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20.08.2009 | HITZETAGSZAHLEN meint : 37 °. Eine Million Elektroautos. 7 Bomben in Bagdad. 75 Tote bei Anschlägen. 43 Aserbaidschaner. 150ster Platz von 173. 400-Euro-Jobs. 7,7 Millionen untypisch Beschäftigte. 500\'000 Leiharbeiter. 104 Ausgaben. 290 Menschen starben. Pan Am 103. 7 Jahre Friedhofsruhe. 5-Sterne-Hotel. 30-jähriger Arzt. 700 weisse Kleinbusse. 25\'000 Euro. 3 Schachteln Zigaretten. 150 Kilogramm schwere Panzertür. 20 Uhr. 100 Stundenkilometer. 41 Afghanen. 42 Nationen. 187 gesetzliche Kassen. Acht Kilometer. 1000 Soldaten. 1 Gefängnis. 1 Gefangener. 21 Ressorts. 1200 Jahre. 50 Millionen Spritzen. 23 Millionen Menschen. 28 Euro. 600 Millionen Euro. 1 Milliarde Euro. 65 Millionen Menschen. 12’500 Schweinegrippefälle. 300 bis 500 Neuinfektionen. 167 Milliarden Euro. 8-jähriges Amtsjubiläum. 14 Jahre. 270 Euro. 100 Euro. 6. April. 17. August. 4,5 Millionen Kassenmitglieder. 16 Krankenversicherungen. 36.75 Euro. 60 Prozent. 8 Euro zusätzlich. 6. Senat. Dritter der unheimlichen Vier. 13. Lebensjahr. 2 Wochen „Jugendarrest“. Fünf-Prozent-Hürde. 1,1 Millionen Wahlberechtigte. 1500 Muslime. 15 Meter Höhe. 24 Mann Besatzung. 555 Container. 450 Seemeilen. Zwei Lastwagenladungen mit Brandresten und Containermüll. Ein Anker. Acht Tonnen schwer. 3 BND-Mitarbeiter. 14\'700 Euro. 60 Prozent. 17 Millionen Afghanen. 28 Millionen Menschen. 17 Millionen Stimmberechtigte. 50 Stimmkarten. Drei Angreifer getötet. 16 Menschen starben. 150 Verletzte. 20 Selbstmordattentäter. 7000 Wahllokale. Zweite Wahl. Drogenproduktion gleich null. 60 – 70 afghanische Soldaten. 10,5 Millionen Dollar Kompensation. 80 Millionen Einwohner. 60 Menschen in den Tod. 300 Verletzte. 22 Menschen starben. 130\'000 US-Soldaten. 60 Menschen verletzt. Zahl der Toten auf 25 gestiegen. 140 Menschen verletzt. 218 Banditen getötet, 591 verhaftet. 90 Zeitungen. Fünf bis sechs Personen. Keine neuen Genehmigungen für Siedlungen. 1000 Wohnungen errichtet. 4000 Wohnungen. 20\'000 Siedler. 300\'000 jüdische Siedler im Westjordanland. 200\'000 jüdische Siedler im arabischen Ostteil Jerusalems. 500\'000 Besucher. 200\'000 Euro. 140-kg-Mann. Einminütige Videobotschaft. 150\'000 Dollar. 50\'000 Dollar. 58\'000 Tonnen Oel. 25 Mann an Bord. 10 Millionen Kenianer. Vier Männer ums Leben gekommen. Sprung aus acht Metern Höhe. 15 Jahre sexuell missbraucht. Zwei Töchter. Fünf Jungen. 7900-Seelen-Dorf. 14 Enkelkinder. 20 Jahre lang missbraucht. 82 Quadratkilometer. 4,5 Meter Breite. 40 Jahre alt. Mit 30 Jahren. Vier Minuten. D-2008. 82 Minuten. 14 Jahre Haft. Neun Menschen sterben. Knapp zwei Meter. Zweitausend Filme. 112 Seiten. 39.95 Euro. Knapp zwei Meter grosser Weisser. GB 2008. 96 Minuten. 1000 gefälschte Bronzen. 200 Studenten, Professoren. 8,5 Milliarden Euro. 400 Milliarden Euro. 100 Milliarden Euro. 1 Dutzend Selbstmorde. 250 Millionen Dollar. 20 Millionen Tonnen Kupfer. 2,9 Milliarden Dollar. 286\'000 Stückaktien. 160 km Reichweite. 110 PS. 270 PS. 250 Stundenkilometer. 38 Elektroautos. 50 Millionen Benzin- und Dieselautos. 350\'000 Kubikmeter. 900\'000 sogenannte Chargenprotokolle. 50 Banken an Bord. 150\'000 Gläser. Paragraph 2. 52\'000 Kontoinhaber. 1500 Prüfer. 120 Büros. 130 Millionen Kreditkartennummern. 130\'000 Insolvenzen. 1,9 Millionen Menschen mit Geldsorgen. 1,46 Billionen Pfund. 40\'000 Briten. |
19.08.2009 | Lasst Sie meint : Lasst sie. Lasst sie halt. Lasst sie halt schreiben. L s h s, was sie wollen. Lasst sie ihre Welt sich zurecht schreiben. Lasst sie ihre Zeitung sich zurecht schreiben. Lasst sie ihren Film sich zurecht schreiben. Lasst sie halt. Lasst sie die Welt in den unterschiedlichsten Buchstabenkombinationen auftürmen, aufhäufen, erfassen, verfassen, bügeln, plätten, gelassen lassen, umschreiben, ergreifen, behaupten, zutexten, zudeckeln, eröffnen, einsichtig machen, verdecken, verdrecken, derblecken, verschönern, sich zurecht buchstabieren, sich in sie verbeissen, so lange bis es passt und wenn sich die Welt dagegen sträubt oder sich verändert, dann weiter und weiter. Und noch einen Buchstaben drauf und noch einen. Der letzte Buchstabe zählt, doch ihn beissen die Hunde. Lasst die einen von Wahlen schreiben, die anderen von Farce. Buchstabensuppe allerorten. Lasst die einen von Staatsaufbau schreiben, die anderen von Aufrüstung, von Kolonialisierung. Lasst sie Wahlbuchstaben auf Plakate kleben. Keiner muss es glauben. Keiner muss sich in den Texten wiedererkennen, niemand muss sich darin verfangen. Die Freiheit des Buchstabens. Die Freiheit zu texten. Buchstabenhonorar bekommen die einen, die anderen nicht. Nach dem Buchstaben des Gesetzes. Nach dem Buchstaben des Zeitungstextes. Nach dem Buchstaben des Filmdialogtextes. Jeder hat sein inneres Navi für die Irrfahrt durch die irren Texte. Jeder sucht sich seine Texttränke selber. Mit Bildchen schlürfen sich Buchstaben leichter. Buchstaben sind stabig und gerne aus Buche. Die Macht der geistigen Ernährung. Die Nacht der geistigen Ernährung. Nichts und Alles aus Buchstaben. Buchstabenkompott. Buchstabenkomplett. Buchstabenkomplott. Buchstabencouplet. Buchstabenkuppelei. Buchstabenkantorei. Der Tenor der Buchstaben. Buchstabenballett. Buchstabenballade. Buchstabenstricherei. Buchstabenbarbarei. Barbara aus Buchstaba. Talibuchstabana. Lasst die Buchstaben Dienstwagenreisen unternehmen. Aber wehe, wenn die Buchstaben geklaut werden. Lasst die Buchstaben Affären kreieren. Lasst die Buchstaben schlämmern, korrekten, korrumpieren, lasst sie Bastarde sein. Lasst die Buchstaben auch mal simple Entschuldigungen formulieren. Lasst die Buchstaben fallen. Wie Dominosteine. Lasst sie aus dem Munde fallen, wie der Verteidigungsminister das Wort gefallen aus dem Munde fallen lässt. Blop. Und dann Gurgeln por favor. Ein Blop, auch er aus Buchstaben nor. |
18.08.2009 | Lachn Ummer LAL meint : Was jetzt ein Teil der vorgeblichen deutschen Elite für einen Eiertanz um die Wahlen in Afghanistan und die von einer Diskussion um den desaströsen Afghanistaneinsatz angeblich bedrohten Wahlen in Deutschland aufführt, das kann nur noch als Lachnummer bezeichnet werden. Beispielsweise die SZ: die versucht doch tatsächlich sich selbst und ihren Lesern vorzumachen, die Farce von Wahlen in Afghanistan hätten mit ernsthafter Demokratie in unserem Sinne etwas zu tun, indem sie eigens einen Wahlberichterstatter hinschickt, der dann, wie es scheint, vor lauter Wählern die Wahlen nicht mehr sieht. Und die von Rühe in Deutschland angestossene Diskussion über Sinn und Unsinn des deutschen Armeeeinsatzes versucht sie lächelnd mir nichts Dir nichts als Personalie abzutun mit einem „Profil“ auf der Meinungsseite. Die Fakten sind einigermassen unstrittig. Was haben acht Jahre Besatzung durch die Westmächte in Afghanistan gebracht, ausser Tausenden von Toten, Verletzten, Flüchtlingen, kaputten Familien und zerstörter Infrastruktur? – die SZ muss in ihrem Bericht schon tief in die Talibankiste greifen, um überhaupt noch den Versuch eines Gegengewichtes zu den Zerstörungen der westlichen Okkupation herzustellen… Ein Staat, dessen einzige selbsttragende Wirtschaftsgrundlage der Export von Opium ist, ein Staat, der zur Hälfte aus Analphabeten und zur Gänze aus Korruption besteht, vom Westen hochgerüstet. Das sind die Präparationen für die nächsten Katastrophen. Der Westen nennt es Aufbau. Ein Staat also, der nach Abzug des Besatzungsmächte absolut nicht lebensfähig sein wird. (Siehe als Beispiel, welches dem General Chrystal als Vorbild dient, Irak, wankt mit jedem sich zurückziehenden amerikanischen Soldaten bedrohlicher, weil kein intelligenter wirtschaftlicher Aufbau betrieben worden ist, so wenig wie in Afghanistan). Wenn die Westmächte aber nach acht Jahren Besatzung nichts weiter vorzuweisen haben ausser einem wirtschaftlich nicht lebensfähigen Staatsgebilde, wie wollen sie es denn in 10 weiteren Jahren schaffen, da genügen doch 80 Jahre nicht. Aber bitteschön, darüber soll nicht diskutiert werden in Deutschland. Für diese desaströse Afghanistanpolitik sollen bittschön deutsche Soldaten ihr Leben früh an den Nagel hängen, aber in Deutschland soll nicht darüber diskutiert werden. Das rufen die Unken jetzt wieder aus allen Löchern. Am meisten zum Ablachen sind die, wie Ruprecht Polenz, die die Taliban anführen als Grund für ein Diskussionsverbot in Deutschland, die Taliban nämlich, die würden wollen, dass in Deutschland diskutiert werde, darum also soll in Deutschland nicht diskutiert werden dürfen, die Taliban erwirken mittels der Stimmen der Deutschen Unken also ein Diskussionsverbot in Deutschland. Das ist nur noch grotesk, denn dieselben Unken behaupten im selben Atemzug, am Hindukusch werde unsere Freiheit, die wohl auch die Diskussionsfreiheit inkludiert, verteidigt. LAL. Laf Aut Laud. |
17.08.2009 | Vers Ch. Witzt meint : Während der Verteidigungsminister gestern in der Welt am Sonntag seine heile BuddelKastenAfghanistanArmeeEinsatzWelt erklärte und selbstzufrieden toll fand, gab wohl bereits die Bild am Sonntag deutschen Entwicklungshelfern in Afghanistan eine armeeeinsatzkritische Stimme, heute ist dann beispielsweise in der tz dick und deutlich zu lesen „diese Bundesregierung macht uns zur Zielscheibe“, dass Frau Merkels und Herrn Jungs Armeeeinsatz in Afghanistan die Bemühungen der Entwicklungshelfer konterkariere. Harter Tobak. In der tz führte Marc Kniekampf das Interview mit Rudolf Strasser, dem Afghanistan-Koordinator der Welthungerhilfe. Unterstützung erhält diese Ansicht noch von Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe (in diesem Falle kaum als Wahlkampftaktik einzuschätzen), der bilanziert „dieser Einsatz ist ein Desaster“. Derweil stellt die SZ mit ihrem Augenzeugen vor Ort in Masar-i-Sharif immerhin fest, dass der schwarze Kamiz (das traditionelle Gewand) des Herausforderers Ex-Aussenminster Abdullah, der Leben in den Wahlkampf bringt, durchgeschwitzt sei. Es könnte jetzt darüber reflektiert werden, was der Reporter uns damit signalisieren wolle. Interessanter wäre allerdings, sich die finanzielle Dimension des Afghanistan-Einsatzes im Hinblick auf den sich auftürmenden staatlichen Schuldenberg zu betrachten. Jeder Soldat erhält pro Tag allein etwa 110 Euro Gefahrenzulage (ein Schelm, wer noch glaubt, die Soldaten gingen aus purem Idealismus und weil sie die Sicherheit des Vaterlandes schützen wollen in diese gefährliche Mission). Was nur das schon kostet. Ganz zu schweigen vom Oelverbrauch für Transporte, von Waffen- und Rüstungsgeldern, von den Nachfolgekosten für Umweltschäden, die dieser Einsatz anhäuft. Und nichts bringt, ausser die Bemühungen der Entwicklungshelfer, auch wenn das viel kleinere Etats sind, zunichte zu machen. Kontraproduktiv Geld am Hindukusch hinausgeschmissen. Deutschen Steuerzahlers kostbarer Euro. Geld sinnlos verballert, Unsummen, - und der Verteidigungsminister protzt noch damit, dass er dem Steuerzahler weitere vier Milliarden aus der Tasche gezogen hat – die sich keiner leisten kann, die nebst Toten nichts bringen, ausser einen Staat zu schützen, dessen Lebensmark der Mohnanbau und die Korruption sind. Und falls Zeitungen sich über mangelnden Pep im Wahlkampf beklagen, so liegt es auch an ihnen, mit mehr Wachheit über die Zusammenhänge zu berichten und nachzufragen. Vieles im Zusammenhang mit diesem Einsatz liegt noch im Dunkeln. |
16.08.2009 | Bericht Von Einem Schreibtisch - Nicht Nicht Nicht meint : Diese Welt ist in Ordnung. Diese Welt ist perfekt. Alles ist im Griff und übersichtlich. Das ist für den, der das so sieht und darstellt eine grosse Freude. Es ist eine zufriedene Welt. Eine Welt, die mit sich im Reinen ist. Es ist eine Welt, wie sie am Sonntag zu sein hat. Es ist eine Welt am Sonntag. Besser ein Interview darin, das daherkommt wie die Erledigung des Briefkorbes in einem Assessement-Center, beispielsweise eines Kandidaten für das Amt der Verteidigungsministers in der nächsten Regierung. Es ist ein Interview mit dem ganz und gar zufriedenen, selbstzufriedenen und stolzen jetzigen Inhaber des Amtes. Es ist die heile AfghanistanSchreibtischWelt unseres Verteidigungsministers in der Welt am Sonntag. Kein Blut kommt darin vor, keine Gefallenen, keine Toten, keine Ermordeten, keine traumatisierten Soldaten. Mit dem Opiumanbau hat diese Welt so wenig zu tun wie mit der Korruption. Das ist Sache der afghanischen Regierung. Und die wird ja von den deutschen Soldaten beschützt. Gespräch des Verteidigungsminsters mit seinem Zipfelchen. Laut diesem Interview findet in Afghanistan ein NichtKrieg statt (so wie die Kanzlerin einen NichtWahlKampf stattfinden lässt). Er hat sein Budget um 4 Milliarden erhöht. Für 4 Milliarden liesse sich ökologisch und zukunftsträchtig einiges in Gang bringen, statt Panzer bauen! Aber es gibt überhaupt keine Verbindung zu Rüstungsinteressen und Verbandelung mit Nato und Amis und deren Rüstungsindustrien. Ist alles nur Wohltat im Sinne der Menschen und der Soldaten. Er darf diese Verantwortung für seine Armee tragen. So redet einer sein Gewissen und seinen Schreibtisch in Ordnung. Der Aufbau im deutschen Bereich geht voran (völlig überflüssig auch nur ein konkretes Beispiel zu nennen), fast überall, es ist schliesslich ein Stabilisierungseinsatz und kein Töteinsatz, die Menschen in den von den Deutschen beschützten Provinzen „leben in Frieden, Aufbau und Entwicklung gehen voran“. Leider vergisst der Minister, auch nur ein Beispiel wirtschaftlichen Aufbaus zu erwähnen, zum Beispiel Exportprodukte, die wieder hergestellt und vertrieben werden, ausser Opium, damit der von den Deutschen geschützte Staat auch eine tragfähige wirtschaftliche Grundlage habe. Ohne welche er, so schnell wie aufgebaut, wieder zusammenkrachen wird, man beobachte nur den Irak, dieser Garten Eden und seine darniederliegende Landwirtschaft. Mit mehr als seinem Schreibtisch hat aber der Verteidigungsminister nichts am Hut. Eine gewisse Naivität gehört zweifellos dazu, sich seine Welt so zurechtzuschreibtischen. Es dünkt einem, als wolle die Welt am Sonntag mit diesem Interview ihren Lesern ein völlig zerknittertes, blutiges Hemd als blütenrein weiss und perfekt gebügelt andrehen. Ansgar Graw wären ein bisschen mehr Biss und Hartnäckigkeit im Nachfragen zur journalistischen Profilierung gut zu Gesicht gestanden. // Währenddessen leiert ein Richard Wagner in der FAZ am Sonntag die alte Arie runter „denn ein Triumph der Taliban würde auch die Terrorgefahr bei uns erheblich erhöhen“, je grösser ein Humbug und je öfter er erzählt wird, desto eher fallen offenbar die Leute darauf herein, glaubt Wagner. // NichtKritik und NichtInterview zum NichtKrieg unter einer NichtWahlKämpferin in einem Lande des NichtFilmes mit NichtFilmstars. // |
15.08.2009 | Ein Sauhund Hat meint : Ein Spätheimkehrer und Schweizer Sauhund hat heute früh an den Parkscheinautomaten vor der Asamkirche geseicht. Hätte er sich doch lieber einen der Wahlplakatständer vorgenommen. Einer hat es auf den Punkt gebracht, es herrscht geistige Windstille in diesem Wahlkampf. Die Kanzlerin posiert possierlich auf Fötelis fürs Poesiealbum mit Grossväterchen Kohl und mit Väterchen Medjedew (während ihre Soldaten am Hindukusch verrecken). Der Wirtschaftsminister versucht sich als Prediger, blaht von den Plakaten Zuversicht und Vertrauen herunter. Herr Stinner gibt sich freudianisch, vertraut auf die Kraft des Es, „es“ müsse sich was ändern. Claudia Tausend(schön, so sieht sie echt aus!) erhofft sich von einer Radltour Schub und frische Kraft für die Hinterbank und zur Unterstützung des Afghanistan-Einsatzes. Wieviele Namen es sonst noch gibt, zum Beispiel eine Judith Greif ist der Meinung, gegen die Krise helfe nur Grün. … dann doch lieber mit dem Bild Super-Schein-Bomber zum italienischen Jackpot, das dürfte sicherer sein, oder wie eine Plakatwand suggeriert, nix wie weg, nach Barcelona, Rom, Kanaren, Mallorca, Mauritius. Obwohl, nicht nur Rom, auch München hat seinen Petersplatz. Wer kennt die Pettenbeckstrasse? Was macht Maria heute eigentlich. Promote yourself. Security im Einsatz, M WS 1063. Radfahren auf der abgesenkten Verkehrsfläche frei. A propos abgesenkt und eben: die deutschen Soldaten werden bis zu den afghanischen Wahlen „in der Fläche bleiben“, meint Oberst Georg Klein in Kundus (sonst bleiben sie wohl hoch gestapelt). Für jeden von den Deutschen abgeschossenen afghanischen Zivilisten bezahlt der deutsche Steuerzahler übrigens 20\'000 Dollar, wussten Sie das? Und wem gar nichts mehr einfällt, wer sich einfach nur noch langweilt bei alle dem, der versucht sich mit einer Rekonstruktion des vermeintlichen Traumplots Woodstock, lässt da seine Energien floaten. Einen anderen Umgang mit der geistigen Kraft in Zeiten geistiger Windstille, also weder alltagskurzatmig (aus Angst was zu verpassen oder aus Gründen vorgeschobener Gründlichkeit) noch nostalgisch (aus schnöder Verachtung des Alltages), legt heute Olaf Möller auf der Website New Filmkritik vor: eine durch den Abstand der Zeit einer mittleren Schwangerschaft geschärfte Sichtweise auf die Viennale08-Schau des österreichischen Filmmuseums. Da muss man sich aber Zeit nehmen für. - Gerade die hat man doch in Phasen geistiger Kalmen im Überfluss. |
14.08.2009 | Heissa Vorbei meint : Die Rezession ist vorbei. Was haben wir für einen Massel ghabt. Für einen Dussel ghabt. Sie ist vorbei, noch bevor sie bei uns angekommen ist. Glückskinder sind wir. Weil wir eben immer alles richtig gmacht ham. Den Tüchtigen belohnt Gott. Er lässt die Rezession vorbei rauschen. Das alte Wachstumsdenken darf unverändert wieder die Oberhand gewinnen. Prozente. Prozente. Wachstum. Wachstum. Das Gefährt kommt wieder in Fahrt. Nur dass es jetzt einen Beiwagen voll Blei mit sich führt, dass es jetzt einen Schuldenberg hinter sich her ziehen muss, so dass wohl Schluss sein dürfte mit Bleifuss und Freier Fahrt. Abgesehen davon, dass garantiert auch die Strassen löchriger werden. Aber gottseidank brauchen wir nichts ändern. Weiter wie bisher. Alles wie bisher. Das Erfolgsmodell zwar etwas zäher. Aber es bleibt. Hoppsassa. Und noch eine Runde. Und noch eine Runde. Und RUND geht’s. Ist ja nur etwas der Fuss angeknackst. Doch nicht der Geist. Der doch nicht. Nicht der Geist. Der ist uns längst abhanden gekommen. Von der Belastung haben wir uns befreit. Die Zahlen zählen. Die nackten Zahlen. Die sind positiv. Die signalisieren Aufwind. Die besonders Auserwählten erhalten wieder Boni. Die Banken rubbeln sich von jedem Euro 25 Cent ab. Die Kultur motzt schon gegen die Schuldenbremse. Die Kultur, auf der das Klick-, Quoten- und Prozentdenken gedeiht. Unsere tiefe Kultur, die nicht wahr haben will, dass sie modischer Dekor und weiter nichts ist in der unendlichen Wachstums-, Reichtumswelt. Oder Beschäftigungstherapie wie beim deutschen Film. Der Geist des Wachstums will keine Geschichten hören, höchstens Erfolgsgeschichten, keine humanen Geschichten, keine anrührenden Geschichten, will andere Geschichten als das Erfolgsmodell nicht gelten lassen. Egoismus, Gier, Gewinnmaximierer dürfen wieder aus ihrer Deckung heraus kommen. Weiter wie bisher muss die Maxime lauten. Lauter, stärker, gewinnbringender. Ein paar werden unter die Räder kommen. Das ist der Lauf des Darwinismus, des kapitaldarwinistischen Prinzips. Es ist dabei, sich unversehrt aus der Krise zu schälen. Am Prinzip wird nicht zu rütteln sein. Weiter, höher, schneller. Die Krise hat nur das Prinzip geläutert, gestärkt, nicht aber es verändert. Es lässt sich nicht verändern, das Zahlendenken. Es bleibt abstrakt und rekordorientiert. Es bleibt durch seine Unbeeinflussbarkeit schicksalshaft. 25 Prozent sind 25 Prozent. Daran ist nicht zu rütteln. Krise hin, Krise her und erst recht nicht, wenn sie vorbei ist. |
13.08.2009 | Ernest meint :
Für die etwa 150 Zeilen, die diesem Herrn Matern in der SZ zur Verfügung standen ist der Gehalt an neuen Informationen oder erhellenden neuen Gesichtspunkten ausserordentlich dünn..
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13.08.2009 | Zu Wenig Info meint : Da brauchts einen eigenen Dolmetscher, den SZ-Bericht von embedded Tobias Matern über einen - wie lange dauerte er, Stunden, Tage, Minuten – Aufenthalt in Afghanistan zu lesen, zu verstehen, auszulegen. Ganz offenbar war Matern in militärischer Mission unterwegs, ganz offenbar war die Reise vom deutschen Militär organisiert, denn er landete, das ist noch fast eins zu eins ablesbar, mit einer Transall in Kundus. Erkunde Kundus, war wohl sein Auftrag. Davon dürfte nicht viel übrig geblieben sein. Wie frei hat er sich in Kundus bewegt. War er in einem Hotel untergebracht. War er vom Militär geschützt und begleitet, ins Bettchen genommen. Solche Infos möchte der Leser schon erfahren, bei einem derart kritischen Thema. Immerhin ist herauszulesen, dass die kürzliche Offensive der Bundeswehr, bei der sie, wenn wir uns recht erinnern, Menschen getötet hatte, ganz offenbar ein Flop gewesen sein muss, denn die Taliban würden wieder zurückkehren. Ferner ist herauszulesen, dass bereits einige Aufbauprojekte gestoppt worden sind. Aber auch das müssen wir im Umkehrschluss selbst ableiten. Trotzdem wäre interessant, Genaueres über die Umstände zu erfahren, unter denen Matern Menschen getroffen hat. Konnte er frei herumlaufen und recherchieren. Wie hat er sich verständigt. Wie sieht die Lebenssituation der Menschen aus. Wie glaubwürdig waren die Dolmetscher. Und dann voller Widersprüche. Wird ein Soldat zitiert, der im gleichen Atemzug behauptet, man wisse, dass die Lage eskalieren werde, gleichzeitg aber behauptet, in Deutschland werde Panikmache betrieben. KopfschüttelLeser. Dann behauptet der Soldat, sie seien vor Ort oft schlechter informiert als die Menschen in Deutschland. Und ferner, die vermittelte Realität habe mit der in Kundus nicht viel zu tun. Leider tut der Reporter auch nicht viel dazu beitragen, einen irgendwie korrektiven Eindruck von der Lage zu liefern. Er wiederholt vor allem hinlänglich Bekanntes, wozu es keiner Recherche-Reise bedurft hätte. Aber es handelte sich wohl doch eher um eine KriegsPropagandaReise im Schosse der Armee. Und die SZ benutzt den Text dazu, mit fetten Titellettern der Forderung nach mehr Stiefeln Nachdruck zu verleihen. Mulmiges Gefühl bei dieser Berichtsveranstaltung. Nicht gerade dienlich, das Vertrauen in den Militäreinsatz und in die SZ zu stärken. Kommen noch die krass widersprüchlichen Lageanalysen von Jung und von Crystal hinzu. So wird einem klar, dass die SZ den Matern-Artikel lancierte, um im beginnenden Wahlkampf dem Leser dämpfende Mittel zu verabreichen. Wenn sie denn nicht gar von der Armee bezahlt wurde. Bei so einer Reise mit so einem dürftigen Text-Output sind wahrlich nur die Hintergründe spannend. Und die werden uns vorenthalten. Unmündige SZ-Leser eben doch. |
12.08.2009 | Breit Ausgewalzter Sauerlandteig meint : Jetzt im Sommer, da viele Leute mehr Zeit zum Zeitungslesen haben denn sonst, steht so wenig wie möglich drin, ist die Zeitung so dünn wie möglich (Danke, Johannes!). Wälzt den Sauerlandteig so breit wie möglich, seitenweise muss dieses Terrorgefährchen, was kein systematisches war, ausgewalzt werden. DünnFlussTinte für nicht systemrelevante Gefahren. Fehlts den Redaktionen an Gedanken. Sind ihnen die Gedanken ausgegangen. Oder gibt es generell zu wenig Leute, die denken. Oder will die Redaktion die Leser im Sommer vor Gedanken, zum Beispiel Grundsätzliches zum Einsatz in Afghanistan, verschonen. Die Leute mögen im Sommer keine anspruchsvolle Kost, hat vielleicht der Boss gesagt. Im Sommer wollen die Leser nicht denken. Und den Rest des Jahres haben sie keine Zeit dazu. Denkloser Sommer. Halt, auf den Wissenschaftsseiten, da finden sich einige Hinweise auf die Dringlichkeit der nötigen Reaktion auf die rasante Klimaveränderung, auf den Zusammenhang zwischen unserem Wohlstand und dem NichtWohlstand in anderen Erdteilen, zB SZ-Serie Ressourcen der Erde. Aber hat nicht die Kraft, jetzt wo Platz wäre, sich mächtig vorn in den politischen Teil zu drängen. In der gemächlichen geistigen Sommerfahrt wäre doch Zeit, etwas vorauszuschauen in diesen Kalmen des Vorwahlkampfes, wie unsere Gesellschaft künftig den weniger werdenden Wohlstand gerecht und friedlich verteilen und den gigantischen Schuldenberg, den sie gerade aufhäuft, gerechtigskeitsverträglich und möglichst viel Lebensqualität erhaltend abbauen will. Beruhigende Bildchen der Kanzlerin mit Väterchen Kohl auf der Veranda oder Jobherbeizauberillusionsmaschinen sind da wirklich etwas dünn. So dünnflüssig, wie die Zeitungen. Fast scheint es, als gäbe es einen Konsens zwischen Parteien und Presse, nur ja keine akuten Themen aufs Tablett zu bringen. Nur ja nichts aufzurühren, ja nichts Essentielles zur Sprache zu bringen. Den Blick vor der sich nähernden Sturmfront abzuwenden. Afghanistan ist nicht ausdiskutiert. Es fehlt jede nachvollziehbare Perspektive. Man hat den Eindruck, da traut sich keiner zu hüsteln, aus Angst, er könnte eine Mine oder eine Bombe hochgehen lassen. Und der deutsche Film liegt künstlerisch so darnieder, dass Diskussionen eh nichts mehr helfen, nicht mal ein Ärztestreit am Komapatienten, und dass die Hoffnung, durch das absehbare Austrocknen der Subventionen, ein baldiges ruhiges Hinübergleiten auch in den physischen Tod, die humane Aussicht auf einen wenig beklagt werdenen Exitus greifbar nahe ist. Dämmer im Dämmer im Dimmer. |
11.08.2009 | To Deslis Ten meint : Die Yankees können das Morden nicht lassen. Amoklauf mit Strategie, mit genauer Zielvorgabe. 50 Drogenbosse im Umfeld der Taliban, deren die Amis in jahrelanger technischer Überlegenheit doch nicht Herr werden, sind jetzt auf eine Todesliste gesetzt worden. Wie einfallsreich. Besser: wie einfältig. Herr Obama, wissen Sie überhaupt, was Ihre militanten Herrschaften dort anrichten? Aber vielleicht ist das alles ja gewollt. Schwer nachzuvollziehen, dass die Erkenntnis in Washington nicht da wäre, dass das Abknallen von Drogenbossen in Afghanistan ein absout untaugliches Mittel gegen Drogen und gegen die Taliban sei. Dass aber die Nebenwirkungen verheerend sind. Es ist wie mit der Hydra. Für jeden abgeschlagenen Kopf, wachsen ihr mehrere neue nach. Das ist aber nicht alles. Man stelle sich die Wut und den Hass alle jener vor, die von diesen Bossen abhängig sind, deren Ernährer sie sind. Solch mörderischen Aktionen stärken auch den Zusammenhalt und die Sympathie für die Taliban. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Herr Obama. Weitere furchtbare Nebenwirkungen von solchen Abschussaktionen: sie bringen Ihre Partner in Verruf, Herr Obama. Sie missbrauchen die Informationen, die zum Beispiel die biederen, braven, treuen deutschen Tornados liefern. Herr Obama, mit solchen Mordsaktionen bringen Sie auch die deutschen Partner in Bedrängnis. Die Afghanen sind ja nicht blöd. Sie sehen, wer mit wem zusammenarbeitet. Und Drogen sind nun mal das Hauptexportprodukt. An wen gehen denn jene anderen Drogenerlöse – und es dürften Milliarden sein – die nicht an die Taliban gehen. Die sind Ihnen wurscht oder wie oder was? Herr Obama, mit solchen Aktionen stärken Sie in Deutschland den Eindruck, die deutsche Armee werde in Afghanistan missbraucht. Sie werde zum Unterstützer und Zuträger von Aktionen, die in Deutschland generell abgelehnt werden und auch nicht gesetzlich sind. Herr Obama, mit solchen Mordsaktionen unterminieren Sie mithin das Vertrauen der Deutschen in ihre Armee und deren FernOstEinsatz. Sie sollten sichs noch mal überlegen, ob Sie Ihre schiesswütigen Generäle so drauflos ballern lassen wollen. Weitere Schüsse, die in diesem fragwürdigen Einsatz ohne Aussicht auf Erfolg, so ziemlich daneben gehen werden. Nachsatz: die SZ hätte ihre Erkenntnis zu dieser amerikanischen Einfaltspinselei durchaus on top auf die erste Seite setzen können, denn darin liegt Gefahr!, und die SauerlandProzessiererei nach unten schieben, denn diese beweist lediglich, dass in Deutschland die Terrorgefahr dank grosser Wachsamkeit keine furchteinflössende Grösse ist. |
10.08.2009 | Ein Loch in den Sommer meint : Der Verteidigungsminister schiesst ein Loch in den Sommer mit seiner Forderung nach einer Grundgesetzänderung hinsichtlich der Militäreinsätze. Verständlich, dass er nach neuen Betätigungsfeldern für seine Mannen sucht. Felder, auf denen sie vielleicht endlich mal wieder einen Erfolg vorweisen können. Denn die Aktivitäten am Hindukusch sind problematisch für das Ansehen des Heeres. Es kämpft dort asymmetrisch, sprich hinkend, das sieht nicht lustig aus und geht auch nicht gut aus. Die „metrics of success“ sind schwammig und insofern ist ein Erfolg nur schwammig ablesbar und zuhause so gut wie nicht zu vermitteln. Es ist ja nicht exakt eine Erfolgsmeldung, den nörgelnden Amis und den nicht minder nörgelnden Natopartnern gegenüber auftrumpfen zu können, wir haben jetzt endlich auch Taliban abgeschossen, wir haben auch afghanische Zivilisten getötet, wir haben selber drei Dutzend Tote zu beklagen und wir versuchen mit aller Gewalt den Begriff des Gefallenen in unserem Lande wieder einzuführen. Gegen dummdreiste intellektuelle Einwände. Andererseits zieht dieser dämliche Begriff wieder vielfältige juristische Vorteile für die Taliban nach sich… Der Verteidigungsminister braucht Chancen auf Erfolg. Aber ob es klug ist, diesen in einem Bereich zu suchen, wo die innere Freiheit im Lande möglicherweise beschnitten werden wird, die Freiheit, die er ja vorgeblich und bislang erfolglos am Hindkusch zu verteidigen suchte.. Sieht dann doch eher nach einer grossen Narretei aus, wie die von seiner Kollegin Familienministerin, die mit ihrem InternetZensurentwurf genau so versucht die Freiheit im Lande auszuhöhlen, die die missbrauchte Armee dann im Fernen Osten verteidigen soll… Narretei. Narretei. Ein Loch in den Sommer. Herr Wirtschaftsminister, lassen Sie superteure Anwaltskanzleien auf Steuerzahlers Kosten Löcher in den Sommer schiessen. Meine Damen und Herren, schiessen Sie Löcher in den Sommer. Und glauben Sie, damit vom Loch, vom Riesenloch, vom riesigen schwarzen Loch im Etat abzulenken… Der Bürger spürt, was an Grausamkeiten auf ihn zu kommt, dass sein Lebensstandard nicht mehr zu halten sein wird, davon können keine in den Sommer geschossenen Löcher ablenken. Zu erwarten ist, dass er sich diese Rosskuren eher von einer Kanzlerin, die in Habitus und Erscheinungsbild durchaus Schnittmengen mit einer rabiaten Sozialfürsorgerin hat, verschreiben lassen will, als von einem Millionen Arbeitsplätze aus der Luft herbeizüngelnden Diplomaten. |
09.08.2009 | Die Freiheit, die er meinte meint : Während die deutsche Armee am Hindukusch vorgeblich und bislang vergeblich versucht, die Freiheit in Deutschland zu verteidigen, für Milliarden an Steuergeldern und dem Tod junger Deutscher sowie der Inkaufnahme der Tötung afghanischer Zivilisten, wird ein Stück Freiheit, das tatsächlich noch besteht in Deutschland, nämlich die Internetfreiheit, direkt aus der Regierung, aus dem Familienministerium heraus angegriffen, und zwar sollen unter dem Vorwand der Bekämpfung der Kinderpornographie erste Ansätze einer Internetzensur eingeführt werden. Viel Spass also beim Schützen unserer Freiheit am Hindukusch. Falls er überhaupt stimmt, dieser nur durch seinen Widersinn evident sich gebärdende Satz, der uns so teuer zu stehen kommt Welche Freiheit soll da überhaupt verteidigt werden? Die Freiheit für Millionen Menschen, in Zukunft 1-Euro-Jobs annehmen zu dürfen. Die Freiheit für Millionen Menschen, bald schon auf HartzIV angewiesen zu sein, die HartzIV-Freiheit also. Die Freiheit für Millionen Kinder, in Armut aufwachsen zu dürfen. Die Freiheit der Studenten, Studiengebühren bezahlen zu dürfen. Die Freiheit für jeden Bürger, in Zukunft Tausende von Euros zusätzlicher Steuern für die Fehler der Politik bei den Landesbanken, für die Rettung der HRE, bezahlen zu dürfen. Die Freiheit, bei ständig steigenden Mieten nur noch mit einem ZweitJob überleben zu können. Die Freiheit, Tierversuche ad libidum durchführen zu dürfen. Die Freiheit, deutsche Filme, jede Menge subventionierte deutsche Spielfilme im Kino anschauen zu dürfen, die durch ihre TV-Kino-ZwitterStruktur schlicht zu langweilig sind. Die Freiheit zu glauben, in Deutschland gebe es zu viele gute Schauspieler, so dass immer die gleichen guten Schauspieler die Rollen bekommen und ein Wettbewerb offenbar nicht nötig sei. Die Freiheit, bei stagnierendem Einkommen von den Elektrizitätskonzernen, von den Verkehrsbetrieben, von der Bahn, von der Vermietern, von den Krankenkassen, von den Versicherungen, vom Staat ständig stärker abkassiert zu werden. Die Freiheit, die ‚realistischen’ Wahlkampflügen zu glauben. Die Freiheit der Bosse, sich prozentual immer mehr unter den Nagel zu reissen und die dazu parallele Freiheit der Arbeitnehmer, sich auf ständig sinkenden Lebensstandard einstellen zu dürfen. Die Freiheit zu glauben, dass die Renten sicher seien. Die Freiheit, sich an Subventionen so gütlich wie möglich zu tun wie zum Beispiel in der Landwirtschaft. Die Freiheit, zuzulangen wo es nur geht. … |
08.08.2009 | Wid Erlich meint : Es ist einfach nur wiederlich. Anfang des Jahres werden wir mit dem mörderischen Überfall Israels mit 1000 Toten auf den Gazastreifen konfrontiert. Mit Phosphorbomben und gezielten Zivilistenabschüssen, mit einem Volk das vor dem übermächtigen bis an die Zähne bewaffneten Gegner nicht fliehen kann, mit der Zerstörung lebenswichtiger Infrastruktur im Gazastreifen, mit der Knute, mit welcher Israel bis heute dem Gazastreifen die Luft der Freiheit abschnürt. Und jetzt werden wir, als wäre das nicht genug gewesen, auch noch einer massiven Kulturkampagne des Aggressors in unseren Zeitungen ausgesetzt. Es ist einfach nur widerlich. Als ob mit weissem Putz eine ekelerregende, vom Schimmel zerfressene Mauer als salonfähig und piekfein präsentiert werden soll. Und die hiesigen notleidenden Zeitungen greifen begierig nach dem billigen, wenn nicht sogar bezahlten Material. Die SZ schickt ihre Toptheaterkritikerin zu einer Kulturpropagandareise in die israelische Theaterlandschaft. Sie erledigt ihren Job zwar mit Anstand und weist immerhin auf den Charakter der Reise hin. Die Welt fängt mit einer grossen Serie über die Siedler an. Schaffe, schaffe, Häusle baue, da ist doch nichts Anrüchiges dabei. Das lesen wir aber schon gar nicht. Es kann sich nur um Siedlerromantik im amerikanischen Sinne handeln. Dort wurden die Indianer verdrängt und abgeknallt als die bösen Feinde, jetzt sind es die Palästinenser. Dann kommt noch die penetrante Werbung für Tel Aviv und seine weltvergessenen schönen lasziven Strände daher, da darf der örtliche Korrespondent im Luxushotel übernachten und fein speisen und dann seine begeisterten Zeilen aufsetzen. Es ist alles nur widerlich. Aber kein Grund sich aufs hohe moralische Ross zu setzen. Dort ist die Ungerechtigkeit nur ursächlich direkt nachweisbar. Aber unser Luxus hier basiert schliesslich auch auf der Ungerechtigkeit in der Welt. Doch für den Nachweis zwischen unserem Wohlstand und den zunehmenden Vergewaltigungen von Männern durch Soldaten im Kongo beispielsweise bräuchte es einige gedankliche Zwischenschritte mehr. Es ist nur widerlich, wenn Staatssekretär Kossendy ganz offensichtlich als Wahlpropaganda-Auftritt jetzt Anzeichen der Bessserung in Nord-Afghanistan zu sehen glaubt. Und Herr Papier mag noch so sehr bei einem Gelöbnis die Soldaten der Sympathie der Bevölkerung empfehlen. Wenn die Regierung sie in einen aussichtlosen Krieg schickt, in einem Land, das weder Deutschland noch seine Partner je angegriffen hat, und um den sie noch ständig wie um einen heissen Brei herumredet, so geraten eben die Soldaten in Misskredit wie die Opfer einer Vergewaltigung, die erwähnten vergewaltigten Männer im Kongo oder Menschen, die völlig unschuldig im Irak in amerikanische Militärgefängnisse geraten sind und damit für den Rest des Lebens gezeichnet. Alles kaputt. Es ist nur widerlich. Es ist nur widerlich, wie die Börse jetzt Hoffnung schöpft, weil die grossen Konjunkturprogramme auf Pump, also der neue Ballon, erste Wölbungen zeigt. Und sich durch die Krise aber rein gar nichts an der herrschenden Wirtschaftsordnung und Ungerechtigkeit auf der Welt geändert hat. Es ist alles nur widerlich. |
07.08.2009 | Am Zul Anger meint : Geldtöpfe sind zum Zulangen da. Subventionstöpfe sind zum Zulangen da. Krankenkassentöpfe sind zum Zulangen da. Steuertöpfe sind zum Zulangen da. Das Zulangen ist schick, das Zulangen ist in. Immerhin, es braucht immer noch einen Grund. Wenn es keinen Grund findet, dann muss es einen erfinden. Dann wird eine Schweinegrippe fabuliert oder eine Bedrohung aus Afghanistan, dann wird der Niedergang des Bauernstandes erzählt. Oder die Oktoberfestwirte sind vom Hungertuchnagen bedroht. Die Banker, die auf grossen Geldhaufen sitzen, ja an denen muss was kleben bleiben, grosse Boni, auch wenn die Bank vom Staat, direkt oder indirekt, abhängig ist. Die Zulangmentalität ist die vorherrschende Mentalität unserer reichen Zeit. Der Zul Anger ist die bevorzugteste Adresse. Wenn die Subventionen zu viel Fleisch produzieren, dann müssen weitere Subventionen her, um die Kühe zu schlachten. Und dann noch weitere, um den dadurch entstehenden Fleischberg gewinnbringend an den Konsumenten zu bringen. Wer auf einem grossen Geldhaufen sitzt, muss schauen, dass was an ihm kleben bleibt. Wer auf einem grossen Geldhaufen sitzt, der ist wichtig. Grabinschrift: dieser Mensch sass auf einem grossen Geldhaufen und hatte dessen Verteilung zu organisieren und es ist sehr viel an ihm kleben geblieben. Darum liegt er jetzt in einem goldenen Sarg und die Grabzulanger warten schon. Zulangen heisst die vorrangige Devise. Je grössere Geldhaufen da sind, desto mehr wächst die Zulangmentalität, desto grenzenloser steigert sich ihr Need ins Masslose. Die Zulanger sind die UeberGrössen unserer Zeit. Dieser Mensch hatte seiner Lebtag kräftig zugelangt, wenn irgendwo was zu holen war. Und ist doch nie ein Krösus geworden. Die Zeit der MöchtegernKrösusse. KrösusKrokusse. Kröskusse. GrössKröse. Grösskrösiges ZulangGetöse. Die Bosse sind heutzutage die Zulanger. Je mehr die Bosse zulangen, desto mehr schieben die Angestellten und Arbeiter Dienst nach Vorschrift. Umso noch mehr müssen die Bosse zulangen, um noch was rauszuwringen aus dem Betrieb. Auf die geschundenen Arbeitskräfte langt dann mit voller Pranke das Gesundheitswesen zu. Je mehr es zulangt bei den durch die Zulangbosse zu Patienten gewordenen Arbeitnehmern, desto noch mehr muss es bei den Prämien zulangen. Wettbewerb der Zulangerei allerorten. Zu lange schon, das Lied von der grossen Zulangerei. Die Zulanger sind die Topkräfte, sie haben das Zulangen studiert summa cum laude und bleiben im Geiste doch kleine Lichter, die vor lauter Scheffeln keines mehr unter den Scheffel zu stellen haben. So arm. |
06.08.2009 | Heute Stille meint : Heute Stille. Heute keine Politik. Lasst sie reden. Stell Dir vor, es ist Wahlkampf und keiner geht hin. Heute am Arsch der Welt. Ein paar Brombeeren vom Strauch pflücken. Einem Schmetterling zuschauen. Im Gras dösen. Wolken interpretieren statt Rorschach-Test. Mit Steinen spielen. Mit Kieseln spielen. Eine Steinschleuder basteln. Nein, dann wird’s doch wieder politisch, wenn Du den kleinen Vogel dort im Gebüsch ins Visier nimmst. Dem Bächlein lauschen. Was erzählt es mir. Un ruisseleau. Was grummelt es unbeirrbar vor sich hin. Bach-Philosopheme. Der Bach ist nichts Festes, wie Stein. Er ist ein Vorübergehender. Nun, gehen? Das Wasser geht. Die Wassertropfen fliessen. Gleich und gleich gesellt sich gern. Wassertropfen zu Wassertropfen. Alle mit dem Drang in tiefere Gefilde. Abwärtsbewegung. Das Niveau sinkt. Also machen wir mit. Alle fliessen zum Meer. Bis die Sonne sich ihrer erbarmt. Der Kreislauf. Was kümmert der sich um Ökologie. Klar können sich die Menschen diesen Kreislauf zunutze machen. Sich die Bewegung von Stein und Bach und Luft, auch die des Feuers, also wir wollen nicht übertreiben, nicht gerade untertan machen, aber sich drauf stellen, sich an die Bewegung des Wassers, der Luft dran hängen, sich vom Feuer wärmen lassen oder dann abends die Würste und das Kotelett grillen. Es ist schwer heute, gedankenlos im Gras liegen. Den Kreislauf nicht zu sehen. Das Drum und Dran nicht zu sehen, den Kampf der Insekten, der Würmer, der Katzen, der Vögel, der Gräser, Beeren Steine, Erdkrumen, Jäger und Gejagte, Werden und Vergehen. Den Menschen nicht zu sehen, wie er verzweifelt und mit komplizierten Texten versucht, sich an diesen Kreislauf – und mit welch gewaltigem Aufwand – anzuschmiegen, aus ihm was rauszuholen, ihm einen Wohlstandsbrosamen abzupressen. Mit wieviel Unterdrückung und Ungerechtigkeit er das tut. Mit wieviel Ungeschick. Mit wieviel Uneleganz er diese Kräfte nutzt und oft bremst, gar gegen sich wendet. Also schlecht ausbeutet. Wie ihm die Intelligenz oft gar in die Quere kommt. Die Intelligenzia. Schönheit und Harmonie. Was für Umgebungsarbeiten dazu oft in Kauf genommen werden. Kulturprotzenveranstaltungen. Einige sind da gleicher als andere. Einige versuchen sich da aus dem Kreislauf rauszuheben. Nehmen ungebührlich viel Aufmerksamkeit in Anspruch. Stell Dir vor, es ist Bayreuth und keiner schaut hin. Den Zusammenhang zur Harmonie längst verloren. Wegen der paar Minuten (die sich dann, wenn überhaupt, wirklich lohnen). Passiert da noch was? Doch lieber im Gras liegen. Die Luft voller Musik und Geräusche und Geschwirr und Erzählungen vom ewigen Kreislauf. Von der Grossen Stille. |
05.08.2009 | Ernesto meint : Dieser transskiriberte Steinmeier-Text liest sich wie ein Anwaltsbrief, den man hinten und vorne nicht versteht und der einem überhaupt nicht klar machen kann, was er denn will. Er beantwortet auch die Fragen von Frau Slomka nicht. Wie sie nach der Überprüfbarkeit seiner Ziele fragt, entgegnet er, darum gehe es gar nicht; wie sie nach den zusätzlichen 500\'000 Kreativjobs fragt, redet er was von Nöten und Problemen der Kreativen, aber nicht, wie er zusätzlich Jobs auf den Weg bringen will und dass eine vergreisende Gesellschaft zusätzlichen Bedarf an Pflegekräften hat, das zu erkennen, dazu brauchen wir kein Parteiprogramm. |
05.08.2009 | Kann Mir Das Jemand Erklären meint : Transskript von Antworten von Herrn Steinmeier auf Fragen von ZDF-Frau-Slomka.
(Auf die Frage nach der Überprüfbarkeit der Ziele des Wahlprogramms 2020).
Es geht ja nicht um die Überprüfung, sondern es geht um die gegenwärtige Debatte, die wir uns hier leisten, wir reden seit September vergangen Jahres über Absatzeinbrüche, wir reden über Boni, wir reden über die Rechtfertigung von Managergehältern, dabei ist es doch so, Frau Slomka, dass die Leidtragenden dieser Krise sein werden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jedenfalls dann, wenn wir nichts tun, beziehungsweise das Falsche tun, das treibt mich an und deshalb habe ich bereits zu Jahresbeginn gesagt, wir brauchen jetzt Instrumente, mit denen wir die Betriebe, damit aber auch den Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmern eine Brücke bauen ans trockene Ufer, wir haben beschlossen ein Investitionsprogramm für Städte und Gemeinden, wir haben das Kurzarbeitergeld attraktiver gemacht, die Diskusssion ist damit aber nicht zu Ende, sondern das, was wir jetzt brauchen ist eine neue Perspektive, eine Perspektive für die Arbeit von morgen und da ist es in der Tat realistisch dass wir sagen, 4 Millionen Arbeitsplätze, das geht bis 2020.
(Wirtschaftswunder mit Steinmeier wie zuletzt Ende der 60er Jahre?).
Frau Slomka lassen Sie uns diese Debatte nicht naiv führen, natürlich weiss ich, dass es auf dem Arbeitsmarkt Veränderungen geben wird, natürlich werden auch in den nächsten zehn Jahren Arbeitsplätze verloren gehen, die entscheidende Frage ist, ob es uns gelingt, netto mehr, deutlich mehr Arbeitsplätze hinzuzugewinnen, wir haben gegenwärtig um die 31 Millionen Erwerbstätige, wir müssen über 33 Millionen kommen, um Arbeitslosigkeit so weit zu reduzieren, dass man wirklich von Vollbeschäftigung ausgehen kann. Die Chancen haben wir dafür, es kommt jetzt darauf an, dass Politik die Weichenstellungen richtig vornimmt.
(warum nicht in den letzten elf Jahren?)
Frau Slomka, diesen Vorwurf versteh ich nun ganz und gar nicht. Wir haben in der Tat im Jahre 2003, 2004 eine Arbeitslosigkeit in beuunruhigender Höhe gehabt, wir sind den Debatten nicht ausgewichen, wir haben Verantwortung getragen, ich selbst auch, und als Folge von den Entscheidungen, die wir damals durchgefochten haben, für die wir auch viel Kritik eingetragen haben, für die wir auch Landtagswahlen verloren haben, als Folge dieser Entscheidung haben wir Arbeitslosigkeit von 5 Millionen auf 3 Millionen reduziert. Durch mutige Politk. Wir sind aber zurückgeworfen seit Beginn der Krise auf den internationalen Finanzmärkten im September vergangenen Jahres. Wir müssen nicht von vorne anfangen aber wir müssen neue Weichenstellungen vornehmen um jetzt Arbeitsplätze für morgen, für das nächste Jahrzehnt zu schaffen.
(das heisst auf Agenda 2010 folgt Agenda 2020 mit noch mehr Flexibilisierung der Arbeitsplätze?)
Das ist ein bisschen zu einfach Frau Slomka, jede Zeit braucht ihre eigenen Antworten, der gute Satz von Willy Brandt gilt auch heute, und wenn Politik so einfach wäre, dass man nur dasselbe wiederholen müsste, dann wär es in der Tat einfach,…
(konkrete Antworten im Programm, zum Beispiel Schaffung von 500’000 Arbeitsplätzen in der Kreativwirtschaft, wo ist da ein Instrument?)
Sehr wohl ist dort ein Instrument genannt worden und wir haben jetzt schon gesagt, dass wir mit den im Bereich der Kreativwirtschaft, mit den Kulturschaffenden beieinander sitzen, wir arbeiten an einem KreativPakt, in dem wir die Nöte und Probleme die dort für die Kulturschaffenden ja ganz ohne Zweifel herrschen, das ist der Streit um das Urheberrecht um das geistige Eigentum genau so wie die Absicherung für das Alter, dass wir diese Probleme in einem Kreativpakt mit allen Beteiligten regeln wollen, das ist bereits auf dem Weg, die ersten Ideen dazu bestehen, aber wir müssen gar nicht mit der Kreativwirtschaft anfangen, nehmen Sie das Beispiel Gesundheitswirtschaft. Sehen Sie, um zu sagen, dass das eine plausible Zahl ist ein Million zusätzliche Arbeitsplätze in den zehn Jahren, verweis ich darauf, dass uns das in den letzten zehn, fünfzehn Jahren auch gelungen ist, nun werden wir eine älter werdende Gesellschaft mit zusätzlichem Bedarf an Betreuung und Pflege und deshalb kann uns das gelingen, wenn wir jetzt sagen, wir bilden auch die jungen Menschen, Frauen und Männer dafür aus, dass sie diese Aufgabe übernehmen können. ---
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Fragen dazu. Wie steht es mit dem Thema Grundeinkommen, gerade im Zusammenhang mit den Kreativen? Zweitens, wie sicher ist denn, dass für die Jugend von morgen, für Millionen von Ihnen Berufe wie Kranken- und Altenpfleger so attraktiv sein werden und wer wird das bezahlen? Wieviele von den neuen Jobs werden 1-Euro-Jobs sein? Warum ist die Schere Reich/Arm seit Agenda 2010 dermassen auseinander gegangen, Rezepte dagegen?
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04.08.2009 | Da Können meint : Da können ihn jetzt noch so viele in Schutz nehmen wollen. Es wirkt einfach komisch, wenn einer jahrelang in der Regierungsverantwortung sass und kurz vor den Wahlen, an denen er eine hervorragende Rolle einnehmen möchte, präsentiert er plötzlich ein Programm gegen Arbeitslosigkeit. Er, der Opel-Retter. Er, der Kurnaz-Schmoren-Lasser. Er, der Friedensbringer in NahOst. Er, der Afghanistan-blutig-Einsatz-Befürworter. Das ist vielleicht die Kehrseite der DiplomatenMedaille. Er kann tun und lassen, was er will, es wird ihm als WahlKampf-HeisseLuft-Produktion interpretiert. Und wenn dann ihm wohlgesonnene Intellektuelle anführen, er hätte einen betrunkenen Kumpel mit seiner VIP-Wagen-Kolonne mit Polizei-Eskorte nach Hause gebracht, so rührt das vielleicht eine Nachbarin, die das zufällig mitkriegt, zu Herzen und bringt ihm – auch das ist nicht mal sicher – eine einzige Stimme. Wenn denn nicht eine DienstwagenAffäre draus wird. Natürlich versuchen viele Helfer jetzt, die heisse Opel-Luft gleichmässig im Raum zu verteilen, dass keiner mehr feststellen kann, wer sie ausgelöst hat. Solche Luftumrühr-Aktionen haben in Vor-Internet-Zeiten auch hervorrgend funktioniert. Diese sind aber vorbei. Was dem gebeutelten Kandidaten günstigstenfalls noch erwachsen könnte, wäre vielleicht eine Art Mitleidsbonus. Für einen, der in vollkommen aussichtsloser Lage kämpft. Gegen heisse Luft, die er selbst ausgepustet hat. Das kann durchaus mitleiderregend komische Qualität gewinnen. Eine Comic-Figur an der Spitze des Landes. Wäre vielleicht viel menschlicher als eine unbeugsame Kriegskanzlerin, die wild entschlossen scheint, die deutsche Kolonialgeschichte mit ihrem blutigen Fussabdruck um das Kapitel AfghanistanKrieg zu erweitern. Die Comic-Figur an der Spitze würde vielleicht den dringend benötigten Humor und damit eine gewisse Herzlichkeit in die Politik zurückbringen. Tragikomischer Held, der tun und lassen kann, was er will, es wendet sich gegen ihn. Ein Schicksal, das für viele Bürger nachvollziehbar ist, auch wenn der Held womöglich ursächlich dafür mit verantwortlich ist, dass es dem Bürger so ergeht. Letztlich auch die Gewissenhaftigkeit, mit der ein Landsmann in Guantanamo schmoren gelassen wird. Die kann auf positive Resonanz stossen. Verlässlichkeit. Paragraphengenauigkeit. Beamte, die einen Hauptteil ihrer Arbeitszeit darauf verwenden, mit Akribie und grossen Paragraphenlisten zu begründen, warum sie nicht handeln können. Warum brutale Vorgänge, die unser gesunde Menschenverstand frei heraus als solche beschreiben und geisseln würde, rechtens sind – solange sie nicht uns selber betreffen und der kommentierende Bürger mit der apodiktischen Macht inklusive Boshaftigkeit des Schicksals darauf hinweisen und seine Hände in Unschuld waschen kann. Es war alles rechtens. Haben wir alles schon tausend Jahre gehabt. Und wenn einmal nicht, dann haben wir Untersuchungsausschüsse, die wir leicht in Nebelmaschinen umzufunktionieren verstehen dank der Biegsamkeit der Worte. |
03.08.2009 | Ernesto meint : Wenn die Frauen im Team des Kanzlerkandidaten für die Vietnamisierung des Kriegseinsatzes am Hindukusch sind, dann stehen sie nur als Blockflöten hinter der Kriegskanzlerin, überlassen ihr die Show. |
03.08.2009 | TötÜben meint : Was heute an den Tag kommt, ist ausserordentlich peinlich für die Bundesregierung. In der AZ (und nicht in der SZ oder FAZ) ist heute zu lesen „Unterdessen zeichnet sich ab, dass der verstärkte deutsche Kampfeinsatz gegen die Taliban möglicherweise ein Fehlschlag war. Laut dem Distriktchef von Char Darah sind die von der Bundeswehr vertriebenen Taliban nach dem Ende des Einsatzes wieder in das Gebiet zurückgekehrt. Andere hätten ohnehin nur ihre Waffen versteckt und seien kurzzeitig untergetaucht.“ Geht hin, tötet ein bisschen, haut ab, räumt das Feld und die Taliban, die ja so gefährlich sind für Deutschland, kommen wieder aus ihren Schlupflöchern hervor, die Bundeswehr macht also genau die Fehler, die die Amis machen, hingehen, ein bisschen töten, ein bisschen Menschen umbringen, Zivilisten, Taliban und vermeintliche Taliban oder Drogenhändler, die bei uns zumindest nicht mit dem Tode bestraft werden, dann wieder abziehen, das Feld räumen, sich schleichen, keinen nachhaltigen Aufbau betreiben. Zur Erinnerung an alle jene begriffsstutzigen Politiker, die vor lauter Komplexität der Materie, wie sie heuchelnd zur Selbstverteidigung vorgeben, den Frieden nicht mehr sehen: Afghanistan hat Deutschland nie angegriffen. Afghanistan hat Amerika nie angegriffen. Afghanistan hat die Nato-Partner nie angegriffen. Der Bündnisfall ist also nie eingetreten. Also hat Deutschland keinen Grund, die Armee zum präventiven Töten nach Afghanistan zu schicken. Einfach so in ein Land fahren und dort Menschen töten, ohne dass man je angegriffen worden ist, das ist ein Verbrechen. Aber mit so charakterlosen Figuren an der Regierungsspitze wie einem Herrn Steinmeier, der jetzt 4 Millionen Jobs verspricht, jetzt, nachdem er vier Jahre Regierungsverantwortung mitgetragen hat und offenbar genau wusste, wie man die Jobs hätte schaffen müssen, dies aber nicht zum Tragen gebracht hat, aber auch nicht Charakter genug hatte, zurückzutreten, wenn er sieht, dass die Koalition dazu nicht willig ist, weil ihm sein eigenes Jöblein eben über alles geht, mit solchen Figuren an der Spitze wird das Land natürlich immer mehr in einen verheerenden Krieg hineingezogen. Verwunderlich immerhin, dass die vielen Frauen, mit denen er sich umgibt, nicht unisono sagen, Frauen gegen den unsinnigen Krieg, Frauen gegen unsinnige Menschenopfer. Aber die sind wohl nicht Manns genug, das gegen eine unbelehrbare Kriegskanzlerin zu behaupten. |
01.08.2009 | Wir Sind meint : Wir sind im Krieg. Wir sind nicht im Krieg. Wir stehen im Stau. Wir sind im Urlaub. Wir sind mal schnell weg vom Nicht-Krieg. Wir sind kurz abwesend. Kannst nach der Post schauen. Wir sind woanders. Wir sind nicht da wo wir sind. Wir sind eigentlich nie da wo wir sind. Aber jetzt wird es offensichtlich. Wir sind ausserhalb der Öffnungszeiten. Wir sind nicht erreichbar. Wir sind im Funkloch. Wir sind gerade noch. Wir sind in Neopren. Wir sind davon geschwommen. Wir sind unterwegs – endlich. Wir sind kurz austreten. Was machst Du gerade. Schreib was. Geil. Wir sind auf dem Sprung. Wir sind geflogen. Wir sind angekommen. Also müssten wir da sein. Wir sind im Anflug. Ich bin gerade in der S-Bahn. Lasst uns treffen, so um vier, Rosenthal. Ja, da wo. Ich seh Dich schon. Nein, da hinten. Nö, brauchst Du nicht. Wir sind sowieso da. Wir sind schon auf. Wir könnten dann. Also, ich schlage vor. Weißt Du, ich frage mich. So ein Messie. Really nice, really nice. Mir gefällt das. Very well, doing very well. I love youuuuuuuu! Bielefeld n’existe pas. Schreib einen Kommentar. Wat een mooie foto. Is back from Uuhlaaub. Siehst jünger aus. Einfach genial. Ich sehe gerade noch die Mädels auf den 15 Tischen stehn. Alles anzeigen. Hat einen Freund hinzugefügt. Für diesen Nutzer gibt es keine Kommentare. Ha, ha, wie komm ich jetzt nach Hause. Nein, ich glaub, die gehen irgendwo. Letzte Anmeldung. He is loosing everything. Hat einen Favoriten hinzugefügt. Es hat keiner auf dich geklickt, mach dich besser auffindbar. Deine Freunde sind zur Zeit nicht besonders aktiv. Das wichtigste über dich und deine Homebase. Bist du sicher, dass Du uns jetzt verlassen willst. Neue Bekannte für Sie. Es ist kostenlos und jeder kann beitreten. Jetzt eigenes Profil anlegen. Bereichern Sie Ihre Startseite mit nützlichen Applikationen. Mitglieder, die mein Profil kürzlich aufgerufen haben. Beweggründe bearbeiten. Warum sind Sie auf der Welt. Warum sind Sie im Urlaub. Blöde Frage. Kanal bearbeiten. Anal bearbeiten. Kennwort speichern. Sesam öffne Dich. Du bist jetzt sicher ausgeloggt. |
31.07.2009 | Ähnlich/Unähnlich meint : Sicherheitskräfte in Teheran behindern Gedenkfeier. Proteste gegen Gelöbnis auf dem Marienplatz im Keim erstickt. Zwei ähnliche Zeitungssätze vom gleichen Tag. Ähnlich. Unähnlich. Das Gelöbnis auf dem Marienplatz jedenfalls scheint die Berichterstatter mehr zu verwirren und zu verunsichern als dass es ihnen einleuchtete. Bild hat gesehen, dass ganz München Beifall geklatscht hat. Der Merkur hat einen grossen Bahnhof für die Bundeswehr ausgemacht. Die Welt berichtet von einem Gelöbnis unter Pfiffen (das eigentliche Gelöbnis ging fast in einem gellenden Pfeifkonzert unter). Die AZ titelt: ABGEFÜHRT FÜR EINEN PFIFF. Die tz sah den PROTEST IM KEIM ERSTICKT, und die SZ (Fernausgabe) stellt erleichtert fest, dass das öffentliche Gelöbnis ohne grosse Störungen stattgefunden habe, die hat vielleicht einen blinden Erbsenzähler statt eines denkenden Berichterstatters hingeschickt. Immerhin ein Tabu scheint noch hinsichtlich der Bildberichterstattung zu existieren: die Nahansicht der Betonköpfe auf der Ehrentribüne blieb uns in allen diesen Blättern erspart. Zu auffällig wäre dann doch die Ähnlichkeit mit Bildern aus Birma, aus Nordkorea, aus der DDR, aus der Sowjetunion, aus der eigenen braunen Zeit gewesen. Warum das Gelöbnis auf dem Marienplatz so problematisch ist und warum es so schwer scheint, sachlich darüber zu debattieren, hängt nicht nur mit der teils unseligen Geschichte von München zusammen, sondern wohl viel mehr mit dem aktuellen Auftrag der Bundeswehr in Afghanistan. Töten, töten, töten. Das galt seit dem Dritten Reich nicht mehr. Und vor allem eines: immer weniger versteht die Mehrheit der Deutschen den Sinn dieses Auftrages. Afghanistan hat Deutschland nie angegriffen. Afghanistan hat auch die Nato-Partner Deutschlands nie angegriffen. So erscheint der Einsatz eben im Lichte eines Aggressionskrieges. Und dafür hat die Bundeswehr keine Unterstützung. Die Bundeswehr wird in Afghanistan von der Politik verschaukelt. Es ist dann nicht klug, gerade in so einem Moment fragwürdiger öffentlicher Legitimation unterm Einsatz massiver Polizeikräfte den Marienplatz für so ein Gelöbnis zu requirieren. An der ungenügenden Legitimation des Afghanistan-Einsatzes hat durchaus auch die zusehends grösser werdende Dysfunktion des Parlamentes ihren Anteil. Der Einsatz wurde in Mauschelkammern unter den Fraktionsführern der Regierungsparteien und der Kanzlerin immer wieder erweitert ohne richtige parlamentarische Debatte. Siehe über diese Dysfunktion des Parlamentes unter Merkel heute Heribert Prantl in der SZ. Abschliessend: die Ähnlichkeit des Gelöbnisses mit demjenigen schlimmer Armeen und des Kriegseinsatzes mit demjenigen böser Eroberungskriege ist nicht zu bestreiten. Der Verzicht auf die Publizierung von Bildern der Betonkopf-Nomenklatura auf der Ehrentribüne beweist noch nicht die Unähnlichkeit. |
30.07.2009 | Ab Lauf meint : Ablauf des Gelöbnisses laut Wikipedia: Zunächst ziehen die Rekruten ein und nehmen Aufstellung ein. Im Anschluss erfolgt der Einmarsch der Truppenfahne, die von einem Ehrenzug unter Gewehr und einem Musikkorps sowie zwei Fahnenbegleitoffizieren eskortiert wird. … Zum Einzug wird ein traditioneller deutscher Armeemarsch gespielt. Die Gelöbnisaufstellung wird dem abnehmenden Offizier gemeldet, der die Front zusammen mit dem oder den anwesenden Repräsentanten des öffentlichen Lebens (z. B. Bürgermeister oder Landrat) abschreitet. Dazu erklingt der Präsentiermarsch, in der Praxis – je nach Region – der preußische oder bayerische Präsentiermarsch. Dann folgen Ansprachen einer Person des öffentlichen Lebens (Bürgermeister, Landrat, Staatssekretär des BMVg, Bundeskanzler bzw. ausländischer Repräsentant), des Kommandeurs der betreffenden Einheit sowie seit einigen Jahren auch hin und wieder eines der Rekruten. Dazwischen werden noch weitere Militärmärsche gespielt, normalerweise sind darunter auch der oder die Traditionsmärsche des betreffenden Verbandes. Als Einleitung zum eigentlichen Gelöbnis spielt das Musikkorps den Gelöbnischoral „Altniederländisches Dankgebet (Wir treten zum Beten)“ von Adrianus Valerius, in Bayern folgt stattdessen das „Bayerische Militärgebet“ von Johann Kaspar Aiblinger. Darauf treten die Träger der Truppenfahne gemeinsam mit Abordnungen der Rekruten vor, und der Kommandeur nimmt den Rekruten das Gelöbnis ab. Danach wird die Nationalhymne, in Bayern zusätzlich die Bayernhymne bzw. in Schleswig-Holstein das Schleswig-Holstein-Lied, gesungen. Zum Klang des Musikkorps erfolgt der Ausmarsch von Truppenfahne und Ehrenformation und schließlich der Abmarsch der Gelöbnisaufstellung der Rekruten. // Kein Wunder, dass eine solche Retro-Veranstaltung im Herzen Münchens von 1300 Polizisten geschützt werden muss. Die Herzen der Münchner werden dadurch wohl kaum gewonnen, Sympathiepunkte für die Bundeswehr auch nicht. Die durch die Beschreibung evozierten Bilder erinnern daran, wann zuletzt in München Militäraufmärsche stattgefunden haben. Mir wird ganz braun vor Augen. Nie wieder, hats doch geheissen. Oder an Bilder aus Nordkorea. Die finsteren Gesichter erstarrter Betonköpfe auf den Tribünen. Heute auf dem Münchner Marienplatz. Trillerpfeifen seien rechtswidrig verboten worden. Unter Rechtsbruch soll Treue zur Bundesrepublik und Verteidigung von Recht und Freiheit daselbst gelobt, respektive geschworen werden. Sagt der eine Rüstungsindustrielle zum anderen: wir müssen diese Gelöbnisse ums Verrecken wieder einführen und wenn wir die Polizei bis an die Zähne bewaffnen, desto besser fürs Geschäft. Wir müssen die Deutschen wieder für den Krieg begeistern. Ein wichtiger Schritt dazu sind diese Gelöbnisse, und wenn wir sie mit Gewalt auf den Marienplatz hieven. Das Gelöbnis – ein Verhöbnis. |
29.07.2009 | Gel Öbnis meint : Wenn das Gel oben ist, wird ein Geloben daraus. Wenn das Gel öben ist, wird ein Gelöben daraus. Ein Gelöbnis. Wir gelen oben, dass wir den Achterhalt der Anzlerin ützen und in Fghanistan Enschen öten. Wir gelen oben, AfQuatschistan. Gelobnuss. Öten. Öben. Gelen und töten. Öbnis öten. Gelöbnisföten. Gelöbnisflöten. Wir gelöben die Lustam töten zu reinstallieren. Ein Öbnis mit Mastix auf der Opfhaut beästigen. Ein Öbnus versucht das luftige Ding der Prache an Andlungen zu ahnden. Kehlöbnis. Kehläufnis. Öbniske. Ist sie hübsch? Bund fürs Leben. Gelen und Öbnen. Wir gelöben, die Fehler einer halbherzigen Politik mit unserem Leben auszubaden. Badnis. Ausbadnis. Mein Blut vertropfen. Fernab. Die Politiker sind sicher. Wir geloben Kanonenfutter. Wir geloben unser Leben für die Kriegsindustrie hinzugeben. Industriearbeiter. Lebenshingabebereitschaft weil Politik versagt hat. Weil wir arme Hunde sind. Ein Öbnis für die Machtlosen. Militarydogs. Öbnis u öten. ‚n ernen anden enschen öten. Das Öbnis inkludiert das Überschreiten der Töthemmung. Das fünfte Gebot und das Gelöbnis. Du sollst nicht online töten. Killerspiele, Killerinstinkte und das Gelöbnis. Du sollst erst nach dem Gelöbnis töten. Keine Gewaltvideos beim Gelöbnis! Wir gelöben der Gewalt abzuschwören. Ich glöbe, Du gelöbst einen Mist. Hast du Dir überlögt, was Du gelöbst. GelöbnisBrüder. Blutsbrüder. Blutbande. GelöbnisBande. Banden von Gelöbnis töten. Tötbanden. Ich gelöb ohn zu Erröten zu Töten. Ich glöb, mich zwickt der Nöb. Amit ie Anzlerin an er Acht leibt. Ich sterbe, damit Du an der Macht bleiben kannst. Denn mein Leben ist nicht soviel wert. Pharaonisch. Ich kann es hingeben, ich kann geloben, es hinzugeben. Wegschmeissleben. Für anderer Luxus. Meine Freiheit ist nicht die Freiheit der anderen. Das Gelöbnis ist Ausdruck der Sehnsucht nach Restverbindlichkeit, nach sterblicher Überrestverbindlichkeit, in einer Welt der schrankenlosen Freiheit. Freiheit ist schwer. Öbnis is eicht. Dabei haben wir längst nicht alle Gedanken platziert, die noch Platz hätten. Wozu schon geloben. Gelöbnis deutet auf Endnis hin. So weit ist die Menschheit lange noch nicht. Sie steht erst am Anfang der Freiheit. Töten tun doch nur die, die glauben nichts mehr u lernen, nichts mehr u erfahren u haben. Ditto die ihr Leben hinzugeben geloben. Wofür. Nobody knows. Reiche müssen nichts geloben. Gelöbnis ist der Reichtumsersatz des armen Mannes. Gelobet alle, die Ihr mühselig und beladen sei, kommt her in mein Himmelreich, mein seid Ihr alle, ich enthebe Euch der Beschwernis des irdischen Lebens. Gelobet Euern Geist abzustellen und Euch mir hinzugeben mit jedr Fasr. Ott ird es uch anken. |
28.07.2009 | Kom Bi Niere meint :
Die SZ geht von denkenden und kombinierenden Lesern aus. Sie mag auch Rätsellöser. Beim heutigen Rätsel kommt die Lösung zuerst und ganz gross aufgemacht auf Seite 2, IM SCHATTEN DES KRIEGES. Über die Folgen des Krieges auf die Zivilgesellschaft. Über den Effekt der Verrohung. Es geht um angeklagte und verurteilte Mörder in den USA. Die wohl kaum je zu Mördern geworden wären, hätten sie im Irak nicht das Töten gelernt. Es geht um die posttraumatische Belastungszerstörung. Die Voraussetzungen für diesen kaum heilbaren seelischen Defekt werden heute zum Beispiel täglich in Afghanistan bei deutschen Soldaten geschaffen. Auf Anordnung von Merkel, Steinmeier, Jung werden die Soldaten in Afghanistan unglaublichen Stress- und Tötungssituationen ausgesetzt. Das wird später unsere Zivilgesellschaft zu spüren bekommen und unsicherer machen. Herr Jung hat eben diese Gefahr verschärft, und damit kommen wir zur Frage des heutigen SZ-Rätsels
’erhöht die revidierte Taschenkarte von Kriegsminister Jung die innere Sicherheit in Deutschland?’. Die Antwort der SZ lautet eindeutig: Nein. Denn auf dieser Karte steht‚ ’Angriffe können zum Beispiel dadurch verhindert werden, dass gegen Personen vorgegangen wird, die Angriffe planen, vorbereiten, unterstützen oder ein sonstiges feindseliges Verhalten zeigen’. Juristischer Blankocheck zum Töten. Dieser Blankocheck zum Töten wird voll gedeckt von Kriegskanzlerin Merkel und von Kriegsaussenminister Steinmeier und vom neuen JungSpund- und StarMinister für die Kriegswirtschaft – der nebenbei noch schulaufsatznette Textchen für peinliche Biervernissagen in Münchens Tal verfasst – Guttenberg. Sollten demnächst rückkehrende Soldaten in Deutschland zu Mördern werden, weil sie aufgrund dieser Taschenkarte die Lust am Töten, die juristisch nicht weiter verfolgte Lust am Töten, entdeckt haben, so dürfen sich die dann Geschädigten auch bei den erwähnten Herrschaften bedanken. Seit dem elften September sind in den USA mehr Menschen durch zu Mördern mutierte Soldaten umgekommen als durch Terroristen. Das sollte den Kriegsschreibern und den KriegsEskalationsPolitikern hierzulande zu denken geben. Wer Blankochecks zum Töten ausstellt – und oberste Bürgin für diese Checks ist einzig und allein die Kanzlerin, sie könnte das mit einem Wort verhindern – trägt definitiv zur Verrohung der Zivilgesellschaft bei. Daran sollten die Wähler im September auch denken. Ob die Verrohung von innen nicht die viel grössere Gefahr für das Allgemeinwohl darstellt als eine bei einigermassen funktionierenden Sicherheits- und Polizeidiensten minimale Terrorgefahr.
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27.07.2009 | Ernesto meint : Nur keine Panik, Herr Günther Nonnenmacher von der FAZ, die Welt bricht nicht zusammen, wenn Deutschland seine Truppen vom Hindukusch abzieht. Deutschland ist nicht so wichtig, wie es in diesem Zusammenhang gerne tut und sich als Wahrer der Freiheit aufspielt. Schlechter kann es in Afghanistan eh nicht laufen, auch ohne Deutschland. Es ist auch kein Wegducken (von einer verlogenen Verantwortung, sonst müsste man noch vielerorts präsent sein). Es handelt sich lediglich um eine arithmetische Einsicht. Je mehr Soldaten in einen Krieg ziehen, desto mehr kommen darin um. Also: holt die Soldaten heim, solange sie noch leben. |
27.07.2009 | Ein Montag Wie Jeder Andere meint : Die Sonne streicht die Fassaden gegnüber hell an. Den Himmel trübt kein Wölklein. Über die Troittoirs brummen Strassenreinigungsmaschinen, die in München mit ihrem Wasserstrahl kein ungerührtes Liebespaar duschen wie in Billy Wilders Love in the Afternoon in Paris. Wieviele aufregende Seitensprünge mögen diese Nacht in München stattgefunden haben. Zwei Tauben stolzieren auf dem Feuchtgebiet, das die StrassenNassReinigungsMaschine hinterlassen hat. Sie begutachten erste vom Baum gefallene vergilbte Blätter und diskutieren mit wohligem Gurren darüber. Ein Bauarbeiter sitzt breitbeinig auf dem Alustuhl vor dem Billigbäckerläden. Schlurft einen Kaffe. Raucht. Ein früher Fluggast donnert seinen Rolli scheppernd über die Gehewegplatten und das sie querende Kopfsteinpflaster. In Kürze wird er dasselbe Geräusch in einer anderen Stadt produzieren. Ein schwarzes Bentley-Coupé kurvt umenand auf der Suche nach einem Parkplatz während sein Herrchen sich auf die wichtigen Geschäfte des Tages präpariert. Eben erst stand Herrchen noch unter der Brause in der Behausung in idyllischer Alpenrandlage weit vor den Toren der Stadt. Ein grosser, dunkler Lieferwagen, nicht angeschrieben, nicht näher identifizierbar, schiebt sich in ruckeligen Bewegungen und mit Schaltgeräuschen, die Unausgeschlafenheit suggerieren, in eine vor der Verkehrskontrolle hoffentlich sichere, unauffällige Lücke am Strassenrand. Solch dunklen Kleintransporter lassen Krimi- und Agentenfantasien erblühen. Ein WhiteCollarMann in Hemd und grauer Krawatte und mit einem Bündel Akten unterm Arm gesellt sich zur inzwischen angewachsenen Runde auf dem AluGestühl vor dem BilligBäckerLaden. Er sagt was, schaut auf die Leute hinunter, macht eine Schüttelgeste mit der Hand, dreht sich ab und begibt sich ins Off. In Afghanistan werden in diesem Moment deutsche Soldaten traumatisiert, bei einem Einsatz, von dem keiner weiss, wozu. Vielleicht ist das schönste daran, die Aussicht auf den Ewigen Frieden, auf die Ewige Ruhe. Aber die Zeitungen haben nicht mehr genügend Geld, um einen täglichen Lagebericht zu veröffentlichen. Wie sollen wir so ein Mitgefühl für diese einer lausigen Politik geopferten Geschöpfe entwickeln. In Burma leiden die Menschen unter einer grausamen Diktatur. In Nordkorea nicht weniger. Da greifen wir nicht ein. Denn solche Diktaturen, wie auch in Afrika, sind keine Gefahr für unsere Sicherheit. Jetzt sind plötzlich eiligere Menschen unterwegs, überholen den Bettler und den Strassenmusiker, die ebenfalls schon in der Innenstadt eintrudeln. Vielleicht waren sie alle zu spät. Oder eine U-Bahn fiel aus. Vielleicht sind sie auch nur zu spät dran im Leben. Das kann immer passieren. Auch montags. Auch an einem Montag wie jedem anderen. |
26.07.2009 | WarTube meint : Auf Youtube ist die Diskussion über Krieg und Frieden über deutsche KriegsTeilnahme am Hindukusch oder Rückzug heftigst ausgebrochen. Sie wird ausgelöst durch den Youtub-Kanal youtube.com/openreichstag der von Youtube eine Sonderstellung auf der ersten Seite kriegt. Bezahlt oder nicht bezahlt? Jedenfalls wer zurzeit Youtube anklickt stösst unvermeidlich darauf. Die Abstimmung, wie immer auch sie manipuliert sein mag, ist eindeutig für den Abzug der Armee aus Afghanistan, steht 56 Prozent für den Abzug und 44 Prozent dagegen. Wann wachen die Menschen endlich auf, fragt die Videoantwort von Erdvater. Ein deutscher Soldat sollte niemals wieder in einen Krieg verwickelt werden und schon gar nicht in einen Angriffskrieg. Oder der nette Eddy erklärt ganz plausibel sein Problem mit dem Afghanistaneinsatz. Dass dort in acht Jahren überhaupt nichts erreicht wurde. Dieser Krieg stinkt ihm und seinem Kumpel. Sie wollen sich nicht veraraschen lassen. Die Tarnschreiber von der Armee werden jetzt alle Mühe haben, den Einsatz zu verteidigen. Es ist wie immer in solchen Diskussionen nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Versucht man diese vielen Stimmen als ein Opernchor wahrzunehmen und zu verstehen, ist der verständlichere Teil, der rational nachvollziehbarere derjenige, der den Abzug fordert. Die Gegenstimmen, die wenigen einigermassen artikulierten, weisen darauf hin, dass wenn die Bundeswehr abzöge, die Taliban die Herrschaft übernähmen. Aber dass in Birma oder Nordkorea eine Gewaltherrschaft ist, das stört diese Stimmen nicht. Warum man nur in Afghanistan für Ordnung sorgen will und nicht gleich auf der ganzen Welt, diese Antwort bleiben diese Stimmen schuldig. Kaum vernehmbar ist noch das Argument, man solle den Job zu Ende führen, ein Argument, was mit der täglichen und unbestreitbaren Verschlechterung der Lage täglich dünner wird. Weil wir uns in die Scheisse geritten haben und weil wir Ritter der Konsequenz sind, wollen wir nicht nur halb, sondern ganz in der Scheisse versinken. In etwa. Vielleicht kann man noch SamyOmar89 zitieren „Es waren die Amerikaner die uns deutsche in diesen Krieg gepuscht haben, kein anderer.“ Was er noch hätte hinzufügen können, die Feigheit der deutschen Politik, sich dem zu widersetzen. Ein Zusammenhang, den die deutsche PolitJounalistenIntelligenzia bis heute nicht fähig zu formulieren war. Schöne Fitzelaufgabe für einen Pressemenschen, diese Youtube-Diskussion in seiner Zeitung zu referieren. |
25.07.2009 | Millionen Gehen meint : Millionen gehen ins Kino – und schauen sich keine deutschen Filme an. Sie rennen zu Harry Potter, Ice Age 3, zum in den Misserfolg getwitterten Brüno, zu den Transformers, zu den Illuminati. Der einzige deutsche Film unter den Top Ten dieser Woche (laut SZ Extra Kino vom Donnerstag), der hochgelobte „Alle anderen“, fristet mit 13051 Eintritten ein tristes Aschenputteldasein und kommt mit etwas über 137 Tausend Zuschauern nach fünf Wochen noch nicht mal an den abgestürzten Brüno nach zwei Wochen heran. Irgendwas ist faul im Filmland mit seinen über 150 Filmproduktionen pro Jahr. Und die Ausrede, es handle sich um Arthouse, sollte nicht ohne weiteres geschluckt werden. Im SPIEGEL ONLINE KULTUR vom 23. 7. übte Johannes Klingsporn, der Geschäftsführer des Verbandes der Filmverleiher, Kritik an der hohen Anzahl deutscher Filme; zu viele „aufgepeppte Fernsehversionen, die gar keine Kinofilme sind“. Spiegel Online schiebt die Frage nach, ob damit vielleicht auch die Buddenbrocks gemeint gewesen sein könnten, die ursprünglich wohl als Blockbuster geplant waren und diesen Anspruch offenbar nicht erfüllen konnten. Irgendwas ist faul im Filmland. Aber was. Noch vor zwei Jahren wurde ein Volker Schlöndorff und OscarPreisTräger wie ein unmündiger Schulbub in aller SZ-Öffentlichkeit – und bis heute nicht kompetent und energisch und deutlich widersprochen – von einem Herrn Rohrbach zur Sau gemacht, weil er sich erlaubt hatte, laut über die Differenz von Film und Fernsehen, anhand der unsäglichen Erfindung der Amphibien-Filme, einer reinen Geldangelegenheit, nachzudenken und der Regie der jetzt mit anderem Regisseur in den Startlöchern stehenden Verfilmung der Päpstin enthoben. Aber es bringt nichts, Leute, die nachdenken, abzuwatschen. Denn etwas ist faul im Filmland. Aber was. Die Schelte am Oscartpreisträger hat nichts gefruchtet. Denkverzicht bringt nichts. Der Trailer der umbesetzten Päpstin kommt bombastisch daher. Ob das reicht, Empathie und Interesse beim Zuschauer zu erregen. Ob das reicht, endlich wieder einen deutschen Film zu sehen, bei dem der Kinogänger es schade findet, wenn er zu Ende ist. Wann gab es das das letzte Mal. (Bereits zwei Publikumspreise für „Evet, ich will“, könnten eine Prognose sein; ab 1. 10. im Kino). Wann hat es einem bei einem deutschen Film zuletzt leid getan, wenn ein Protagonist ermordet, erschossen, getötet wurde, wenn er starb. Etwas ist faul im Filmland. Und alle Beteiligten des Filmlandes sind daran beteiligt. Jeder sollte also bei jedem künftigen Entscheid darüber nachdenken, ob dieser kinoförderlich oder kinofeindlich sich auswirke, bei Texten, Themen, Besetzungen, Dialogen, Finanzierungen. Vielleicht verderben schlicht nur zuviele Köche, zu viele wohlmeinende Förderer und FernsehRedakteure, den Brei. Wenn jeder, der Geld zuschiesst, auch noch künstlerisch mitredet, so bleibt vielleicht von einer ursprünglichen Kinoidee eines Autors und Machers am Schluss nicht mehr viel übrig. Und alle sind angepisst. |