillig leisten müssen, versickert. Im Dunkeln tappst die deutsche Filmakademie bei der Ermittlung des obskuren deutschen Filmpreises. Im Dunkeln wurde eine österreichisches Mädchen jahrelang in einem Verlies gefangen, bis sie zu jungen Frau herangereift ist; Licht in diese schauderhafte Geschichte möchte ab heute ein Kinofilm bringen. In hellen Etagen der Deutschen Bank sind viele dunkle Geschäfte verrichtet worden. Die Dunkelheit dauert und dauert und ist immer die Schattenseite des Lichtes. Und die im Lichte sind, wissen nicht, was im Dunklen passiert. Das ist das Beunruhigende an der Dunkelheit, wenn kein Vertrauen da ist. Denn auch im Lichte passieren dunkle Geschäfte, aber weil man vertraut, fällt keinem es auf. Eine gute Übung kann sein, mit verbundenen oder geschlossenen Augen in einem bekannten Raum sich bewegen zu müssen. Das stärke die Vorstellungskraft, die Erinnerungskraft. Die Kraft des Geistes gegen die Lichtlosigkeit. Und noch ist es trübe. Wer weiss, was der Frühling, sollte er lichthafter werden, noch alles an dunklen Geschäften, die gerade passieren, an den Tag bringen wird. Wie der schmelzende Schnee oft Dinge wieder zum Vorschein bringt. Wenn der Geist wach bleibt, so sollte ein depressionsloser Umgang mit Dunkelheit möglich sein.

27.02.2013 

Frac King meint : Der King des Frak. Das Fracking. Das Fracking soll all unsere Energieprobleme lösen. Es liegt goldweise unter unserem Boden. Raus damit. Chemikaliencocktail rein. Und nachher in die Umwelt damit. Wie das aussieht ist wunderbar in dem Film GASLAND von Josh Fox zu sehen. Auch wie die amerikanische Politik massiv mauert, wie sie massiv die Daten über die katastrophalen Umweltschäden und die verheerende Wirkung auf die Trinkwasserversorgung von New York unter Verschluss hält. Aber was willst du in die Ferne schweifen. Das Üble liegt so nah. Ein Bild davon, wie es nach einer Fracking-Orgie in Deutschland aussehen könnte, lieferte weitsichtig 2011 Tim Fehlbaum mit seinem Horrorstreifen HELL. Nichts gegen Fracking, wenn es denn die Orte seiner Aktivität so zurücklässt, wie es sie vorgefunden hat und nicht tödlich vergiftet wie in Amerika, wo nur Ödlandschaften zurückbleiben, kranke Menschen, verseuchtes Trinkwassser. Sicher, das Fracking in Amerika scheint vorerst die Gewichte in der Weltpolitik insofern zu verschieben, als Amerika billiger und vor allem energieunabhängig produzieren kann. Wettbewerbsvorteil gegenüber Europa. Vielleicht kann die angepeilte Freihandelszone ausgleichend wirken, die auch Aussenminister Kerry bei seiner Antrittsreise nach Europa voranbringen will. Allerdings schiebt das Fracking den Umbau der Energieversorgung auf regenerative Träger auch nur hinaus. Kein Grund also, Fracking vorzuschieben, um die Energiewende fahren zu lassen. Für diese muss jedoch dringend ein neues Finanzierungsmodell gefunden werden. Denn die bisherige Umlage verteilt Lasten und Gewinne der Energiewende sozial ungerecht und untragbar. Es kann nicht sein, dass der einfache Konsument und Privathaushalt nur die Investitionen für Windräder und Sonnenkollektoren finanziert, die Gewinne aber bei den Investoren allein hängen bleiben. Wer Umlage bezahlt, sollte beispielsweise Anteile gut geschrieben bekommen, die ihm später, wenn der Energieumbau bewältigt ist und auch nach marktwirtschaftlichen Gesetzen tragfähig, aus den Gewinnen des Umbaus wieder vergütet werden. Das dürfte der grosse Denkfehler bei der Erfindung der Energieumlage gewesen sein. Menschen müssen in ein neues Energiemodell investieren, die später nicht an den Gewinnen partizipieren dürfen. Denn die Energieumlage, von der sich noch dazu alle energieintensiven Branchen haben befreien lassen, - welche Absurdität: sie werden doch vom Umbau später am meisten profitieren! - ist eine Zwangsinvestition, eine staatliche verordnete Zwangsinvestition. Diese bleibt unfair, wenn diese Zwangsinvestoren später nicht auch Gewinnteilhaber werden. Dann auch zwangsweise. Fracking allerdings kann diese Probleme nicht lösen.

26.02.2013 

Street Words LXIV meint : Die Gegend ist oft aufgeteilt worden, die haben die schon einverleibt, aber der Saxenkönig. Soll ich Dir das glauben, das ist auch eine Lüge. Dann musst Du was sagen, er wird Dich nie wieder anrufen. Und dann ist da dieser Text, den Du vortragen musst. In manchen Sachen sind wir schon sehr veraltet. Oft sind die so unfreundlich herablassend. Er denkt, ich bin Kellnerin an der Bar. A bissel ist sie dominant. Entschuldigung, sind Sie der Herr Scheel? Meine beste Haarfarbe, die ich jemals hatte. Wenn i weiss, welche Komponisten, dass er drinnen hat. Mir hat kein Mensch was geschenkt, niemand hat mir was geschenkt. Das ist der Wellenbrecher für die Fans. Das kommt immer auf die Gesangslehrerin drauf an. Wollen wir uns kurz die Lippen aufspritzen lassen? Ich arbeite im Sicherheitsbereich, Personenschutz. Ich habe zur Zeit Unfall, ein Nerv tut nicht wie er soll, aber wir sind gut versichert hier in der Schweiz. Wo i gmerkt hab, des macht Sinn, do hab i dann a paar Sicherheitsschleusen eingearbeitet. Hat Zugang zu dem ganzen Binnenmarkt. So geht’s einem in Dachauerstrasse, man kann nirgendwo essen. Und dann knallt sie irgendwie gegen eine unsichtbare Wand, so eine Glaswand. Ok, is ja nix passiert, aber ist doch schön, wenn man sich verlieren kann. Meine Mutti, aber da bin ich jetzt noch involviert mit dem Grab. Das schmiert dann so ab. Und dann schreib ich jetzt an meiner Doktorarbeit. Ja, wenn ich die Prüfung bestehe, mein Gott, dann habe ich die Grundlage. Heute hab ich halt gemerkt, dass es nicht an mir liegt. Aber die Marion hatte ich ganz anders in Erinnerung, blond. Ich bin ein Charmeur der alten Schule. Das sind Dinge, die die Welt nicht braucht. Und dann habe ich diese Geiselnahme verfolgt und dann habe ich gehört, dass das schon 8 Stunden dauert und dann habe ich ausgeschaltet. Und dass er nichts in die Luft sprengt, in der Tasche waren 3 Kilo Zucker. Heute Geschenk bekommen, Keller aufgeräumt. Und die Grete fragte dann den Herrn Hoffmann. Aber das wäre zumindest ein Schutz vor solchen, die Amokläufer werden.

25.02.2013 

Lu Ege meint : Da sich die Bundesrepublik immer noch (gegen welches Phantom?) im Krieg befindet und da die Wahrheit das erste Opfer des Krieges ist, so darf ruhig davon ausgegangen werden, dass der Verteidigungsminister in seinem grossen Interview in der FAS eine ganze Menge Lügen aufgetischt hat. Er versucht offenbar ein Murren unter den Soldaten, egal worunter die nun exakt leiden, zuzubräsen, sie zu preussischer Disziplin zusammenzuschnauzen. Und die Argumente erst! Die Medien würden jetzt berichten über Afghanistan, sagt er treuherzig. Das Thema würde auch im Fernsehen und im Film behandelt. Um damit das tolle Ansehen der Armee zu begründen. Dann soll der Verteidigungsminister aber bittschön auch erzählen, wie viele Millionen aus dem Verteidigungsetat für diese Armee- und Kriegspropaganda drauf gegangen sind. Wie viel die Armee für solche Berichterstattungen und Filme zugeschossen hat. Das Murren der Soldaten kommt gewiss nicht von ungefähr. Nur der Boss will nichts wissen davon, das erzählt er unterm Strich. Es reicht schon, wenn die Armee, die in Afghanistan seit der Nazizeit das erste mal wieder das präventive Töten angefangen hat, schlecht angesehen ist. Aber der Verteidigungsminister will nicht, dass das auch noch ausgesprochen wird. Deshalb das Interview. Am schlechten Ansehen wird sich auch nicht so schnell was ändern. Erst recht nicht, wenn er und die Kanzlerin diese heimtückischen Tötdrohnen, die durch das amerikanisch-aggressive-Tötgehabe in ungünstigster Assoziationskette stehen, anschaffen wollen. Ohne dass Kanzlerin oder Verteidigungsminister sagen könnten, gegen wen sie die Tötdrohnen und für welche willkürlichen präventiven Tötungen ausserhalb des demokratischen Rechtsrahmen einsetzen wollen. Oder sie könnten uns vielleicht weiterverraten, was ihnen die Rüstungsindustrie in Hinterzimmern für Flöhe ins Ohr gesetzt hat. Vor allem sollen sie uns erklären, wie sie diese dreckigen Tötinstrumente gegen die massiv erwachende Hackerintelligenz und -macht aufstrebender Staaten, die mit der Rüstung des Westens noch nicht mithalten können, umgehen wollen, die es über kurz oder lang schaffen wird, diese ferngesteuerten Mordinstrumente ferngesteuert gegen ihre Auftraggeber zu lenken. Über kurz oder lang wird es möglich sein, so eine Drohne zu hacken und mit ihren tödlichen Geschossen aufs Kanzleramt oder das Verteidigungsministerium umzulenken und dort deren mörderische Gewalt zu demonstrieren. Dagegen dürften die Kanzlerin und der Verteidigungsminister keine präventive Antwort haben. Deshalb müssen die Soldaten jetzt für die Kanzelpredigt herhalten, denn wer in Verlegenheit ist, prügelt gerne auf den Falschen ein.

24.02.2013 

Gi Erig meint : Die Soldaten seien gierig nach Anerkennung, meinte der Verteidigungsminister. Das dürfte an sich kein Problem sein. Sobald der Bürger das Gefühl hat, sie seien zu seinem Schutze da. Wenn die Soldaten aber in Missionen gegen abstrakte Gefahren in Länder, die Deutschland nie angegriffen haben, geschickt werden, und dort auch noch das präventive Töten anfangen, nun, dann darf sich der Verteidigungsminister nicht wundern, wenn es um das Image seiner Soldaten nicht rosig aussieht. Dagegen helfen auch keine pseudoklugen PR-Aktionen nicht, sei es der Verständnis wecken wollende Film eines bekannten Filmstars oder Zeitungsberichte von eingebetteten Journalisten, aus denen lediglich hervorgeht, dass sich die Soldaten dort langweilen, dass sie im Extremfall während ihres ganzen Einsatzes nicht aus dem Lager herauskommen, und wenn, dann nur bis an die Zähne bewaffnet. Dass sie kein Wort afghanisch sprechen. Dass sie immer noch als Invasoren wahrgenommen werden. Und selbst wenn solche Berichte Gefahren schildern, so versteht das hierzulande keiner. Denn was haben deutsche Soldaten dort zu suchen. Offenbar töten sie immer noch, wie eine kürzliche Zeitungsnotiz über einen verwundeten Soldaten nahe legte, obwohl doch viele politische Pappfiguren ständig zu behaupten versuchen, der Einsatz habe was gebracht. Ständig leiern sie das Mantra runter, Afghanistan sei bereit zur eigenen Verteidigung. Doch was bloss sollen sie verteidigen? Ein blühendes Land mit einer blühenden Landwirtschaft, die exportieren kann, mit Industrien aller Arten, mit einem Handwerk, mit Universitäten und Freizeitparks, mit einem regen Kulturleben, mit einer Jugend, die allüberall im eigenen Land eine Zukunft findet? Wenn ein solcher Einsatz dazu benutzt wird, die Anschaffung von Tötdrohnen zu begründen, so wird saust das Image leider auch der Soldaten noch weiter in den Keller. Wann endlich werden sich deutsche Militärs bis hin zum Verteidigungsminister laut und deutlich vom aberwitzigen amerikanischen Antiterrorkrieg (Motto: willkürlich Töten heisst Stärke zeigen), der weltweit nur Hass anstachelt und die Konflikte am Brodeln hält, distanzieren und so möglicherweise einen ersten Schritt zur Verbesserung des Images der deutschen Soldaten tun? Solange aber die Politiker im Windschatten misslungener amerikanischer Militärpolitik die eigene Armee missbrauchen, so lange wird gelten, wer den Schaden (also des Missbrauchs durch die Politik) hat, der braucht für das lädierte Image nicht sorgen.

23.02.2013 

B. Remsen & Pf. Ründen meint : Bremsen & Pfründen. Planwirtschaftliche Desaster. Planwirtschaftliches Desaster Energiewende. Der Wirtschafts- und der Umweltminister treten auf die Bremse. Weil offenbar die genialen Planer nicht imstande waren, hochzurechnen, wie die Menschen auf die Chance eines kleinen Geschäftes reagieren würden, und nun also vom Erfolg der Energieumlage vollkommen überrascht sind wie Alice im Wunderland und darum auf die Bremse treten. Der passende Cartoon dazu wäre der: ein LKW mit offener Ladefläche, darauf stehen nicht weiter befestigt eine Menge Windräder und Strommasten und die beiden Minister. Und wie sie jetzt auf die Bremse treten, kullert alles chaotisch durcheinander. Mangelnde Planung der Planwirtschaft. Planwirtschaftliches Desaster auch beim öffentlichen Rundfunk. Auch hier war offenbar niemand in der Lage die Folgen des Umbaus des neuen Rundfunkbeitrages in eine Zwangssteuer abzusehen. Die SZ gibt sich heute auf der Titelseite wenn nicht kritisch so doch klartextmässig. Aber da sie selbst Pfründenteilnehmerin ist mittels täglicher viertelseitiger Inserate des Rundfunkes, kann sie das Maul natürlich nicht richtig aufreissen. So kommt ihre Kritik verquer rüber. Einmal nimmt sie die Verantwortlichen, das sind die Ministerpräsidenten, voll aus der Schusslinie. Dann lässt sie, feige wie Pfründenteilnehmer sind, eine unbekannte Journalistin und nicht eines ihrer politischen Schwergewichte einen Kommentar auf Seite Drei schreiben, der zwar recht klar anfängt, sich aber dann einfach verläppert. Schliesslich erfüllt die schissrige SZ ihr Versprechen von der Titelseite („elf Dinge, die sich ändern müssen“) auf der Medienseite auch nur pfründig-breiig, indem nämlich nicht elf Punkte angeführt werden, die auch belangbar wären, sondern sie lässt elf Zeitgenossen talkshowhafte Beiträge schreiben. Die pfründigste Antwort dürfte von einem grossen Profiteur des Systems stammen, von Christian Ulmen, der sich offenbar nicht als verantwortlicher Bürger angesprochen fühlt und deshalb nur in vagen Formulierungen ständig das verantwortungsscheue Wort „man“ bemüht. Einzig Paul Nolte, weist auf die soziale Ungerechtigkeit der neuen Rundfunksteuer hin, dass die Geringverdiener proportional am stärksten belastet werden. Auf den verheerenden Einfluss des planwirtschaftlichen öffentlichen Rundfunks auf das deutsche Kino kommt überhaupt keiner von den Gefragten zu sprechen, vermutlich haben die das noch gar nicht bemerkt – und die SZ-Redaktion auch nicht. Da muss man tief im Inneren auf Seite Drei (es geht hier um den Oscar) wühlen, dort wird ganz unauffällig der Österreicher Heiduschka zum Thema Filmförderung zitiert: „Wir haben gesehen, in Deutschland funktioniert es unserer Meinung nach nicht. Weil die Fernsehanstalten mit in den Jurys sitzen und deswegen mitsprechen über Inhalte – und natürlich wollen die gerne ein Primetime-Programm für 20.15. Kino ist aber anders....“. Und ein paar Zeilen tiefer prognostiziert Christoph Waltz, er könne sich nicht mehr vorstellen, dass ARD und ZDF noch ohne Blutvergiessen zu verändern wären, denn es gebe in den Anstalten nun mal Pfründe zu verteidigen. Mit den unscharfen Instrumenten, mit denen die SZ das Thema anzugehen versucht, wird garantiert kein Blut vergossen, da macht es bestenfalls mal Pups.

22.02.2013 

Töts Oldaten meint : Die Soldaten, die die Kanzlerin nach Afghanistan geschickt hat, sind offenbar immer noch als Tötsoldaten in ihren Diensten, sollen Menschen hinrichten, die nicht in ihr demokratisches Weltbild passen. Deutschland befindet sich offenbar immer noch im Krieg am Hindukusch. In diesem hässlichen Antiterrorkrieg, den der Bush-Präsident einmal angefangen hat. Und der doch so gar keinen Erfolg zeitigt ausser Leichen allerorten dank präventiver Tötungen, sei es mit Todesdrohnen oder mit dem „Sturm eines Taliban-Verstecks in der nordafghanischen Stadt Kundus“ wie heute eine DPA-Meldung, lautet, die die SZ heute als Nachrichtenheu-Randnotiz irgendwo seitunten wiedergibt, wobei bei diesem Sturm ein deutscher Soldat verletzt worden sei. Wieder ein Kriegstraumatisierter mehr. Wieder eine Zukunft versemmelt womöglich. Menschenjägerei in Kundus von deutschen Bundeswehrsoldaten. Menschenjägerei wie seit den Nazis nicht mehr. Nach der Maxime: getötete Taliban machen Deutschland und die Welt sicherer. Und da der Bundeswehr die zu tötenden Taliban bald ausgehen werden, weil ihr das Tötmandat demnächst entzogen werden soll, so brauchen wir neue Feinde. Müssen neue Menschen zu Terroristen erklären (was heutzutage nach der amerikanischen Maxime mit Kriegserklärung gleichzusetzen ist). Denn die Deutschen sollen weiter brav den unproduktiven, wirkungslosen Antiterrorkrieg auf der Schleimspur der Amis gehorsamst mitmachen, weil die ja die Stärksten sind auf der Welt und das bleiben wollen. Stark ist demnach, wer gegen alle Regeln der Demokratie und des Menschen- und des Völkerrechtes (und selbstverständlich im Namen der Sicherheit der Demokratie) Menschen nach dem Willkürprinzip zu Targets erklärt und damit zum Abschuss frei gibt. Die nächsten also sollen die Hisbollah sein, die die Amis auf ihre Terror(abschuss)liste setzen wollen. Und nach ihrem Wunsch soll auch Deutschland auf Boykottieren und auf Töten statt auf Reden und aufs Drähte entwickeln umstellen. Als gäbe es nicht genügend demokratisch akzeptable Mittel zur Terrorabwehr, Terrorfahndung und Terrorahndung. Wir kennen die fatalen Mechanismen dieses Antiterrorkrieges inzwischen zur Genüge. Sie bringen kein Glück. Sie bringen keinen Erfolg. Sie bringen keine Sicherheit. Sie bringen nur Unglück, Tod, Hass, schwere seelische Verletzungen, Traumatisierungen, Rachegelüste. Zu hoffen, dass Deutschland nach den desaströsen Erfahrungen in Afghanistan solchen Shit nicht noch einmal mitmacht.

21.02.2013 

Sk. Andale &sch Lagzeilen meint : Skandale und Schlagzeilen können als eigene Wesen entdeckt werden. Dabei ist festzustellen, dass die einen fast ein Eigenleben entwickeln, zu Garanten ihrer selbst werden. Manche ermüden aber auch schnell. Das ist anfangs nicht unbedingt abzusehen, wenn ein solches Wesen in den Schlagzeilen erstmals auftaucht. Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, ein Thema, was noch nicht aus der Welt ist. Pferdefleisch in Rindslasagne scheint ein mittlerer Brenner von grosser Hartnäckigkeit zu werden. Die Eurorettungsschirmschlagzeilen sind mit Gelddruckerei à la Draghi wie mit einem Tranquilizer erst mal ruhig gestellt worden. Der neue Rundfunks(zwangs)“Beitrag“ rumort zur Zeit mehr unterirdisch, hat aber das Zeugs zum unberechenbaren Vulkan zu werden. Solche Dinge vorauszusehen, das hätte mit politischer Weitsicht zu tun. Was überhaupt nicht mehr unterm Deckel zu halten ist, das Thema Wohnungsnot und Armutsmigration. Schlagzeile in der tz heute: „irre Mieten, aber die Stadt lässt diese Wohnungen leer stehen“ - dagegen das Bild gesetzt von der 140 Meter langen Interessentenschlange für eine bezahlbare Wohnung im Innenstadtbereich. Aber auch viele Luxuswohnungen in München stehen leer, finden offenbar nicht leicht Mieter. Das hat Schlagzeilenpotential. Was jetzt am Ausbrechen ist als eine voraussichtlich langanhaltende Schlagzeilenwelle: die Armutsmigration aus Rumänien vor allem, die dank EU-Gesetzen zusehends erleichtert wird. Hier könnten Schlagzeilen durchaus Wirkung zeigen. Die Politiker zum Handeln zwingen. Und zwar nicht mittels Verboten, wie sie es in solchen Fällen immer gerne tun. Das Skandalisieren ist sicher nebst der Information auch eine wichtige Funktion der Medien. Skandalisieren als Selbstzweck, also eine Maus zum Elefanten aufzublasen ist heutzutage überhaupt nicht mehr nötig. Es passieren in dieser hochorganisierten, hochkomplizierten, hochverflochtenen Gesellschaft mehr Skandale als auf den Titelseiten Platz finden. Und vor denen die Blätter manchmal ängstlich zurückschrecken. Wie das Parlament durch den ESM-Schirm ausgehöhlt, sinnentleert wird, wie es sich durch die Zustimmung dazu selbst entmündigt; merkwürdig, dass selbst „seriöse“ Blätter das überhaupt nicht skandalisiert haben, dabei geht es doch ans demokratisch Eingemachte! Dito mit der Absicht dieser schwarz-gelben Bundesregierung, Todesdrohnen anzuschaffen oder immer mehr Waffen in den instabilen Nahen Osten zu verkaufen. Wären wir in England, könnten vermutlich Wetten auf das Auftauchen und Verschwinden von Schlagzeilen abgeschlossen werden.

20.02.2013 

Grosser Zulauf meint : Der Zulauf zu der in München auf Plakatständern gut angekündigten Veranstaltung gestern im Hansa-Haus in der Briennerstrasse war so gross, dass die Veranstaltung kurzfristig in einen mehr als doppelt so grossen Raum im Nahen Kloster St. Bonifaz an der Karlstrasse verlegt werden musste. Über zweihundert Menschen interessierten sich für das abstrakte und komplexe Thema „Der Irrweg der Euro-Rettungsschirme – Logik und Folgen der permanenten System-Rettungen“. Referent war der Wirtschaftspublizist Peter Boehringer. Eingeladen hatte die ÖDP, die Ökologisch-Demokratische Partei, eine Partei, die so gross ist, dass sie gerade mal so viele Festangestellte beschäftigt, wie einem gewöhnlichen Bundestagsabgeordneten zustehen. Deshalb ist eine Hauptaktivität der Partei auch, sich mit Vordenkern zusammen zu tun und so brennende Fragen zur Diskussion zu stellen. Das war den einführenden Worten von Sebastian Frankenberger zu entnehmen, dem Bundesvorsitzenden der ÖDP. Er stellte vorab die Frage, was wäre, wenn die Entscheidungen über die Euro-Rettungsschirme auf demokratischem Wege mittels Volksabstimmungen hätten gefällt werden können. Dazu führte Frankenberger an, dass die Demokratie langsam arbeite, dass sie Zeit brauche. Darin liegt allerdings auch ein Hauptwiderspruch zum Referat von Boehringer begründet, ein Widerspruch, der am Ende der Veranstaltung im Raum stehen blieb. Denn die Zeit läuft. Demokratie aber braucht Zeit. Das Fazit aus Boehringers detailliert geschilderten, verschiedenen Albträumen der sukzessiven Rettungsschirme und ihrer planwirtschaftlichen Implikationen bis hin zur totalitären, gegen jeden Rechtsweg immunen und niemandem für sein Handeln verantwortlichen Diktatur, die im Bailout-Fonds ESM bereits angelegt ist (als Gegenmodell zum aus demokratischer Sicht einzig plausiblen marktwirtschaftlichen Wirtschaftsmodell), dass Deutschland mit der Aushöhlung seiner finanziellen Substanz durch die Irrsinnsgarantien für diese Rettungsschirme in spätestens drei Jahren da steht, wo Athen vor zwei Jahren gestanden hat, vorm Zusammenbruch. Und das ist das Problem dabei. Dass die Zeit drängt. Dass Demokratie andererseits Zeit braucht. Viele Eingriffsmöglichkeiten haben die Bürger nicht. Was sie tun können, erstens bei den nächsten Wahlen auf die vorangegangene Politik reagieren – es ist bekannt, wer diese Entscheidungen, die zu einer Selbst-Entmündigung des Parlaments zugunsten des ESM führen, mitgetragen hat - und zweitens sollen die Bürger aktiv sein, sich äussern, sich diese Dinge nicht bieten lassen. Das war der Schlussaufruf von Sebastian Frankenberger nach einer Diskussion, die zeigte, dass das Thema die Menschen umtreibt und dass sie auch nicht völlig ahnungslos oder blöd sind. Hier ein Vorschlag: man muss es sich beispielsweise nicht bieten lassen, dass eine SZ zwar in ihrem Wirtschaftsteil durchaus hellsichtig und fachkundig diese unsäglichen Prozesse beschreibt, aber man könnte das Blatt zum Beispiel darin blossstellen, dass es zu feige ist, das Thema auf der Titelseite politisch zu skandalisieren. Dass es da genau so Mitläuferin ist wie das Gros der dumpfen Parlamentarier.

19.02.2013 

Franziska meint : Die haben sie nicht mehr alle, mit den Gross-Profiteuren der Rundfunkzwangssteuer für diese und noch dazu unter falschem Etiektt, werben zu wollen.

19.02.2013 

Wi Si Fa meint : „Wir sind Familie“. So steht es auf einer merkwürdig wenig ansprechenden, aber gehäuft präsenten Plakataktion. Mit lauter unbekannten Gesichtern drauf. Zumindest für den Nichtfernsehzuschauer unbekannt. Darunter Wörter wie „Öffentlicher Rundfunk“. Und „Beitrag“. Ein Familienbeitrag wohl. Den der bezahlen soll, darf, der sich zur Familie zählt. Einleuchtend. Wer nicht zur Familie gehört, der braucht nicht bezahlen. Wir haben also alles falsch verstanden. Dass es sich bei der neuen Rundfunkgebühr um eine Zwangssteuer handle. Nein, es geht nur um die Familie. Das wäre ja der Hammer, wenn wer nicht zur Familie gehört, jetzt nicht nur für diese ihm fremde Familie bezahlen soll, sondern auch noch für eine ziemlich bekloppte und garantiert viel zu teure Werbekampagne. Wenn jeder bezahlen soll, es sich also um eine Steuer handelt, dann könnte man wenigstens darauf hoffen, die genauen Zahlen auch für diese garantiert sündteure Werbekampagne unter govdata.de bald schon zu finden. Denn da gehören alle öffentlichen Zahlen künftig hin. Sowieso merkwürdig diese Kampagne, die so insiderisch anmutet. Kaum zu glauben, dass der öffentliche Auftrag der Sender Plakatkampagnen beinhaltet. Aber vielleicht hatte ein wenig fantasievoller Vetter von einem Rundfunkverantwortlichen mit seiner schlecht laufenden Werbeagentur gerade Probleme oder, was wir nicht hoffen wollen, den Rundfunkverantwortlichen wird ganz mulmig zumute angesichts der veränderten Geldströme durch diesen „Beitrag“ und vor allem der nicht enden wollenden Diskussion aufkeimenden Misstrauens. Dafür hatte neulich sogar der mdr schon mal eine Viertel Seite bei der SZ gebucht, machte an jenem Tag mit dem BR eine halbe öffentlich-rechtliche Werbeseite allein in der SZ, die bittschön „die Familie“ berappen soll. Damit wenigstens nicht auch die SZ noch das Maul aufreisst. Vielleicht ist diese Plakataktion, wäre wirklich interessant zu erfahren, was „die Familie“, dafür blecht, ein Indiz für kopflose Hektik hinter den Kulissen und aufkommendes Unrechtsgefühl. Man kann ja nicht Leute, die keine Kunden sind, für Dinge bezahlen lassen, die sie nicht wollen. Falls dem so ist, dann handelt es sich um einen steuerfinanzierten, staatlichen Rundfunk. Dann muss aber Schluss sein mit jeglicher Art von Mauschelei. Und dann helfen auch keine peinlich anbiedernden Plakataktionen. Dann müssen alle Zahlen auf den Tisch. Was Sportrechte kosten und was Moderatoren (direkt als Gage und indirekt als Koproduzenten), welche Aufträge an welche Firmen vergeben werden, die Gagen der Stars. Diese massive Plakatkampagne soll vermutlich Vertrauen schaffen. Das tut sie nicht. Sie soll erreichen, dass der Bürger diesen „Beitrag“ gerne begleicht. Das tut sie nicht. Der Begriff „Beitrag“, hört sich so fakultativ an. Er ist es nicht. So nährt auch dieser Begriff Misstrauen, statt dass er Vertrauen schafft. Und die Bilder auf den Plakaten sind auch nicht dazu angetan. Die monumentale Darstellung von Moderatoren und vermutlich anderen Promis wirkt nicht Vertrauen erweckend. Schon das Monumentale stösst ab. Denn Millionen Menschen sind keine Fernsehzuschauer. Noch mehr Millionen sind keine öffentlich-rechtlichen Zuschauer. Denen wird mit dieser Werbekampagne noch deutlicher bewusst, dass sie für Stargagen und Sportrechte Millionen mitfinanzieren müssen, womöglich am eigenen Lebensstandard abknapsen müssen, für diese für sie bedeutungslosen Stars und ihre überrissenen Gagen. Nix mit Familie. Diese Monumente von Medienstars ohne ein Funkeln in den Augen, erstarrte Gesichter, sind nicht Vertrauen erweckend. Im Gegenteil. Wenn die Rundfunkanstalten ihr Finanzierungsmodell retten wollen, dann sollten sie es vielleicht mit einer Kampagne mit den verantwortlichen Ministerpräsidenten versuchen, die dem Bürger plausibel diese neue Steuer erklären und schmackhaft machen. Denn sie haben sie ja ausgekungelt.

18.02.2013 

P. Lumper meint : Das wird ja immer plumper, das mit dem Waffenlobbyismus in der SZ. Heute darf, soll, will, muss sich Christoph Hickmann zum unverhohlenen Sprachrohr der Rüstungsexportlobby aufschwingen. Die SZ stellt ihm bis auf die Aussenansicht die ganze Seite Zwei zur Verfügung. In seinen zwei Texten sagte er als Quintessenz nichts anderes, als die Grünen und Roten mögen doch bittschön den Mund halten mit ihrer Kritik an den Rüstungsexportgenehmigungen der Kanzlerin und ihrer Regierung. Sie hätten vor Jahren, als sie selbst an der Regierung waren auch nicht viel anders gehandelt. Obwohl die Tabellen, die Hickmann anführt, in der letzten schwarz-gelben Regierungszeit ein deutliches Anschwellen dieser Exporte, vor allem in problematische, sogenannte Dritt-Länder und nach Saudi-Arabien aufzeigt. Vielleicht hat Herr Hickmann zu viel Tiefkühllasagne verzehrt, dass seine zwei Textchen so inhaltsdürftig daher wiehern. Bloss eine Meinung, die einem nicht passt, niederzukartätschen mit dem Hinweis, früher hätten die Kritisierten anders gedacht, das ist für eine SZ doch mehr als bescheiden. Nie etwas von Entwicklung der Meinungen gehört? Nie was gehört von einem Bundeskanzler a.D., der Putin für einen lupenreinen Demokraten gehalten hat? Unter so einem Kanzler mag die Regierung ja grosszügiger gedacht haben hinsichtlich Rüstungsexporten, die hat uns auch den unsäglichen Afghanistan-Kriegseinsatz eingebrockt, der jetzt dazu herhalten muss, uns die Anschaffung von Todesdrohnen schmackhaft zu machen – wie widerlich. Aber jener Kanzler und sein Vize sind längst Vergangenheit. Heute sind andere Leute an der Spitze dieser Parteien. Und Meinungswandel ist ein demokratisches Recht, Meinungen in so heiklen Angelegenheiten immer wieder zu überprüfen eine Pflicht. Was denkt sich die SZ dabei, wenn sie so einen Artikel in Auftrag gibt oder ihn genehmigt? Was ist das für ein Journalismus, der grossen etablierten Parteien, bloss weil sie einmal anders geredet haben, den Mund verbieten möchte? Das ist lediglich Agitation im Sinne der Rüstungsindustrie. Es ist nicht mal ein Erörtern von Gründen, die für oder wieder ein solches Geschäft sprechen. Keine Analyse der Verhältnisse in Saudi-Arabien. Keine Analyse der Verhältnisse in der Bundesregierung, warum die so ein Geheimnis darum macht. Und im übrigen scheint Herrn Hickmann vollkommen entgangen zu sein, dass sich die politische Lage in Nahost und in den arabischen Ländern gerade in der Zeit der noch im Amt sich befindlichen Schwarz-Gelb-Regierung dramatisch verschärft hat, dass man heute nicht sicher sein kann, wer die Panzer und Feuerwaffen, die heute dorthin geliefert werden, morgen in Besitz hat und gegen wen verwenden wird; ausserdem scheint Herrn Hickmann entgangen zu sein, dass ausgerechnet Saudi-Arabien mitgeholfen hat, den Volksaufstand in Bahrain niederzuwalzen. Dass dies der SZ offenbar ebenfalls entgangen ist, das ist endpeinlich.