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01.12.2010 | Menschenleben Gefährden meint : Ganz besorgt und alarmiert warnen die von den WikiLeaks-Veröffentlichungen am meisten betroffenen Amerikaner, diese Veröffentlichungen könnten Menschenleben gefährden. Wenn das mal nicht scheinheilig ist. Sie, die Amerikaner unter ihrem Friedensnobelpreisträger, die täglich unschuldige Zivilisten töten mit ihren Todesdrohnen und ihren Todesschwadronen, man kann sich das nicht oft genug bewusst machen. Sie, die nicht zimperlich sind, wenn sie ihre Interessen gefährdet sehen. Die auch, so ist nach dieser Veröffentlichung noch verstärkt zu vermuten, schnell mal einen iranischen Atomphysiker hinterhältig ermorden lassen. Und dann ist man plötzlich so bersorgt um Menschenleben. Wenn nur auch aus den WikiLeak-Texten eine solche Besorgnis um Menschenleben hörbar wäre. Ist sie aber nicht. Sie künden eher von einem ausserordentlichen Klein- und Erbsenzähler-Geist, der peinlich genau darüber Protokoll führt, wer seinen Interessen förderlich ist und wer ihnen hinderlich ist. Kein Geist, der auch nur eine Idee einer Haltung von „Leben und Leben lasen“ verkündet. Es wird minutiös, wie der Nachbar, der ständig hinterm Fenster hockt und die Nummern von Falschparkern aufschreibt oder dergleichen, notiert, wer spurt, wer die Interessen der so grossen und einzigen Weltmacht unterstützt und wer ihnen im Wege ist. Und dort, wo jemand im Wege ist, da muss dann Action passieren. Erst mit Meetings und dem Versuch der Überredung. Und wenn das nicht fruchtet, nun ja, dann siehe Iran, wo ja nicht zum ersten Mal Menschenleben ausgelöscht wurden. Und wenn das nicht fruchtet, dann siehe Irak. Der Geist, der aus diesen internen Texten der Administration spricht, ist ein Geist, der sich für den Grössten hält, und dem sich alle unterzuordnen haben. Es ist ein arroganter Geist, ein überheblicher Geist, ein egomanischer Geist. In dieser Haltung ist er allerdings penibel und korrekt bis zum Geht-nicht-mehr. Es ist ein machtversessener Geist, der nur ständig die Machtbalance misst, der nur ständig drauf achtet, dass er der Mächtige ist und dass die anderen ihm das auch ständig bestätigen müssen. Wer das nicht tut, der wird zum Problemfall stilisiert, wie Iran, wie Nordkorea. Ein Spiel der Machtversessenheit. Im tief Innersten arrogant und dumm. Und der sich weit von den demokratischen Idealen der Gründerväter der USA entfernt hat. Ein Geist, der nur noch den Wirtschafts- und zu allerletzt den Demokratieinteressen dient. Ein Geist, dessen Auswüchse sich in Guantanamo oder den illegal Renditions, den Drohnenangriffen oder in Kriegen äussert, die ohne Grund oder aus falschen Gründen ohne Not vom Zaun gerissen worden sind, Irak zum Beispiel, aber auch Afghanistan hat weder die USA noch seine Verbündeten angegriffen und auch der Bündnisfall ist nie eingetreten. Und so wirkt es doch sehr grotesk, wenn diese Macht jetzt jammert, die Veröffentlichung von WikiLeaks würde Menschenleben gefährden, Gejammere einer Grossmacht, die für ihre Interessen skrupellos nicht nur Menschenleben eliminiert, sondern auch andere Länder in wirtschaftlich desolater Lage lässt und auch dem Klima gegenüber nur höchst halbherzig Konzessionen macht. |
30.11.2010 | Robust Data Sharing meint : WikiLeaks hat einen Begriff aus einem Kabel der Berliner US-Botschaft an Washington wahr gemacht: ROBUST DATA SHARING. Robuster geht’s nimmer. Mehr und besser kann man Daten nicht teilen. Und wer viele Daten sammelt, der kann auch viele Daten teilen. Der Begriff mit dem Robust Data Sharing entstammt einem Satz im Zusammenhang mit der Datensammelwut der Amerikaner für das TFTP, das Terrorist Finance Tracking Program, ein Programm, dessen Durchsetzung in Berlin aus Reihen der FDP für die Amerikaner Hindernisse erwachsen. Drum werden die Exponenten der FDP in den Berliner Kabeln auch negativ dargestellt, sowohl Leutheuser-Schnarrenberger als auch Westerwelle (der mehr im Zusammenhang mit der atomaren Abrüstung) – vielleicht war das der Grund, bei den Koalitionsverhandlungen ein Greenhorn der Partei als mitteilsame „Source“ anzuwerben... Die Kabel aus Berlin belegen, dass die Amerikaner sehr präzise und genau beobachten, wer und was in anderen Ländern ihren Interessen dient, wer sich ihnen sogar andient (wie der aktuelle Verteidigungsminister), der kommt gut weg, wer eigenwillig bleibt, weniger gut. Den Satz „We need to also demonstrate that the US has strong privacy measures in place so that robust data sharing comes with robust data protections“ hat Wikileaks fürs erste Lügen gestraft. Wer in Zukunft einem Mitglied der amerikanischen Diplomatie was erzählen will, der setzt es besser gleich ins Internet. Und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Daten aus dem TFTP oder die Transatlantik-Passagierdaten auch im Internet offen einsehbar sein werden. Ein anderer interessanter Satz aus den Kabeln der Berliner US-Botschaft nach Washington: „to intensify our engagement with German government interlocutors, Bundestag and European parlamentarians and opinion makers to get our views across“. Wer nicht spurt, wird zur Brust genommen (das was Petraeus bei seinem kürzlichen 3-Tages-Besuch in Berlin auch gemacht haben dürfte). Der Satz belegt, dass auch die Opinion-Makers ganz genau beobachtet werden. Damit dürfte in erster Linie die Presse gemeint sein. Es gibt ein Kabel mit ausführlichen Reviews, wie über Terroranschläge berichtet wird. Das belegt, dass die Amerikaner die Presse immer noch für einen Machtfaktor halten. Und wer die Terrorgefahr nicht gross genug bringt, wird wahrscheinlich auch zur Brust genommen. Im Moment fehlen bei WikiLeaks allerdings noch die Kabels, wie der US-Botschafter die SZ oder Die Welt oder die FAZ oder die tz oder die AZ oder den Mannheimer Morgen oder welche Zeitung auch immer zur Brust nimmt, wenn sie mal unbotmässig die Terrorgefahr relativiert oder nicht gross genug gebracht hat. Dass das passiert ist, kann aus den bisher veröffentlichten Kabeln bereits leicht hochgerechnet werden. |
29.11.2010 | Ges Cheitert meint : Nach dem Afghanistan-Bericht der Crisis-Group ist die NATO-Strategie in Afghanistan gescheitert. Gescheitert. Gescheitert. Die NATO in Afghanistan gescheitert. Und welchen logischen Schluss zieht die NATO daraus? Weitermachen wie bisher. Bis die Strategie endlich funktioniert. Was nicht funktioniert wird funktionierend gemacht. Diesen Spielplatz zu Erprobung vor allem von ferngesteuerten Kriegswaffen darf man nicht leichtfertig aufgeben. Diese Chance, dass Deutsche am Hindukusch Muslime vorbeugend töten, darf man sich nicht entgehen lassen. Die von den vorgeblichen Christen Merkel, Guttenberg, Westerwelle und allen anderen christlichen Kabinettsmitgliedern und Parlamentariern an den Hindukusch entsandten Soldaten töten vorbeugend Muslime oder sollen vorbeugend Muslime töten. Dafür kriegen sie dann so Dinge wie Eiserne Kreuze angepeppt, Tapferkeitsmedaillen und ähnlichen Schrott mehr. Abspeisen, die, die für den Machterhalt der Berliner Clique ihr Leben aufs Spiel setzen. Denn um was andres geht es nicht. Mehr Sicherheit hat der Einsatz nicht gebracht, das bestätigt die Crisis-Group gerade wieder, in neun Jahren nichts gebracht, sonst könnte man ja nicht sagen, er sei gescheitert. Aber damit das nicht so auffällt, nennen die vorgeblichen Christen in Berlin die afghanischen Muslime Taliban und eine Terrorgefahr. Obwohl die wirklich Gefährlichen längst aus Afghanistan abgewandert sind in andere labile Staaten. Die jetzigen Taliban sehen sich als muslimische Freiheitskämpfer, die ihr Land von der christlichen Invasion befreien wollen. Die Berliner Christen nennen diese afghanischen Freiheitskämpfer jedoch Rebellen, Extremisten, Aufständische, machen sich damit einen vor und leiten daraus eine Bedrohung für das christliche Abendland ab. Irgendwie beisst sich da die Katze in den Schwanz. Wenn die Taliban unter falscher Bezeichnung gejagt werden und die sich als Freiheitskämpfer sehen, dann kann man sich mit der Megaüberlegenheit des Westens (es ist wirklich lachhaft, wie wenig diese hochgerüstete NATO-Armee gegen die vergleichsweise primitiv ausgerüsteten Taliban in neun Jahren erreicht hat, es ist geradezu peinlich) vielleicht für eine gewisse Zeit Ruhe verschaffen, wie sie es im Irak getan haben; aber dort ist jetzt, schon ein Jahr später wieder eine neue Flüchtlingswelle ins Rollen gekommen. Und besonders die Christen leiden unter den Folgen der christlichen Petraeus-Weisheit! Einem solchen General wollen die Deutschen Parlamentarier Ende Januar ihre Soldaten weiter für weitere Muslimtötungen anvertrauen? Einem General, der keinen soliden Frieden stiften kann mit seinen Todesschwadronen und Tötarien. Die Mörder vergessen und verdrängen schnell. Bei den Opfern kann die Erinnerung über Generationen anhalten – und als Agens gegen die Ziele der Invasoren aktiv bleiben. |
28.11.2010 | Weih Nachtspost meint : EINKAUFAKTUELL. Jetzt kaufen und 15 % sparen. Alles für Ihr Baby und Kleinkind unter einem Dach. Einfach riesig, diese Plüschteddys! Billiger zum Wochenende. Highlights zum Wochenende. Noch mehr Tipps der Woche. Punktehoch am Mittwoch. Sparen bis der Weihnachtsmann kommt. Besser als wie man denkt. Einführungsangebot. Apfel, Nuss und Mandelkern, essen nicht nur Kinder gern. Nicht nur der Flug sollte erstklassig sein, auch das Gepäck. Aktions-Angebot, jeder Reisegast spart. Unterwegs mit netten Leuten! Preisgünstig buchen direkt beim Veranstalter. Einfach frischer Genuss. Obst- und Gemüse-Artikel zu TOP-Preisen. Der Stuhl, der mit dem Kind wächst. Jetzt das Produktvideo dazu ansehen. FRISCHER! BILLIGER! Finanzierungsbeträge wählbar ab 100 EUR. Genuss aus Meer und Fluss. Auch online. Sollzinssatz laufzeitabhängig. Heimwerker-Preise! Für den Newsletter einfach anklicken und auf dem Laufenden sein! Neue Kollektion 2011! Jeden Tag ein bisschen besser. Ran an die Marken. Raus mit der Sprache, rein ins Leben. Aus unserer Region. Alle Autositze exklusiv. 26% BILLIGER! Inkl. Fonduering und 6 Fonduegabeln. Microfaser-Velours-Bettwäsche. Modellbeispiel. Halogen-Spot-Serie. Köstlichkeiten aus dem Meer. Alpenmilch Aktion. Rockin’ Christmas. Gratis-Zugabe. Andechser Bergblumen-Käse Aktionspreis. Welcome to the jungle. Weihnachtsgrüsse aus aller Welt. Feine Welt. Ökotest sehr gut. Fitness und Wohlbefinden! Einfach mehr zum Fest. Echte Stierfelle. 6-teilig. 2-er Pack. Taillenformer. Comfort. Gewinnen Sie. Teppichbodenvielfalt. Knallhart reduziert…!! ALLES MUSS RAUS … !! Frischer Wolfsbarsch. Bis max. 50 % reduziert. Fensterserie. Winkelschleifer. Karaoke CD-Player. Frucht Wunder. Erleben, was verbindet. 10.- Euro Startguthaben. Die grosse Nikolausstiefel-Aktion. Freude schenken – zum niedrigsten Preis. WC-Garnituren. Beheizbar, wasser- und windabweisend. Spielzeug-Preis-SENKUNG. Design-Wein-Set. Erweiterungsfähig. Schaukelpferd Buche massiv. Stereo-Subwoofer-System! Speisezimmer-Programm. 5 Jahre Garantie! Die Stiefel müssen natürlich mit eurem Namen versehen sein. Von Pop-Festival bis Pistengaudi. Achten Sie auf unsere günstigen Drogerie-Preise! Mundspülung. Katzenfutter. Mit Kaschmir veredelt! Ca. 120 cm lang! Wer ein neues Auto kaufen will, fragt nicht den Gemüsehändler um Rat. Frische und Qualität preisgesenkt. Zum Wochenende! 11 % BILLIGER. Schreiereien, Tränen, Wutanfälle? Kaminhaube. Erweiterungsfähig. Laufzeit 36 Monate! Wickelkommode. 0,0 % effektiver Jahreszins. Alle Artikel ohne Deko. Preisgleich auch schokofarbig erhältlich. Sensationell günstig. 29.95 Euro gespart! |
27.11.2010 | Pappk Ameraden meint : Der Tötgeneral hat seine Pappkameraden in Berlin besucht. Es war sozusagen ein Feuerwehrbesuch. Denn der Tötgeneral ist sich nicht so sicher, ob ihm seine Berliner Pappkameraden nicht bald von der Stange laufen. Und der Tötgeneral möchte seinen Sandkastenkrieg am Hindukusch siegreich beenden. Er möchte der Geschichte einen Haken schlagen. Aber dazu braucht er seine Berliner Pappkameraden. Die Pappkameraden haben grad mal schlapp Papp gemacht statt Papperlapapp. Sie sind stramm gestanden und haben keine Einwände gegen den Krieg. Sie kuschen wenn ihr befehlshabender Tötgeneral kommt. Der Tötgeneral ist auch nur ein Mensch und muss sich inszenieren. Um seinen Berliner Pappkameraden Angst und Schrecken einzujagen vor seinem Besuch hat der Tötgeneral seine Geheimdienste angewiesen, ein paar Gefahrenmeldungen zu lancieren. Damit die Berliner Pappkameraden während des Besuches des Tötgenerals den Alarmzustand ausrufen und das kriegskritische Resthirn, was ihnen vielleicht bei aller Pappakmaraderei geblieben ist, zum Schweigen bringen. Ist auch mustergültig so abgelaufen. Der Besuch ist vor der Öffentlichkeit bestmöglichst vertuscht worden. Die Öffentlichkeit muss ja nicht so direkt mitkriegen, wie die Berliner Politik vor dem sie befehligenden Tötgeneral stramm steht, wie sie ihm blind gehorcht. Und das taktische Ablenkungsmanöver mit den erhöhten Sicherheitsvorkehrungen hat auch bestens funktioniert. Zum Krieg gehört List. Auch Pappkameraden müssen manchmal überlistet werden. Vielleicht wird Wikileaks eines Tages veröffentlichen, was der Tötgeneral seinen Berliner Pappkameraden für Schauergeschichten aufgetischt hat, damit sie grade noch Papp machen zu seinen Orders. Der Tötgeneral kann also seinen Krieg, der schon länger als der Vietnamkrieg dauert und der in absehbarer Zeit die Hälfte des 30-jährigen Krieges alt wird, nach seinem Gusto weiter führen. Trotzdem weiss immer noch keiner, was dieser Krieg soll. Und der Verteidigungsminister hat auch den Segen des Tötgenerals, an seine tapferen Tötkrieger wieder Tötorden zu verleihen. Auch das soll aber, weils gar zu peinlich ist, nicht an die grosse Glocke gehängt werden. Der Tötgeneral wird wahrscheinlich am Hindukusch baden gehen, aber in der Bundesrepublik hat er erfolgreich an der Wiedereinführung der Tötphilosophie mitgetan. Die Berliner Pappkameraden jedenfalls finden es gut, dass Deutsche im Ausland wieder Ausländer töten. Und das hat nicht Herr Sarrazin eingeführt. |
26.11.2010 | Weggemauschelt oder doppeltes Spiel meint : Deutschland befinde sich im Krieg, das ist so eine Lieblingsäusserung des Verteidigungsministers; ob er stolz darauf ist und ob er einen Sinn darin sieht, das wissen wir nicht. Wenn aber eine Möglichkeit bestünde, dieses Sich-im-Krieg-Befinden auch publicity-mässig deutlich zu machen, dann werden in Berlin alle plötzlich ganz diskret. Der amerikanische General, der diesen Krieg gegen den falschen Gegner am falschen Ort gewinnen will, war jetzt drei Tage in Berlin. Er sorgt sich um den Support der Deutschen, die im Januar wieder über eine Verlängerung dieses inzwischen sogar nach formaljuristischen Standpunkten fragwürdigen Einsatzes abstimmen müssen. Also jetzt wäre eine tolle Chance gewesen für Shake-Hands-Bilder mit dem General. Aber nix da. Es gibt zwar Fotos von Westerwelle, der 2014 abziehen will und dem General, der eher eine längere Kolonialisierung im Auge hat. Aber wer veröffentlicht das? Warum gibt es keine Shake-Hands-Bilder mit der Kanzlerin? Warum keine mit dem Verteidigungsminister? Warum keine mit Gabriel? Oder wenn es sie gibt, warum setzen die Zeitungen sie nicht an die Top-Stelle, wenn sie doch auch der Meinung sind, Deutschland befinde sich im Krieg. Eine sonderbare Wegmauschelei ist das plötzlich, wenn der Krieg mal konkret in Form eines Tötgenerals greifbar wird. Dann will sich keiner mit ihm ablichten lassen und schon gar nicht die Bilder publiziert haben. Und die SZ verstaut ihren Bericht über diese immerhin dreitätigge Visite – und das bei einem sich im Krieg befindlichen General, der noch dazu jede Nacht Todesschwadronen losschickt um die afghanische Bevölkerung zu terrorisieren - irgendwo tief bei der gebrauchten Unterwäsche ihres New-Gepäckes und noch dazu vom Meister des Weginformierens Cornelius so formuliert wie in die Mundwinkel hineingemurmelt. Kaum taucht der leibhaftige Tötgeneral in Berlin auf, haben sie alle Kreide gefressen. Gut, die SZ hatte immerhin auf der ersten Seite einen Text gesetzt, der einen triftigen Hinweis auf die gesetzliche Fragwürdigkeit des Einsatzes brachte. Aber vermutlich hats dann gleich eine diplomatische Demarche gesetzt und auf einen Kommentar wurde verzichtet. Die Kreideschluckrepublik. Die Kuschrepublik, die sich in den Krieg hineinkuscht. So viel ist klar, so wie sich die führende Berliner Politprominenz diesem General gegenüber aufführt, ihn nämlich nur im Hinterzimmer zu treffen und die öffentliche Ablichtung mit ihm zu vermeiden, den Besuch noch während er da ist zu verdrängen, das ist wirklich saukomisch, so gibt sie dem Volk ganz eindeutig zu verstehen, dass sie sich nicht im Krieg fühlt. Dann soll sie aber bittschön auch das läppische Gerede davon und das von Gefallenen künftighin lassen. Am meisten verarscht müssen sich durch dieses Wegducken der Prominenz vor dem Tötgeneral die von eben derselben nach Afghanistan geschickten Soldaten vorkommen.
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25.11.2010 | Fair Game meint : Heute kommt ein amerikanischer fiktionaler Film in die deutschen Kinos, der sich packend mit der neuesten amerikanischen Geschichte beschäftigt, mit den Lügen zur Begründung des Irakkrieges und mit dem Umgang mit denjenigen, die diese aufzudecken versuchten: FAIR GAME. Wo bleibt im deutschen Kino die Beschäftigung mit der neuesten deutschen Geschichte? Die Beschäftigung mit den Vorwänden zur Begründung des Einsatzes in Afghanistan? Mit den vielen Opportunismen bei den den amerikanischen „Krieg gegen den Terror“ unterstützenden Entscheidungen in der Regierung und in den herrschenden Parteien des Bundestages, die vor allem Tote und Kosten und Verletzte und Traumatisierte und sonst gar nichts bringen, weil der Einsatz den falschen Feind, nämlich die Taliban und nicht Al Qaida bekämpft? Wo bleibt die Beschäftigung mit Politikern wie Westerwelle und Merkel, die zwar die Menschenrechte auf der grossen Weltbühne predigen, die aber im Haushalt die Gelder für Organisationen, die sich dafür einsetzen, überdurchschnittlich stark zusammenstreichen, wie Herta Däubler-Gmelin heute in der SZ-Aussenansicht darlegt? - Die Nazizeit ist zwar ein schier unerschöpflicher Fundus an noch nicht erzählten Geschichten (auch davon kommt heute wieder eine ins Kino: HABERMANN). Aber meist fehlt der Bezug zum Heute. Man will zwar mit den Filmen aus der Nazizeit meist sagen: nie wieder sowas. Aber dass heute die Deutschen sich immer offensichtlicher in eine Art Kolonialkrieg am Hindukusch verwickeln, und das nur aus Feigheit, den Amerikanern Paroli zu bieten, das will man immer noch nicht so recht wahr haben. Das ist eine öffentlich unerwünschte Wahrheit. Dann darf sie natürlich auch nicht mit öffentlichen Filmfördergeldern an den Tag gebracht werden. Immerhin berichtet Peter Blechschmidt heute, und das sogar auf Seite 1 der SZ! unter „Peinliche Fragen“ über einen Drohnenangriff der USA, dem in Pakistan offenbar ein Deutscher zum Opfer gefallen ist. Und wie komisch krümelig die Antwort der Regierung auf eine entsprechende Nachfrage des Abgeordneten der Linkspartei Wolfgang Neskovic, einem Bundesrichter a.D., reagiert habe. „Es geht um die Frage, ob Deutschland mit seiner Unterstützung für die Amerikaner Recht und Gesetz verletzt.“ Was wir schon immer vermutet haben. Aber was geht das das deutsche Kino an? Das taucht winters sowieso ab und kümmert sich in eigener Sache um die Eruierung der Empfänger des nächstjährigen staatlichen Filmpreisgeldes. Und überlässt die Kinoeintrittsgelder lieber der ausländischen Konkurrenz. |
24.11.2010 | Der General und sein Esel meint :
Der amerikanische General, der Afghanistan bis zum Endsieg noch erobern möchte, hat seinen Esel in Berlin besucht. Damit ist schlicht der dumme Deutsche gemeint, der die Eseleien des Generals, also die Tötereien in Afghanistan stupide und sogar kräftig iahend mitmacht, der sich als braver Mitläufer mit dem Mann erweist, der in Afghanistan jede Nacht Todesschwadronen losschickt für brutale Hausdurchsuchungen und so noch möglichst viele Taliban killen oder gefangennehmen will, weil er glaubt, mit diesen Terrormethoden, den Terror besiegen und die Vernunft in die Politik einführen zu können. Das ist natürlich selbst eselhaft. Immerhin sei der General prinzipiell mit der Zuarbeit seines Berliner Esels zufrieden, war zu lesen. Wozu das Ganze? Wozu das Ganze? Nach Stuttgart 21, einem sich anbahnenden München 18, dürften die Behörden vor nichts mehr Angst haben, als einem sich entwickelnden Afghanistan 11, einem breiten Bürgerprotest gegen die im Januar anstehende weitere eselhafte Verlängerung des sinnlosen Afghanistan-Einsatzes, der auch nach 2014 nichts bringen wird. Selbst wenn es gelingen sollte, Afghanistan in einen Zustand der Wahrung der eigenen Sicherheit dank massiver Bewaffnung und Schulung an den Waffen zu versetzen, wird das eine Hochrisiko-Sicherheit immer am Rande des Bürgerkrieges oder der Talibanisierung, denn die westlichen Befreier haben vor lauter Tötaktionen vollkommen vergessen, das Land zu einer wirtschaftlichen Selbständigkeit aufzubauen, Exportwege anzubahnen, Zollschranken niederzureissen, die Voraussetzung sine qua non für die Fähigkeit zur Selbstverteidigung und Wahrung der Sicherheit. Also ist jetzt schon die Verlängerung für viele, viele weitere Jahre absehbar, was dann einer direkten Kolonialisierung gleichkommt. Über Kolonisationskriege sollte der Westen eigentlich hinweg sein. Um jetzt einem solchen Bewusstsein bei den Bürgern zuvorzukommen, versucht die Politik nun mit einem Report über das in Afghanistan Erreichte den Menschen Sand in die Augen zu streuen. Jetzt arbeiten die Statistik- und Zahlenfriseure auf Hochdruck an einer glanzvollen Darstellung dessen, was die Toten in Afghanistan doch alles Gutes bewirkt haben sollen. Und die regierende Mehrheit des Parlamentes wird laut und vernehmlich IA dazu sagen.
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23.11.2010 | Zur Erinnerung meint : 9/11, der vermutlich grösste und folgenreichste Terroranschlag in neuerer Zeit, der den Anfang vom Ende der amerikanischen Vorherrschaft auf der Welt einzuläuten begann, ist nicht wegen mangelnden Alarmismus’ der Geheimdienste möglich geworden, 9/11 ist einzig und allein möglich geworden wegen Dysfunktion und mangelnder Koordination der Geheimdienste. Das zur Erinnerung. Anlass dazu ist der gegenwärtige Alarmismus, den die Geheimdienste, weissgottnicht, was mit denen los ist, zur Zeit lostreten, und den vor allem die Medien offenbar auflagenwirksam verbreiten. Und der Staat macht ihn auch ziemlich bescheuert mit. Irgendwie scheinen die Geheimdienste in der Bedrouille zu stecken und sich selbst bedroht zu fühlen. Denn wenn sie dem Alarmismus Futter geben, beweisen sie jedesmal aufs Neue, dass dieser sogenannte und unsägliche “Krieg gegen den Terror“ nichts fruchtet, und dass sie selbst ihren Job nicht zufriedenstellend erfüllen. Ein funktionierender Geheimdienst weiss eben Bescheid und kann gegebenenfalls den staatlichen Gewaltorganen die Informationen geben, so dass die ohne Aufsehen zu erregen in aller Stille zugreifen können. Alarmismus aber ist nur nötig, wenn die Geheimdienste eben keine genauen Informationen haben, wenn sie also nicht genau Bescheid wissen, wenn sie versagt haben. Alarmismus ist allemal ein Beweis für das Versagen der Geheimdienste! Oder es ist sogar der gezielte Versuch der Geheimdienste, Angst und Schrecken zu verbreiten, um die Köpfe der Menschen zu verwirren, damit sie gar nicht auf die Idee kommen, nachzufragen, was denn mit diesen Geheimdiensten los sei, das altbekannte Ablenkungsmanöver des Trickdiebes, denn die Geheimdienste leben ja nicht schlecht von diesem “Krieg gegen den Terror“; kein Mensch weiss, wieviele Milliarden die wie ausgeben. Nun war da diese Tagung der Nato in Lissabon, bei welcher inzwischen dem Letzten klar geworden sein dürfte, dass Afghanistan der totale Reinfall ist und auch nicht irgendwie noch zu retten ist. Mithin also auch die Nötigkeit und Wirksamkeit geheimdienstlicher Aktivitäten in Frage gestellt werden müsste. Der amerikanische General Peträus will zwar jetzt mit Panzern den Taliban das Fürchten beibringen und noch einige platt walzen, die Deutschen versuchen es inzwischen mit einem Esel. Erfolg wird keinem beschieden sein. Der öffentliche Konsens, dass der Einsatz in Afghanistan für nichts und wieder nichts ist, breitet sich unaufhaltsam aus und wird durch jeden Terror-Alarm bestärkt und damit die Forderung nach einem Ende dieses absurden “Krieges gegen den Terror“, der offenbar nur immer mehr Terror erzeugt. Kein Wunder, drehen einige Leute, die sich in dieser Pseudokriegsgemengelage gut eingerichtet haben und die jetzt ihre Brötchen davon schwimmen sehen, schier durch und setzen sogar einen als besonnen geltenden Innenminister unter Verwirr-Strom. Keiner verliert gern einen Krieg oder sieht gern seinen Job gefährdet. Aber muss man deswegen gleich unsere ganze Gesellschaft in Aufruhr versetzen wollen. |
22.11.2010 | Das war Pantalla Latina die 2. Edition meint : Die Pantalla Latina, das Lateinamerikanische Filmfestival in St. Gallen, Schweiz, präsentierte in seiner 2. Edition verschiedenste Facetten des neuesten lateinamerikanischen Kinos. Lateinamerika als ein Filmkontinent, mit dem zu rechnen ist und der sich nichts bieten lassen will in der Figur von Yuma, der Unbezähmbaren, die sich durchboxt: LA YUMA von Florence Jaugey, Nicaragua 2010. Als eine Kinoregion, die sich nathlos einreihen kann in jene Strömung des modernen Weltkinos die von Sofia Coppola bis Apichatpong Weerasethakul reicht mit AGUA FRÍA DE MAR von Paz Fábrega, Costa Rica 2010. Als ein Kino was in beinah skandinavisch lakonischer Manier das Geschäft mit Gesundheit und Schönheit und wie der Mensch da hineintapst auf die Schippe nimmt: ILUSIONES ÓPTICAS von Christian Jiménez, Chile 2009. Als ein Kino, was die Erzählweise der Telenovela perfekt beherrscht und darin verpackt eine bodenlos-egoistische Boshaftigkeit serviert: É PROIBIDO FUMAR von Anna Muylaert, Brasilien 2009. Als ein Kino, was sich offensiv mit der Aufarbeitung von Militärregimes-Terror und deren Unterstützung durch den CIA beschäftigt und dank des Glücksfalls der Entdeckung eines geheimen Polizeiarchives, der Insistenz des deutschen Regisseurs Uli Stelzner und einer aktuell aufarbeitungsförderlichen Regierung (und auch dem Power moderner Internetnetzwerke!) nicht nur eine erstklassig gemachte sondern auch brisante Dokumentation wirksam auf die Leinwand bringt: LA ISLA, ARCHIVOS DE UNA TRAGEDIA von Uli Stelzner, Guatemala/Deutschland 2009. Andererseits auch ein Kino, was unverholen einem eher klassischen Ideal von Mimentum frönt (mit Referenz auf das antike Theater: König Oedipus) und in bürgerlichem Milieu ein Fest für zwei Grossmimen veranstaltet: DOS HERMANOS von Daniel Burman, Argentinien 2010. Als ein sozialkritisches Kino, was den Klassenunterschied genüsslich zeichnet, einerseits mit dem Portrait eines abgestürzten Säufers und Bonvivants, der sich dann von seinem Buben das Trinken abgewöhnen lässt, andererseits sich spöttisch Genüge tut mit dem Absturz einer weissen Upper-Class Lady und ihren beiden Kids in eine Wohnung ohne Türschloss (und auch dies nur dank dem Wohlwollen einer ehemaligen Bediensteten), weil ihr Mann wegen einer Korruptionsaffäre im Knast geladnet ist und alle finanziellen Quellen eingefroren werden: BLOQUES von Alfredo Hueck, Venezuela 2008. Eines Kinos, was als selbstbewusster kultureller Botschafter des indigen Kulinarischen samt seiner Geschichte, Weisheit und der modernen Weiterverbreitung peruanische Anden- und brasilianische Amazonasköstlichkeiten appetitanregend und unterhaltsam auf die Leinwand bringt: DE OLLAS Y SUENOS von Ernesto Cabellos, Peru und Brasilien 2009. Als ein Kino, was sich selbstkritisch, satirisch, grotesk, provokant, experimentell mit der Geschichte des eigenen Landes auseinandersetzt: REVOLUCIÒN, ein Kompilationsfilm von zehn mexikanischen Regisseuren zum Hundertjährigen der Revolution, Mexiko 2010. Als ein Kino, was beeindruckt mit wenig mehr als UNICEF-freundlicher Fotografie von Kindern, die arbeiten, bei der Gemüseernte, bei der Ziegelherstellung, beim Holzbeschaffen: LOS HEREDEROS von Eugenio Polgovsky, Mexiko 2008. Als ein Kino, was sich aus der Sicht einer Frau sehr einfühlsam und eingebettet in einen grosszügigen Gutshof dem Thema Transgender annähert: EL ÚLTIMO VERANO DE LA BOYITA von Julia Solomonoff, Argentinien 2009. Als ein in Lateinamerika gar nicht so seltenes Kino, was die Klassenunterschiede und die Verbandelungen mit dem Personal detailgenau und präzise seziert, hier mit einer schwindelerregenden Kamera, die unaufhaltsam ihre Objekte umkreist: ZONA SUR von Juan Carlos Valdivia, Bolivien 2009. Aber auch als ein Kino, was schlaumeierisch die Lateinamerika- und Ethnosehnsüchte der Europäer kalkuliert und bedient mit einer Reise mit einer Zieharmonika, die sich durch die Anden zieht und dafür Fördergelder aus den Niederlanden und aus Deutschland kassiert und sein Publikum zutiefst befriedigt zurücklässt: LOS VIAJES DEL VIENTO von Ciro Guerra, Kolumbien ua. 2009. Und last not least versprachen 3 Blöcke mit Kurzfilmen, dass aus Lateinamerika in Zukunft einiges zu erwarten ist im Kino! - Dieses kleine, junge Festival trägt somit einen wichtigen Beitrag zur Begegnung mit dem filmischen Lateinamerika bei. |
21.11.2010 | Pantalla Latina 4 meint : Programm vom Sonntag, 21. November 2010. Kino Corso.,Brühlgasse 37, CH-9000 St. Gallen., Schweiz (kitag.com, pantallalatina.ch). 13.00 Uhr LOS HEREDEROS: Mexiko 2008. Regie: Eugenio Polgovsky. Spanisch mit deutschen und französischen Untertiteln. 90 Minuten. Mit eindrücklichen Bildern steckt «Los Herederos» (Die Erben) gleich zu Beginn den Rahmen dieses Dokumentaressays ab, in dem es um Kinderarbeit in Mexiko geht: Im Wald, auf dem Hof, in den Hütten und auf dem Feld – überall sind Kinder, anstatt zur Schule zu gehen, als vollwertige Bauern, Weberinnen, Obst- und Gemüsepflücker an der Arbeit. Der junge mexikanische Regisseur Eugenio Polgovsky betrachtet den Teufelskreis in seinem mehrfach preisgekrönten Film mit der Handkamera hautnah und schildert den Alltag und das Schicksal dieser «Erben». 15.00 Uhr EL ÚLTIMO VERANO DE LA BOYITA. Argentinien, 2009. Spanisch mit englischen Untertiteln. 86 Minuten. Mit Guadalupe Alonso, Nicolás Treise, Mirella Pascual, Gabo Correa. Hinter dem idyllischen Sommerflair einer unbeschwerten Jugend verbirgt sich ein Geheimnis. Mario weiss nicht genau warum, aber irgendwie ist er nicht so wie alle anderen. Jorgelina begleitet ihn auf dem Weg zur Entdeckung und Akzeptanz seiner Sexualität. Eine Enthüllung, welche die beiden einander näher bringt als gedacht. Der anrührende Film von Julia Solomonoff erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, unter anderem am Festival de La Habana, Festival de Toulouse und dem Miami International Film Festival. 17.00 Uhr ZONA SUR. Bolivien, 2009. Spanisch mit englischen Untertiteln. 109 Minuten. Mit Ninón de Castillo, Pascual Loayza, Nicolas Fernandez, Mariana Vargas. Die „Zona Sur” von La Paz, der Hauptstadt Boliviens, ist das Viertel der Reichen. Die wirtschaftliche Notlage, in der sich eine wohlhabende Familie wiederfindet, bringt die bisher verborgene Spannung zwischen Mutter und Söhnen, zwischen Hausherrin und Bediensteten, zwischen einer längst überholten Lebensweise und Zeiten des Wandels ans Tageslicht. Der vielbeachtete Regisseur Valdivia erzählt auf subtile Weise das Ende einer Epoche des unbeschwerten Lebenswandels und wurde für sein feinfühliges Werk, das sich mit den Zeiten des Aufbruchs in der bolivianischen Gesellschaft auseinandersetzt, vielfach international ausgezeichnet: u.a. Festival Internacional del Film de Guadalajara, Sundance Film Festival, Festival del Cine Iberoamericano de la Huelva. 20.00 Uhr LOS VIAJES DEL VIENTO. Kolumbien, 2009. Regie: Ciro Guerra. Spanisch mit englischen Untertiteln. 120 Minuten. Mit Marciano Martínez, Yull Núñez. Sein ganzes Leben lang wanderte der Akkordeonspieler Ignacio Carillo durch die Dörfer im Norden von Kolumbien und erfreute die Menschen mit seiner unerhört schönen Musik und seinen traditionellen Liedern – sein Instrument soll einst gar dem Teufel gehört haben. Älter geworden, heiratet Ignacio und lässt sich zusammen mit seiner Frau in einem kleinen Dorf nieder. Doch als sie plötzlich stirbt, entscheidet er sich für eine letzte Reise. Er will sein Instrument dem einstigen Lehrmeister und Mentor zurückbringen. Auf seinem Weg trifft der rätselhafte Alte den Jungen Fermín, der davon träumt, ein Vagabund wie Ignacio zu werden. Zusammen streifen sie durch die Gegend von Majagual, Sucre, nach Taroa bis zur Wüste Guajira, um die enorme Fülle der karibischen Kultur zu entdecken. „Eine Reise zu den Anfängen, zum Sinn, zu unserer Seele, zu etwas, das die Weissen, Schwarzen und die UreinwohnerInnen auf einzigartige Weise vereint: die Musik.“ (Ciro Guerra)
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20.11.2010 | Pantalla Latina 3 meint : Programm vom Samstag, 20. November 2010. Kino Corso.,Brühlgasse 37, CH-9000 St. Gallen., Schweiz (kitag.com, pantallalatina.ch). 11.45 Uhr DOS HERMANOS. Argentinien, 2010. Regie: Daniel Burman. Spanisch ohne Untertitel. 105 Minuten. Mit Antonio Gasalla, Graciela Borges. Nach dem Tod ihrer Mutter sind die zwei Geschwister Marcos und Susana gezwungen, sich stärker miteinander auseinanderzusetzen. Denn obwohl sie sich nicht ausstehen können, sehen sie ein, dass sie einander brauchen. Die plötzliche Nähe ruft vergangene Erinnerungen wach und bietet die Möglichkeit, alte Rechnungen zu begleichen. Die bittersüsse Komödie von Daniel Burman hat in Argentinien begeistert – nicht zuletzt wegen den überzeugenden schauspielerischen Leistungen von Graciela Borges und Antonio Gasalla. In einem kinoverrückten Land. 14.00 Uhr BLOQUES. Venezuela 2008. Regie: Alfredo Hueck, Carlos Caridad Montero. Spanisch mit englischen Untertiteln. 83 Minuten. Mit Lourdes Valera, Dimas González, Nohely Arteaga. Bloques erzählt zwei Geschichten, die mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick erscheint. Im ersten Block lebt Manuel, ein Schuldeneintreiber, der in einer tiefen Lebenskrise steckt, aber schliesslich einen Grund entdeckt, für den es sich lohnt, weiterzuleben. Im zweiten Block lebt die ehemals reiche Familie Aristiguieta, welche nach dem Verlust ihres Vermögens in einer leer stehenden Wohnung unterkommt. Der Film kombiniert zwei episodenhafte Darstellungen und zeigt den Vorschlag der Regisseure für eine neue Art des populären Kinos. Bloques gewann den Preis als bester Hauptdarsteller im Festival de Cine venezolano de Mérida. 16.00 Uhr DE OLLAS Y SUENOS. Peru 2009. Regie: Ernesto Cabellos. Spanisch mit deutschen Untertiteln. 75 Minuten. Dieser köstliche Film nimmt seine Zuschauer mit auf eine Reise durch Peru und in die weltweiten peruanischen Gourmettempel. Ernesto Cabellos wirft dabei die Frage auf, ob eine ganze Nation durch ihre Küche repräsentiert werden kann. Ob in den Anden oder in New York – dieser Dokumentarfilm kombiniert eine tiefgründige gesellschaftliche Auseinandersetzung mit spektakulären Bildern über das Essen und seine Zubereitung. Buen provecho! De ollas y sueños hat den Publikumspreis am Festival Filmar América Latina in Genf gewonnen. Inaugural Film, Filmfestival von Lima 2009. 18.00 Uhr PARAISO. Peru 2009. Regie: Héctor Gálvez. Spanisch mit deutschen Untertiteln. 90 Minuten. Mit Joaquín Ventura, Yiliana Chong, José Luís García, Gabriela Tello. Joaquin und seine vier Kumpels leben im “Paradies“, einem Armenviertel von Lima. Das unerbittliche Umfeld zerstört ihnen zunehmend die Zukunftsperspektiven. Sie leben in den Tag hinein, bis sie gemeinsam beschliessen, ihre Träume zu verwirklichen. Diese sind ebenso utopisch wie einfach: eine Laufbahn als Soldat, Trapezartist im Zirkus, Bestnoten in der Schule, den Bau eines Schwimmbads. Gemeinsam beschliessen sie, diese Träume zu verwirklichen. Nach der Präsentation in Venedig überzeugte Paraíso auf zahlreichen internationalen Festivals, u.a. Festival de Cine de Lima und Festival del Cine de Huelva. 20.00 Uhr REVOLUCION. Mexiko 2009. Regie: Gael García Bernal, Rodrigo Plá, Diego Luna, Fernando Eimbecke, Patricia Riggen, Amat Escalante, Carlos Reygadas, Mariana Chenillo, Gerardo Naranjo, Rodrigo García. Spanisch mit englischen Untertiteln. 105 Minuten. Mit Adriana Barraza, Ari Brickman, Carmen Corral. Zehn der repräsentativsten mexikanischen Cineasten – unter ihnen Gael García Bernal, Rodrigo Plá, Amat Escalante - kamen für ein Projekt zur Hundertjahrfeier der mexikanischen Revolution zusammen. Das facettenreiche eindrückliche Werk lässt jenen historischen Moment wieder aufleben und verweist auf dessen Echo in der heutigen Gesellschaft. Der Film wurde an den Festivals von Berlin und Cannes uraufgeführt. Das Publikum in Mexiko und St. Gallen muss sich jedoch bis am 20. November gedulden, damit die Premiere mit dem Datum des Revolutionsbeginns zusammentrifft. 22.15 Uhr RABIA. Mexiko 2009. Regie: Sebastián Cordero. Spanisch mit deutschen Untertiteln. 89 Minuten. Mit Concha Velasco, Yon González, Alex Brendemühl, Iciar Bollaín. José María und seine Freundin Rosa leben als südamerikanische Immigranten in Madrid. In einer gewaltsamen Konfrontation bringt José María seinen Vorarbeiter um und versteckt sich im Estrich der Villa, in der seine Freundin Rosa als Zimmermädchen arbeitet. Nicht einmal sie weiss von seinem Versteck, aus dem er das Geschehen in der Villa beobachtet.
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19.11.2010 | Pantalla Latina 2 meint : Programm vom Freitag, 19. November 2010. Kino Corso.,Brühlgasse 37, CH-9000 St. Gallen., Schweiz (kitag.com, pantallalatina.ch). 13.45 Uhr ILLUSIONES ÓPTICAS, Chile, 2009. Regie: Cristián Jiménez. Spanisch mit englischen Untertiteln. 105 Minuten. Mit Paola Lattus, Iván Álvarez de Araya, Eduardo Paxeco. Ein Sicherheitsangestellter eines Einkaufszentrums verliebt sich in eine elegante Diebin. Ein fleissiger Beamter wird auf eine quasi nicht existierende Stelle abgeschoben. Ein blinder Skifahrer findet sein Augenlicht wieder, findet aber keinen Gefallen an dem, was er sieht. Was haben diese drei Männer gemeinsam? Den kalten und regenreichen Winter Valdivias und – Manuela. 16.00 Uhr É PROIBIDO FUMAR, Brasilien, 2009. Regie: Anna Muylaert. Portugiesiche mit englischen Untertiteln. 86 Minuten. Mit: Gloria Pires, Paulo Miklos. Die alleinstehende Baby sehnt sich nach einer romantischen Beziehung. Mit der Ankunft des neuen Nachbars scheint sie der Verwirklichung ihres Traumes auf einmal ganz nah. Zugunsten der Liebe muss sie jedoch auf ihre älteste und treuste Begleiterin, die Zigarette, verzichten. É proibido fumar gewann am Festival de Brasilia unter anderem die Preise für den besten Film und den besten Regisseur. 18.00 Uhr LA ISLA, ARCHIVO DES UNA TRAGEDIA. Gutatemala 2009. Regie: Uli Stelzner. Spanisch mit englischen Untertiteln. 85 Minuten. Armee und Polizei verschleppen und ermorden in Guatemala Ende des 20. Jahrhunderts hunderttausende Menschen. Doch dieser beispiellose Völkermord in der jüngeren Geschichte Amerikas bleibt ungesühnt. Ein System von Terror und Straflosigkeit setzt bis heute auf Schweigen und Mangel an Beweisen. Doch im Jahre 2005 wird nach einer gewaltigen Explosion in der Hauptstadt von Guatemala zufällig das geheime Archiv der Nationalpolizei gefunden. Auf dem Gelände der heutigen Polizeischule lag früher die Insel, ein geheimes Gefängnis gefürchteter Kommandos der Policia Nacional. Und hier tauchen jetzt Millionen Dokumente auf. Der Regisseur ist der bisher einzige Filmemacher, der in diesem Archiv drehen durfte. Es gelingt ihm, mittels einer außergewöhnlichen visuellen und emotionalen Interaktion die Geschichte einer Tragödie nachzuzeichnen und Beweise für unfassbare Verbrechen zu finden. Er portraitiert außerdem eine junge Generation von Mitarbeitern, die sich vom Würgegriff der unaufgearbeiteten Geschichte befreien will. Nach dem Film folgt ein Podiumsgespräch mit dem Regisseur von „La Isla - archivos de una tragedia“ Uli Stelzner und Manuel Giron vom Verein Casa Latinoamericana.// 20.30, 22.00 und 23.30 Uhr Kurzfilmprogramme, siehe pantallalatina.ch
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18.11.2010 | Pantallalatina 1 meint : Programm vom Donerstag, 18. November. Kino Corso.,Brühlgasse 37, CH-9000 St. Gallen., Schweiz (kitag.com, pantallalatina.ch). 20 Uhr. LA YUMA, Nicaragua 2010. Regie: Florence Jaugey . Spanisch mit deutschen und französischen Untertiteln, 90 min. Mit Alma Blanco, Rigoberto Mayorga. Die 18-jährige Yuma ist stark und voller Energie. Im Sport sieht sie ihre einzige Chance dem perspektivenlosen Leben eines Armenviertels von Managua zu entkommen. Sie beginnt in der Boxhalle eines Freundes zu trainieren und kämpft sich nach oben. Als sie den Studenten Ernesto kennenlernt, eröffnet sich ihr eine neue Welt. Der erste Spielfilm aus Nicaragua seit 20 Jahren erzählt eine zarte Lebens- und Liebesgeschichte. Auszeichnungen: u.a. Beste Schauspielerin. Festival de Cartagena. Kolumbien 2010. Spezialpreis der Jury. Festival de Málaga. Spanien 2010. 22.15 Uhr AGUQ-FRÍA DE MAR. Costa Rica, 2010. Regie: Paz Fábrega. Spanisch mit englischen Untertiteln, 83 Minuten. Mit Montserrat Fernández, Lil Quesada Morúa, Luis Carlos Bogantes. Das junge Paar Rodrigo und Mariana sucht mitten in der Nacht eine Unterkunft an der Pazifkküste Costa Ricas, wo sie ihre Neujahrsferien verbringen. Sie treffen auf die siebenjährige Karina, die ihnen erzählt, dass sie von zu Hause weggelaufen ist, weil ihr Onkel sie angefasst hat. Mit dem Liebespaar und dem Kind treffen zwei Welten aufeinander, die a priori nichts miteinander zu tun haben. Dennoch hinterlässt die Begegnung tiefe Spuren. \"Dies ist eine Studie über die innere Einsamkeit, über Momente der Isolation und den daraus resultierenden Schmerz, egal ob man sieben oder dreiundzwanzig ist.\" Paz Fábrega
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17.11.2010 | Abzugsplan meint : Jetzt wird in punkto Afghanistan mit Abzugsplänen um sich geworfen. Nun ja, also ab 2014. Das wäre dann ein fast 15jähriger Krieg gewesen. Um was? Mit welchem Erfolg? Der Herr Peträus möchte bis dahin noch möglichst viele Taliban töten. Nun ja, natürlich nicht er selber, er ist ja kein Mörder, kein Mordsgeselle. Er hofft mit dem Umbringen von Taliban ihr Denken zu verändern. Aber der spinnt natürlich nicht, der Herr Peträus. Trotzdem könnte das eine Miskalkulation sein. Wer weiss was das Denken im Moder noch alles anrichten wird. Bis heute hat noch kein Eroberer Afghanistan siegreich verlassen. Drum müssen wir noch ein bisschen bleiben. Hinausschieben den Abzug. Prokrustination. Aber schon mal mit dem Wort Abzug um sich werfen. Um die ungeduldigen Gemüter, die endlich einen Erfolg sehen wollen bei den Milliarden- und Menschenlebeninvestitionen weiter hinzuhalten. . Jetzt im Dezember wollte Herr Obama abwägen, ob denn Fortschritte erzielt worden sind. Wird er aber wohl nicht. Denn die „neue Strategie“, die greift noch nicht. Ja, die Tötereien nehmen überhand. Es gibt jetzt viel mehr tote Afghanen und lebendige ohne Zukunft. Rausschieben. Rausschieben. Denn die Generäle wollen das ideale Übungsgebiet für Drohnen nicht so leicht verlassen. Die kriegt man von ihrem Spielzeug nicht so leicht los. Auch die Deutschen wollen jetzt, nachdem sie einen Esel im Einsatz haben, von einem Erfolg sprechen. Ein Gebiet wollen sie von Taliban gesäubert haben, gereinigt. Das heisst, sie haben sie getötet – und werden demnächst dafür als Helden ausgezeichnet bei einer feierlichen blutleeren Zeremonie – oder die Taliban haben Reissaus genommen. Um dann an einem anderen „gesäuberten“ Ort wieder zuzuschlagen. Säuberungen. Man kennt den Begriff. Praktisch nur im Zusammenhang mit Unrechtsregimen. Die sind so Spezialisten im Säubern. Nach ethnischen und Gesinnungskriterien. Nicht anders in Afghanistan. Jetzt hat auch die Bundeswehr ein Gebiet von Taliban gesäubert – behauptet sie zumindest. Und was bringen sie an der Stelle der Taliban? Jobs? Infrastruktur? Verwaltung? Bringen sie Freihandelszonen, Import- und Exporterleichterungen, Industrieansiedlungen, Bildung, Hoffnung für die Afghanen auf ein selbstbstimmtes Leben? – Das sind selten die Folgeerscheinungen von Säuberungen. Und richtig, der Herr Peträus möchte noch eine Weile diese nächtlichen Überfälle auf Häuser und Hausbewohner üben. Diese empfinden das so, wie andere ein Terrorregime empfinden. Und was mit den Gefangenen, die Herr Peträus macht, geschieht, das ist so gewiss auch nicht. Guantanamo ist immer noch nicht geschlossen und das Bagram Gefängnis ist auch alles andere als gut beleumdet. Aber das überfordert die tägliche Berichterstattung bereits, was denn nach und um die Säuberungen herum passiert, zu beschreiben. Da wirft man lieber grosszügig mit dem Wort Abzugsplan um sich. |
16.11.2010 | Was Wäre Wenn Friede Wäre meint : Die neueste Aktion der Amerikaner, Israel, dem bösen Buben, der gegen das Völkerrecht stur weiter Siedlungen baut, als Belohnung dafür, dass es den Völkerrechtsbruch zwengs der Friedensverhandlungen für 90 Tage nicht aktiv weiter betreibt, mit Jagdflugzeugen, also Kriegsfluzeugen im Wert von 30 Milliaren Dollar und noch diverse Dinge dazu zu verwöhnen, das Böse Kind, dafür dass es mal 90 Tage nicht ganz so böse ist, und ohne noch eine gute Tat getan zu haben, es so zu hätscheln, das ist doch … unfasslich. Da dreht der gesunde Menschenverstand im Salto auch Pirouetten. Wie müssen sich die Palästinenser da verarscht vorkommen. Mit welcher Hypothek ist somit schon von Anfang an die vorübergehende Bereitschaft zur Gesprächsbereitschaft erkauft. Wo soll da eine Aussicht auf Erfolg von Gesprächen liegen, wenn die schon mit so parteiisch-einseitigem Zauber erzwungen werden? Da kann nichts draus werden. Da offenbar jedoch niemand in der Lage ist, stringent aufzudröseln, warum ein Friede in Nahost partout unmöglich ist, warum allen Bemühungen zum Trotz in 60 Jahren nichts gewonnen worden ist, muss vielleicht anders rum gefragt werden, was wäre, was wären die Konsequenzen, wenn Frieden wäre? Was wäre, wenn die Nahostregion plötzlich ganz friedlich zusammenleben würde. Wenn sie sich zur grossen Handels- und Wirtschaftszone zusammenschliessen würde? Zu einer Art nahöstlicher Megacity? Es könnte der Garten Eden auf Erden werden. Was aber wäre die Folge? Was wäre die Folge, wenn Israel seine Bedrohungen los wäre? Es scheint fast so, als sei selbst dieser Gedanke ein Tabu. Als sei der Staat Israel nur mit Bedrohungen denkbar. Seine Existenz beruht auf der ständigen nackten Bedrohung. Was, wenn die wegfallen würde. Was, wenn der Nahe Osten keine Hochrüstung mehr bräuchte? Wer verlöre sein Geschäft? Doch die grossartigen sogenannten Freunde Israels und der Araber, die westliche und auch die russische Rüstungsindustrie. Die wären einer der ganz grossen Verlierer eines Generalfriedens in Nahost. Diese Rüstungsindustrien sind aber alle stark mit der Politik der USA, der EU oder von Russland verbunden. Und die Politik will, so hat es eben zum Beispiel der deutsche Verteidigungsminister, der sich bekanntlich im Krieg wähnt, geäussert, der Rüstungsindustrie helfen. Die Exporte erleichtern. Saudumm wenn plötzlich Friede wäre in Nahost. Und auch die arabischen Staaten ständen plötzlich wie leer da, die Potentaten, wenn der böse Feind Israel plötzlich lässiger Geschäfts- und Aufbaupartner wäre zum gegenseitigen Nutzen. Man könnte auch so sagen: der Wegfall des Nahostkonfliktes könnte diverse westliche, arabische und auch israelische Machtkonstellationen in grösste Verlegenheit bringen. Und wer will schon Macht abgeben? |
15.11.2010 | Pop Ed meint : ..und der die Chose zwar durchschauende Kommentar von höl in der SZ zur Tötmedaillienverleihung gibt von der Haltung her die pure Resignation vor dieser geschichtlichen Rückwärtsentwicklung zu erkennen. |
15.11.2010 | Neue Töthelden Braucht Das Land meint : Vielleicht beschleichen beim einen oder anderen Festessen oder Bankett oder elegantem Empfang den Verteidigungsminister doch leise Zweifel, ob er sich wirklich im Krieg befinde bei dem Luxus, den er ständig erlebt, denn er erweckt durch seine Reden immer genau den Eindruck, er wähne sich im Krieg. Da könnte ihm ein Wunsch au der Truppe als Zweifelsbeseitiger gerade gelegen kommen, endlich wieder Mörder, also Menschen, die andere Menschen töten, ehrenhaft auszuzeichnen mit einem modernen Nachfolger der eisernen Kreuze, natürlich, das werden jetzt andere Metallteile sein und sie werden anders heissen, aber sie werden solchen umgehängt, die in Afghanistan Afghanen getötet haben. Man nennt die Opfer dieser heldenhaften Taten inzwischen aber nicht mehr Taliban, weil die sind ja ein normaler Teil der afghanischen Bevölkerung und dann wäre es definitiv Mord, sondern „Aufständische“ oder „Rebellen“ – merkwürdige Begriffswanderung. Das sind trotzdem jene, die sich gegen die fremden Eindringlinge aus dem Westen wehren. Menschen sind es, die sich nicht alles bieten lassen und dafür von Deutschen getötet werden. Und die durch den bald zehnjährigen westlichen „Aufbau“ nicht die Aussicht auch nur auf einen Ein-Euro-Job haben. Tötmedaillen. Tapferkeitsmedallien. Das ist wahrscheinlich der einzige Kriegserfolg der Amerikaner in Afghanistan für die Billionen Staatschulden und die Tausenden von eigenen Soldaten, die sie in den Tod laufen liessen, dass die Deutschen jetzt allmählich, nach einer über 60jährigen Schockstarre wegen der Naziverbrechen das Töten wieder anfangen schick und salonfähig zu finden und wieder anfangen Tötsoldaten in feierlichen Zeremonien für ihr blutiges Handwerk auszuzeichnen. Diese Rückentwicklung der Geschichte scheint unaufhaltsam. Das breite Publikum ist prima abgelenkt von Stuttgart 21 und den Atomlobbyerfolgen mit den AKW-Laufzeitverlängerungen. Da ist so ein bisschen Killerei und Mörderei am Hindukusch, wo Deutschland nichts verloren hat und eh keiner den Sinn des Einsatzes mehr versteht, eine quantité négligeable und so weit weg, einfach zu gross die Distanz zwischen Hindukusch und unserem Bewusstsein, und von Bildern von von Deutschen ermordeten Afghanen, da scheint die Kriegs-Zensur hervorragend zu funktionieren, werden wir verschont. Die Menschen, die dort von unseren Soldaten getötet werden, die sind eh nichts wert. Die kennen wir gar nicht. Für ein Printmedium wäre es ein geiler Aufmacher, die zerfetzte, verstümmelte Leiche eines von einem Deutschen getöteten Afghanen am Tag der Tötmedaillenverleihung als Titelbild und Aufmacher zu nehmen. Das wäre Zunder für die öffentliche Diskussion. Das wäre Auflage. Das würde Bewusstsein schaffen. Während die Zeremonie und die Medaille ganz miese Kriegsbewusstseinstünche sind, Bestandteile fundamentaler Kriegslügen. |
14.11.2010 | Täglich Heisst Auch Sonntags meint : Gesundheit ist schön. Mit Turmalin-Kristallen für sichtbar mehr Spannkraft. Sorn lifting infrarouge. Regen den Aufbau des „Collagens der Jugend“ an. Ultra festigende Anit-AGE Pflege. Eau thermale. Herbst und Winter bringen einiges mit sich. Rötungen Antirougeeurs. Wohlfühl-Pflege-Set. Tschüss Oberflächlichkeit, reife Haut verdient reine Pflege. Hier gibt’s bei jedem Einkauf Bonuspunkte. Hoddie Leatherkit. Clean Care Protect. Nubucks Suede Brush. My World My Style. Schöner shoppen. Navi-Gutscheine sichern. Krempeln Sie mit uns den Markt um. Hier bist Du immer richtig. Social Hub. Auch für Damen. Paste e Vini. Kinderbrillen zum Nulltarif. Riesenauswahl – Riesenvielfalt. Frühbucher und XXL-Kinderermässigung. PLEASE don’t put any waste in or on this ASHTRAY! And please put out your cigarette before you throw it into the ashtray!!! Mubaa. Alles 11 Eur. Deine Zeit, den Winter zu beginnen. Wir machen Sport. Campagnolo. Orario di Lavoro. Mode nach Mass für Einkaufsmuffel, Problemfiguren oder einfach nur Modebewusste. Dankes-Bonboniere. Gästeanstecker. Uvex crow pro. Titan Dynamics. Never hide. Polarized Lenses. Schau nie zurück. Dieses Haus ist viedoüberwacht. Wir führen alle Arten von Leuchtmitteln. Zeremonie des Würzens. Screwpull. Corkscrew Set. Braten- und Ofenthermometer. Milchschäumer für Traum-Schaum. The Camas Praire Idahos railroad stilts. Bei uns finden Sie Moirébänder in unterschiedlichen Farben und Breiten zum günstigen Preis. Hausanzug beste Qualität. Cut & Go. Lieferanten aller Kassen. Haarausfall Neuheit. Robeez. Luxus-Ausgabe Simplicissimus. Wir sind im Urlaub. Dominican. Die Lotterie mit festen Quoten. Täglich heisst: auch Sonntags. Wegen Generalsanierung geschlossen. Spezialität Moriskentänzer. Fayencen. Elastische Combihose mit Dehnbund. Weil Gesundheit auch Hautsache ist. Madshus. Familienfreundliche 4-Zimmer-Garten-Eigentumswohnung in Oberföhring. 24-Stunden Zone. Pulverschneepreise. Zahle Short – nimm Medium! Zahngold. Alles aus München. Urologische Praxen. Gratis für unsere Kunden. Jetzt wird’s wild! Mariniertes Hähnchenbrustschnitzel. Handgebunden. Maison Fondée en 1854. Etro-Schmuck reduziert. We speak English. Jeder Diebstahl wird angezeigt. Natürlich gehen. Gesunder Klimacomfort. Mein Stil mein Schuh. Italien mitten in München. Der hochwirksame Tiefenbalsam bekämpft den Schmerz von aussen. Espresso wie im tiefen Italien. Seit 1798. The new fragrance. Mehr Auswahl für mehr Spass. Perlschnur Weissgold Kugelschloss Tahitiperlen. Fragen Sie nach dem Neupreis. Petitcoat. Zimtschnecke. Isla Margarita. Bekleben der Türe verboten. Thai eatery. Salad up your life. Janome. Manoli. Orag. Was München schön macht? Diese vielen grünen Flächen. Alt gegen Neu. Insulated Road Dog Flannel. Schinkennudeln.
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13.11.2010 | Rentiersdiskussion meint : Nein, nicht das Rentier. Der Rentier. Die fetzen sich jetzt, ob Rente mit 65 oder mit 67. Aus irgend einer Panik raus. Aber das grössere Problem, gut, das ist auch schwerer lösbar, wer diese Renten dann, einmal, eines nicht allzu fernen Tages überhaupt noch schultern kann, das wird nicht diskutiert. Dagegen ist das Eintrittsalter ein Klacksproblem. Was nützt mir ein Eintrittsalter mit 65 oder mit 67, wenn die Rente zum Leben eh nicht mehr reichen wird. Und sie wird es bald schon nicht mehr. Denn es rücken viel zu wenige nach im Bezahlsegment. Da gibt es diese schönen Zeichnungen mit den Alters-Pyramiden. Die Statistiker kennen sich aus, behaupten sie. - Vielleicht sind manche Zusammenhänge einfacher als gedacht. Wenn alle so leben wollten wie die Amerikaner, dann bräuchten wir vielleicht 10 Planeten. Wenn so wie die Europäer 8 oder 7, jedenfalls auch ein Mehrfaches. Das kann so nicht weiter gehen. Die Spitze ist erreicht. Der Rest der Welt lässt sich das nicht mehr bieten. Decline. Abwärtsgang.. Dass die einen auf Kosten der anderen. Das ist Seoul. Und Seoul ist erst der Anfang (dagegen Dollars drucken nimmt sich aus, wie mit baren Händen Wasser aus dem gefluteten Boot schöpfen wollen). Und der Rest der Welt regt sich. Aber hallo - und wie! Schau im Kino, wie regsam die sind, die Asiaten zum Beispiel. Wie die Filme auf die Leinwand pfeffern. Mit welcher Nonchalence, mit welchem Temperament, mit welchem Witz oft auch. Und was worgt der deutsche geförderte Film hervor? Greisenkino mit 40. Kulturelle Einschlafmittel. Skrupulös wird alles Unwichtige aufs Tablett gehoben und diskutiert. Aber die Grundfragen. Die werden weder im noch beim Kino noch bei der Rente diskutiert (die pompös sich nennende „Deutsche Filmakademie“ konzentriert ihre Kräfte hauptsächlich auf den Verteilungskampf um die 3 Millionen Euro staatlichen Filmpreisgeldes, was wichtigeres gibt es für diesen Verein offenbar nicht; aber was will man von einem Greisenkino mehr erwarten; das zeigt doch, dass die noch regsam sind, tü tü tü tüü). Der westliche Wohlstand dürfte den Peak erreicht haben. Der gegenwärtige Aufschwung sieht doch eher nach Agonie aus. Denn er beruht auf Luxusgütern, die so keine Zukunft haben. Autorausch. Der wird bald vorbei sein. Dieser aktuelle Aufschwung beruht dummerweise nicht auf Gütern, die Wohlstand verbreiten, der für alle Menschen nur einen Planeten brauchen würde. Er beruht auf Gütern, die die Verteilungskämpfe weiter eskalieren lassen werden. Denn der Planet reicht nicht aus, diese Güter gerecht und für alle erstehbar zu machen. Wirtschaftswachstum. Wirtschaftswachstum. Dieser Wachstumswahn geht davon aus, dass wir 20 Planeten zur Verfügung haben. Immer mehr Milliarden Menschen melden ihren Anspruch auf Anteile an diesem einzigen Planeten an. Da wäre es vielleicht sinnvoll, einmal darüber zu diskutieren, worüber zu diskutieren wirklich sinnvoll wäre. |
12.11.2010 | Ist Die Party Schon Vorbei meint : Ist die Party schon vorbei. War es eine Art déco -Party. Ist sie schon in Marmor erstarrt? Oder ist sie im embryonalen Zustand? Sich der Blüte fügen. Die Blüte inspirieren. Oder sie einfrieren lassen. Blüte für die Ewigkeit. Ätsch, da sind aber Knospen. Auf dem Weg zum Bernstein ertappt. Das war doch ein Vogel. Nein, eine Rose, a Rose, a Rose, eine Nelke, nein, Tulpe, oh, Orchidee! Ein Jubilieren. Ein Wurzeln. Ein Sich-Ausbreiten. Rispen. Segel-Blütenblätter. Die einen sind ja viel realistischer als die andern. Fällt ins Wasser. Als Spiegel. Oben ist gespiegelt. Unten ist nicht gespiegelt. Täuschung. Wahrnehmung. Unwahrnehmung. Wie macht die das nur? Wo ist die Preisliste. Das geht auf, dann offenbaren sich die Geheimnisse. Nein, das ist ein Feuerwerk. Aus Blüten. Eine Hommage an die Seerosen von Monet. Paris. Nein, Holland. Die Kunst der Stilleben. Flämisch. Ganz grosse Kunst. Heute Fotografie. Heute inszeniert. Die Ewigkeit oder ein Sekundenbruchteil oder der Übergang? Impromptu. Du stehst vor diesen grossen Fotografien hinter Glas und hast das Gefühl, du stehst vor einem berühmten Gemälde. Die Klarheit gefächert. Die Stufen der Klarheit. Andocken an die empirische Erfahrung mit Blumen-, Vasen- und Wasserwelten. Auf dem Weg, auf dem Verbindungsweg. Associations libres. Und die Kinder, die gehen ans Meer. By Night. Lighstorm of Flowers by Night. Das ist eine Phase. Tausend andere. Nee, weisst, das ist der Moment, Du nimmst was ganz leichtes, wie ein Blütenblatt, legst es auf die offene Hand und schnaubst ganz leicht rein und so gehts aufs Fotopapier. Thema Arrangement oder nicht. Bilder, die vom Ausatmen berichten, vom Loslassen, oder doch eher von gestriegeltem Eigenleben? davon, den Blüten, den Knopsen, dem Geäst den Lauf lassen oder doch nicht so ganz. Natürlich steckt Kalkül dahinter. Doch nicht die Wissenschaft vom Zufall, von der Beliebigkeit. Gedanke an die Möglichkeit der akkustischen Interpretation. Synthesizer oder Orgel. Egal. Schiffshorn. Bildmusik. Chöre und Orchester. Du kannst Dir auch fünf dem Kaffee zugeneigte Menschen denken und die Bilder drum herum, Blumenkabinett, und sie beachten sie nicht. Aber sie sind umfangen. Trotzdem, lang genug hinschauen, da schälen sich Gestalten aus dem Unscharf. Oder nur Spielerei mit Flächen und Flecken aus Blumen. Tischdekoration. Evoziert festliches Mal. Das will eingebettet sein. Relax Baby, geniess es. Trotzdem, hochentwickelte Kunst. Dunkle Periode. Blutige Periode. Das ist mit Milch und Tinte. Ja, mit Milch und Tinte. Oder Glühwürmchen. Transparent auf jeden Fall. Ich habe eine Assistentin. Wir haben mehrere Lampen. FOR JAN VAN HUYSUM I. BACCHUS TREE. SIREN TEARS. EACH MAN. MADDING FEVER. LAVA. LOVE IS ALL. THREE WISHES. LUPINELURE. VELVET I and II: WHAT POTIONS HAVE I DRUNK. BLOODY ROSES. // Ausstellung MARGRIET SMULDERS, Galerie Jordanow, Fürstenstraße 11, 80333 München, Ausstellungsdauer: 11.11. 05.02.2011 (über die Feiertage geschlossen vom 19.12.-18.1.2011). |
11.11.2010 | Der Esel und die Kriegspropaganda meint : Die AZ verbreitet heute auf Seite zwei mittig ein süsses Bild vom nachdenklichen, afghanischen Transport-Esel Hermann und drei grinsend posierenden deutschen Soldaten. Das ist süss und lustig und der Beitext stammt auch von keinem Autor. Bei sowas entsteht immer, zumindest wenn Leute behaupten, sie befänden sich im Krieg, der Verdacht der Kriegspropaganda. Vielleicht hat die AZ aus der Kriegspropagandakasse einen schönen Batzen erhalten für diese KriegsPR – und das Kriegspropagandaministerium jubelt - , denn nicht mal der Urheber des Fotos wird genannt, nicht mal mit einem Kürzel. Aber vielleicht ist es einfach ein freiwillig-ironischer Beitrag der AZ, vielleicht sogar vollkommen gedankenlos, zur Diskussion über den Afghanistan-Krieg; nur geht solches aus dem Begleittext überhaupt nicht draus hervor. Er ist betitelt GUTTENBERGS GEHEIMWAFFE. Grautier mit vier Buchstaben, so urkte Emil einsten. Emil kommt jedoch aus der neutralen Schweiz. Während der Sunnyboy von deutschem Verteidigungsminister sich bekanntermassen im Krieg wähnt – und ein paar verkorkste deutsche Dichter mit dazu. Aber vermutlich wäre ein Esel nie so dumm, einen Krieg zu führen. Erst recht nicht, wenn er nicht im geringsten weiss, gegen wen und wozu. Nur um ein paar gut situierten Wohlstandswestlern einen zusätzlichen Kitzel in ihrem öden Dasein zu verleihen? Andererseits machen Zeitungen, die den Verdacht erwecken, sich für Kriegspropaganda willig und billig zur Verfügung zu stellen, nicht gerade einen kompetenten Eindruck. Krieg ist keine harmlose Sache. Nette Bilder mit Eseln verbreiten aber vor allem eines: Harmlosigkeit. So ein bisschen töten gehen an den Hindukusch. Ein paar Hundert sind bereits traumatisiert zurückgekehrt und werden für den Rest des Lebens mit Alpträumen kämpfen. Ist das harmlos? Menschen vorsorglich töten, ist das harmlos? Möchten Sie getötet werden, nur weil Sie nicht so ganz in das Weltbild eines weit entfernten, fremden Staates passen? Wieviele Afghanen sind denn inzwischen von Deutschen getötet worden? Waren die wirklich so gefährlich für Deutschland, dass man sie töten musste? Das hindert den Verteidigungsminister nicht an seinem opulenten Leben. Er trägt nach Bedarf opportun halt mal ein gelbes Schleifchen oder spricht bedröppelt gar von „Gefallenen“, sonst könnten ja Zweifel an der Ernsthaftigkeit seines Krieges aufkommen. Aber Krieg sei nun mal nötig zur Freihaltung der Handelswege. Den einen schasst man für diese Behauptung, dem anderen möchte man sie schier von der Zunge lecken. Auch das war schon so, als der Gütertransport noch mit Eseln praktiziert wurde. Oder mit Elefanten, wie früher in Afghanistan. |
10.11.2010 | Intellektuelle Zangengeburt meint : Wenn prominente deutsche Intellektuelle versuchen, sich gegen den Afghanistan-Einsatz zu äussern, so kommt das einer mehrfachen Zangengeburt gleich. Statt dass sie zur Erkenntnis fähig wären, dass Afghanistan Deutschland nie angegriffen hat, dass Afghanistan Amerika nie angegriffen hat, dass mithin der Bündnisfall nie eingetreten ist, es also auch keinen Kriegsgrund gibt, dass Krieg sowieso in etwa das kontraproduktivste Mittel gegen Terror sei und schliesslich, dass der Partner Amerika mit seiner aggressiven vorbeugenden Tötpolitik Deutschlands bescheidene Aufbauerfolge zunichte macht und es in ein Schlamassel reinzieht, in das es seit Hitler nie mehr hinein wollte, nein, dazu sind offenbar die berühmtesten deutschen Intellektuellen nicht fähig. Statt dessen hängen sie sich an den Verteidigungsminister, der ein glanzvolles High-Society-Leben führt und sich dabei im Krieg wähnt und wollen jetzt, und dies noch, wie schon angedeutet, über eine mehrfache Zangengeburt nachplappern, dass Deutschland sich im Krieg befinde. Die Bodenseeidylle befindet sich im Krieg. Es kommt einem vor, als ob dieser Kriegsbegriff einzig dazu diene, einem hohen Lebensstandard noch einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen. Die Zangengeburten der Reihe nach. Erst wird der Leser der SZ mit einer Ausstellungseröffnungsrede von Martin Walser malträtiert, in welcher immerhin verschlungenst zu verstehen ist, dass unser Bewusstsein des Afghanistan-Krieges (den die Deutschen übrigens nicht mit Söldnern führen,) mangelhaft sei. Und weil so ein Gesülze die Leser sauer macht, diese Abwesenheit einer klaren Ansage zum Thema Krieg, muss jetzt Lothar Müller, nicht minder verworren-verschlungen, dem Herrn Walser in der heutigen SZ Kriegsschützenhilfe leisten „Wozu wir fähig sind“ (der Titel wäre besser gewesen, „wozu wir nicht fähig sind“, nämlich zu einer klaren Ansage gegen den Afghanistaneinsatz). Womit der Leser ein zweites Mal verarscht, an der Nase rumgeführt wird, mit gewundenen Sätzen, die den Literaturhelden zum Antikriegshelden stilisieren sollen, denn die Verlage, die in das Feuilleton hineinregieren, können einen angeschlagenen, feige rumdrucksenden Starautor nicht gebrauchen. Müller schwadroniert von „Kunstgriffen der Rhethorik“, derer Walser sich bediene, und dass es fast scheine, er wolle eine Laudatio auf sich selbst halten, was er mit der Vernissagenrede zwei Tage vorher ja schon bewiesen hat. Und er zitiert Aussagen, die sich wirklich wie gegen den Krieg gerichtet anhören, die aber vor allem dazu dienen sollen, endlich, was der SZ im politischen Teil gottseidank immer noch nicht gelungen ist, den Kriegsbegriff, den Kriegszustand festzukloppen. Und dass das ganze Gerede von Walser Geschwafel sei, für die Politik Geschwafel, nämlich zum Vornherein wirkungslos, das attestiert Müller Walser mit dem Satz, „Die Wirkung seiner Rede auf die Afghanistan-Politik der Bundesregierung“ werde nicht gross sein. Aber der Beifall für Walser schon. Jetzt, wo Frau Kässmann kurz mal weg ist, stände es deutschen Starintellektuellen gut an, vor der Anfang nächsten Jahres geplanten Wieder-Verlängerung des absurden, von Tag zu Tag irrwitziger werdenden Afghanistan-Einsatzes die sofortige Beendigung zu verlangen. Aber das ist wohl die deutsche Intellektuellenseele, die lieber genussvoll ein Leiden am Krieg zelebriert als was dagegen zu unternehmen. |
09.11.2010 | Trendland Wendland meint : Polizei am Ende ihrer Kräfte. Castorbehälter. Verladebahnhof. Trennschleifer. Betonpyramide. Bäuerliche Notgemeinschaft. Gleisblockade. Dannenberg. X-tausendmalquer. Recht und Gesetz. Hochradioaktiver Abfall. Bierlaster. Asphalt. Atomkraft ist ein Irrweg. Polizeigewahrsam. Neutronenstrahlung. Herden von Schafen und Ziegen. Die Tiere wollten auch ein bisschen mitmachen. Schottern. Pfefferspray, Tränen- und CG-Gas. Gehirnerschütterungen. Kopfplatzwunden. Protestteilnehmer. 20 Millionen Euro. Gorleben 21. Kettensägen-Konzert. Atommüllfuhre. Spezialtieflader. Wasserwerfer von der Leipziger Polizei. Waldarbeiter, Ärzte, Pensionäre, Rechtsanwälte, Handwerker, Hausfrauen, Landwirte, Lehrer und Schüler. Baumfälltraining. Guerillataktik. Fleissige und gewissenhafte Polizisten. Schlacht ums Gleis. Notfalldecken. Kreppband. Wir erfahren es doch eh immer als Letzte. In der Kälte mit knurrendem Magen. Atomindustrie nicht belasten. Ohne Rücksicht auf Verluste. Liveticker, Tweets und Kartografien. Castorticker. Die Sonne geht auf, es ist zwei Grad warm und windstill. Unnötige Schmerzgriffe. Einbetonierte Aktivistinnen. Biertrojaner. Quickborn. Ausgangssperre. Contratom. Moliwerfer. Alle Medienvertreter wurden von der Kreuzung und dem LKW weggeschickt. Polizei ist nicht ruppig sondern gewalttätig. Rekordverdächtig langsam. Mühselige Arbeit. Frische Einsatzkräfte. Rückstände. Hochradioaktive Fracht. 1000 Verletzte. Leuchtspur-Munition. Grosskonflikt. Minutenprotokoll. Es ist Beton und Stahl im Spiel. Hitzacker. Harlingen. Verprellte Bürger. Klirrende Kälte. Überlastung vieler Beamter. Extrem aggressive Personengruppen. Quer durch alle Schichten. Republik Freies Wendland. Knüppel gespürt. Elbauen. Salzstock. Stacheldraht. Kartoffelscheune. Radioaktivität. Polizisten abfotografiert. Alles hat seine Grenzen. Wie Krieg. Gorleben nicht sicher genug. Berittene Polizei. Schöpferischer Religionsauftrag. Wie eine Vergiftung. Castor zu teuer. Transport unmöglich gemacht. Regierung ab ins Endlager. Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten der Polizei. Neue Strohsäcke. Polizisten nervös. Mahnwache des sarkastischen Blocks. Vegane Kohlsuppe. Ach, Erika. Kletteraktivist. Traverse. Ungewisse Ankunft. Reaktorkatastrophe. Ein Polizist schmiert sich im Wagen ein Käsebrot. |
08.11.2010 | Verhindertes Bodenseeobst meint : Wer heute die Süddeutsche kauft, der bezahlt unter anderem für einen fauligen Apfel vom Bodensee. Die Obsthändler haben es so an sich, einem immer gerne mal ein angeschlagenes Teil unter viel Frisches zu mischen. Wobei es bei der SZ schon zum Standardmenü gehört, dem Leser genmanipulierte Texte en masse, nämlich die Agenturmitteilungen, auf den redaktionellen Seiten vorzusetzen. Bei dem verhinderten Bodenseeapfel heute in der SZ handelt es sich um den Abdruck einer Festrede, die der Bodenseeschriftsteller Walser zur Eröffnung der Ausstellung „Ernst Jünger, Arbeiter am Abgrund“ gehalten habe („über mein verhindertes Gespräch mit Ernst Jünger“). Walser lebt nicht am Abgrund. Er lebt in wirtschaftlichem und intellektuellem Wohlstand an den lieblichen Gestaden des Bodensees, wo ja generell ein kernig-saftiges Obst herkommt. Was erzählt uns Walser also in dieser Rede. 1. Er habe an vielen Abenden ein Buch mit 715 Seiten Ernst Jünger gelesen. 2. Er kenne Ernst Jünger seit Jahrzehnten, aber dass er so schreiben könne, wisse er erst seit ein paar Monaten. 3. Dass er, Walser, in den fünfziger Jahren öfter für den Süddeutschen Rundfunk in London gewesen sei. 4. Dass ihm dort der Londoner Korrespondent des Senders einen Besuch bei Dora Demant, einer Freundin Kafkas, vermittelt habe. 5. Dass er dort in einem düsteren Mietshaus, in einem Treppenhaus, in das in hundert Jahren kein Lichtstrahl gedrungen sei (woher weiss er das?) bis ganz hinaufgestiegen sei. 6. Dass er dort geläutet habe (in den 50er Jahren, hat Walser in London.. in einem Miethaus… geläutet..hört, hört, liebe Leser und zahlt für diese wichtige, aufsehenerregende Mitteilung!) 7. Dass er sich so bald wie möglich verabschiedet habe, weil er borniert gewesen sei und darum Dora Demant nicht habe erleben können (immerhin hat er das Treppenhaus, in das seit hundert Jahren kein Licht gedrungen ist, erlebt; das wird noch Folgen gehabt haben für die Deutsche Literatur!). 8. Dass er 1964 von Heinz Saueressig, dem kaufmännischen Leiter der Pharmafirma Thomae in Biberach zu dessen Geburtstag mit fünfzehn oder sechzehn Personen an einen grossen runden Tisch eingeladen worden sei. 9. Dass ihm gegenüber Ernst Jünger gesessen habe (Martin Walser hat Ernst Jünger gegenüber gesessen, du liebes Seldwyla!). 10. Dass dort rundum geplaudert, getrunken, gegessen worden sei (das überrascht bei einer Geburtstagseinladung). 11. Dass ihm kein Satz eingefallen sei, den er über den Tisch hätte hinüberschicken können. 12. Dass er sich eben in einem Artikel in der ZEIT kritisch von der Gruppe-47 distanziert habe. 13. Dass ihm also 1964 keine Verehrungsbotschaft für Jünger eingefallen sei. 14. Dass er 1942 das Buch „Das abenteuerliche Herz“ von Ernst Jünger, die 6. Auflage der Hanseatischen Verlagsanstalt antiquarisch erstanden habe. 15. Dass er in diesem Buch manchmal an den Rand gekritzelt habe „Franz Kafka“. 16. Dass er es in der aktuellen Zeitgenossenschaft auch nicht fertiggebracht habe, die Wolke des Gerüchts, die Ernst Jünger umgab, zu durchdringen. --- Einen von so wichtigen historischen Details strotzenden Text von Herrn Walser zu durchdringen, bedarf es auch gewaltiger Nebelleuchten. … Die Wahrnehmungsprobleme scheinen Walser nicht verlassen zu haben, dass Deutschland sich heute wieder „im Krieg“ befindet, dass Deutschland seit dem letzten Weltkrieg zum ersten Mal wieder in einem fremden Land, das Deutschland nie angegriffen hat, Blutbäder anrichtet, das zu formulieren schafft Herr Walser nicht (er erwähnt lediglich balsamhaft und kriecherisch, dass unser Bewusstsein davon defizitär sei), dass die Kanzlerin eben der Atomindustrie Miliarden in den Rachen geworfen und damit den ökologischen Fortschritt des Landes ausgebremst hat, das zu formulieren schafft Herr Walser nicht. In der spannenden Interview-Reihe über Geld des Wirtschaftsteils der SZ, blieb er ja auch sehr vage, in welchen Assets er sein Vermögen angelegt habe, wieviel in Rüstung (die Kriege braucht), wieviel in Atomenergie (die den Ausstieg vom Ausstieg braucht)… Und am Schluss, bevor er noch anfügt, dass er in den Orden Pour le mérite aufgenommen worden sei, führt er als Entschuldigung für die Nebulosität seines eigenen Textes das allgemeine Elend der Deutschen an, nach Meinungen und nicht nach dem Wesentlichen zu gehen. - Und für so ein Gesülze und Geworge muss der Leser noch zahlen – das scheisst den einen oder anderen vermutlich gewaltig an. Als ob es in unserer Gesellschaft nichts Dringlicheres zu verhandeln gäbe.
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07.11.2010 | Rauschschwung meint : Dieser Aufschwung ist ein Rauschschwung. Er beruht auf dem Autorausch. Der Autorausch beruht darin, dass er für die Fortbewegung des Menschen viel mehr Energie verschwendet als nötig. Dass der grösste Teil dieser Energie auf Protzerei und Statussymbolik gelegt wird. Ein Aufschwungrausch also, der sich davon nährt, dass vor allem in aufstrebenden Nationen viele Erfolgreiche sich selbst und ihrer Umwelt beweisen wollen, dass sie es zu was gebracht haben. Das ist nicht weiter produktiv und frisst sehr viel überflüssige Energie. Der Aufschwung nährt sich also vor allem, mal so salopp formuliert, vom Affenfelsenspiel. Wer ist mehr, wer ist höher oben, wer hat den schöneren fahrenden Sarg. Das Auto bringt das Individuum zwar von A nach B, aber nicht unbedingt geistig weiter. Denn meist bringts den Menschen auch wieder von B nach A zurück. Krebsgang gewissermassen. Letztlich kommt der Mensch im Auto nicht voran. Er bleibt zwischen Steuer und Fahrersitz eingeklemmt. Den Effekt dieser Einklemmgeräte, die dann die Gegend um einen herumrauschen lassen, den kann man auch mit einer auf eine Leinwand hinter sich projizierten Film haben so wie bei modernen Kreuzfahrtschiffen, wo sie bei den Innenkabinen künstliche Bullaugen bauen, hinter denen ein Film vom Meer abläuft. Diese fahrenden Einklemmgeräte schirmen den Eigner vom Pöbel ab und bescheren den Fabrikanten Milliardengewinne. Die Frage ist nur, was machen die Empfänger dieser Gewinne mit dem Geldsegen. Wie intelligent investieren sie ihn. Weiter in diese oder jene Art Rauschmittel, die in direkter Linie eine Fortsetzung der Glasperlen darstellen dürften, mit denen früher die Sklaven gekauft wurden? Oder investieren sie ihn klug und radikal in die Entwicklung hochmoderner Fortbewegungs- und Gebäudewärm- und Kühltechniken, die mit minimalstem Energieverbrauch auskommen? Die Frage ist, wie nachhaltig die Investoren ihre Gewinne sichern wollen oder ob sie nur kurzfristig die Chinesen und andere aufstrebende Nationen rasch noch abzocken wollen in ihrem Affenfelsenbedürfnis und die Gewinne und damit künftige Arbeitsplätze verjubeln. Nun ja, es ist Rauschschwung Zeit. Da denkt keiner an die Zeit darnach, an die Zeit des jedem Aufschwung zwingend folgenden Abschwungs, da denkt jeder nur daran, wieviel er selbst von diesem Aufschwung für sich rausholen kann. Und darin ist jeder ganz wichtig ein- und angespannt und sieht nicht rechts noch links und ist kaum auf ein anderes Thema ansprechbar. |
06.11.2010 | Woran Liegt Es meint : Woran liegt es, dass der deutsche Film das Geschichten-Erzählen nicht auf die Reihe kriegt? Woran liegt es, dass der fiktionale deutsche Film so nichts zu erzählen hat? Woran liegt es? Woran liegt es, dass bei den Hunderten von Millionen Euro, die in Deutschland für fiktionale Filme ausgegeben werden, so gut wie keiner dabei ist, der im Inland und im Ausland im Kino für Furore sorgt, der also ein gewaltiges Geschäft generieren könnte? Woran liegt es? Denn es ist doch alles da beim Film in Deutschland: Talent, Begabung, ein enormes Können was Regie, Kamera, Schnitt, Szenenbild, Kostüm, Ton, Musik betrifft. Ein enormes darstellerisches Potential dazu. Und doch kümmert das Fiktionale vor sich hin. Unwillkürlich fällt einem da ein Vergleich aus dem Film GOOD FOOD BAD FOOD ein. Da nimmt ein russischer Landwirt, der seit Jahrzehnten auf biologisch umgestellt hat eine Handvoll Ackererde von seinem Nachbarn in die Hand, der monsanto- oder dergleichen-abhängig auf Teufel komm raus düngt und dessen Acker mehr einem Betonklotz gleicht während die Scholle vom Bio-Bauern eine ganz feine Krume hat und Frucht trägt, die nicht verschimmelt. Warum gedeiht der deutsche fikitonale Film nicht? Ist er überdüngt? Warum sind da soviele exzellente Handwerker in allen Sparten des Filmhandwerkes tätig – und bringen doch so gut wie keine spannenden Geschichten zustande? Warum? Warum? Warum? Wie könnte doch das Filmland blühen, was wäre hier los, wenn die das noch könnten, Geschichten spannend erzählen? Warum ist der deutsche Film so biederhanwerklich? So wenig neugierig? So wie geistig verkalkt? Der nichts zu berichten hat. Warum? Warum? Warum? Warum ist das Kino hier so vergreist, so verbetoniert? Warum blödet das deutsche Kino so rein handwerklich vor sich hin? Die Darsteller können auch nicht richtig gedeihen dabei. Worin liegt die Blockade zum Geschichten-Erzählen begründet? Hat das was mit der Geschichte zu tun? Sie konntens doch mal. Lang, Ophüls, Murnau. Was ist verkorkst beim deutschen Film, was läuft da schief? Was muss endlich geändert werden? Ist das noch normal, dass die grösste Tätigkeit der sogenannten Filmakademie in einem hochkompliziert-undurchsichtigen Verfahren Empfänger für staatliches Filmpreisgeld eruiert und vielleicht noch VHS-mässig Einblicke in die handwerkliche Seite der Filmberufe gewährt, aber nicht ein einziges vernünftiges Statement zu dieser katastrophalen Situation, zu diesem grundlegenden Defizit beim deutschen Film, unter dem letztlich alle leiden und von deren Behebung letztlich alle und zwar enorm profitieren könnten, von sich zu geben imstande ist. Dämmert auch diese Akademie geistig dahin? Wenn halt die Filmmenschen hier alle ihre Köpfe nur nach den Fördertöpfen richten und damit die selbstzerstörerischen Horizontverengungen akzeptieren, so kann man die doch nicht richtig ernst nehmen und dann ist auch kein Respekt angebracht. |
05.11.2010 | BlindFilm meint : Eben erst hat die Süddeutsche anhand eines Befundes über Hof die Blindheit des fiktionalen deutschen Kinos festgestellt, was nichts anderes heisst, als dass es nichts zu erzählen hat. Jetzt sekundiert Daniel Kothenschulte in der Frankfurter Rundschau anlässlich seiner Kritik von „Die kommenden Tage“ (ein neuer deutscher Film von Lars Kraume, der gestern in die Kinos gekommen ist): „Die Dekadenz aber, von der „Die kommenden Tage“ erzählt und die in der mit einer reichen Kunstsammlung dekorierten Lounge-Wohnung ihre Schaltzentrale hat, besitzt durchaus ein Vorbild in der Wirklichkeit. Es ist eine maßlos gewordene Förderkultur, die das Teure und Pompöse über das künstlerisch Überzeugende stellt. Die Qualität eines Drehbuchs, die Überzeugungskraft eines Regiekonzepts, spielen beim Deutschen Filmförderfonds keine Rolle mehr. Welches Prestige will man damit gewinnen? Wie lange soll die Party noch weitergehen? Auf internationalen Festivals kann man einen Film wie diesen kaum unterbringen.“ Und vor Hof hat die FAZ schon einen erschreckenden Befund über den deutschen Film abgeliefert. Gute Frage, wie lange soll die Party so weiter gehen. Wie lange soll für die Müllkippe (das ist nur leicht überspitzt gesagt) produziert werden. Wie lange soll in Deutschland noch das Funktionärskino das Sagen haben? Warum will Deutschland kein geiles Erzählkino, wie Olivier Assayas es uns eben mit CARLOS vorführt? Warum taugen die deutschen Drehbücher so wenig, bei den Dutzenden von Drehbuchprofessuren, die es gibt, bei all den Script-Doktoren, bei all den Drehbuchseminaren? Wozu da Geld hineinpumpen, wenn offenbar nicht zuverlässig und regelmässig wenigstens einige taugliche Drehbücher draus werden? In der freien Wirtschaft hätte man bei diesem Befund 100 pro längst alle Drehbuchabteilungen geschlossen und die Aufträge outgesourced in ein Land, wo die das können. Das kann Indien sein oder China oder Taiwan, das kann Frankreich sein oder Spanien, überall kommen Filme her, die schön erzählen, nur aus Deutschland so gut wie gar nicht. Da stimmt einfach etwas nicht. Denn es wird soviel Geld hineingestopft in die Branche. Und was macht die grosse, offizielle Brancheninnung mit dem pompösen Titel „Deutsche Filmakademie“? Die verkriecht sich und tut total im Geheimen ausmarchen, wer nächstes Jahr die drei Millionen staatlichen Filmpreisgeldes abbuchen darf. |
04.11.2010 | Geld. Geld. Geld. meint : Es geht nur ums Geld. Es geht überall nur ums Geld. Der MVG will den Fahrgästen jedes Jahr mehr Geld aus den Taschen ziehen. Und zwar vollkommen unabhängig vom restlichen wirtschaftlichen Verlauf, ob das Land in der Krise ist, ob es im Aufschwung ist, es ist eine goldene Regel geworden, einmal im Jahr erhöht der MVG die Preise. Ob die Leute ärmer werden, ob sie reicher werden, einmal im Jahr erhöht der MVG die Preise. Wenn wir das beim Lohn auch so machen könnten. Zugestanden, der MVG bietet dafür relativ zuverlässige Leistung, das soll nicht verschwiegen werden, aber das sollte auch selbstverständlich sein, denn dafür wird er ja bezahlt. Aber weil der Boss der MVG das Geldpumpen mit dem MVG so perfektioniert hat, also das Geld aus den Taschen der Fahrgäste zu saugen, so fand der SPD-OB-Ude vor einem Jahr, diese Geldscheffelei sei eine gute Leistung, die sie aus der Sicht des Stadtsäckels zweifelsohne auch ist, und belohnte Herrn König mit einer Gehaltsverdoppelung. Also der, der das genehmigte, ist von der SPD, einer Partei die, wenn wir das richtig verstanden haben, irgendwie für soziale Gerechtigkeit und Ausgleich stehen will. Hier aber passierte genau das umgekehrte. Hier wurde zum Auseinanderdriften von Gesellschaftsschichten beigetragen, hier wurde Aufschütten sozialer Gräben betrieben. Von einem SPD-OB verantwortlich abgesegnet. Das ist sowas wie die Boni der Banker. Je mehr Geld sie aus dem Kreislauf für die Anteilseigner einer Bank absaugen, desto grösser ihre Boni. Wer Geld absaugt, muss belohnt werden. Das können offenbar nur besonders gut Köpfe. Das verstärkt aber die soziale Drift. Denn beim MVG mussten die Hände und die Füsse, der arbeitende Teil des Betriebes und nicht der geldabsaugende, Kürzungen in Kauf nehmen. Während das Geldabsaug-Hirn des MVG mit einer Verdoppelung der Entlohnung, die eh schon deutlich höher war als die der gemeinen Mitarbeiter, von der Stadt gepäppelt wurde. Du saugst Kunden und Bus-, Strassen- und U-Bahnfahrer am besten aus im Interesse der Stadt, das gehört finanziell grosszügig anerkannt. Das ist alles schön und gut. Nur hat sich der arbeitende Teil des MVG das nicht bieten lassen. Im Moment ist es die GDL, die sich sagt, sind wir denn blöd? Der Geldabsauger verdoppelt sein Gehalt und wir kriegen nicht mal eine moderate Erhöhung zugestanden? Ja, die sind halt nicht ganz blöd. Und das juckt jetzt in Form eines veräppelten Kantschen Imperativs in den Köpfen von MVG-Chef Herbert König und von SPD-OB-Ude und kitzelt ihr Hirn von innen, so dass sie anfangen herrliche Grimassen des Zorns und der Wut zu machen und sogar erwägen die bösen, bösen GDL-er, die offenbar nicht ganz auf den Kopf gefallen sind, auszusperren. Wer wider den Kantschen Imperativ löckt, der bringt wirklich komische Gesichtszüge zustande. Und das alles nur wegen Geld, Geld, Geld. |
03.11.2010 | Das Blinde Auge des Deutschen Filmes meint : Hof ist ein wichtiges Schaufenster des deutschen Filmes, wenn auch vor allem des Nachwuchses, also umso wichtiger. Hof ist jetzt vorbei. Am häufigsten zitiert worden sein dürfte der Bratwurststand vor diesem Schaufenster. Dann der Fussball. Dann die Vergangenheit. Die Grösse liegt in der Vergangenheit. .Werner Schroeter, Christoph Sclingensief, Doris Dörrie, Carolin Link, … Aber natürlich ist auch noch Platz für die Gegenwart. Natürlich gab es auch neue deutsche Filme. Richtig, hätten wir beinah vergessen. Vor allem die Dokumentarfilmer scheinen hellwach zu sein. Aber was ist mit den Spielfilmen, mit dem fiktionalen Department? Die SZ, der die Kompetenz wohl kaum abzusprechen ist, drückt sich sehr höflich aus, sie bezieht sich auf Godard und dreht ihn um. Er sah beim Kino die Gefahr, auf dem dokumentarischen Auge blind zu werden (wobei der Satz wohl interpretationsfähig ist, meinte er vielleicht, das dokumentarische Element im Fikitonalen, also das, was es glaubwürdig macht?). Jedenfalls kommt Rainer Gansera in der SZ anlässlich der Bilanz von Hof zum Umkehrschluss von Godard, für das deutsche Kino gelte genau das Gegenteil, es sei nämlich auf dem dokumentarischen Auge hellwach. Was mit Verlaub heisst, auf dem fiktionalen Auge ist das gegenwärtige deutsche Kino blind. Das ist allerhand. Das deutsche fiktionale Kino blind. Blind. Blind. Ein Blindgänger. Wenn man bedenkt, wieviel wichtige Menschen es in dieser Blindenanstalt gibt. Wieviele Agenten, Caster, Produzenten, hauptamtliche Redakteure und Förderer, die sich gutbezahlt drum kümmern. Wie hier Stars von Funktionärsgnaden gezüchtet werden. Und heraus kommt ein Kino, was offensichtlich nichts sieht. Und ergo nichts mitzuteilen hat. Wenn man bedenkt, was für ein Aufwand für dieses blinde Kino betrieben wird. Was es allein an Schulen gibt, sind wohl Blindenschulen, die Regisseure und Drehbuchautoren ausbilden. Was es an Workshops gibt, an Lehrern, an Script-Doktoren, an Drehbuchprofessoren, an Lebensstellungen – und das Kino, was sie hervorbringen: ist blind. Das ist allerhand. Ein Kino was nichts zu erzählen hat. Warum ist der Bund der Steuerzahler noch nicht dahinter gekommen? - Diese Woche kommt CARLOS von Olivier Assayas in die Kinos. Warum ist bei all der Ausbildung, bei all den Investitionen fürs fiktionale Kino so was in Deutschland nicht möglich? Natürlich bringt so ein Kino Stars hervor. Édgar Ramírez wird mit Carlos zum Star. Die deutschen Schauspieler werden mit Hauptrollen zu „Namen“ – und dürfen dann in blinden Filmen spielen. Allfällige kleine Hoffnungsfunken können die Regel nur bestätigen.
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