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25.09.2011 | Gel Dvert Eil Mas Chine meint : DIE ZEIT brachte es an den Tag, BILD skandalisierte es ( und zwar fett mit Zahlenwerken untermauert!) und die SZ versuchte es auf der Medienseite wieder weichzuspülen: es geht um die Finanzplanung der hauptsächlich mit den Zwangsgebühren finanzierten öffentlichen Rundfunkanstalten. Sie melden für die kommenden Jahre einen Finanzzusatzbedarf von weit über einer Milliarde Euro an, was zwingend eine Gebührenerhöhung, der ab 2013 als Haushaltszwangssteuer vorgesehenen Rundfunkgebühr führen wird. Die BILD-Zeitung hat diese Forderung als Schlagzeile und mit Ausrufezeichen versehen auf ihrer Seite zwei oben in ihrer Ausgabe von Donnerstag, dem 22. September gebracht. Die Kalkulationen konnten auf der Website bild.de en detail als PDF-Partei runtergeladen und eingesehen werden. Diesen Zahlen- und Begriffswust zu sichten und ihm auf den Grund zu gehen, dürfte eine journalistische Pflichtaufgabe sein für eine Presse, die von sich behauptet „frei“ zu sein, und zwar gehört diese Recherche auf die politischen Seite, und nicht nur auf die Medienseite, wie freitags bei der SZ. Denn der öffentliche Rundfunk ist dank der gigantischen Geldbeschaffungsmaschine GEZ (die ihrerseits wieder Dutzende von Millionen Gebührengeldern verschlingt) eine gigantische Geldverteilungsmaschine. Ein bekannter Oekonom formulierte es mal im kleinen Kreise so „Geldverteilungsmaschinerien funktionieren nach ganz eigenen Gesetzmässigkeiten. Eine kleine Gruppierung füllt gierig ihren Beutel und alle anderen werden schlicht für dumm verkauft!“ Diesen Satz könnten sich die recherchierenden Journalisten zum Motto machen. Und die Zahlen sollten besonders unter dem Aspekt untersucht werden, dass künftig jeder Haushalt, ob kümmernder Rentner, ob TV-, Fernseh- und Internet-Abstinenzler, ob Praktikant oder Geringverdiener, ob Sportinteressierter oder nicht, seinen Zwangsobulus an diesen Geldhaufen beitragen muss, wenn er nicht eine Gebührenbefreiung bewirken kann. Beim schnellem Durchscrollen der PDF-Dateien bei bild.de fallen vor allem zwei Dinge auf: beim ZDF, das die Zahlen in Millionen angibt, sind es Tausende von Minuten und Milliarden von Euros, die für diverse Sportereignisse vorgesehen sind (wie weit der total kommerzialisierte Sport noch was mit dem Auftrag des öffentlichen Rundfunkes zu tun hat, wäre eine wichtige zu diskutierende Frage) und bei der ARD, die die Landesrunfunkanstalten umfasst, und die die Zahlen in Tausendern angibt, sind es Pakete von Hunderten von Millionen, die für Pensionen vorgesehen sind. Wie sowieso die Gehälter Milliardenbeträge ausmachen. Da wären diverse Close-Ups wünschenswert! Die Pensionen waren gut und komfortabel gedacht. Und wer das Glück hatte, ein Leben lang durchgehend bei so einer Anstalt beschäftigt sein zu können, darf sich auf einen gut dotierten Lebensabend freuen. Finanzieren dürfen ihn dann allerdings auch Millionen von gewöhnlichen Rentnern (denen eh schon immer weniger Geld zur Verfügung stehen wird), von Niedrigverdienern, kurz, dem ganzen Segment der Bevölkerung, was geradeso über der Armutsgrenze sich durchkämpft, ein Posten also, der, wenn er mittels Gebührenerhöhung durchgesetzt wird, zu einer weiter steigenden Umverteilung des Geldes führt in eine Richtung, die bald schon sozial problematisch werden dürfte. Ein Posten, der angesichts dieser Nachforderungen dringend auch der Durchleuchtung bedarf, sind Gagen und Gehälter: in Zeiten des Internets ist es leicht möglich, konkrete Zahlen zu veröffentlichen, wie man es mit den Gehältern der Intendanten schon getan hat; es wird unumgänglich werden, zumindest jene Namen zu veröffentlichen, die allein aus dem Gebührenpott mehr Jahresgehalt beziehen als beispielsweise die Bundeskanzlerin – es dürfte sich um eine ganze Reihe von Personen handeln, bei denen zu prüfen wäre, ob ihr Beitrag zur Kultur im Lande eine solche Vergütung verdient. Es muss dringend Licht in diesen Zahlen- und Begriffswust geworfen werden, denn welcher Normalbürger versteht schon, was hier an einigen Beispielen aus dem Zahlen- und Begriffswerk angeführt wird: Umstellung des Runfunkfinanzierungsmodells / Beitrags- als auch Aufkommensneutralität / 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag / Dynamisierung der Wettbewerbssituation auf dem internationalen Lizenzhandelsmarkt / eine konstante Entwicklung im Sinne einer Seitwärtsbewegung prognostiziert / tiefgreifender Umbruch in der Medienwelt im Zuge des Digitalisierungsprozesses / KEF-Einsparauflage übererfüllt / Reduzierung im Wert von 150 Arbeitsplätzen / restriktive Wiederbesetzungssperren / Berechnungen des Versicherungsmathematikers / Ratio-Regelung ausgelaufen / Zuführung zur Versorgungsrückstellung / Fortschreibungsrate für das Regelprogramm / Wert- und Mengengerüst der Sport-Grossereignisse / Das entfallende Regelprogramm korrespondiert mit dem geplanten Übertragungsumfang der sportlichen Grossereignisse / für die geplanten Sport-Grossereignisse ist ein Übertragungsumfang von 12\'585 Minuten geplant. Der dafür vorgesehene Gesamtansatz beträgt 135.71 Mio Euro. Für die Sport-Grossereignisse wird von einem entfallenden Regelprogramm in gleicher Sendezeit ausgegangen, dessen Wert sich mit 19.99 Mio Euro beziffert. / das komplette ZDF-Bouquet auch terrestrisch digital / wird die im Rahmen des Betriebes gewerblicher Art (BgA) „Werbefernsehen“ absetzbare Vorsteuer aus Vereinfachungsgründen unter Zugrundelegung des für die Körperschaftssteuerregelung anerkannten Kostenschlüssels ermittelt / Die Gewinnermittlung basiert dabei auf der von der Finanzverwaltung anerkannten pauschalen Relation zwischen Erträgen und Aufwendungen / pauschale Einsparerwartung beim Gebühreneinzug / Differenz bilanzieller zu kalkulatorsicher Abschreibung / Wegen der Erläuterungen wird auf HhSt 800 – Programminvestitionen – verwiesen / einen Prozess der grundlegenden Veränderung / Ab dem Jahre 2013 ist bei den fiktionalen Programmen und Dokumentationen bei ausgeglichener Mengenveränderung ein Inflationsausgleich aus Zuführungen von neuen Programmen und Entnahmen aus Beschaffungen der Vorjahre angenommen / Erhöhung oder Verminderung des Bestandes an fertigen und unfertigen Produktionen / Abgänge von immateriellen Vermögensgegenständen des Anlagevermögens und Sachanlagen / Zuführungen saldiert mit Entnahmen / Abgrenzung der bereinigten Gesamterträge und der bereinigten Gesamtaufwendungen / Aufwendungen für Jubiläumsverpflichtungen / Zuführung zu Pensionsrückstellungen / Pensionszahlungen / Darstellung der Netto-Auffwendungen der Altersversorgung der ARD-Landesrundfunkanstalten. |
24.09.2011 | Street Words XXV meint :
Wir haben vergessen, den Verklicker dran zu machen. Nächstes Jahr zwei oder drei, da spart man einen Mitarbeiter. Das ist doch genau so wie in Blankenese, da könnte mir das Geld aus den Taschen fallen, das würde ich mir nicht zulegen. Aber im Westen, im Westend schicken sies ins Labor ein, da haste überhaupts keine Chance. Ja, weil die sich nicht bewegen konnten. Bitte – ich glaube, ich habe „Bitte“ gesagt. Ja, da haben wir noch mehr geschleppt, ein paar Mal hin und her. Ich stichel ja sonst auch immer. Er hat in Deutsch, Englisch, Mathe Nachprüfung und braucht in einem sieben Punkte um zu bestehen. Ich probiers auch schon. Ja, das wär die einzige Möglichkeit. Vorsicht, die kommen hier mit Rauch und Schall und Getöse. Die sind so lecker. Du weißt doch, wie es ist, Du weisst doch wie es ist. Löwenmäulchen Margaritten Levkojen und vieles mehr. Also ich würde halt sagen, so weit Sie das brauchen. Das ist mir vor fünf Jahren passiert, ich hab mir die Brille geputzt. Dann sag i eam, dass des benötigt wird. Nein, das ist voll hässlich, zeig mal. Von Angesicht zu Angesicht. Du sollst das Zeug rauf tun und nicht so einen blöden Apfel essen. Mädels, Privatgespräche. Wir haben dann gelacht, da hat der eine gesagt, eigentlich haben sie recht, aber so ist es. Das ist da der, der diese Revolution. Sie trauen sich mit dem Salat? Na wenigstens flippen nicht alle aus. Ich überleg die ganze Zeit, ob Steffi den Kinderwagen kriegt, wenns Baby da ist. Jetzt gehns moi umma weil do da Handlauf ist. Hat sich bei Dir wieder was getan? Da könnten wir bis zum Kaufhof trockenen Fusses gehen. Er hat gesagt, er will mit Dir reden. Aber im Cinema wurde er schlecht bewertet, der Trailer. Und ich habe das mit dem Tim besprochen und er hat gesagt, ich habe eben Ihnen das Buch gegeben. Aber da müsste er sich vor die anderen stellen und einen Zettel reinlegen. Diese Holzfällerstiefel, die Du bis minus 40 Grad anziehen kannst. Ja, das hat sich bedrohlich angehört, wie sie sagte. Und der andere hat es öffentlich in Facebook gestellt. Also wenn sich dieses Verhältnis ändert. Und am Ende wird er zum Auserwählten. Zwei Stationen, eine Stunde, machen ma das morgen früh, dann hast Dus hinter Dir.
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23.09.2011 | Ja mach nur einen Plan meint : „Ja mach nur einen Plan“, so heisst es bei Bert Brecht in der Dreigroschenoper. „Sei nur ein grosses Licht. Und mach dann noch nen zweiten Plan. Gehen tun sie alle beide nicht.“ Dieser Text fällt einem ein angesichts der neuesten Entwicklungen in New York, die noch gewaltige Überraschungen auslösen können. Denn die Pläne von Obama und in seinem Schatten von Merkels Diplomatie, allesamt Verhinderungspläne – bisher haben noch alle Friedenspläne für Nahost hundertporzentig den Frieden verhindert, die hat jetzt Sarkozy ausgeplaudert. Obama soll sehr reserviert gewesen sein und Friedensverhinderin Merkel soll geschäumt haben. Denn dadurch ist eben ihre Friedensverhinderungstaktik aufgeflogen. Die Reaktionen sind also verständlich. Wenn Mauschler auffliegen, sind sie ausser sich. Wenn Trickser und Verhinderer, die vornerum einem gebeutelten Volk einen Staat versprechen und hintenrum versuchen, diesen mit allen diplomatischen Tricks und Mitteln zu verhindern. Vor allem wenn gar nicht klar ist, warum sie die Ausrufung dieses Staates verhindern wollen. Denn 60 Jahre hat es nicht funktioniert, wenn ein Staat (Israel) mit einem Nichtstaatsgebilde versucht einen Frieden zu schliessen. Das ist ungefähr so, wie wenn Sie einen Wagen von einer Schmalspurbahn an einen Zug einer Breitspurbahn ankoppeln wollen. Wobei das Bild viel zu positiv ist. Viel eher, wenn Sie ein Pferd versuchen an einen Güterzug anzukoppeln. Das kann einfach nicht funktionieren. Voraussetzung für einen Frieden ist, dass zwei souveräne Staaten ihn verhandeln. Und doch nicht anders rum. Das ist grotesk. Sarkozy will sozusagen diese Dinge zurecht rücken. Vollkommen absurd von Merkel und Obama die Position zu übernehmen, erst müsse ein Friede her und dann könne Palästina gegründet werden. Das ist wie wenn ein Patient erst mal schon mit dem gebrochenen Bein einen Hundermeterlauf absolvieren soll und dann, das wird ihm zumindest versprochen, gebe es einen Plan, ihm einen Gips zu verpassen. Solche Ärzte wären Obama und Merkel. Wollen zuerst das Hausdach bauen und dann das Fundament giessen. Noch grotesker wirkt das, wenn einem klar wird, dass Obama das nur aus innenpolitischen Gründen tut und Merkel aus Ergebenheit Obama gegenüber. In diesen Köpfen läuft zur Zeit einiges gründlich schief. Und für die Palästinenser ist irgendwann Schluss mit der jahrelangen Hinhalterei. Vielleicht gabs ja ein oder zwei Mal Chancen in greifbarer Nähe, aber das ist heute kein Argument. Die hatte ja dann offenbar niemand gepackt. Lustig ist natürlich auch zu beobachten, wie die „Ja mach nur einen Plan“-Mauschler jetzt ängstlich in die arabischen Länder blicken, weil die Mauscheleien jetzt im grösstmöglichen Weltrampenlicht aufgeflogen sind. Ja macht nur einen Plan, seid nur ein grosses Licht, Angela Merkel und Barack Obama, und macht dann einen zweiten Plan, gehn tun sie alle beide nicht! |
22.09.2011 | Frieden Snob Elpraist Räger meint : Der Friedensnobelpreisträger Obama hat jetzt vor aller Welt einmal mehr deutlich gemacht, dass er diesen Preis nicht und nie und nimmer verdient hat, indem er die Anerkennung Palästinas ablehnt. Das ist nicht mehr nachvollziehbar. Besonders das Argument, staatliche Anerkennung Palästinas nur mit Verhandlungen mit Israel. Das hat doch nie funktioniert und wird nie funktionieren. Weil Israel einen palästinensischen Staat nicht will. Aber genau davon macht Obama die staatliche Anerkennung Palästinas abhängig. Wohl kaum zuvor dürfte sich ein amerikanisher Präsident vor der versammelten Weltöffentlichkeit so blamiert haben, wie Obama gestern in der UN-Vollversammlung. Noch vor einem Jahr hat er den Palästinensern den eigenen Staat innert Jahresfrist in Aussicht gestellt. Und jetzt macht er einen Rückzieher. Besonders schlimm daran: ihn interessiert die Lage vor Ort im Nahen Osten einen Deut, einen Dreck: er macht es aus innenpolitischen Gründen, aus Angst um seine Wiederwahl nächstes Jahr, dafür opfert er in aller Weltöffentlichkeit den legitimen Wunsch des gebeutelten palästinensischen Volkes auf staatliche Souveränität. Und die Argumentation entbehrt jeglicher Logik. Er macht mit seinem Argument die Souveränität Palästinas von seinem Nachbarn Israel abhängig. Was ist das für eine Souveränität. Und das spricht ein Amerikaner aus, die doch immer soviel von ihrer Freiheit gehalten haben, von ihrer Souveränität. Gut, sie haben sie auch arg strapaziert und missbraucht diese staatliche Souveränität, gerade im unsäglichen Antiterrorkrieg, den auch Obama, siehe Guantanamo, siehe Afghanistan, siehe die hinterhältigen Drohnenangriffe allüberall auf der Welt weitergeführt hat. Obama hat mit seinem Amtsantritt einen verqueren Begriff von staatlicher Souveränität übernommen. Daher kann seine antidemokratische Rede vor der UN eigentlich nicht verwundern. Nur, sie setzt sein Land, diesen vorgeblichen Hort der Freiheit, weltweit in ein ziemlich schummriges Licht. Zum Haarölsaufen allerdings wird die Angelegenheit, wenn man erfährt, dass die Deutsche Merkel, die Pfarrerstochter, die gerade dem Papst den Hof macht, sich hinter Obama unsichtbar machen will und dessen Position übernimmt. Irgendwann muss man mal aufhören, jedweden politischen Unsinn mit dem Holocaust und dem daraus resultierenden Schuldgefühl zu rechtfertigen. Das kann doch nur eine Krüppel-Souveränität werden, wenn sie nur aus Verhandlungen zwischen einem souveränen Staat und einem Nicht-Staat entstehen soll, allein das ist so ein Unsinn, das beinhaltet doch implizit eine Fortschreibung der Konflikte auf ewig. Das haben die letzten Jahrzehnte gezeigt. Sinnvoll ist doch, wenn zwei souveräne Staaten, Nachbarstaaten, über ihren Frieden verhandeln und nicht ein unabhängiger Staat mit einem abhängigen Nichstaat. Die Gründung des palästinensischen Staates scheint inzwischen die einzige, sinnige Möglichkeit, Verhandlungen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Vielleicht erteilt der Papst Frau Merkel netterweise schon mal einen Ablass für die furchtbare Sünde, die sie gerade dabei ist zu begehen mit diesem Nein zur Souveränität Palästinas. Abgesehen davon, die jüdischen Wahllobbies, derentwegen Obama den Salto Amorale Mortale rückwärts begangen hat, die hat er doch eh schon verloren und die gewinnt er mit verlogenere Gedankenakrobatik, die den Begriff Souveränität verbiegt, garantiert nicht zurück. Also: doppelte Selbstdemontage eine amerikanischen Präsidenten vor grösstmöglicher Weltöffentlichkeit. Selten so gelacht.
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21.09.2011 | Das Ende vom Wohlstand auf Pump meint : In der Luft liegt, dass das Ende des Wohlstandes auf Pump kurz bevor steht. Es knarzt und ächzt im Gebälk der Finanzwelt. Ein dröhnendes Krachen ist es. Unberechenbar. Es taucht hier auf und da auf. Es baut Ängste auf, das ganze System könne in jeder Sekunde zusammenstürzen. Der Wohlstand auf Pump nähert sich seinem Ende. Was heisst auf Pump? Die Wirtschaftleistung steigt ja immer noch. Aber weil sie nicht mehr so viel steigen soll wie auch schon, bricht bereits Panikstimmung aus. Das Ende des Wachstums ist absehbar. Dabei wollten wir ewig wachsen. Und immer mehr wachsen. Denn nur Wachstum sichert den Wohlstand, macht den Wohlstand auf Pump möglich. Denn wer immer mehr produziert und immer mehr verkauft, der kann auch immer mehr Schulden anhäufen, denn es ist ja absehbar, dass er noch mehr verdienen wird und damit am Tage X die Schulden begleichen kann. Das Problem ist aber auch eines des Genertionenvertrages. Die Menschen, die 40 Jahre lang in die Rentenkasse und in die Pensionskasse und womöglich noch in eine dritte Säule einbezahlt haben, die wollen im Ruhestand ihre wohlverdienten Ruhestandsgehälter auch kassieren und geniessen. Leider wurde die nachrückende Generation nicht vorher befragt, was auch schwer möglich war, solange sie noch gar nicht auf der Welt war, ob sie bereit und vor allem fähig sein würde, diese riesige Last an Zahlungen zu schultern. Denn die wirtschaftliche Situation hat sich grundlegend geändert. Die auf dem Arbeitsmarkt auch. Wie sollen die Praktikanten, die sehr schwer nur in voll bezahlte Arbeitsverhältnisse reinkommen, wenn überhaupt, mit ihrem bescheidensten Einkommen noch eine alte Generation den Wohlstand gewohnte und ihn verdient zu haben Glaubende finanzieren. Eine Rechnung, die schon sehr bald nicht mehr aufgehen wird. Wer verdient denn überhaupt dieses ganze Geld, was der zur Zeit noch stetig wachsende Wohlstand hervorbringt? Das ist möglicherweise auch eines der Probleme, warum der gebührenfinanzierte Rundfunk händeringend nach mehr Einnahmen strebt, die Haushaltszwangsgebühr einführen möchte, denn er hat die Belastung von gut angedachten und praktizierten Pensionskassen, die offenbar ein immer grösserer Posten im Budget einnimmt (oder täusche ich mich, werden die Pensionskassen nicht über die Gebühren finanziert?); so dass der Nachwuchs, wenn er Projekte mit den öffentlichen Rundfunkanstalten macht, inzwischen Verträge bekommt, die gefährlich in Richtung Grenze zur Sittenwidrigkeit sich bewegen. Und wenn sich so eine Praxis mal durchsetzt, dann ist sie schwer wieder rückgängig zu machen. Der Nachwuchs hat also kaum mehr was zum Knabbern, vereinfachend behauptet, während die Rentnergeneration es sich gut gehen lässt. Das wird sich der Nachwuchs auf Dauer nicht bieten lassen. |
20.09.2011 | An Tia Merik Anisch meint : Jahrzehntelang hat der Westen und ihm voran Amerika Palästina den eigenen Staat versprochen und ihn gleichzeitig im vorgeblichen Interesse Israels verhindert. Das tut Amerika auch noch heute und zwar augenblicklich im vollen Rampenlicht der Welt, die auf den UN-Sicherheitsrat und die bevorstehende UN-Vollversammlung und den angekündigten Antrag auf staatliche Anerkennung Palästinas schaut. Bislang konnte der Westen und ihm voran Amerika das eher im Zwielicht tun. Jetzt wird ein scharfer Spot drauf geworfen, wie Amerika auch diesmal das von Obama deutlich ausgesprochene Versprechen auf einen palästinensischen Staat wieder zu hintertreiben versucht. Vertrauen und Glaubwürdigkeit gewinnt man so nicht. Noch dazu ist Amerika geschwächt durch den kräftezehrenden und auslaugenden Antiterrorkrieg und ächzt darunter, jahrzehntelang über seine Verhältnisse gelebt zu haben. Wenns eng wird mit dem Schnaufen und dem Geld und überhaupt mit dem Selbstbewusstsein, so ist es ein alter und nie bewährter Mechanismus bei den Menschen, andere Menschen zu den Schuldigen und den Bösen und der Gefahr zu stempeln. In diesem Zusammenhang gilt es besonders das neue Bös-, Droh- und Gefahrwort „Islamismus“ zu untersuchen. Die Ismen sind immer auch Irrationalismen. Und gerade bei diesem Worte sollte man, bevor man es einsetzt um Stimmungen zu machen, um Ängste zu schüren, genau überlegen, ob es das treffende Wort für eine der Bewegungen ist, die sich in den Ländern demokratischen Umbruches wie Tunesien, Libyen, Ägypten, Syrien bemerkbar macht. Ob es sich dabei nicht viel weniger um eine religiöse Bewegung handelt, sondern viel eher um eine politische, die sich allerdings religiöser Argumente und eines religiösen Mäntelchens bedient, die aber im Grunde genommen eine antiamerikanische Bewegung ist und zwar eingedenk dessen, was Amerika (und in seinem Gefolge mehr oder weniger widerstandslos auch Europa) jahrzehntelang mit diesen Ländern getrieben hat: nämlich menschenverachtende Diktaturen zu unterstützen, gar sie als outgesourcte Folterkammern zu benutzen. Halten denn wir im Westen die Menschen dieser Länder für blöde, dass wir jetzt gleich ein Gespenst namens Islamismus an die Wand malen müssen? Glauben wir, die checken das nicht, was der Westen jahrzehntelang gespielt hat, wie er Diktaturen unterstützt und mit viel Geld und Waffen geschmiert hat, im vorgeblichen Interesse der westlichen Freiheit, die wohl fahrlässig als Konsumgesellschaft missverstanden worden ist? Wie der Westen also jahrzehntelang Regime unterstützt hat, die seine, also die westlichen „demokratischen“ Grundsätze mit Füssen getreten haben, glaubt der Westen, das wissen die neuen demokratischen Bewegungen nicht? Glaubt der Westen und ihm voran Amerika, die würden das einfach so schlucken und jetzt einen auf Friede, Freude, Eierkuchen machen? Es gibt da zu viele offene Rechnungen und diese einfach mit der Wortschöpfung „Islamismus“ abzutun und als irrelevant zu betrachten, dürfte einem ziemlich dummen Ignorieren von Geschichte und der eigenen Verantwortung darin gleichzusetzen zu sein und den Boden für neuen Terror fruchtbar machen. Zu überlegen also, ob der gummige Begriff „Islamismus“ nicht dem Versuch gleichkommt, eigene Verantwortung von sich zu weisen. |
19.09.2011 | Aufgesch Reckt meint : Köstlich wie jetzt dem Vernehmen nach die internationale Diplomatie der westlichen und nicht nur dieser Staaten aufgeschreckt worden ist durch die Absicht der Palästinenser, endlich den längst versprochenen eigenen Staat zu gründen. Die Palästinenser zeigen damit, dass es ihnen ernst ist, dass sie sich nicht länger vom Westen verarschen lassen wollen, der ihnen immer den eigenen Staat versprochen hat, gleichzeitg aber Israel darin unterstützt oder es stillschweigend geduldet hat, den Weg dahin zu verhindern. Natürlich gibt es immer noch Stimmen, die behaupten, dieser eigene Staat könne nur auf dem Wege der Friedensverhandlungen zustande kommen, Friedensverhandlungen mit Israel. Das wäre sicher von Vorteil. Aber wenn die Weltgemeinschaft diesen Staat anerkennt, dann sollte vielmehr auch Israel daran gelegen sein, mit diesem ein gutnachbarschaftliches Verhältnis zu pflegen. Was nach all den staatlich-israelischen Verbrechen und nichtstaatlich-palästinensischen Terrorakten, die diese Nachbarschaft bisher gekennzeichnet haben, sicher nicht leicht sein dürfte. Vielleicht sollte parallel zur Gründung des lange versprochenen Staates auch eine Art Aufarbeitungsforum für die ganze hässliche 60jährige Israel-Palästina-Geschichte eingerichtet werden, in dem die Dinge schonungslos auf den Tisch kommen. In dem versucht wird Klarheit in die unglückliche Geschichte zu bingen. Die Weltmächte, die bis jetzt immer und teils sehr fragwürdig die Finger in diesem Spiel drin hatten, die dürften nicht fehlen dabei. Wie sie getrickst und gemogelt und gelogen und sich doppelzüngig verhalten haben. Ein solches Forum wäre auch insofern wichtig, als ein Frieden nur möglich wird, wenn der Kopf frei ist dazu. Ein solches Aufarbeitungsforum oder eine Warhheitskommission dürfte sicher auch im Interesse all jener sein, die jetzt die Staatsgründung einmal mehr verhindern wollen mit dem Hinweis auf eine mögliche Überlastung des Internationalen Gerichtshofes. Denn es könnte eine Art vorgeschobene Schlichter-Funktion ausüben. Es gilt doch jetzt, den positiven Impuls, den die Palästinenser mit der selbständigen Gründung eines eigenen Staates in die verfahrene Situation bringen, zu nutzen, um ein zukunftsträchtiges Neben- und Miteinander des neuen mit den schon vorhandenen Staaten im Nahen Osten auf den Weg zu bringen. Wer jetzt mit Wenns und Abers und weiteren Bedenken und Verhinderungsversuchen kommt, dem scheint definitiv nicht an einem Frieden in Nah-Ost gelegen, der sollte dann den Begriff auch tunlichst nicht mehr in den Mund nehmen.
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18.09.2011 | Bierl Eichen meint : Die wahren deutschen Eichen sind jetzt wieder die Bierl-Eichen. Sie finden sich in dieser Jahreszeit vor allem in und um die Theresienwiese zu München, einer grösseren Menschenansiedlung am Alpennordrand in einem Bereich, der zur Donau hin und damit ins Schwarze Meer entwässert. Allerdings macht sich die gelbliche Entwässerung der Bierl-Eichen und ihres Nachwuchses, also all jener, die diesen Zustand noch nicht erreicht haben, farblich nicht bis ins Schwarze Meer hinein bemerkbar. Diese Rinnsale versickern sehr schnell schon im Schotterboden der Ansiedlung, die in örtlicher Diktion auch Mingha genannt wird, oder geben den Zufahrtswegen und Strassen das für diese Jahreszeit typische Odeur. Übrigens stammen die Bierl-Eichen aus der ganzen Welt. Sie kommen in den verschiedensten Verkehrsmitteln angereist, mit Camping-Bussen vor allem aus der Po-Ebene, mit Flugzeugen bis aus Australien, mit dem Zug aus der Schweiz oder anderen benachbarten Regionen wie Oesterreich und Tschechien und das muss vielleicht auch noch erwähnt werden, sie alle sind bei ihrer Ankunft in der Isar-Schotterebene als Bierl-Eichen noch nicht erkennbar. Zum Behufe der Transformation in selbige begeben sie sich just in dieser Jahreszeit an diese Örtlichkeit, die gekennzeichnet ist durch mehrere Entwässerungssringe, viele Zelte, wie sie in kriegerischsten Zeiten nicht mal Feldherren aufzustellen pflegten und verschiedene Grossmaschinen, die zur beschleunigten Herstellung der Bierl-Eichen diese durchschütteln und durchrütteln und in hohem Tempo auf Schienengefährten durch Loopings schleudern, dem Versuche eines Auswringvorganges im Rahmen der Vorbereitung auf das Bierl-Eichtentum. Andererseits hat dieses jahreszeitlich bedingt massige Auftreten der Bierl-Eichen nichts mit der Renaturierung der Isar zu tun, dem munter pulsierenden Wässerchen, was die Schottereben passiert. In der Wissenschaft sei zur Zeit noch strittig, ob es einen Zusammenhang mit dem An- und Aufspülen der Schotter- und Sandebene und dem An- und Aufspülen und - schwemmen dieses im September gehäuft zu beobachtenden Auftretens der Bierl-Eichen gebe. Da die Bierl-Eichen sehr empfindliche Pflänzchen sind, haben die Lebewesen, die die Schotterebene bevölkern, extra Kästen mit Rädern erfunden, so eine Art vergrösserte Botanisierbüchsen mit gelbem Plastik überzogen und einem kleinen durchsichtigen Quadrat zum Hineingucken, um die jungen Bierl-Eichen pfleglich einzusammeln und auf spezielle Beobachtungs- und Untersuchungs-Stationen zu bringen oder sie gar in einer Art botanischen Bierl-Eichengarten zu verfrachten. Dort werden sie dann so lange liebevoll umsorgt und aufgepäppelt, bis sie den Ehrentitel Bierl-Eiche nicht mehr verdienen. Das Label ist im übrigen leicht zu erringen mit einigen Mass Bier zu je zehn Euro etwa. Das ist nebenbei erwähnt in der Ansiedlung auf der Schotterebene übers Jahr eines der brisantesten politischen Themen, wieviel exakt die Mass in der fünften Jahreszeit, wie das Fest der Bierl-Eichen gerne genannt wird, wieder kosten dürfte. Die Entscheidung darüber liegt bei den Bier-Baronen – die sich tunlichst hüten, selbst zu Bierl-Eichen zu mutieren - den wichtigsten politischen Figuren jenes Gemeinwesens nicht fern vom Ötzi-Tal. Denn sie müssen aus den Einnahmen ihre Familien wieder durch das ganze nächste Jahr bringen.
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17.09.2011 | Handy Words meint : Um 10, um 13 geht’s immer beim Schlagmann los, aloa, aber i chun ja ned ois briefn. Hab ihm no email gschickt, hab no des gmacht, des gmacht, des gmacht. Doch, Du redest ja mit mir kaum. Ja, dann wolltest Du Müllmann werden. So viel Zeug da rumstehen, das ich gar nicht benutzt hab. Vielleicht braucht er einfach ein bisschen Erholung, der wächst ja jetzt rasant. Mir is ja egal. Dann feiert noch schön. Ich würd jetzt einfach das machen, was er Dir morgen rät. Lisa, der Sekretärin einen schönen Gruss ausrichten, ja Lukas, such alle Unterlagen raus. Was hab I jetzt gsagt, gib Dir a Geld und a T-Shirt dazu. Beim Zeppelin steht ein neuer K36, da wünscht der Herr Kittl Infos wegen der Anbaugerten. Genau, das ham wa von der anderen Seite gesehen. Und der Herr Kaiser, der hat Zeit. Dann müssen wir nicht so spät bei ihm einlaufen. Aber es steckt überhaupt nichts dahinter, ich weiss was Du meinst. Und dann kauf ich noch fürn Fotoapparat die Hülle. Ja, es is, es tut sauweh. Jaa, aber die fängt um 18 Uhr an, jaa, jaa. Hallo Daniel! Und Ihr macht gegenseitig immer ein Video rein? Ja, Tschernetz, ja, ja, wart nämli schon auf den. S’Oktoberfest, ich muss da durch. Und dann nachmittags immer 150 Gramm Yogurth mit Gemüse. Wie gesagt, ich bin jetzt in der U-Bahn. Ach so, ja, von der Logik her muss ich mal gucken. Das kann man da rein tun. Du ich weiss nicht, schick mir doch mal eine e-mail, hast du meine e-mail-Adresse? Hallo, Männeken! Hier scheint die Sonne. Gell das war auch blöd, dann machmas so. Vor allem, das heisst ja, das war ein unverhoffter Erfolg, aber das heist ja nicht, dass das so weiter geht. Ach, so ja, das war das, was ich Dir sagen wollte. Und ich jetzt einen Preis sogar noch reingeschrieben. OK, nachher krieg ich von Ihnen Bescheid. Machst Du heute abend was oder eher weniger? Ja, das wird sowieso so sein. Ich fahr jetzt grad zu meiner letzten Prüfung, ist nicht so schlimm, muss nur bestehen. Der is mit nem Kumpel, aber vielleicht lässt er sich noch umstimmen. Und die Schilder, die hama dabei, die hama draussn. Jo i hab alles dabei, bis dann Tschüss. |
16.09.2011 | Einfache Moral meint : Die SZ bringt heute als Titelbild die Libyen-Sieger Nicolas Sarkozy und David Cameron mit Mustafa Abdul Dschalil, dem Präsidenten des libyschen Übergangsrates, wie sie in Bengasi den Sieg feierten und sich feiern liessen. Das ist ja ok. Den Bush junior hatten sie damals auch auf der Frontseite, als er grossspurig verkündete „mission accomplished“. Hier fügt die SZ im Bildnebentext jedoch süffisant die Bemerkung hinzu, dass der Übergangsrat angekündigt habe, die am Krieg beteiligten Länder würden bei Geschäften Vorrang haben. Jetzt interessieren also plötzlich nicht mehr die Ängste vor der Zusammensetzung des Übergangsrates oder vor allfälligen, „islamistischen“, wie das neue Drohwort heisst, Wahlsiegern, - na ja, dann hätten sie wenigstens doch schreiben sollen, die christianistischen Kriegssieger Sarkozy und Cameron! – der Satz also kommt süffisant und wendet sich direkt mit dem Neidimpetus an alle deutschen Geschäftsleute mit dem Untertext, hätte die deutsche Regierung sich an diesem Kriegseinsatz beteiligt, dann würde für Euch und also für Deutschland ein ganz anderes Stück vom Kuchen rausschauen. Wobei das sowieso nur alles Worte sind, die sehr schnell sehr leer wirken können. Wenn man an Ägypten denkt, die plötzlich mit Visums-Pflicht den Individual-Tourismus erschweren wollen. Also, je mehr klar wird, dass das alles vielleicht nur sehr viel Blah ist und die Probleme wirklich woanders liegen, umso kleinkarierter wirkt die Bemerkung der SZ, die sie, da ist sie ja sonst Meister, im Inneren hätte unterbringen können. Oder es offenbart ihre Haltung zum Krieg, hatte sie ja beim Herbeischreiben der Verhärtung und ständigen Verlängerungen des Afghanistan-Einsatzes auch getan, dass sie kriegsbefürwortend ist. Sonst hätte sie ja im Titelbild auch schreiben können, nun ja, Deutschland wird da möglicherweise einen Preis zahlen für seine kriegsskeptische Haltung. Es ist einfach kleinkariert für eine gross sein wollende Zeitung, in den Titel solche kleinen rechthaberischen, spitzen Bemerkungen einzubauen. Fehlt gerade noch, dass sie jetzt auftrumpft, haben wir es doch gesagt, die Kriegsenthaltung wird Deutschland noch teuer zu stehen kommen, das wird Deutschland in der Allianz noch zu spüren bekommen. Und weil dem vermutlich nie so sein wird (ausser gerade bei dem dummen aktuellen Problemfall der anstehenden Anerkennung von Palästina im Sicherheitsrat und/oder der UN-Vollversammlung), so muss jetzt geähtschbähtscht werden. Mei, so kleinlich, so eine einfache Moral. So eine kleinkrämerische Moral. Hat das Blatt doch gar nicht nötig. Die Haltung zu Krieg und Frieden ist ein viel zu ernstes Thema, um sie einiger Aufträge wegen lächerlich zu machen oder anzugiften.
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15.09.2011 | Zwischen Scheintod und Souveränität meint : Was ist das jetzt für ein Geformuliere und Kreidegeschlucke und Getuschele und was für eine Abwägerei und ein Auf-Pfoten-Gehen und Zwischen-den-Mundwinkeln-Artikulieren, was für ein Bedenkengeworge und Wenn-und-Aber-Geziere und -Gezerre, was für eine Konditionalsatzpyramiderei, was für ein diplomatisches Aufgebläse, wenn es um die bevorstehende Initiative der Palästinenser um die Anerkennung als eigener Staat geht. Souveränität ist unteilbar. Entweder ist einer souverän oder er ist es nicht. Aber wie sie jetzt rumtun, diese angestrebte Souveränität, die den Palästinensern genau von denen, die sich heute am meisten dagegen wehren, schon seit Jahrzehnten versprochen ward, das geht doch auf keine Kuhhaut! Es könnte einem den Nuggi raushauen, wie die ursouveränen Schweizer sagen würden. Es ist wirklich wie in einer Pathologie, die Ärzte wissen noch nicht, ob der Patient tot oder nur scheintot. Und manche tun alles dazu, damits gleich eine Totgeburt wird. Am lächerlichsten ist wohl der Einwand mit dem Internationalen Gerichtshof. Wenn Palästina souverän würde, dann hätte es ein Recht, den Internationalen Gerichtshof anzurufen für Verbrechen, die Israel begangen hat. Hui, da sind aber die Bedenkenträger schnell zu Hand, das könnte den Gerichtshof überlasten. Was ist denn das für eine Moral. Ich möchte diese Bedenkenträger mal sehen, wenn ihnen ein Unrecht geschieht, oder wie sie anderen gegenüber formulieren würden, ein „mutmassliches“ Unrecht und sie wollen, da sie selbstverständlich auch rechtsschutzversichert sind, die Sache vor Gericht tragen und der Pförtner beim Gericht würde sie abweisen und sagen, wissen sie, unsere Richter können nicht so viel arbeiten; ihr Fall bringt zu viel Arbeit fürs Gericht. Da würden die aber toben und in die Luft gehen und keine HB rauchen. Die würden vermutlich zur Selbstjustiz greifen; die kennten keine Grenze mehr von Moral und Anstand. Aber wenns um die Palästinenser geht, dann ist das natürlich ganz anders. Unglaublich, dass solche Argumente ernsthaft in diplomatischen Noten ausgetauscht werden. Entweder erkennt man jemanden an oder nicht. So ein bisschen Anerkennung, das ist scheel. Das ist mickrig. Das ist halbherzig. Denn Anerkennung bedeutet doch in einem solchen Falle auch Übernahme von Verantwortung, Übernahme der Rechtsgrundsätze der Anerkennenden, Aufnahme in die grösste politische Organisation der Menschheit und Respektierung ihrer Grundsätze. Irgendwie ist nicht so recht ersichtlich, woher all diese Bedenken kommen. Von schlechtem Gewissen, dass man immer nur versprochen hat, dass man jahrzehntelang doppelzüngig war, blind auf dem einen Gerechtigkeitsauge? Spielt womöglich sogar eine peinliche Angst mit, mit denen plötzlich in einer Organisation zu sitzen, obwohl man jahrzehntelang untätig zugeschaut hat, wie sie unterdrückt worden sind von sogenannten eigenen „Freunden“. Als ob es uns irgendwas abschneiden würde, wenn man das vom Schicksal und den Nachbarn gebeutelte Volk endlich aufnehmen würde. Den offenherzigen Ton einer solchen Entscheidung kann man dann auch problemlos den Freunden in Israel gegenüber anschlagen und die Entscheidung verteidigen. Denn sie zwingt in einer total festgefahrenen Situation zu Schritten und zu allseitiger Verantwortung. Das jetzige Rumgetue und Rumgezicke aber zeugt auch von wenig eigener Souveränität. |
14.09.2011 | Ganz Simpel meint :
Eigentlich ist alles ganz simpel. Jahre-, jahrzehntelang hat unser lieber Westen und seine Industrienationen auf Pump und im Wohlstand gelebt. Andere Länder wie China zum Beispiel haben unter Ausbeutung ihrer natürlichen und humanen Ressourcen diesen gepumpten Wohlstand mit Gegenständen, die vermeintlich das westliche Leben süss und lebenswert gemacht haben, versorgt und selber haben sie nicht auf Pump gelebt, sondern eisern gespart. Jetzt verfügen sie über irrsinnige Ersparnisse (Dollar- und Eurowährungsguthaben), wenn man das mal so nennen kann. Im Westen dagegen hat sich die Pumpmentalität überall durchgesetzt angereichert noch mit der Subventionsmentalität: das Prinzip: wo ein grosser Geldhaufen ist, in den ich einzahlen muss, ob Etat, in den ich Steuern zahlen muss oder Krankenkasse, in die ich Beiträge zahlen muss, überall wo ich in so grosse Haufen was reinzahlen muss, schaue ich, dass ich mehr rauskriege als ich reinzahle. Das ist ja auch jahre-, jahrzehntelang gut gegangen. Denn die Banken witterten grosse Geschäfte mit den Schulden und liehen gerne. Aber wie das so ist mit einem Geldhaufen, aus dem jeder mehr entnimmt als er reintut, irgendwann ist da nur noch ein grosses Loch. Und da geraten sich die Verwöhnten, die immer mehr rausnehmen konnten als sie reintaten, in die Haare. Es muss Geld rein. Und wer kann da ein Geld rein tun? Doch nur der, der eins hat! Und wer hat ein Geld? Der, ders nicht ausgegeben hat. Und wer also ein Geld hat und eines reinzutun bereit ist, der wird auch ein bisschen mitreden wollen, was mit dem Geld geschieht und was, wer was draus entnimmt, damit anstellen kann und darf. Und dann fängt hier das grosse Jammern an, denn im Moment sind es die Chinesen, die eisern gespart und nicht auf Pump gelebt haben, und die uns die Geldlöcher stopfen können und dann ist ganz logisch, dass sie mitreden wollen, was mit dem Geld passiert. Ist doch logisch, oder? (Und genau so logisch ist, dass uns in so einem Moment Menschenrechte nichts mehr gelten, keines Wortes mehr würdig sind, die sind ja auch nur ein Luxus, den wir uns in unserem Pumpsystem leisteten und den wir irrtümlich so verstanden: Menschenrecht heisst: aus einem Geldhaufen, in den ich X Euro einzahle, einen Betrag von X plus Y Euro wieder herausnehmen zu dürfen). Braucht sich echt keiner beklagen. Die spielen auch nur das kapitalistische Spiel, das sie vom Westen gelernt haben. Und was der ja auch jahre-, jahrzehntelang allüberall auf der Welt und oft noch von mörderischen Geheimdiensten ziemlich dubios unterstützt, getan hat. Und auch da ist Menschenrecht sehr oft nur als das Recht auf brutalen Kapitalismus interpretiert worden. Ganz simpel, oder?
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14.09.2011 | Ganz Simpel meint : Eigentlich ist alles ganz simpel. Jahre-, jahrzehntelang hat unser lieber Westen und seine Industrienationen auf Pump und im Wohlstand gelebt. Andere Länder wie China zum Beispiel haben unter Ausbeutung ihrer natürlichen und humanen Ressourcen diesen gepumpten Wohlstand mit Gegenständen, die vermeintlich das westliche Leben süss und lebenswert gemacht haben, versorgt und selber haben sie nicht auf Pump gelebt, sondern eisern gespart. Jetzt verfügen sie über irrsinnige Ersparnisse (Dollar- und Eurowährungsguthaben), wenn man das mal so nennen kann. Im Westen dagegen hat sich die Pumpmentalität überall durchgesetzt angereichert noch mit der Subventionsmentalität: das Prinzip: wo ein grosser Geldhaufen ist, in den ich einzahlen muss, ob Etat, in den ich Steuern zahlen muss oder Krankenkasse, in die ich Beiträge zahlen muss, überall wo ich in so grosse Haufen was reinzahlen muss, schaue ich, dass ich mehr rauskriege als ich reinzahle. Das ist ja auch jahre-, jahrzehntelang gut gegangen. Denn die Banken witterten grosse Geschäfte mit den Schulden und liehen gerne. Aber wie das so ist mit einem Geldhaufen, aus dem jeder mehr entnimmt als er reintut, irgendwann ist da nur noch ein grosses Loch. Und da geraten sich die Verwöhnten, die immer mehr rausnehmen konnten als sie reintaten, in die Haare. Es muss Geld rein. Und wer kann da ein Geld rein tun? Doch nur der, der eins hat! Und wer hat ein Geld? Der, ders nicht ausgegeben hat. Und wer also ein Geld hat und eines reinzutun bereit ist, der wird auch ein bisschen mitreden wollen, was mit dem Geld geschieht und was, wer was draus entnimmt, damit anstellen kann und darf. Und dann fängt hier das grosse Jammern an, denn im Moment sind es die Chinesen, die eisern gespart und nicht auf Pump gelebt haben, und die uns die Geldlöcher stopfen können und dann ist ganz logisch, dass sie mitreden wollen, was mit dem Geld passiert. Ist doch logisch, oder? (Und genau so logisch ist, dass uns in so einem Moment Menschenrechte nichts mehr gelten, keines Wores mehr würdig sind, die sind ja auch nur ein Luxus, den wir uns in unserem Pumpsystem leisteten und den wir irrtümlich so verstanden: Menschenrecht heisst: aus einem Geldhaufen, in den ich X Euro einzahle, einen Betrag von X plus Y Euro wieder herausnehmen zu dürfen). Braucht sich echt keiner beklagen. Die spielen auch nur das kapitalistische Spiel, das sie vom Westen gelernt haben. Und was der ja auch jahre-, jahrzehntelang allüberall auf der Welt und oft noch von mörderischen Geheimdiensten ziemlich dubios unterstützt, getan hat, und auch da ist Menschenrecht sehr oft nur als das Recht auf brutalen Kapitalismus interpretiert worden. Ganz simpel, oder? |
13.09.2011 | Vamos a la Pleite meint : Pleite oder nicht Pleite, das ist hier die Frage. Obs edler im Gemüt, den alten und den jungen Griechen ihren Halloderian nachzusehen und sie mit wenig forderndem Geld vollzupumpen oder sie in die Pleite sausen zu lassen. Das scheint weniger ein hamletsche denn mehr eine Glaubensfrage zu sein. Doch die Kapazitäten des Glaubens, die zur Zeit in München versammelt sind, die können die Frage auch nicht entscheiden, weder haben sie die Befugnis dazu noch die Instrumentarien, ausserdem sind sie mit prestigeträchtiger Friedenssuche präokkupiert. Aber auch die Politiker, die das zu entscheiden haben, scheinen keine sicheren Entscheidungsinstrumente zu besitzen. Es scheint sich um eine reine Glaubensfrage zu handeln, wie die europäische Gemeinschaft am glimpflichsten mit dem griechischen Fass ohne Boden davonkommen kann. Es ist wie beim Schachspielen, jeder Player kann zwar ein, zwei, drei Züge im Voraus kalkulieren, aber dann wird’s schon sehr hypothetisch. Dass zum Beispiel bei einer Pleite auch einige Banken in anderen Ländern in Mitleidenschaft gezogen würden. Dass andererseits bei einer Ross-Sparkur im Lande der ganze wirtschaftliche Aufschwung abgewürgt, eine Negativspirale der Miesen in den Kassen in Gang gesetzt würde. Skylla oder Charibdis. Aber das ist aktuell ein anderes Thema, den Wüstenfuchs aus seinem Bau zu locken. Will man den Furunkel ausdrücken oder ihn nähren. Will man einen heftigen, aber heilsamen Schmerz der Pleite in Kauf nehmen und die Basis für einen „seriösen“ Aufbau legen, oder will man den Patienten, der sowieso nur das Kranksein kennt, weiter in seinem Kranksein unterstützen. Was sicher nicht geht, ist ihn aus der Gemeinschaft auszuschliessen. Er muss wissen, dass er auch bei einer allfälligen Pleite alle mögliche Unterstützung von seinen europäischen Freres und Soeurs erhält. Dass er dazugehört. Man hat ihn aufgenommen und kann ihn nun nicht, genauso wie bei einer Ehe, einfach fallen lassen, bloss weil er nicht wunschgemäss funktioniert. Aber die Kur der Pleite unter ärztlich europäischer Aufsicht wäre vielleicht der schnellste Weg zur Heilung. Falls eine solche in dem Land überhaupt möglich ist. Für den Aufbau und die Rekonstruktion, für die Reha müsste die Gemeinschaft allerdings mit einem Reha-Plan bereit stehen. Das wäre vielleicht sinnvoller als den Patienten in der Klink am Tropf zu behalten, der ins unermessliche steigende Defizitgarantien aus dem Rest der Gemeinschaft absaugt. Die Gefahr beim Weiterfluss der Infusionen ad libitum ist eben die, dass der Patient dabei nicht die Notwendigkeit der Reha erkennt. Weil er vollumsorgt ist. Aber mit einem Reha-Plan im Gepäck, kann es nur eines geben: mit Schmackes, mit Schwung in die Pleite, Vamos a la Pleite! |
12.09.2011 | Das Alte Spiel meint : Da ist es wieder, das alte Spiel. Der amerikanische Präsident ruft den Ägypter an und flux werden einige von vermutlich manipuliertem Mob in ihrer Botschaft bedrohte Israelis von der ägyptischen Polizei befreit und ausgeflogen. Denn ein Anruf von Obama kann 2 Milliarden Dollar Verlust bedeuten, zumindest dürfte diese Drohung, die Militärhilfe zu streichen, im Raum stehen. Viel hat sich da offenbar nicht geändert an den Machtverhältnissen, 9/11 hin oder her. Gedenken hin oder her. Und das alte Spiel geht auch sonst weiter. Präsident Obama hätte ja auch die ganzen Verurteilungen gegen Blogger und Aktivisten zur Sprache bringen können und überhaupt, dass der Ausnahmezustand immer noch nicht aufgehoben sei. In der SZ heute ist zu lesen: „Der unter Mubarak 1981 verhängte Ausnahmezustand geht weiter, Blogger und Aktivisten werden abgeurteilt. Seit die Generäle herrschen, gab es 12\'000 Urteile – soviele wie in 30 Mubarak-Jahren insgesamt“. Den Satz von Thomas Avenarius hat die SZ gut in einer grossen Textmenge unterm „Thema des Tages“ versteckt. Man könnte ja auch eine Schlagzeile draus machen, aber die alten Spiele gehen weiter. Auch die westliche Presse gibt einmal mehr aufkommenden Diktatoren zu verstehen, dass ihnen das gerade recht sei. Parallel dazu findet in München ein wunderschönes Friedenstreffen statt. Mit vielen, teils malerisch gekleideten geistlichen Machtfiguren, dem Kofürsten von Andorra und Bischof von Urgell, dem Patriarchen der Rumänischen Orthodoxen Kirche, dem Exarch von Weissruslland, Metropolit von Minsk und Sluzk, dem Kustos des Sacro Convento in Assisi, dem Generalvikar des Erzbistums San Salvador, dem Erzbischof von Hargita und Cavasna, dem Erzbischof von Pereslav-Chmelnitskij, dem Patriarchen von Alexandrien, dem Erzabt von St. Ottilien, dem Erzbischof von Kinshasa, dem Metropoliten von Astana und ganz Kasachstan, dem Dekan des Rissho Kasei Kai Gakurin Seminars, dem Bischof von Evry-Corbell-Essonnes, dem Bischof von Nanchang Ulangxil, dem Metropoliten von Aleppo, dem Oberrabbiner von Rom, dem Bischof von Terni-Narni-Amelia, dem Erzbischof von Mumbai, dem Weihbischof von Sarajevo, dem Ehem. Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, dem Metropoliten von Trimithous, dem Grossmufti von Bosnien und Herzegowina, dem Oberrabbiner der Russischen Föderation, dem Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, dem Generalbischof der Slowakischen Republik, dem Erzbischof von Galiläa, dem Gross-Imam der Moschee von Lahore, dem Metropoliten von Simbabwe, dem Patriarchen von Antiochien, dem Bischof von Créteil, dem Primas von Irland. Bei der Eröffnungsveranstaltung sagte immerhin Shear-Yashuv Cohen, der ehem. Oberrabbiner von Haifa, dass der Mensch kein Recht habe einen anderen Menschen zu töten, dass das nicht gottgewollt sei, während der deutsche Bundespräsident, Christian Wulff, einschränkte, die Religion dürfe keine Begründung dafür abgeben, Menschen zu töten. Kleiner Unterschied. Macht nichts. Einige hundert Meter weiter beim Street-Life-Festival in der Leopoldstrasse herrscht auffällige Betriebsamkeit um die „Galerie der Kirchenkritik“. Da stehen Texte wie: „Verfolgung der Andersdenkenden ist überall Monopol der Geistlichkeit“. (Heinrich Heine), „Von jeher strömte das Unheil vom Stuhl Petri in die Welt, in die Menschheit: Töten, Morden, Quälen, Unterdrücken, Vernichten.“ (Kurt Tucholsky). Vermutlich also auch beim Friedenstreffen, inklusive der Hofberichterstattung darüber: das alte Spiel.
(oder offenbar kaum irgendwo genügend Bewusstsein fürs Bewusstsein).
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11.09.2011 | V. E. Rändert meint : In vielen feierlichen Gedenkanlässen zum zehnten Jahrestag von 9/11 wird heute die Rede davon sein, wie sehr jener Terrorakt doch die Welt verändert habe. Das heisst glatt, Osama Bin Laden, dem Erfinder und Mentor des raffinierten Attentatsplans zu viel Ehre geben. Es haben doch einzig einige böse Buben aus Politik, Medien und Wirtschaft versucht, aus diesem Terrorakt Stimmungen („Krieg gegen den Terror“ und der „Islamismus“ ist die grosse Gefahr) zu erzeugen, mit denen sie sich Vorteile für sich herauszuholen und an den Grundfesten der Demokratie zu sägen versucht haben. Ist ihnen allenfalls in Ansätzen gelungen, die peinlich genug waren wie Abu Ghraib oder Guantanamo, illegal Renditions und die massenhaften Mördereien in Irak und in Afghanistan; und die dümmsten dieser bösen Buben versuchen auch heute noch aus dem kleinsten Terrorfloh, wie neulich in Berlin, antidemokratisches Kapital zu schlagen und Sicherheitsgesetze gegen den Sinn von Demokratie und Freiheit zu verschärfen. 9/11 markiert allenfalls eine Bruchstelle, ein Erdbeben in den gewaltigen technischen wirtschaftlichen Entwicklungen, die die Menschheit seit der Industrialiserung und akzeleriert seit der rasanten Ausbreitung von Informations- und Wissenstechnologie durchmacht. Die haben sich durch ein vergleichsweise unwichtiges Ereignis wie 9/11 nicht aufhalten lassen. Allerdings gibt es deutliche Veränderungen in den letzten zehn Jahren, die sich auch in Zahlen belegen lassen dürften. Es gibt viel mehr Milliardäre auf der Welt. Es gibt viel mehr Wohlstand auf der Welt als noch vor zehn Jahren. München beispielswiese boomt wie nie zuvor, entwickelt sich zu einem (öden) internationalen Shopping Paradies erster Güte. Der Lebensstandard ist in den letzten zehn Jahren weltweit nochmal stark gewachsen. Es gibt allerdings auch andere sichtbare Veränderungen, die zu denken geben sollten. Zum Beispiel fallen einem immer mehr Leute auf, vor allem ältere, die nicht mehr alle Zähne haben. Immer häufiger begegnen einem Zahnlückmenschen. Das scheint mir ein viel grösseres Alarmzeichen für den Zustand einer Gesellschaft, eines Organismus zu sein. Denn die Zähne erzählen sehr viel über den Gesundheitszustand eines Menschen. Und so eben auch über den einer Gesellschaft. Ob jeder Mensch ein taugliches Gebiss hat, es sich leisten kann. Das sollte zu denken geben, wenn eine offenbar stets grösser werdende Anzahl von Mitbürgern nicht mehr richtig beissen kann. Das ist ein Hinweis auf Fauliges. Dem sollte man nachgehen, statt an der Demokratie rumzusägen. In diesem Zusammenhang bietet sich nun allerdings doch ein Bild an, das die Veränderung durch 9/11 augenfällig macht: mit den Zwillingstürmen sind am 9. 11. 2001 Amerika zwei Zähne ausgeschlagen worden, die es bis heute nicht hat ersetzen können. |
10.09.2011 | Ged Enken meint :
Das ist so eine Sache mit dem Gedenken. Heute 10. September 2011. Vor zehn Jahren war die Welt noch in Ordnung. Erst morgen vor zehn Jahren ist das passiert, wo die Auguren noch während das Ereingnis im Gange war, schon behauptet haben, das würde die Welt verändern. Hat es die Welt verändert? Hat das Ereingis die Vernetzung der Welt aufgehalten? Hat das Ereignis den IT-Fortschritt aufgehalten? Hat es die Entwicklung neuer Automobile aufgehalten? Hat es die Industriealisierung der Ernährung aufgehalten? Hat es die Abholzung des Urwaldes aufgehalten? Hat es die Antiatombewegung aufgehalten? Hat es die Ausbreitung des Euro aufgehalten? Hat es die europäische Integration aufgehalten? Hat es die Entwicklung des Luftverkehrs aufgehalten? Hat es die Entwicklung des Welthandels aufgehalten? Hat es die Entwicklung der Schwellenländer aufgehalten? Hat es die Welterwärmung aufgehalten? Hat es den Nahost-Konflikt, der damals schon fünf Jahrzehnte schwelte, irgendwie befriedet? Hat es die Entwicklungs des durchschnittlichen Lebensstandards auf der Welt gehemmt? Hat es den arabischen Befreiungsbewegungen ein für allemal einen Riegel vorgeschoben? Gedenken ist so eine Sache. Das ist gerade in Deutschland immer wieder feststellbar, wenn es um Gedankanlässe im Zusammenhang mit der Nazizeit und ihren Brutalitäten geht. Wer gedenkt wessen? Wer sieht sich als Opfer? Was, wenn Opfer aus Rache zu Tätern geworden sind, was ist mit deren Gedenken? Kann man Opferzahlen gegeneinander aufrechnen. Über 3000 Opfer von 9/11. Über 5000 amerikanische Soldaten von der amerikanischen Regierung für den Rachefeldzug, der nichts gebracht hat, geopfert. Gibt es Zahlen, wieviele unschuldige Zivilisten allein die Amerikaner im Gefolge der Rachekriege zu 9/11 getötet haben? Gibt es Opfer oder opfernahe Politiker, die solche Anschläge nutzen zur Verbiegung demokratischer Rechte? Aber verändert das den Lauf der Welt gross? Wer sind die Gewinnler von Amerikas milliardenschweren Rachefeldzügen für 9/11? Müssen Rächer noch gedenken? Oder strafen Rächer sich selbst, indem sie sich auf die Rache konzentrieren und der Fortschritt der Welt läuft woanders. Nennt man dies: „die Welt verändert sich?“ – oder geht sie einfach ihren Lauf – und wer mitgeht, der ist dabei, und wer sich durch obstruktive Rächerei ablenken lässt, der hat das Nachsehen. Ist da Gedenken mit prallen Tränensäcken noch angebracht. Wie, wenn die Untat selbst auf Rachegedanken beruht hätte? Wie, wenn die Untat mit funktionierenden Geheimdiensten hätte verhindert werden können? Mindestens letzteres ist kein Einwand gegen das Gedenken.
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09.09.2011 | Dialog meint : A: Horch amoil. B: Was gibt’s? A: Hasd des gsehn? B: Was gesehn? A: Jo, des gsehn?. B. Was? A: Hier. B: Des? A. Jo, des. B: Ah, die Schlagzeile von die SZ? A: Jo! B: und was is damit? A: Jo lies hoid. B: Bom-ben-bau-er in Ber-lin ge-fa-sst, aha, Bombenbauer in Berlin gefasst. A: exakt. B: Jo und? A: Was und? B: jo des is doch nix Bsundas die Berliner brauchn oiwei oa Haufn Bombn um die ganzn Autos anzuzünden. A: Do hasd a recht. B: Sigst. A: Jo, aber des wär doch a koa Schlagzeile ned wert. B: Stimmdd a wieda, des Autozündeln is in Berlin so häufig wie an Hundsdreeg in Mingha afm Trottoir. A: Genau.. B: Jo, aber wieso machn die des dann zur Schlagzeile? Des wär ja wie wenns als Schlagzeile schreim täddn: Z’ MINGHA HAD AN HUND AUFS TROTTOIR GSCHISSN. A: Do hast a wieda recht. Aber muasd a den Text lesn. Des is gravierend. B: „Konkrete Attentatspläne .. noch nicht“. … „Chemikalien besorgt. … sehr überschaubare Menge“ … „Gefahrensachverhalt“ … hm, hm, also konkrete Attentatspläne hab i a ned und Chemikalien in überschaubaren Mengen besorg i a immer wieda, fian Gärddn oda a weng a Kaliumpermanganat gega die Erkältung. Hm, Hm, da könnten die Hanseln von die Siddaitsche a mii auf d’Titelseiddn setzn. Hm, Hm. Glaubst ned, dass die vielleicht a wengal durchdraht san, die von die SZ? A: Des koa scho sai. Des is guad megli. I hab da so meine Vermutungen. B: Moansd da Kister Kurti, der hod so an Angst in die Hosn, weil er so vui zum Verlian had, so an Status und a Renommée und a schees Einkommn und Privilegien? A: Na, des ned unbedingdd. Mia foid ebbas anderes ein. B Was denn? A: Schaug amoi, die SZ, die ham doch finanzielle Probleme. Mit die reguläre Einnahmn, da kennen die die scheenen Gehälter längst nimmer mehr zöin. Und mit die Werbung schaugts a recht mau aus. B: Jo, des is gwiss richtig. A: Und es is ja ned das erste Moi, dass’ oan auf Revolverblatt machn, mit Knallerbsn Angst schüren woin. Des war doch grad neili wieda, wos an Riesntext publiziert ham mit lauter unbestätigddn Vermutungen über irgendwelche Atomsachn vo Staaten, wos gerne als Feindbilder aufbaun täddn. B: Jo, stimmdd a wieda, i hab mi a scho aufgregdd. A: Und erinnerst Di no, an die Inseratenserie in den Zeiten nach 9/11? B: Ah, moansdd di, di vom CIA oder so finanziadd warn? A: Genau die! Und die san ja plötzli verschwundn. Aber glaubst wirklich, dass die Gelder dafür nimmer gflossn san? B: Des koa i kaum glaubn. A: Genau des is meine Vermutung: dass die SZ immer no solchene Gelder von solchene Geheimorganisationen kriagn tuad, wenn diese glaabn, des tädd Feindbilder aufbaun, damits wieda Kriege führn kennen. Und drum passian dene von die SZ regelmässig solchene Schlagzeilen-Patzer, wo gar a koana Patzer san, weils glauben, ihre Leser wären schiach, dumm und bläd. B: Jo, wenn die SZ so weida machn tuad, dann wearn ihre Leser wirkli allmählich schiach, dumm und bläd. |
08.09.2011 | Krisengesch Rei meint : Vielleicht ist alles nur Hysterie. Denn merkwürdigerweise scheinen wir in einer Dauerkrise zu sein. Zwar arbeitet die Wirtschaft auf Hochtouren, die Friseure der Arbeitslosenstatistik waren erfolgreich wie nie, der Export brummt, es gibt mehr Beschäftigte denn je (wie sie beschäftigt sind fragen wir nicht), aber seit Jahren dominiert das Krisengeschrei. Vielleicht ist es wirklich vor allem Hysterie oder reine Schlagzeilensucht. Vielleicht erträgt der Mensch es schlecht zu sagen: es geht uns gut. Es geht uns gut wie selten. Wir haben einen Wohlstand erreicht, wie er in der Menschheitsgeschichte noch nie anzutreffen war. Wie haben eine Bewegungsfreiheit erreicht, wie sie in der Menschheitsgeschichte noch nie anzutreffen war. Vielleicht ist es wie bei Woody Allens „Midnight in Pris“: die schöne Zeit war die Vergangenheit. Das Schöne an der eigenen Zeit wahrzunehmen, scheint dem Mensch nicht vergönnt. Das Schöne, das Wohlergehen am eigenen Leben benennen zu können, scheint dem Menschen nicht gegeben. Je reicher der Mensch wird, wirtschaftlich gesehen, desto hysterischer scheint er zu werden, desto ängstlicher, desto weniger scheint er das Viele, was er bestitzt, geniessen zu können. Fast möchte man meinen, der Mensch sei nicht für den Reichtum geschaffen. Fast scheint es, als wecke der Reichtum nur die unersättliche Gier nach noch mehr Reichtum. Ein Beispiel dieser endlosen Gier ist die Absicht der Ministerpräsidenten, die Haushaltszwangssteuer für die GEZ einzuführen. Ein irrsinniges Unternehmen, was nur auf Masslosigkeit einer abgehobenen Ministerpräsidentenklasse zurückzuführen ist. Die haben keine Ahnung, was 17.98 Euro für viele Menschen bedeuten. Es leben ja nicht alle im Reichtum, auch wenn es so viele sind wie nie zuvor. Es zeichnen sich Spaltungen ab in der Gesellschaft. Hier diejenigen, die es noch zu was gebracht haben, die Berufsparlamentarierer, die Chefredakteure, die Manager, die Ärzte, einige Anwälte. Dort diejenigen, die nachrücken und für die kein Geld mehr da ist, die Praktikanten, die ewigen Praktikanten. Weil die Herrschaften auf den Positionen so viel für sich beanspruchen, bleibt für die anderen wenig. Da ist es wohl ziemlich unklug von den Herren Ministerpräsidenten gewesen, bei einem Golftournier vielleicht oder einem feinen Essen, wo die Herren, wenn sie denn überhaupt Parkgebühr bezahlen müssen, vermutlich deutlich mehr Parkgebühr bezahlt haben als der kleine Praktikant künftig monatlich an Haushaltszwangssteuer abdrücken muss. Diese Haushaltszwangsabgabe ist nur ein kleines Indiz dafür, wie die Gesellschaft auseinander driftet. Wie die, die oben sind und die, die haben, von unersättlicher Gier nach noch mehr, nach noch einem grösseren Haufen Gebührengelder wie von Sinnen getrieben sind. In der SZ gibt es heute immerhin ein paar Leserbriefe einer ganz kleinen Minderheit von Gehörlösen, die das Problem auf sich zukommen sehen, die nicht einsehen, von ihrem kleinen Einkommen noch was für Millionengehälter von Profiteuren des angepeilten Runfunk-8,5-Milliarden-Gebührenhaufens abzuzwacken. Vielleicht erwacht ja der eine oder andere Chefredakteur einer grossen Zeitung noch rechtzeitig aus seinem Wohlstandsnickerchen.
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07.09.2011 | Kein Wunder meint : Schimon Stein, ehemaliger israelischer Botschafter in der Bundesrepublik, glaubt nicht an Wunder. Das tut er heute in der SZ-Aussenansicht kund. Es geht um den Friedensprozess in Nah-Ost und den bevorstehenden Antrag um Anerkennung Palästinas als eines unabhängigen Staates und Mitgliedes durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen. Stein hat grosse Angst davor und malt Folgen nicht abzusehenden Ausmasses an die Wand. Als ob es in Nah-Ost für viele Player noch was zu verlieren gäbe. Was im israelisch-palästinensischen Konflikt einzig noch zu verlieren wäre, das wäre dieser grauenhafte Rachemechanismus, der ihn seit 6 Jahrzehnten in Gang hält und der unzählbare Glücke zerstört hat und dabei kein glückliches Israel hat entstehen lassen. Schlimmstenfalls geht es weiter wie bisher mit der Ausrufung des palästinensischen Staates. Und das war immer blutig, blutig, blutig. Will Israel noch brutalere Überfälle auf Palästina machen als noch vor einem Jahr mit Phosphorbomben und Zerstörung jeder Menge ziviler Infrastruktur? Wie lange sollen die Palästinenser noch auf den versprochenen Staat warten? Dass mit Verhandlungen zwischen den beiden Staaten nichts zu erreichen ist durch wohl beiderseitige Borniertheit, das haben die letzten Jahrzehnte gelehrt. Es scheint doch viele eher der triftigere Grund für ziemliche Panik Israels vor der Ausrufung eines souveränen Palästinas der zu sein, dass Israel dann für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor den Internationalen Gerichtshof gebracht werden könnte. So meine ich es in einer Sonntagszeitung gelesen zu haben (FAZ). Diese Position darf nun aber von keiner westlichen Macht unterstützt werden. Schon gar nicht von Deutschland. Es darf nicht verschiedene Gerechtigkeiten geben. Es gibt ein Menschen- und Völkerrrecht für alle. Wenn das der Grund wäre, warum Deutschland sich in der UN bei der Abstimmung enthielte oder sogar dagegen stimmte, das wäre sehr peinlich. Dann würde Deutschland sagen, für Israel gilt ein anderes Recht als für andere. Ein exklusiveres Recht zur Rechtsverletzung, wie die Geschichte gezeigt hat. „Sich weiter zu verhalten wie bisher – das ist keine Lösung“. Das merkt Stein in seiner Aussenansicht richtig an. Den ewigen Kreislauf von Repression durch Israel und palästinensischem Terror dagegen, der ist nur durch etwas Neues zu durchbrechen. Und da ist im Moment nichts anderes in Sicht als die Ausrufung des Staates Palästina. Das hätte auch den Vorteil, dass Palästina selbst sich auch unter das Völkerrecht zu begeben hat. Dass es auch offiziell in diese Rechtsgemeinschaft aufgenommen würde und sie also zu anerkennen hat. Was bedeutet, dass ab da auch Palästina in die Pflicht hinsichtlich dieser Rechte genommen werden kann. Solange Palästina in einer Art staatsrechtlosem Raum ist, solange dürfte die Versuchung zu rechtsfreiem Agieren allerdings weiter gross bleiben. |
06.09.2011 | Inkonsequenzkonsequenz meint : Europa war Griechenland gegenüber von Anfang an inkonsequent. Man hat die gefälschten Zahlen durchgehen lassen bei der Aufnahme in den Euroraum. Aus dem Ehrgeiz heraus, ein möglichst grosses Währungsreich zu begründen. Grösse, die pure Grösse, die Lust an der Grösse hat die Macher verführt, nicht so genau hinzuschauen, ob die Zahlen, die Griechenland damals angegeben hat, auch stimmen. Es schwante den Europäern zwar, es gab Vermutungen, Hinweise, aber zu genau wollte man es nicht wissen. Man wollte sich das Fest der Grösse nicht zerstören lassen. Das war um 2000 rum. Und die Griechen, nicht blöd, haben sich gemütlich eingerichtet im Währungsraum. Denn die Europäer haben damals anders gehandelt als geredet. Das werden die wohl immer tun. Daran kann man sie aussaugen. Wieso einen Finger rühren, wenn einem auch so die Subventionen ins Maul fliegen. Irgendwann haben die Märkte Wind davon gekriegt, dass da nicht alles zum Besten steht. Und sie haben reagiert. Keiner wollte mehr griechische Staatsanleihen kaufen. Weil kein Vertrauen in die griechische Politik mehr bestand. Aber Oma Europa ist eingesprungen mit Milliarden aus ihrem unerschöpflichen Säckel. Und hat im Märchenton den Griechen erzählt, jetzt müssten sie sich aber an die Spielregeln halten. Oma Europa konnte den Griechen allerdings nicht plausibel machen, wieso sie zehn Jahre nach Einführung des Euro Worte und Taten plötzlich kongruent machen wollte, mit anderen Worten, warum Europa plötzlich konsequent werden wollte in der Befolgung der eigenen Währungs- und Verschuldungskriterien. Das konnten sie den Griechen nicht klar machen. Und jetzt hat Europa ein Inkonsequenzkonsequenzproblem. Soll Europa jetzt, in diesem September, anfangen, Griechenland gegenüber konsequent zu sein und kein weiteres Geld auszahlen, weil Griechenland sich (einmal mehr) nicht an die Vorgaben gehalten hat, wie die Prüfer, die angesichts der desolaten Lage frühzeitig abgereist sind, eben festgestellt haben? Oder soll Europa in seiner Inkonsequenz weiter konsequent bleiben und noch mehr Geld nach Griechenland, das Fass ohne Boden, pumpen? So wünscht es Herr Ackermann, der Superbanker, der um seinen angepeilten persönlichen Rekord, 10 Milliarden Euro Gewinn, für sein Bankhaus bangt. Konsequent oder inkonsequent, das ist hier die Frage. Ob Europa den Schmerz des Endes der Inkonsequenz mit all ihren Folgen lieber jetzt in Kauf nimmt und dann bereinigt anfangen kann konsequent zu werden oder ob es lieber, was bequemer schiene, konsequent mit seiner Politik der Inkonsequenz forfährt und Geld nach Griechenland pumpt, Geld nach Griechenland pumpt …. und wenn sie nicht gestorben sind, die Europäer, dann pumpen sie heute noch. Dies die Konsequenz aus der konsequenten Inkonsequenz.
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05.09.2011 | Sommerlochausfransung meint : In München ist die letzte Sommerferienwoche angebrochen, damit dürfte das Sommerloch in den letzten Zügen liegen. Ein letztes Aufbäumen desselben liefert heute Joachim Käppner mit einem eigenartig sülzigen Text - und das eine ganze Seite Drei lang -, der ein einziges Gejammere darstellt über die schlechte Ausrüstung der Soldaten am Hinudkusch und dass wenigstens Soldat X nicht gestorben wäre, wenn die Ausrüstung besser gewesen wäre. Im übrigen schreibt er allen Ernstes von Gefallenen, als ob Deutschland sich im Krieg befinde, was bekanntlich eine Mär ist (diese Scheisslaviererei, es allen recht machen zu wollen, denen die glauben sie seien im Krieg durch das Wort „gefallen“ und denen die keinen Krieg sehen durch „getötet“ etc. - nur ja keine Position beziehen). Deutschland befindet sich nach wie vor in einem hirnrissigen Einsatz am Hindukusch, von dem bis heute nicht klar ist, was er soll. Die Herren Schröder und Fischer hatten ihn in Gang gesetzt, gefühlsmässig übermannt vom Schock des 11. September, da kann man mal gespannt sein, was am nächsten Sonntag für triefende Reden gehalten werden, ob die kopflose Reaktion des Westens, die unter anderem den Niedergang Amerikas in Gang setzte, auch eine Rolle spielen wird. Oder ob der Westen sich als das unschuldige Opfer darstellen wird. Zumindest könnte er dann so gefühlsdusselig wie Herr Käppner beklagen, dass halt seine Geheimdienste nicht richtig funktioniert hätten; wenn die nämlich funktioniert hätten, hätte 9/11 verhindert werden können. Übrigens ist einige Seiten weiter in der SZ zu lesen, dass 20 Prozent der getöteten Soldaten der letzten Militär-Einsätze durch eigene Hand umgekommen seien. An sich mag die Kritik an der Ausrüstung durchaus berechtigt sein. Dann liegt es aber auch an den Beteiligten selbst, gewisse Einsätze zu verweigern. Oder massiv gegen die Politik zu agieren, aber auch das tut Herr Käppner nicht, denn es gibt dort Verantwortliche, die offenbar Soldaten fahrlässig in den Tod schicken. Aber irgendwie will Herr Käppner es sich mit niemandem verderben. Auf das Risiko hin, dass er sichs mit dem Leser verdirbt. Der findet, es gebe wirklich Dringlicheres zu berichten, was zumindest mehr Platz verdient als so ein Ausrüstungsproblem. Oder wenn schon, dann soll bittschön genau recherchiert werden, wer dafür verantwortlich ist. Dann müssen Namen genannt werden. Ob die Verantwortung bis zu einzelnen Parlamentariern oder Regierungsmitgliedern nachweisbar ist. Aber weil Herr Käppner darauf verzichtet, kommt dieser Text sülzig daher und nicht wert einer Zeitung, die immerhin inzwischen schon für eine Montagsausgabe 2 Euro verlangt. Das wären 4 Mark gewesen. |
04.09.2011 | Wirtsch Aftsregi Erung meint : Führende Politiker und andere Ersatzhandlungs- und Sommerlochfiguren fordern dringend die Errichtung einer europäischen Wirtschaftsregierung. Was würde das bedeuten? Weitere Aufblähung der Brüsseler Administrationen mit sehr teuren Beamten, Entmündigung der nationalen Regierungen, Abschieben von Verantwortung in luftige Brüsseler Administrationshöhen, wo irgendwann alle nur noch sehr abgehoben sind und nie einer zur Verantwortung zu ziehen ist, Administrationshöhen die noch abgeschotteter leben als die nationalen Pendants, und noch anfälliger sind für Lobbyismus und Lobbyistentum, also für Spezialinteressen, die sich gegen das Allgemeinwohl durchsetzen wollen. Ferner bedeutete die Errichtung einer solchen europäischen Wirtschaftsregierung noch mehr Personaldiskussionen, noch mehr Personalpoker. Die nationalen Politiken und Parteiinteressen verfügten über noch mehr Posten, wohin sie ungebliebte Politiker, erfolglose Politiker, Flaschen der verschiedensten Couleur abschieben könnten, weil es ja eine Beförderung nach oben mit mehr Gehalt wäre. Die nationalen Politiken würden also, statt sich gemeinsam um die Lösung der offenbar sehr drängenden Finanz- und Schulden-Probleme zu kümmern, in Personaldebatten verausgaben, die erfahrungsgemäss Kandidaten nach Brüssel bringen, von denen man keine Gefahr, also keine Stärke erwartet. Die Europäer sollten sich eher drum kümmern, wie sie diese Verschuldungskrise endlich so in Griff kriegen, dass sie nicht ständig Milliarden in Fässer ohne Boden pumpen müssen. Die Eurobonds scheinen aber genau ein solches Modell zu sein. Sonst würde wohl kaum eine Ratingagentur die gleich schon nach dem Prinzip des schwächsten Gliedes (als Mass für die Stärke der Kette) einstufen, im gegebenen Falle also nach Griechenland. Erfindung von Bonds, die Ramschstatus hätten, noch bevor sie überhaupt auf dem Markt sind. Keine erbauliche Aussicht. Aber eine europäische Wirtschaftsregierung sollte das Problem richten. Das wäre doch ein zu einfaches Abschieben von Verantwortung, die im Moment sehr unangehm werden kann. Indem man akzeptieren müsste, Griechenland pleite gehen zu lassen. Denn Geld nach Griechenland pumpen, hiesse im Moment nicht unbedingt Eulen nach Athen tragen, aber Geld in den unersättlichen Bankenkreislauf hinein zu schiessen. Letztlich in beschleunigtem Schleudergang, Geld von den Armen zu den Reichen umverteilen. Wenn wir das alles richtig verstanden haben. Dafür brauchen wir nun wirklich keine europäische Wirtschaftsregierung. Und Amerika, die sowas ja hat, kriegt seine Probleme auch nicht in Griff. Ist es nicht letztendlich der Tanz der Banken, die sich bis aufs Blut zieren, die Folgen für jahrelanges, unseriöses Geschäftsgebaren (die dürften auch bei der Politik der kontinuierlich steigenden Staatsverschuldungen ihr Wörtchen mitgeredet haben) zu übernehmen und ums Verrecken der Politik die Folgen dafür aufzuhalsen? Aber auch dagegen hilft leider eine europäische Wirtschaftsregierung garantiert nichts. |
03.09.2011 | Wenn Keiner Mehr Weiter Weiss meint : Wenn keiner mehr weiter weiss, dann helfen Personaldebatten. Wie lange der Aussenminister noch zu halten sei (für eine Entscheidung, für die die Kanzlerin das letzte Wort hatte), wer der neue Kanzlerkandidat bei der Opposition werde oder ob ein erfolgreicher OB auch ein erfolgreicher Ministerpräsidentenkandidat sein könne. Weil da kann jeder mitreden, jeder Qualitäten zu- oder absprechen, der kann das, der kann das nicht, die kann das, die kann das nicht, Personaldebatten, die Tummelfelder der Besserwisser und Aburteiler. Es ist lustig wie beim Elf-Uhr-Glockenspiel auf dem Marienplatz, wird der Reiter wieder fallen und welcher? Es ist zwar immer der gleiche und individuell sind sie in ihren Rüstungen sowieso nicht zu unterscheiden, egal, das Volk die Masse quittiert das jedesmal mit einem Ausruf der Erleichterung oder des Erstaunens, des Mitgefühls oder der Schadenfreude – das kurze Entlastungsgeräusch ist interpretierbar. Dann geht der Tagesablauf weiter als sei nichts geschehen. Es gibt aber nicht nur Dinge, bei denen keiner mehr weiter weiss, weil sie echt zu undurchsichtig sind (diese ganzen Finanz- und Schuldengeschichten), es gibt auch Dinge, die jeder weiss und keiner machts Maul auf. Jeder weiss, dass die von den Ministerpräsidenten geplante Neuordnung der Rundfunkgebühr als Haushaltsabgabe eine höchst problematische Angelegenheit ist. Aber weil dadurch der Haufen der öffentlichen Rundfunkgelder nochmal stark ansteigen soll, und weil auch die Presse mittels Inseraten dadurch zu profitieren hofft, hälts sies Maul, lässt mal einen Experten zur Sprache kommen oder informiert, dass gewisse Gruppierungen oder Unternehmen eventuell Klagen würden dagegen, aber selbst hält sie sich zurück, weil sie sich auch ein Häppchen davon erhofft. Ziemlich dumm, denn dadurch untergräbt sie weiter ihr eigenes Fundament und Profil und damit die eigene Zukunft, indem sie noch abhängiger wird von einem potenten Inseratenauftrggeber (zB BR praktisch täglich eine Viertel Seite in den Tageszeitungen). Aber dass diejenigen, die diese neue Zwangsgebühr beschliessen werden, die Landesparlamente nämlich, alles Berufspolitiker sind, für die die Euro 17.98 monatlich ein Klacks sind, darüber wird geschwiegen. Darüber, dass Millionen Menschen im Kleinverdienersegment, die in sehr bescheidenen Verhältnissen leben und für die Euro 17.98 kein Klacks ist, die teils Stunden dafür arbeiten müssen, auch wenn sie weder Fernsehen noch Radio haben, um damit Millionengehälter von TV-Stars zu finanzieren und wie das auf die Zwangszahler wirken dürfte, kein Wort darüber. Kein Wort darüber, wie es bei den Millionen Menschen, die in sehr bescheidenen Verhältnissen leben, ankommt, ob die dann ihre gesamten Einkommensverhältnisse der GEZ offenlegen müssen, um eine Befreiung von der Gebühr zu erreichen, ob das noch mit europäischem Recht vereinbar ist. Wie so eine Zwangsgebühr auf Abermillionen Rentner wirkt, die unterm Strich eh immer weniger haben. Ok, unter ihnen dürfte noch der grösste Teil der TV-Kunden sein, die die zwangsgebührfinanzierten Programme und Stars auch sehen wollen. Oder nehmen wir den deutschen Filmpreis. Jedermann weiss, dass die Konstruktion der Vergabe des staatlichen Geldes durch einen privaten Innungsverein, eine Krüppelkonstruktion ist, die dem Filmland absolut keine Impulse noch irgendwie Image bringt, dass es den deutschen Film einzig in seinem Nischendasein bestätigt, statt ins Licht einer öffentlichen Diskussion zu bringen. Aber alle halten s Maul, auch die Presse, denn alle hoffen auf die eine oder andere Art, direkt oder indirekt vom grossen Förderhaufen zu profitieren. Förderung macht dankbar. Und gibt es was langweiligeres, was kulturell tödlicheres als dankbare Künstler oder eine dankbare Presse? |
02.09.2011 | Was Wenn Ohne Hilfe meint : Was wenn die Syrer jetzt ohne ausländische Hilfe Assad und seinen Clan stürzen. Es sieht immer mehr darnach aus. Es gibt erste Absatzbewegungen vom Regime. Das ist in einer aussichtlosen Lage. Es steht inzwischen vor aller Welt als verbrecherisch da. Täglich kommen neue Brutalitäten an den Tag. Das ist ja schon viel, wenn die Welt sich nicht blind stellt. Das ist vielleicht mehr Hilfe als militärisches Eingreifen. Die Dinge benennen. Bislang haben Machtcliquen sich meist gegenseitig unter dem Schutzmäntelchen diplomatischer Gepflogenheiten gestützt und geschützt, haben grosszügig über Verbrechen von Regierungsseiten weggesehen, weil sie oft selber Dreck am Stecken haben. Weil die sogenannt politischen Gründe Unrecht durchzusetzen eben nie sauber sind. Vielleicht ändert sich auch das allmählich. Durch die Demokratisierung der Medien dank Internet und auch dessen Netzwerken. Früher konnte ein Machthaber noch vor einer Versammlung von Hundert oder Tausend oder mehr Menschen auf ein grünes Bild zeigen und behaupten, das ist blau. Und keiner aus der Menge traute sich zu widersprechen. Weil die Menge auch nicht unter sich zu flüstern den Mut hatte. Heute würde sofort ein Getwittere und Gesmse und Gechatte, völlig lautlos, in der Menge beginnen und alsbald schriee sie den falschen Polithund auf der Bühne nieder. Bei Syrien steht der Westen dann vielleicht so dämlich da, wie einige Westler jetzt behaupten stehe Deutschland im Verhältnis zu Libyen da. Es wird angesichts der beiden Varianten von Tyrannensturz (mit Natozerstörhilfe oder ohne) hoffentlich zu einer grundsätzlichen Diskussion über Bewaffnungen und bewaffnete Eingriffe führen. Der Westen fühlt sich Libyen und seinem Oel gegenüber dank den Bombardements jetzt stärker und legitimierter. Gegen Syrien wird er kaum Handhabe haben, zu beeinflussen, was die Syrer, ein hochfriedliches und hochfriedliebendes Volk, dann politisch entscheiden werden. Wenn die dann noch pragmatisch-kompromisslos den Frieden mit Israel zu den aktuellen Bedingungen (Grenzen von 67 etc.) akzeptieren, so könnten so manch liebgewonnene Feindbildkonstellationen schnell in sich zusammenfallen. Vielleicht würde dem Westen auch bewusst werden, dass er viel zu arrogant immer glaubt, überall seine Finger drin haben zu müssen. Dass man auch ganz kreative und blühende Beziehungen aufbauen kann mit selbstbewussten Einheiten, die einem in keiner Weise zu einem Dank verpflichet sind. Die halt auch nur ein gutes Leben wollen. Falls der Tyrannensturz in Syrien gelingt ohne nachfolgenden Bürgerkrieg, dann sollte der Westen mit seinen Nato-Rezepten wirklich in sich gehen. Die Versuchung wird natürlich gross sein, wieder in die innenpolitischen Ränke der sich befreienden Länder einzugreifen. |
01.09.2011 | Ero Sion meint : Joschka Fischer beklagt heute in seiner sporadischen Aussenansicht in der SZ die Erosion, die an den tragenden Fundamenten der europäischen Einigung nagt. Und fordert „endlich ein starkes, vereinigtes Europa“. Er meint damit Blockbildung wie in China oder USA. Er malt den Sturz in den Abgrund, das Spiel mit dem Feuer, Gefahren und Katastrophen für Europa an die Wand, um diese Forderung zu unterstützen. Sie impliziert auch die Aufrüstung Europas, das militärisch nicht mehr so richtig mithalten könne. Fischer fordert also zu einer Verstärkung des Rüstungswettlaufes auf. (Genau so gut könnte er doch einem Abrüstungswettlauf das Wort reden und sagen, wenn weniger Rüstung und weniger Rüstungsexport wäre, wenn Libyen weniger mit Rüstung versorgt worden wäre, dann hätte das militärische Engagement in Libyen nicht so massiv ausfallen müssen). Ein Argument Fischers ist auch, dass Konföderationen nie funktioniert hätten. Er erwähnt die USA. Einige Zeilen später muss er allerdings feststellen, dass auch die USA in der Krise zu versinken drohen. Offenbar ist das Block-Modell nicht so ganz krisenresistent. Und der Background für die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika mit ihrem supermächtigen Präsidenten (der jetzt noch dazu superohnmächtig erscheint, Block als Garant für Ohnmacht?) ist doch ein ziemlich anderer als der europäische. Amerika hatte praktisch keine Geschichte. In Europa handelt es sich um jede Menge über die Jahrhunderte herauskristalliserter Demokratien und souveräner Staatswesen. Die in einem Block zu vereinigen und zu vergewaltigen scheint mir ein ziemlich doofes Ziel. Grad weil die Europäer demokratiegewohnt sind, muss man ihnen viel Souveränität lassen. Natürlich sollten sie in der Krise lernen, innert nützlicher Frist gemeinsame Lösungen zu finden, wenns nicht anders geht, dann halt wie beim Konklave. Nur so bleiben sie wach und können die grauenhaft negativen Seiten der Blockbildung umschiffen. Blockbildung ist auch Entmündigung der kleineren Einheiten. Blocks tendieren zur Erstarrung und Unbeweglichkeit. Und noch ist offen, wer besser aus der Krise herauskommen wird. Wer Verantwortung nach oben abgibt, gibt auch Wachheit ab. Er unterstützt zudem jene Sorte von Menschen, die nie genug von ihren Machtphantasien bekommen können. Dieser Machthunger kann schon im kleinen Rahmen verheerend wirken, zum Beispiel wie die FDP jetzt stärkere Entlastung der Bürger fordert, bloss weil ihre Umfragewerte katastrophal sind, aber überhaupt nicht aus Überlegungen das Gesamtwohl betreffend heraus. Wie negativ müssen sich solche Machterhaltsbestrebungen erst auswirken, wenn es sich um Blocks von Hunderten von Millionen Menschen handelt! |
31.08.2011 | Unter der Erde XI meint : Hofopern und Kammersänger / Landgerichtspräsidentenwittwe / Reichsarchivrat, Prof. für Staatsrecht / Kais. Russ. Acad. Prof. Historienmaler, Ehrenmitglied d. Acad. zu München u.s.w. / Oberst, Jnhaber des 2. Feldartillerie-Regt.-Grosskreuzes des Militär Ritter des Verdienst Ordens der bayrischen Krone und vom hl. Michael, Ehrenkreuz des Ludwig-Ordens etc. / Gräfin von Holnstein / kgl. Oberkriegskomissars Wtw. / Thier- u. Landschaftsmaler, humorvoller Zeichner der „fliegenden“ und anderer Blätter 1860-68 / Ober. App. Gs. Präsident / Stud. med. / einj. Freiw. im 4. Feld-Art.Regt. / Frhr. von Hohenhausen und Hochhaus, General d. Cavallerie, Gen. Cpt. d. kgl. Leibgarde d. Hartschiere, Kämmerer u. Gen. Adj. Sr. Maj. d. Königs, Kriegs-Minister / Oberpackmeisterswitwe / Packmeisterstochter / kgl. Jntendantur-Sekretär / Gründerin u. Oberin der Pflege u. Versorgungsanstalt für weibliche Personen i. München / Priester der Dioecese Jndianopolis, Jndiana, Nordamerica / Hauptmann im kgl. preuss. Rhein. Fuss-Artillerie-Regiment, No. 8. / Generalmajor a. D., Inhaber des k. b. Ludwigs-Ordens, Comthur des k.-württ. Friedrichs Ordens, Comthur I. Cl. des Militärverdienst Ord. Adolph von Nassau mit Schwertern etc. / Chordirektor und Komponist, er vertonte die Bayernhymne / Gräfl. Moy’scher Domänen Direktor / Domänen-Direktors-Witwe / Metzger v. hier / Civilingenieur / Landtagsbeamtengattin / Posthalter-Wittwe aus Waldeibach / Dichter der Bayernhymne / Lehrer in Kirchredenbach / Mechaniker und Jnstallationsgeschäfts-Jnhaber / Gründer der kgl. Hofglasmalerei / kgl. Hausverwalter / Küfer / Staatsminister / kgl. Bayer. Geh. Oberbaurath, Planer und Erbauer des Donau-Main-Kanals, Ritter d. Militär Max-Joseph-Ordens / Wurstfabrikant und Hausbesitzer / Botaniker / Chirur. Instrumentenmacher u. Orthopäde / kgl. Garn-Verw.-Jnspektor a. D. / k. Packmeister a. D. / Historien- und Kirchenmaler / Restaurateur der Rathgeber’schen Waggonfabrik / Privatier, ehml. Kaufmann in Kehlheim / kgl. Seminar-Jnspektor a. D. / Glasmeister von hier, voran gingen ihm 7 Kinder / Besitzer des Café-Restaurant Wittelsbach / k. Stabsveterinär u. technischer Vorstand d. k. Militärschmiede, Ritter d. Civilverdienstordens v. hl. Michael II. Cl., Jnhaber d. silb. Verdienstkreuzes I. Cl. für 40jährige Dienstzeit / RIP im alten Südfriedhof am Sendlinger Tor zu München |
30.08.2011 | Verlorener Posten meint : Nicht nur Banker (wie im schauderlich-wunderbaren DER GROSSE CRASH, der am 29. September in die Kinos kommt) können auf verlorenem Posten stehen. Eben hat Gaddafi seinen Posten verloren. Seine Familie sei nach Algerien geflohen. Vor ihm haben schon der Tunesier Zine el-Abidine Ben Ali und der Ägypter Mubarak ihre Posten verloren. Und auf verlorenem Posten kämpft weiter Assad Junior. Aber nicht nur er. Auf verlorenem Posten kommen einem auch die arabischen Länder und China und Russland vor, die irgendwie noch mässigend auf Assad einwirken wollen. Über 2200 Tote, die er zu verantworten hat, das ist Massenmördertum. Mit Massenmördern gibt es anderes zu tun, als ihnen die Aufwartung zu machen. Ihnen kann gerade noch die Message zugestellt werden, dass sie nichts mehr gelten, dass sie zur internationalen Fahndung ausgeschrieben seien. Sie sind passé. Sie haben an Regierungspositionen nichts mehr zu suchen. Das sollte sich die demokratische Welt oder jene, die sich dafür hält, noch viel deutlicher auf die Fahnen schreiben. Massenmörder gehören nicht auf Throne. Sie verdienen keinen Respekt. Sie müssen als solche bezeichnet und behandelt werden. Die Welt muss in dieser Hinsicht Bewusstsein und Sprache schärfen. Auch wenn das nicht immer mit kurzfristigen Geschäftsinteressen kongruent ist. Geschäft ist nichts Heiliges. Schon gar nicht, wenn es um Rüstung geht. Die westliche Welt sollte das Bewusstsein, dass ihre Freiheit einen Preis hat, viel stärker entwickeln. Das Bewusstsein, dass ein Wohlstand, der auf Diktaturen, Folter, Meinungsunterdrückung, Menschenrechtsunterdrückung in Rohstoff oder Billigartikel liefernden Drittländern beruht, nicht gut sein kann, vor allem keine langfristige Investition ist. Die westliche Welt sollte zügig ein Modell entwickeln, wie Wohlstand, Glück und Freiheit auf der ganzen Welt möglich sind. Bis jetzt fehlt es total an Fantasie, Vision oder konkreten Vorschlägen wie die rieisgen menschlichen Ressourcen in den sich zur Zeit von ihren postenhockenden Diktatoren befreienden Ländern zum gegenseitigen Nutzen fruchtbar gemacht werden können. Der Westen handelt auch ziemlich auf verlorenem Posten, wenn er meint, es gehe in erste Linie darum, dass er sich nicht mit Komplikationen zu befassen habe, dass Ruhe herrsche, dass der Rohstoffnachschub gesichert sei, kurz, dass seine alten Rezpete genügten.. Diese sehr enge westliche Sicht, lässt den Westen auch zusehends auf verlorenem Posten erscheinen. Frage: wo spielt die Musik der Zukunft vor lauter verlorenen Posten?
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29.08.2011 | waffens tarrend meint :
So viel scheint sicher: Libyen ist jetzt ein waffenstarrendes Land. Gaddafi hatte viel Geld für Waffen ausgegeben. Wer auch immer hat ein bombiges Geschäft damit gemacht. Dass das heute zu einem Problem werden könnte, dafür fühlt sich keiner haftbar. Einige von diesen nicht Haftbaren sitzen vermutlich auch in Deutschland. Einige, die den Weg für Waffen nach Libyen geebnet haben, dürften vermutlich sogar namentlich eruierbar sein. Das wäre immerhin eine Abwechslung für das entfesselte Kollektiv der Westerwelle-Basher, sich mal ein paar Waffengeschäftler vorzunehmen und auch deren Lobbyisten. Was ist mit den 200 Panzern für Saudi-Arabien? Was mit den U-Booten für Nigeria. Merkwürdig still ist es darum geworden. Sicher, im Moment ist das Standing, dass Waffen Gutes tun können, wie jene der Nato-Streitkräfte, die die Rebellen in Libyen unterstützt haben. Drum muss man jetzt Respekt davor bezeugen. Wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen, wenn man zuvor Gaddafi nicht so massiv mit Waffen ausgerüstet hätte. Wie war das noch bei John Steinbeck, Of Mice and Men, erst stösst der clevere George den geistig eher schwachen Lennie ins Wasser und rettet ihn anschliessend, um seinen Respekt zu verdienen. Erst baut der Westen die mörderischen Diktatoren mit auf, weil er angeblich um seine Sicherheit bangt, und dann will er gefeiert sein, wenn er zu deren Sturz beiträgt. Man sollte sich mal ein bisschen überlegen, wohin man Respekt in welchen Dosen verteilt. Ausserdem ist noch nicht aller Tage Abend. Gaddafi ist erlegt. Aber der Kampf um sein Fell hat eben erst begonnen. Der Westen muss verdammt aufpassen, dass er nicht blind den nächstbesten „starken“ Mann unterstützt und die alten Fehler wiederholt. Der Westen macht sichs eben auch gern einfach. Nur nichts mit Problemen von gebeutelten Ländern zu tun haben. Aber Vertrauen und Respekt gewinnen geht eben nicht so leicht, schon gar nicht reichen ein paar Bombardierungen dafür aus (siehe Jugoslawien, Irak, Afghanistan). Den Respekt gewinnen muss man jetzt. Jetzt kommt erst die Herausforderung. Mit einem schwer verletzten politischen Gebilde umzugehen. Respekt- und verständnisvoll und fördernd damit umgehen; nicht panisch (aus Angst vor Verlust im Geschäft oder vor Extremismus). Als Testfall für das eigene Demokratieverständnis. Auch als Demonstrationsfall für konsequent demokratisches Handeln und Verhalten. Demokratie hat auch ihren Preis. Vor allem geht das alles nicht so schnell. Wir kennen Libyen so gut wie gar nicht. Wer kennt schon einen Libyer persönlich? Wer kennt schon einen libyschen Künstler? Wer einen Wissenschaftler? Wer einen Politiker? Wer Geschäftsleute? Wir wissen fast gar nichts über Libyen, seine Kultur, seine Menschen. Also können wir ihnen wohl nicht vorschreiben, wie sie sich zu organisieren haben. Man kann Hilfe anbieten. Aber mit Geldgeschenken sollte man vorsichtig sein. Die Politik brüstet sich gerne damit, sie stelle jetzt so und so viele Millionen für Libyen bereit. Und gebärdet sich dann so, als hätte sie das Problem erledigt. Nein, das ist doch nicht mehr als eine Erste Hilfe. Und es kommt darauf an, was mit diesem Geld gemacht wird. Wieviel davon fliesst gleich wieder in Sicherheits- und Waffensysteme ab? Wieviel davon greift sich die Rüstungslobby? Na, na, also waffenstarrend ist Libyen im Moment genug. Da besteht garantiert erst mal kein Bedarf!
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28.08.2011 | Sulik meint : In der Welt-Online vom 26. 8. 2011 gab es ein Interview mit dem slowakischen Parlamentspräsidenten Sulik. Es geht um das Problem der Rettung Griechenlands, darum, ob die Euro-Länder dem hochverschuldeten Land, was immer noch weiter Schulden anhäuft, noch mehr Geld in den Rachen schieben sollen und damit den Euro selbst gefährden. Denn die Argumentation der Retter sei ja die, wenn wir Griechenland nicht retten, dann erwischt es bald andere Länder auch, Spanien, Portugal, Italien, Frankreich und auch Nicht-Euro-Länder wie England würden in den Strudel hineingezogen. Darauf meint Sulik überzeugend, wenn dem so wäre, wenn das also nicht reine irrationale Angstmacherei wäre, dann würde wohl England zum Beispiel ganz freiwillig von sich aus was zur Rettung Griechenlands beitragen, obwohl es gar nicht im Euro-Verbund ist. Sulik argumentiert sehr klar und überzeugend, so wie man es bisher von keinem der regierenden deutschen Politiker zu dem Thema gehört hat. Dass es das beste wäre, Griechenland pleite gehen zu lassen. (Es versteht sich von selbst, dass Banken, die allzu naiv dem Land immer neue Kredite gewährt haben, davon betroffen wären und der Verdacht entsteht, dass die Euro-Politiker, die immer mehr Geld zur Rettung nach Griechenland borgen wollen, von solchen Banken gegängelt werden). Sulik meint, hätte man Griechenland letztes Jahr pleite gehen lassen, dann hätte es das Schlimmste bereits hinter sich. Er stellt auch sehr überzeugend dar, dass es zur Nachahmung verführt, wenn nie Konsequenzen gezogen würden, wenn dem schludrigen Haushalter einfach immer mehr Geld nachgeschoben würde, dass dann auch andere Länder diese Subventionsgeber nicht mehr richtig ernst nehmen täten und selbst weiter lausig haushalten würden, denn die Europäer, die springen immer ein, weil sie so ängstlich sind. Sie verwöhnen die verwöhnten Kinder immer mehr – und versauen sie immer mehr, um den Sulik mal zu interpretieren. Er legt auch sehr deutlich dar, dass solchene Subventionsgeldhaufen vor allem eines täten: nämlich die Korruption nähren. Das ist zwar eine altbekannte Weisheit. Aber vielleicht sollte einer der verantwortlichen deutschen Politiker dies auch mal wieder so laut und deutlich aussprechen. Das scheint so ein Teufelskreis zu sein. Politiker, die Subventionen verteilen, wähnen sich mächtiger, weil ja alles um sie rumscharwenzelt und sie glauben, wenn sie eine europäische Wirtschaftsregierung ins Leben rufen, dann gibt es noch mehr Machtpositionen (die noch mehr Korruption zum Blühen bringen). Nicht anders ist es beim deutschen Film. Dem deutschen Kulturstaatsminister ist nun nichts eingefallen, ausser dass er den strohdummen deutschen Filmpreis, der ohne jede gesellschaftliche Relevanz ist, weil er vom Staat zwar finanziert, aber von einer innungsinternen Jury verteilt wird, noch um weitere 100\'000 Euro aufstockt, damit auch beim Dokumentarfilm eine dritte Nomination möglich ist. Auch das ein Beispiel, für eine sich verselbständigt habende Politik, die nur sich selbst und nicht das Blühen der Gesellschaft im Sinne hat. Denn damit wähnt der Kulturstaatsminister Neumann sich 100\'000 Euro wichtiger, zumindest in der Filmbranche (und die hat sich pflichtschuldigst schon total dankbar geäusssert). Welch lächerliches Vorgemache! |