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25.12.2011 

Besch Erung meint : Heute ist Bescherung und die Kanzlerin hat sie auch. In der Erung der Bescherung ist die Ehrung allerdings ohne \"H\" drin. Die Kanzlerin hatte die Wahl der Staatsoberhauptes, des Bundespräsidenten, macht- und parteipolitischem Kalkül geopfert und jetzt hat sie die Bescherung. Das war ein verheerender Fehler im Hinblick auf eine Position, deren Hauptqualität moralische Autorität, moralische Integrität sein soll, sich für eine Figur zu enscheiden, die in dieser Hinsicht nur ständig neue Zweifel und Fragen aufwirft. Vielleicht hatte die Kanzlerin durch die moralische Verkommenheit in den Kreisen, in denen sie hickhackt, bei der Entscheidung für diesen Kandidaten als Bundespräsidenten schon selbst die Wichtigkeit von Moral eines solchen Amtes aus den Augen verloren. Der moralisch wenig überzeugende Bundespräsident war letzte Woche bei der Beerdigung von Vaclav Havel. Die FAZ hat in ihrer Weihnachtsausgabe einen Text von Vaclav Havel abgedruckt. Der müsste den angeschlagenen Bundespräsidenten elektrisieren, der durch sein Verhalten, und dass er offenbar nicht in der Lage ist über eigene, bewusste Handlungen einleuchtende Auskunft zu geben, der dafür Anwälte bemühen muss oder glaubt, mit der Entlassung von merkwüdigen Einflüsterern Licht in seine undurchsichtige, teils offenbar bewusst die Wahrheit vertuschen wollende Handlungsweise zu bringen, der also durch dieses Verhalten sich nur noch unhaltbarer macht. Da helfen Ordnungsrufe von Kanzlerin-Getreuen, man solle zur Sacharbeit zurückkehren wenig, solange die moralische Autorität des Staatsoberhauptes dermassen angeknackst und in schmierigem Licht erscheint, ist an Sacharbeit nicht zu denken. Im Havel-Text geht es um die moralische Integrität von Politikern. \"Es geht .. um die Kultur der Demut vor der Welt und ... tatsächlich guten Willen, der gegen die Kultur der Intrigen, Lügen, des Betruges und Abmachungen hinter den Kulissen steht.\" (Beispiel für Abmachung hinter den Kulissen: der Versuch des Bundespräsidenten, einen wahren Kreditgeber zu verschleiern) \"Sogar unter demokratischen Bedingungen haben Politiker Einfluss, vielleicht sogar mehr, als sie selbst realisieren. Dieser Einfluss liegt nicht in ihrem Mandat, das ohnehin begrenzt ist, vielmehr in dem Einfluss, den sie auf ihre Mitbürger ausüben.\" ... \"Es geht nicht darum, Wahlen zu gewinnen und sich selbst einen Platz an der Sonne bis am Ende ihrer Tage zu sichern\". Im Zusammenhang mit den peinlichen Verteidigungsversuchen dieses Bundespräsidenten war auch von einer \"Siegesfeier\" zu lesen, die anlässlich seiner Wahl gegeben worden sei. Die ganze Verteidigungslinie dieses Präsidenten scheint einzig und allein darauf ausgerichtet, sich selbst in diesem schönen Aemtchen zu halten, lieber einen Freund opfern, statt selber zurücktreten. Eine schöne Besch-Erung für die Kanzlerin, die sie allein sich selbst und ihrer Regierung eingebrockt hat. Es dürften nicht wenige in ihrer Regierung sein, die selbst mehr um ihr Pöstchen bangen als ums Allgemeinwohl, und deshalb dem Angeschlagenen beispringen - sich dadurch selbst ins moralische Zwielicht setzend.

24.12.2011 

STILLE NACHT HEILIGE NACHT meint : Stille Nacht, Heilige Nacht, in Bagdad eine Bombe kracht. Stille Nacht, Heilige Nacht, in Damaskus eine Bombe kracht. Stille Nacht, Heilige Nacht, im Heiligen Land werden die Palästinenser brutal unterdrückt und verarscht und das christliche Abendland verzieht den Mund. Stille Nacht, Heilige Nacht, im christlichen Deutschland brennt der Christianbaum des Landes, der Präsident und sein Amt, lichterloh; er hat sich uns sein Amt selbst enzündet. Stille Nacht, Heilige Nacht, die christliche Kanzlerin schickt zwei Kabinettsmitglieder von der Christlich-Demokratischen Union, von der sie glaubt, sie geniessen noch einigermassen Vertrauen in der Bevölkerung, den Brand zu löschen. Sie sollen sagen und das taten sie auch getreulich, wer sage, der Christianbaum des Landes, der Präsident, brenne lichterloh, der beschädige das Amt, das Ansehen des Amtes. Dabei brennem er und es lichterloh – er hat sich selbst entzündet. Denn der Christianbaum des Landes, der Präsident, hat sich am grossen Literaten und Nobelpreisträger des Landes, G. G., ein Vorbild genommen. Der hätte seinen Preis und seinen Status nie erhalten, wenn er nicht jahrzehntelang hartnäckig gelogen und verschwiegen hätte: seine Nazi-Vergangenheit. Nur mit Trickserei kommt man in diesem Lande zu etwas. Das sagen ja auch die christlichen Politiker, die jetzt ein Ende der Debatte wünschen. Denn auch unser Christianbaum des Landes, der Präsident, wäre nie an seine Position gekommen, wenn er mit seinem Hauskredit nicht getrickst und getäuscht hätte. Das war eine bewusste Handlung. Und ein erwachsener Mensch, besonders wenn er an verantwortlicher Position sein will, der sollte schon selbst über seine Handlungen Bescheid geben können, und nicht Anwälte und andere Dubiositäten vorschicken (oder feige das „Es“ oder das „Das“ bemühen, „das war nicht geradlinig“). Ja, ich habe bewusst getäuscht, weil mir mein Positiönchen lieb und teuer war, wäre die zutreffende Formulierung. Auch die Stiefschwestern von Aschenputtel haben getrickst und getäuscht, die haben sich sogar den grossen Zeh abgeschnitten, um an ein Positiönchen zu kommen. Das habe ich nicht einmal getan. Aber der Christianbaum unseres Landes, unser Präsident, scheint so mündig nicht zu sein, selbst über seine Handlungen Auskunft geben zu können, oder wenn, dann nur schmalmündig und mit irritierenden Bildern, die gezielt über die gezielte Täuschung des erhofften Vorteils wegen, hinwegtäuschen sollen. Nicht die Beschreiber dieses unbefriedigenden Vorganges beschädigen das Amt. Der Christianbaum selbst tut dies und zwar von Äusserung zu Äusserung mehr und wenn er schweigt noch mehr. Ein erwachsener, mündiger Mensch muss selbst und persönlich Auskunft über seine Handlungen geben können. Wenn er das nicht kann, dann gehört er bestimmt nicht an eine herausragend prominente Position. Stille Nacht, Heilige Nacht, unterm Christianbaum ein Bömbchen liegt verpackt.

23.12.2011 

Irri Tier End meint : Es sollte eine gründliche WC-Spülung werden, die Hypothek mit der Hypothek wollte der BuPrä mit einem 4-Minuten Wortrinnsal wegspülen. Eine Herkules-Stall-des-Augias-Aktion ward daraus nicht. Statt einer Spülung wurde es eine irritierende, panische Vollbremsung, so dass viel Gepäck vom Dachständer des Autos, eines veralteten Verhaltens-Schrottmodells ruckzuck direkt vor das Gefährt fiel, so dass der BuPrä seine Fahrt nicht mehr fortsetzen kann, weil sich viele neue Fragen auftun, denn jetzt will die Öffentlichkeit, die durch den Auftritt sowieso mehr irritiert als aufgeklärt ist, und da die Medien wie bei Diktators nicht mal Fragen stellen durften, werden sie und die Öffentlichkeit sich jetzt erst recht und genau die verschlossenen Gepäckstücke, die durch die Vollbremsumg vom Dachständer mitten ins Spotlight der Medien gefallen sind, interessieren. Warum spricht der BuPrä davon, das Verhalten um die Hypothek (oder um die Hypothek mit der Hypothek, also sein heutiges oder sein damaliges?) sei nicht geradlinig gewesen. „Nicht geradlining“ bedeutet im Hannoveraner Amtsdeutsch: Kurvenfahrt ergo Trunkenheitsfahrt und nach Hannoveraner Gepflogenheit nimmt man dafür umgehend den Hut. Nach bisherigem Kenntisstand handelt es sich jedoch nicht um eine Kurvenfahrt, um eine solche handelt es sich in jüngster Zeit allerdings obendrein mit dem Geziere um klare Äusserungen zum Konstrukt der Hypothek, des privaten Darlehens, eines gezielten Aktes zur Vortäuschung falscher Tatsachen, um einen Gewinn daraus zu ziehen, nämlich seinen Job behalten zu können. Aber vermutlich hat der BuPrä für die Formulierung seiner beabsichtigen WC-Spülung spitzfindige juristische Winkeladvokaten bemühen müssen, da ihm sein langjähriger Image-Berater, ohne den nach Ansicht vieler Beobachter er nie den Weg ins Präsidialamt gefunden hätte, abhanden gekommen ist, da er sich von ihm aus heiterem Himmel, wie es scheint, trennen „musste“. Das ist so ein weiteres Päckchen, das ihm jetzt vor den im Dreck steckenden Karren vom Dachständer geflogen ist: wieso musste sein Image-Mephisto gehen, wieso hat dieser panikartig das sinkende Schiff verlassen, hat er Dreck am Stecken, dass er so Angst vor genaueren Nachfragen nach seinem Privatleben hat? Oder war er nur Bauernopfer, wie viele vermuten, weil der Kapitän ja bekanntlich als letztes vom Schiff gehen soll? Ausserdem gibt sich der BuPrä leicht indigniert und regt sich darüber auf, dass sich die Öffentlichkeit um seine Privatangelegenheiten kümmere (Angriff sei die beste Verteidigung hat ihm wohl einer seiner nicht unbedingt besten Berater geraten; wobei sich sowieso fragt, wieso braucht ein Mensch mit Charakter in Charakterfragen Berater? Wieso muss er in Charakterfragen Anwälte sprechen lassen? Wer ist denn nun BuPrä, er selbst oder seine Berater, seine Anwälte?). Was wundert sich einer, der gerade das Private offenbar benutzt hat, um sein öffentliches Image aufzupolieren - die glückliche „junge“ Familie im alten Pompgemäuer - und dann soll sich die Öffentlichkeit, der die Familie eben zum Frass vorgeworfen worden ist, nicht für das Private interessieren düfen. Die schuljungenhaften Beteuerungen, er möchte ab jetzt sein Amt gewissenhaft führen, die hören sich doch an wie Notlügen eines Ertappten, die kann man einem Erwachsenen mit einem solchen Verhalten und Umgang mit einer Krise nur schwer abnehmen. Da ist man noch heute von Guttis Pupsen aus Halifax geplagt, die letztlich keinerlei Einsicht in ein Fehlverhalten erkennen lassen. Nicht viel anders wirkt es beim BuPrä. Gerade soviel zugeben, wie von der Öffentlichkeit oder von namhaften Stimmen in der Öffentlichkeit gefordert wird, um nicht vom Sockel gestossen zu werden. Das ist schlicht: jämmerlich. Diesen Präsidenten wird man nicht so schnell wieder ernst nehmen können, falls man es je getan hat.

22.12.2011 

Seien Wir Doch Froh meint : Seien wir doch froh in einem Land zu leben, dessen Präsident dabei ist, die Unmoral auf seine Fahne zu schreiben. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, dessen Präsident die Täuschung zum ehernen Wert erhebt. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem der Präsident nicht wie der Syrer Tausende von Mitbürgern ermorden lässt. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem der Präsident nicht wie der Iraker Massenverhaftungen an seinen Gegnern vornehmen lässt. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem der Präsident nicht wie der Afghane nur mit massiver Korruption sich an der Macht hält und diese zu seiner Maxime erklärt hat. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem der Präsident nicht glaubt, nur mit illegalem Siedlungsbau und ständigen Provokationen gegen den Friedensprozess wie der Israeli sich an der Macht halten zu können. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem der Präsident nicht wie der Kongolese seine Macht auf Blutdiamanten stützt. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem der Präsident uns in aller Öffentlichkeit vorführt wie man trügen und tricksen soll, um die Wahrheit zu verändern. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem der Präsident die Wahrheit über sich und das auch nur in gut verdaulichen Scheibchen und gewundenen Wendungen seine Anwälte sagen lässt. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem solche Schlagzeilen möglich sind „Anwälte basteln an Strategien um den Bundespräsidenten aus der Schusslinie zu bringen“ (Die Welt). Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem der Präsident es offenbar zulässt und gutheisst, dass die Wahrheit auf vorweihnachtliche Bastel- und Biegearbeit reduziert wird. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in welchem Anwälte mit haarspalterischen Begriffsmenüs versuchen den moralisch angeknacksten Präsidenten auf dem Thron zu halten. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem mit präsidialem Segen die Wahrheit zur Gummiware wird. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem die Tricksereien und Täuschungen und Wortspaltereien und Formalismen, die ein Präsident auffährt, nur um an seinem Pöstchen weiter kleben zu können, in aller Öffentlichkeit nachvollzogen und auch publiziert werden dürfen. Seien wir doch froh, dass bis jetzt immerhin noch keine Direktiven dieses Täuschungspräsidenten bekannt geworden sind, die Wahrheit müsse unter den Tisch gekehrt werden. Seien wir doch froh in einem Land zu leben, in dem ein Präsident nicht wie der verblichene Nordkoreaner tagelang tot sein kann, ohne dass einer es erfährt. Seien wir jedoch herzlich erschüttert darüber, dass eine Welt mit der Moral von Täuschung und Halbwahrheit und des spitzen Mundes und des verdrucksten Geredes („nur über meinen Anwalt“) immer noch als eine der besten aller möglichen Welten gelten soll. Seien wir doch froh, überhaupt einen Präsidenten zu haben und nicht einen, der uns wie der Papst in HABEMUS PAPAM einfach abhanden kommt – obwohl das vielleicht ein überlegenswerter Tipp , der keinem weh tut, wäre.

21.12.2011 

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger meint : Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger, Täuschen und Tricksen lohnt sich, das ist die Erkenntnis, die mir die Ereignisse der vergangenen Tage gebracht haben. Und da ich qua Amtes eine hohe Vorbildfunktion inne habe, so will ich Sie ganz offen an meinen Erkenntnissen teilhaben lassen, ohne verwinkelte Sätze, ohne Konditionalsätze, ohne philiströse Formulierungsspitzfindigkeiten, denn die Wahrheit bahnt sich gnadenlos ihren Weg. Wie auch ich mir gnadenlos meinen Weg durch die Anfechtungen bahne. Neueste Umfragen belegen, dass die Mehrheit der Bürger diese meine Taktik befürwortet. Die Umfragen wurden von meinen Freund M. aus H. in Auftrag gegeben, der schon, auch das ein vorbildliches Täuschungsmanöver, mir damals mit Werbung für mein Buch formal keine Wahlkampfhilfe geleistet hat. Auf das Formale kommt es an. Merken Sie sich das, meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ich weiss zum Beispiel, dass von Hartz IV allein kein Mensch ein menschenwürdiges Dasein fristen kann, geschweige denn Ausflüge in luxuriöse Wüstenzelte unterm Wüstenhimmel. Also rufe ich Ihnen, liebe arme Mitbürger zu: machen sie es wie ich, tricksen sie, täuschen sie den Staat und die Behörden. Nur so kommt man weiter. Nur so kommt man ganz nach oben. Sicher muss man allfälligen Verdacht und Gerüchte aussitzen können. Das erfordert Standhaftigkeit, das erfordert Charakter, sich dann nicht zu ungeschickten, zu verräterischen Äusserungen hinreissen zu lassen. Ich werde jedenfalls künftig bei allen, die dem Staat etwas verschweigen oder mit falschen Angaben, mit Strohfrauen und Strohmännern Dinge beweisen, die so gar nicht gelaufen sind, ein Auge zudrücken. Übrigens ist das Volk, also jenes Volk das die Demagogen, oh pardon, die Demographen immer mal wieder befragen, sowieso sehr wankelmütig. Vor meiner Wahl wollte die Mehrheit meinen Gegenkandidaten, diesen Gaukler, lieber im Amte sehen. Jetzt, nachdem ich mit Bravour die Fahne der Täuschung vor meinem Amtssitz gehisst habe, jetzt findet mich die Mehrheit plötzlich sympathisch. Sowieso spricht aus den meisten meiner Kritiker nur der Neid, der blanke Neid, weil mein Amt mich verpflichtet, ein luxuriöses Leben zur Schau zu stellen, denn nicht umsonst nennt man dieses Amt ein repräsentatives. Dabei fülle ich diese tristen Gemäuer auch noch mit dem Leben einer jungen Familie. Wenn das nicht niedlich ist. Mit dem Aufruf ES LEBE DIE TÄUSCHUNG! ES LEBE DIE TRICKSEREI! möchte ich mich von Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger verabschieden und wünsche Ihnen gesegnete Feiertage und ein trick- und täuschungsreiches 2012! Ihr WC.

20.12.2011 

Peinlich und Peinlich meint : Die sich für die Tonangeber, die Verantwortlichen, die Masterminds der Republik halten, sind im Moment zwischen zwei Peinlichkeiten hin und her gerissen. Peinlichkeit Nummer eins wäre, diesen Täuscher von Bundespräsidenten zu halten, damit gleichzeitig die Täuschung als akzeptierte Moral im Lande festzuzurren. Peinlichkeit Nummer zwei wäre, diesem Täuscher von Bundespräsidenten weiter Feuer unterm Hintern zu machen, bis er die Konsequenzen zieht und geht. Das wäre als Vorgang an und für sich überhaupt nicht peinlich, sondern sogar richtig und nötig, aber es wäre für die, die sich für die Creme des Landes halten peinlich, weil sie innert kürzester Zeit den zweiten Präsidenten hergeben müssten. Und diese Peinlichkeit scheint im Moment die Creme des Landes mehr zu fürchten, weil die auch auf sie abfällt, igitt ein Taubenschiss auf dem Smoking. Während Peinlichkeit Nummer eins doch vor allem auf dem Präsidenten sitzen bliebe. Er ist ein Täuscher, man selbst wäscht die Hände in Unschuld, denn der Zusammenhang, dass es diese Creme war, die den windigen Täuscher auf den pompösen Präsidententhron gehievt hat, der verspielt sich schnell in Raum und Zeit und tagesaktuellem Gerangel. Da das Game zwischen den beiden Peinlichkeiten allerdings noch nicht entschieden ist, so macht sich die Kanzlerin weitsichtig ein paar Gedanken über die Anforderungen an einen allfälligen Nachfolgekandidaten, so ist jedenfalls zu hören. Sie wolle diesmal richtig innovativ vorgehen beim Casting. Sie wolle einen für die Massen vermittelbaren, modernen „Helden“ suchen. Deshalb habe sie sich nächtens und unerkannt auf die Strassen von Berlin begeben, um Filmplakatsäulen zu studieren, denn da hoffte sie, die wahren heutigen Helden erkennen zu können. Von diesen Plakatsäulen herab konkurrieren aktuell vor allem drei „Heroes“ um die Gunst des Publikums. Beim gestiefelten Kater, habe sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können beim Gedanken an einen Präsidenten, der mit soviel Schalk und den umgelitzten Stiefel- und Ärmelmanschetten und dem Degen und dem Hut mit der Feder und der Augenklappe einen Staatsempfang absolviere; das wäre vermutlich die einzig wahre Lösung, die Leben in die Bude brächte, aber selbstverständlich nicht vermittelbar, aus axiomatischen Gründen nicht vermittelbar, also faktisch grundlos. Dann habe sie vor Tom Cruise gestanden, der unter einer Kapuze grimmig und wild entschlossen von drei sonnenbebrillten Securidade-Figuren flankiert die Charts zu stürmen sich anhub, auf so eine impossibile missione kann die Kanzlerin dankend verzichten, davon hat sie selbst genug. Sie zuckte kurz zusammen, die Ähnlichkeit mit dem verbissenen Ehrgeiz ihres derzeitigen Präsidenten und die vollkommene Veraltetheit solchen Ehrgeizes, solchen Ehrgeizlingtums liess sie eilig weitergehen. Schliesslich blieb sie vor Robert Downey Jr. wie magnetisch angezogen stehen, der als Sherlock Holmes von Guy Ritichies Machart mit ausgestreckter Pistole zwar in die Ferne schaute (das könnte auch die Zukunft sein) aber mit einer weich entspannten Männlichkeit, mit wachen Augen, die eher Übersicht denn Egosicht verrieten - jedenfalls soll die Kanzlerin ein leises Seufzerchen das sich wie „Heureka“ angehört habe ausgestossen, eilig ein paar Notizen und sich dann hastigen Schrittes auf den Weg zurück in Kanzleramt gemacht haben mit kleinen Zwischenhupfern und einem Pfeifen zwischen den Zähnen … da war sie plötzlich da, die Ähnlichkeit mit der gestiefelten Katze … (und in den Betten Berlins wälzten sich derweil die Tonangeber, die Wir-sind-Wers der Republik, alternativlos hin und her gerissen zwischen zwei äusserst peinlichen Peinlichkeiten).

19.12.2011 

Advocatus Wulffi meint : Heribert Prantl gibt heute in der SZ auf der Meinungs-Seite den Advocatus Wulffi („Das blamierte Amt“). Darin nennt er die positiven Seiten dieses Präsidenten Wulff, der gerade durchs Dorf gejagt wird, das ist sehr fair, und gibt zu Bedenken, dass ein Rücktritt das Amt noch mehr beschädigen würde als ein Verbleib: „Es wäre nun freilich besser, wenn Christian Wulff seine Glaubwürdigkeit im Amt reapriert, wenn er sich umfassend erklärt, wenn er sich entschuldigt, als dass er das Amt durch einen Rücktritt weiter beschädigt.“ Nach den Infos vom SPIEGEL am Wochenende würde eine umfassende Erklärung bedeuten, dass Herr Wulff gesteht: ich war damals finanziell in der Klemme, also habe ich mit meinem reichen Freund Egon Geerken diskutiert, wie er mir helfen könne ohne dass die Öffentlichkeit daran formal was aussetzen könne und so sind wir auf die Lösung mit dem Kredit über seine Ehefrau Edith, die von Haus aus kein Vermögen hat, gekommen; wir haben das Konstrukt so gewählt, um die Öffentlichkeit zu täuschen - das tut mir leid, dafür entschuldige ich mich in aller Form und ich bleibe im Amt. Inzwischen lässt der Präsident verlauten, er könne die Verantwortung übernehmen. Nur tut er mit keinem Wort die Absicht kund, dass er sie auch tatsächlich übernimmt, denn im Falle der Wahrnehmung der Verantwortung müsste er allein aufgrund der SPIEGEL-Infos den Hut nehmen, denn sie belegen, dass sein Interesse an seinem privaten Wohl deutlich grösser ist als jenes am öffentlichen Wohl. So jemanden will niemand in so einem Amt sehen. Durch seine weiterhin gewundenen Äusserungen beschädigt er jedenfalls das Amt stündlich, ja minütlich weiter, wenn er jetzt nicht die Wahrheit ohne Wenn und Aber auspackt oder er müsste sofort gegen den SPIEGEL vorgehen mit einer einstweiligen Verfügung, dass es Lüge sei, was dieser verbreitet. Das hat der Präsident so weit bekannt nicht getan. Ein Präsident in der Zwickmühle: wenn er die Wahrheit sagt, muss er gehen, wenn er sie weiter mit Sätzen im Konditionalis verbrämt, dann hat er in seinem Amt auch nichts mehr zu suchen. Der Advocatus Wulffi Prantl aber führt noch ein weiteres Argument an, wieso er für den Wulff schreibt, denn er denkt weiter, was wenn Wulff abtritt, wer kommt dann, das wäre nämlich, der ist inzwischen auch bereits ins Gespräch gebracht worden, der damalige Gegenkandidat Gauck, der bei der Wahl Wulffs von der Öffentlichkeit mehrheitlich favorisiert wurde, und der soll, so der Advocatus Wulffi, die Occupy-Bewegung als „absurd“ bezeichnet haben, ohne allerdings auf den näheren Zusammenhang dieser Bemerkung einzugehen. Ob so eine persönliche, nicht näher erläuterte Meinung, die nicht in einer Funktion als höchster Repräsentant eines Staates getan wurde, schon ausreicht, um Gauck als Kandidaten zu verhindern, und noch mehr: als Argument dafür zu dienen, einen Täuscher im Amt zu halten, das scheint dann doch sehr fraglich.

18.12.2011 

Street Words XXXII meint : Ich hab bloss drüben kontrolliert, alles, was mit Holz z’ tuan hat. Also jetzt reichts dann! Ich geh auch hin und wieder mit meiner Frau essen und ich sag immer, es war gut, aber daheim ists besser. Langsam, Theo, langsam. Von Venedig gingen die Karawanen los mit Seide und Weihrauch und Glas und Gewürzen. Bin ich aufgeregt. Dann ist das mein Leben lang gesichert. Das ist der Prozess, ja eindeutig. Schöne Armbänder, tolle Ringe. Offiziell so Szenarien, die die halt animieren oder Animation, ist aber ganz lustig. Und wenn ich was sage, ist es immer in irgend einer Art und Weise falsch. Und dann hab ich das rausgeholt, und das hat funktioniert, das hat funktioniert. Wenn Jonas betrunken ist, dann geht er einfach hin zu den Leuten und knutscht die ab. Ich hab ihn mir total anders vorgestellt. Ich liebe sie, ich kenne sie beide. Jetzt wirds echt langsam, also. Das ist eigentlich wenig spektakulär. Die meisten haben ein Bier schon drinne, Mann. Dann gibt’s eins auf die Schnauze, aber kostenlos. Also auch mit dem Gassi-Gehen hats geklappt. Das ist ja ein Zufall, oder ist es Bestimmung, grüss Dich, ich hab noch Schmerzen. Dazu kommt noch, wir hatten bisher 80 Euro Obergrenze. Ach wer weiss, ob ich wirklich schwul bin. Das ist ne Lounge, da kannst du Dir Energiecocktails. Also die Piratenpartei, die sind 30, die sind keine Punks. Jetzt hab ich zum ersten Mal den Busbahnhof gesehen. Die Kerze, die habe ich gemacht, die habe ich ziemlich gut gemacht sogar, die kann man so lassen. Ich bin im falschen Film. Vor meinem Haus ist es, da kotzen die dann immer an die Mauer, ganz schrecklich. Die holt sich beim Schlecker ne Cola, krasse Kombination. Also nur mitm Spezi gibt’s ka Wiesn-Brezn. Da ist der Gehweg alles kaputt. Er hat es so witzig nachgemacht. Die gehen dann wie immer Sonderwege und so weiter und so fort. Da gibt es so Vorlagen, wie man Sachen machen kann. Aber es ist niemand zu Schaden gekommen. Dann noch ein schönes verlängertes Wochenende. Wenn die zu ihren Truppenübungsplätzen gehen. Aber viele erinnern sich noch ans Tattoo. Schweizer Wochen bis zum 22. 10. 10 % Rabatt. Da ist auch Feiertag, da bin ich wahrscheinlich in der Zehn-Uhr-Messe morgen. In Regensburg kontrollieren sie wieder wie die Gestörten, weil Semesteranfang. Jetzt kriegens Flügel, die eine ist 13, die andere ist 17, die gehen a schon ihre eigenen Wege. Ach, so ein Schmarren, wer erzählt denn das. Nein, da lang, Volltrottel. Ich könnte denen in die Fresse hauen. Und man darf keine Fehler machen. Damals ist der Speiseplan sehr durch die Kirche beeinflusst worden, durch die katholische Kirche. Ja stellt Dir vor, gell, so klein ist die Welt, gell.

17.12.2011 

Fäl Lig meint : Nach den neuesten SPIEGEL-Enthüllungen dürfte er ja bald fällig sein, der aktuelle deutsche Bundespräsident Christian Wulff. ICH ERKENNE AN, DASS HIER EIN FALSCHER EINDRUCK ENTSTEHEN KONNTE, das sagte der Bundespräsident vor zwei Tagen. Wenn es nach den neuesten SPIEGEL-Infos geht, da stimmt es zwar, dass ein falscher Eindruck entstanden ist, aber das Neckische an diesem Selbstenthüllungssatz des noch amtierenden Bundespräsidenten scheint zu sein, dass das Konstrukt (Darlehen durch die von Haus aus nicht begüterte Ehefrau des Freundes und Geschäftsmannes Geerken inklusive Rückzahlung auf ein gemeinsames Konto der Eheleute) extra erfunden worden ist, um einen falschen Eindruck entstehen zu lassen. Wenn also stimmt, was der SPIEGEL berichtet, und die werden das nicht einfach so in die Computertastatur hineinfantasieren, dann ist nicht richtig zu verstehen, warum der noch aktuelle Bundespräsident „bedauert“, dass dieser falsche Eindruck entstanden ist. Denn er und sein kreditgebender Freund waren offenbar gerade darin erfolgreich, diesen falschen Eindruck entstehen zu lassen. Was gibt es zu bedauern, wenn eine Sache erfolgreich verlaufen ist? Ein erfolgreicher Vertuscher hat nichts zu bedauern. Vermutlich wollte der Bundespräsident seinem Bedauern darüber Ausdruck verleihen, dass die Vertuscherei um den wahren Kreditgeber an den Tag gekommen ist. Es tut ihm nicht leid, dass er vertuscht hat, es tut ihm leid, dass das Vertuschungskonstrukt ruchbar wurde. So jammern ertappte Betrüger gerne. Was jetzt nicht zwingend beweist, dass der noch im Amt weilende aktuelle Bundespräsident ein Betrüger, ein Täuscher ist. Er hat nur eine Verhaltensweise offenbart, die bei gemeinen Täuschern gerne und häufig zu beobachten ist. Wie dem auch sei, was will man sich lange mit solchen Kleinkariertheiten und Buchstabenklaubereien aufhalten. Das Spiel ist zu spannend, ob dieser Präsident und vor allem wie schnell von den Entwicklungen weggekegelt wird. Das ist ein lustiges Spiel auch für die Medien und für diese sicher ein gutes Geschäft. Ein Zwischenbowling, ein Intermezzo auf der Kegelbahn in der unaufhörlichen Abfolge ständig schlechterer Nachrichten von der Währungsfront. Man muss auch im Mediengeschäft ab und an entspannen. Die Entscheidung um die Personalie des Nachfolgers wird weitere Seiten und Sendezeiten füllen, denn falls es der Berliner Politik ernst werden sollte damit, einen wirklich seriösen, integren Nachfolger zu finden, so dürfte das so schwierig und spannend werden wie das CUS-Sommerrätsel in der SZ - oder wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

16.12.2011 

Knurzige Formulierung meint : ICH ERKENNE, DASS HIER EIN FALSCHER EINDRUCK ENTSTEHEN KONNTE. So einen windelweichen Satz spricht ein amtierender deutscher Bundespräsident, und aus allen Poren trieft der Angstschweiss, er könnte sein schönes Pöstchen verlieren; einer der um sein Pöstchen kämpft, der um seinen Pöstchenerhalt wie ein Anwalt formuliert. Puuuuh! Jedes Land hat den Präsidenten, den es verdient. Für eine geradlinie, integre Persönlichkeit sprechen solche geworgten Sätze nicht. Aber er war ja schon aus der Pubertät heraus, der Herr Wulff war doch kein Unbekannter, als er zum Bundespräsidenten gewählt worden ist. Er war in einem Alter, da beim Menschen die Charakterzüge erkennbar sind. Die Politklasse, die ihn gewählt hat, soll nicht so tun, als hätte sie ihn blind gewählt. Aber sie haben ihn gewählt. Weil eben diese Wahl eine reine Proporz- und Politschacherei ist und kein freier Wettbewerb der Suche nach einer überzeugenden Persönlichkeit, nach einem Menschen, dem die Politik, das Wohl und Wehe des Landes und seiner Menschen vor seinem eigenen Vorteil am Herzen liegt. Falls es solche nicht-opportunistischen Figuren überhaupt noch gibt, falls solche in diesem Lande überhaupt noch gedeihen können. Die Formulierungen, die dieser Präsident jetzt zu seinem Selbsterhalt und zu seiner Selbstverteidigung anwendet, die sind so abgrundtief peinlich, dass man ihn sofort absetzen sollte und zwar schneller als seinen Vorgänger, der nicht wegen solch lausiger Halbwahrheit den Hut nehmen musste. Aber so ist sie halt die Politklasse, die sich jetzt, wenn sie diesen Windelweichformulierer weiter als Präsidenten behält, selbst weiter beschädigt, denn im Moment wäre es sehr ungünstig, schon wieder einen neuen Präsidenten aus dem Hut zaubern zu müssen, einen Ersatzbolzplatz zu eröffnen, vor allem wäre nicht zu erwarten, dass die Ausmerkerei anders verlaufen würde. Das Volk kann ja reagieren. Stell Dir vor, es ist Präsident und keiner geht hin. Stell Dir vor, der Präsident lädt ein und keiner nimmt an. Aber dafür sitzt das Untertanentum zu tief im Deutschen – siehe auch das Sonderbiotop „Deutscher Film“ – wenn der Präsident ruft, dann fühlt er sich gebauchpinselt, dann steht er Spalier oder Schlange, zieht sich fein an, putzt sich raus. Die Medien könnten, zum Teil tun sie es bereits, sich auf eine Minimalberichterstattung beschränken. Was protokollarisch unbedingt nötig ist. Einmal Untertan muss nicht heissen, für immer Untertan. Das Land muss sich diesen Präsidenten nicht weiter bieten lassen.

15.12.2011 

Lebt es doch, das deutsche Kino? meint : Lebt es doch, das deutsche Kino, regt sich sein Nachwuchs doch, respektive, regt sich in ihm der Kinogeist als Widerspruchsgeist gegen den Druck durch die Filmschulen zur Assimilation an die herrschenden vom TV-Denken verseuchten deutschen Fifmförderverhältnisse, die längst zu Kinovernichtverhältnissen geworden sind? Heute ist auf allen Internet-Kanälen, zB artechock (hier wundert sich Rüdiger Suchsland auch über die deutliche Sprache von Rainer Gansera in der SZ hinsichtlich einiger neuer deutscher Komödien) oder newfilmkritik (hier hats Michael Baute reingesetzt) im Internet ein Brief der Studentenschaft der dffb. Das könnte die SZ zum Anlass nehmen, endlich den vor knapp drei Jahren von Völker Schlöndorff in Gang gesetzten und dann von Günter Rohrbach, dem damaligen Präsidenten der Deutschen Filmakademie abrupt und autoritär niedergewatschten Diskurs über den Unterschied von Film und Fernsehen, wieder aufzunehmen, ohne Wenn und Aber. Hier der Brief via copy-Taste. // Die Studenten der Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin Nachricht an: RA Matthias Trenczek Kaiserdamm 100 14057 Berlin, Der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit - Senatskanzlei - Jüdenstraße 1, 10178 Berlin Zur Kenntnisnahme: Direktion, Dozenten & Mitarbeiter der dffb Das Kuratorium der dffb Die Filmpresse Offener Brief zur Auflösung sämtlicher Organe der studentischen Repräsentation an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Sehr geehrter Herr Wowereit, hiermit möchten wir Sie darüber informieren, dass die StudentInnen der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) in der Vollversammlung vom 16.11.2011 beschlossen haben, sämtliche in den Statuten der dffb festgelegten Organe der studentischen Mitbestimmung (Studentenvertretung und studentische Vertretung im Akademischen Rat) nach vierzigjährigem Bestehen mit sofortiger Wirkung und ersatzlos aufzulösen. Die vom Berliner Hochschulgesetz geregelte akademische Selbstverwaltung realisierte die dffb im Akademischen Rat. In diesem 1968 ins Leben gerufenen Gremium stimmten Studenten, Dozenten und Direktion über alle studienrelevanten Inhalte mit gleichem Stimmgewicht ab. Die Direktoren gaben so einen maßgeblichen Teil ihrer Macht ab, um das demokratische Ideal der Drittelparität zu verwirklichen. Jan Schütte, seit 2010 Direktor der Akademie, hat das Gremium als Ort der Mitbestimmung von Studenten- und Dozentenschaft in der Praxis abgeschafft. Heute entscheidet die Direktion, welche Themen dort überhaupt verhandelt werden können, den Dozenten wird durch prekäre Anstellungsverhältnissen die Vertretung eigenständiger Positionen massiv erschwert. Ohnehin wurde der Akademische Rat im vergangenen Jahr nur ein einziges Mal einberufen und tagte unter Ausschluss der Akademieöffentlichkeit. Die Vollversammlung hat in einem Brief den Vorsitzenden des Kuratoriums der dffb, Herrn Eberhard Junkersdorf, gebeten, diese Missstände zu beheben. Dieser Brief bleibt bis heute unbeantwortet. Das Kuratorium reagiert nicht mehr auf Beschlüsse der Vollversammlung. Es nimmt seine Aufsichtsplichten nicht wahr. So findet keine Evaluation des Lehrbetriebs statt. Ebenso wenig stellt es sicher, dass die StudentInnen die kurrikulumsrelevanten Filmproduktionen machen können. Herr Schütte ist nicht an der dffb eingeführt worden, er hielt keine Antrittsrede. Die studentische Vollversammlung stellt mit ihrer Entscheidung klar, dass sie nicht weiter eine Alibifunktion in einer dysfunktionalen akademischen Selbstverwaltung übernehmen will. Wir bitten Sie, die notwendigen Schritte einzuleiten, damit der akademische Betrieb der dffb wieder in vollem Umfang stattfinden kann. Mit freundlichen Grüßen, Die Studenten der dffb Berlin, 14. Dezember 2011 //

14.12.2011 

Rückb und Ausb Licke meint : Im Rückblick auf dieses Jahr entsteht der Eindruck, dass der Rhythmus von wirtschaftlichen Katastrophenmeldungen, Staaten am Rande der Zahlungsunfähigkeit, Downgrading durch die Ratingagenturen und als Antwort darauf das Aufspannen neuer Rettungsschirme (von denen niemand weiss, wie sie bezahlen) durch die längst hyperventilierende Politik sich in immer atemberaubenderem Tempo einem furiosen Stakkato nähert, staccato ultimo, bis das Spiel schneller nicht mehr geht und das scheint genau der Ausblick aufs nächste Jahr zu sein, dass sich dieses Katz- und Maus- oder Hase- und Igelspiel zwischen Politik und Ratingagenturen weiter beschleunigt. Im Moment ist Ruhe an der Front. Es gab einen Gipfel, der mal wieder alles beschlossen hat, Beruhigungsspritze, die genau anhalten dürfte bis zum nächsten Erneuerungstermin für Staatsanleihen. Das dürfte der Termin für die nächste Welle von Katastrophenmeldungen sein. Gleichzeitig wurstelt die deutsche Haushaltspolitik weiter, als wäre nichts gewesen. Nicht nur erlaubt sie sich eine Neuverschuldung von über 26 Milliarden, nein, heute ist sogar zu lesen, dass wegen der Rettungsschirmitis man wohl nicht um einen Nachtragshaushalt 2012 (und nicht etwa mit Sparvorschlägen, das Wort kennt die deutsche Innenpolitik nicht mehr) herumkommen werde. Denn die Wirtschaft läuft hervorragend, die Steuern sprudeln. „Die Rechnung, bitte!“ frozzelt die SZ heute schon mal im Wirtschaftsteil. Aber sie hat die Hoffnung aufgegeben, dass mit Ratschlägen und Hinweisen bei den Politikern irgendwas zu erreichen sei, denn wie die kleinen Kinder gieren sie nach ihren Posten und nach Wiederwahl, weil sie doch sooo wichtig und sooo unentbehrlich sind. Die SZ hat sich damit abgefunden, dass der Krug zum Brunnen geht bis er bricht und dass mit Vernunft bei den Berliner Haushältern nicht zu punkten sei (also hackt man lieber titelseitig auf einem vom Reichtum leicht verführbaren Bundespräsidenten rum, denn Bundespräsidenten abschiessen ist leichter als Haushälter zur Raison zu bringen, das hat die jüngste Vergangenheit gezeigt ). So sind die Berliner: sich in Europa aufführen wie der rigide Rechnungsmeister und zu Hause mit verkackter Unterhose rumlaufen, so siehts nämlich aus, weil die Deutschen am meisten Wohlstand haben und wer hat, der hat auch Angst, Verlustangst. Aus dieser Verlustangst heraus wird genau die Politik betrieben, die dem Verlust näher führt, aber weil keiner davon redet, kommt der Bruch des Kruges dann als Schock – und im Schock wird, denken sich die Politis, die Gesellschaft wie der Einzelmensch eine Art endogene Morphine ausschütten und den Schmerz nicht spüren. Das Rätsel also für nächstes Jahr: wird dieser Schock schon kommen oder können wir uns nochmal beim Staat bedienen wie eh und je? (Und wie eh und je bedienen jene sich am kräftigsten, die es am wenigsten nötig haben). Was solls, wir haben noch unseren Pups aus Halifax, der sämtliche Nerven des guten Geschmackes abtötet und unempfindlich macht gegen andere anrüchige Vorgänge.

13.12.2011 

Filmförderung und Konformismus oder von der Suppe ohne Salz meint : Eine opulente Filmförderung von um die 300 Millionen Euro pro Jahr plus mehrere Hundert Millionen Degeto-Fernsehgeld plus weiteres direktes Fernsehsendergeld haben in Deutschland hinsichtlich des Kinos Abschöpfstrukturen und Abschöpfnetzwerke aus Förderern, Redakteuren, Agenten und Castern entstehen lassen, die einen latenten Hang zum Konformismus entwickeln und je sicherer sie diese Fördergelder glauben, desto engmaschiger werden diese Netzwerke gezurrt, desto undurchlässiger werden sie fürs kreative Potential. Denn die Abschöpfnetzwerke bestehen aus Funktionären, die ihnen anvertrautes Geld oder von ihnen zu vergebende Positionen zu verantworten haben. Die Gefahr, mit dem Nonkonformistischen anzuecken oder auf geteilte Resonanz zu stossen ist gross. Die will verständlicherweise keiner eingehen. Also gehen alle auf Nummer sicher und je sicherer sie das Fördergeld, ob vom Staat oder vom Fernsehen glauben, desto grösser wird die Angst vor dem Verlust, desto grösser der Trend zum Konformismus. In so einem System gibt es keine“Grössen“ von Künstlern, da gibt es nur immer die „Besten“. So ein System machts wie die Rating-Agenturen, es verteilt Bonitäten, es verteilt Noten, weil ein System gerade das vermeintliche Risiko des gesunden Menschenverstandes ausschalten will. Das System setzt auf „Namen“. Darum gibt es keinen Wettbewerb um die Rollen. Eine Rolle zu erhalten ist eine Gunst, der Empfänger hat dankbar zu sein, hat sich dankbar zu erweisen. Wer einen Film endlich drehen darf, sei es als Produzent oder Regisseur, der ist von der Gunst des Systems umweht und hat sich qua Konformismus als dankbar zu erweisen. Denn sonst spricht es sich rum. Die Funktionäre haben die Machtpositionen und je weniger sie künstlerischen Wettbewerb zulassen, desto stärker glauben sie ihre eigene Position. Dass sie dabei das ganze System abwürgen und des künstlerischen Atems berauben, dürfte ihnen zwar schwanen, aber das ins Bewusstsein zu rücken, das wäre dann von Funktionären doch zuviel verlangt. Nichts gegen Funktionäre. Ein jedes System braucht sie. Aber wenn ein System geschaffen wird, um Künstlerisches, um eine Kinokultur hervorzubringen oder am Leben zu erhalten, und sich die Funktionäre wie Herrscher aufführen und nicht wie Diener, was von den Künstlern als Selbstverständlichkeit erwartet wird, dass sie Diener der Kunst sind, dann hat das System den Salto Mortale der Werte bereits hinter sich und den künstlerischen Kollaps schon erlitten. Es ist kaum mehr als eine schöne Leich. Die deutsche Filmförderung in Kooperation mit der Förderung durchs Fernsehen hat im Kinoland einen Primat des Funktionärstums hervorgebracht. Dass dieses aus der guten Absicht, alles richtig und keine Fehler zu machen, auf Normiertes und Konformistisches setzt, ist der traurige, die ganze Förderung in Frage stellende Nebeneffekt. Die Gegenfrage wäre: gibt es einen Filmemacher in Deutschland, bei dem man gespannt und in freudiger Erregung auf den nächsten Film wartet? Gibt es einen Schauspieler in Deutschland, dessen angekündigtes Erscheinen in einem neuen Film einen mit kribbelnder Erwartung erfüllt? Die absehbar negativen Antworten auf diese Fragen dürften jedenfalls als ein Punkt für die These von der Dominanz des Funktionärstums und dem damit einhergehenden und die Kunst abwürgenden, die Unangepassten selektionierenden Konformismus im Filmland zählen. Kino als Suppe ohne Salz.

12.12.2011 

Stunde Der Wahrheit meint : Das Montagsinterview der SZ, das heute Jürgen Stark, der scheidende EZB-Chefvolkswirt, dem SZ-Wirtschaftsredakteur Nikolaus Piper gibt, endet mit dem kleinen unscheinbaren Satz “Der Staat kann nicht mehr alles machen, an das man sich gewöhnt hat.“ (Die Begründung dafür liefert Stark vorher, indem er die Rettung des Euro unabdingbar mit dem Erhalt der Geldwertstabilität verbindet, denn, „aus einem bisschen Inflation wird immer mehr“). Wenn also die Arbeitsleistung eines Landes nicht gross genug ist, um mit den Einnahmen einen ausgewogenen Haushalt zustande zu bringen, dann muss an den Ausgaben gespart werden. Die Welt am Sonntag hatte das neulich vorgerechnet, wie Deutschland ohne grosse Schmerzen auf die Aufnahme von 26 Milliarden neuer Schulden, wie im aktuellen Haushalt vorgesehen, hätte verzichten können. Aber die waren zu spät dran, der Haushalt hatte das Parlament schon passiert und ist von den Regierungsparteien heuchlerisch als „solide“ und „konsolidiert“ beschrieben worden. Doch die Ratingagenturen, die gerade dabei sind, den Euro einem brutalen Härtetest zu unterziehen, die werden auch Deutschland weiter genau beobachten. Mit der Herabstufung haben sie schon gedroht. Die wird auch kommen, sobald die Belastungen aus dem Rettungsschirm sich im Haushalt niederschlagen und die Wirtschaftsleistung des Landes nicht dermassen steigt, dass die sprudelnden Steuereinnahmen diese problemlos aufwiegen. Dann muss untersucht werden, wo der Staat Ausgaben reduzieren kann, an die die Empfänger sich nur allzuleicht gewöhnt haben. Das Biotop deutscher Film beispielsweise bietet sich an: 300 Millionen Subvention im Jahr, in denen man sich nur allzu selbstverständlich mit dem Künstlerischen nicht unbedingt förderlichen Abschöpfstrukturen eingerichtet hat und dazu noch eine Filmakademie gegründet, die weitere 3 Millionen Steuergeld branchenintern verteilen darf, eine Position die sicher als erstes verzichtbar wäre, weil sie gesellschaftlich und auch dem Film rein gar nichts bringt. Denn der deutsche Film hat sich in den letzten Jahren vor allem darauf kapriziert, sich in den Milliarden Förderung einzurichten, statt eine Filmkultur zu entwickeln, die auch im Ausland beachtlich vermarktbar wäre, die internationale Stars hervorbringt. Der deutsche Film hat die Förderung sozusagen onanistisch absorbiert, hat eine Art kleinkariertes, niemandem verantwortliches Filmbiotop entwickelt, das hauptsächlich eine Insiderveranstaltung ist, allem Originalen, Nonkonformistischen abhold, einem absolutistischen Staat nicht unähnlich, das gerade mal mit seichten sexkompensierenden Anzüglichkeiten ein paar Heinis ins Kino locken kann. Ob an den Gerüchten was dran ist, dass die Präsidenten der deutschen Filmakademie Bruno Ganz und Iris Berben sich in Klausur zurückgezogen haben, um ein Grundsatzreferat auszubrüten zum Thema „Der deutsche Film und die sich abzeichnenden Veränderungen der wirtschaftlichen und staatlichen Rahmenbedingungen im Zuge der Euro-Krise“, das steht allerdings in den Sternen.

11.12.2011 

Der Geknechtete Film meint : Inspiriert durch den Text von Rüdiger Suchsland in artechock, der letzten Donnerstag über die sieben Thesen des Dokumentarfilmers Martin Hagemann berichtete („Schafft die Filmförderung ab, jedenfalls in ihrer jetzigen Form“ als Quintessenz), würde ich doch einige sicher pointierte Behauptungen wagen: der deutsche Film, das deutsche Kino ist ein geknechtetes Kino. Die Künstler, die Schauspieler, die Regisseure, die Produzenten, sie kriechen und rutschen ständig auf Knien vor den verschiedensten Thronen (auch der Begriff kommt im Suchsland-Text vor), sie rutschen auf Knien vor den Thronen von Funtkionären wie Filmförderern, Fernsehredakteuren vor Castern und Agenten. Vor lauter Knierutschen haben sie den selbständigen, den aufrechten Gang verloren. Im Deutschen Kino wimmelt es von künstlerischen Untertanen und Funktionärs-Herrschaften. Das einzige, was in so einem geknechteten Filmland noch gedeihen kann und darf, das sind Filme, die von der unterdrückten Untertanen-Erotik erzählen, die das leicht Schlüpfrige, das Seichte mit verdruckstem Humor bedienen. Was soll Kino in einem Land, in dem Protagonisten erzählen, wenn sie nicht ständig schleimen würden, erhielten sie überhaupt keine Rollen mehr. Was soll Kino in einem Land, in dem Caster sich mit Benimmlehrern verwechseln (und wenn ein actor sich nicht nach ihren Regeln benimmt, „dann wird es sich rumsprechen“) oder die vor Gericht erstreiten, dass ihr „Beruf“ ein künstlerischer Beruf sei. Und tatsächlich ist es verwunderlich, dass die deutschen Kinokünstler den Aufstand nicht wagen, die Syrer wagen ihn, die Tunesier haben ihn gewagt, die Ägypter und jetzt sogar die Russen und bald sicher wieder die Iraner, nur die deutschen Filmer, sie kuschen und kuschen und kuschen sich bis zum Ersticktwerden durch die Subvention, denn sie sind alle so wichtig, dass sie sich fortpflanzen müssen und weil sie eine Familie ernähren müssen, sind sie auf die Subvention und das Fernsehen angewiesen und darum kuschen sie und kuschen sie und lassen ihre verquere Untertanen-Erotik in den Film einfliessen und nur damit können sie bestenfalls nationalen Erfolg haben. Die Untertanen haben sich sogar zu einer Akademie zusammengeschlossen und die macht eine schöne Salonveranstaltung in Berlin mit einer politischen Autorität und die darf den schöngekleideten Untertanen einen Film erklären und das gibt ein wunderbares Salonfoto wie von Veranstaltungen zu DDR-Zeiten und sonst vergräbt sich diese Akademie, die den Titel noch nie verdient hat und grübelt im Dunklen die vermeintlich besten Untertanen-Filme heraus mit einem aufwändigen Verfahren, das die Mitglieder den ganzen Winter über lähmt, damit die besten Untertanen-Erotik-Filme dann 3 Millionen staatliches Preisgeld einsacken können. Das Ganze ist inzwischen so pervers, dass nicht mal mehr die Zeitungen darüber schreiben, denn die Tinte oder die Druckerschwärze würde sofort den Text verschleimen, verschlierggen und die ganze Zeitung oder den PC vesauen. (Schrullkopf, Prof, Dr., Verhaltensforscher).

10.12.2011 

Sen Tinel meint : Sentinel heisst soviel wie Schildwache. Jetzt haben die Amis, resp. ihre voluminösen Geheimdienste, die schon die Verhinderung von 9/11 versemmelt hatten, dem Iran, den die USA doch richtig fanatisch und fanatisiert boykottieren wollen, weil sie von den Israelis dazu aufgestachelt werden, frei Haus eine solche Schildwache vom Himmer runter geschickt, eine Drohne namens Sentinel, ein so topgeheimes Gerät, dass auch wir es hier trotz Pressefreiheit noch nie zu sehen bekommen haben. Nun gibt es endlich bei uns Bilder von der für den Radar unsichtbar sein sollenden amerikanischen Himmelsschildwache Sentinel, dank sei dem Iran!. Die Geschichte wäre noch besser, wenn sich bewahrheiten würde, dass die Iraner die Drohne selber vom Himmel runtergeholt haben und wenn es nicht bloss ein Schildbürgerstreich vom CIA gewesen wäre, die dort fallen zu lassen. Das erinnert an wahre Heldengeschichten des israelischen Geheimdienstes von vor einigen Jahrzehnten, wie sie tollkühn den Irakern eine Mig geklaut hatten. Das war eine imponierende Geschichte, die um die Welt ging. Inzwischen ist allerdings der Ruf des Mossad lädiert, zuletzt die Mördereien in Hotels in den Emiraten. Da darf der CIA mit Blamageakten nicht hintan stehen und schickt Persien frei Haus eine seiner kostbarsten Juwelen, so kostbar wie ein Fabergé-Ei, die Sentinel-Drohne – und das ganz ohne Sentiment. Die Iraner werden sich für das unverhoffte Weihnachtsgeschenk bedanken. Der Boykott wird Energie und Tempo, mit der sie sich an die Ausschlachtung der himmlischen Drohne des Friedensnobelpreisträgers machen werden, potenzieren. Das wird dem Krieg der Joysticks ungeahnten Auftrieb verleihen. Der Himmel voll unsichtbarer Drohnen. Wie Geigen. Nur Russland kann keine Freude daran empfinden. Die Russen sollen sich jetzt, laut Devise der wahlfälschenden Wahlverlierer, die sich selbstverständlich immer noch als Sieger sehen, aufregen über Amerika, denn die hätten die Proteste gegen die Wahlfälscher, die doch die lupenrein demokratischen Sieger sind, ausgelöst. So steht die russische Politik im Moment leider etwas einsam und unattraktiv da. Der Unterhaltungswert der iranischen Geschichte vom christlichen Weihnachtsgeschenk das die Amerikaner den islamischen Iranern geschickt haben, was doch eine urchristliche Tat ist, ist deutlich grösser, grenzt schon an den Wunderwert der originalen Weihnachtsgeschichte. Nur dass diesmal gelacht werden darf dabei. Denn diese ist menschen- und nicht gottgemacht. Schildbürgers Schildwachen machen Lachen. Vielleicht kann so der verbitterte Ernst in der Beziehung zum Iran etwas aufgelockert werden. So könnte daraus eine richtig anrührende moderne Weihnachtsgeschichte werden.

09.12.2011 

Putinade meint : In Russland wird jetzt die Putinade geprobt, Putin Ade! Oder zumindest das Prélude zu diesem Stück. Die neueste Zeit hat gezeigt, dass Potentaten wenig lernfähig sind, wenn sie ihre Position bedroht sehen. Schlimmstes Beispiel im Moment der Syrer Assad, der inzwischen von der ganzen Welt nur noch als Verbrecher gegen sein eigenes Volk wahrgenommen wird. Das war nicht immer so. Und das ist vielleicht noch nicht überall so. Putin kann jedoch die arabische Revolution, der arabische Frühling, auch wenn seine Früchte noch lange nicht reif sind, nicht entgangen sein. Putin kann Syrien nicht übersehen haben. Drum muss er sich jetzt in wahnsinniger, nackter Panik fühlen. Der Lauf der Dinge ist nicht mehr so leicht umkehrbar zu machen. Wissen und Erkenntnis, die sich ihre Bahn weltweit brechen, sind nicht mehr ungewusst, unbekannt zu machen. Putin dürfte bereits gewaltige Angstträume haben, sich eines Tages vor dem Haager Gerichtshof für dies und das verantworten zu müssen. Unangenehmes Gefühl. Da kann so manche Sicherung durchbrechen. Da können Kalte-Kriegs-Reflexe wach werden. Allein, die fahren beim Volk nicht mehr ein, die verfangen nicht mehr beim Volk. So wenig sie bei Assad verfangen, der auch böse Mächte des Westens für den Aufstand gegen ihn verantwortlich machen will. Ihm glaubt kein Mensch mehr, ausser jenen, die direkt von ihm profitieren. Warum sollte es in Russland anders sein. Putins Feindbildrhethorik verfängt nicht mehr, stellt ihn selbst lediglich als zurückgebliebenen, stehengebliebenen Hinterwäldler dar. Nicht gut für einen, der sich durchaus gerne im Lichte der Welt und der Grossen, siehe Auftritte an der Sicherheitskonferenz, produziert. Oder siehe Berlusconi. Nicht gut für einen, der sich so nach Anerkennung von seinesgleichen sehnt, von denen plötzlich mit Abscheu behandelt zu werden, weil sie ihm den Verstoss gegen demokratische Regeln nicht mehr als „lupenreine Demokratie“ sogar noch adeln. Die Welt, resp. das Weltbild der Menschen, verändert sich rasend; die neuen Kommunikationstechniken und Wege sind nicht aufzuhalten; allein wegen des Zwangs zu wirtschaftlichem Erfolge nicht. Es ist also nicht zu erwarten, dass die Russen so schnell eine Ruhe geben und ihren Putin weiter schmierentheatern lassen. Warum sollen die Russen nicht schaffen, was die Tunesier oder die Ägypter geschafft haben.

08.12.2011 

Heute Kracht meint : Heute kracht Europa auseinander oder es stabilisert sich. Und da es nicht auseinanderkrachen darf, muss es sich stabilisieren. Wie ist jedoch ein Gebilde, das unter einem Schuldenberg ächzt, den ihm keiner mehr erleichtern will, zu stabilisieren? Der Gedanke ist nicht falsch, dass Schuldenberge als Gegenkraft eine hohe wirtschaftliche Aktivität brauchen, die die Schulden tragbar macht, die sich erfolgreich gegen den Druck der Schulden stemmt. Wie aber diese wirtschaftliche Aktivität erzeugen ohne gleichzeitig noch mehr Schulden sich aufzulasten? Die Frage ist heutzutage fast die des Alchimisten. Oder vergleichbar mit dem bekannten Spiel, einer legt seine eine Hand auf den Tisch, der nächste legt eine Hand drüber, der übernächste eine, dann der erste die zweite und so weiter und so fort und wenn keine Hände mehr frei sind, dann zieht der unterste seine erste Hand weg und legt sie wieder oben drauf. Wenn diese Hände aber als Beispiel für einen mit dem Mittel neuer Schulden betriebenen Versuch zur Stemmung der anderen Schulden betrachtet wird, so muss dieses Händespiel in ein so rasendes Tempo versetzt werden, und jetzt kommen wir ins Schleudern oder ins Flunkern, dass daraus elektrische Energie und damit das Problem gelöst wird. Wird es natürlich nicht. Das europäische Problem kann also, das ist ein einleuchtender Gedanke, heute zum Beispiel in der SZ, nur mit Arbeit gelöst werden. Wie aber Arbeit aus dem Ärmel zaubern ohne gleichzeitg den Schuldenberg zu erhöhen? Wie Arbeit schaffen bei den Sparprogrammen? Wie Arbeit schaffen in Spanien? Wie in Griechenland? Wie selbst in Deutschland unter vielen jungen Gebildeten, die nur mit Mühe ein Praktikum nach dem anderen durchseuchen? Gut, der Rüstungsexport boomt, Rüstung schafft Arbeit, die Krisenregion Nahost – und nicht nur die – mit Rüstung bestücken, das tut die Bundesrepublik. Die Konflikte dort anheizen, damits einen grossen Knall gibt; der Wiederaufbau wird dann viel Arbeit geben. Oder die Handelsschleusen nach Iran weit öffnen, das wird viel Arbeit geben. Ist doch egal, ob die die Bombe bauen. Wir selber laufen auch heiss vor Rüstungsproduktion. Zu einem vernünftigeren wirtschafltichen Kreislauf scheint die Menschheit noch nicht fähig. Wiederaufbau in Irak. Wiederaufbau in Afghanistan. Wo wird die Zerstörungsmaschinerie als nächstes eingesetzt? Für intelligentere Gedanken für intelligentere Lösungen, was mit dem ganzen nachwachsenden intellektuellen Potential machen, ist kein Platz. Das Modell des Deutschen Filmes, wie intellektuell-künstlerisches Personal entmannt, also der Tatkraft beraubt wird, wie sie eunuchisch fürs Fernsehen produziert, das dürfte ja auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein (heute berichtet Rüdiger Suchsland in artechock.de über die sieben brisanten Thesen von Martin Hagemann zur Rettung des deutschen Filmes. Es geht auch um die Rettung des künstlerisch-intellektuellen Potentials beim Deutschen Film, das so ziemlich am Ausdörren ist – wann wird die SZ darüber berichten?).

07.12.2011 

Rating, Raiding, Raten und Ratten meint : Das Rating, also englisch ausgesprochen, ist der Aufreger des Tages. Am liebsten würden manche, da eine Herabstufung des Ratings praktisch aller Euro-Länder wie ein Damoklesschwert über dem letzten, dem allerletzten Eurorettungsversuch von dieser Woche hängt, die Rating-Agenturen raiden. So wie die Amis in Afghanistan Privathaushalte nächtens raiden und die Menschen total demütigen, um herauszufinden, was in diesen Agenturen so vor sich geht. Was die mit ihren Rating-Spielen beabsichtigen. Ob sie nur von den Problemen in den USA ablenken wollen. Ob sie auf eigene Rechnung arbeiten. Weil sie sich möglicherweise an Herabstufungswetten beteiligen, die sie dann nach Gusto erfüllen können. Und die Ratten verlassen das sinkende Schiff, weil sie die Raten für die Anleihen nicht mehr bezahlen können. Wortspielereien. Müssen auch sein, wenn Worte zu viel Gewicht erhalten. Wenn die Wortgläubigkeit der Marktteilnehmer blind wird. Wenn die Marktteilnehmer ihren gesunden Menschenverstand herabgeratet haben. Wenn sie merken, dass sie mit sturer Befolgung der Signaltafeln der Ratingagenturen, die ja auch nicht mehr, längst nicht mehr über jeden Zweifel erhaben sind, sich ihr eigenes Grab schaufeln. Aber manche Anleger sind offenbar mit Richtlinien ihrer geldängstlichen Besitzer auf Gedeih und Verderb auf die Daumenraufs und Daumenrunter der Agenturen verpflichtet. Die haben dann wohl selbst wieder sehr mechanistisch denkende Chefs. Die Ratingagenturen werden nur stark, wenn die Anleger ihr Augenmass verlieren, wenn sie sich nicht mehr auf ihren Verstand verlassen. Denn ein Stück ökonomischen Sachverstand sollten Anleger auch mitbringen, und ihn nicht total an die Ratingagenturen verleihen. Die clevereren unter den Anlegern sollten vielleicht die Spiele der Agenturen etwas genauer studieren: welchen Menschen stachelt nicht die Hybris, wenn er plötzlich auf so einen Olymp gesetzt wird, er kann den Daumen heben und die wirtschaftliche Sonne scheint oder er kann den Daumen senken und der wirtschaftliche Himmel verdüstert sich. Die Spiele kleiner Kinder. Die Europäer tun zwar gut daran, eine eigene Agentur zu schaffen. Aber warum die mehrer hundert Millionen Euro kosten soll, das ist dann doch sehr merkwürdig. So teuer kann doch heutzutage die Info über die wirtschaftlichen Zahlen nicht sein; und wer nur nach Zahlen beurteilt, der kann das eine Maschine machen lassen; selbst beim Rater (sprich: Raita, aber bitte nicht Retter) sollte als letzte Instanz der Menschenverstand stehen. Doch auch daran gibt es zur Zeit berechtigte Zweifel, ob dieser der letzte Entscheider sei. Das ist vielleicht das Schwierigste für einen Rater heute: bei der Komplexität der Zahlen und Zusammenhänge, das Ganze nicht aus dem Auge zu verlieren. Je schwieriger diese Aufgabe, desto grösser die Verführung für Daumenheb- und Daumensenkspiele al gusto.

06.12.2011 

Untergegangenes U-Boot meint : Der U-Boot-Deal der Bundesregierung mit Israel, den die Kanzlerin letzte Woche nahezu unbemerkt genehmigt hat, ist in den Medien entsprechend untergegangen. Die Welt am Sonntag berichtete, Robin Alexander und Clemens Wergin meinten dort, es gebe gute Gründe für den Export. In ihrem Text finden sich aber überhaupt keine überzeugend guten Gründe dafür. Der eine Grund scheint eine reine Erpressung zu sein. Dass Israel nämlich als „Dank“ für die U-Boot-Lieferung 100 Millionen an die palästinensische Verwaltung überweist, die sie eh überweisen muss, die sie aber zurückgehalten hat, weil Palästina um völkerrechtliche Anerkennung sich bemüht. Die alte Erpressergeschichte halt, die der Historie noch nie zu einem guten Verlauf verholfen hat. Und der andere gute Grund ist der, dass damit Deutschland wieder einen Teil seiner Kriegsschuld aus dem Holocaust begleichen kann, indem es nämlich 135 Millionen von den 407 Millionen, die das Boot kostet, dem deutschen Steuerzahler belastet und Israel damit erlaubt, weiter an der Rüstungsspirale in Nahost zu drehen, sehr sinnige Holocaust-Verarbeitung, muss man sagen, statt das Geld für Friedensinitiativen auszugeben. Man muss in explosiven Weltgegenden Geschütze in Stellung bringen, sonst wirds fad. Und bei Israel weiss man immerhin, dass es sie auch gebrauchen wird. Hat es doch noch vor kurzem Phosphorbomben über Palästina abgeworfen oder etwas weiter zurück Streubomben über Libanon. Wer das Feuerwerk liebt, muss feuern. Die deutschen U-Boote können Mittelstreckenraketen abschiessen. Wenn Deutschland keine Waffen und Kriegsschiffe und dergleichen in Krisengebiete liefern würde, sähe es wohl mau aus mit dem Rüstungsexport, der dieses Jahr wieder alle Rekorde schlägt. Aber wie gesagt, der U-Boot-Deal ist medial untergegangen, es war einfach kein Platz dafür da, kein Platz für Aufregung darüber, kein Platz für Gewissensforschung, denn die Trietzerei der Ratingagenturen mit den europäischen Währungen, neueste Meldung: auch Deutschland droht die Herabstufung, kein Wunder bei dem vor wenigen Tagen verabschiedeten Haushalt, die Trietzerei also der Ratingagenturen mit den Euro-Ländern hält die Regierungschefs und die Presse alert, dann will die laute Bonner Konferenz, die sich gegen Krieg und für die Finanzierung von Korruption in Afghanistan entschieden hat, ihren Raum in den Blättern. Und Iran möchte auch wahrgenommen werden als Spannungssteigerer in der explosiven Nahostregion. Da macht sich doch so ein undercover geliefertes U-Boot ganz gut. Und kein Platz in den Zeitungen darüber zu spekulieren, welche Lobby es nun geschafft hat, die Kanzlerin in dieser Frage rumzukriegen, in der sie immerhin einige Monate gezögert hatte. Aber wie gesagt, die Währungsrettung geht vor. Da kann ein U-Boot-Deal, der kein moralisches Plus für die Republik ist, gut und gerne abtauchen.

05.12.2011 

Geben Ist Seliger Denn Nehmen meint : Gebet all Ihr Länder, die Ihr Euch heute in Bonn versammelt, gebet Afghanistan Milliarden. Denn Geld kann alles. Mit Geld kann man alles kaufen. Auch den Frieden. Warum ist Euch das nicht vor zehn Jahren eingefallen? Warum kommt Euch das nicht beim Iran in den Sinn? Jetzt plötzlich heisst das Heilmittel: Geld. Milliarden. Jeder, der ein bisschen hingeschaut hat die letzten zehn Jahre, kann sich leicht vorstellen, was mit den Milliarden geschehen wird: sie werden zum grössten Teil versickern in der Korruption, bei der Klientel des korrupten Präsidenten, sie werden umgeleitet werden in sichere Drittländer, sie werden einen Bauschub in den Emiraten auslösen, sie werden zum Schutze des Drogenanbaus und des Drogenhandels umgemünzt werden. Bitte, bleibt naiv, Ihr Diplomaten und Politiker aus aller Welt, die Ihr Euch in Bonn versammelt heute. Vertraut auf schön geschriebene Protokolle und schöne Worte. Bleibt naiv wie die Gründer der Währungsunion. Vertraut darauf, dass jeder vor seiner Tür kehrt, dass jeder seinen Haushalt in Ordnung bringt. Bitte, Ihr Geber aus aller Welt, stellt keine Bedingungen an Eure Gaben, verbindet mit den Gaben keine Kontrollmechanismen, keine Sanktionsmechanismen; das würde Euch als Misstrauen ausgelegt werden. Das würde Eure Gaben kleinherzig erscheinen lassen. Glaubt einfach an Wunder, Ihr Geber zu Bonn, Weihnachten ist nah, es wächst die Bereitschaft zum Wunderglaube. Denn Euch wird ein Wunder geschehen. Mit Geld geschehen Wunder. Ihr schickt Geld nach Afghanistan – und der Mohn wird erblühen wie nie. Ihr schickt Geld nach Afghanistan – und die Korruption wird erblühen wie nie. Ihr schickt Geld nach Afghanistan – und die Kriegswunden, die ihr dem Land mit zugefügt hat, die Hundertausende kaputter Seelen und Viten, die werden geheilt. Den Kriegswaisen wird Euer Geld das Gefühl eines Vaterersatzes, eines Mutterersatzes geben. Schickt Geld nach Afhanistan und die Menschen werden sofort die demütigenden Behandlungen durch die nächtlichen Razzien der Amis vergessen und verzeihen. Schickt Geld nach Afghanistan und alle Problem werden gelöst werden. Denn bald ist Weihnachten. Und Weihnachten ist die Zeit für Weihnachtsmärchen. Die Bonner Konferenz wird ein solches Märchen wahr werden lassen. Mit Geld und schönen Protokollen.

04.12.2011 

Bil Anz meint : Die Bilanz der Allianz steht diese Woche an an der Petersberger Konferenz. 10 Jahre hat die Nato in Afghanistan gewütet, eine grosse Massenmörderei begangen, an der sich auch Deutschland beteiligt hat erstmals wieder seit Hitler. 10 verlorene Jahre für Afghanistan und für die Nato. Wer kann, geht raus aus Afghanistan. Wer kann, flieht. Nur wer von der Korruption profitiert, bleibt. Die Konferenz wird also für die zurückbleibende Korruption des korrupten Präsidenten viel Geld zur Verfügung stellen müssen. Mehr wird dieser Mammut-Konferenz nicht einfallen. Der Mohnanbau, der Drogenexport erreichen Rekordmarken. Dank der Nato ist inzwischen auch der Hasch-Anbau wieder ein beachtlicher Faktor geworden. Die Drogenproduktion ernährt sowohl die Taliban wie auch die Karzai-Korruption. Eine eigene Industrie, das Rückmark für Freiheit und Selbständigkeit eines Landes, konnte sich unter der mörderischen Nato-Besatzung nicht entwickeln, in der auch Deutsche das Töten wieder angefangen haben oder zu „gefallenen“ Kriegshelden wurden in einem Land, das Deutschland nie angegriffen hat. Geschwätzige Journalisten haben diesen Fakt als „Verantwortung übernehmen“ mit herbeigeredet und verteidigt. Die Amerikaner, gerade unter ihrem Friedensnobelpreisträgerpräsidenten, welche Peinlichkeit für Oslo, haben Afghanistan vor allem benutzt, um ihr hinterhältiges Mords- und Hasssäinstrument Drohne tödlich zu exerzieren. Daher nimmt Pakistan nicht teil an der Konferenz. Ohne Pakistan garntiert kein Frieden in Afghanistan. Eine Konferenz, die den Teilnehmern bestenfalls ein paar wichtige Tage in Bonn und im Rampenlicht beschert mit schönen Spesen versüsst. Ob sich der ganze Kriegs- und Konferenzaufwand lohnt, gelohnt hat, lohnen wird, damit ein paar Mädchen wieder zur Schule gehen können, ob das nicht auf anderem Wege auch zu erreichen gewesen wäre?

03.12.2011 

Fis Kalu Nion meint : Wir machen hier, jetzt so richtig einen drauf, wir gründen jetzt die Fiskalunion. Fitzelkramunion. Do-, Re-, Mi-, Fa-, Fis-Kalunion. Fä-Kalunion, Fiskalunion heisst Stabilitätsunion. Heisst Durchgriffsrechte in Europa. Wir werden damit rechnen müssen, dass Griechenland, Portugal, die baltischen Staaten, Bulgarien, Rumänien, die jetzt schon – indem sie immer mehr in Armut versinken – einen unschätzbaren Beitrag zur Stabilisierung des Euro leisten und die mit ihren Opfern für ein zukunftsfähiges Europa stehen, ein Europa, das bald schon mit spitzen Fingern auf den von uns vor einer Woche an dieser Stelle verabschiedeten Haushalt, der mit einer Neuverschuldung von 26,1 Milliarden merkelt, schäubelt, kalbt, die uns bald schon empört darauf hinweisen werden, dass auch wir, die wir hier das Wort führen auf dem Weg zu Fiskalunion, bittschön endlich auch statt neue milliardenschwere Schulden zu machen mit Schuldenabbau beginnen sollen. Insofern stehe ich zweischneideig hier und versuche die Blicke auf die zu gründende Fiskalunion zu lenken. „Wir stehen kurz davor. Es gibt noch Schwierigkeiten zu überwinden. Aber die Notwendigkeit ist weitgehend bekannt“ (Angela Merkel am Freitag im Bundestag über die zu gründende Fiskalunion mit Durchgriffsrechten bei etwa Kilometer 35 des Marathons dorthin). Dann fährt die Bundeskanzlerin in der Debatte vom gestrigen Freitag fort und erwähnt zwei Institutionen, die in Europa Vertrauen geschafft haben, die Gerichte, beispielsweise Bundesverfassungsgericht, die Nationalbanken und die Europäische Zentralbank. Dann setzt sie an, und das ist bemerkenswert, mit einer Selbstgeisselung der Politik, die Vertrauen verspielt habe „Das begann erstens mit der Gründung der Wirtschafts- und Währungsunion selbst, als Konstruktionsfehler zugelassen wurden, die die Euro-Gruppe erst schleichend und dann immer offenkundiger eingeholt haben und jetzt mit voller Wucht einholen. Das geschah gewiss nicht mit böser Absicht, aber es ist eine Tatsache, die nicht zu leugnen ist. Zweitens hat die Politik über die Jahre Vertrauen verspielt, weil sie schon seit Gründung der Wirtschafts- und Währungsunion die Prinzipien, die im Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgesehen waren, nicht oder nicht vollständig angewandt oder gar aufgeweicht hat. Dass wir alle in Europa uns jetzt entschlossen haben, endlich damit aufzuhören, das ist die wichtige, ermutigende Zwischenbilanz, die wir heute ziehen können.“ Nun ja, hört sich wirklich sehr gut an, hätte sie das schon vor einer Woche gesagt bei der Verabschiedung des Haushaltes 2012, den die Politik, die die Rednerin zu verantworten hat, mit 26,1 Milliarden neuer Schulden belastet. Offenbar ist das immer noch nicht böse Absicht gewesen vor einer Woche, die Schuldenmacherei weiter zu betreiben, denn die Einsicht, dass das nicht so weiter geht, die kam dann erst in der Woche drauf. Der Haushalt 2012 mit den riesigen neuen Schulden, der war dann, wenn schon keine böse Absicht, so vielleicht lediglich Dummheit. Wollen wir dumme Politiker?

02.12.2011 

Absch Nüren meint : Iran abschnüren von den Lebenssäften. Von den Zufuhren und Ausfuhren. Abschnüren. Wieviele Millionen Menschen betrifft das? Wieviele Atommächte gibt es auf der Welt, die nicht sanktioniert werden? Die Situation mit allen Mitteln verhärten. Bis irgendwas bricht. Aber was, das ist nicht berechenbar. Ein bisschen spielen mit Verhärtungen. Bis es einen selber trifft. Ein intelligentes Spiel? Wird es was bringen. Gibt es eine Geschichte erfolgreicher Sanktionen? Die Versuche Länder oder Menschen gefügig zu machen, indem man sie abschnürt von Dingen. Was ist der Wert der Dinge? Oder schnüren Sanktionen auch die menschlichen Kontakte ab. Abschnüren der Geldströme kann weh tun. Das tun die westlichen Banken ja schon unter sich. Da brauchts keine Atomprogramme. Da reicht ein gesteigertes Misstrauen. Denn die Oekonomielehrlinge an den Spitzen Frankreichs und Deutschlands haben ihren Einführungskurs in Finanzkrisenmanagement noch nicht abgeschlossen. Derweil mischen die Zentralbanken den Geldadern Macromar bei. Das sei nicht ohne Risiko. Was Sanktionen sicher immer bewirken, je stärker sie sind, sie setzen enorme Kräfte in Gang, diese zu umgehen, sie schaffen Voraussetzungen für Sanktionsschattenwirtschaften. Letztlich ein pädagogisches Problem. Wie in der Schule. Wird ein Schüler nicht mehr rauchen, weil es verboten ist? Er wird es heimlich tun. Wird ein Schüler seinen Leidenschaften nicht mehr frönen, wenn ihm das Taschengeld gekürzt wird. Von anderen Menschen ein bestimmtes Verhalten verlangen ist immer so eine problematische Sache. Menschen schneiden, weil einem ihr Benimm nicht passt, hat auch was sehr Groteskes. Mit Menschen nicht mehr reden, bloss weil einem deren Benimm nicht passt, sieht doch auch sehr bitter aus. Menschen leben lassen und irgnorieren, weil sie sich arschig benommen haben, das kann vielleicht angehen, vor allem, wenn sie es nicht lernen. Aber glaubt irgend einer der Iran sanktionierenden Staaten, Iran würde aufhören an der Bombe zu bauen? Durch solche Verhärtungen von Sanktionen geht oft auch der gesunde Menschenverstand flöten. Der sagt, Entschuldigung, warum sollen wir nicht dürfen, was so und soviele Staaten auch dürfen, was bei so und so vielen Staaten geduldet wird. Diese simple Erkenntnis kann durch keine Sanktion aus der Welt geschaffft werden, verleiht jeder Sanktion einen ziemlichen Haut-Gout, einen karikaturhaften Igitt-igitt-ismus, stellt die Sanktionierer ins Licht erhöhter Pikiertheit, die der unbeteiligte Aussenstehende doch eher grotesk und komisch findet. Immer ist es komisch, wenn Leute nicht kantisch handeln, wenn sie sich selber mehr erlauben, als sie anderen erlauben wollen. Dabei haftet dem Sanktionieren immer was Verbittert-Verbiestertes an, was dem Sanktionierer selbst Freiheit und somit Handlungsspielraum nimmt.

01.12.2011 

Street Words XXXI meint : Deshalb leidet die gute Frau etwas. Dass Du nicht in die gleiche Schublade kommst. Hallo, sind Sie Fussballfan? Liegt gerade im Krankenhaus, kriegt ne neue Herzklappe. In zwei Stunden zwei Sprengstoffanschläge. Jetzt haben wir schon eine Banane gegessen, Erdebeeren gegessen, Himbeeren gegessen. Es ist schön anzuschauen, aber wenn Du weißt, was dahinter steckt, es ist schon krass. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind. Du hast heute die Fallsucht. Du hast zu wenig Leute, du kannst doch nicht alle ablehnen, die da kommen. Jemandem über den Mund fahren oder jemandem seine Regeln. Das hab ich der Mudder beim Herfahren durch die Stadt schon gsagt. Zum Beispiel blaue Nähte und dann beige Sitze und lauter son Schmarren. Da sigt ma, wie die aufgeschüttet haben nach dem Krieg. Und dann gehen wir ins Kino, das ist ein Erlebnis. Wegen „lufttechnischer Probleme“ ist unser Fachgeschäft bis auf weiteres geschlossen. Ich zieh mein Hemd allein aus, ich muss nicht viel fragen, überlegen. Also Marthe lebt noch, die ist aber auch schon. Wir waren schon immer Mädchen für alles, Fahnenträger, Trommler. Alles was der erzählt, ist totaler Schwachsinn. Und jetzt arbeitest Du an Deiner Doktorarbeit, eher aktiv oder so..? So eine abgefuckte Gegend. Weil ich bin total verwirrt, ich bin heut zum ersten Mal hier. Kriegen wa noch nich so hin, is ok. Omi ist furchtlso. So mein Freund, jetzt reden wir mal ein paar Wörtchen miteinander. Man kann es nicht bis ins Letzte planen, sicher nicht, aber über den Daumen gepeilt schon. Zwoa Minuten dauerts no. Aber die Eisenbahnabteile früher warn schöner, heute grässlich. Und gestern haben se bei der hier verschissen. Das Geile war bei der, ich zock ziemlich. Es ist nix passiert, aber die Polizei braucht manchmal Zeugen. Jetzt hab i die ganzen Bierkrüag weg, die ganzen Dosen weg. Ich sag Dir, das ist die letzte Passion der Kapitalisten. A Ding hamma kauft, a Regnjackn in Amerika drübn. I kumm bei denen ned mit, die haben jetzd dieses Riesenhaus gebaut, also zu zweit. Aber der Keller war nicht geputzt. Das sieht ja witzig aus, der Kran da vor dem Ding. Wir haben uns so per Zufall kennen gelernt. Da hab ich immer mit ihm was gmacht, hab ihn viermal die Woche gesehen, wir waren immer zusammen.

30.11.2011 

Frommer Wunsch meint : Catherine Hoffmann schreibt heute in der SZ auf der Geld-Seite „Die Politiker müssen den Bürgern die Wahrheit sagen.“. Das dürfte ein frommer Wunsch bleiben. Die Verführung der Politiker, den Bürgern nach ihren Wünschen oder nach dem Mund zu reden ist einfach zu gross, weil sich damit die Hoffnung auf Beliebtheit und Wiederwahl verbindet. Allerdings dürfte auch den Medien die Versuchung, dem Leser nach dem Mund und nach seinen Wünschen zu schreiben (oder nach dem Wunsch der Inserenten!) nicht völlig unbekannt sein. Was haben viele Abgeordnete gerade letzten Freitag im Parlament wieder behauptet? Der Haushalt sei konsolidert, er sei solide. Ein Haushalt der sich mit 26,1 Milliarden hoch verschuldet! Und solche Herrschaften, die einen derart gewaltigen, neuen Schuldenberg auf sich nehmen und das solide nennen, wollen den Euro kurieren, ha ha, da lacht die Kirchenmaus und krümmt sich und die Presse merkt das gerade mal der formhalber im Kleingedruckten an. Dass ein Götz George (gelesen in der heutigen tz auf der Seite Fernsehen in einem PR-Beitrag zu einem ARD-Film, das untere Viertel derselben Seite nimmt eine Anzeige des BR, einer ARD-Anstalt, ein) an seinen eigenen Satz „Ich lebe ohne Lebenslügen“ glaubt, das mag man ihm nicht verübeln, ja das nimmt man ihm sogar ab, dass er daran glaubt; schliesslich haben Schauspieler sonst nichts, ausser dass sie ihr Fleisch und Blut und so vorhanden ihren Geist immer anderen Rollen zur Verfügung zu stellen haben. Mithin leben sie nur von ihrer Einbildung. Und die muss stark sein, um in so einem Metier zu überleben. Gottseidank sind sie keine Politiker. Andererseits verehrt das Volk die Schauspieler, weil sie aus Nichts was machen können, weil sie glaubwürdig Illusionen erzeugen können. Gleichzeitig aber lässt sich Volk immer auch gerne von politischen Lügenbaronen an der Nase herum führen; da kennt die Verehrung gelegentlich keine Grenzen, selbst wenn der Pups aus Halifax kommt. Von Politikern Ehrlichkeit oder die Fähigkeit die Wahrheit zu sagen zu verlangen, das wird wohl für alle Zeiten ein frommer Wunsch bleiben. Umso mehr ist die Gesellschaft auf Medien angewiesen, die versuchen, Sachverhalte zwingend zu beschreiben (dass eine Neuverschuldung von 26 Milliarden nicht solide sei; dass ein brutaler Mauerbau nicht ein Grenzzaun sei, oder dass es ein Skandal ist, wenn Deutschland in ein potentielles Pulverfass wie den Nahen Osten 200 Panzer lierfert). Von chronisch zum Lügen neigenden Personengruppen Wahrhaftigkeit zu verlangen, ist verschwendete Energie; man kann nur bei sich selbst anfangen mit dem Versuch der begrifflichen Genauigkeit.

29.11.2011 

Immer Wieder meint : Immer wieder fallen Betrunkene auf U-Bahngleise. Das ist eine beliebte Mitteilung im Lokalteil oder unter den vermischten Meldungen. Aber nie regen sich Politiker darüber auf, dass dagegen keine Vorsorge getragen werde. Heute berichtet in der SZ auf der München-Seite ffu über einen solchen Vorfall am Karlsplatz. Es habe sich um einen offenbar angetrunkenen 20-jährigen gehandelt, der am Karlsplatz zu München auf die Gleise gefallen sei, als er auf dieselben urinierte. Der Vorfall habe sich am Samstagmorgen ereignet und sei von zwei Männern beobachtet worden. Es sei 5 Uhr früh gewesen. Die beiden beobachtenden Männer seien dem gefallenen, urinierenden Betrunkenen hinterher auf die Gleise runter nachgeklettert und hätte ihn aus dem Gleisbett gezogen, bevor die nächste Bahn der Linie U-5 Richtung Neuperlach eingefahren sei. Weitere Fahrgäste hätten in der Zwischenzeit bereits die U-Bahnwache und den Rettungsdienst alarmiert. Der 20-jährige, der in Haar wohne, habe sich bei dem Sturz lediglich Prellungen zugezogen. Tja, wieso des Langen und Breiten über einen so doch bedeutungslosen Vorfall berichten? Nun, ein Autor könnte darum herum vielleicht die wildeste Geschichte schreiben, wenn er sich für das Schicksal dieses 20-jährigen, der es ohne namentlich genannt zu werden, doch zu einem 15-zeiligen Artikel in einer grossen Zeitung gebracht hat. Der Autor könnte recherchieren. Würde vielleicht auf einen ganz ungewöhnlichen Lebensweg stossen, der aber nur ein einziges Mal ins Licht der Öffentlichkeit gelang, nämlich durch den Vorfall vom Samstag, dem 26. November 2011, der dann in der SZ vom 29. November 2011 seinen Niederschlag gefunden hat und der durch eine Verkettung der unglaublichsten Umstände passiert sei. Man könnte diesen Vorfall aber auch als ein Symbol sehen für viel Politik, die gemacht wird und die geradewegs zum Sturz führen wird. Wenn Politiker einen Haushalt vorlegen, der sich haushoch und absolut verantwortungslos verschuldet und sie sprechen dabei von Konsolidierung. Die müssen geradewegs auf die U-Bahngleise knallen, bei der wenig Beherrschung der deutschen Sprache, die sie mit solchen Äusserungen an den Tag legen, dagegen dürfte das Lallen eines Betrunkenen noch sinnstiftender sein. Oder wenn Israel den palästinensischen Behörden die Gelder sperrt (Palästina ist immer noch israelische Besatzungszone) und dadurch Hass und Wut sät und dem Frieden weitere Steine in den Weg legt. Peter Münch, der darüber berichtet, darf in der heutigen SZ in diesem Zusammenhang verniedlichungsjournalistisch das Wort vom Grenz“zaun“ benutzen, obwohl es sich um eine menschenverachtende, brutale, meterhohe Mauer und Sperranlage handelt. Auch Israel dürfte bald, wenn es weiter so gegen den Frieden agiert, auf die U-Bahngleise fallen. Fraglich, ob sich dann spontan noch Helfer finden, die es vorm nächsten nahenden Zug rausziehen. Der Nachbar Assad, der ist allerdings schon mitten dabei, auf die Gleise zu fallen und statt zu urinieren, schiesst er verbal und mit Waffen wild um sich, eine Steigerung des Begriffes des Amokläufers: Assad. Wenn der nur mit Prellungen davon kommen soll, dann muss ein Märchen aus Tausend und Eine Nacht geschehen.

28.11.2011 

Besser Später meint : Besser später als nie. Die Welt am Sonntag hat 12 Sparvorschläge, zusammengestellt von Dorothea Siems, veröffentlicht, wie der Bund die 26,1 Milliarden Neuverschuldung, die der Bundestag am Freitag mit dem Haushalt beschlossen hatte, einsparen könnte. Einsparungen, die wohl kaum geeignet sein dürften, in Deutschland den sozialen Frieden oder die Stabilität der Demokratie oder das wirtschaftliche Wachstum zu gefährden. In der Haushaltsdebatte im Bundestag ging es jedoch überhaupt nicht darum, diese unglaubliche Torheit der Bundesregierung, nochmals 26 Milliarden neu Schulden aufzunehmen (und parallel kriegte der Bund eine neue Anleihe schon gar nicht mehr ganz los!), zu diskutieren. Es war nur eine Streiterei mit viel kleinkariertem Parteienzank und simplem Verteilungshickhack, was mit dem zusätzlichen 26 Milliarden machen, sie wem zugute kommen lassen. Wie wenig die Abgeordneten und Minister das Gesamtwohl des Landes und ergo einen neuverschuldungsfreien Haushalt interessiert, belegen einige Äusserungen aus der Debatte um den Haushalt des Verkehrsministers (nachzulesen im Tagesaktuellen Protokoll der 144. Sitzung vom 25. November unter bundestag.de). Herr Bartholomäus Kalb (CDU/CSU): „habe ich mir die Morgennachrichten angeschaut. Darin wurde gemeldet, dass wir heute die abschließende Beratung des Bundeshaushalts 2012 durchführen und dass die Neuverschuldung auf 26,1 Milliarden Euro steigt. Diese Meldung ist objektiv falsch. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP). Wir hatten im Jahr 2011 im Haushalts-Soll eine Neuverschuldung von 48,4 Milliarden Euro vorgesehen. Durch unsere Haushaltsberatungen können wir die geplante Neuverschuldung für 2012 auf 26,1 Milliarden Euro senken. Man muss schon Äpfel mit Äpfeln und Birnen mit Birnen vergleichen. Man kann nur das Haushalts-Soll mit dem Haushalts-Soll und das Haushalts-Ist mit dem Haushalts-Ist vergleichen. Ich denke, insgesamt ist uns ein sehr guter Haushaltsentwurf für 2012 gelungen“. So weit Herr Kalb von der CDU/CSU (nicht zu verwechseln mit der kuriosen Schillerschen von Kalb-Figur aus Kabale und Liebe!). Ein glattes Vorgemache, was Herr Kalb uns hier auftischt, ein Politiker, der offenbar nicht über den nächsten Wahltag hinaus schauen kann. Das Tüpfelchen auf dem Selbsttäuschungs-i bot dann aber der Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert mit folgener Antwort: „Herr Kollege Kalb, während die Neuverschuldung sinkt, steigt die Redezeit“. Verzeihung Herr Bundestagspräsident, aber es geht hier um eine riesige Hauhaltsnarretei, überhaupt noch weitere Schulden aufzunehmen, sehen Sie nicht, was in anderen Ländern vor sich geht, sind Sie schon so betriebsblind? Einzig Sven-Christian Kindler vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bringt einen Vorschlag, ohne jedoch explizit einen Zusammenhang mit der Aufnahme von 26 Milliarden neuer Schulden zu erwähnen, wie die zusätzliche Milliarde im Verkehrsetat (auch einer der Einsparvorschläge in der Welt am Sonntag) eingespart werden könnte: „Ohne Strukturreformen und echte Veränderungen bringt diese zusätzliche Milliarde nichts. Wir haben im Haushaltsverfahren ein grünes Verkehrskonzept vorgelegt, aus dem hervorgeht, wie wir ohne diese Milliarde und allein durch Umschichtungen sinnvolle Investitionen tätigen können.“ Über Patrick Schnieders (CDU/CSU) Satz kann man dagegen nur staunen: „Wir stehen mit dem Einzelplan 12 für eine realistische und zukunftsweisende Politik in den Bereichen Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Wir stehen für Investitionen, wir stehen für Wachstum, und wir verbinden das Ganze mit Haushaltskonsolidierung.“, irgendwie scheint Patrick Schnieder ein Problem mit der deutschen Sprache zu haben, wenn er die Aufnahme von 26 Milliarden neuer Schulden mit Haushaltskonsolidierung gleich setzt, was hat Schuldenmachen mit Konsolidierung zu tun? Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) beendete die Debatte dann mit unsäglich politisch-leerem Blahblah, der den Steuerzahler aber noch teuer zu stehen kommen wird: „Mit dem vorliegenden Haushalt ist es, wie ich denke, der Koalition gelungen, einen Ausgleich zwischen notwendiger Konsolidierung und dringenden Investitionen zu schaffen.“

27.11.2011 

Denke Der Reichen meint : Sich in die Denke der Reichen hineinversetzen. Wer sind sie überhaupt. Jene, die die 800 Milliarden europäisches Staatsanleihen ihr Eigen nennen. Banken, Fonds, Privatpersonen. Das Gros dieser Gelder wird auf einer übersichtlichen Zahl von Eigentümern verteilt sein. Wobei ein Teil dieser Gelder vielleicht gar nie real eistiert hat, weil es ein Geld ist, was Banken gleich mehrfach ausgeliehen haben. Was machen also die Besitzer dieser 800 Milliarden, die es real vielleicht längst nicht mehr gibt, wenn diese zurückbezahlt werden sollten. Falls die Staaten die zurückzahlen können. Was machen mit 800 Milliarden? Wenn man den Staaten nicht mehr traut. Wem kann sonst noch getraut werden? Das Geld sollte zudem arbeiten. Schlechte Zeiten, wenn Reiche froh sind, ihr Geld zinslos anlegen zu können, bloss, weil sie dadurch eine vermeintlich höhere Sicherheit erhalten. Wohin mit den 800 Milliarden, wenn die Eigentümer sie nicht mehr dem Staat zur Verfügung stellen wollen. Was machen die überhaupt mit soviel Geld, falls die europäischen Staaten anfangen ernst zu machen mit Haushaltskonsolidierungen und die Schuldenberge abzubauen und keine neuen Anleihen mehr brauchen? Der Staat war ein bequemer Ort, um sein Geld arbeiten zu lassen. Er gab das Versprechen oder erweckte den Anschein, nie Pleite zu gehen. Denn die Steuerzahler stehen grade für das Geld des Staates. Nur merkwürdig, dass vornehmlich Reiche, die sicher auch viele Staatsanleihen in ihrem Portefeuille haben, sich dann in Staaten niederlassen, in denen kaum Steuern bezahlt werden müssen. Dass viele Reiche, wie die CDs von Banken aus Steueroasen zeigen, versuchen dem Steuerzahlen auszuweichen. Andererseits bewundert die Masse die Reichen für ihren Reichtum. Sie träumen davon. Berichte und Reportagen über Reiche, Superreiche und russische Oligarchen gehen gut in den Medien. Die Reichen sind der Traum der Massen, das Vorbild. Aber die Massen wissen auch, dass auf ehrlichem Wege solche Reichtümer nie zustande kommen können. Dass die Reichen sich gerne mit Politikern zeigen und treffen. Dass sie sich Privilegien rausholen. Die holt sich der Kleine Mann, für den die Reichen Vorbilder sind, genau aus diesem Grunde selbst. Mit ein bisschen Schwarzarbeit da und einem kleinen nicht deklarierten Besitztum dort. Die Denke der Reichen.

26.11.2011 

800 Milliarden meint : Die europäischen Staaten müssen in den nächsten Jahren 800 Milliarden an Anleihen erneuern. Das heisst, es wird damit gerechnet, dass es einen Markt gibt, der 800 Milliarden flüssig ist und die Anleihen – theoretisch – abnehmen könnte. Sich jetzt mal in das Denken des Marktes hineinversetzen, hiesse doch, sich überlegen, was macht der Markt, wenn er den europäischen Staaten nicht mehr traut. Dann hat der Markt doch das Problem, wohin mit den 800 Milliarden. Wird er die dann ganz leichtsinnig in amerikanische Staatsanleihen stecken oder in indische oder in chinesische? So sicher ist das nicht. Aber irgendwohin muss der Markt mit dem Geld. Ich vermute, der Markt würde sehr gerne sein Geld den Europäern leihen. Aber er hat auch gesehen, dass die sehr sorglos mit dem Geld umgehen. Nicht so verantwortungslos zwar wie die Amerikaner, die noch viel mehr Wohlstand und Kriege auf Pump gelebt haben. Was macht der Markt darum? Er signalisiert den Europäern, hey, seid vorsichtig mit Eurem Geld, mit Euerer Haushaltspolitik. Werdet solide. Was ja in den Verträgen zum Euro klipp und klar vorgeshen war, nur hat sich keiner dran gehalten. Drum trietzt der Markt die übermütigen Europäer. Und der Vorschlag einer Fiskalunion, die nicht nur Stabilitätskriterien vorgibt, sondern die auch sanktionieren kann, ist doch sehr vernünftig. Das wäre sozusagen ein Licht am Horizont. Dann könnte Europa nach den Schmerzen, die durchaus als Entwicklungsschmerzen einer jungen, aufstrebenden Währung bezeichnet werden könnten, also nach den Schmerzen der Haushaltssanierungen, ein grandioses Modell für einen grossen Markt, und der trotzdem keinen politisch starren (Beton)Block abgibt, werden, vielleicht eines der blühendsten Wirtschaftsmodelle überhaupt mit einem ausgewogenen Verhältnis von Freiheit und Kontrolle und Sanktionen und von Ausgaben und Einnahmen, von Schulden und Schuldenabzahlung, von Wohlstand und solidem Haushalt. Insofern, wenn wir davon ausgehen, dass der Markt durchaus auch zu einem gewissen Denken fähig wäre (woran gleichzeitig sicher auch zu zweifeln ist) und mit der Verweigerung der Abnahme deutscher Bundesanleihen auf nichts anderes hinweisen wollte als auf die grandiose von Herrn Schäuble präsentierte und von Frau Merkel zu verantwortende Eselei einer neuerlichen Neuverschuldung im gestern verabschiedeten Haushalt. Man sollte den Märkten in dieser Hinsicht noch mehr Konsequenz wünschen, dass sie sich, solange diese törichte Neuverschuldung (weil Merkel, Schäuble und Co wieder den grössten Schiss haben, einen gesunden Haushalt durchzuziehen) gilt, strikt weigern, überhaupt noch deutsche Anleihen abzunehmen. Dann könnten die Politiker die Schuld für die notwendigen Kürzungen im Budget spielend leicht auf die Märkte schieben – und hätten dann vielleicht doch noch Chancen auf eine Wiederwahl.