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20.11.2012 

Die Hamas Haben Angefangen meint : Die Kanzlerin petzt: die Hamas haben angefangen. Die Hamas haben angefangen. Die Hamas haben angefangen. Die sind an allem schuld. Die sind an allem schuld. Die sind an allem schuld. Die Hamas haben angefangen. Die Hamas haben angefangen. Die Hamas haben angefangen. Die sind an allem schuld. Die sind an allem schuld. Die Hamas haben angefangen. (Die sind zwar demokratisch gewählt). (Die sind zwar demokratisch gewählt). (Die sind zwar demokratisch gewählt). Aber Demokratie ist nicht gleich Demokratie. Demokratie ist nicht gleich Demokratie. Demokratie ist nicht gleich Demokratie. Siehe Russland. Siehe Putin. Siehe Russland. Lupenrein. Lupenrein. Lupenrein. (Lupenreine Unterdrückung der Demokratie). (Lupenreine Unterdrückung der Demokratie). (Lupenreine Unterdrückung der Demokratie). (Die Palästinenser werden brutal unterdrückt.) (Die Palästinenser werden brutal unterdrückt). (Die Palästinenser werden brutal unterdrückt). Menschenrecht ist nicht gleich Menschenrecht. Menschenrecht ist nicht gleich Menschenrecht. Menschenrecht ist nicht gleich Menschenrecht. Völkerrecht ist nicht gleich Völkerrecht. Völkerrecht ist nicht gleich Völkerrecht. Völkerrecht ist nicht gleich Völkerrecht. Was glauben die denn. Was glauben die denn. Was glauben die denn. Die haben angefangen. Die Hamas haben angefangen. Die haben angefangen. Die Hamas sind an allem schuld. Die Hamas sind an allem schuld. Ich weiss, wo das Böse im Nahen Osten steckt. Ich weiss, wo das Böse im Nahen Osten steckt. Ich weiss, wo das Böse im Nahen Osten steckt. Die Hamas sind schuld. Die Hamas sind schuld. Die Hamas. Die Hamas. Die Hamas. Hastmi die Hamas. Hastmi die Hamas. Hastmi die Hamas. Die Hamas warns. Die Hamas warns. Die Hamas. Die Hamas. Ich zeige mit dem Finger auf die Hamas. Die sind schuld. An denen liegt es und an keinem anderen. Rund um die Hamas sind lauter Gute. Nur die Hamas. Die sind die Bösen. (Die Hamas sind zwar demokratisch gewählt). (Die Hamas sind zwar demokratisch gewählt.). Was geht mich so eine Demokratie an. Was interessiert mich so eine Demokratie. Die Hamas sind bös. Die Hamas sind die Unterdrücker. (Im Gefängnis von Gaza). (Im Gefängnis von Gaza). (Im geschundenen Streifen von Gaza). (Im Elendsland von Gaza). (Im Elendsland von Gaza). (Im Elendsland von Gaza). Die Hamas sind schuld. Drum müssen Patriot-Raketen an die türkische Grenze. Drum müssen Patriot-Raketen an die türkische Grenze. Drum müssen Patriot-Raketen an die türkische Grenze. Die Hamas sind die Bösen. Die Hamas sind schuld. Die Hamas haben angefangen. Die sind an allem schuld. Ich wasche meine Hände in Unschuld. Amen.

19.11.2012 

Rasenm Äher meint : Israel pflegt von Zeit zu Zeit mit dem Rasenmäher über den Gazastreifen zu gehen, so würde es selbst formulieren war zu lesen, das kann Phosphorbomben inkludieren und die Ermordung von über 1400 Menschen, weitgehend Zivilisten wie beim letzten „Rasenmähen“ vor 3 Jahren. Und schliesst massive Zerstörung von lebensnotwendiger Infrastruktur in Gaza ein. Die deutsche Bundeskanzlerin hält dieses Rasenmähen für einen berechtigten Akt der israelischen Selbstverteidigung. Gaza jedoch ist ein Gefängnis mit 1,7 Millionen Einwohnern, das von den Israelis als solches beabsichtigt ist, damit der Terror gedeihen kann und damit Israel in Intervallen wieder den Vorwand für weiteres „Rasenmähen“ hergibt. Nach dem „Rasenmähen“ päppelt die EU und andere wohltätige Organisationen den gemähten Rasen in diesem Horrorgefängnis mit Infusionen wieder auf. Man denkt unwillkürlich an nordkoreanische Arbeitslager, wie in dem Film „Camp 14: Total Control Zone“ dokumentiert. Es versteht sich von selbst, dass in so einem Gefängnis keine Demokratie heranwachsen kann. Und wenn der Überdruck in diesem Kessel wieder zu gross wird und wenn die Raketenlager (mit Geld für humanitäre Hilfe?) wieder aufgefüllt sind und die Sticheleien der Terrororganisationen gegen den Rasenmäher wieder anfangen, dann kommt die nächste Rasenmäherrunde. Die ist eben jetzt in Gang gesetzt worden von ganz banalen Politikern. Das ist das seit 60 Jahren bewährte Prinzip. Und bis jetzt hat Israel sehr genau darauf geachtet, der Stärkere zu bleiben, was zwar verständlich ist, was aber mit Menschenrecht und Völkerrecht und Demokratie soviel zu tun wie Massentierhaltung mit einem Spa. Aber Israel kann sich des blinden Supportes all jener westlichen Länder sicher sein, die sich doch als Musterbeispiele und Hüter von Demokratie und Menschenrechten verstehen. Israel kann Rasenmähen so viel es will, das kann zwar stinken und lärmen, aber es macht es doch zur eigenen Sicherheit und aus purer Selbstverteidigung. Dumm nur, dass es bei diesem Rasenmähen nicht um Gras, sondern um Menschen geht.

18.11.2012 

Rechtaufs Elbstverteidigung meint : Jedes Mal, wenn Israel einen mörderischen Anschlag palästinensischer Extremisten mit einem zehnfach mörderischen Gegenanschlag beantwortet und das Blut schuldiger wie unschuldiger Menschen in Fontänen spritzt, so kommt wie ein Mantra und berechenbar wie der Mondumlauf von der deutschen Bundeskanzlerin der lapidare Kommentar, Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung. Das heisst nichts anderes, als dass der Stärkere das Recht auf zehnfache Rache am Schwächeren habe. Das ist rein darwinistische Ideologie, die die Bundeskanzlerin mit diesem Satz verbreitet. Das ist das Faustrecht des Stärkeren, was die vorgeblich christliche Bundeskanzlerin mit diesem Satz propagiert. Das scheint die Ideologie der CDU zu sein: Faustrecht des Stärkeren. Das hat nichts zu tun mit Christentum, und einer Partei mit solchem Anspruch steht sie vor, noch mit Demokratie, und in einem solchen Staat ist sie die zweitmächtigste Person. Das scheint die christliche Vorstellung der CDU zu sein. Rache as Rache can. Nie ist von der Kanzlerin zu hören, worauf denn die Palästinenser ein Recht hätten. Haben die Palästinenser nach der Kanzlerin ein Recht, in die UN aufgenommen zu werden? Oder billigt sie ihnen nicht mal dieses zu? Was ist das Recht des Unterdrückten? Was ist das Recht desjenigen, der von einem Staat wie Israel sowohl völker- als auch menschenrechtlich brutal unterdrückt wird? Was ist das Recht des Unterdrückten, Frau Kanzlerin? Was ist das Recht desjenigen, der im Staat Israel wie in einem Apartheidstaat ausgegrenzt wird? Was ist das Recht desjenigen, dessen Olivenhaine vom israelischen Besatzer zerstört oder durch eine Mauer schier unzugänglich gemacht werden? Dieses von der Kanzlerin unterstützte „Recht auf Selbstverteidigung“ hat jedenfalls in 60 Jahren keinen Frieden gebracht. Welches Recht auf Selbstverteidigung hat denn einer, dessen Existenz unter Missachtung von Völker- und Menschenrecht brutal getreten wird? Welches Recht auf Selbstverteidigung billigt die Kanzlerin dem Unterdrückten zu? Sollte der Begriff der Selbstverteidigung nicht mal etwas genauer unter die Lupe genommen werden. Ist blutige Rache wirklich Selbstverteidigung? Wären nicht Schritte zu einem friedlichen Miteinander die richtigen Schritte zu einer nachhaltigen Selbstverteidigung? Wenn die Kanzlerin in diesem Zusammenhang ein Recht auf Selbstverteidigung anführt, so stellt sie sich auf die Seite einer Art national-religiöser Blutrache, die im Nahen Osten seit 60 Jahren praktiziert wird. Damit lehnt sich die Kanzlerin in beängstigender Schieflage aus dem christlich-demokratischen Fenster heraus.

17.11.2012 

Ze Itungen meint : Zeitungen. Wir brauchen Zeitungen. Wir brauchen das Papier in Händen. Das raschelt. Das knistert. Das von bescheuerten Werbekarten auf der ersten Seite verklebt und durchlöchert ist. Wir brauchen die Zeitungen, um etwas anzustreichen, etwas auszuschneiden. Wir brauchen die Zeitungen, weil wir eine Beilage oder einen Artikel nicht sofort lesen wollen. Aber wir brauchen unabhängige Zeitungen, die sich nicht dem Gusto von Interessenten beugen. Sicher, geht alles elektronisch auch. Aber wenn jeder nur noch elektronisch sich die feinsten Häppchen aus allen Blättern raussucht ohne zu bezahlen, wer finanziert dann die Zeitungen? Zum Beispiel die „Badische Zeitung“, die hat seitenweise Annoncen, nicht nur Todesanzeigen, von denen allerdings am meisten, und dann doch seitenweise Glückwunschanzeigen: zur Geburt und zum Geburtstag, zum Abi, zur Konfirmation, zur Firmung, zur Verlobung, zur Hochzeit, zum Schulbeginn, zum Lehrabschluss, zur Meisterprüfung, zum Magister, zum eigenen Haus. Das ist elektronisch nicht gleichwertig zu ersetzen. Aber das funktioniert lokal und höchstens regional. Was sollen sich überregionale Blätter an Inseraten an Land ziehen. Die Kinos inserieren zusehends elektronisch. Wächst eine Generation heran, die den Zeitungen nichts mehr abgewinnen kann? Wir brauchen gebildete Leute, die die Nachrichtenflut strukturieren und kommentieren. Auch wenn diese Leute heute gottseidank nicht mehr auf so hohen Thronen ruhen wie in vorelektronischen Zeiten. Aber sie dürfen sich auch nicht zu gemütlich einrichten. Wenn es nach einem Schock wie dem Eingehen der Frankfurter Rundschau Tage dauert, bis sich die SZ derrappelt und auf der politischen Seite einen Kommentar zustande bringt, so ist das nicht wach genug. Auch die Struktur, hier hochdotierte feste Redakteure, da unbezahlte Praktikanten und nichts dazwischen dürfte nicht mehr allzu lange tragfähig sein. Wie soll da hochqualifizierter Nachwuchs heranreifen und heranwachsen. In den U-Bahnen, in den S-Bahnen, in den ICs, in den ICs, in den Regionalzügen verschwinden die Zeitungen immer mehr. Jeder hockt hinter seinem elektronischen Textlieferanten. Bezahlen die aber den Zeitungen was für ihre Qualitätsredaktion? Vermutlich sind bei den Zeitungen genau so interne Reformen angesagt, wie sie von den kriselnden Eurostaaten gefordert werden. Den Nachwuchs dabei die Zeche bezahlen lassen, dürfte kein langfristiges Erfolgsrezept sein.

16.11.2012 

Entfl Ammt meint : Der Nahe Osten kurz davor entflammt zu werden. Wer steht schon in den Startlöchern mit der Ölkanne? Wer steht schon in Abfeuerstellung für die nächsten Raketen? Wer sammelt seine Truppen? Wer geifert schon über ein fettes Berichterstattungsgeschäft? Wer verdient schon an Waffenlieferungen? Wer richtet sich schon auf den Flächenbrand ein? Wer sieht den Flächenbrand für sich als Chance? Wer zündelt wo mit? Wer verspricht sich einen Vorteil von der Entflammung? Gibt es überhaupt noch Chancen den Ausbruch zu verhindern? Wie bei einem Waldbrand. Das Holz ist spröde. Die Luft trocken. Die Erde dürr. Gibt es überhaupt noch Interessen, die versuchen, den Ausbruch zu verhindern? Gibt es überhaupt noch mässigende Kräfte? Finden mässigende Kräfte beim allgemeinen Säbelrasseln und Zündeln überhaupt noch Gehör? Wer hat noch etwas zu verlieren in Nahost? Kann nur ein Grossbrand die Leute zur Besinnung bringen? Kommen wir uns nicht vor wie die aufgeheizte Menge, die zusehends sich in die Haare geratenden Streithähne noch aufhetzen? Rechnen sich nicht viele schon Chancen auf blühende Geschäfte mit dem Wiederaufbau einer Region in Schutt und Asche aus? Ist es nicht der Lauf der Dinge: Entstehen und Vergehen? Denn worin sie ihren Ursprung haben, darin finden sie auch ihren Niedergang. Weisheit aus dem Nahen Osten. Soll man das eher gelassen und schicksalshaft verfolgen? Denn die Menschen können nicht anders. Denn die Menschen wollen nicht anders. Die Schwachen, die Zivilisten erwischts halt. Es erwischt ja auch Krieger und Aufwiegler. Immer wieder. Allüberall. Der Wiederaufbau ist ein Geschäft. Die Invaliden sind ein Geschäft. Prothesen sind ein Geschäft. Waisen sind ein Geschäft. Mauerbau ist ein Geschäft. Mauerabriss ist ein Geschäft. Krieg ist ein Geschäft. Frieden ist ein Geschäft, macht aber schläfrig. Das nutzen wieder andere. Der Krieg lässt uns zu atemlosen Betrachtern werden. Erinnert uns daran, wie wenig wir in der Hand haben. Wie wenig entwickelt die Menschen doch sind. Hauptsache, der Krieg findet woanders statt. Wir brauchen Adrenalinstösse im Leben. Wir brauchen die Erinnerung an die Endlichkeit des Lebens. Wir brauchen das Bedauern um die armen Unschuldigen. Oder wir brauchen den Profit aus unseren Anteilen an der Rüstungsindustrie. Wie die Frau Lot schauen wir gebannt in die Flammen. Wir können nichts tun. Wenn wir eingreifen, entflammt die Geschichte noch mehr. Dem Zugrunderichten zuschauen müssen. Der Katastrophe zuschauen müssen. Bestenfalls ein Geschäft mit ihr machen. Die Katastrophe, die unabwendbar scheint. Bei einem armseligen Diktator wie dem Gaddafi sollte man eingreifen hiess es. Bei einem Grossbrand in Nahostgrössenordnung, da halte man sich lieber zurück. Schwer, noch mässigend zu wirken, deflammierend, wenn es nur noch eines Funken bedarf.

15.11.2012 

Ende meint : Bislang konnten die starken Staaten Europas, allen voran Deutschland, mit immer neuen Rettungsschirm-Erfindungen, mit neuen, die bitteren Tatsachen hinsichtlich Griechenland verhüllenden Begriffen und Hilfstranchen sich davor bewahren, für die mitverschuldete Misere in Griechenland an die Kasse genommen zu werden, ja, das spricht den ganzen Rettungsbemühungen Hohn, Deutschland hat mit diesen Hilfskrediten sogar ein Zinsgeschäft gemacht, es darf nicht wahr sein. Jetzt wurde Besserung versprochen, man will auf solche unfreundlichen Zinsprofite künftig verzichten. Wie human wir doch geworden sind, wie hilfsbereit. Dumm nur, dass selbst das nicht hilft. Denn Schulden haben die Eigenart, wenn sie nicht abgetragen werden, dass sie ständig wachsen, auch das wird Deutschland spätestens wenn jetzt die Konjunktur, die hervorragende, abflaut, am eigenen Etat merken, der auch jetzt noch, wo es brummt wie wahnsinnig, fröhlich immer neue Schulden aufbaut. Und es könnten ihrer noch mehr werden, wenn Deutschland jetzt hinsichtlich Griechenland real zur Kasse gebeten wird. Weil dort keinerlei Aussicht auf Besserung besteht, wenn den Hellenen nicht massiv Schulden erlassen werden. Weil dort keine Hoffnung mehr besteht, je einen tragfähigen Haushalt auf die Beine zu stellen, der Schuldenabbau erlaubt. Wie sollen die Griechen das leisten, wenn selbst die brummende Bundesrepublik noch Schulden anhäufen zu müssen glaubt? Welche verqueren Weltbilder sind hier an der Herrschaft. Aber die Sache wird drängend. Deutschland wird nicht drum herum kommen, reale Abschreibungen vorzunehmen. Dank Lagarde, die den unhaltbaren Zustand beschreibt. Dumm nur, dass in Deutschland nächstes Jahr Wahlen sind. Dumm nur, dass diese Regierung gerade noch ein paar kostspielige Wahl- und vermeintlich eigene Überlebensgeschenke verabschiedet hat wie das Betreuungsgeld zum Beispiel. Jetzt darf man mal gespannt sein, was sie wieder alles erfinden wird, welches Begriffsgeworge ausgestossen werden wird, um diese Wahrheit weiter zu vernebeln. Schulden erledigen sich eben nicht durch Hinausschieben. Es ist wie mit dem Schneeschippen, wenn man die Schneemasse nicht mit voller Kraft aus dem Weg auf die Seite räumt, sondern nur vor sich her schiebt, dann türmt sie sich immer mehr auf, bis die Schippe regungslos stehen bleibt.

14.11.2012 

Ausrundgschaugt Is meint : Die Frankfurter Rundschau meldet Insolvenz an. Das ist erschütternd. Ein Blatt weniger in der Familie Zeitungsvielfalt. Die SZ, die heute ganz besonders schmächtig und ausgezehrt daher kommt, erschüttert das nicht sonderlich. Zweitunterst auf den Knapphinweisen auf der Titelseite und der Rest ganz, ganz hinten, auf die Medienseite verdruckst. Die machen uns sicher einen vor, wie cool die das lasse. Auf der Medienseite findet sich allerdings eine bemerkenswerte Definition von Journalismus. Willi Winkler zitiert Michael Mansfeld, für den Pressefreiheit bedeutet habe, „kein Gewerbe zu sein“. Dass der Journalist sich primär um die Dinge kümmern soll, die ihn persönlich angingen, für oder gegen die er etwas tun müsse. Eine bedenkenswerte Einstellung. Wenn die SZ nach ihr handelte, dann würde sie heute auf der Titelseite sicher viel mehr Platz dem Ableben der FR einräumen, statt Seitensprungkapriolen von amerikanischen Geheimdienstgenerälen oder dem Streit um einen Fussball auf einem Knabengrab Wichtigkeits- und Neuigkeitspriorität einzuräumen. Vielleicht geht es unSZerer alten Dame aber auch blendend und das Sterben einer Zeitung juckt sie nicht sonderlich. Sie hat ja ein gutes Geschäft gemacht mit dem Verkauf des Hauses Sendlinger Str. 8, wo sich jetzt wie eine lüsterne Räuberhöhle eine Firma namens Abwerwitzig und Bitch oder so ähnlich eingenistet hat, die sinnentleerte und lustvergessene Passanten und Passantinnen mit einem nackten Männeroberkörper im Spotlight im Eingang anlocken und anschliessend ausnehmen will. Wenns gut läuft, kann sie die Schafsherde der auszunehmenden Opfer erst in einem Pflock vor dem Laden sammeln und dann gruppenweise zum Geldhergeben führen. Andere Passanten stehen reglos da und beobachten das Schauspiel fassungslos. Und da war mal die SZ drin. Wenn die SZ nach dem Mansfeld-Prinzip handelte, müsste sie sicher auch viel heftiger und lauter sich mit der anstehenden Rundfunkhaushaltszwangsteuer beschäftigen und diese gründlichst prüfen. Aber auch da hat sie viel zu viel Schiss. Denn sie selbst profitiert täglich in einem ständig schwindenden Inseratenmarkt mit viertelseitigen BR-Anzeigen. Da klammert sie sich an den falschen Rettungsanker. Denn die Folgen dieser von der den Rundfunk bestimmenden Politik eingeführten Zwangssteuer werden nicht nur für die Meinungsvielfalt im Lande zur Bedrohung werden, werden nicht nur für die Zeitungen auf dem Internetmarkt den Zeitungen gefährlich Boden wegnehmen, sie werden auch den inhaltlichen Krebsgang des Deutschen Kinos zu immer mehr unauthentischer Möchtegern-Authentizität beschleunigen und verfestigen. Werden mithin das Kino als ein freier kultureller Ausdruck eines Landes abwürgen, genauso wie sie die Pressevielfalt über kurz oder lang abwürgen werden. Aber die Zeitungen befinden sich jetzt schon in diesem Würgegriff. Doch heute lernen wir von der SZ Coolness, und wenns vielleicht bald schon heisst „ausgSZt is“, dann werden wir das stoisch zur Kenntnis nehmen. Dann können wir uns immer noch im Gedenken an die SZ an den smarten Oberkörpern aus Sendlinger Str. Nr. 8 reiben.

13.11.2012 

N. kl. GDW meint : Niedliche, kleine Geheimdienstwelt. So stellt es sich nach Willi Winkler, „Demütigung eines Liebhabers“ im Feuilleton der SZ heute dar. Wohl wahr, Liebe ist eine Privatangelegenheit. Und für die Freiheit, dass das so bleibt, kämpfen Staaten Kriege. Und jetzt hat es einen der Oberkrieger erwischt. Aber nichts von der blutigen Spur, die so ein Krieger auf dem Schlachtfeld hinterlässt, nichts von den verheerenden Folgen dieser beiden von Amerika verlorenen Kriege in der SZ. Niedliche kleine Geheimdienstwelt denkt man sich. Aber wahrscheinlich ist sowieso alles ganz anders. Die „Affäre“ scheint nur ein vorgeschobener Grund, um den Herrn von seiner Position wegzukriegen. Weil er nämlich versagt habe. Zu lesen ist an mehreren Orten, dass es das Versagen des CIA in Libyen war, die den Terroranschlag auf die amerikanische Botschaft nicht verhindern konnten, nicht vorhersagen konnten. Aber es könnte sowieso ganz anders sein. Überall auf der Welt brennts. Und Amerika möchte ungern nicht mitmischen. Vielleicht müssen sie einen so fähigen Mann plausibel abtauchen lassen. Damit er sich als Tuareg verkleiden und in der Sahara zündeln und trietzen kann oder in Somalia oder erst recht im Nahen Osten, der kurz davor steht, breitflächig Feuer zu fangen. Es muss nicht stimmen, bloss weil es Prognosen gibt, dass Amerika bald der grösste Erdöl- und Erdgasproduzent weltweit sein werde, dass es darum sein Interesse an der Weltpolitik verliere, denn mit welch verheerenden Methoden diese fossilen Brennstoffe gewonnen werden, welche ruinierten Landschaften sie hinterlassen, darüber muss dringend noch geredet werden. Und das Land braucht abgesehen davon ja auch Absatzmärkte. Niedlich kleine Kriegswelt. Der deutsche Verteidigungsminister eilte gestern nach Afghanistan, um vor Ort zu versichern, man würde das Land nicht im Stich lassen. War auch nötig geworden, denn zuhause hatten die Haushälter beim Afghanistan-Etat bereits Kürzungen durchgesetzt. Und wofür führen wir diesen Afghanistan-Krieg nochmal und immer noch? Ja, dumm gelaufen, das Terrorgedankengut, das wir dort mit Waffen bekämpfen wollten, ist längst in die Sahara abgetaucht, eigentlich müssten wir den Krieg für die kleine Freiheit zuhause, für die kleine Seitensprungfreiheit längst im Süden Algeriens kriegen. Warum nur tun wir es nicht. Können wir plötzlich auf unsere Seitensprungfreiheit verzichten?

12.11.2012 

Schwellk Örperchen Etr Paeus meint : Jetzt ist der grosse, der berüchtigte General und Geheimdienstchef jener Armee, die die erbärmlichsten und jämmerlichsten, brutalsten und unsinnigsten Kriege des aufgehenden dritten Jahrtausends als Held und dubiose Figur mit angeführt hatte, über seine Schwellkörperchen gestürzt. Ha. Ha. Es darf aus ganzem Herzen gelacht werden. Die Schwellkörperchen sind offenbar immer noch des Mannes grösste Gefahr. Die paar Zentimeter Aufpluster-Fleisch. Leicht zu übersehen selbst für den asketischsten, ausgefuchstesten General. Die Schwellkörperchen sind des Mannes Zier, doch manch einem bekäme es besser ohne ihr. Aber vielleicht waren es auch die Schwellkörperchen, die den Mann abenteuerlich und tötsüchtig machten, die ihn kriegerisch machten? Alles Aufschneiderei. Sind die hinterhältigen Drohnenangriffe auch nur hohler Ausdruck des Möchte-gern-Schwellkörperchen-Gefühls? Gschwerlkörperchen. Bringen General zum Absturz. Wer besingt jetzt seine Heldentaten? Guantanamo. Drohnenkrieg. Folter. Water-Boarding. Osama bin Laden tot oder lebendig. Das Einläuten des Endes der Vorherrschaft Amerikas. Antiterrorkrieg. Antischwellkörperchenkrieg. Das Land erdrückt unter den ächzenden Kriegslasten. Hunderttausende von Toten. Millionen von Entwurzelten. Millionen von Waisen. Millionen von Witwen. Millionen von Invaliden. Millionen von Menschen mit gebrochenen Biographien und Durcheinander-Bildungswegen. Millionen Traumatisierte. Wegen der paar Generalsschwellkörperchen eines möglicherweise schwellkörperchentraumatisierten Generals. Der General mit den verdächtigen, dunklen Stellen in seiner Biographie. Was taten dort seine Schwellkörperchen. Der Schwellkörperchen-General und seine Biographin. Wer bietet für die Filmrechte? Petrchen Aeussens Mondfahrt. Wer hat sich alles mit dem Schwellkörpchen-General fotografieren lassen? Wer hat sich alles seiner Bekanntschaft gerühmt? Jetzt steht er da als ein ärmlicher, schlottriger, nackter Frauenheld, ein Looser im weltweiten Schwellkörperchen-Game. Aber bei einem so durchtrieben Kriegslistigen ist das Ganze vermutlich sowieso nur ein Täuschungsmanöver, um davon abzulenken, dass er gay ist.

11.11.2012 

Hoffnungsl Osigkeit meint : Erlasst doch den Griechen ums Himmels Willen endlich radikal die Schulden. Das ist inzwischen reine Tierquälerei, die Schuldenlast zwar nicht zu vermindern, aber die Bedingungen zur Rückzahlung ständig aufzuweichen. Das ist Folter für die Griechen. Kein Wunder, dass sie sich wehren. Sie sind nicht bereit, alle Hoffnung fahren zu lassen. Aber mit dieser Schuldenlast und den rigiden merkelschen Sparmassnahmen, die sie im eigenen Lande durchzusetzen nicht fähig ist, siehe neuen Etat, haben die Griechen keine Aussicht auf Erlösung. Und warum wollen die Gläubiger die Schulden nicht erlassen. Wollen sie sich nicht eingestehen, dass sie sich verkalkuliert haben? Zu einer Verlade gehören immer zwei. Es ist doch ganz mies, die eigene Mitverantwortung am Desaster auf gar keinen Fall wahrnehmen zu wollen. Es handelt sich nämlich vor allem um Schulden, die zu Lasten Deutschlands und anderer europäischer Länder gehen. Und die sträuben sich mit Händen und Füssen dagegen, das zu akzeptieren. Nur ja nichts bezahlen. Rausschieben der Katastrophen, rausschieben der Erkenntnis, dass um einen Schuldenerlass nicht herumzukommen ist, eben wegen der Hoffnungslosigkeit, rausschieben und damit die Kosten immer weiter in die Höhe schrauben. Und die werden an den Gläubigerländern haften bleiben, denn beim Schuldner Griechenland ist nichts mehr zu holen. Kapieren die das nicht. Partner in Hoffnungslosigkeit sind die Unkalkulierbarsten. Die Gläubigerländer wie Deutschland verzapfen ständig, die Folgen einer Staatspleite von Griechenland seien unkalkulierbar. Das ist reiner Mist. Die Folgen der Nicht-Entschuldung von Griechenland sind unkalkulierbar. Die Folgen der Hoffnungslosigkeit sind unkalkulierbar. Ein Mensch in Hoffnungslosigkeit und Despair neigt zu unkalkulierbaren Handlungen. Wenn ein Mensch keinen Ausweg mehr sieht, dann riskiert er selbst den Amoklauf oder den Tod seiner Liebsten. Hoffnungslosigkeit zieht Unkalkulierbarkeit nach sich. Die Verluste, die die Gläubigerländer durch einen Schuldenerlass erleiden, die sind auf Cent und Euro berechenbar. Sind selbstverständlich für die jeweils politisch Verantwortlichen eine Belastung, für den merkelsch-schäubleschen Haushalt peinlich, für die Wahlen nächstes Jahr eine Hypothek. So bleiben sie denn widerwärtig-widerlich hart gegenüber Griechenland, zwingen es in die Hoffnungslosigkeit, riskieren die unkalkulierbaren Folgen, nur aus kleinkariertem Wahlkalkül für das eigene politische Überleben heraus. Aber vielleicht ist der Wähler wirklich blöd. Und die Opposition ist auch nicht gerade heller aufgestellt. So lasst denn alle Hoffnung fahren!

10.11.2012 

KP Deutsches Kino meint : Zum Brüllen komisch liest sich der zweite Absatz von Kai Strittmatters heutigem SZ-Bericht über den Parteitag der chinesischen KP „In Minute vier fielen dem vorne sitzenden Jiang Zemin erstmals die Augen zu“. Weiter geht’s mit Minute 37, in welcher „langbeinige Hostessen mit Thermoskannen“ auf die Bühnen schwärmten und „in symmetrischer Choreographie“ durch die Reihen der schwarz gefärbten Haarschöpfe schwebten, um Tee einzuschenken. Zum Brüllen komisch, wenns nicht so tragisch wäre. Jedenfalls wäre das schon mal ein grandioser Anfang für ein Drehbuch, das eine abgrundtiefe, rabenschwarze Politkomödie in Gang setzen könnte. Der Sachverhalt selbst ist ein musterhaftes Beispiel für unauthentische Authentizität, die nach Hof von der SZ dem Deutschen Kino zugeschrieben wurde. Weiter hinten im heutigen SZ-Bericht folgt bei Strittmatter ein Satz, der in letzter Zeit oft zu lesen war, und der einen direkt an das Deutsche Kino denken lässt: dass nämlich diese KP Chinas allmächtig sei und nie Verantwortung übernehmen müsse, nie Rechenschaft ablegen müsse. Wer legt im Deutsche Kino Rechenschaft ab für die armseligen Komödien oder unauthentischen Möchtegernauthentisch-Filme, die es am Fliessband und hochsubventioniert produziert? Doch niemand. Im gremiengeprägten Deutschen Kino trägt niemand Verantwortung, gibt es keine Ansprechpartner. Oder sie reagieren wie die KP: schnarchend. Vor Hof hatten einige renommierte Filmkritiker einen offenen Brief an die Deutsche Filmakademie geschrieben, mit der Bitte, doch das unsägliche Konstrukt des Deutschen Filmpreises (privater Interessenverein potentieller Profiteure dieses weltweit höchstdotierten staatlichen Filmpreises bestimmt selbst über dessen Verteilung) zu beenden. Ausser einer anonymisierten technokratischen Sofortantwort (alles sei bestens und im übrigen sei man immer in heftiger Detaildiskussion und kompetent sei man noch dazu) war bis heute nichts zu hören. Hof ist längst vorbei. Aber von den topprominenten Präsidenten des Vereins Deutsche Filmakademie, Bruno Ganz und Iris Berben, gibt es bis heute nicht ein offenes Wort dazu – ein Armutszeugnis! Man bräuchte jetzt nur diese beiden Namen an die Stelle von Jang Zemin weiter oben im Text setzen... Kurz nach dem Brief der Filmkritiker an den Verein Deutsche Filmakademie und auch noch vor Hof wandte sich der verband der deutschen filmkritik, vdfk, in einem ebenfalls offenen Brief in derselben Angelegenheit an das für diese missgeburtige Filmpreiskonstruktion zuständige Mitglied der deutschen Bundesregierung, an den deutschen Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Hof ist längst vorbei und vergessen, die deutsche Filmwelt ist längst wieder abgetaucht in das Voodoo-Verfahren zur Eruierung der Empfänger der nächsten Filmpreisgelder, aber von einer Antwort des deutschen Kulturstaatministers war bis heute nichts zu hören. Wahrscheinlich sind Heerscharen von Mitarbeitern und Juristen seines Ministeriums dabei, eine möglichst unverfängliche, nichtssagende Antwort zu formulieren, die vor allem eines aussagen wird: alles ist gut und wird so bleiben. Wie bei der KP in China. Schnarchino Kino, deutsches Schnarchkino. Unfähigkeit zum Dialog im Deutschen Film wie bei der KP in China. Ach ja, wenn deutsche Politjournalisten diesen Befund über die KP Chinas beschreiben, dann fügen sie gerne hinzu, dass sich daran dringend etwas ändern müsse, wenn China nicht auf eine Katastrophe zusteuern wolle.

09.11.2012 

Handy Words X meint : Und dann wieder nach Leistungspreis, das ist die höchste Leistung, des hoasst. Das ist ist irreal, viel zu gruselig, da kann irgendwas nicht stimmen. Nee, da kann man nichts machen, da müssen wir einen neuen bestellen. Bis jetzt ist alles ok, was ich ein bisschen unglücklich finde. Mein Name ist Felix A., wir haben ein Auto um 18 Uhr reserviert, ich wollte nur sagen, dass ich ein paar Minuten später komme. Wenn ich ein Jackett angehabt hätte, hätte ich vielleicht mehr Autorität gehabt. Es sind mindestens fünf, sechs Männer da und ein paar Münchner Freunde. Brauchst du irgendwelche Telefone, soll ich Dir welche mitbringen? Ich habe gerade einen leckeren Cappuccino in der Sonne genommen. Ich wollte mal fragen, in welche Strasse Ihr umgezogen sei? In Berlin, und der ist auch befreundet mit einer Freundin von Pit. Also die Elisabeth wird’s nicht anziehen. Die lag schon im Bett als ich kam. Ja, die Anfahrt ist zu lang. Bloss keine Zusagen vorher, damit verdirbst Du dir bloss den Urlaub. Das war no amal so an Anruf vorher, das war die eine, die hat so eine schwäbische Stimme ghabt. Tut mir leid, ich bin leider nicht greifbar, bin nicht am Ort. Ich kann nicht diese Patientin in Deutschland sperren wegen eines Termins von Dr. Sägemann. Mit einem Riesenpark dabei, der geht bis ans Wasser und das Hotel liegt an der Strasse. Treue Leute, die lange dabei sind. Ja, da war ganz viel mit Moderation und Vorstellungen. Frau Luther, ich grüsse Sie, wo sind Sie, störe ich Sie gerade? Und ne Frage, kannst du die Bautür holen in der Hotterstrasse? Übrigens, ich wohne ganz in der Nähe, in der Deiserstrasse. Hast du frei oder bist Du auf Arbeit? Dann sagen Sie ihr bitte Bescheid, ich habe jetzt nochmal probiert. Die haben mir alle bestätigt, dass es ok geht, sonst hätt ich die Hektik ja nicht gemacht, du kennst es ja. A bissl a Flair rein und das wird. Ich muss gucken, ob ich die mit dabei hab. Ich hab eins da, ich hab das grosse Hauszelt von meinem Schwager mitgenommen. Ich hab nicht hundertprozentig verstanden, wie Du das meinst, aber. Heute nix gut. Ich hab alles zugesagt, mein Gott, ich kann nicht mehr, hör auf, hör auf so ne Panik zu machen.

08.11.2012 

Brachl And meint : Die psychiatrische Sphäre ist gewissermassen gesellschaftliches Brachland, wo kranke Seelen ausserhalb der vorherrschenden Kosten-Nutzen-Mentalität der kapitalistischen Gesellschaft Gesundung erfahren sollen, denn oft ist die seelische Erkrankung dem Leistungs- resp. Ausbeutungsdruck dieser modernen Gewinnmaximierungsgesellschaft geschuldet. Andererseits kann über ein so hochkomplexes Problem wie psychische Erkrankung in kurzen Texten nur sehr fragmentarisch dies und das angedeutet werden. Ist ja nicht sicher, dass jede psychische Erkrankung auf den Leistungsdruck, auf Burn-Out zurückzuführen ist. Kommt hinzu, dass das mit der Gesundung so eine Sache ist, heisst es doch allgemein, dass in psychiatrischen Anstalten und wohl oft auch in Pflegeheimen die Menschen mit dämpfenden Mittel generell einfach ruhig gestellt werden, was sicher ab und an auch zu einer Gesundung führen mag. Oft sind es Suizid-Versuche, die Menschen in diese Anstalten und Abteilungen führen. Eine überraschende Info über eine Gesellschaft, in der Suizid praktisch nicht bekannt ist, findet sich in dem heute anlaufenden Dokumentarfilm „Camp 14: Total Control Zone“, in München im Werkstattkino; dass es in den menschenverachtenden Arbeitslagern von Nordkorea keine Suizidversuche gebe, begründet ein ehemaliger Kommandant damit, dass die willkürlichen Tötaktionen des Personals zB wegen Diebstahls von einigen Getreidekörnern, der Grund seien, warum keiner sich umbringe. Jetzt soll aber, so geistert es durch die Presse, auch in den psychiatrischen Anstalten die Kosten-Nutzen-Mentalität Einzug halten. Also was die übrige Medizin schon erfolglos werden lässt - sonst hätte doch die Praxisgebühr wenigstens einen Rückgang der Arztbesuche zeitigen sollen -, nämlich Abrechnung jeder Handreichung, eines jeden Wortes zu einem Patienten, einer jeden Berührung, das soll jetzt auch in der Psychiatrie eingeführt werden. Aus dem gesellschaftlichen Brachland soll jetzt ein psychiatrisches Leistungs- bis Hochleistungsland werden. Hochleistungspsychiatrie, das wäre doch ein anzustrebender Begriff, vorne die kranke Seele reinschieben und hinten kommen lauter geheilte, leistungs-, ausbeutungs- und gesellschaftsfähige, funktionierende Menschen heraus. Richtig Funktionieren, das heisst doch: nicht denken. Ein Thema was ein anderer Film, der am 10. Januar 2013 ins Kino kommen soll, zentral thematisiert: „Hannah Arendt“ von Margarethe von Trotta. Im brillianten Schlussplädoyer erklärt Barbara Sukowa als Hannah Arendt nochmal in wenigen Sätzen, was Denken für sie bedeutet: dass eben eine Verbindung zwischen Denken und Gewissen bestehe. Während das, was Eichmanns Banalität ausmache, das Nicht-Denken sei – das Fehlen der Verbindung von Denken und Gewissen. Da mag Eichmann mit seiner dunkelrandigen Brille, die ein Vorgängermodell der Dobrindt-Brille sein könnte, noch so schwätzen. Wir würden das heute als technokratisches Gerede abtun. Die Frage bei der Psychiatrie-Kostenreform wird die sein: entsteht sie aus Denken oder nur aus banaler Kosten-Nutzen-Rechnerei, aus banalem, technokratischem Effizienz-“Denken“.

07.11.2012 

Heute Kein Text meint : Heut gibt’s keinen Text ned. Ist doch alles gesagt. Und wo ein freier Platz für einen Text ist, da wird er heute gefüllt mit Quas über die amerikanischen Wahlen. Gut, es hätte schlimmer kommen können. Aber auch so schlimm genug. Ein Friedensnobelpreisträger, der einen ekelhaften, aggressiven Drohnenkrieg führt, damit die Welt in einen verhängnisvollen Rüstungswettlauf treibt, der leicht einmal ausser Kontrolle geraten kann. Ein Friedensnobelpreisträger, der Guantanamo nicht schliessen kann, grausam, grausam, sind das die Menschenopfer für den Friedensnobelpreis? Heute werden die Texte alle ungelegte Eier auszubrüten versuchen, sich in Prognosen verheddern. Das einzige Glück an der Angelegenheit ist, dass ein amerikanischer Präsident nicht dreimal gewählt werden kann. Und Putinsche Tricks werden wohl in Amerika nicht möglich sein. So besteht doch die Chance, dass einer ohne ständiges Schielen auf die Wahlen, wie die neuesten Beschlüsse der Union in Deutschland zum Beispiel, Politik machen kann. Was wird aus Afghanistan? Da eilt der Abzug vielleicht plötzlich nicht mehr so sehr, jetzt, wo die Wahlen gewonnen sind. Auch wenn der Wirbelsturm Sandy wohl wahlentscheidender war. Wir dürfen nicht vergessen, auch Deutschland befindet sich am Hindukusch laut offizieller Diktion (obwohl merkwürdigerweise kein Politiker sich mehr traut, es noch auszusprechen) immer noch im Kriegszustand. Es wird zwar von Rückzug geredet. Aber ein Frieden ist dort nie besiegelt worden. Der Kriegszustand nie beendet. Wer aus einem Krieg abzieht, ohne einen Friedensschluss, der dürfte ihn wohl verloren haben. Aus einem verlorenen Krieg heraus wollen Union (und Grossteile der Opposition, die diesen Krieg immer mitgetragen haben) nächstes Jahr die Wahlen gewinnen. Vorher muss jedoch der Kriegszustand im Bundestag einmal mehr fortgeschrieben und verlängert werden. Aber soviel Bewusstsein wird die sich verantwortlich gebärdende politische Öffentlichkeit nicht zulassen. Es läuft doch sonst alles wie geschmiert, wie am Schnürchen, gemotzt wird über die Politik mehr aus Wohlstandsüberdruss, denn aus Not. Ja, stimmt, es gibt da ein paar Prognose-Zahlen, die verheissen am Horizont nicht allzu viel Gutes. Aber da ist noch lange hin. Und wo\'s ein bisschen ächzt, wird mit schnell und leicht aufgetriebenen neuen Schulden geschmiert – dass es im Gebälk der Schuldenlast nur so kracht. Wir danken Amerika, dass es gewählt hat, da können wir einen Tag Urlaub machen von unseren Problemen. Über andere zu reden ist immer einfacher und kosten tut es gar nichts. Man könnte genau so gut einen textfreien Tag einlegen.

06.11.2012 

VerwirrPR meint : Der filmverliebte, filmverspielte Tom Tykwer bringt mit den Geschwistern Wachowsky einen 100-Millionen-Film in die Kinos, der CLOUD ATLAS heisst. Nächste Woche soll der Kino-Start in Deutschland sein. Dafür muss kräftig die Werbe-Trommel gerührt werden. Die Stars müssen in Show-Sendungen gehen, am letzten Samstag-Abend seien Tom Hanks und Halle Berry, zwei der Protagonisten des Filmes, in einer ZDF-Samstag-Abend-Show gewesen, war zu lesen. Der Werbeschuss scheint voll hinten raus gegangen zu sein. Denn die Bilder, die jetzt in den Medien wellenreiten, lassen auf einen merkwürdigen Film schliessen, eine abstruse Adaption eines Osterhasen- oder eines Katzenfilmes. Der amerikanische Schauspieler Hanks ist jetzt überall zu sehen mit einer merkwürdigen Katzenmütze auf dem Kopf und ganz entgeistert starrend, während auf manchen Bildern auch noch eine linkische Figur in einem Sack um ihn herumzuhüpfen scheint. Ein merkwürdiger Film muss CLOUD-ATLAS also sein, wenn solche Bilder ihn begleiten. Und nicht nur diese Bilder stiften Verwirrung, sie erhöhen sie nur. Denn schon was man von der Premiere in Toronto hier zum Beispiel in der AZ brandfrisch lesen konnte, liess auf einen höchst verwirrenden Film schliessen. In Interviews ist zu lesen, was den Verwirr-Eindruck noch erhöht, dass die Schauspieler am Set vor lauter Maskenbildnerkunst sich gegenseitig nicht erkannt hätten - im Laufe des Filmes würden sie verschiedene seelenwandernde oder timechannelnde Figuren spielen, ist in etwa mitzukriegen –. Wie soll der Zuschauer da noch durchblicken. Auch dieser Eindruck wird nochmal bestätigt, wenn aus den USA zu lesen ist, dass die Zuschauerzahlen nach einem anständigen ersten Wochenende sich drastisch in Richtung Schwundstufe bewegten. Kommt hinzu, dass hier just James Bond mit SKYFALL, der den Zuschauern sogar eine Sinnkrise zumutet, einen furiosen Start hingelegt hat und dass dagegen ein Katzenmützen-Verwirr-CLOUD-ATLAS wohl gleich einpacken kann. Das Kuriose an der ganzen Chose ist übrigens, dass der Film mit viel deutschem Förder- und Gebührengeld zugebuttert wurde, denn der Dreh fand in Babelsberg statt und dass das PR-Desaster mit der Katzenmütze exakt einem Gebührensender zu verdanken ist; der auf der anderen Seite vermutlich sogar mitproduzierend war. Da beisst die Katze mit der Katzenmütze sich selbst in den Schwanz. Damit dürfte die Angelegenheit sich selbst erledigt haben. Es geht ja nur um Steuer- und Zwangsgebührengelder. (Der Höhepunkt dieser Öffentlich-Geld-Kapriole wird sein, dass es ab nächstem Jahr für solche Sender sogar eine haushaltsbezogene Zwangssteuer gibt, die die unteren Einkommen einmal mehr überproportional belasten wird – das sollten wir mal dem Tom Hanks erzählen).

05.11.2012 

Händchen Für Geld meint : Manche Menschen haben ein Händchen für Geld. Andere nicht. Manche von den Menschen mit einen Händchen für Geld sind Promis. Andere nicht. Auf manche Menschen mit einem Händchen für Geld sind andere Menschen neidisch, auf andere Menschen mit einem Händchen für Geld nicht. In unserer Gesellschaft ist es weder anrüchig noch verboten ein Händchen für Geld zu haben. Es ist aber auch nicht anrüchig, kein Händchen für Geld zu haben. Der Kanzlerkandidat der SPD ist offenbar einer von den Menschen mit einem Händchen für Geld und dazu noch ein Promi. Der Kanzlerkandidat der SPD ist dazu noch ein Mensch mit einer Philosophie, mit einer Message mit Thesen zu aktuellen Fragen der Gesellschaft. Manche Menschen mit einem Händchen für Geld und die auch Promis sind, haben andererseits nicht unbedingt eine Message oder eine markante Philosophie zu Fragen der Gegenwart. Aber arme Stadtwerke oder kleine Volksbanken oder Stadtbanken wollen zu ihren Hauptversammlungen oder „Charity“-Anlässen etwas Glanz in ihre bescheidene Hütte bringen. Sie sehnen sich nach Promis mit einem Händchen für Geld, egal ob mit oder ohne Message. Denn mit Freibier und Schnitzeln locken sie keinen mehr zu ihren Veranstaltungen (so gelesen in einem Artikel in der F.A.S.). Da ist es ideal, wenn es Agenturen gibt, die Promis mit einem Händchen für Geld anbieten. Da ist doch nichts Anrüchiges dabei. Das ist gang und gäbe. Darum erstrahlt so manch kleine Provinzversammlungen im Glanze von Grössen aus Politik und Show mit einem Händchen für Geld und manchmal auch mit Message. (Gelegentlich soll es dann in der Belegschaft aber doch zu einem Grummeln kommen, dass die Firma, die doch intern straffe Sparprogramme durchführt, Geld für solche Promis locker mache). Aber es herrscht ein grosses Dunkel um die Gelder, die die so käuflichen Promis mit einem Händchen für Geld einstecken und was sie damit machen. Wie sich die Medien jetzt anlässlich der „Debatte“ um die Nebeneinkünfte des Kanzlerkandidaten wie Aasgeier auf dessen Honorare, offengelegt oder nicht, stürzen, wäre es doch angebracht, zum einen mehr Licht in dieses ganze Geschäft mit Promis- und Ex-Promis mit einem Händchen für Geld und mit oder ohne Message, zu bringen, andererseits auch den Spot auf jene Hinterbänkler im Bundestag zu richten, die lauthals diese Offenlegung der Honorare des Kanzlerkandidaten gefordert haben. Das wäre Aufgabe der Medien, diese Herrschaften jetzt auch ins Scheinwerferlicht zu rücken und zu durchleuchten. Vermutlich wären die Resultate armselig, da das vielleicht Herrschaften weder mit einem Händchen für Geld noch mit einer Message sind und die vielleicht auch Bücher geschrieben haben, aber die damit kein merkliches Geld verdient haben. Wenn die Medien allerdings weiter nur auf den Nebeneinkünften des Kanzlerkandidaten rumhacken und da ein Härchen finden und dort, dann leisten sie dem demokratischen Prozess in diesem Lande einen Bärendienst. Jetzt ist breiteres Licht über mehr Leute und deren Aktivitäten gefordert, gerade auch über Leute von den regierenden Parteien.

04.11.2012 

Bus Foan meint : Bus fahren. Bus fohrn. Fernbus foan. Endlich können wir im Fernbus reisen. Alles, was mehr als 50 Kilometer ist, ist demnächst fernbusfähig, feanbusfehig, fernlinienbusfähig. Jetzad foan ma alle midm Bus. Kost neun Airo oder sieben oder ölf fuffzg, dä Färnbus für die Färnbusfäns, von Hamburch nach Mingha im Siedn. Dauert a weng und ruckelt a weng. Und kuschelt a weng. Grad jetzt, wo die Bahn so zuglernt hat. Nehmen wir letzten Sonntag, der letzte Zug von Zürich nach München (das ist der, wo lauter Kreative, Regnerative, IT-ler, Yuppies, Studiosi, Praktikanten, Initiative, Meditative alle hinter ihren Laptops, E-Books, I-Pads, Note-Books versunken sitzen). Schnee allüberall im und überm Allgäu. Der Zug bleibt 90 Minuten auf dem Halbinselbahnhof von Lindau liegen. Kommt mit den wochenendmüden Passaschian erst nach Mitternacht in Mingha oa. Aber die ham dazu glernt, verflixt nochmal, wirklich ärgerlich für die Passaschiere, die ein strenges Wochenende hinter sich und eine anstrengende Woche vor sich haben. Aber die DB hat dazu glernt. Was braucht sie jetzt noch eine Konkurrenz auf der Landstrasse. Des glaubst ned, nicht einer von die mehrere Hundert Passaschiere hat si ernstlich aufgregt oda is grantig woan, nicht einer had gschimpft. Die ham sowas von dazu glernt bei die Bahn, die daitsche Bundesbahn mit Schweizer SBB-Eurocity-Wägen. Die ham alle paar Minuten eine Durchsage gmacht. Und dann ist der Zug im Bahnhof a weng vorzogn woan, weil die E-Lok aus der Schweiz dem Gegenzug nach Zürich vorgspannt werden musste. Aber die Weiche, wo sie hätte rauskönnen, war auch nicht bewegbar. Da hams den Airocity no a weng voazogn, und dann hat die E-Lok rauskönn\'n. Aber der Zug nach Mingha is immer no gstandn. Weil in Hergatz, herrgottnoamol, in Hergatz war was mit die Weichen faul, die warn störrisch wie die Esel. Nix hat si mehr bewegd, nix raus und nix rein. Da haben die einen Techniker geordert. Und ein paar Minuten später war er schon unterwegs. Man war immer auf dem Laufenden gehalten. Hörspiel im Paar-Minuten-Takt. Und dann kam der Schaffner, der heute sicher nicht mehr Schaffner heisst, und kam freundlich zu jedem Passaschier, nachdem er dem ganzen Waggon ohne einen Lautsprecher seine Aktion angekündigt hat, nemli rauszufinden, wer in Mingha seinen letzten Anschluss verpassen tät und was da zu machen sei. Und allen hat er sowieso das Weichenproblem mit Wort und Zange auf den Fahrschein eingetragen. Und dann konnte man mit dem zum Infostand in Mingha und ein Formular holen und ein paar Dinge eintragen und jetzt heisst es warten, ob da ein Geld aufs Konto rüber waxn wird. Um die Passaschiere, die nicht mehr weiter gekommen sind, haben die sich rührend gekümmert. Von wegen Hotelübernachtung oder Gruppentaxi oder doch noch ein Zug nach Ingolstadt und wer nach Passau will, bitte hier an diesen Schalter. Die ham echt was glernt bei die DB. Nicht einer der Passaschiere ist ausfällig geworden oder hat eine Tirade auf die Bahn losgelassen. Und die Dame vom Infostand war ganz überrascht, wie unaufgregt die alle waren.. Die ham echt was glernt bei die Bahn. Man muss halt mit die Lait reden und ned so von oben herunter. Und ausgerechnet jetzt wollen die sich eine eigene Konkurrenz auf der Landstrasse aufbauen, mit Bussen. Bussi, ihr Busse. Obs da dann auch so nett zu und her geht. Und überall verteidigen Schreiberlinge das jetzt fleissig, dass das kein Schaden für die Umwelt sei, dass das nicht der Bahn Konkurrenz machen würde. Das würde nämlich Autofahrer zum Umsteigen auf den Bus bewegen, wers glaubt wird selig. Vielleicht wird das Mitfahrgelegenheitsgeschäft, das oft schwarz blühende, etwas leiden drunter. Aber des wird dann nicht öffentlich, weils ja so im Dunkeln blüht. Von Mingha nach Zürich jedenfalls könnte so ein Bus schnell mal einiges schneller sein als die Tuckelbahn durchs Allgäu, immer noch nicht elektrifiziert und von zwei schnaufend-schnaubenden Loks gezogen und in Lindau Schnaufe-Schnaube-Loks abgehängt, E-Lok vorgespannt und Fahrtrichtung umgedreht; da könnte der Bus der Bahn bald mal echte Konkurrenz machen. Der Bus hat ja kein Problem mit arthritischen Weichen in Hergatz, herrggotz!

03.11.2012 

Nichts Gelernt meint : Treuherzig erzählt der deutsche Kriegs- und Verteidigungsminister Thomas de Maizière, der einen neuen Kriegseinsatz für die Bundeswehr in Mali plant, im SZ-Interview, das diesen neuen Kriegseinsatz bereits als faktisch unumgänglich und entschieden darstellen möchte, „Wir haben aus Afghanistan gelernt.“ Die Frage ist nur, was der Verteidigungsminister gelernt zu haben glaubt. Dass man die Wahrheit noch mehr verdrehen muss bei der Planung eines solchen Kriegseinsatzes als es schon bei Afghanistan geschehen ist? Dass man noch mehr tricksen muss, um diesen Kriegseinsatz gegen den Willen der Mehrheit der Menschen im Lande durchzusetzen? Denn auch Mali hat, so wenig wie Afghanistan, Deutschland je angegriffen. Der Bündnisfall ist weder in Afghanistan noch in Mali eingetreten. Auch in Afghanistan wurde die deutsche Bevölkerung belogen, man wolle nur Ausbildner schicken und Aufbauarbeit leisten. Nicht gelernt hat der Verteidigungsminister aus Afghanistan offenbar auch, dass so ein Einsatz ohne einen ganz klaren Plan für das „Nachher“, so wie Algerien es zur Bedingung für eine Unterstützung eines Mali-Einsatzes macht, exakt ein unkalkulierbares Abenteuer wie Afghanistan wird. Sich immer mehr reinziehen lassen. Wir kennen das. Denn irgendwann werden die Terroristen, wenn sie durch die Militärmacht in die Enge getrieben werden, die wunden Punkte der neokolonialistischen Invasoren aufspüren und angreifen. Und dann müssen sich die Deutschen ja verteidigen und schneller sein mit dem Töten und allem Drumundran. Nichts gelernt scheint der Verteidigungsminister (und das gilt selbstverständlich auch für die ihn unterstützende Kanzlerin), dass mit Krieg gegen Terror nichts zu erreichen ist. Das Resultat des Afghanistan-Einsatzes ist desaströs. Nicht nur haben deutsche Soldaten zum ersten Mal seit Hitler im Ausland wieder Menschen präventiv getötet, vor allem haben sie dadurch gar nichts erreicht. Ausser neuen Flüchtlingswellen und einer fragwürdigen Zukunft für das Land. Die Argumentation des Verteidigungsministers erscheint in diesem Interview sehr dünnhäutig, dünnfädig und leider haben es die Interviewer Peter Blechschmidt und Christoph Hickmann unterlassen, den Verteidigungsminister auf ernsthafte Bedenken aus der Führung der Truppe anzusprechen, die, verkürzt gesagt, sich nicht noch mal verarschen lassen will mit so einem unbedachten Einsatz und damit ihr Ansehen bei der Bevölkerung noch weiter verspielen. Aber vielleicht hat der Verteidigungsminister die Frage auch nicht zugelassen, weil es in der Truppe zu sehr brodelt. Der Verteidigungsminister macht in diesem Interview den Eindruck einer Marionette der Nato, der hilflos das sagen muss, was die Nato will und längst beschlossen hat.

02.11.2012 

Eine Million meint : Eine Million Euro bringt der deutsche Aussenminister mit nach Mali. Damit sollen die ihren Staat stabilisieren, den im Norden dräuenden Terror, der mit Gaddafis Waffen alimentiert wurde, in Schranken halten. Was wird mit dieser Million passieren? Wie wird die verteilt werden? Was wird damit gemacht? Werden damit die Handelsbeziehungen zu Deutschland ausgebaut? Wird damit die Personenfreizügigkeit zwischen Deutschland und Mali befördert? Soll eine Grenzmauer zum Norden gezogen werden? Wird damit der Handel zwischen Mali und Deutschland erleichtert? Ist die Million zweckgebunden? Darf die Regierung mit diesem Geld sich Günstlinge wohlgesonnen halten? Oder sind die dafür bestimmt, dass Malier deutsche Solaranlagen, Windkraftwerke oder gar Waffen kaufen? Zum Bau einer U-Bahn dürfte eine Million nicht reichen. Soll mit der Million ein Studentenaustauschprogramm gestartet werden? Oder darf dafür eine deutsche Band in Mali auftreten? Oder ist das Geld eher dafür gedacht, dass deutsche Promis in Mali gut dotierte Vorträge halten? Oder ist die Million zweckgebunden zum Kauf deutscher Produkte? Ist die Million zweckgebunden für Mikrokredite? Oder zum Anbau von biologischem Obst, Gemüse, Getreide? Soll mit der Million ein faires Handelssystem initiiert werden? Eine Million. Eine Million. Soll mit der Million die Verbreitung deutscher Konsensfilme in Mali angeschoben werden? Eine Million. Eine Million. Bei einem deutschen Staatshaushalt von über einer Billion ist eine Million ein Tausendstel vom Tausendstel; das käme in etwa einem Trinkgeld gleich, von einem Bruchteil von einem Cent; mit umso grösserer Geste muss das überreicht werden. Soll das Geld für solar betriebene Wasseraufbereitungsanlagen eingesetzt werden? Bei vielleicht 15 Millionen Einwohnern, müssen sich also von der deutschen Million je 15 Einwohner einen Euro teilen? Was kann man in Mali mit etwa 6 Cent anfangen? Eine Million. Eine Million. Das ist viel. Das ist wenig. Kann man damit einen notleidenden Staat retten? Was wäre die effizienteste Art, eine Million in Mali zu investieren? Effizient im Sinne, dass die Million einen stabilisierenden Effekt ausübt? Es wäre interessant, zu erfahren, was mit diesem Geldgeschenk geschieht, dass es mehr als nur eine rhethorische Gefälligkeits-Floskel und ein schnell verschleudertes Mitbringsel wird. Immerhin legt dafür jeder Bundesbürger umgerechnet etwas über einen Cent parat. Insofern hat er auch ein Reht zu erfahren, was ganz exakt mit dem Geld geschieht.

01.11.2012 

Hoff Ahrt meint : Die Hoffahrt, die Hoffart, die Fahrt nach Hof zu den Filmtagen hat in der SZ zu folgendem Befunde hinsichtlich des jungen, deutschen Spielfilmes geführt, dass er versuche Authentizität zu erzeugen, dabei aber unauthentisch bleibe. Das erinnert an Adornos Begriff vom „Jargon der Eigentlichkeit“, „Demnach wäre der Charakter des Jargons überaus formal: er sorgt dafür, daß, was er möchte, in weitem Maß ohne Rücksicht auf den Inhalt der Worte gespürt und akzeptiert wird durch ihren Vortrag.“. Passt ganz gut zur Erfahrung mit vielen deutschen Problemfilmen. Formal ist immer wenig zu beanstanden. Dazu noch ein Satz aus Wikipedia: „Der Tonfall des Gesagten ist das für den Jargon Entscheidende, nicht der Sinn, der auf besonderen Inhalt verzichtet und bloß behauptet wird. Im Jargon dient die Sprache als Werkzeug zur Täuschung. Diese Täuschung geht so weit, dass schön gekleidete Worte ein aufscheinendes Unheil umkehren und als Heil darstellen. Darin ist das Nichts Etwas und erzeugt somit eine sprachliche Verlogenheit.“. Diese Interpretation würde also hinsichtlich des Kinos genau der godardschen von „24 mal die Wahrheit pro Sekunde“ widersprechen. Kino und Wahrheit. Es wäre zu fragen, warum, warum nur bringt das junge deutsche Kino keine Wahrheit zustande, warum ist es ein Kino im Jargon der Eigentlichkeit, das Authentisches will, aber Unauthentisches hervorbringt. Worin liegt das begründet? Liegt es vielleicht im Pfründenwesen begründet, welches sich um das viele Förder- und Fernsehgeld herum gebildet hat? Ist es nicht typisch für ein Pfründenwesen, dem Anderen nicht ins Auge schauen zu können, der Wahrheit nicht ins Auge schauen zu können? Weil es beim Pfründen- und Günstlingswesen immer um den Benimm geht, um das ideologisch richtige Verhalten; Ideologie des Pfründenwesens. Ist es nicht so, dass per definitionem das Pfründenwesen die Wahrheit nicht verträgt. Weil es eben um Pfründen geht, um Privilegien und Gewohnheitsrechte, um Gunsterweise. Ist es nicht typisch für das Pfründenwesen, dass der Caster sich nicht für den Schauspieler, sondern nur für sein Tape interessiert, dass er sich für den Benimm des Schauspielers interessiert, dass er dem Schauspieler eindringlich sagt, „Du willst doch Geld verdienen“, um ihn damit auf Linie zu bringen, statt ihn genau anzuschauen und vielleicht zu sagen, Moment mal, wie Du eben gelacht hast, wie Du eben diesen Satz gesagt hast, kannst du das wiederholen, weil ich hätte da eine Besetzungsidee. Nicht die Bohne. Der Caster interessiert sich im Pfründenwesen für die Korrektheit der Schauspielerunterlagen und wenn er mehr als zwei Klicks im Internet machen muss, dann „kann ich damit nicht arbeiten“. Sind das nicht alles Auswüchse eines Pfründendenkens, eines Gunstdenkens, das dem Schauspieler, der Wahrheit nichts ins Gesicht sehen kann, eines Denkens, das sich zuletzt um die Substanz, um die Wahrheit, die Wahrhaftigkeit von Rollen und Filmen kümmert? Sondern eben nur um das eigene Machtpositiönchen im Abhängigkeitsgeflecht des Pfründenwesens. Der Jargon der Eigentlichkeit ist sogar recht allergisch auf die Wahrheit. Er wehrt sich gegen sie mit Händen und Füssen. Das wäre eine gründliche Untersuchung wert, ob das so stehen bleiben kann, dass es das Pfründenwesen ist, was verhindert, garantiert verhindert, dass das deutsche Kino je wieder substantiell zum Erblühen kommt. Weil es alles, was mit Wahrhaftigkeitsanspruch – und entsprechend rücksichtslos – auftritt, abwehrt, nicht zulässt. Weil es sich richtigerweise durch solchen Anspruch gefährdet fühlt. Weiteres Indiz übrigens für die Existenz des Pfründenwesens: die praktische Abwesenheit von Wettbewerb um die Rollen, um die Realisierung von Projekten; ferner auch die weitgehende Unfähigkeit zum Dialog in der Branche. Siehe den neuesten Ansatz mit den offenen Briefen an den Verein der Deutschen Filmakademie und den Kulturstaatsminister hinsichtlich des den Eindruck der Pfründenhaftigkeit erweckenden Verteilmodells des deutschen Filmpreises.

31.10.2012 

Haus Halt meint : Der Streit geht darum, ob die Bundesregierung einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen kann. Kann sie nicht. Obwohl die Steuern sprudeln wie nie. Obwohl das Land boomt wie nie. Obwohl das Land reich ist wie nie. Aber einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen, das geht nicht. Nicht mal einen ausgeglichenen Haushalt. Geschweige denn, dass diese Bundesregierung auch nur einen Brosamen Schulden abträgt von dem riesigen Schuldenberg, der das Land drückt und die Demokratie klumpfüssig werden lässt. Dabei sehen sie es täglich, was mit überschuldeten Ländern passiert, wenn die Einnahmen nicht mehr so sprudeln. Es gibt Anzeichen dafür (aber dagegen wird natürlich beschwörend beschwichtigt), dass es mit der Steuer-Sprudelei ein Ende nehmen könnte. Ein kleines Wölkchen am Himmel sind die neuesten Arbeitslosenzahlen, die nicht so zurückgegangen sind wie erwünscht, wie erträumt. Ein anderes Indiz sind die schwelenden Probleme der Autoindustrie mit ihren Überkapazitäten. Dreissig Prozent Rabatt hat vor wenigen Tagen eine Käuferin für einen japanischen Neu-Wagen ausgehandelt. Dazu noch supergünstige Kreditkonditionen für die Restraten. Aber das wird natürlich nie und nimmer Auswirkungen auf den Staatshaushalt haben. Die können doch, die in Berlin, so tun, als sei das Paradies für immer angesagt und einen ausgeglichenen Staatshaushalt für nach den Wahlen anpeilen. Aber selbst in diesem Anpeilen wird nicht ein Gedanke an Rückzahlung von Schulden ohne entsprechende Kreditneuaufnahme verschwendet. Ausgeben ist seliger denn Subventionen kürzen. Oder glauben die Regierenden tatsächlich, dass es immer so weiter geht. Haben die Probleme in den südeuropäischen Ländern absolut rein gar nichts mit dem eigenen Haushalt zu tun? Nein, nein, wir brauchen ein Betreuungsgeld auf Neuverschuldungsbasis. Bloss weil sich einer darauf verbohrt hat, obwohl dieses Geld nicht nur höchst umstritten, sondern auch mit keinen Argumenten plausibel zu rechtfertigen ist. Geldverteilen ist seliger, denn unsinnige Subventionen kürzen. Das nennen die in Berlin Haushalt, haushalten. Sie müssen drum hoffen, dass die Geldströme bis zu den Wahlen nächstes Jahr irgendwie noch anhalten, dass die Arbeitslosenzahlen nicht allzu auffällig steigen, dass die Autoindustrie nicht zuviel Kurzarbeit einführen oder gar Entlassungen vornehmen muss. Sonst könnte die Regierung noch vor den nächsten Wahlen ins Straucheln kommen. Heutzutage sind manche Entwicklungen in einem Irrsinnstempo möglich. Wer da mit Megaschulden auf dem Buckel entsprechend schnell reagieren muss, kann leicht ins Schleudern kommen. Aber vielleicht passiert ja wieder ein Wunder wie nach der Lehmann-Pleite, als wir auch die schlimmsten Befürchtungen hegten, aber das wirtschaftliche Unwetter wie von Gottes Hand gelenkt einen Bogen um Deutschland gemacht hat. Wir sollten wundergläubiger werden, so wie die Regierung.

30.10.2012 

Algerien intelligenter als Deutschland? meint : Ist Algerien intelligenter als Deutschland? Fast möchte man es meinen, wenn man Rudolph Chimellis heutigen SZ-Bericht zu Algerien und dessen Verhältnis zum Konflikt in Mali liest. Daraus wird ersichtlich, dass Algerien nicht daran interessiert ist, sich militärisch in dem Konflikt zu engagieren. Daraus wird weiter ersichtlich, dass mal wieder Amerika die treibende Kraft für eine militärische Intervention in Mali, als Element des Antiterrorkrieges ist, denn Hillary Clinton persönlich hat in Algerien vorbeigeschaut und das sicher nicht als Entspannungsreise. In Chimellis Bericht steht vor allem, das scheint der bemerkenswerteste Satz, dass Algerien verlange, „dass vor jeder Militäroperation ein Plan für die Zukunft der Bevölkerung von Nord-Mali entworfen wird“. Sic! Gab es so etwas in Afghanistan? Offenbar nicht. Gab es so etwas in Irak. Schon gar nicht. Sprach die Kanzlerin, die bellizistische, die die Bundeswehr auch in die Blutbäder des Irak geschickt hätte, wenn sie damals schon Kanzlerin gewesen wäre, von so einem Plan? Nicht die Spur. Sie will kopflos hinter Amerika her ihre Soldaten in neue Abenteuer, in neue Unglücke schicken. Töten, töten, töten ist die Devise des amerikanischen Antiterrorkrieges. Der genau aus diesem Grund das Krebsgeschwür, das er abtöten will, weltweit streuen und erblühen lässt. Die Tötmethode hat sich nicht bewährt. Der Antiterrorkrieg ist ein aggressiver Krieg, der keinen Frieden bringt. Deutschland wurde oft gescholten dafür, dass es die Libyen-Intervention nicht mitgemacht hat. Das Mali-Problem ist allerdings, so ist zu lesen, ein direktes Folgeproblem jener Libyen-Intervention. Und zwar aus dem Grund, weil der Colonel Gaddafi bestens mit Rüstungsgütern aus aller Herren Länder ausgestattet war, die dann ihren Weg nach Mali gefunden haben. Und wird militärisch in Mali interveniert, dann suchen sich die Terrorzellen einen neuen Wirkungsort. Irgendwo auf der Welt finden sich immer anfällig Stellen. Dann müssen die Amerikaner und ihre Nachbeter wiederum dort intervenieren. Immer nach dem Motto töten, töten, töten. Aber ja nicht aufbauen. Ja nicht Handelsschranken abbauen. Ja nicht die Handelsbeziehungen ausbauen. Ja nicht die Personenfreizügigkeit avisieren. Deutschland ist dabei, so dumm wie schon bei Afghanistan, jetzt in Mali weiterzumachen. Wenn die Kanzlerin einen allfälligen Einsatz genau so deutlich von einem Plan für die Zukunft der Bevölkerung von Nord-Mali abhängig machen würde, dann könnte das Projekt sogar diskussionswürdig werden. Aber so etwas ist natürlich nicht im Sinne des Bellizismus. Algeriens Politik ist da offenbar einfach weiter als die Deutsche.

29.10.2012 

M. Ali meint : Jetzt will die bellizistische Kanzlerin, die die Bundeswehr schon in die Blutbäder im Irak geschickt hätte, und unter deren Ägide der Afghanistaneinsatz, der als ein Ausbildungs- und Aufbaueinsatz begonnen hatte, zum blutigen Präventiv-Töt-Einsatz verkommen ist, es grüssen die alten Kolonialherrenzeiten, und der erfolglos beendet wird, ohne dass in Afghanistan Frieden, Demokratie und Freiheit Einzug gehalten hätten, diese bellizistische Kanzlerin, die liebend gerne brisante Rüstungsgüter wie Panzer oder atomwaffenfähige U-Boote in sich erhitzende Krisengebiet wie Nahost, verkaufen lässt, diese Kanzlerin möchte jetzt das doofe Terror-Kriegsgame, da es für Fernost keine Unterstützung mehr gibt, nach Afrika verlagern, nach Mali. Da soll die Bundeswehr mit Waffengewalt, nein, natürlich erst mal als Ausbildner und ohne Waffen, genau, der Herr Blechschmidt von der SZ, der ja beim Herbeischreiben der blutigen Eskalation im Afghanistan-Einsatz schon an vorderster Zeitungsfront mitgeschrieben hat, hat es letzte Woche verlangt, dass die Ausbildner aber bewaffnet sein müssten, also in Mali soll die Bundeswehr jetzt wieder Krieg spielen gehen auf Geheiss einer bellizistischen Kanzlerin, die nicht begriffen hat, dass Terror nicht mit Krieg beizukommen ist. Denn wie mit der griechischen Hydra verhält es sich mit dem Terror, wenn ihm ein Haupt abgeschlagen wird, so wachsen zwei oder mehrere neue nach. So geschehen mit Bin Laden, jetzt hat die Bundeswehr gross verkündet, sie hätte beim Gendarm- und Terror-Spiel in Afghanistan einen hohen Talibanführer verhaftet. Da wachsen doch gleich zwei neue nach. Und kaum ist der Terror in Afghanistan etwas eingedämmt, was heisst hier eingedämmt, der spriesst in Afghanistan schon vor dem Abzug der Invasionstruppen wie die Pilze in der Herbstfeuchtigkeit, wie die Nato mit ihren verheerenden Bomben in Afghanistan lächerlichst und erfolglosest versucht hat den Terror zu bekämpfen, wie abstrus so eine Unternehmung doch ist!, da spriesst er gleich an mehreren Orten auf der Welt neu, in Somalien, im Jemen und jetzt in Mali. Und die Europäer oder Nato-Länder wollen das wieder als Anlass benutzen, erneut Krieg zu spielen. Vor allem sind diese Kriege vollkommen sinnlos und nützen nur der Rüstungsindustrie, weil nicht gleichzeitig in den Ländern Aufbau einer Stabilität versprechenden Wirtschaft gefördert wird. Nicht die Bohne. Das wirtschaftliche Erblühen verhindernde Handelsschranken beispielsweise bleiben nach wie vor bestehen. Dass sich inzwischen allerdings selbst in der Bundeswehr Widerstand regt gegen dieses kopflose Hineingetriebenwerden in Kriegssituationen, das war in der SZ letzte Woche allerdings nicht zu lesen. So ganz hat die SZ trotz jahrelanger Möglichkeit die Erfolglosigkeit bewaffneter Terrorbekämpfung am Exemplum Afghanistan-Einsatz zu studieren offenbar noch nicht ganz kapiert, wie dieses Rüstungsgeschäfts-Terror-Vorwand-Spielchen funktioniert – und wie dumm am Ende die Armee, die das mit sich machen lässt, und die Kanzlerin, die das befiehlt, und die Zeitungsschreiber, die das Herbeischreiben, da stehen.

28.10.2012 

Steeet Words LVI meint : Du warst am Donnerstag im Englischen Garten und am Samstag warst Du bei mir. Aber sieht so modern aus. Habens alles hingestellt rundum und gewaschen. Das war ja auch mehr gedacht, Du bist grad auf der Strasse unterwegs. Was sagens zu unserer neuen Terrasse? Vor zwei Wochen, das war nervig, da bis ne dreiviertel Stunde gefahren, wo de mit dem Zug ne Viertelstunde fährst. Ja, ich bin eisern, der eiserne Gustav. Wir gehen in den Brunnen, nackt. Mir könnens nicht ändern. So hab ichs bei ihm hinter die Wand gestellt, so muss der Gute nur noch quasi 10 Centimeter durch die Wand funken. Ja, es ist so, die Wohnung in der wir wohnen ist verkauft. Der war ja genau so, der Weber, der war ja genau so. Achterbahn fahren und so. Its very nice inside. Haben Sie schon mal probegelesen? Sollten wir reingehen oder nicht. Du hässlicher Bengel, du Alter. Da gibt’s ein Attest. Ich finde, das schaut furchtbar aus. In die Sonne mag ich nicht. Jetzt is es scho wurscht, die 20 Minuten. Und ich träumte von einem Mädchen, das aussah wie sie und fing an sie zu lieben. Das kannst Du dann machen, wenn Du ausziehen willst. Also ich hätte Angst, jetzt in meinem Alter ein Haus noch zu kaufen. Das waren alles Münchner Standardpreise und ein Euro noch obendrauf. Der Erzbischof von München und Freising. Fahr du ihn, der Reifen ist platt. Du musst die Muskeln aufbauen. Ich dachte jetzt, das ist wieder so was wie doppeldeutig. Und dann fünf Uhr morgens geh ich ins Schwimmbad, das ist so geil. Und dann zu Sabine gelatscht und in die Beine rein und dann hochziehen und dann in die Arme rein und dann hochziehen. Also die ich vom Yoga kenne.

27.10.2012 

K. Onsensk Ino IV meint : Konsenskino oder doch noch Leben in die Bude? Der offene Brief von renommierten Filmkritikern an die deutsche Filmakademie hat nebst einer schnellen, mürrischen Abwehr von Seiten der angesprochenen Deutschen Filmkademie, die mit einem trotzigen, man sei kompetent und einer Einladung zu einem Gespräch verbunden war, jetzt noch zwei weitere Lebensäusserungen aus dem Filmland hervorgebracht. Der VDFK, der Verband der Deutschen Filmkritik hat vor zwei Tagen mit einem offenen Brief und einer Handlungsaufforderung an den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, zum Schreiben der Kritiker nachgedoppelt. Der Staatsminister möchte das durch das 2004 beschlossene Filmpreis-Vergabemodell beschädigte Ansehen des höchst dotierten Kulturpreises der Bundesrepublik wieder herstellen, indem er die unsägliche Verquickung von Brancheninteresse und Staatsgeld wieder trenne. Hier wird nun der politisch Zuständige direkt angegangen. Er wird um eine öffentliche Antwort auf diesen offenen Brief nicht herumkommen. Er wird staatliches Handeln plausibel erklären müssen. Er wird die Sinnigkeit der unsäglichen, den Verdacht auf Branchen-Selbstbedienungsmentalität stützenden Vergabemodus des Deutschen Filmpreises nachvollziehbar begründen müssen, worauf wir sehr gespannt sind, oder er wird vom bisherigen Modell Abstand nehmen müssen, den Filmpreis in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext stellen müssen, indem er eine Jury aus Filmfachleuten, garantiert aber nicht aus dem Kreis der potentiellen Preisempfänger, bestellen wird. Der Filmakademie bleibt es unbenommen, weiterhin ihren Filmpreis der Filmschaffenden auszurichten. Das Filmland wird zwei konkurrierende Filmpreise vertragen können. Das ist zusätzlich Werbung und Wirbel für die Filmbranche und für den Deutschen Film. Konkurrenz belebt das Geschäft. Eher erbärmlich dagegen ist die Pressemitteilung vom 25. Oktober ausgefallen, die der VDD, der Verband Deutscher Drehbuchautoren e. V. veröffentlich hat. Ton und Text erinnern an Reaktionen autoritär-reaktionärer Regimes auf Kritik. Der VDD stellt sich auf die Seite der Filmakademie, kann beim Vergabe-Modus keinen grundsätzlichen Mangel erkennen, alles ist gut und an der Feinjustierung des Preises wird ja ständig gearbeitet. Der Haupteinwurf der Filmkritiker, dass die Vermischung von Brancheninteresse, die sich selbst bediene und Gesellschaftsinteresse, was einen öffentlichen Anspruch reklamiere, den Filmpreis nachhaltig beschädige, wird vollkommen ignoriert. Es bleibt aber Platz für eine pikierte Bemerkung hinsichtlich der Filmkritik, dass sie doch hoffentlich wohlwollende Betrachter der Filme seien. Verwunderlich ist diese Reaktion doch insofern, als das notleidendste Departement bei den meisten deutschen Filmen, und warum sie international vollkommen bedeutungslos sind, ausgerechnet die Drehbücher sind, dass das schwächste Glied der Filmproduktion im Filmland am häufigsten die Drehbuchautoren sind (und sind ausgerechnet die, die noch die angenehmsten Wiederholungshonorarregelungen im öffentlichen Rundfunk haben). Mit ihrer nicht sehr kompetenten Antwort auf den offenen Brief der Kritiker haben die Drehbuchautoren, resp. deren Verband, diesen Befund allerdings ausdrücklich untermauert. In einem dialogfeindlichen Pfründenland wie dem deutschen Filmland, muss andererseits vielleicht schon als Hinweis auf Leben genommen werden, dass jetzt überhaupt Texte ausgetauscht werden. Denn Dialog und das Eingehen auf Argumente, das ist eine Kunst, die man nicht von einem Tag auf den anderen lernt, besonders wenn das eigene Handeln durch Pfründendenken und nicht durch den Primat der Kunst geprägt ist. Wenn die Diskussion um das Konsenskino den einen oder anderen auf den Geschmack der Erotik von Dialog brächte (und den nicht weiterhin als feindlich und pfründengefährdend ablehnt) dann wäre doch schon viel gewonnen.

26.10.2012 

Nachk Lapp Nachtk Rapp meint : Der Nachklapp wird zum Nachtkrapp. Aber nicht für den zu scheltenden Sender, sondern für die scheltende Partei, für den scheltenden Ministerpräsidenten. Hallo Hans-Michael, hier ist der Horst, sag mal, lässt sich da vielleicht was machen, die planen beim ZDF Berichterstattung über meinen schärfsten Konkurrenten, kannst mal nachfragen? Hallo Hans-Michael, hier ist der Alexander, der Horst ist etwas beunruhigt, er hat noch nichts gehört. Es wäre ihm höchst unangenehm, wenn das ZDF oder die ARD über diese läppische Nürnberger Königskrönungmesse berichten würden, reiss dich halt am Riemen. Aber vergiss nicht, solche Kurzanrufe haben wie immer nie statt gefunden. Das Wort Nachklapp kann vielleicht helfen. Selbstverständlich muss Du hinzufügen, Du möchtest keinerlei Druck ausüben, die Deppen sind doch sowieso alle von uns abhängig. Uns haben sie schliesslich die Neuordnung der Rundfunkgebühren zu verdanken. Das ist mehr als ein Weihnachtsgeschenk. Ein bisschen sollten die sich schon dankbar zeigen. – Wenn der Nachklapp zum Nachtkrapp, zum Traummonster wird. Nicht nur in Bayern. So war es mit der Bundeswehr in Afghanistan. Dorthin sollte sie anfangs vor allem zur Ausbildung. Und hat sich in das mörderische Abenteuer eingelassen. Den entscheidenden Politikern ist ja nichts passiert dabei. Die sind nicht zu Tode gekommen. Jetzt wollen diese Politiker die Bundeswehr wieder mit den genau gleichen Argumenten wie anlässlich Afghanistan nach Mali schicken. Aber der Bundeswehr sitzt der Nachklapp-Nachtkrapp von Afghanistan noch im Nacken. Sie hat keine Lust, nochmal von den Politikern verarscht zu werden. Denn Afghanistan war so absurd und hat so wenigen nur genützt, garantiert der Allgemeinheit und auch dem Ansehen der Bundeswehr und auch Afghanistan nicht. Wer sich verarschen lässt, der ist der Verarschte. Jetzt ist die Bundeswehr nicht mehr bereit, sich nochmal auf so ein beschissenes, unausgegorenes Projekt der Politiker einzulassen. Und wehrt sich. In Focus-online ist dazu zu lesen: „Uns treibt die Sorge um, dass die Bundeswehr wieder einmal unüberlegt und verantwortungslos in einen Einsatz entsendet wird, der Teil einer nur lückenhaften politischen Konzeption ist“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende André Wüstner der Zeitung „Welt“ vom Freitag. Der Major gab zu bedenken, dass der Begriff „Ausbildung“ auch in Afghanistan am Anfang stand.“ Einen klareren öffentlichen Kommentar der Bundeswehr zum beschissenen, hirnrissigen Afghanistaneinsatz ward so wohl noch nicht zu hören. Jetzt werden vermutlich Politiker, resp. deren Sprecher mit besten Verbindungen zu den Rüstungslobbies Herrn Wüstner anrufen und irgendwas von Nachklapp faseln, was er zu Recht als Nachtkrapp-Drohung missverstehen darf.

25.10.2012 

K. Onsensk Ino III meint : Könnte man einen Sachverhalt, einen Begriff wie „Konsenskino“ einer Röntgenaufnahme unterziehen, so würde darin vermutlich die Struktur einer massiven Pfründenwirtschaft sichtbar werden. Indizien dafür sind die Sprachlosigkeit, die Unfähigkeit zum Dialog, die häufige Entbindung zur Begründung von Entscheidungen (hinsichtlich Geld- oder Rollenvergabe) und die Abwesenheit jeglichen Wettbewerbsdenkens dank der Dominanz durch Gremien. (Wobei die Pfründenhaftigkeit dieser Struktur vermutlich gegen die Ränder hin schwächer wird und sicher an manchen Stellen nicht zu finden ist). Es ist beim deutschen Film nicht anders (und die Schweiz versucht den Deutschen nachzueifern) als beim Gouverneursrat des Europäischen Rettungsschirms: ein Gremium was sogar Immunität für sich beansprucht und keinerlei Begründungen für seine Entscheidungen nach aussen vorlegen muss: also auch hier der ideale Nährboden für Pfründenwirtschaft). Müssig, den Gremien-, Pfründenmechanismus nachzuzeichnen: der kennt diesen und jener jenen und der müsste auch mal wieder was zu tun bekommen und dieser war so nett und da ist doch der Onkel von jemand involviert und das ist der Sohn von... In der Praxis von Gremienwirtschaften, die konsenssüchtig sind, ist die Pfründenwirtschaft allerdings immer schwer nachzuweisen. Es gibt Indizien dafür. Das ist zum Beispiel das Hypen von „Namen“, die dann wie geheiligt werden, die aber nie qua Wettbewerb sich bewähren mussten. Auch die soziale Ader kann in solchen Gremien zum Tragen kommen: wir müssen dem Jungen helfen. Alles Begründungen, die leider nichts mit Kunst und Qualität zu tun haben. Entsprechend sehen die Produkte dann oft, gar meist aus. Konsequenterweise dürfte in den meisten Jahren ein Filmpreis gar nicht verliehen werden. Aber „Konsequenz“ ist ein weiteres Tabu-Wort für Pfründenwirtschaften. Weil Pfründenwirtschaften ihr Handeln nur formal begründen müssen. Wenn die Unterlagen, die Bewerber einreichen, korrekt sind, so sind die Wege für „Wohltaten“, „Subventionen“, „Fördergelder“ frei. Und da das deutsche Kino pfründendurchseucht ist, fehlt ihm auch jegliches Selbstbewusstsein, denn Pfründeninfektion macht abhängig, macht unselbständig, verhängt Maulkörbe, verlagert den „Wettbewerb“ auf die Ebene des Gefallenmüssens, des Sich-Anpassen-Müssens. Diese Verhaltensweisen wiederum schliessen offenen Dialog, offene Kritik aus, weil wer kritisiert, wird als Pfründenspielverderber betrachtet. Und auch die Filmkritik ist nicht ganz immun gegen das Pfründenwesen und der damit verbundenen Dialogabwehr, denn oft partizipiert sie indirekt auch von den Segnungen der die Pfründenwirtschaft alimentierenden Förder- und Gebührengelder, sei es in Form von Abhängigkeit von Inseratengeldern, die die Fernsehanstalten in Tageszeitungen einsetzen, sei es durch Jobs bei der PR-Texterei von Filmen. Das ist vielleicht die schlimmste und unerbittlichste, die verheerendste Folge des Pfründen-Konsenskinos: dass sie sämtlichen Akteuren das Selbstbewusstein, was die conditio sine qua non jeglicher aussagekräftiger Kunst ist, verlieren. Darum wird auch der „Dialog“, den die Filmkritiker mit der Deutschen Filmakademie in Gang setzen wollten mit ihrem offenen Brief, wieder echolos versanden.

24.10.2012 

Z. Wickm Ühle meint : Das ist die Zwickmühle des Filmkünstlers in Deutschland (so es ihn noch gibt), dass er einem Film einerseits seine eigene Handschrift und Aussage verleihen möchte, dass der Film andererseits aus Finanzierungsgründen gremienkonform sein muss, gremiengenehm, den Ansprüchen eines Konsenskinos genügen muss. Ein Widerspruch den wohl kein Mensch, kein Filmmensch, kein Künstler aushält. Das ist aber nicht nur der Widerspruch des einzelnen Künstlers. Der Widerspruch liegt im System. Der Staat möchte einerseits eine blühende Filmlandschaft. Andererseits erfordert die Subventionierung Strukturen wie Gremien, die dem Staat für ihr Handeln Rede und Antwort stehen können müssen, die also gewissermassen Staatskonformität garantieren müssen, andererseits eine unverkennbare Filmkultur unterstützen sollen. Ein Widerspruch, eine Zwickmühle, die nicht auszuhalten ist. Die als Resultat eine immer angepasstere Filmkultur, eine Konsensfilmkultur zur Folge hat, für die sich kaum jemand interessiert. Die einzigen Filmprodukte, die bei einer solchen Filmkultur wenigstens im Inland noch für einige Zuschauer sorgen, das sind „unpolitische“ Komödien für ein höchst anspruchsloses Publikum, Komödien, deren Exportchancen gegen Null tendieren. Aus dieser Zwickmühle, dass ein Land seine „Filmkultur\'“ mit über 300 Millionen Euro (die öffentlichen Gebührengelder noch nicht mitgerechnet) fördert, durch die Förderstrukturen selbst diese Filmkultur aber gleichzeitig abwickelt, in die Ecke vollkommener Bedeutungslosigkeit stellt, aus dieser Zwickmühle scheint es keinen Ausweg zu geben. Das Fördersystem abzuschaffen, das dürfte nicht durchzusetzen sein, das hat sich zu sehr eingenistet in die Gesellschaft. Für Filmstudenten bietet sich also nur folgende triste Perspektive: ein bedeutungsloser Filmmacher, der Konsensfilme macht, zu werden. Oder er muss dem Film ganz den Rücken zukehren. Oder sich den Kunstakademien zuwenden, die vermehrt sich auch für Film interessieren und zur Zeit die spannendere Filme machen. Oder wie viele andere, sich in der Werbeindustrie seine Kreativität gut bezahlen lassen und falls ein Restidealismus vorhanden ist, hin und wieder auf eigene Faust einen Kurzfilm produzieren. Oder, was als sichere Perspektive bleibt: sich um einen Job im filmkulturabwickelnden Filmförder- und Ausbildungsbetrieb zu bemühen.

23.10.2012 

K. Onsensk Ino II meint : Das deutsche Kino ist nicht nur hinsichtlich des deutschen Filmpreises ein schmerz- und bedeutungsloses Konsenskino. Es ist ein Konsenskino schon lange bevor es auf die Leinwand kommt. Es ist schon ein Konsenskino weit vor der Zeugung. Denn wer in Deutschland Kino machen will, braucht Geld, so lautet die landläufige Regel. Und Geld für Kino gibt’s in Deutschland vornehmlich aus den grossen Fördertöpfen einerseits der verschiedenen Filmförderungen, andererseits der oft koproduzierenden Fernsehanstalten. Da das alles administrativ-hierarchische Grössen sind, gibt es keine unabhängigen Einzelentscheidungen; Gremien haben das letzte Sagen, was in Deutschland an Filmen produziert wird. Und Gremien in Dissens können keine Entscheidungen fällen. Also brauchen sie Konsens. Also muss der Filmemacher gremienkonsensfähige Projekte einreichen, wenn er überhaupt eine Chance auf Förderung haben will. In Deutschland ist niemand fürs Kino verantwortlich. Es ist eine Gnade, die Gremien gewähren, wenn einer drehen darf. Es ist eine Gunst, in Deutschland einen Film finanzieren und realisieren zu können. Und die Gunst will erworben sein. Mit Eigensinn kommt da keiner weiter. Darum fehlt dem deutschen Kino der Eigensinn, das was ihn anstössig und diskutabel macht, das, was ihn aufregend macht, das womit er sich weit über seinen Gremientümpel hinaus bemerkbar machen könnte. Das deutsche Kino ist ein sauberes, gremienangepasstes Kino voll vorauseilenden Gehorsams. Das wirkt sich bis in die Besetzungen hinein aus. Nur wer gremiengängige Schauspieler vorschlägt, kann seinen Cast durchsetzen. Nonkonformismus igitt! Das deutsche Kino ist ein konformistisches, gremiengefälliges Kino, das keinem weh tut, das bescheidenere Gemüter gelegentlich nett unterhält, was aber zu keinen gesellschaftlich relevanten Diskussionen führen kann. Denn Diskussion und Dialog sind Elemente, die sich zu Gremien verhalten wie der Teufel zum Weihwasser. Daher auch das Problem mit dem Dialog (und der Kritik), mit der Auseinandersetzung beim Deutschen Film. Daher die Unfähigkeit der Deutschen Filmakademie, mit offenem Visier und einem offenen Statement kurz in aller Öffentlichkeit zu begründen, warum sie den Modus zur Verteilung des Deutschen Filmpreises und des damit verbundenen stattlichen, staatlichen Filmpreisgeldes für richtig und filmkulturförderlich hält. Die Dialogkultur beim Deutschen Film ist gremienherrschaftsbedingt längst zum Erliegen gekommen (dies wurde sakrosankt vor zwei, drei Jahren durch das wirsche Wegwischen eines Japsers gegen die Amphibienprodukte von Oscarpreisträger Volker Schlöndorff in der SZ durch den damaligen Präsidenten der deutschen Filmakademie Günter Rohrbach). Die Gremien sind die Bettdecke, die jeden Filmgeist in Deutschland ersticken, unter dem sich die Macher kuscheln wie im Pfadfinderlager im Zelt und nur kein Aufsehen erregen wollen, denn was sie da treiben...

22.10.2012 

Ja Ja Der Dialog meint : Ja, ja, der Dialog ist etwas Schwieriges. Besonders unter erwachsenen Menschen. Besonders unter gebildeten, erwachsenen Menschen. Besonders unter gebildeten, erwachsenen Menschen in einer an sich doch kommunikativen Branche, in der Medienbranche, in der Filmbranche. Ein offener Brief ist ein gutes Mittel der Kommunikation. Er verlangt präzise Formulierungen. Gibt eine Steilvorlage für eine Antwort. Aber schon das scheint im aufgeklärten, modernen Deutschland nicht möglich. Die Deutsche Filmakademie, eine Vereinigung erwachsener, gebildeter Menschen einer kommunikativen Branche, sieht sich ausser Stande, auf einen offenen Brief einer Reihe von erwachsenen, gebildeten Filmkritikern mit einer ebenso offenen Antwort zu reagieren. Sie will sie zu einem „Gespräch“ einladen. Das hört sich an wie eine Schulleitung (gut, eine Akademie hat was Schulisches), die einen Zögling, der gefehlt hat, zu einem Gespräch einbestellt. Die hocken vielleicht auf einem etwas hohen Ross, die erwachsenen, gebildeten Menschen dieser Akademie. Dabei ist das Thema, was die erwachsenen, gebildeten Filmkritiker (äusserst höflich und zurückhaltend übrigens) ansprechen, ein ganz einfaches. Es geht um die Trennung der unsinnigen Vermischung von staatlichem Filmpreis und Innungsfilmpreis als dem „Deutschen Filmpreis“. Diese Vermischung hat sich nämlich nicht bewährt, hat der deutschen Filmkultur ausser Magenbeschwerden keine schöpferischen Impulse verliehen, hat den Filmpreis dem Verdacht eines Benimmpreises ausgesetzt, denn das Auswahlverfahren ist höchst kompliziert, undurchsichtig und es gibt auch keine Jurybegründung, die zu gesamtgesellschaftlichen Diskussionen führen könnte, was ja wohl einem nationalen Filmpreis gut anstehen würde, denn da geht es um Kulturpolitik (also um Handlungsbegründungen) und nicht um Selbstbeschönigungversuche einer Branche. Andererseits verständlich, dass es der Akademie schwer fällt, dieses unsägliche Konstrukt zu verteidigen – argumentativ dürfte das kaum gelingen. Es geht dabei um eine ganz simple Geschichte. Der Innung soll es ja nicht verwehrt bleiben, einen eigenen Filmpreis auszuloben. Dafür hat sie jetzt die Struktur herausgebildet, hat Verfahren entwickelt. Kein Mensch will sie daran hindern. Aber das staatliche Filmpreisgeld, das soll bittschön von einem Gremium anderer beruflicher Provenienz denn derjenigen der Macher vergeben werden. Da muss natürlich gehirnt werden nach welchem Verfahren ein solcher Kultur-Preis vergeben werden soll. Wer nach welchen Kriterien Filme vorschlagen darf, wer die Vorauswahl trifft. Wie die Jury, die die Endentscheidung trifft, zusammengesetzt sein soll. Klar ist, dass sie eine Begründung formulieren muss für ihre Entscheidung, die dann auch öffentlich diskutiert werden kann. Klar ist sicher auch, dass in den Verfahren vor allem Fachleute gefragt sein werden, die von Berufes wegen viele Filme schauen, Filmkritiker, Filmhistoriker, Filmtheaterbetreiber, Filmzeitschriftenherausgeber. Und was sicher bei einem staatlichen Preis auch anders laufen sollte als bei diesem Innungspreis, dass nicht die Filmemacher sich selbst untertänigst bewerben müssen, sondern dass sie von Filmkundigen, Filmliebhabern und sicher auch von Film-Funktionären vorgeschlagen werden dürfen/können/sollen – ähnlich wie beim Nobelpreis – was sicher nicht ausschliessen wird, dass Filmemacher und ihre Produzenten selbst wieder für ihre Filme lobbyieren werden beim zuständigen Personenkreis. Aber wir sind ja hier alles erwachsene, gebildete Menschen und können damit umgehen. Und da wir alles erwachsene, gebildete Menschen sind, haben wir auch ein Anrecht auf einen staatlichen Filmpreis, der auf dem Wege des Dialoges unter erwachsenen, gebildeten Menschen zustande gekommen ist und dessen öffentliche Begründung einen gesellschaftlichen Dialog unter erwachsenen, gebildeten Menschen ermöglicht. Der aktuelle deutsche Filmpreis bietet dieses Möglichkeit nicht.