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08.01.2010 

78 Titel deutscher Kinofilme von 2009 meint : Wer erinnert sich noch? 12 Meter ohne Kopf // 13 Semester // 66/67 Fairplay war gestern // Achterbahn // Armee der Stille // Albert Schweitzer // Baching // Avenida Argentina // Belanglos // Blindlings // Das Herz von Jenin // Das Lied von den zwei Pferden // Der letzte Applaus // Der Schrei // Der Vorleser // Der Weisse Rabe // Deutschland 09 // Diamantenhochzeit // Die Drei // Die Besucherin // Die Liebe der Kinder // Die Ludolfs // Die Schimmelreiter // Die Tür // Die wundersame Welt der Waschkraft // Die zwei Leben des Daniel Shore // Dinosaurier // Dorfpunks // Draussen am See // Effi Briest // Es kommt der Tag // Evet, ich will // Friendship! // Gangs // Ganz nah bei Dir // Ghosted // Hangtime // Helen // Henners Traum // Hilde // Hinter Kaifeck // Im Sog der Nacht // In Berlin // Klang der Seele // Kopf oder Zahl // Liebe Mauer // Lila, Lila // Lippls Traum // Männerherzen // Männer im Wasser // Mitte Ende August // Mord ist mein Geschäft // // Morgen Ihr Luschen // Nur ein Sommer // Ob ihr wollt oder nicht // Pandorum // Resiste // Salami Aleikum // Schattenwelt // Schreibe mir Postkarten nach Copacabana // Schwerkraft // Seelenvögel // Short Cut to Hollywood // So glücklich war ich noch nie // Soul Kitchen // Sturm // Tannöd // This is Love // Um Dein Leben // Unter Bauern // Unter Strom // Visionen // Vorstadtkrokodile // Wenn einer von uns stirbt // Wenn Ärzte töten // Whisky mit Wodka // Willy und die Wunder dieser Welt.

07.01.2010 

E. Thisch meint : Ich möchte ethisch sein. Endlich ethisch. E. Thisch.de. Online-ethisch. Politethisch. Kriegsethisch. Tötethisch. Arschig-ethisch. Abfallethisch. Sphären-ethisch. Bio-ethisch. Gewinn-ethisch. Prost-ethisch. Wie töte ich einen Taliban – schmerzlos. Wie töte ich einen Taliban – dass es ihm eine Lektion ist. Wie töte ich einen Taliban – dass er im Jenseits ein besserer Mensch wird. Wie kann ich sicher gehen, dass der Taliban, den ich gleich töten werde, eine Gefahr für die Bundesrepublik wäre, wenn ich ihn nicht töte. Es auf die Ethik ankommen lassen. Wie töte ich einen Taliban, so dass es ihm weh tut, dass er erkennt, im Sterbestündchen erkennt, dass er ein böser Taliban war und darum sterben muss, von meiner Hand sterben muss, und dass ich ein guter Besatzer war. Woran erkenne ich einen Taliban, der getötet werden muss. Ich liebe es, ethisch zu töten. Protestantisch-ethisch. Katholisch-ethisch. Jüdisch-ethisch- Muslimisch-ethisch. Religiös-ethisches Töten hat eine lange Tradition. Wie kann ich einem simplen Mord das hübsche Etikett „ethisches Töten“ verpassen. Tod durch Ethik. Gestorben dank protestantischer Ethik. Protestantische Tötethik. Töterich und Datterich. Der Töterich ist nicht töricht, wenn er ethisch ist. Eine ethisch saubere Rüstungs- und Tötindustrie. Gegen Gewalt in der U-Bahn aufrufen, aber in seinem Portofolio gut mit Aktien der Rüstungsindustrie bestückt sein und der Eskalation der Gewalt am Hindukusch das Wort reden. Gut bestückt mit Ethik. Die Ethik der Rüstungsindustrie verlangt zum Beweise ihrer Sinnhaftigkeit erfolgreiche Tötungen. Ethisch erfolglose Tötungen sind sinnlos. Was ist das? Im Krieg gibt es doch nur ethisches Töten. Der Trick mit dem Passwort Krieg: ab hier wird töten ethisch. In kriegsähnlichen Situationen ist Töten ethisch-ähnlich. Ist Töten mittels Drohnen ethisch einwandfrei? Nu, wenn der Joystick sauber geführt wird… nicht weniger einwandfrei als ein glatter Streich des Henkers. Die Ethik und ihre Opfer. Opfer-Ethik. Töt-Ethik-Reservate. Erst wenn die Töt-Ethik den Segen der Kirche hat, ist sie gesellschaftlich richtig salonfähig. Wir flehen um den Segen der Kirche für unsere Töt-Ethik. Ein robustes Mandat (wozu eigentlich) kommt ohne Töt-Ethik nicht aus, ist in seiner Robustheit gefährdet. Robust-Ethik und Weihwasser-Ethik. Und die Massenmordethik. So ein kleiner Massenmord mit vielen zivilen Toten, ein kleiner ethischer Massenmord oder darfs noch ein bisschen mehr sein, Frau Bischöfin? Sie sind doch ein vernünftiger Mensch. Da wird sich mit ihnen reden lassen. Für alle Fälle. Wir brauchen den Schutz ihrer Ethik. Sonst geht es unseren Soldaten schlecht, denn die stehen total auf ethisches Töten. Sie behaupten, sie können besser schlafen dann. Also, bittschön, Ihr ethischer Segen, Frau Bischöfin!

06.01.2010 

Ein Ladung meint : Der Verteidigungsminister lädt die kriegseinsatzskeptische Bischöfin zu einem vertraulichen Gespräch ein. Das hat Stil. Was wird der Verteidigungsminister der Kritikerin sagen? Kaum zu erwarten ist, dass er sich für die Meute aufjaulender Machos entschuldigen wird, die Frau Kässmann nach ihrer Weihnachtspredigt öffentlich ans Bein gepinkelt haben. Will sich der Verteidigungsminister vielleicht von der Bischöfin die protestantische Ethik erklären lassen? Dass ein von Deutschland zu verantwortender Massenmord wie der von Kundus mit der weitesten Auslegung dieser Ethik nicht mehr zu decken sei, das dürfte ihm wohl einleuchten. Argumentativ wird dem Verteidigungsminister sowieso nicht viel gegen die protestantische Ethik einfallen. Denn argumentativ war dieser ganze Kriegseinsatz nie rational zu rechtfertigen. Das hat schon vor einiger Zeit eine öffentliche Diskussion in Hamburg gezeigt, welche von der SZ veranstaltet worden war. Die Kriegseinsatzbefürworter hatten argumentativ kein Brot. Und warum? Weil es sich bei diesem ganzen Afghanistan-Einsatz um einen von der damaligen Bushregierung aus dem Ärmel geschüttelten Mythos handelt, der vertuschen sollte, dass die eigenen Sicherheitsdienste und deren Kooperation völlig versagt hatten, dasselbe Problem, mit dem sich der neu gekürte Friedensnobelpreisträger wieder rumzuschlagen hat (und das dieser vermutlich durch eine weitere Aggressivierung und Hysterisierung amerikanischer Politik lösen will). Alles weit entfernt von Massstäben protestantischer Ethik. Diese würde vermutlich sowieso viel cooler mit dem Thema Terror umgehen. Was wird also angesichts dieser argumentativ aussichtslosen Lage der Verteidigungsminister der Bischöfin sagen? Er wird wie ein Schulleiter versuchen, sie zum Einlenken zu bringen. Mit ihrem öffentlichen Eintreten für den Frieden gefährde sie die ganzen Kartenhäuser und Lügengebäude, auf denen dieser Einsatz begründet sei und das könne für alle Beteiligten sehr unangenehm werden. Er wird also mit dem realpolitischen Argument des Burgfriedens kommen, dem die Wahrheit und die Ethik zu weichen hätten. Er wird mit politischen Erdbeben drohen, wenn sich in Deutschland die öffentliche Meinung, zumal auch die der Presse, gegen diesen Einsatz wende und Aufklärung über alle Hinterzimmermachenschaften fordert, die dazu geführt haben, dass Deutschland seit Hitler zum ersten Mal im Ausland wieder präventiv Menschen tötet. Er wird mit unabsehbaren Konsequenzen für Deutschland drohen, wenn sie weiter ihr Maul nicht halte und für einen raschmöglichen Abzug plädiere. Er wird versuchen, sie zur „Raison“ zu bringen, wie es ein Schulleiter einem unbotmässigen Schüler gegenüber zu tun pflegt. – Bis jetzt hat die Bischöfin allerdings nicht den Eindruck eines unmündigen Schulmädchens erweckt. – Zu wünschen wäre, dass die Diskussion öffentlich geführt würde, endlich! Und dann muss Deutschland die Konsequenzen ziehen und schleunigst von diesem unseligen, von A – Z verlogenen Einsatz abrücken. Und mit den Konsequenzen einer protestantischen Ethik leben! Wozu haben wir die sonst? Eine solche Ethik kann auch enorm Kraft verleihen, Veränderungen zu stemmen. Veränderungen zum Guten und nicht zum Schlimmerschlamasseln (wie die Truppenstellerkonferenz in London es voraussichtlich „anregen“ wird).

05.01.2010 

Frus Triert meint : Die deutschen Soldaten seien frustriert, weil Frau Kässmann den Abzug aus Afghanistan fordert. Verständlich, manch einer verdient sich dort , in Relation gesehen, eine goldene Nase. 120 Euro Gefahrenzulage. Zum normalen Gehalt. Vermutlich steuerfrei. Wer verdient hierzulande noch 120 Euro am Tag. Und zwar auch am freien Tag. Hier schliessen Schwimmbäder und Bibliotheken, weil die Kommunen von finanzieller Auszehrung bedroht sind. Wer will schon zurück in eine Stadt ohne Schwimmbad und Bibliotheken und einem Einkommensminus von 120 Euro am Tag. Frustration veständlich. Aber Mitleid ist dennoch nicht angebracht. Die Soldaten werden – bis auf das Finanzielle, aber wer weiss, vielleicht sind 120 Euro sogar viel zu wenig – von der Politik verscheissert und nicht von Frau Kässmann. Frau Kässmann hat faktisch nur darauf hingewiesen. 120 Euro können auch ein schönes Schweigegeld sein. Nicht aufmotzen. Frustriert mögen die Soldaten sein. Sie werden von einer durch und durch verlogenen Politik in einen unerfüllbaren Auftrag gesetzt. Frustrierend sieht die Bilanz nach acht Jahren Afghanistan-Einsatz aus. Milliarden wurden verlocht. Aufgebaut gar nichts. Die Lage im Lande ist unsicherer als zuvor. Das Resultat ist nicht nur gleich null. Es ist Minus. Investitionen in Milliardenhöhe in ein grösser werdendes Loch hinein. Milliarden plus Menschenleben hingegeben. Resultat gleich Null. Und wer glaubt, dass mit Fortführung der bisherigen Politik und einer Aufstockung der Kampftruppen was zu erreichen sei, der muss schon mit grosser Naivität begabt sein. Abgesehen davon, dass das Ziel des Auftrags, nämlich die Ausräucherung angeblicher Brutstätten des Terrors, längst über alle Berge und nach Jemen ausgeflogen ist. Baggerei ins Nichts hinein. Der Stabilisierungseinsatz schafft von Tag zu Tag mehr Instabilität. Wegschaufeln staatlichen Geldes, was in Deutschland immer mehr an allen Ecken und Enden fehlt. Für einen sinnlosen Auftrag. Dafür, dass Amerika nicht allein sein möchte im Umgang mit der Tatsache, dass es sein Luxusleben sich nicht länger vom Rest der Welt bezahlen lassen kann. Verschleuderung menschlicher wie finanzieller Ressourcen. Die einzigen Gewinner sind die Rüstungsbetriebe. Und in bescheidenem Masse vielleicht die Autoindustrie oder die Bauwirtschaft, wenn der eine oder andere Soldat nach seiner Rückkehr mit dem Gefahrenzulagsspargroschen sich ein neues Auto kauft oder ein Häuschen bauen will. Dagegen sind aber die steigenden Kosten für die Behandlung von Verletzten und einsatzbedingten psychischen Störungen, die Kosten für zerrüttete Familien, Ehen und Freundschaften noch nicht aufgerechnet. Es ist noch nicht einberechnet die Wirkung der Erfahrung des Tötens auf einen in ein ziviles Land zurückgekehrten Soldaten, der Verrohungseffekt. Es ist grössenwahnsinnig zu glauben, mit ein paar Truppen, ausreichend Munition, einigen Ausbildnern, ein paar Milliarden Euros, einigen präventiven Tötereien und einem Massenmord en passant, lasse sich ein seit Jahrzehnten von Kriegswirren gebeuteltes Land schnell mal aufbauen und – darum geht es vor allem - international gefügig machen. Den Frust kriegen, das ist logisch, die an der unmöglichen „Front“ ab. Aber dafür ist nun wirklich nicht Frau Kässmann verantwortlich zu machen.

04.01.2010 

HühnerHaufen meint : Was war das in den Sonntagszeitungen, vor allem der Welt am Sonntag, für ein aufgeregtes Gegackere und Gehackere um die Äusserungen von Frau Kässmann. So aufgeregt wie in Ludwig Thomas’ Moral, wenn das gewisse Büchlein mit den Namen der Kunden einer bestimmten Dame ins Spiel kommt. So dass sogar die SZ ihren Kirchenjournalisten heute trocken feststellen lässt, man wundere sich nur. Auch wenn die SZ selbst fröhlich weiter in Revolverjournalismus macht mit quasi Verständnis für Guantanamo (wenn die Entlassenen wieder terroristisch werden – da muss jeder halbwegs festgewachsene Kopf nicken) und jetzt Anheizen der Jemen-Geschichte. Die Amis machen, was sie seit der Indianerjagd halt geübt haben: sie gehen auf Terroristen (so heissen die Indianer heute)-Skalpjagd wie eh und je. Und Deutschland soll nicht nur Verständnis für den Blödsinn haben, dass dadurch die Sicherheit gewahrt werde, sondern soll den Mist auch noch mit Menschenblut und präventivem Massenmord unterstützen. Kein Wunder, reicht es jetzt wenigstens einer Kirchenbischöfin. Wobei die SZ trocken feststellt, dass Herr Marx, der Erzbischof, auch schon immer gegen diesen Kriegseinsatz gewesen sei, nur haben sich da die jetzt moralisch so empörten Gockel (Frau Kässmann würde die Position der Linken einnehmen, die Kirche habe sich nicht in die Politik zu mischen, sie würde sich gegen das ach so christliche deutsche Parlament stellen, – welches so ganz ohne Tricks der Fraktionsführer und ähnlicher Mauscheler diesem Einsatz zugestimmt hat, ha ha) mannhaft nicht getraut. Herrlich, herrlich, oh wie lieben wir diese ehrlich Aufgeregten, die die ganze total verfahrene Situation in Aghanistan erst herbeigeführt haben.. Und einer Frau gegenüber regt sich’s halt deutlich easier auf, nicht, Herr Schmid, ihr lässt sich leicht Hochmut nachsagen. Die Kontrolle des Parlaments dem Afghanistan-Einsatz gegenüber hat vollkommen versagt. 8 Jahre lang ist ohne irgend ein Fortschritt gearbeitet worden. Im Gegenteil, wie man sieht, es ist alles immer schlimmer geworden. Von Aufbau und „Gewinnen der Herzen“ keine Spur. Nur wer Geld kriegt, ist den Deutschen wohl gesonnen. Mit diesem Pleite-Einsatz sind der Bundesrepublik massive Schäden entstanden. Man sollte die Parlamentarier dafür in die Pflicht nehmen, wie die Aufsichtsräte von unter ihren Augen in nicht mehr steuerbare Abenteuer gerutschte Grössen-Wahn-Banken. Man sollte diesen Parlamentariern, die die Afghanistan-Pleite mitverantworten, ihre Bezüge radikal kürzen. Afghanistan ist genau so ein Grössenwahn-Abenteuer wie gewisse Landesbanken – „wir können noch überall auf der Welt mit ein bisschen Krieg, unsere Herrschaft errichten.“ - Jetzt hilft nur noch die Notbremse.

03.01.2010 

Von Kanzel Zu Kanzel meint : Hochmut von der Kanzel. Hochmut vom Welt-Kommentator. Gleiches mit Gleichem. Oder Projektion. Sieht Thomas Schmid in seinem Anwurf des Hochmuts an Frau Kässmann (Die Welt, vom 2. Januar 2010) nur den eigenen Kritiker-Hochmut. Hochmut ist jedenfalls kein sachliches Argument. Das ist nicht die Ebene einer ebenbürtigen Auseinandersetzung. Aber die Auseinandersetzung um den Kriegseinsatz in Afghanistan sollte nun endlich geführt werden im Lande und nicht als Ausmarcherei in politischen Hinterstuben weiter verunstaltet und abgewürgt werden. Noch sind wir hier eine Demokratie. Die Kriegsbefürworter behaupten ja, der Krieg sei nötig zum Schutze unserer Demokratie. Wie widersprüchlich. Demokratie zeichnet sich durch offene Auseinandersetzung aus. Diktatur unterdrückt die Auseinandersetzung. Genau dies aber soll mit der Diskussion um Afghanistan von seiten elitärer Zeitungsschreiber und Politiker geschehen. Dann äussert sich endlich mal eine couragierte Exponentin einer massgeblichen gesellschaftlichen Gruppierung in Deutschland mit einer klaren These zum Afghanistan-Einsatz (so wie es jetzt laufe, zum Beispiel von Deutschland zu verantwortender Massenmord bei Kundus – dies Wort in den Mund zu nehmen sind sich die hochmütigen Redakteure zu feige! (polemisch, richtig)– sei er mit der grosszügigsten Interpretation protestantischer Ethik nicht mehr zu verantworten). Dieses sachliche Argument zeugt dann laut Thomas Schmid von der Welt-Kanzel von Hochmut. Er selbst scheint aber durch seinen jahrelangen hochdotierten Hochsitz längst zu verkrustet zu sein, um ernsthaft diskutieren zu können. Denn das einzige Argument, was ihm zu Frau Kässmann einfällt, ist das pauschale Schlagwort „Dilemmata der realen Politik“, mehr hat er nicht auf Lager. Er versucht, sie als Friedenbewegte lächerlich zu machen. Nicht gerade hilfreich für eine so wichtige anstehende Diskussion. Aber bis jetzt hat eben noch keiner vernünftig diesen Einsatz begründen können. Im Gegenteil, die Verteidiger bringen sich durch ihr der-Diskussion-Ausweichen und sie Abwürgen-Wollen, durch ihr polemisches Verhalten wie hier Schmid oder wie vor wenigen Tagen Fried in der SZ Westerwelle gegenüber, diesen Einsatz nur immer mehr ins Zwielicht. Etwas muss faul sein daran. Denn gegen die Facts, dass Afghanistan weder die USA noch Deutschland noch die Nato je angegriffen hat, dass der Bündnisfall nie eingetreten ist, dass Terror mit Armee-Einsätzen nicht beizukommen ist, dagegen haben all die Kriegsherbeischreiber (das Mandat müsse „robust“ werden!) bis heute nicht ein einziges nachvollziehbares Argument aufgefahren. Auch frisierte Reality-Berichte wie im SZ-Magazin neulich erhöhen nur das Misstrauen. Je panischer die Befürworter reagieren, desto skeptischer wird der Betrachter und fühlt sich in seiner ablehnenden Haltung nur bestätigt. Was haben diese Herrschaften Kriegs-Einsatz-Befürworter zu verbergen? Darf nicht rauskommen, dass Deutschland ein reiner Handlanger der USA-Militärmacht ist und nicht Mucks zu machen hat? Irgendwas ist oberfaul an diesem Einsatz. Herr Schmid hätte genügend Zeilen zur Verfügung gehabt, um zum Beispiel in gepflegt akademischer Diskurskultur nachzufragen, „habe ich Sie richtig verstanden, Frau Kässmann, dass… ?“... aber das lässt der elite-journalistische Hochsitz nicht zu.

02.01.2010 

Gestern Neujahr meint : Gestern pilgerten Tausende von Menschen und Touristen in die Münchner Innenstadt, um das Neue Jahr zu besichtigen. Gesehen haben sie es nicht. Des Jahres Neue Kleider. Einige Strassenmusikanten profitierten davon.

01.01.2010 

Gemischte Aussichten meint : Wenn die Menschheit im ersten Jahrzehnt des holpernden dritten Jahrtausends nichts gelernt hat, gar nichts, wie soll sie es denn im zweiten Jahrzehnt bringen? Es wird weiter diejenigen geben, die Schweinereien machen und diejenigen, die sie sich bieten lassen. Es wird diejenigen geben, die Dinge nicht wahrhaben wollen und diejenigen, die versuchen diesen die Augen zu öffnen. Dagegen, Dinge nicht wahrhaben zu wollen, ist kein Kraut gewachsen, zum Beispiel dass Deutschland dabei ist, seit dem Dritten Reich zum ersten Mal wieder im Ausland professionell Menschen zu vernichten, präventiv zu vernichten. Mit Verbissenheit und mit schmalem Mund sprechen Presse und Politik ganz arglos vom Bombardement von Kundus. Mit grosser Unbelehrbarkeit wird immer wieder der Terrorismus angeführt, den es zu bekämpfen gelte. Und wenn man es nicht schafft, ihn im Irak auszurotten, so muss man ihr dort wenigstens züchten. Und wenn man es nicht schafft, ihn in Afghanistan auszurotten, so muss man Drohnen nach Pakistan schicken. Und wenn man es nicht schafft, ihn in Pakistan auszurotten, dann muss man ihn kriegerisch, also mit den völlig falschen Mitteln, im Jemen bekämpfen. Die amerikanische Tötmaschinerie und –industrie sitzt wie eine Krake im westlichen Verteidigungsbündnis fest, auch das will keiner wahrhaben, dass der Begriff Verteidigungsbündnis längst ausgehöhlt ist, längst okkupiert worden ist von einer scheinbar durch nichts im Zaum zu haltenden Mordsindustrie, die immer einen Vorwand braucht, um irgendwo zuzuschlagen. Es ist doch nicht der Islam als Glauben, der uns gefährlich ist. Welche Torheit, sowas zu denken. Es sind die wirtschaftlichen Diskrepanzen, die die weltweiten Spannungen erzeugen. Wer also Spannungen, die zum Bersten nah sind, entschärfen will, der muss wirtschaftlich einsetzen. Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Und es wird schmerzlich sein für den einen oder anderen. Schutzzölle abzubauen. Subventionen abzubauen, um einen gerechteren Wettbewerb weltweit zu ermöglichen. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Bildung weitherum zu ermöglichen. Wenn wir hier schon grösste Mühe haben, gewisse Dinge offen zu diskutieren, ganz unpolemisch. Den Teilen der Welt, die nicht diesen technischen Fortschritt und diesen Lebensstandard haben wie wir, ganz unarrogant zu helfen, zu helfen, auf unsere Augenhöhe heranzuwachsen. Hilfe als Hilfestellung und nicht wie meist als Verhinderung verstanden. Das wird Machtgewichte verschieben. Macht abgeben. Kein leichter Vorgang. Wir brauchen nicht immer mehr, immer grössere Machtblöcke. Mit dem dummen Gerede aufhören, Europa müsse im Konzert der Mächtigen mitspielen, müsse dort eine erste Geige spielen, wie bescheuert, wie bescheidenen Geistes. Europa soll an seinem Konglomeratsmodell weiter arbeiten. Damit krisenresistenter werden. Das kann Spannungen viel leichter absorbieren als monolithische Blöcke. Wie die USA, die dann wie wild geworden in aller Welt um sich ballern müssen und statt Zukunftsforschung heimtückische Drohnenforschung betreiben. Keine guten Aussichten. Denn über kurz oder lang werden sich die Drohnen gegen den eigenen Erfinder richten. Die Geister, die sie rief, die Menschheit, die wird sie so schnell nicht los, auch in diesem zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends. Es sind erst zehn Jahre dieses Jahrtausends vertan worden. Müssen wir so weiter machen? Die Frage suggeriert den kleinen Hoffnungsspalt, der bleibt.

31.12.2009 

Eingesparte Magic Moments meint : Das Filmmuseum München hat die Magic Moments der SZ eingespart. Schon länger. Vorher war das so: die SZ-Filmkritiker haben für den Jahresrückblick ihre Magic Moments des Kinojahres beschrieben und das Filmmuseum hat die Filme über die Festtage gezeigt. Das gab gerade auch Nicht-Münchnern, die das Filmmuseum endlich mal von innen sehen wollten, die Gelegenheit, dies zu tun und dabei noch hervorragende Filme des zu Ende gehenden Kino-Jahres nachzuholen. Aber wie gesagt, das auch für das Filmmuseum werbeträchtige Programm fiel dem Sparzwang zum Opfer. Jedoch auch die SZ muss sparen. Aus den diesjährigen Magic Moments hat sich Hanns Schifferle sang- und klanglos verabschiedet, eine wichtige und wunderbare, respektvoll beeindruckbare Farbe in der Kritikerriege musste, so ist zu vermuten, buchhalterischen Überlegungen des SZ-Managements weichen. Irgendwann wird das Rentabelste sein, wenn die Zeitung und das Filmmuseum sich selbst einsparen. Ist alles denkbar bei der unglaublichen anstehenden Staatsverschuldung(Gedankensprung). Vielleicht kommt der Staat dann nicht umhin, sich selbst einzusparen. Wäre immerhin eines utopistischen Movies, vermutlich des Genres „Horror“, würdig. Zu den Magic Moments selbst. Es ist das übliche elendigliche Bild: trotz Hunderten von Millionen an staatlichen Fördergeldern und an GEZ-Gebührengeldern, die für die deutsche Filmproduktion bereitgestellt werden, schafft es gerade mal ein deutscher Film, dieser jedoch zurecht, in diese erstklassige Auswahl. Es ist Jerichow von Christian Petzold. Auf das Filmland insgesamt gesehen, was da oben alles reingesteckt wird, und dass unten gerade mal ein Petzold rauskommt, das ist erbärmlich wenig. Erschwerend kommt hinzu, dass von den 7 Frust-Erwähnungen, 5 deutsche Filme betreffen. Das ist, mit Verlaub gesagt, ein beschissenes Zeugnis für den ganzen deutschen Filmförderaufwand und auch für die Bemühungen der deutschen Filmakademie, die ihre geistigen und physischen Kräfte lächerlicherweise in den Ganglien der Filmpreisgeldverteilung verströmt. Dieses katastrophale Zeugnis wird noch dadurch verstärkt, dass unter den 7 Lust-Erwähnungen gerade mal ein deutscher Film auftaucht, dazu noch ein Kurzfilm! Was machen diese geförderten deutschen Kinomenschen denn den ganzen Tag? Gewiss, es gibt einige erfolgreiche Komödien. Dafür könnte der Satz von Brooks Barnes aus der New York Times gelten „relatable nonthinking comedies – a little raunch but not too much please - are the perfect balm for the recession”, also ein durchaus legitimes Kino, aber wenn das beachtliche Kino eines Landes nur daraus besteht, dann ist das ausserordentlich dürftig, dann muss die Frage gestellt werden, ob dafür der ganze Förderaufwand, der ja doch ein politisches Statement zum Kino ist, nicht ziemlich vertan wird – zum Schaden des Landes.

31.12.2009 

Eingesparte Magic Moments meint : Das Filmmuseum München hat die Magic Moments der SZ eingespart. Schon länger. Vorher war das so: die SZ-Filmkritiker haben für den Jahresrückblick ihre Magic Moments des Kinojahres beschrieben und das Filmmuseum hat die Filme über die Festtage gezeigt. Das gab gerade auch Nicht-Münchnern, die das Filmmuseum endlich mal von innen sehen wollten, die Gelegenheit, dies zu tun und dabei noch hervorragende Filme des zu Ende gehenden Kino-Jahres nachzuholen. Aber wie gesagt, das auch für das Filmmuseum werbeträchtige Programm fiel dem Sparzwang zum Opfer. Jedoch auch die SZ muss sparen. Aus den diesjährigen Magic Moments hat sich Hanns Schifferle sang- und klanglos verabschiedet, eine wichtige und wunderbare, respektvoll beeindruckbare Farbe in der Kritikerriege musste, so ist zu vermuten, buchhalterischen Überlegungen des SZ-Managements weichen. Irgendwann wird das Rentabelste sein, wenn die Zeitung und das Filmmuseum sich selbst einsparen. Ist alles denkbar bei der unglaublichen anstehenden Staatsverschuldung(Gedankensprung). Vielleicht kommt der Staat dann nicht umhin, sich selbst einzusparen. Wäre immerhin eines utopistischen Movies, vermutlich des Genres „Horror“, würdig. Zu den Magic Moments selbst. Es ist das übliche elendigliche Bild: trotz Hunderten von Millionen an staatlichen Fördergeldern und an GEZ-Gebührengeldern, die für die deutsche Filmproduktion bereitgestellt werden, schafft es gerade mal ein Deutscher Film, dieser jedoch zurecht, in diese erstklassige Auswahl. Es ist Jerichow von Christian Petzold. Auf das Filmland insgesamt gesehen, was da oben alles reingesteckt wird, und dass unten gerade mal ein Petzold rauskommt, das ist erbärmlich wenig. Erschwerend kommt hinzu, dass von den 7 Frust-Erwähnungen, 5 deutsche Filme betreffen. Das ist, mit Verlaub gesagt, ein beschissenes Zeugnis für den ganzen deutschen Filmförderaufwand und auch für die Bemühungen der deutschen Filmakademie, die ihre geistigen und physischen Kräfte lächerlicherweise in den Ganglien der Filmpreisgeldverteilung verströmt. Dieses katastrophale Zeugnis wird noch dadurch verstärkt, dass unter den 7 Lust-Erwähnungen gerade mal ein deutscher Film auftaucht, dazu noch ein Kurzfilm! Was machen diese geförderten deutschen Kinomenschen denn den ganzen Tag? Gewiss, es gibt einige erfolgreiche Komödien. Dafür könnte der Satz von Brooks Barnes aus der New York Times gelten „relatable nonthinking comedies – a little raunch but not too much please - are the perfect balm for the recession”, also ein durchaus legitimes Kino, aber wenn das beachtliche Kino eines Landes nur daraus besteht, dann ist das ausserordentlich dürftig, dann muss die Frage gestellt werden, ob dafür der ganze Förderaufwand, der ja doch ein politisches Statement zum Kino ist, nicht ziemlich vertan wird – zum

30.12.2009 

Jahresend-Journalismen meint : Rezept-Journalismus: Stefan Kornelius hat in der SZ einmal mehr das definitive Rezept zur Lösung des Afghanistan-Problems. Warum hört keiner auf ihn. Vielleicht wäre er in einer Ratgeber-Redaktion besser aufgehoben. Rohrstock-Journalismus: Nico Fried basht in der SZ aufgeregt auf Guido Westerwelle ein. Das ist lustig und braucht viel Platz. Interessanter wäre an der Stelle zumindest Spekulations-Journalismus, der die Hintergründe vermutend darlegen würde, warum Westerwelle, nachdem er zur geplanten Afghanistan-Konferenz in London spontan das gesagt hat, was sie wohl sein wird, nämlich eine Truppensteller-Konferenz, diese Offenheit zurücknehmen musste und zum Täuschbegriff „Afghanistan-Konferenz“ zurückkehrte, oder Recherche-Journalismus: nachzufragen, was sich hinter den Kulissen alles – vermutlich äusserst erbost und pikiert – abgespielt hat, wessen Kreise Westerwelle mit seiner offenen Drohung, an der Konferenz nicht teilzunehmen, wenn es bloss ums Truppenstellen gehe, empfindlich gestört haben muss, sicher spannend und aufschlussreich. Das bleibt nämlich vollkommen unklar. Da wird der Leser im Dunklen gelassen. Ob da gar Demarchen von Seiten der Nato und des amerikanischen Militärs stattgefunden haben. Wer mit wem telefoniert hat. Wer möglicherweise Rüstungspfründen gefährdet sieht. Denn nur so aus Lust und Laune ist die Westerwelle-Äusserung wohl kaum umgemodelt worden. Das alles muss sich der Leser nun selber zusammenreimen. Aber wenn die New York Times bei dem Thema schon die Contenance verliert und Deutschland direkt und unmissverständlich zur Truppenaufstockung auffordert, so ist von der SZ in dieser Hinsicht nicht mehr Ruhe und Übersicht zu erwarten. Obwohl wir allzu gerne und endlich wissen möchten, was an einem Bündnis (das muss immer zur Begründung jeder kriegerischen Eskalation des absurden Afghanistan-Einsatzes herhalten) so wertvoll ist, wenn es Deutschland dazu bringt, im Ausland einen Massenmord zu begehen (wobei der Terrorismus offenbar längst nicht mehr aus Afghanistan, sondern inzwischen vom Jemen auszugehen scheint), einen Massenmord, der im gängigen Gewissens-Besänftigungs- oder Euphemismus-Journalismus, als das „Bombardement von Kundus“ verharmlost wird. Dagegen: Differenzier-Journalismus: Heribert Prantl der in der SZ zum Kindergeld festellt, dass es ein Zweiklassen-Kindergeld sei, ein (armes) für die armen HartzIV-Kinder und ein (gutes, besseres) für die, die besser gestellt sind als HarzIV, also auch für die Reichen. Erschreckend hierbei ist nur, wie tumb die deutsche Öffentlichkeit das aufnimmt. Tendenz-Journalismus: „Drahtzieher von Detroit sassen in Guantanamo“, dick auf der ersten Seite der SZ. Unterdrück-Journalismus: dass die SZ Frau Kässmanns Aufforderung zum Abzug aus Afghanistan nicht bringt (weil der Einsatz inzwischen auch nach den weitesten Massstäben der evangelischen Kirche nicht mehr zu verantworten sei). Frau Kässmann ist immerhin Vorsitzende des Rates der evangelischen Kirchen, also einer wichtigen gesellschaftlichen Institution in Deutschland. Sonst tut die SZ doch auch immer so hierarchiegläubig. Frisör-Journalismus: Das SZ-Magazin kolportiert mit fingierten Namen und einem total frisierten Stil Äusserungen von deutschen Armeeangehörigen in Afghanistan. Wer sich ein Kempowski-Echolot dagegen vorstellt, kann ob solch fader, unglaubwürdiger Sauce nur den Kopf schütteln und sie mit äusserster Vorsicht wegschütten. Zu guter Letzt: der Ausdünn-Journalismus in der SZ, der der Wiedergabe von reinen Agenturmeldungen immer mehr Platz einräumt.

29.12.2009 

Nichts Gelernt meint : „the decade in which we achieved nothing and learned nothing“ so Paul Krugmans Rückblick in der New York Times auf das zu Ende gehende erste Jahrzehnt des 3. Jahrtausends. Wie sieht es bei uns aus? Wir haben gelernt und erreicht! Zum Beispiel: Deutschland darf im Ausland wieder präventiv Menschen töten. Die elitäre Selbstlüge darüber bis in die feinen Zeitungskreise hinein: man spricht vom „Bombardement von Kundus“ statt vom Massenmord, der durch Deutschland zu verantworten ist. Ja, wir haben viel gelernt! Wie sieht es beim Film aus? Die beiden Geldtöpfe, die hauptsächlich Film finanzieren, sind gewachsen und gewachsen bis sie riesige Haufen geworden sind, nämlich der des Fernsehens und der der Filmförderungen. Um solche Geldhaufen bilden sich mächtige Administrationen, die argwöhnisch über deren Verteilung und den Erhalt der eigenen Macht wachen. Der deutsche Film im Würgegriffe der Administrationen, ständig bedroht von der geistigen Strangulation. Da die Geldhaufen sich enorm vergrössert haben in diesem ersten Jahrzehnt, so ist auch die administrative Macht bis hin zur aufgedeckten und demnächst gerichtlich aufzuarbeitenden Vetternwirtschaft enorm gestiegen. In administrativen Plantagen werden Stars gezüchtet, die dann so sensibel gegen die raue, unbestechliche Kinoluft sind, dass sie von PR-Agenten nur noch für geschützte, sprich zensierte, gegengelesene und korrigierte Interviews zur Verfügung gestellt werden. Es könnte sonst auffliegen, dass diese Stars leicht verderbliches Admininstrationsgezücht sind. Immer saukomisch das damit einhergehende Pseudo-Startum. Stars, die in Filmen agieren, die kein Mensch sehen will und welche in Selbsttäuschungsmanie Arthouse genannt werden, Stars, die nicht weiter auffallen ob sie da sind oder verschwinden, Stars, die über rote Teppiche gehen, an deren Rändern sich geleaste Komparsen aufreihen, Stars, die dem Publikum fremd bleiben, wenn sie denn nicht mit jahreausdauernder Penetranz immer wieder auf die Mattscheibe gehievt werden bis sie wenigstens zum Gewohnheitsstück einem Wohnzimmermöbel gleich geworden sind. Der deutsche Film im Würgegriff des Administrativen, der das Kreative zu eliminieren sucht, der ein Faible für die an den Stadt- und Staatstheatern herangezogenen, weisungsgebundenen Untertanenschauspieler hat; die sind leichter zu würgen! Natürlich sucht sich das Kreative in einer solchen Zwangssituation immer noch seinen Weg – und findet ihn: durch den perversen Modus der Ausmarchung und Verleihung des staatlichen Filmpreises und dessen beachtlichen Geldes durch einen privaten Insider-Verein namens „Deutsche Filmakademie“ will sich der deutsche Film noch Eigenkreativität beweisen. Wenn es nicht so jämmerlich wär, so wärs hochradig komisch. Seldwyla und seine Filmindustrie. Wir haben viel gelernt in den letzten zehn Jahren. Wir haben viel erreicht in den letzten zehn Jahren. Nur dürfte uns dabei das Kino etwas aus dem Blick gerutscht sein. Wir sprechen von einem Kino, aus dem man verändert hinaus geht, so ähnlich der Definition eines guten Buches, dass man nach dessen Lektüre die Welt etwas anders sehe, mithin selbst verändert werde. Um auf den anfänglichen Krugman zurückzukommen: dass man etwas lerne und erreiche. Das ist vielleicht der grösste Tort den Deutschland zur Zeit seinem eigenen Kino antut: dass es ihm diese Qualität nicht zutraut. Und es hat eben durchaus etwas damit zu tun, ob sich in einem Land etwas bewegt, verändert oder nicht, ob ein Land lernt oder nicht. Ausblick und Hoffnung, dass sich vielleicht im nächsten Jahrzehnt doch was bewegt? Youtube! Youtube könnte die festgefahrenen Kulturhierarchien kräftig durcheinander schütteln, tut es schon heute. Da steht der Clip aus der Platonow-Aufführung an den Münchner Kammerspielen unzensiert und gleichberechtigt neben dem Clip aus dem Messias der Neuen Bühne Bruck – und beide vermögen zu interessieren. Barrierefreier Zugang gewissermassen. Wir stehen an der Schwelle…. zu einem neuen, schwellenfreien Jahrzehnt?

28.12.2009 

Bläh Blah meint : Wir ziehen uns zurück aus Afghanistan. Will heissen, wir werden Afghanistan doch nicht zu einer Kolonie machen. Die SPD will ihre Mitglieder zu Afghanistan befragen. Sie weiss jetzt schon, dass diese den Kriegseinsatz ablehnen. Also wird der Wille der Mitglieder auf der Ebene der Hohen Politik weiter nicht von Belang sein. Das meint ein Zeitungsmensch. Das darf nicht sein. Das Volk ist zu dumm, um über Krieg und Frieden sich eine Meinung zu bilden. Quelle arrogance intellectuelle. Lasst die Basis die MVG-Preise diskutieren oder das Kindergeld, aber für Themen wir Krieg und Frieden sind die SPD-Mitglieder nicht mündig genug. Das verstehen die nicht. Also, sie dürfen ihre Meinung äussern nicht nur am Stammtisch sondern ausnahmesweise auch den Parteioberen gegenüber, aber Krieg und Frieden sind eine Sache der viel elitäreren Menschen dort oben. Die müssen das entscheiden. Wir werden abziehen. Aber wir werden keinem verraten wann. Weil dann wüssten die bösen Taliban das ja. Nicht alle Taliban sind ganz böse. Einige sind weniger böse. Wir werden solch weniger bösen Taliban an der Regierung in Afghanistan beteiligen. Das wird keine Vorbilddemokratie sein. Das wird eine Mischung aus Korruption und Taliban sein. Das wird so eine Art demokratischer Müllkippe, die wir dort aufbauen. Hauptsache, sie verhindert das Aufkommen von Terrorgedanken. Diese Vorzeige-Nicht-Demokratie muss so gestaltet und mit sich selbst beschäftigt sein, dass in ihre keine Terrorgedanken blühen können. Mohn schon. Dann werden wir abziehen können. Denn der letzte Terroranschlag in dem Flugzeug nach Detroit wurde gar nicht in Afghtalibanien geplant. Sondern in Somalien oder, halt, in Nigeria. Wir bekämpfen den Terrorismus sowieso am falschen Ort. Jetzt müssen wir uns auf den Krieg in Afrika einstellen. Dabei haben wir Iran noch nicht erobert . Und auch Pakistan nicht. Afrika haben wir schon lange nicht mehr erobert. Aber den Krieg werden wir nur führen können, diesen angemessenen Krieg, wenn wir vorher die Terrorangst schüren. Dazu brauchen wir solche kleinen, misslungenen Anschläge. Die SZ unterdrückt die wichtigste Äusserung von Frau Kässmann, nämlich, dass der Krieg in Afghanistan nach protestantischer Ethik nicht mehr zu rechtfertigen sei. Das passt der SZ nicht ins Kriegs-Konzept. Aber den SZ-wachen Lesern fällt sowas bestimmt nicht auf. Wir müssen immer dort einen Antiterrorkrieg führen, wo ein Terrorgedanke aufkommt. Jetzt müssen wir alle zusammenhalten und unsere gefahrenbezuschlagte Armee darin unterstützen, mit unserem Geld in Afghanistan mittels Tötungen eine Nicht-Vorzeige-Demokratie aufzubauen – mit unserem Vorzeige-Kriegsminister. Der kann reden wie der Wind, ganz geschwind, mal von da mal von dort. Die Windsbraut führt Krieg. Das ist ein gefährlicher Krieg. Kriegsähnlicher als jeder Krieg. Soviel Klartext verträgt kein Wetter. Soviel Klartext aus allen Richtungen fängt an Kopfweh zu machen. Der Krieg in den Köpfen. Zugeblaht.

27.12.2009 

Blamage des Jahres meint : Die Blamage des Jahres 2009 ist die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Feldherren mit der höchstgerüsteten Armee der Welt. An den Feldherrn, dessen Armee täglich ohne Not Menschen präventiv tötet. An den Feldherrn der Armee, die den Terrorismus anstachelt, statt ihn einzudämmen. An den Feldherrn der Armee, die nach wie vor Guantanamo betreibt. An den Feldherrn der Armee, die mit ihren Rüstungsprogrammen alle Rekorde sprengt. An den Feldherren der Armee, die mit Milliardenprogrammen die heimtückischen Drohnen entwickelt und mordend einsetzt - ohne Friedenserfolge. An den Feldherrn der Armee, die Deutschland mit in den Krieg am Hindukusch hineinziehen will. An den Feldherren der Armee, deren Aggressivität Frieden verhindert statt ihn zu stiften. // Gleichauf blamiert: jene Intellektuellen, die ihren Geist so strecken und dehnen, um diese Blamage als vernünftigen und sinnvollen Akt darzustellen.

26.12.2009 

Zur Erinnerung meint : Afghanistan hat Deutschland nie angegriffen. Afghanistan hat die USA nie angegriffen. Afghanistan hat die Nato nie angegriffen. Der Bündnisfall ist nie eingetreten. Auf dieser sonderbaren Begründung beruht der Afghanistan-Kriegs-Einsatz.

25.12.2009 

Grundlos meint : Die Begründungen für den Afghanistaneinsatz haben sich in nichts aufgelöst, sind nicht mehr gültig, sie tragen nicht mehr.

24.12.2009 

Inzwischen meint : Inzwischen ist im Internet zu lesen: \" Die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann fordert einen möglichst raschen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Der Krieg in Afghanistan sei \"auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland so nicht zu rechtfertigen\", sagte Käßmann der \"Hannoverschen Allgemeinen Zeitung\". Die deutschen Soldaten sollten deshalb \"möglichst bald\" abgezogen werden.\" - Chapeau, Frau Kässmann!

24.12.2009 

Keine Schöne meint : Keine schöne Weihnachten dieses Jahr. Es ist das erste Mal dieses Jahr, dass die Bundesrepublik Deutschland seit Adolf Hitler einen präventiven Massenmord, den von Kundus, ohne jede Not begangen hat. Trotzdem werden die Kirchen wieder singen „O Du Fröhliche“ als sei nichts gewesen und sie werden sich nicht vernehmlich zu diesem furchtbaren Verbrechen äussern. Sie werden Kreide schlucken wie manche Journalisten und statt von Menschenvernichtung und von Massenmord lediglich vom „Bombardement“ von Kundus sprechen. Dabei könnte ihnen bei all dem Mitgliederschwund Profilierung am wenigsten schaden. Die Kirchen werden die Politik also nicht belästigen in dieser Sache, so dass sie weiterhin sich darin ergötzen kann, Schiessbudenfigurengefechte auszutragen statt die Konsequenzen zu ziehen und den flotten Abzug aus dieser immer schon total verlogenen Mission in Gang zu setzen. Schiessbudenfiguren allerorten. Die regierenden Parteien regen sich jetzt über die SPD auf, die (endlich) mit Abzugspolitik wieder Stimmen gewinnen will (in Nordrhein-Westfalen). Nun ja, die Position könnten sich die regierenden Parteien doch auch zu eigen machen, wenn ihnen denn die Stimmen so wichtig sind. Weihnachten wäre die ideale Zeit für Läuterungen, dafür, eingefahrenen Falschspielereien ein Ende zu setzen. Da könnten sie womöglich noch mit christlichem Verzeihen rechnen. Jeder, der diese Mission mit den bisher gängigen halbseidenen Argumenten verteidigt, der verdient Spott und Hohn. Die Soldaten könnten einem Leid tun. Aber sie wehren sich auch nicht gegen die missliche, unklare Situation, in die sie von einer feigen, schleimigen Politik reingeritten worden sind, denn sie selbst sind „gekauft“ vom Risikozuschlag und mancher vielleicht wirklich auch von der Aussicht, endlich mal töten zu können. Die Politik agiert übrigens nicht minder verantwortungslos als die Aufsichtsräte der ins Schlingern geratenen Landesbanken.. und MUSS ZUR VERANTWORTUNG GEZOGEN WERDEN. Es ist nicht ein kleiner Oberst, der privatim einen Vernichtungsfeldzug in Afghanistan führt. Es sind die Spitzen der Bundesrepublik Deutschland, die die Voraussetzungen dafür geschaffen haben. Eine Diskussion, wie sie jetzt immerhin wenn auch noch ohne Nachdruck gefordert wird, über diesen üblen Einsatz in Afghanistan müsste zuerst ganz genau sämtliche Lügen und Begriffsverbiegungen und Fehler, die bis dahin in die Welt gesetzt und gemacht worden sind, auflisten. Auch schonungslos aufzeigen, wo die Aufbaugelder hingeflossen sind, dass Aufbau zuvorderst immer militärische Aufrüstung und nicht Herstellung von Lebensgrundlage für die Afghaner bedeutete etc… „Wer damit einverstanden ist, dass die Bundesrepublik Deutschland im Ausland wieder vorbeugend tötet, der erklärt den Holocaust für aufgearbeitet, entbindet Deutschland mithin seiner besonderen Verantwortung für Israel“ (O.P.).

23.12.2009 

SoLaNgE meint : Solange Deutschland geistig noch in diesem mittelalterlichen „Frau Welt“-Bild gefangen ist, solange soll es keine weltverbessernden Kriege in fremden Kontinenten führen!

22.12.2009 

Frau Welt meint : „Frau Welt“ war eine im Mittelalter beliebte Darstellung einer Frau, die von vorne besehen verführerisch, schön, blendend war und nur wer sie von hinten betrachtete, der wurde gewahr, dass sie von Würmern und Schlangen zerfressen war. Nur wer sie von allen Seiten betrachtete, konnte ihr nicht anheim fallen. Eine solche „Frau Welt“ glaubt man heute vor sich zu haben, wenn man die Pressevorberichte zu einem in Afrika spielenden von Regina Ziegler mit Christine Neubauer produzierten Film liest, der heute abend in der ARD gesendet werden soll. AZ: Eine für Kunst und Quote, Regina Ziegler hat Erfolg mit Mut und Christine Neubauer. SZ: Ohne Sinn und Verstand, an einem Film über Afrika zeigt sich die verstörende Niveaulosigkeit von Degeto-Produktionen für die ARD. … // Ahnungsvolles, immer noch gültiges Mittelalter mit seinem Bild von der „Frau Welt“.

21.12.2009 

Vorsatz II meint : Das deutsche Vettern- und Basenkino soll endlich mit dem verräterischen Blödsinn aufhören, den staatlichen Filmpreis von drei Millionen Euro durch die private Innung „Deutsche Filmakademie“ unter sich zu verteilen; es verschafft sich dadurch keinen Respekt nirgends.

20.12.2009 

Vorsatz für 2010 meint : endlich schonungslos den Afghanistan-Einsatz diskutieren - ohne die Dinge beim Namen zu nennen. Ein Massenmord ist lediglich ein Bombardement -oder eine Vertuschungsaffäre...

19.12.2009 

gehört meint : Hast Du nichts auf dem Kopf? Nein, ich habe leeres Kopf.

18.12.2009 

würgwürg meint : Feedback zur Vertuschungsaffäre um den von der Bundesrepublik Deutschland zu verantwortenden Massenmord von Kundus: “Ja, dieser Einsatz in Afghanistan und der Angriff auf die Menschen - das ist einfach staatlicher Mord, eine Sache, wie wir sonst nur von den ganz schlimmen und den ganz großen Mitspielern kennen. *würg* Wir werden von Straftätern regiert, ganz einfach. *würgwürgwürg*“

17.12.2009 

Schöner Satz Im Supermarkt meint : Kassiererin zu einem Kunden, der etwas ungeschickt die Nummer mit den Cent-Stücken spielt: Sie san ned bled, aber so geht’s a.

16.12.2009 

UA meint : UA meint hier nicht die UrAuführung, obwohl es in einem gewissen Sinne auch eine ist, UA meint aktuell UntersuchungsAusschuss. Es handelt sich um den UntersuchungsAusschuss zur Kundus-Affäre, die Vertuschungs-Affäre um den Massenmord der im Auftrag der Bundesrepublik Deutchland an „bis zu 142“ (so die schleimige Diktion für Massenmord) Menschen, von denen kein einziger eine akute Bedrohung für Deutschland bedeutete, im September begangen worden ist. Haftbar: die Spitze des Landes. Dass es um viel geht bei diesem UA beweist einerseits die Kanzlerin, die schon ganz nervös ist nach eigenen Worten, auch wenn es ein Anstatt-nervös ist, sie behauptet nämlich, Kopenhagen betreffend, aber wer ein bisschen Ahnung von Psychologie hat, nimmt ihr das nicht ab. Andererseits beweist es die SZ, die gegen ein halbes Dutzend Autoren, Journalisten, Redakteure sich damit befassen lässt. Es geht um vieles. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Friedenspolitik einer seit dem zweiten Weltkrieg in Kriegsdingen hoffentlich geläuterten Republik. Dass es um vieles geht, spiegeln auch die täglich neuen Infos, die die verschiedenen im UA zu durchleuchtenden Parteien den Zeitungen zuspielen. Nachdem in einem hellen Augenblick selbst die SZ reflektierte, dass es eigentlich unvorstellbar sei, dass das Kanzleramt über Details nicht informiert war, lanciert dieses heute eine Darstellung, wonach das nach Dienstwegvorschriften und dergleichen gar nicht der Fall gewesen sein könne. Wirklich naiv, wer solches für bare Münze nimmt und glaubt, die Kanzlerin hätte vor ihrer damaligen Regierungserklärung und dies noch vor den Wahlen, nicht auf so präziser Info wie möglich bestanden, hätte sie nicht gefordert, egal ob auf Papier oder ins Ohr geflüstert. Wenn sie dies nicht getan hat und nicht in der Lage war, sie auch zu bekommen, dann Gute Nacht. Die Militärkreise wiederum lancieren heute über einen anderen Schreiber, um wieviele Soldaten das Afghanistan-Kontingent Deutschlands auf Wunsch der Nato, also Amerikas, erhöht werden solle. His Masters Voice. Die Tageszeitung als His Masters Voice. Hoffentlich platzt bei solchem Wunsch einigen in Deutschland endlich der Kragen. Es kommt doch überhaupt nicht in Frage, dieses Kontingent auch nur um einen Soldaten aufzustocken, solange der UA zum Kundusmassenmord und den Vertuschereien drum herum noch tagt, solange hier weiter getäuscht und vertuscht und fehlgemeldet wird, und dies alles in zunehmender Offensichtlichkeit. Heute so und morgen so. Immer wenn sie etwas Distanz von druckvollen Informanten nehmen und den Gesunden Menschenverstand einschalten, dann werden die Tageszeitungen spannend. Solange sie aber nur irgendwelcher Master Voice sind, sind sie öde und bewirken nichts. // Nicht zu vergessen: Afghanistan hat Deutschland nie angegriffen. Afghanistan hat Amerika nie angegriffen. Der Bündnisfall ist nie eingetreten. Es gibt für Deutschland keinen Grund für präventive Tötungen in fernen Ländern. Das muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, bevor man sich im Kleinklein philiströser Scharmützel verliert.

15.12.2009 

Fünf Autoren Und Eine Verwirrung meint : Heute versuchen in der SZ fünf Autoren (Peter Blechschmidt, Stefan Braun, Daniel Brössler, Stefan Kornelius und Kassian Stroh) fast die ganze Seite 3 lang Licht in die Vertuschungsmanöver um den Massenmord zu bringen, den Deutschland im September bei Kundus begangen hat. Das Resultat ist gelinde gesagt dürftig. Dafür können nicht die Autoren belangt werden. Sie kommen einem vor wie Ährenleser auf dem abgeernteten Acker der Wahrheit. Wie soll die je noch an den Tag kommen. Wenn doch inzwischen alle Beteiligten als Vertuscher erscheinen. Wenn es aussieht, als wolle jeder nur noch seine Haut retten. Alles rennet, rettet, flüchtet, vertuschet. Nein, keiner ists gewesen, der diesen Massenmord zu verantworten hat. Keiner. Keine. Keiner. Niemand. Nobody. Keine hatte eine Ahnung von nichts. Oder nur streng nach Regeln gehandelt. Es geht längst nicht nur um diesen erwähnten SZ-Bericht. Er ist vielmehr beispielhaft für die ganze Nachrichten- und Kommentarlage. Wettbewerb der Dreistigkeit von Wahrheitsbehauptungen. Wer lauthalser, der wahrer. Wer vorprescht hat rechter. Wer jetzt erst recht lügt, der wird siegen, so scheint die herrschende Moral. Berliner Chaoshaufen an Vertuschern. Es herrschen schmutzähnliche Zustände in der Berliner Politik. Der Militäreinsatz wird mit jedem dieser Vertusch- und Profiliermanöver diskreditierter. Er ist kaum mehr haltbar. Die Politelite ist vor lauter Lügengespinsten nicht mehr als Elite feststellbar. Keiner scheint mehr in der Lage, Klartext reden zu können. Auch nicht der Apologet der Klartexterei. Und hintenrum versuchen die Kriegsbefürworter das Chaos noch für ihre Zwecke benutzen zu wollen, indem sie fordern, der Krieg und das Massentöten sollen endlich legitimiert werden. Dazu die Taschenkartenspielereien. Das bringt alles in ein noch schieferes Licht. // Zum Memorieren. Obama hat in Oslo deutlich gemacht, dass er Feldherr nach altverruchter Art ist. Das sollte dem letzten Deutschen klar gemacht haben, dass diese Art von Krieg (wir sind die Guten und müssen die Bösen töten; genauso denken auch die Taliban, also sehr symmetrisch-vorsintflutlich-peinliche Kriegsbegründungen) Deutschland für alle Zeiten hinter sich gelassen hat. Und kaum hat Obama die Feldherrschaft und Kriegseskalation beansprucht, fällt auch die New York Times in Kriegsdämmerung, verliert jede Vernunft und möchte die zögerlichen Europäer, vor allem die Franzosen und die Deutschen, zum blinden Gehorsam dem Kriegsherrn, dem massimo leader gegenüber aufrufen. Es kann nicht oft genug wiederholt werden. Krieg gegen Terror ist wie mit dem Hackebeil gegen Mücken (das können allenfalls wahre Artisten, gehört somit in den Zirkus). Afghanistan hat weder Deutschland noch Amerika je angegriffen. Der Bündnisfall ist nie eingetreten. Aber für solch grundsätzliche Gedanken haben die Chaoströten von Berlin keinen Platz. Und die Journalisten müssen sich noch tiefer bücken, um das eine oder andere Körnchen Wahrheit zu erhaschen.

14.12.2009 

knorky meint : im moment is ja die süddeutsche zeitung heller und wacher drauf, was afhghanistan betrifft als die new york times, die in ihrem editorial vom 13. december mal wieder ganz plump ins kriegshorn trötet und die europäer unaufgeklärt zum spuren auffordert. im krieg hat die new york times noch gerne ihr gehirn verloren...

14.12.2009 

Mäuschen Spielen meint : Nach all dem, was am Wochenende, ausgelöst durch die SZ und wie die einen behaupten den Spiegel oder die anderen die Frankfurter Rundschau, über die Massentötung von Kundus im September und die ganzen Vertuschungen und Nichtwissereien drum herum an den Tag gekommen ist, nachdem die Welt am Sonntag noch wiederkäuend abzumildern versuchte und die FAZ am Sonntag die Pro-Kriegseinsatz-Felle, die sie davonschwimmen sah, noch mit militärjuristischen Begriffsnuancierungen aufzuhalten suchte, nachdem heute die Mittwisserschaft bis tief ins Kanzleramt hinein laut SZ völlig klar ist (weil ja im anderen Falle die Erkenntnis gälte, das Kanzleramt habe keine Ahnung, welche Politik das Kriegsministerium in Afghanistan betreibe; dies müsste logischerweise auch zu sofortigen Umbesetzungen führen), nachdem ab Mittwoch ein Untersuchungsausschuss sich der ganzen Vertuschungsaffäre (die die Welt vor wenigen Tagen noch mit „angeblich“ als lächerlich zu apostrophieren versuchte) annehmen wird, wäre es jetzt äusserst reizvoll, in den Fluren des Kanzleramtes und des Verteidigungsministeriums Mäuschen zu spielen, hinzuhorchen, wer mit wem welche neuen Lügen zur Vertuschung noch nicht definitiv an den Tag gebrachter Wahrheiten spinnt, welche Absprachen getroffen werden (wenn Du mich deckst, Dich gar als Bauernopfer zu Verfügung stellst, so blüht Dir ein schöner Posten in der Privatindustrie oder was auch immer). Es wäre interessant zu sehen, wieviele Leute überhaupt Mitwisser an diesem Nicht-Wissen sind, und wer davon zu welcher Presse welchen Draht hat. Denn es scheint verschiedene Quellen zu geben, die verschiedene Darstellungen streuen, sehr gezielt und sehr aktiv. Es scheint sogar Quellen zu geben, die versuchen möglichst viel belanglose Insiderinfo zu streuen über Querelen und Sich-Uebergangen-Fühlen und und und, damit die Leser dann vor lauter Spreu den Weizen nicht mehr erkennen. Der Leser aber, der versucht in all dem SpreuStreu logische Zusammenhänge, Erkenntnisse und Verantwortlichkeiten zu erkennen, der ist sich nicht sicher, ob die Bundesrepublik Ende Jahr noch die Regierung hat, die sie heute hat. Denn es wäre eine Ungeheuerlichkeit, wenn an den Tag käme, dass mit Wissen und Ermunterung der Kanzlerin, Deutschland zum ersten Mal seit den Verbrechen Hitlers im Ausland mit militärischen Mitteln wieder eine Massentötung, eine vorbeugende Massentötung vorgenommen hat, eine Menschenvernichtung mit zivilen Opfern dabei, und das in einem Land, das Deutschland nie angegriffen hat. Das wäre eine Ungeheuerlichkeit. Nicht weniger tragbar wäre, wenn die Kanzlerin davon keinen Wind bekommen und nicht augenblicks Konsequenzen gezogen hätte. Dann regiert sie ohne Einfluss auf den Staatsapparat. Auch dann müsste das Parlament schnurstracks noch vor Weihnachten reagieren und die Kanzlerin abwählen, falls sie nicht von sich aus den Rücktritt anbietet. Wenn klar wird, dass Deutschland in Afghanistan so schlecht aufgebaut hat, dass dort nur noch Krieg gespielt werden kann, dann hat Deutschland dort nichts mehr zu suchen. Gegen all diese einleuchtenden Gedanken stemmt sich eigentlich nur Bequemlichkeit und die Angst vor Veränderung, der innere Schweinehund gewissermassen.

13.12.2009 

VARIOLESKA DECEMBERIANA meint : Es gibt sogenannte Filme-Macher, die versuchen sich an historischen Stoffen. Und sie reihen schöne Bilder aneinander mit historischen Sujets, Settings, Kostümen, mit befremdlicher Sprache oder mit modernisierter Sprache, sie legen über all dies noch eine atmosphärisch dichte Musik. Und trotzdem bleibt das Resultat ambivalent. Wenn des Erzählers Haltung und Standpunkt zur Geschichte nicht klar werden. // Kunst und Verhinderung, ein vermutlich unerschöpfliches Thema. Zum Beispiel, was Nennung und Nicht-Nennung von Mitwirkenden anlangt; im Zeitalter unbegrenzten Netzplatzes wird das Game als solches offensichtlich, und wer es engherzig spielt, steht schnell mal als Derbleckter da. // Es gibt Menschen, die dienen sich einem als Freunde an und wenn es darauf ankommt, verhalten sie sich sehr schäbig. Man könnte Listen mit schäbigen Menschen aufstellen. Aber das wäre dann doch zu kleinlich. // Des amerikanischen Feldherrn Rede vor dem Friedensnobelpreiskomittee war natürlich keine Brandrede. Die soll höflich und rhethorisch ausgefeilt gewesen sein. Aber im Echo und in der Zeitverzögerung erscheint sie wie eine Brandrede. Es erfordert schon eine besondere Kühnheit, den Friedensnobelpreis mit der Begründung entgegenzunehmen, Kriege müssen geführt werden. Irgendwo sind da Tolpatsche im Spiel oder das Kalkül mit der Tolpatschigkeit der Welt. // Das Kanzleramt habe vor den Wahlen den Druck auf das deutsche Heer in Kundus erhöht, heftiger gegen die Taliban vorzugehen, die Taliban zu vernichten. Haben die Leute im Kanzleramt auch Namen? Denn sie dürften die Ursache für den „angemessenen“-„unangemessenen“ Luftschlag mit der vorbeugenden Massentötung afghanischer Menschen sein. Das Kanzleramt als Auslöser für präventive Menschenvernichtung in Afghanistan. // Jetzt gibt es den Sender Freies Neukölln, sender-fn.de der einmal wöchentlich sendet. Da geht es um Zweifel, Underground, Hanging-around on the couch, Jesus trampt samt Kreuz – kurz vor Weihnachten – an der Autobahn, aber das Kreuz passt nicht in den Kofferraum; er will nach Kopenhagen… über eine blockierte Situation, das falsche Leben, Uschis Gentrification Report, Dogshit on the pavements, Basteln mit Immigranten, Hoffnung für die Bürger von Neukölln, Kaffee, der nicht so bäh schmeckt, Fussball … halt Dinge, die den Menschen in Neukölln nicht weniger beschäftigen als den in Obermenzing. // Am Sonntag, 20. 12. in München in der Muffathalle Ampere: ICI-Ensemble & William Parker. Im Ensemble: Georg Janker: Kontrabass, Markus Heinze, David Jäger und Roger Janotta: Saxophon, Klarinette, Flöte, Christofer Varner und Leo Gmelch: Posaune, Sampler, Johanna Varner: Cello, Gunnar Geisse: Labtop-Gitarre, Martin Wolfrum: Piano. Musik für intelligente Menschen.